Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 20, 1894, Image 9

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    Hi stfd Vörche,.
In buft'ger Waldelkühle.
Dicht an be Lächlein and,
St?ht och die kleine Mühle,
Wo ich mein Liebchen sind.
Am Fuß der alten Linde
Den Ort merkt' ich genau
Sagt' ich zum schönen Kinde:
.Nur Dich nehm' ich zur Frau !'
Mit hold verschämter Wange
Gxrach st zu mir alsdann:
.Vor Dir ist mir nicht bange,
Du lieber, loser Mann!'
Da war ein Treiben, Schwellen
Ja jener Zeit voll Lust:
Del Rad, in den Wellen,
Der Herzen in der Brust l
Nun find mir all Leute.
Geh'o bald au dieser Welt.
Doch ist' um un noch heute
WI damal! wohl bestellt.
Da Rad ist fteh'n geblieben,
Da BZchlein deckt der Sand
Nun unser treue Lieben
Hielt allem Wechsel Stand.
Des Linen Lreud, des Andern
keid.
ManSver-HumoreSke von Grat Günther
Rojenhagen.
E war im letzten Manöver an einem
drückend schwülen Tage d Zkuguft. Ja
aller Früh schon waren wir au unserem
Quartier aufgebrochen und hatten den
Vormarsch gegen den Feind bereit ange
treten, al dieser noch friedlich im Bivouak
lag, nicht, Böse ahnt und sehnsüch.
tig Blick nach dn gewaltigen Feuern
warf, bei denen mehr oder weniger ge
schickte stände mit der Bereitung de
Morgenkaffee, beschäftigt waren. Wir
sollten versuchen, den Gegner zu über,
rumpeln und zu überfallen. Aber der
HSchftkommanbirende denkt und der Zu
fall ltnkt. Dr Führer der Spitze, in
blutjunger Offizier, der in der Gegend
zu Hause war und jeden Steg und Weg
zu kennen behauptete, führte un, derart
m die Irr, da wir wieder Kehrt machen
mußten und nach stundenlangem Herum
laufen im tiefen Sand wieder genau auf
demselben Fleck ankamen, von dem wir
abmarschirt waren, so erschöpft, daß dem
Leitenden nicht andere übrig blieb al
da Signal .da Ganze Halt' blasen zu
lassen.
Gleich darauf kam der Befehl, in die
Quartier abzurücken. Alle Leid und
Ungemach war vergessen, al wir so
schnell wie möglich auf der staubigen
Chaussee einhermarschirten. Ein Ge
fühl de, Glücke, und der Freud durch
drang uns All: morgen war Ruhetag.
.O wklch Stligkeit macht mir da Herz
so weit,
O welche Himmelslust hebt mir die
Brust.
sangen die Leute auS heiseren Kehlen, und
au meiner Jugendzeit siel mir der schöne
Ver wieder in:
-Morgen ist Feiertag,
Wi will ich spielen im grünen Hag,
Wi will ich pflücken viel Blumen schön.'
Aber wi unser alter Feldwebel Schil
ling so oft mit Patho, zu sagen pflegte:
.Ersten, kommt , ander,, zweiten al
man denkt.'
Da, wo der Wegweiser fein drei Arm
nach Osten, Norden und Westen au
streckte, trennte sich d! Kompagnie.
Die drei Züge lagen weit auseinander
und ich zog mit meinen Lenken gradeaus,
immer gradtau,, bis etwa nach einer
halben Stund das Dorf Mucktl vor unl
lag. Di Fouriere kamen un, entgegen
und überbrachten die Billet,; mit meinem
Burschen und zehn Mann meireS ZugeS
war ich bei einem Landwirth cinquarlirt.
Als wir da Gehöft betraten, empfing
un der Bauer in der Thüre stehend, in
der Linken hielt er eine gewaltige Flasche,
in der Rechte ein winzig kleine GlaS.
.Na, Herr Lieutenant, denn trinke
Sie man auch 'mal Ein,' war fein
Willkommengruß, und ehe ich es verhin
der konnt, hatt er mir .nen lütten
Köhm' ingeschSnkt.
,Na, denn Proflt,' sagte ich lachend,
aber daS Lachen erstarb auf meinen Ltp
pen, als ich da entsetzlichste Getränk ge
trunken hatte, da sich jemals in einer
Flasche barg.
.Noch 'nen lütten?' fragt der Bie
dere, aber schaudernd wandt ich mich ab
und trat in da HauS.
Mein Bursche war mit der Bahn bi
zur nächsten Station vorauSgefahren, da,
mit ich bei meiner Ankunft Alle zum
Umkleiden bereit fände, und im Borge
fühl de höchsten Glück genoß ich jetzt
de schönsten Augenblick.
.Na, denn geh'n Sei hier man rin
ner,' sagt di brav Hausfrau, al mir
di in der Milte de Hause gelegene
Tenne erreicht hatten, an deren beide
Seiten di Kühe friedlich brüllten und
öffnete in Thür.
.Hier, Herr Lieutenant, bat i Ihre
Stuw.'
Verwundert sah ich mich um, da war
mein Stube? Aber Du lieber Gott,
da war ja überhaupt nicht, so winzig
klein und so niedrig, daß ich e für eine
große Futterkifte gehalten hätte, wenn
ich nicht eines Besseren belehrt worden
wär. I
br da Schlimmst, das Entsetz,
lichft war die Lust, die mir au dem
kleinen Raum entgegenschlug, in dem
mein Bursche in HemdSärmeln, roth
wie in Kred, schweißtriefend, grinsend
dastand.
.Mensch, mach da Fenster auf,' war
da Erste, wa ich sagte.
Der Kerl lachte über da ganze Gesicht:
.I sich nicht möglich, Herr Lieutenant,
i sich ja Drahtgitter vor!'
Der
Jahrgang 15.
Wa? wollte ich entsetzt fragen, aber
da ,a' blieb mir in der Kehle stecken,
nur da W, da mein Herz durchzuckte,
kam zum Ausdruck.
Vernichtend sank ich auf einen Stuhl:
ingesperrt in einen Käsig, abgeschnitten
von jeglichem Luftzug e war zum
Verzagen.
Da öffnete sich die Thür und herein
trat meine Wirthin, auf einem Theebrett
eine unendlich groß Schüssel mit rother
Grütze tragend. Jetzt essen, wo ich mit
allen Fasern meine Herzen nach Lust,
Ruhe und Abkühlung sehnte entsetzlicher
Gedanke! Aber ich wußte au eigener
Erfahrung, daß man seinen Wirthen
kein größere Beleidigung zufügen kann,
al, wenn man ihnen da, Essen unberührt
wieder hinauSschickt. Ich sprach meinen
Dank au,, aber kaum hatte die Frau
un, verlasse, da wie, ich mit der Rech,
ten auf di Schüssel und sagte zu mei
nem Burschen gewandt, da, kurze Wort:
.Iß'.
Aber der brave Pol trat entsetzt inen
Schritt zurück: .I sich mich vich mög
lich, Herr Lieutenant, hab ich doch schon
oeaeffen eine isaanet vou 0 groß - uns
er hielt seine Hand tw einen halben
Meter Über den Erdboden.
Ich blieb unerbittlich: .Jßl' be,
fahl ich.
Er mußte einsehen, daß mit mir nicht
zu spaßen war, denn r setzte sich auf da,
Leversopha, opete den legten emvs
knöpf am Hal und begann zu .futtern'
Flehende Blicke waren e, die er mir
zuwarf, aber erst, al er die Hälfte ver
ehrt, erlaubte ich ihm. aufzuhören.
Da öffnete sich die Thür und herein
trat meine Wirthin, auf einem Theebrett
eine unendlich große Schassel voll Bs
steak tragend.
.Liebste Frau,' bat ich, .haben Sie
Mitleid mit mir. ich kann nicht mehr."
Aber ohne sich beirren zu lassen, stellte
sie da Irisch aus den it si: .q, wat,
Herr Lieutenant, laten Set flck man
Ttd. Sei können noch veel mehr eten,
Und wieder wie ich. al sie un ver
lassen, mit einer kurzen Handlemegung
aus da Mei ch und vetatzt: .JB."
Aber mein treuer Pole streifte: .IS
sich mich wahrhaftig ganz und gar nicht
möglich, lieber Herr Lieutenant "
.Jßl' donnerte ich ihn an.
Vergebens suchte er nach einem Knopf,
den er zur Erleichterung der schweren
Arbeit noch ausmachen könne, oann sing
er an zu essen und da Wort: rappetit
vient en rnangeant" oemayrheil sich
auch vier: die Schüssel wurde leer.
.So!' sagte ich erleichtert, .nun will
ich schlafen, aber woi'
Da Soxha war so hart und kurz,
daß selbst für in neugeborene Kind
nicht gereicht hätt, so öffnete ich denn
den Wandschrank, tn dem sich da Bett
befand, in sogenanntes schrankdett.
Ein drei Meter hohe Strohlager, eine
zwei Zentner schwere Federdecke, da war
das ager, aus vem ich vet s Vrao im
Schatten ausruhen sollte von den Stra
pazen der letzten Tage.
.Lea' Dich. Probe!' befahl ich. und
der brave Knappe legt sich auf da Bett,
um sofort spurlo, zu verschwinden.
,Men ch, wo bitt iDii?" rtes ich er.
schrocken war ich doch verantwortlich
für da Leben und für die Gesundheit
der mir anvertrauten Mannschaften. Da
streckte sich ein Arm in die Höhe, und mit
verzweifelt Anstrengung gelang e mir,
meinen Burschen wieder hoch zu bringen.
Der arme Kerl war ganz blaß geworden
und die in dem Wandschrank herrschende
Temperatur hatte ihn der Auflösung
nah gebracht.
.Hier ist nicht zu wollen,' sprach ich
zu mir selbst und trat auf die Tenne
hinau, um mit meinen WtrthSleuien zu
sprechen. Noch immer umkreiste der
Bauer meine Soldaten, tn der Linien vie
gewaltige Flasche, in der Rechten ein
winzig kleine Gla haltend. Ich klagte
ihm mein reto unv öal ihn, mir eine
Stelle anzuweisen, wo ich mein müdes
Haupt zur Ruhe legen könnte. Einen
Augenblick stand er, in tiefe Nachdenken
versunken, dann öffnete er di Thür zu
einer großen, aber entsetzlich niedrigen
Stube, in der sich ein lange? Ledersopha
befand. Aber die Luft, die den Athem
raubende Luft! Einen scheuen Blick
warf ich auf die Fenster: auch da da,
Drahtgeflecht, das verhinderte, daß die
nach Außen gehenden Fenster jemals ge,
öffnet würden. Also diese Hoffnung
erwies sich auch als eitel, aber zu meiner
großen Freude entdeckte ich vier Thüren.
.Können wir nicht eine onnen i" kragte
Ich, .e, ist hier etwa heiß.'
.Meinetwegen, entgegnete er unv rtg
die erst Thür auf, in große Wandbett
leuchtete mit entgegen: .Hier slapen min
Fm un ick.'
Ehrfurchtsvoll schloß ich die Thur
und öffnete die zweite: noch ein Wand
bett.
.Hier slapen min KinnerS.'
Schnell schloß ich die Thür und öffnete
die dritte: wieder ein Wandbett.
.Hier slöppt min Mudder.' und rich
tig ruhte in den eiche Kissen eine alte
Frau, die mich wegen der Störung etwas
unwillig ansah.
Schleunigst schloß ich die Thür und
SonntagsUst.
Beilage zum Nebraska Staats-Anzeigr.
öffnete die letzt: abermals ein Wandbett.
.Hier slöxpt min Knecht.'
Ja, da, sah man dem Raum an, und
mit schnellen Schritten entfernte ich mich.
Also auch hier war meine, Bleiben,
nicht, weder für den Tag noch für die
Nacht. Ich murmelte, gegen meinen
Wirth gewandt, einig unverständliche
Worte vor mich hin und trat in', Freie:
e, war 9 Uhr Mittag,. Sengend und
Alle, verbrennend schien die Sonne, so
weit daS Auge reichte, war kein lebende,
Wesen zu entdecken; Alle, hatt sich vor
der glühenden Hitze gerettet, nur ich irrt
ruhelo, umher. Eine tief Muthlosig
kit befiel mich, ich setzte mich auf einen
umgestülpten Milcheimer und dacht sehn
süchtig an Weib und Kind, di , daheim
so gut hatten, während ich. der Gatte
und Bater, unflät umherwandert. Aber
weiter kam ich mit meinen Gedanke
nicht, denn plötzlich fühlte ich meinen
Sitz schwanken, der von der brennenden
Sonne aulgetrocknete Eimer löst sich in
sein einzelnen Bestandtheile aus und in
Sekunde später lag ich i meiner ganzen
Länge von 1 Meter 75 Zentimeter auf
der Erd.
Und da geschah etwas, wa, ich noch
vor einer Minute für unmöglich gehalten
hätt; ich sing an zu lachen, derartig an
zu lachen, daß mein Pole herbeistürzte
und mich kopsschuttelnd betrachtete.
,O. welche Seligkeit, macht mir da,
Herz so weit,' sangen meine Leute auf
der Tenne, wahrend sie ihr .rangschäs
tigen' vom Staubt reinigte. Wüthend
sprang ich empor, wie konnten die Men
schen sich erdreisten, glücklich zu sein,
während ich, ihr Vorgesetzter, vor Ver
zwttflung einem Lachkramps nahe war.
Da sah ich auf dem Fußweg einen
Lieutenant herankommen, dem sein
Bursche, mit einem Handkoffer beladen,
auf dem Fuße folgte. Der Kamerad
war feldmarschmäßig angezogen, sogar
den Helm hatte r aus dem Kops.
.Wanderer, mii dem Wotanöhute,
wohin wallst Du?' redete ich ihn an,
.mallst Du nach Wallhall ober nach
Wallheia " .
.Deine schlechten Witze werden Dir
schon noch vergehen,' antwortete er,
,HSr mich an. B. d. y. Batatl
lonSbefehl. An Stell des erkrankten
FourierossizierS wirft Du zu diesem un
angenehmen Amte kommandirt. In zwei
Stunden haft Du Dich bei dem Stab zu
melden; denn heute Abend mußt Du noch
nach Malchau, um dort Quartier zu
machen.
Krampfhaft faßt ich den Kameraden
am Arm: DaS ist nicht wahr Du
lügst '
.Na, erlaub 'mal,' unterbrach er
mich, .daß Dir di Sache nicht angenehm
ist. kann ich mir i denken, aber da tfl
doch noch kein Grund, mich zu beleidigen.'
.Ach wa beleidigen,' rief ich, .daran
denk ich ja gar nicht! Aber ich verstehe
immer noch nicht, wa willst Du denn
hier?'
.Ich bin für Dich zu Deiner Kom
pagnie versetzt. Nun aber beeile Dich,
Deine Zeit ist hier abgelaufen.'
Ich ging in da Hau, um meine
Sachen zu packen und zog fünf Minuten
später mit meinem treuen Polen von
bannen, während der Kamerad, an der
Gartenpforte stehend, mir nachschaute.
.Ich werde mich jetzt schlafen legen,'
rief er mir etwa schadenfroh nach, .ich
lege mich jetzt schlafen in Dein schöne
Bett, verstehst Du?'
.Viel Vergnügen,' gab ich zurück,
dann sah ich, wie der Kamerad sich um
wandte und der von mir verlassenen Be
hausung entgegentritt.
.Armer Herr Lieutenant,' sagt mein
Bursche zu mir, während wir im tiefsten
Sande dahingingen, er keuchend unter
der Last meines Koffers, .armer Herr
Lieutenant, war sich ein so schönes
Quartier, so viel zu essen und zu trinken,
armer Herr Lieutenant.'
Da hörte ich mich anrufen und mich
umwendend, gewahrte ich den Burschen
meine Kameraden, der wie ein flüchtiges
Wild hinter mir herjagte.
.Was giebt e,?' fragte ich ihn.
.Einen schönen Gruß von dem Herrn
Lieutenant an den Herrn Lieutenant und
der Herr Lieutenant ließe den Herrn
Lieutenant fragen, wo der Herr Lieu
tenant denn geschlafen hätten?'
.Mein Sohn,' antwortete ich ihm,
.Du fragst in einer Sekunde mehr, als
sämmtliche Weise Dir zu beantworten
vermöchten. Sage Deinem Herrn und
Gebieter, er solle sich auf einen Milch,
eimer fetzen und mit ihm zusammen
brechen da Weitere findet sich dann
von selbst.'
Wenige Stunden später saß ich in dem
ersten Gasthaus der Kreisstadt und
schaute mit Behagen auf das schöne Ko
telette, das der Kellner mir gebracht
hatte. In einem Krei, der allmählich
immer enger wurde, ging mein treuer
Pole um mich herum.
.Haft Du etwa auf dem Herze?'
fragte ich ihn endlich.
.I sich nur,' sagte er treuherzig,
.daß ich wart, bis Herr Lieutenant zu
mir sagen: iß.'
Aber ich war grausam genug, diese,
Mal nur an mich selbst zu denken.
Sein Hampelmann.
Arme Alt! Sie ist schon mehr al
sechzig Jahr alt. Allein sitzt sie aa
ihrem Kami. Ihr Zimmer ist mehr
al, einfach möblirt. Alle jedoch trägt
den Stempel der Sauberkeit und Nettig
keit an sich. Ein Trödler hätte vielleicht
keine dreißig Schilling für alle Möbel
zusammen gegeben und dennoch ruhte der
Blick mit Wohlgefallen darauf, so zier
lich war Alle gehalten. Die gute Frau
sah in die Flammen und hing ihren Ge
danken nach. E war ein schöner Win
terabend, und von unten drang der froh
Straßtnlärm herauf.
Sie ist allein. Wie in einem Kalei
doskop zieht in den luftig flackernden
Flammen ihr ganze Leben an ihr vor
über. Manchmal knistert e auf, und
eine freundlich Erinnerung zieht in ihrem
Geiste in wie in leuchtender Funke.
Meist aber legt sich ihr Stirn in
schmerzliche Falte, und ihre Blicke las
sen gar traurige Geheimnisse erkennen.
Da geht auch da Feuer au, und man
sieht auf der grauen Asche nicht, al,
einige Kohlen, roth und brennend wie
die Wunden de Herzen. Sie sieht sich
all Kind wieder, fröhlich im heimischen
Dörfchen sich tummelnd. Sie sieht sich
al Mädchen wieder mitten unter ihren
Gefährtinnen, von denen sie keine mehr
wiedergesehen und di vielleicht alle schon
gestorben sind. In ihrem Geist aber
haben All ihr frischen und rosigen Wan
gen behalten, und scherzend und lachend
ziehen sie durch da Zimmer einher.
Dann wieder sieht sie sich al Frau. Ihr
Mann ist ein braver Arbeiter, nur etwa
roh und ungeschlacht. Sie wohnen in
der Vorstadt im sechsten Stockwerk eine
düsteren Hause. Bon den Fenstern au
sieht man nicht al eine Menge rauch
geschwärzter Schornsteine. Sie sieht
Da alle ganz genau wieder. E ist
ein Festtag; in jedem Stockwerke ziehen
die Frauen ihr Kinder festlich an, oder
sie scheuern die Stuben. Im Hofe sitzen
die Männer und rauchen, die Stimmen
scheinen heute stärker, lauter al senft.
Dort unten am Fenster plättet in Mäd
chen singend di Wäsche. E ist Festtag.
Sie selbst zieht ihren Knaben an. Eine
Nachbarin erwartet ihn, um ihn mit in
die Messe zu nehmen; er hat Höschen an.
die ihm zu lang sind, die ersten, und in
Jäckchen, das ihm ihm ein Bischen zu
kurz ist. Und doch, wie froh der kleine
Kerl ist! Sie küßt ihn förmlich ab.
.Und daß 50n mir hübsch artig bist,
dann bereitet Dir Mama auch in gutes
Frühstück.' Armes Kind! Sie er
innert sich, daß er an feinem Geburtö
tage aus dem Bettchen sprang, um zu
sehen, was ihm bescheert worden.
,O, Soldaten, Mama! und ein Holz
pferdchen! O wie schön, wie schön!' Und
er klatschte in di Händchen und sprang
auf dem kalten Steinboden umher, daß
ihm fast die kleinen Füßchen erfroren.
Man bracht ihn wieder zu Bett, allein
seine neuen Schätze, die mußte man zu
ihm hinlegen. Und sie sah auch einen
Hampelmann wieder, einen weißen und
rothen Hampelmann, der dem Kleinen
eine außerordentliche Freude gemacht
hatte. Und da, Hampelmännchen. Das
hatte sie noch, und es lag dort in dem
Schranke.
Die Alte erhebt sich aus ihrem Lehn,
stuhl und sucht den .Wurstel' in einem
Winkel deS Schranke. Dort unter den
Leinentüchern liegt er. Aber feine gar
ben sind verblichen, und er ist nicht mehr
weiß und roth wie früher. Und wa
sindet sie denn noch? Zwei Bleisoldaten,
ein kleine Büchslein und einen Brief,
der auf schreiend buntem Papier geschrie
ben ist. Bewegt setzt sich die gute Alte
mit ihren Schätzen wieder an den Kamin.
Sie nimmt die Brille zur Hand, fetzt sie
sich auf und liest da Briefchen wieder,
auf welchem ihr da Kind mit unsicheren
Zügen in kindlich herzlichen Worten Glück
wünscht und sie seiner ewigen Dankbar
keit und Liebe versichert. O, wo sind sie
hin, diese Tage! Jetzt ist ihr Sohn drei,
ßig Jahre alt, damals, ja damals, da
war st glücklich Allein der Vater
begann zu trinken. An den Tagen, an
denen er seine Löhnung erhielt, bracht
man ihn stets sinnlos betrunken nach
Hause. Oft ging er gar nicht zur Arbeit.
Dann folgten Zwiftigkeiten. Schläge.
das Elend. Der Wein und der ScbnavS
brachten ihn endlich um'S Leben. In,
dessen war ihr Sohn herangewachsen.
Er war ein Arbeiter, der etwas gelernt
hatte; er hatte die Schule ja erst nach
seinem zwölften Jahre verlassen. Nach
dem Tode des Vater verlebte sie mit
ihrem Sohne einige ruhige, freundliibe
Jahre; er kam stets zur festgesetzten
stunde nach Hause. Oft las er ihr Ge
schichtchen vor, und die Nachbarn stellten
ihn stets als ein Muster auf. Sie war
aber auch stolz auf ihn! Manchmal, am
Sonntage, ginge sie zusammen hinaus
aus's Land und speisten im Grünen. O,
waren daS glückliche Tage! An einem
Feiertage, o, sie erinnerte sich noch daran
als ob eS gestern gewesen wäre, kam er
nicht nach Hause. Sie wurde unruhig;
sie glaubte an ein Unglück, an einen
Streit. Sie ging hinab, um ihn zu
suchen. Vor der Werkstätte angelangt.
No. 1.
fand sie dieselbe geschlossen; im ganze
Viertel wußt ma von ihrem Sohne
nicht. Verzweifelt kehrte sie nach Haufe
zurück; die Stunde dauerten eine Ewig
keit. Endlich, spät in der Nacht, hörte
sie aus der Trevv schmersälliae (rit
Ihr Her, hört aus zu schlagen. Auf
dem Flur hörte da Geräusch der Schritte
t (Sri. rr . a i. r.w m , . -
aus. osiveie vie .yur, ei schwerer
Körper fiel t da Zimmer und blieb
regungklo liegen. Er! sinnlo ietrun
ken. Tag darauf war er ganz beschämt
über sein Verhalten. Vierzehn Tage
später war r wieder betrunken und nun
wiederholt sich da immer öfter und
öfter. Erst bat i um'Vrzeihung, dann
dachte er nicht mehr daran. E endete
damit, daß er sie plötzlich verließ. Sie
hörte, daß er in Weib genommen habe,
doch sie hatte ihn nie mehr gesehen, ja
sie wußt nicht inmal, wo er wohnte und
lebte.
Da rlöschknd Feuer warf hie und
da grelle Reflex, in dnn da Flitter,
gold de .Wurst!' förmlich aufleuch.
tete. Die arme Alt aber hing ihren
trüben Gedanken immer noch nach. O,
warum ist r nicht mehr ei Kind! Sie
würde sich noch seiner schuldigen, lär.
menden Fröhlichkeit erfreuen. Doch
jetzt ist' für immerdar mit der Freudein
diese Räumen vorbei. Weßhalb lebt
sie denn noch? E ist ja Alle für sie
au. Warum ruft der lieb Gott sie
nicht wenigsten heute ab, wo ihr ganze
verlorene Leben an ihr vorüberzog, ihr
ganze Leben, da ihr nicht gelassen, al
den Trost, den sie in ihren Thränen sin
den kann. Und sie verhüllte sich ihr Ge,
ficht mit den Händen. Plötzlich hört sie
ein laute Klopfen. Die Alte steht auf
und fie weiß nicht warum, allein ihr Herz
fängt heftig zu schlagen an. .Wer
ift',?'-.Jchl'-.Du...l''Si.
erkennt diese Stimme wohl wieder, aber
darf Sie den ihre Ohren trauen?!
Nein e ist nicht möglich I Er kehrt zu.
rück! er, ihr Sohn! o, ist e denn wahr?
ist wahr? Wie traumverloren öffnet
er die Thür. .Ah!' schreit fie auf.
.Du, Du bist es!' Eine Augenblick
blieb ste wi rgunglo fthn, dann
aber schließt sie ihn mit aller Kraft t
ihre Arme, sie beugt ihm den Kopf her,
nieder und bedeckt ihn mit Küssen und
Thränen. Er drückt st mit sanfter
alt in ihre Lehnftuhl zurück und kuiet
vor ihr hiu. Dann faßte ihr Hand
und, wi in dr Zit seiner Kindheit,
sagte er: .Verzeih mir, Mutter, o, ich
war unglücklich fern von Dir, aber ich
wagte e nicht, zurückzukehren. Ich
fürchtete mich und schämte mich. Heute
Abend ging ich mit meinem Buben sxa
zieren. Denn ich habe einen Buben,
Mama. Wir sahen die Menge Spiel,
fachen an, di in den Auslagen standen.
Er hätte gerne all gthabt. Denn heute
ist fein Geburtstag.' Hat Dir Deine
Mama viel Spielsachen gekauft?' fragt
r mich. .Ja, sehr viel.' Da muß
Deine Mama sehr gut gewesen sein.
Haft Du Sie auch lieb gehabt?'
Mein Herz schien mir zu zerspringen und
ich sagte zu meiner Frau: .Geh' Du mit
dem Kinde nach Hause.' Ich aber bin
hierher gekommen, um zu fragen: .Ver
zeihst Du mir, Mutter?'
Sie konnte nicht antworten. Sie ver
suchte zu sprechen, allein sie konnte vor
Erregung kein Wort hervorbringen.
Dann beugte sie sich nur zu ihm herab
und küßte ihm auf der Stirn. .Und
nun kommst Du mit mir,' sagte er. .Du
wirft uns nie mehr erlassen. Komm',
komm' schnell, sie erwarten uns zum
Abendbrod. O, Du wirft sehen, welch'
prächtiger Bursche mein Junge ift. .Sie
ging zum Kamin hin, nahm den Hampel
mann und die anderen Gegenstände, die
ste, kurze Zeit früher, an all' ihr Leid
und ihren Kummer erinnert hatten, und
sagte: .Kennst Du fie noch ! Die soll
jetzt Din Kind bkkommkv. und wenn
Du ihm sagen wirft, wie Du fie zurück,
erhalten, dann werden fie ihm gewiß lieb
und theu:r fein.'
Aomantischcs von der Wiener ZZurg.
wache.
Militärische Paraden vfltaen fcfiiiftn
genug damit zu enden, daß in irgend
einem Truxpenkörxer ein .vorschristS,
widriger Mann' entdeckt wird, der dann
in den Arrest kommt. Da ift ka iem.
lich die Regel. Daß aber eine Truppen.
paraoe ein aqiptet vor dem Altare
findet, ift wohl auch schon dagewesen,
zählt jedoch sicherlich zu den ganz seltenen
Ausnahmsfällen. Eine Truppenparade
mit solchem Ausgang hat nun, wie Buda,
pesti Hirlap erzählt, jüngster Tage in
Wien stattgefunden. 5n mitn Ift n.n.n.
wärtig da den Namen deS BaronS Fejer.
varn suyrenve ungarische Regiment in
Garnison. In der aiserstadt ift e
alter Brauch, daß bei der Ablösung der
ourgioqe ncy ein zahlreiche Publikum
ansammelt, welche den Klänge der
Banda mit bellem Neran,1kn Innf
Auch vor einigen Tagen, al die Fejer.
onii)9 um seurigen ungarischen Weisen
von der Burgmache wegmarschirten,
strömte viel Nublikum ukamm,n tlir
den Zuschauern befand sich auch ein wohl.
fl I... nm 1 mm ' .. - ' . 7
nminer iwiener Burger mit setner Toch
ter. einem jungen, auffallend hübsch
Mädchen. Da Fräulein blickt sichtlich
mit dem lebhaftesten Interesse auf di
stramm gestellten Reihen der ungarischen
MarSsöhn. wurde aber mit einem Mal
flammend roth, faßt ihr Vatr heftig
beim Alm und erklärt ihm es der esse,
ve und beherzte Art der Wienerin, du
ihr Müvdcht am rechte Fleck hat. klar
und rund herau, daß fi sich in jene
Jnsanteriftea dort mit dem dichten, &eä
schwarzen Schnurrbart verliebt habe und
daß sie ohne ihn nicht lebe könn,....
Und noch am Abend desselben Tage, er.
schien der Bürger mit seinem über Alle
geliebten und verliebten .Herzbinkerl'
in der Kaserne und bat den inspektivw!
rendea Unteroffizier, daß ihm dieser jenen
Man zeige, der auf der Burgaach in
h,r lmfif.n Reibe von reibt al Erster
xoftirt gewesen war. Die Bitt konnt
nicht so leicht erimi weroen, va man mt
auf die urawacbe ziehende Mannschaft
au zwei in der Kaserne diölozirten Ca.
taillonea auSzuwaylen xnegi. chikb
lich ging e aber doch auf die Art, daß
die auf Wach kommandirt gewesen
Mannschaft in den Hof gerufen und in
Reih und Glied aufgestellt wurde. Der
hraat Rllraer ninfl iefei um sein Tocbt.
die aus der Straß zurückgeblieben war,
unv vleselve ytktt eme u,lusieruna uver
die wie eine Mauer aufgerückten Reihe. ,
Die interessant Revue war rasch zu
Ende, denn da, verliebt kleine Fräulein
deutet schon nach flüchtigem Rundblick
unter Erröthen auf den Jnsaatertfteu
F. B., der von seiner Eroberung bi z
diesem Moment keine Ahnung hatt.
Doch, Fatum ! Jetzt würd man ge,
wahr, daß der Infanterist, der, nebenbei
bemerkt, der brave Sohn wohlfttuirt
Eltern ift, fast kein Wort deutsch ver,
steht! Die änderte indeß nicht da Ge.
rtngste an der Sache: ei Dolmetsch be.
wirkte , baß st einander vollkommen
verstanden uvd da auch dem schmucke
Soldaten da Mädchen nehmend ohl
gefiel, wurde in raschem Tempo Ver
lobung gefeiert....
)tt die Histschlange emxfidNch
gegen ißt eiges Hift?
Im Allgemeinen herrscht dies Ansicht
vor, wil sich nach de Versuche ou
Phisoltr und Bertrand im Blut der
Giftschlangen bereit ein giftiger Stoff
vorfindet, der in den Giftdrüsen gewisser,
maße nur in concentrirterer Form auf
tritt. Da die Schlang außerdem mit
ihrer Nahrung regelmäßig Menge ihre
eigenen Gifte verschluckt, so konnt man
ihre Widerstandösähigkeit auch al Ge
wöhnung dkuttn. In Betreff der Sand
viper (Viperia arnrnodytes) hat nun
O. o. Kriegsberg in Wien bi Beoiach,
tung gemacht, daß sie keineswegs gegen
ihr eigenes Gift gefeit ift. Während
feines Aufenthaltes in Dalmatien hatt
r in groß Sandoipkr gefangen und
hielt ste in einem Aquarium. Sie würd
mit Mäusen gefüttert, tödtete auch alle,
verschlang aber nur einzelne, wenn fi
Hunger hatte. Al nun eine Tage
Kriegsbng ein Mau vor die GlaS.
scheiden hielt, um zu erproben, ob fie
freßgierig sei, wurde sie nicht, wi ge,
wöhnlich, bloß ungeduldig, sonder
schnappt plötzlich nach der Mau und
stieß sich selbst die Giftzähn in di
Weichtheile deSUnterkicferS. Sofort rollt
fi: sich toll im Aqaurium herum mit einer
Schnelligkeit, die bei dem plumpen Thier
ganz erstaunlich war. Nach einigen Se
kund hörten diese Bewegungen aus, die
Viper begann mit dem Schwanz zu
zittern, bekam Krämpfe und war ach
zehn Minuten todt. Bei der Unter,
suchung fand man an beide Seiten bei.
Unterkiefers zwei blutende Wunden.
ZZanernurtheik.
Der nunmehr verstorbene Herzog Ernst
von Koburg'Gotha, bekannt al schlichter
und rechter Waidmann, hatte gelegentlich
ben einfachen, aber biederen Bauer F.
auS dem am Fuße des Jnselberge ge
legenen hessischen Dorfe Brotterod
kennen gelernt und zeichnete ihn dadurch
au, daß er ihn zu den Hofjagden in dem
angrenzenden herzoglichen Reviere einlud.
Auf einer dieser Jagden zieht der Fürst
den Bauer beim Standwechsel leutselig
in' Gespräch und beschließt e, an seinem
Stande angekommen, mit den Worten:
.un, mein liever g., ich sehe vie wohl
nachher bei der Jagdtafel in Reinhardt,
brunn?' F. kratzt sich hinter den Ohre
uno aniwonei: .za, Herr Herzog,,
wenn wir Beide alleine wäre, da
yail ich nix oarweooer, aoer vie voeren
(mit dem Daumen über die Schulter
nach rückwärts zeigend) find mir zu für
nehm!'
Unsicher.
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ffnl II . f. i. 1. 1 (. ML
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hat und deshalb mit seiner Alten in tU
nem sehr feinen Restaurant zu Mittag
speist): .Du, Leni, in meiner Supv'n i
a' F l i a ' n: dee muü i' alei' der
Kellnerin sag'nl'
Leni: .Geh', sag' liaba nir am
End' g'hört s' 'nein!'
Aus der Schule.
Lehrer: .Müller!.... lDer Aus.
rufene rührt sich nicht.) . . Müller l . . . .
lAus Müller ituaebeM: Na. beikt Du
vielleicht nicht Müller?'
schüler: .Nein, Herr ehrer ich
belh' S ch mid t. Am Sonntaa b imm
mer g'heirath't!'
wahrscheinlich.
A, : Wissen Sie, wa ich auf dem Her
zen habe?
B. : Na. beider Kälte, vermuth ich.
ein wollene Hemd ! .
Eine Runzel ift ei Strich, den
die Zeit der Schönheit durch die Rech,
nung macht.
!
?
jRwroiv im