Eine Prcxhezeikmn.). Vrzählung von Koben Frkymund. Ein schneidend, kalter Wind eh!e den Schnee von den Dächern. D'e großen Spiegelscheiben der zahlreichen LSden waren ugefwen, In dicke Pelze und arme Tücher hüllt Gestalten schritten eilig durch die Straßen, hier und da einen Bekannten flüchtig zunickend oder tm Vorübergehen eine kurze Bemerkung Kber die grimmige Kilte austauschend. Nur ein junge Mädchen, welche der untersten lasse de Volke anzugehören schien, stand unter einer GaSiaterne, hielt ein kleine zerrissene Geldtäschchen in der Hand und zählte immer wieder be denklich die wenigen Pfennige, die sich darin befanden. Der eisige Sturm riß ihr fast da durchlöcherte Tch von den Schultern und zerzauste ihr krause Haar, so daß die gelösten Strähne sich wie schwarze Schlangen um sie ringelten. Ein alter Herr warf ihr einige Silber münzen zu. .Geh' ach Hause. Mädchen", rief er, seinen Weg sortsetzend, heute wird schwerlich Jemand stehen bleiben, um Dir ein Almosen zu geben. .Jetzt reicht e, flüsterte sie vor sich hin, die Geldstück mit leuchtendem Blicke betrachtend; dann eilte sie in ein Neben, gäßchen, trat in ein alte, niederes Hau und tappte die finstere Treppe hinan. Ein trübe LSmxchen brannte neben der Thür, an welche ihre Hand erst leise, dann etwa lauter klopfte. Der Riegel wurde zurückgeschoben, eine auffallend häßliche Frau erschien und rief in unwilligen Tone: .Geh' Deiner Wege! Ich habe nicht zu schenken. .Ich will ja nicht betteln, Frau Bau, mann evtgegnett da Mädchen, sich in die Thürspalte drängend. .Ich bin Ar beiterin und habe Geld. Sehen Sie nur her ! " .Weshalb kommst Du denn also? fragte die Alte, etwa weniger unfreund, lich. .Um mir von Ihnen die Karten legen zu lassen. Heute nicht mehr. Ich bin müde und habe übrigen auch keine Luft." ,0, liebe Frau Baumann, thun Sie e doch! Wenn Sie mich abweisen, bleibe ich die ganze Nacht hier vor der Thüre eben und höre nicht auf zu klopfen." .Nun. meinetwegen denn! Komm herein, Du Quälgeist!' ,Ei, hier ist e behaglich warm!' rief die Fremde, in die Stube tretend. Der eiserne Ofen strömte auch in der That ein wahrhaft afrikanische Hitze cm. Ein Bett, ein Tisch, zwei Stühle und ein kleine, harte Sopha bildeten die ganze Einrichtung. Die junge Arbeiterin hatte ihr wolle. ne Tuch über eine Stuhlehn geworsen. Sie war schlank, hoch und ebenmäßig ge wachsen. Mit ihrem wirren schwarzen Haar und ihren großen, leuchtenden Augen erschien sie fast wie eine Zigeu' nenn. Die Alte ergriff ein Spiel Karten. .Bezahle erst!' sagte sie mürrisch. Da Mädchen legte zwei Stlbermün zen ans den Tisch. .Hättest Dir lieber Brod dafür kau fen sollen. Was kann ein Ding wie Du bist von der Zukunft erwarte.' .Ich habe bezahlt; jetzt thun Sie, wa ich verlange!" rief da üvcaoazen zornig. .Verzeihung, gnädigst Prinzessin!' lachte di Wahrsagerin. .Ich werde mich gleich beeilen, Ihre Befehle zu erfüllen.' Sie mischte die Karten. .Hebe ab! So nun sei ruhig und störe mich nicht.' Mit großen, weitgeöffneten Augen starrte di Arbeiterin auf die halboer wischten Könige und Damen, Zehner und Achter, die vor ihr ausgebreitet wurden. Kaum wagte sie zu athmen und harrte mit feierlichem Ernste der bevorstehenden Enthüllungen. Die Alte zählte die Kar, ten von link nach recht und non recht nach links ab, murmelt unverständliche Worte vor sich hin, warf mitunter einen erstaunten Blick auf da Mädchen, zählte von neuem und begann endlich: .Ein sonderbare Loes! Lange Leben i!t Dir nicht beschienen. Mir einer Krone wirft Du Deine Stirn schmücken und in einen Purpurmantel gehüllt st er, len. Die Fremde hatte sich hoch aufgerichtet und stand da wie ewe Königin. Mit ihren flammenden Augen und lächelndem Munde, zwischen dessen korallenrothen Lippen die weißen Zähne heroorblitzten, war sie wirklich schön, trotz ihrer hageren Wangen und zerlumpten Kleider. .Mir liegt nicht daran, wenn ich jung sterbe,' sagte sie. ,Wa habe ich von einem langen, elenden Leben? Aber reich und mächtig will ich sein, kostbare Ge w?nder, Gold und Edelsteine haben und in einem schönen großen Hause wohnen! Werde ich da? Freilich, wenn mir eine Krone beschicken ist, dann muß auch Reichthum und Glanz dabei sein. Aber ist e auch wahr? Haben Sie da wirk, lich gesehen und wie wird sich'S fügen?' .Du fragst zu viel, Mädchen. Meinst wohl, man könne von den Karten Alles herunter lesen, wie au einem Buche? Begnüge Dich mit dem, wa ich Dir ge sagt habe und laß mich jetzt zufrieden.' .Gute Nacht denn, Frau Baumann!' Da Mädchen eilte die Treppe hinab und trat wieder auf die Straße. Schau ernd hüllte sie sich in ihr alte Tuch, als die eisige Winterluft ihr entgegenströmte. Ihre kleinen weißen Zähne klapperten vor Frost. Rüstig vorwärts schreitend, schlug sie den Weg nach der Vorstadt ein und stand eine halbe Stunde später in dem ärmlichen Zimmer, welche sie mit ihrer Mutter bewohnte. .Wie spät Du kommst, Magdalena!' rief die alte Frau, die frierend neben dem Ofen saß, in welchem nur mehr einige Funken glühten. .Die Suxre ist kalt geworden, die Lampe heruntergebrannt und Rudolf kam so oft, nach Dir zu fragen. Wa soll er denken?' .Ich will tt etwa sagen. Mutler ' begann da Mädchen zögernd, ,a Ru dolf denkt, ift mir einerlei. Ich kann seine Frau nicht werden.' .Wa? Warum nicht?' .Weil ich keinen Handwerksgesellen heirathe.' .der Kind. Er hat Dich ja so lieb und Du scheinst ihm auch gut zu sein. Wa ift denn vorgefallen? Denke doch, wie arm wir sind! Rudolf ift ein braver, fleißiger Mensch. Er bringt e gewiß noch bis zum Meister.' Da wäre mir auch etwa Rechte, Frau Meisterin zu heißen!' lachte Mag, dalena spöttisch auf. .Ich glaube, Du haft den Verstand verloren,' zürnte die alte Frau. .Geh' schlafen und laß mich morgen nicht wie, der so thörichte Zeug hören!' Am nächsten Morgen hatte sich der eisige Sturm gelegt; e war ein schöner, ruhiger Wintertag und die junge Arbeite rin schritt ohlgemuth nach der Fabrik, in welcher sie beschäftigt war. .Magöalene!' sagte plötzlich Jemand neben ihr. Sie ging weiter, als hätte sie nichts gehört. .Magdalene willst Du nicht mit mir sprechen?' bittend und vorwurfsvoll zugleich klangen diese Worte. Sie blieb stehen. .Ja! Ich will Dir sagen, daß Alle zwischen un zu Ende sein muß. Ich lasse mich nicht zwingen, weder von der Mutter noch von Dir. Halte mich nicht länger auf, eS ift schon spät.' .Du wirft letzt flehen bleiben und mir antworten!' rief er, ihren Arm ergrei, send. ,WaS ift geschehen, daß Du mir Dein Wort brechen willst?' .Sei nicht so laut! Die Vorüber. gehenden werden ja aufmerksam. Wenn Du durchaus daraus bestehst, die Wahr, helt zu erfahren, so will ich sie Dir nicht vorenthalten: ich Heirathe keinen Hand, werker I' .Du gehörst doch selbst einer Hand, werkersamilie an.' .Deshalb kann ich doch etwas Besse reS erreichen. Wer weiß, ob mir nicht noch ein glänzendes Loo zu Theil wird.' .Wer bat Dir solchen Unftnn tn den Kops ge etzt?' .E M rein Un ttnn I Ich bin nicht dazu bestimmt, von Früh bi Abends zu arbeiten, tn einer kleinen, finsteren Stube zu sitzen und schlechte Kleider zu tragen. Ich werde noch hoch empor steigen " .Meinetwegen auf einen Thron I' rief er zornig. .Thue, wa Du willst, thö- richte Mädchen I Ich wünsche Dir Glück und daß Du von Deiner Höhe nicht zu unsanft herunterstürzen mögest I Sein fester Tritt verhallte in der noch ziemlich menschenleeren Straße. Wochen und Monate vergingen. Der junge Schreiner kam nicht mehr in das einsame, ärmliche stübchen, wo er man chen Abend in traulichem Gespräche zuge bracht hatte; aber auch das erwartet Glück blieb au, und zwischen Magda lna und ihrer Mutter fielen oft recht böse Worte. .Rudolf hat wie ein Sohn für wich gesorgt, er war viel liebevoller al Du," klagte die Wittwe. .Die Stütze meine! Alter wäre er geworden! Jetzt haben mir Niemand auf der Welt, der eS gut mit un meint. Wie konntest Du nur fo unvernünftig, so verblendet handeln?' Magdalena zuckte die Achseln und schwieg, orte aver die alte grau nicht auf, ihr Vorwürfe zu machen, so wurde sie heftig und e kam zu uneiquickltchen Auftritten. Dennoch regte sich In dem Herzen des jungen Mädchen zuweilen ein reumüthi geS. sehnsüchtige Gefühl. Wenn die Stunde schlug, wo Rudolf sonst zu kom men pflegt, blickte sie oft verstohlen nach der Thür. Sie zürnte ihm heimlich, daß er gar keinen Versuch machte, sich ihr wieder zu nähern andererseits aber hielt sie an der Proxhezeihung seft. Eine Zukunft voll Pracht und Hoheit lag vor ihr. Freilich nur eine kurze Spanne Zeit würde sie da Glück gmießen ken nen ; aber wa lag daran? Aussteigen wie ein leuchtende Gestirn und dann plötzlich erlöschen wag konnte c3 Schönere geben? Mittlerweilen blieb sie aber immer die arme, unbeachtete Arbeiterin, und als sie, einer Unachtsamkeit wegen, au der Fa brik entlassen wurde, klopfte bald die bitterste Noth an ihre Thür. Die Mut ter weinte und Magdalena irrte, Beschäf, tigung suchend, planlo in der Stadt um her. Ihre Mühe war vergebens; müde, hungrig und entmuthigt begab sie sich auf den Heimweg. Welch' unangeneh men Stunden ging sie entgegen! Ge miß würde die Mutter ihre Klagen und Borwurst wtever von teuern oegtnnen. Da Glück ließ aber auch gar zu lange auf sich warten. Da tönte Musik an ihr Ohr, sie blickte auf und bemerkte, daß sie sich vor dem Theater befand, in welchem letzt allabendlich ein groge AugstattungS stück aufgeführt wurde. Wie teflgevannt clieo te Neben. Da drinnen war Glanz, Licht und Freude hier draußen Dunkelheit, Mangel und Elend. Wie gern halle ne auch ein mal die märchenhafte Pracht gesehen, von der so viel erzählt wurde ! Zögernd stieg sie die Stufen empor und stellte sich an die Eingangsthür. Ein Mann, mit einigen Büchern unter dem Arm. kam au dem Schauspielhaufe. Er sah sie an und ging an ihr vorüber, kehrte dann aber wtever um uno sagte: .Wenn Sie den Vorstellungen gern beiwohnen wollen, so melden Sie sich doch morgen um 11 Uhr im Bureau als Statistin. Sie werden gewiß angenom men, da Sie groß und schlank sind und ein hübsches Bühnengesicht haben.' Erröthend nickte sie und eilte nach Hause. Die Mutter sah blaß und ver grämt au, ie fragte nicht, wo rtaj' dalena so langt veiblieben war, nicht, ob sie Arbeit gesunden habe, chroelzeno stellte sie da einfache Gericht auf den Tisch, schraubte die Lampe höher und griff wieder nach ihrem Nähezeug. Die junge Arbeiterin suhl! plötzlich eine Anwandlung von Reue. Sie kniete vor der abgehärmten Frau nieder, schlang die Arme um sie und sagte: .Mache Dir kein Sorge, Mutter, e wird Alle wieder besser werden.' .Nein der Segen hat un verlassen. Ich fürchte, Du wandelst auf einem schlimmen Wege: doch wa hast e, Dich zu warnen? Du hast niemals auf mich gehört. Vielleicht kommt einst der Augenblick, wo Du gern die treue, ehr. liche Hand ergreifen würdest, die Du von Dir gestoßen hast, aber bann wird e zu spät sein.' Trotzig erhob sich Magdalena. .Ich kann allein sür mich sorgen und brauche Niemand, der mir hilft.' .Hast Du Arbeit in Aussicht?' .Wie man' nennen will. Jedenfalls etwas, wo ich mindesten? ebenso viel be zahlt bekomme, wie in der Fabrik.' .Da wäre?' Magdalena wiederholt di Wort, welche ihr der fremde Mann zugerufen hatte, al sie vor dem Theater stand. Die Wittwe schüttelte den Kopf. Alle Andere wäre mir lieber gewe fen, doch wir dürfen jetzt nicht wählerisch sein. Geh' in Gotte Namen hin. Ich will Dir Deine Sonntagskleider richten. Doch nun lege Dich zu Bett, damit Du morgen nicht so blaß und verwacht aus flehst.' Das Mädchen gehorchte, aber schlafen konnte sie nicht. Vor ihren geschlossenen Augen schwirrten Kronen, Purpur mäntel, Lichteralanz und funkelnde Edel steine bunt durcheinander. Sie meinte immer noch die muntere, rauschende Musik zu vernehmen und die vergoldeten, mit hohen Blattpflanzen geschmückten Treppengelander zu sehen. Endlich wurde e Tag, und in ihren schönsten SonntagSputz gekleidet, sag Magdalena bereits um acht Uhr fertig vor dem Spiegel, obschoa sie sich erst drei Stunden später nach dem Theater Bureau begeben sollte. Jetzt war ihr doch etwas bange. Endlich war es Zeit, sich auf den Weg zu begeben. Noch ein letzter Blick in den Spiegel, dann eilte sie aus dem Stübchen auf die schmale finstere Treppe hinaus. .Magdalena!' rief plötzlich die Mut ter mit ängstlicher Stimme. .Komm' zurück, mein Kind. Mir wird so bange, al stände dir ein Unglück bevor. Bleibe hier wir wollen Geduld haben und warten.' .Ach, laß mich doch!' erwiderte da Madchen, sich ungeduldig au den um schlingenden Armen befreiend. .So kann e ja nicht länger fortgehen. Sei nur ruhig, Mutter. Ich bringe Dir gewiß gute Nachrichten mit. Du wirft sehen, von jetzt an wird e besser mit unI Sie flog die ausgetretenen Stufen hinab. Eilig schritt sie dahin. Die Erregung färbte ihre Wangen und er höhte den Glanz ihrer großen schwarzen Augen. Nach wenigen Minuten befand fte lich vor dem Schauspielhause. Ver legen und schüchtern stand sie da und wohl eine Viertelstunde verging, ehe sie e wagte, rn das große Gebäude zu Ire ten und einen der dort anwesenden Ar, belter zu fragen. .Dort kommt der Theaterdiener, er kann ie hinführen,' erwiderte er, ohne seine Beschäftigung zu unterbrechen. Magdalena wandte sich nach der ange deuteten Richtung und erblickte denselben Mann, dessen Rath folgend fte gekom men war. Er nickte ihr lächelnd zu und sie folgte ihm durch mehrer Gänge, bi zu einer Thür, an welch zu klopfen er sie bedeutet'. .Mir ist so bange,' flüsterte da Madchen zaghaft. .Nun, so will ich mit hineingehen und dem Direktor selbst Ihr Anliegen vor tragen,' tröstete er gutmüthig. .Ach ja!' bat sie. Beide be' raten da Bureau, in wtl chem zwei ältere Herren anwesend waren. .Herr Direktor, da Fräulein wünscht Nch al Statistin zu melden." erklärte der Theaterdiener, feinen Schützling vor, stellend und sich hieraus entfernend. Derjenige, an welchen diese Worte ge, richtet waren, warf einen gleichgilkigen Blick auf da jnnge Mädchen, schüttelte den Kopf und sagte trocken: .Ich bin versorgt und habe keine Ver wendung mehr für Sie.' Beschämt und enttäuscht näherte sich Magdalena der Thür, al der andere der beiden Herren rief: .Ich mein doch, wir könnten sie an, nehmen. In dem lebenden Bilde, am Schlüsse de zweiten Akte, müßte ihre hohe, schlanke Gestalt sich gut auöneh, men.' .Nun, wie Sie denken,' lautete die Antwort und der Regisseur, welcher so eben gesprochen hatte, wendete sich zu Magdalena, erklärte ihr, daß sie um sechs Uhr in der Garderobe sein müsse und vereinbarte mit ihr die kleine Summe, die sie jeden Abend nach der Vorstellung erhalten solle. Hochbeglückt eilte das Mädchen nach Haufe. Sie traf die Mutter nicht allein. Rudolf war bei ihr. Er hatte eine Ge, haltSzulage bekommen und wollte das erfreuliche Ereigniß der Wittwe mrtthei, len. Vielleicht war er auch durch die Hoffnung herbeigeführt worden. Magda lena möchte sich anders besonnen haben. Der erste Blick auf sie belehrte ihn je, doch, daß er sich getäuscht habe. Da Mädchen schien ihn gar nicht zu sehen und rief nur der Mutter mit triumphi render Miene zu: ,E ift Alle in Ordnung, ich bin angenommen!' ,Wj soll da hr.genr srazr nu doif cflaunt. .Daß ich am Schauspielhause engagirt bin.' .Du al wa?' .Al Statistin.' Er sing auf sehr wenig respektlose Weise zu lachen an. .Da haft Du weit gebracht, renei Wenn da jene glänzende LooS ist, um dessentwillen Du verschmähst, meine Frau zu werden, dann ' .Schweige doch!' unterbrach sie ihn mit zornfunkelndem Blickt. .Da ist nur di erste Stuf der Lkiter, die ich er klimmen werde. Ich weiß, wa mir be stimmt ist und e kümmert mich wenig. ob Du darüber lachst oder nicht. Die Zeit wird kommen, wo Du selbst ein stehst, daß ich nun und nimmermehr für Dich gepaßt hätte. Da thue ich jetzt schon,' erwidert er trocken, nahm seinen Hut, schüttelte der Wittwe freundlich die Hand und ent, sernte sich. Magdalena wußte rn ihrer lreuvigen Erregung nicht, wa sie beginnen leine. Huld sag sie vor dem Spiegel, Halb lief sie in dem Zimmir auf und ab, blickte nach der Uhr, umarmte die Mut ter, versrrzch ihr einen Sammetman tel. stieß die Kaffeekanne um, trat der Katze auf die Pfoten, daß sie laut auf. kreischend unter da Bett fluchtete und beging überhaupt so viele Tollheiten, daß die Mutter sie endlich ernstlich er suchte, ruhig sitzen zu bleiben, bi eS Zeit sei, sich in da Theater zu begeben,' Al e sechs Uhr ge chiagen hatte, trat Magdalena pünktlich in daS Garderobe, z,mmer. Eine heiße, von Parfum und Puderwölkchen erfüllte Luft strömte ihr entgegen. Die Gasflammen verbreite len ein blendende Helle, muntere Stim, men schwirrten durcheinander und bunte, flimmernde Gewänder hingen an den Wänden. Verlegen blieb da Mädchen an der Thür stehen. Man sah sich nach ihr um, zischelte und lachte, aber Nie mand forderte sie auf näher zu treten, bis endlich eine ältere Person auf sie zukam, nach ihrem Namen fragte und ihr hierauf einen Platz anwies. Mit gesenkten Augen saß Magdalena da und überließ sich regungslos den Hän den der um sie beschäftigten grauen. Erst als ein schwerer Gegenstand auf ihr Hapt gedrückt und tn dem gelösten Haar befestigt wurde, wagte sie einen flüchtigen Blick in den großen Spiegel gegenüber zu werfen und hätt fast laut aufge schrieen, als sie eine funkelnde, blitzende Krone aus dem dunklen Lockengewirr leuchten sah. .War eS so gemeint ge wesen? Sollte das der Sinn der Pro- phezeihung seini" Magdalena hatte nicht Zeit, lange nachzudenken. Man hüllte sie in ein lanaeS, weiße, goldgestickte Kleid, dessen Schleppe weit über den Boden dahinfluthete, und während die eine Garderobiere den schimmernden Gürtel um ihren schlanken Leib legt, drapirte die andere einen mit Hermelin verbrämten Purpurmantel um ihre Schultern. Wie betäubt stand sie da und betrach tete das Bild, welche ihr der Spiegel zurückstrahlte. Schön war sie so schön, daß sie sich kaum selbst wieder er kannte. Kein wirklich Königin konnte maiestätischer aussehen aber sollte da die verheißene Herrlichkeit sein tf Rauschend Musik und Applaus tönten herein. DaS junge Mädchen schlich leise au dem Anklklbezimmer und stellte nch zwischen die Coulissen. Die Tänzerinnen schwebten wie bunte schillernde Schmet terlinge vorüber, in feenhaftem Glänze erstrahlte die Bühne, doch vor Magda lena'S Augen tauchte ein andere Bild auf: in schmales, ärmliches aber unend lich traute Slübchen. tn welchem die Mutter mit liebender Sorgfalt waltete Sie sehnte sich plötzlich zurück nach dem engen Raume, nach dem kleinen harten Sopha und dem alten plumpen Ösen, neben welchem noch der Großoaterstuhl stand, in den sie sich al Kind so gern ge schmiegt yaire. in sormiiazes Heim weh ergriff ihr Herz. Sie kam sich so einsam und verlassen vor in dieser frem den, flimmernden Welt. Unwillkürlich blickte sie auf den kleinen, einfachen Ring, den Rudolf einst an ihren Finger gesteckt hatte und streichelte zärtlich dar- über. Dann kehrte sie in die Garderobe zurück, setzte sich in eine Ecke und ver harrte schweigend, bis sie auf di Bühne gerufen wurde. Die erste Verwandlung de zweiten Akte war vorüber und der Zwischen, Vorhang gefallen. Die Scene stellte jetzt einen glänzenden Saal bar. Im Hintergrunde erhob sich ein goldschim mernder Thron, um den liebliche Mäd chenqestalten gruxpirt aren. Magdalena stieg, wie ihr geheißen wurde, die Stufen empor, er vtt gisseur gab ihr die denkbar günstigste Stellung, ordnete den Faltenwurf ihres Mantels, trat dann zurück, um oas Btiv zu Überfehen und lächelte befriedigt. DaS Klingelzeichen wurde gegeben, der Vorhang flog in die Höhe und ein Ausruf der Bewunderung hallte durch daS HauS. Plötzlich machte sich eine seltsame Unruhe in dem Zuschauerraume bemerkbar und pflanzte sich bi auf die Bühne fort. Man sah sich um und flüsterte fragte und mit einem Male erklang von der Gallerie der Schreckens ruf: .Feuer!' An einer Seitencoulisse züngelten Flammen empor. WüsteS Gedränge entstand. Man hörte nicht auf die be ruhigenden Worle der Regisseure und stürmte in wilder Hast den AuSgängen zu. Nicht minder groß war da chaotische Gewirr auf der Bühne. DaS Feuer griff um sich. Löschmannschaften, Theateralbeiter, fliehende Choristen rannten schreiend durcheinander. Auch Magdalena wollte flüchten, doch mit der Loka'.iiät unbekannt, vermochte sie den Aukgag nicht u finden. Sie verwickelte sich in fr.t Schleppe, in ihren Mantel, wurde überall zurückgestoßen, au dem Weze gedrängt und wankte endlich, betäubt von dem immer dichter werdenden Rauche, auf einen schimmern. den Gegenstand zu, den sie von wehem wie durch einen Nebelschleier gewahrte. Vielleicht war e eine geöffnete Thür, durch welch da Licht der Straßen laternen einfiel. Mit vorgestreckten Händen, kaum noch fähig zu athmen, strebte sie vorwär!. Schwärzer und dichter wurde der Rauch halb bewußllo taumelte fit weiter. da zeigte ihr eine grell aufzuckende Flamme, daß sie sich wieder vor dem Throne befand, dessen vergoldete Säulen in dem Feuerschein glänzten und glitzerten. 2kk einem verzweiflungsvollen Schrei sank sie auf die blumenbeflreueten Stufen nieder. In demselben Augenblicke stürmte ein Mann auf die Bühne, der sich mit wehrer Nie entrost len Weg dahin ae bahnt hatte, hob di Ohnmächtig auf und trug sie mit starkem Arm über ein Hintertreppe hinab au dem brennenden Hause. Mehrere Wochen waren vergangen, In ihrem ärmlichen Stübchen saß Magdalena, von Kissen unterstütz', am gensler. Sie sah recht blaß und leidend au. Die großen, dunklen Augen blickten lraumerliq vor sich hin und schienen sehnsüchtig aus ein entfernte Ziel ge richtet zu sein. Auf ihrem Schooße lagen die Schnee alöckchen und Veilcben. Die Wittwe trippelte, ihren kleinen aushalt ordnend, leise aus und ab. Da wurde die Thür leise geöffnet und eme flüsternde Männerstimme fragte: .Schläft sie. Mutter?' .Nein, fle ist heute zum ersten Mal wieder aufgestanden,' antwortete die alt Frau. .Willst Du nicht hereinkommen und Lenchen begrüßen?' .Rudolf!' klang e leise und bittend vom Fenster her. .Komm' her! Ich möchte mit Dir sprechen.' Zögernd trat er ein. .Was willst Du?' .Dir danken, daß Du mich gerettet hast." Ach da ist gar nicht zu danken. Ich konnte Dich doch nicht verbrennen lassen,' sagte er halb trotzig und halb gerührt. Sie reichte ihm ihre kleine braune Hand hm. .Bist Du noch böse auf mich?' .Nein, aber sprich nicht so viel, e könnte Dir sonst schaden.' Sie schüttelte den Kopf. .Ich muß sprechen! Du sollst ersah ren, warum ich vor einiger Zeit so oerän dert war. Ich will Dir sagen " .Sage lieber nichts! Ich kann mir ohnehin denken, was geschehen ist. Ver, mulhlich hat Jemand versucht, Dich durch alberne Vorspiegelungen auf un rechten Weg zu leiten.' .Nein, nein fo war eS nicht,' rief sie lebhaft. .Höre mich nur an! Du kannst mich auch auslachen, wenn Du willst, denn ich habe eS verdient.' Er rückte einen Stuhl neben sie und Magdalena erzählte erröthend ihren Be such bei der Kartenlegerin. .Sie prophezeit mir in Krone und daß ich, in emen Purpurmantel gehüllt, sterben würde nun ist Alle wirklich eingetroffen.' .Doch nicht fo ganz,' sagte er, sie lächelnd an seine Brust ziehend, .denn Du lebst ja.' .Ich lebe,' erwiderte sie träumerisch, .aber die Magdalena von damals ift ge sterben. " .So frage ich Dich nochmals, ob Du mein Weib werden willst? Uebereile Dich nicht mit der Antwort. Diesmal sollst nur Du allein entscheiden.' Die Wittwe war leise näher getreten. .Komm' her, Mutter,' rief Magda. lena, mit frohem Blick zu ihr aufsehend. .Heut' lege unsere Hände ineinander! Der böse Traum hat ein Ende geriom, men. Draußen ist der Frühling er, wacht und in meinem Herzen die Liebe.' Z?arm drückt ns der Schuh. Mober kommt eS. daß so viele der Hühneraugen belastete Füße umherwan, ken? Nicht immer M rer chuhmacyer schuld daran, denn Niemand kann uns zwingen, schlecht sitzende, drückendes Schuhwerk zu tragen ; verweigern wir die Annahme solcher Waare, so wird der Schuhmacher unserer Fußform in Zu kunft besser Rechnung tragen. Leider verlangt die liebe Eitelkeit, daß Stiefel oder Schuhe schmal und kurz seien, da mit der Fuß recht klein erscheint ; doch niemals können die in enge Stiefel ein gezwängten Gliedmaßen schön genannt werken. Die Hände erfreuen sich einer aufmerksamem Pflege, sie sollen weiß und zierlich sein. An die Füße wird nur wenig gedacht, und geschieht eS, so wer den sie in den meisten Fällen bis auf'S Blut gemartert. Aschenbrödel will kei ne unserer iunaen Mädchen sein, einen Aschenbrödelfuß will aber jede haben. Der edle Fuß ist von hoher Wölbung, er hat längliche, äußerst bewegliche A,hm. nur mSniae Ballen und ist von großer Geschmeidigkeit, welche sich so wohl tm sange, ars oeim ganzen ve merklich macht z seine Schönheit besteht ithnifc kkinetZweaS in besonderer Kleinkeit. Ein kleiner Fuß ift bei einem großen Körper ebenso yagliq. wie ein groszer ft6 bei einer kleinen Verson : im Eben maß ter einzelnen Theile zu einander und zum ganzen Körper liegt die wahre Schönheit. Wie stiefmütterlich wird ter Fuß ost behandelt I Während wir unseren Hän den reichliche Waschungen zukommen las sen, werten unsere jjuj kamil meist weit sparsanur bedacht, uud doch haben beide Glieder von Naiur denselben Bau und dieselbe Wichtigkeit. Sorgsam achten wir auf die Nägel ter Finger, bürsten und beschreiben dieselben, wir sollten aber auch diejenigen der Zehen nicht ver essen, um eingeuachsen und gekrümmte Nägel zu verhüten. Besehen mir das Füßchen ine Säug ling. Wie sammtweich ist die Haut, wie rosig sind die Nägel der Zehen l Der Ballen tritt nicht he, vor. So zart und fein bleibt ter Fuß allerding nicht, wenn er die Arbeit de G'her und den Schuhmarg kennt. Allein keine Mut ter sollte die Pflege der kleiren Füße vergessen. Neben den nöthigen Waschun gen ist vor allen Dingen auf zweckmäßi ge, bequeme Schuhwerk zu achten, denn gerate in ten st int e jähren wird der Grund zu manchem später enFußübel gelegt. Da Kind achtet kaum de keich ten Drucke : in KInterschuhen g,ht e sich ja so leicht, so sorgenlos, aber di Jahr schwinden, die Kinter Wirten groß, sie sollen auf eigenen Füßen stehen und stehen ost nicht einmal auf gesunden l Stiefel oder Schuh muß Immer einen halben Zoll kl cm ) länger als der Fuß selber sein; denn beim Gehin strecken wir den Fuß aus, und er verlängert sich, während deS Sxrunggelenk nachgiebt. Setzen wir dann den Fuß fest auf, so wird er breiter, da sein Rücken sich ab flacht. Um dieser Ausdehnung ter Breite nach gleichfalls zu genügen, ift es nöthig, den Zehengelenken so viel Raum al möglich zu verschaffen. Daher dürfen weder Stiefel noch Schuhe in eine Spitze auölausen, sondern müssen vorn eine breite, rund oder länglich runde Form haben. Besonder muß da Schuhwerk um den großen Ballen bequem fein ; drückt e hier, so tritt dieser immer mehr hervor und der Fuß wird durch den engen Stiefel mit der Zeit breit und unförmig. Die Zehen sollten nie mißhandelt wer den, denn sie verleihen dem Schritt St cherheit und Geschmeidigkeit. Die große Zehe leistet dem Fuß dieselbe Arbeit wie der Ziumen die Hand; nächst ihr ist die den Schluß bildente. kleine Zehe am wichtigsten. Sind die Zehen durch Ber krüxpelung dienftunsähig geworden, wie z. B. bei den Chinesen und wie auch bei unseren zu enges Schuhmerk tragenden Damen und Herren, wird der Gang trippelnd, gezwungen. Die gleiche Wir kung bringt der künstlich hohe Absah her, vor, welcher den nachtheiligsten Einfluß aus die Zehen übt. weil er die Arbeit de Fuße auf die Zehenspitzen ein schränkt, während bei niedrigen Absähen diese Arbeit auf die ganzen Zehen ver theilt wird. Der hohe Hacken dient da, her nur dazu, unser Schmrzn zu r höhen! Au dem Gange läßt sich gar wohl auf den Charakter de Menschen und auf feinen Stand schließen. Leidermit dem Gemüthszustande noch enger zusam menhängenden Fußbewegung, dem Tan zen, offenbart sich meist der Volköcha rakter. Der Italiener tanzt mit Leiden schaft, der Franzose leicht, voll Feuer der Pole, während der Nationaltanz der Deutschen, der schöne, elegische Walzer, ihr Gemüth bekundet. Mißstimmungen werden oft genug von engen Stiefeln hervorgerufen, welche uns die Freiheit der Bewegungen und damit diejenige des Denken rau ben, denn der körperliche Schmerz wirkt auf unseren Geist, wer weiß, ob Friedrich der Große Sieger in fo vielen Schlach, ten gewesen wär, hätt er sich seine Rei, terstiefel nicht von feinem Diener aus treten lassen! Ein übellauniges Ge sicht ist kein Empfehlungsbrief, erzwun gene Heiterkeit läßt kalt, nur der gesund Mensch kann gut sein, sagt ein Sprich wort, und ich möchte hinzusetzen, nur der auf gesunden Füßen Einherschrei tende kann frohen Muthe sein Ziel er reichen. So lasset un denn Sorge tra gen, ta un nie mehr der Schuh drücke! Alter des Sonnenschirms. Der Sonnenschirm war schon früh im Alterthum, in Aegypten und besonder in Rom, ein beliebte Toilettstück, da eine Claudia und Messalina kannten, und da Sklaven über da Haupt jene versührerischen Weibe hielten, da al Venu auf ihrem Nachen hinab, Antonio entgegenfuhr. Die Schirme waren nt weder mit funkelnden Edelsteinen bedeckt oder mit Federn geschmückt. Dem Mit telalter war er fremd, und erst die Neu zeit hat ihn neuer, reränderter Gestalt wieder in'S Leben gerusen. Der Reiz de HalbdunkelS in seiner Wirkung auf da Kolorit ift kekannt. Ein feurige Rolh oder ein zarte Rosa im Schirm wird die Beleuchtung mildern und sanfte Dämpfung über da Gesicht breiten. Die günstigsten Farben des Sonnen schirm können leiter nicht immer ge. wählt werden, da sie mit der Farbe de Kleides übereinstimmen müssen. Vielleicht wäre die Forderung keine allzugroße: die Wahl des Kleide in bestimmten Fällen nach dem Schirm zu treffen. Ein lila oder brauner Schirm bringt ein sehr un vortheilhafte Kolorit hervor, weil daS Lila die rothen und gelben Fleischtöne absorbirt und ein matteS Grau zurück läßt, das in Verbindung mit der Lila, färbe alt und welk erscheinen macht. Dagegen wird ern gelber Schirm für die Brünette eine ebenso schöne Wirkung ha, ben, wie daS Rosa bei der Blondine. Jedenfalls wird einige Kenntniß der Malergesetze auch bei der Wahl teS Sonnenschirmes von großem Vertheil sein. Monolog. Junges Mädchen: .Schon zum zwei ten Mal unverlobt aus dem Bade zurück, gekehrt! Das ift das LooS der Schöne auf der Erd!'