SUB HASTAf Von S. Ctnifto. Im Zeichen der Lanze! so verkauften die alten Römer ihre Kriegsbeute. Der Ausdruck selbst ift so geblieben, wenn och der ursprüngliche Sinn vergesse ift. Unser unselige Art, mit Fremd, orten in einer Weise einzuspringen, die ihnen sozusagen jede Glied im Leibe renkt, hat da Wort .subhaftiren' ebtldet und zu einem ganz geläufigen, , s sehr geläufigen gemacht, daß der Laie, enn ihm jetzt von .ZwangSver. fzeigming gesprochen wird, verwundert um eine .Verdeutschung' bittet, die er dann besten dankend mit dem guten alt, gewohnten .Subhaftiren' empsängt. Kaum irgend Jemand denkt wohl noch an die ursprüngliche Bedeutung oder gar daran, daß auch unter diesem Zeichen der kleine, wenn auch nur mit Pfeil und Bogen bewaffnete Gott feine Siege erttmpfen könnte und auch in der That erkämpft hat. Da, ist aber doch geschehen und ging f . E, ar im Jahre 1885. Da zog in ein kleine preußische LandflSdtchen ein neun Amtsrichter ein. Alle Honorationen, besonder aber ihr Gattinnen und TSchter, sahe mit Spannung ihm entgegen, da ihm der Ruf eine ebenso liebenswürdigen i tüchtigen Manne vorausging, der aller Wahrscheinlichkeit nach nicht lange in diesem abgelegenen Winkel bleiben, son der bald mit der jungen Frau, di er hier gesunden hatte, in die Hauptstadt der Provinz, ja vielleicht de Lande ab berufen werden würde. Mit feiner jun, Sea Frau und einer solchen au eben ieser kleinen Stadt! Da ftand ganz unumstößlich fest, denn wa sollte er an, der in diesem elenden Nest anfangen, all sich zu verlieben. Daß daran dann in regelrechte Verlobung würde, dafür erd die betreffende glückliche Mutter der betreffenden jungen Dame, nachdem diese den leichteren Theil erledigt hatte, ganz gewiß sorgen. Unbeweibt, da war die Hauptsache, und wenn er auch schon erlobt wär, da ar kein Hinderniß; im Gegentheil, um s größer der Triumph, die unbekannte Schwester auSgeftochen zu haben. Als er nun in der That, zwar mufter haft pünktlich, aber den Harrenden doch viel zu spät erschien, und al alle Frauen und Mädchen Gelegenheit gehabt hatten, ihn zu sehen und wieder und wieder zu sehen, da mußten sich Alle, wenn auch wider Willen, gestehen, e sei doch gar verwunderlich, daß dieser noch nicht be zwungen sei, und daß e also nicht gar so leicht fallen werde, da gesteckt Ziel zu erreichen. Diesem schönen jungen Mann, dessen Brust da Eiserne Kreuz schmückte, und der nicht ungern bemerken ließ, daß er ReskrvOfstzier im erste Garde.Re. giment zu Fuß sei, hatt gewiß überall wqm Vpttt mit ättSvazenyerzen gehabt. Indeß schien r, vorläufig nur, wie man hoffte, keinen solchen Gedanken zu hegen. Zunächst ließ ihm vielleicht die Ordnung seiner AmtSgeschäfte wenig Zeit dazu. Die waren allerdings unter dem früheren Amtsrichter, einem alten Herrn, der dem neuen reichsgesetzlich ge, ordneten Verfahren so abhbld war, daß er, wi man rzählt, nicht einmal im Besitze ine GesetzeSterte darüber war, weil .die ganze neu Geschichte doch bald wieder abgeschafft werden würde', gar arg tn Berwtrrung gerathen. Aber auch als er damit fertig war oder doch fein mußte, und als nun die im Städtchen und der sehr reichen Umgegend als einzige Zerstreuung sehr rege Ge selllgkeit tn Aufnahme kam und mit dem Fortschreiten des Winter immer leb hafter wurde, da nahm er wohl auch daran Theil, aber mit so gleichmäßiger Sfltchkett Allen gegenüber, daß nicht die geringste Hinneigung zu der Einen oder deren sichtbar war, so scharf er auch von all Selten beobachtet wurde. Er wohnte in einer Junggesellen wohnung, deren geschmackvolle und präch tig Einrichtung feine Besucher, natürlich ausschließlich Herren, nicht genug rühmen konnten. Ein alter griesgrämiger Diener ar ein einziger Hausgenosse. So un nahbar und stolz zurückhaltend er schon im auneramtlichen Verkehr ar nicht. daß er etwa zu verbergen hatte , war die doch rein Vergleich zu seinem Ber, halten im .Dienst', wie er e mit Bor liebe statt Amt nannte. Soldatische Ttrafshett und Kürze durchdrang über, Haupt sein ganzes Wesen und stach aus fallend von der schwächlichen Haltlosigkeit ab, welch sein alter Amtsvorgänger stet gezeigt halte. Ohn daß er jemals grob oder auch nur schroff begonnen hätte, verlangte er doch avsolul usmerkiamrett aus da, wa er sagt und unbedingteste Ruhe von allen tn seinem TerminSzimmer An wesenden, soweit er nicht ausdrücklich das Wort ertheilt halte. Bald gab eS im ganzen Städtchen und der Umgegend Niemand, der nicht vor ihm zitterte und der sich nickt in acbtunaS voller Höflichkeit ihm gegenüber bei allen amtlichen Anlässen verhalten hätte. Weh auch dem, der hieran hätt fehlen lassen. Ein Ordnungsstrafe in Geld oder der noch weit mehr fürchteten, sofort zu verbüßenden Haftftrafe bis zu 24 Stunden, welche fein Amtsvorgänger schon deshalb nie angewendet hatte, weil er dies Befugniß nicht kannte, war un aulweichlich sicher. So verging der lange Winter, 'ohne irgend in Entscheidung zu bringen. Al der Frühling herangenaht war, machte der Amtsrichter oft lange und ein fame Spaziergänge, von denen er spät Abend nach Hause zurückkehrte. Bald hatten di Neugierigen des Städtchen e heran, welche da Ziel derselben war. Etwa ein Meile von der Stadt, am Rande ine großen Forflel. in dem der Amtsrichter oft während dc vergangenen Winter auf Einladung der Besitzer fröhliche Jagden mitgemacht hatte, lag ein kleine, Toif. in dessen einfachem Wirthshau die Jagdgenossen gar oft lustige Stunden der Erholung gefeiert hatten. Torthin war zu den letzten Weihnach. ten die einzige, jetzt erwachsene Tochter de WirthS zurückgekehrt, die Jahr lang in der Provinzialhauptftadt bei der ein zigen Schwester ihrer früh verstorbene Mutter geweilt hatte. Sie hatte ei im Vaterhause nicht er. freulich aussehend gefunden. Der Vater, früher in den denkbar testen Vermögen, Verhältnissen, in dem zu seinem großen Bauerngute gehörigen Wirthshause sitzend, war inzwischen tief verschuldet; sein einziger Sohn, da älter seiner Kin der, war wenige Jahre vorher im blühend sie Alter auf entsetzliche Weise, in Folge de Durchgehen seine Gespann, um Leben gekommen und der Vater, der schon lange gewöhnt war, dessen geschickten Händen die gesammt Wirthschaftöfüh rung zu überlassen, hatt alle vernach lässtgt, war durch ungetreues Gesinde, durch mehrer Mißernten in Schulden und bei der Sucht der Landleute, .nur nichts unter die Leute kommen zu lassen', in Wuchererhänd gekommen, so daß ihm eigentlich kein Ziegel mehr auf dem Dache, kein Stück Vieh mehr im Stalle und kein Acker mehr gehörte. Die Tochter war, al sie die mit dem Scharfblick der Kindesliebe zwischen den Zeile der väterlichen Brief entdeckt hatte, herbeigeeilt, aber sie vermochte natürlich trotz allen Eifer und aller Sorge dm Ruin deS Haufe nicht mehr zu verhüten. So wohl dem Bater einer seit die Anwesenheit seines einzigen, lieblichen Kind, that, so war er anderer seit unzufrieden damit, den er konnte sich nicht verhehlen, daß die einzige Jugendfreundschaft, die seine Tochter mit einem armen Anverwandten geschlossen hatte, der schon feit seiner Kindheit im Haus lebte, durch die jahrelange Tren nung nicni im minoenen gesqmaqr, son dern eher verstärkt war. Wenn auch Marie al gehorsam Tochter nicht wieder etwa davon verlauten ließ, daß sie hoffe, den starren Sinn ihre Vater zu beugen und seine Einwilligung zu ihrer Berbtn, dung mit dem von ihrem Vater al Habe, nicht gescholtenen Karl doch zu erringen, so wußte doch Jeder, daß beide Liebend fest und treu zu einander hielten und au irgend ein Ereigniß hofften, da ihre ausdauernd Ltd doch krönen werde. Der von entgegenkommender Frauen liebe umgebene Amtsrichter war wie ge bannt von Marie; gerade ihre Zurück Haltung schien sein Zuneigung zu ihr nur noch zu steigern und er saß stunden, lang in der niedrigen Gaststube, stet bestrebt, mit Marie in Beziehung zu bleiben, die sich nach dem strengen Befehl deö Bater und auch al WkthStochter vollends dem Beisammensein mit ibm , nicht entziehen konnt. war klar, ml: welchen vstchten der Amtsrichter immer und immer wieder in da Dorf kam und nur Mari schien davon nicht zu bemerken. Al ihr der Vater einmal nach einer ziemlich deutlichen Anspielung seine GafteS vorgehalten hatte, daß sie ihn aus allen seinen Be, drSngnissen rette könnte, wenn sie der Bewerbung diese! angesehenen und e rüber er sich wohl vergewissert hatte, sehr wohlhabenden Freiers nachgäbe, hatte sie ihm ruhig, aber bestimmt erklärt, 025 sie ihm stet in Allem eine gehorsame Tochter sei und bleibe, aber von ihrem Karl lasse sie nun und nimmer. Da war der Vater sehr zornig geworden und hatte beim An, denken an fein selige Frau und das war fein heiligstes und unverbrüchliches Versprechen geschworen, deß er sie Karl, dem armen Schlucker und Habe, nichts, nicht geben werde und dc er ihn zur Stunde aus dem Hause jage. Ja, wenn arl mein Gut und mein Wirthshaus kaufen könnte, und dann als schuldensreier Eigenthümer davon vor mich hintreten und Deine Harid verlern gen würde, dann gäbe ich sie ihm, aber anders niemals.' Und am nächsten Tage hatte der treue Karl Abschied nehmen müssen von dem Haufe, in dem er von Kindheit an weilte. Er war aber nicht wett sort gegangen und hatte bald in der AmtSftadt ein gutes Unterkommen gefunden. Da faß er nun oft in tiefen Gedanken und zermarterte sich den Kopf damit, wie er mit feinem sauer ersparten Gelde, 400 Mark waren eS gerade und noch einige Zinsen dam. die er in der Sparkasse stehen hatte, das groß Bauerngut und Wirthshaus er werben und schuldenfrei machen könne. Eine, Tage la er in der Zeitung. daß das Gut zur öffentlichen Versteige, rung, .Subhaftation', ausgeschrieben sei, und an dem dazu bestimmten Tage kamen renn auq tu der .hat tn das Gasthaus, in welchem er bedienstet war. einige ihm wohlbekannt reiche Bauern mit dem üblichen Anhang von Agenten, stellten dort ihre Gespanne ein und be gössen schon im Vorhinein den guten Kauf, den ein Jeder von ihnen zu machen sicher hoffte. Karl hatte schon einige Tage vorher seine ganzen Ersparnisse von der Spar kaffe geholt und verglich trüben Blickes sein schmale Beutelchen mit den dicken prahlerisch um den Leib geschnallten Geldkatzen der protzigen Großbauern. Er war sefl entschlösse, unmittelbar nach dem Verkauf weit weg zu wandern, um Marie ni wieder zu sehen, aber di Neugier, wer denn da Gut nun erstehen würde, ließ ihm doch keine Ruhe. Er er bat eine ihm gern gewährten kurzen Urlaub und ging ebenfalls in das Amt zimmer. Mit dem Glocken chlag der angesetzte Stund trat der Amtsrichter herein. überflog mit ftrengemBlick di schon tma lärmende Versammlung und gebot mit scharfem Ten Stille. Er wa? offenbar in großer Erregung, und die war nur zu ehl begreiflich, denn gestern Abend hatte er auf alle seine Anfragen und Bitten nichts weiter all ein sanfte, aber feste Nein on Marie zu höre bekom men, euch alle Vorstellungen de Vater waren vergeblich an Marien festem Eat schlug abgeprallt. Die Erregung de Richter würd noch durch da peinliche Gesühl vermehrt, daß gerade er dazu berufe war, da Vater gut de Mädchens, dem er, soweit eS feine kühle Natur zuließ, von Herzen zu enetgt war, wegen Schulden, die er doch 0 gern gekilg: baue, zu versteigern. Lei den einleitenden Formalitäten schon wurden die Erschienene wieder unruhi ger, sie warfen einander scharfe Blicke zu und äußerten zu ihren lemeuigen Ver traute halblaut Besorgnisse, daß wohl ein starke Hinauftreiben stattfinden würde. Der Richter gebot in feinem gewohnten scharfen Tone, ohn aaszu sehen, Ruhe und verkündete, daß, da die Versteigerung nur von dem Gläubiger der ersten kleinen Hypothek wegen der darauf rückständigen Zinsen betrieben werde, da Mindeftgebot, unter welchem nicht geboten werden dürfte. 300 Mark si. Zugleich verwieg er darauf, daß erst in Stund nach Beginn de Ter, min mit dem Bieten begonnen werden dürfe, und stellte den Erschienenen an heim, sich so lange zu entfernen. Die meiste ließen sich da gesagt sein und benutzten di reichliche halbe Stunde, die ihnen blieb, zu einem erneuten ebenso hastigen wi ausgiebigen Trunk im nahen Gasthaus. Als man zurückkehrte, schrak der Rich ter förmlich aus tiefen, trüben Gedanken auf und setzte sich um so energischer zu recht, als r wohl den aufgeregten Zu, stand ver eul merkte. ES trat eine ziemlich lange Pause etn, da Niemand mit Biete den Anfang machen wollte valv aver tarn darüber, od man nun bieten solle der nicht, ine ziemlich laute Unterhaltung tn Gang, di um so lebhas, ter anschwoll, als der Richter, in eine Auseinandersetzung mit dem Rechnung, Beamten vertieft, derselben keine Aus, mensamlett schenkte. Plötzlich aber sprang der Richter auf ergriff mit zorngeröthetem Geficht die Glocke, läutete laut und rief, al nun athemlose Stille eingetreten war, er erde im Wiederholungsfalle unnachstcht, lich von den ihm zustehenden Rechten Gebrauch machen. Ein großer Theil der Anwesenden, besonder dteienigen, welch nur von der Neugier herbeigeführt waren zog es vor, sich stillschweigend Werhaupt zu entfernen, eS blieben nur einige breite Bauern und Karl zurück, der, während der ganzen Zeit in trübe Gedanken ver funken, still auf einer Bsnk im Hinter, gründe gesessen hatte. AIS nun nach längerer Paus noch Niemand bieten wollte, wiederholte der Richter, um bt Sache überhaupt vor wärtö zu bringen, daß schon ein Gebot von 325 Mark angenommen werden müsse. Karl, der nun allmälig au seiner Erstanung erwacht war, horchte hoch auf, trat dann plötzlich an den Gerichts Tisch und sagte, allerdings mit etwas Zitternder Stimme: .Ich biete 326 Mark.' .Oho. Karl,' rief da der reichste, also auch gröbste Bauer, hier kann nicht Jeder mitbieten, hier heißt eS auch zahlen I" Ich habe hier Ordnung zu halten, Niemand anders,' bemerkte scharf der Richter, .Sie können nur verlangen, daß der Bieter die vorgeschriebene Sicher heit leistet. Ich nehme en, baß Sie das wünschen,' und zu Karl gewendet, fuhr er fort: .Können Sie das?' Noch ehe Karl, vor Verlegenheit und Aerger dunkel erröthend, den Beutel ziehen konnte, schrie derselbe Bauer, der im Bieten des armen Knecht wohl ein abgekartete Spiel erblicken mochte, in voller Wuth dazwischen: wali So ein Habenichts, so ein weggejagter Knecht will hier mitbieten I Das geht nicht, das lassen wir uns nicht gefallen!' Nein, da geht nicht, da leide wir nichts' siel nun muthig geworden der ganze übrige ChoruS ein. Muhel unbedingte Nuhel' klang da die Stimme de Richter im schmettern! ften Erercierplatzton dazwischen; aber so heftig waren die Leidenschaften erregt, daß eS länger Zeit dauerte, bis sich der türm gelegt hatte, der den armen Karl, der bald roth, bald blaß übergössen da stand, umtobte. Gerichtsdiener,' fuhr der Richter zu dem durch den Lärm herbeigelockten Bo ten gewendet nach einer bangen, tosten stillen Pause fort. .GerichtSdiener, füh ren Sie diese Beiden ' dabei zeigte er auf die zwei äraften Schreier, .sofort auf vierundzwanzig Stunden in Haft, welche hiermit wegen grober Ungebühr über sie verhängt ist. Alle Anderen haben sofort diesen Saal wegen gleicher Ungebühr zu verlassen.' .Nein! Sie können bleiben, St haben keinen Grund zu solchen Maß regeln gegeben, ' bemerkt er zu Karl, der sich eben anschickte, den zwar heftig gefti kulirenden, aber völlig verstummten Bauern, die der herkulisch gebaute Ge richtödiener in Schach hielt, zu folgen. Sie müssen ja auch noch die verlangte Kaution stellen.' Karl zog feine Brieftasche, nahm dar aus mit fast frommer Ehrfurcht di vier Hundertmarkscheine und legte sie auf den Gertchtötisch. Bann setzt r sich wieder aus seine Bank und hört zu, wi der Richter dem Schreiber i ausführliche Protokoll über den ganzen Borfall diktirte, und be trachtete den Zeiger der alten Gerichts uhr, der so unbegreiflich langsam vor rückt. Er wußt allmählich selbst nicht mehr, wo er war und schreckt erst ieder auf, al der Richter sprach: .Herr Ge richlSlchreiber, schreiben Sie: AIS die GerichlSuhr aas 12 Uhr und zwanzig Minuten wie, fordert der Richter zu eitere Geboten auf ie hiermit ge schieht e erfolgte jedoch kein eitere Gebot. Da einzige und letzte Gebot ift da de Herrn Hebering hierselbft von 326 Mark. E urde also die Verstei gerung geschlossen und zur Erklärung über Ertheilung de Zuschlage auf gefordert. Da kein Widerspruch er hoben ift, so wurde dr Zuschlag dem p. p. Hebering für sein Gebot ertheilt.' Zu Karl nun direkt sich wendend, fuhr er sort: .Wollen Sie da Gut gleich übernehme oder soll e noch unter ge richtlicher Verwaltung bleibe?' .Ja, wie denn?' schluchzte förmlich Karl. .Herr Amtsrichter, bin ich denn wirklich jetzt Eigenthümer von dem Gut? Machen Sie doch keinen solchen Spaß mit mir!' .Ich denke, Sie haben gesehen, daß ich im Dienst nicht spaße. Gewiß find Sie Eigenthümer, und von Ihren 400 Mmk erden Sl wohl noch twa her auSbekommen.' erwiderte in ungewödn, lich freundlichem Tone der Richter, dem plötzlich der Gedanke aufstieg, daß, da nun auch da auf dem Gut eingetragene Muttererbtheil von Marie ausgesauen war. dies in ihrer vollkommene Hilf, lofigkeit nun doch vielleicht seine Hand annebmen würde. Aber wi würd ihm, als plötzlich der Bursche seine bi dahin bescheiden in der Hand gehaltene Mütze t die rusl war? und au vollem Halse, viel lauter al vorher di dicksten und gröbsten Bauern zusammen, tn einem so ganz oyne mua, ficht auf da Ruhegebieten und Klingeln de Richter schrie: .urrah l urray i Marie, jetzt gehörst Du mein, jetzt kann der Vater nicht mehr dagegen yavenl urrah! öurrahl' Wa half e dem Herrn Amtsrichter, daß er auch Karl auf 24 Stunden in Haft abführe ließ? Etwa verzögern konnt er da Glück der Liebenden wohl, verhindern konnte er e nicht. Auch die Beschwerde, die die zurück, oder vielmehr hinauSgemIesen Bieter erhoben, war ohne Erfolg, st kam gerade um einen Tag zu spät beim Befchwerde-Gericht an und erspart so dem hohen Landgericht die schwierige Entscheidung, ob denn der Amtsrichter bei seinem schneidigen Bor, gehen, mit dem er das Ansehen deS Ge, richt so energisch gewahrt hatte, wirklich ganz im Rechte gewesen war. Den KaufgelderBelegungStermin aber hielt ein ganz junger und gar nicht schnei diger Assessor ab; der Herr Amtsrichter war sofort um seine Versetzung tnge kommen und hatte sich bis zum Eintreffen derselbe beurlauben lassen. Was eine Redensart anrichten kann. Humoristische Sxisode von R. . . . Georg Fröhlich war ei luftige Huhn. Er hatte außer einer Rente von zehn, tausend Mark pro Jahr, inm ttes, schwarzen kleine Schnurrbart, einem vollen kugelrunden Gesicht, kleinen, stets zum Zwinkern geneigten ChinesenAugen, etwa Embonpoint, einer Vorliebe für hübsche schlanken Blondinen, lauter Sachen, die außer den zehntaufend Mark Rente pro Jahr, Mancher mit ihm ge, mein haben mag, noch ein Reden axt, die er bei allen passenden und un passenden Gelegenheiten an den Mann zu bringen suchte. Diese Redensart lautete: .Da bleibt kein Auge trocken'. Sie scheint äußerst harmloser Natur; aber selbst das Harmloseste kann unter einem gewissen Gesichtswinkel, begleitet von einer verftändnißerzeugenden Mimik, wie sie unserm Georg eigen, auf da GemSih der Zuhörer verletzend und er bitternd wirken; doch lassen wir die Facta selber reden. Georg war in der rosigsten raune ; er stand im Begriff sich ein Ros in daS Knopfloch feine neuen Fracks zu heften, um so. unwiderstehlicher denn je, von dem Papa seiner kleinen süßen Aurora Puttfarken daS Jawort zu dem Ehebunde zu erbitten. Er mutier na m oem zimmerhshen Stehspiegel. .Fein, fein,' murmelte er. .ver sazneiver m ein Genie 1 AdoniS ist ein hemntergekomme ner Waisenknabe gegen mich. Er drehte eine Pirouette und summte : .Ja, wahr lich. mein Wuchs ift nicht übel.' dann legte r di Hand aufs Herz und memo rirt: .Mein hochgeehrter Herr Putt, arken, Sie sind der Vater eines Wesens, daS mich durch seinen Liebreiz in unlöS bare Fesseln geschlagen, und daher bitte cd Sie. unserem Bunde, denn auch Aurora fühlt sich durch unzerreißbare Sympathien an mich gekettet, durch Ihr Jawort den väterlichen Segen liivevou verleihen zu wollen I' .Schrumm!' Bei diesem AuSrus hoppst r wie ein Gummiball in die Höhe, und verschmitzt lächelnd fügte er hinzu : .Da bleibt kein Auge trocken!' ES schlug erst sech Uhr Morgen vom nahen Klosterthurm ; vor zehn konnte er unmöglich feine Visite machen, doch läßt hn die fröhliche ungcvutv nicht langer in einen Mauern. Noch einen Blick stolzer Befriedigung in den Spiegel werfend, chritt er tänzelnd au der tsiur. Die Straßen waren um viee Zeik noch ziemlich still, der allgemeine Ver kehr begann erst fpäter, und diese sonn, tägliche Ruhe hob seine glückliche Stim, mung bi zum luftig tollen Uebermuth. An der nächste Srraszeneae vracyie der Gesangverein .Euterpe' (richtiger Keuchhufter') einem sein Wiegenfest feiernden Mitgliede da pflichtschuldige Ständchen. Selbstverständlich ließen die Sängerkehlen den .Tag de Herrn' und .Sei gegrüßt durch unser Lied' ftei, en. )Ctx ern Terror giern emige al und in der Bassisten sang Schu, , fterbaß, a die Herren vom Onartett und die Umstehenden nicht wei!er gnrrte In der Pause andte sich einer tn Zu Hörer an unsern Fröhlich mit der Frage -. ,Na, mein Herr, wie gefällt Ihnen der Gesang?' .Da bleibt kein Auge trocken!' platzte Georg mit einem luftigen Lachen herau. Die kleinen Augen verschwanden dabei völlig unter den hochzezogenen Fettpol ftern der Wangen, während zwischen sei. nen vollen Lippen ein vergnügte Prusten hervordrang. .Herr', donnerte jetzt der Andere. .Sie sind ein musikalisches Rhinoceros I Wie können Sie sich erlauben. Über die anerkannten Leistungen unserer Lieder, tesel sich lustig zu machen? !' .Wa ist lo,?' drehte sich einer der angeSbrüder fragend um. .Ach dieser Herr nimmt sich herau uver Ute GesangSweise de Verein zu witzeln!' Entrüstet wandten sich sofort mehrere Sänger drohend gegen den eiligst oerduf tenden Fröhlich, der unbewußt leise vor ftch hin vrummte: ,c bleibt kein Auge trocken. - ES dauerte nicht lange und feine Stim mung war wieder aufgehellt; er spazierte lächelnden Geficht durch die Straßen uno ntcrt vergnügt dem und jenem hüb, schen Mädchen zu. Jetzt bekam er Appe rri nacy einer Eigarre. m, vas war verdrießlich; natürlich hatte er der Brust tasche seine neuen Fracks kein Cigarren etui einverleibt und so trat er rasch in den nächsten TabakS.Laden. Der etwa excentrisch aussehende Verkäufer, ein Llt, ticher, vaumlanger, dürrer Herr, emxfln ihn mit einem mürrischen: .'n Morgen, womit kann ich dienen i .Geben Sie mir ei halbes Dutzend HaoanaJmport. .Wie theuer?' .Per Stück eine Mark.' Der alte Herr urde beweglich; eilig packt er ein Dutzend Kisten, die verschie denften Jahrging nthaltend. auf den VerkaufStisch und pries die Marken mit Sberschwönglichem Lob. .Sehen Sie mal verehrter Herr, hier diese orte ESmeralda, die Arbeit, gar keine Rippe zu sehen; die Fagon, was zum Anbeißen ! Und nun riechen Sie ein mal, ja, dieses Aroma! Wa sagen Sie dazu: Oder hier diese Marke Earmen die Ausstattung! Auf dem Deckel der Kiste die Scene, wie der Trrero im Cir cuS den Ochsen und ie der Ochse Jos, vor dem CircuS Carmen ersticht. Groß ariig, was? Und diese Blume! Riechen Siel' Mit diesen Worten hielt er Fröhlich die Kiste unter die Rase. .Na, wa sagen Sie dazu?' .Da bleibt kein Auge .trocken!? quoll e aus dem lachend breitgezogenen Munde unseres Freundes. Einen Augenblick ftand der Verkäufer wie zur Salzsäule verwandelt, dann aber brüllte er loö: .Was ollen Sie Esel damit sagen? DaS wäre beizende Zeug. Krätzer, der dem Raucher die Thräne in die Augen treibt?' Dann holte der Lange mit dem wind mühlenflügelactigen Arm aus und ehe Georg sich dessen versah, bekam er ein furchtbar Ohrfeige, die ihn mit Winde eile, seinem voranfltegenden Cylinder folgend, durch die geöffnet Ladenthür auf die Straße bcsörderte. Er fam melte sich schleunigft wieder auf, raffte feinen verbeulten .Chapeau' an sich und eilt in den Laden eines HutmacherS, wo er dem Cylinder neuen Glanz verleihen und sich von dem aoenmavchen von Staub und Flecken reinigen ließ. Als sein äußerer Mensch wieder. gentlernan- like" aussah, ars er einen öltet aus feinen Zeitmesser und gewahrte, daß eS bereit neun Uhr geworden und er der Stunde der Entscheidung bedeutend näher gerückt war. Die lebte Affair hatt doch etwa devrimirend auf ihn gewirkt; er schien derte langsam der Behausung seine Schwiegervaters in epe" zu und warf, wenn er eine Riesenscheibe irgend ine Etablissements pusfirte, scharfe Blicke auf sein Spiegelbild, ot auq alle Spuren de an ihm verübten Attentat völlig ge tilgt waren. Netter Kerl bin ich doch,' murmelte er leise, .diese Haltung hat so wa Aparte, so was, na mit einem Worte: ein chiker Kerl bin ich durch und durcb: lasse mich durch nichts ans der .Contenance' bringen, ergo Grand Seigneur." Nach und nach steigerte sich sein Selbst, bewußlsein bis zu der bei ihm ständiger. normalen Höhe vanoyyasler ergone, rung de lieben Ichs, und als er vor der Hausthür de fchwiegerelterlichen Hauses die elektrische Klingel in Thätigkeit fetzte. teiate sein kugelrunde Gesicht vieder den hellsten Glanz innerster Seldstzu friedenheit. Der Schwiegervater war gleich zur Hand, und bald saß er mit demselben in dessen Vrivat-Comrtoir. Nach den ersten Präliminarien rückte Georg mit seiner Werbung, der Bitte um die Etnmillt una de Vaterö die Mutte: war lZna aestorben heraus und wenn dieselbe auch nicht so formvollendet vom Stapel lief, wie er sie memorirt hatte, so schlug Puttfarken doch mit den Worten: 1 7 . 1 ! . r -rr k . . m9 .Na, denn in gur, 5 cucn os ww bei haben und, da merken Sie sich, junger Mann, ein Puttfarken läßt sich nicht lumpen, fechszigtausend Mark rund und baar kriegt meine Aurora außer ihrer Aussteuer mit. Was sagen Sie nun, he?' Georg'S VollmondSvisage glänzte, als wenn sie soeben mit einem Lackanstrich versehen worden, in seinen Mundwinkeln zuckte e und dann, 0 vermaleveire Macht der Gewohnheit! kam e lachend und polternd au seiner Kehle: i. bi. bi. Schwieaerpaxachen, sechs zigtausend Mark außer, hi, HI, hi, AuS steuer, hi, hi, hi, da bleibt kein Auge trocken!' .So al von Unverschämtheit ist mir denn doch noch nicht vorgekommen, Herr!' schrie jetzt der rabiat werdende Her? Puttfarken. .Herr, da ist infam! Wa ollen Sie mit ihrem .Da bleibt kein Auge trocken!' sagen? Mich verhöhnen wollen Sie. mich und die Mitgift meiner Aurora, Sie Geldprotz! Aber, Don nerwetter, da läßt sich ein Puttfarken nicht bieten; von keinem Menschen, am Wenigsten von solch einem Grünschnabel! Scheeren Sie sich zum Teufel, mein Tochter krteaen Sie. ftafekt Dom!. nie!' Und dabei nahm er Georg beim Kragen und mit einem kräftigen Ruck flog der Freier hinaus auf den Hausflur gegen de Ständer einer Majolika'Vafe, welche, umstürzend, dem Davoneilende ihr Trümmer nachsandte. AuSgelümmelt, zerfchunden, hinauSge werfen langte er in feinem Heim an mit dem Bewußtsein, Aurora, daS Mädchen seines HerzenS, auf immer verloren zu haben. Eine wehmüthigen Blick in den hohen Stehspiegel auf seinen ramponir ten äußere Mensche werfend, seufzt r lose: .Da bleibt kein Auge trocken!' Das medizinische Studium in Zapa. In der Deutschen Medizinischen Wochenschrift veröffentlicht Professor Ogaka in Tokio einige interessante Mit, theilungen über den gegenwärtigen Stand de medizinischen Studium in Japan. Wie bekannt, war di Reform desselben von deutschen Aerzten ausgegangen. Ur sprünglich waren alle Lehrstühle der re formirlen medizinischen Fakultät zu Tokio mit Deutschen besetzt. Allmählich aber ist ein japanischer Gelehrtennachwuch herangebildet worden, der in die Lehr stellen eingerückt ift. Von deutschen Mc. dizinern wirken nur noch zwei in Japau, der Kliniker Bälz und der Chirurg Scriba. Nach deutschem Muster hat man in Japan Fortbildungskurse für praktische Aerzte eingerichtet. E giebt zwei Arten solcher Kurse. Die einen sind für Aerzte bestimmt, die sich in einem Sonderfache ausbilden ollen, und dauern ein Jahr. An den andern, die von viel kürzerer Dauer sind, nehmen nur Medizinalbeamte Theil. E ird in ihnen in Hygiene, gerichtlicher Medi, zin, StaatSarzneikunde und Jrrenheil künde unterrichtet. Außer der Universität zu Tokio giebt eS für den Unterricht noch sechs medizinische Schulen in den Provin zen, die theils von der Regierung, theil von Städten unterhalte erden. Sehr zahlreich sind die privaten Krankenhäu fer. E wurden 1882 deren 351 ge zählt, neben 220 öffentlichen und zwei von der Regierung unterstützten. Nicht berücksichtigt sind dabei di Soldaten Hospitäler. Di Zahl der Aerzte i Japan betrug bei der letzten Zählung im Jahre 1893: 41,305. Davon hatte etwa in Viertel europäische Fachausbildung erhalten. Die übrigen drei Viertel haben chinesische und zum Theil auch etwa europäische Medizin ftudirt. Wa da Zahlenverhältniß der Landbevölkerung zu den Aerzte angeht, so kommen je 1L Aerzte aus 10.000 Einwohner. Seit 13 Jahren ift man an die Ordnung der ärzt lichen Prüfungen gegangen. Man gab damals allen zur Zeit thätigen Aerzten ohne Prüfung ein BefähigungSzeugniß. Von allen aber, die später den ärztlichen Beruf erwählten, ird eine Prüfung verlangt. Erst nach Ablegung der ärzt lichen Prüfung ird die Ausübung der Heilkunde gestattet. Die ärztliche Prü fung ift, wie in Deutschland, in ein Vorprüfung und die Staatsprüfung ge theilt, der Hudrar, a zu den Vrükunaen. die in Tokio, Nagasaki und Kioto abge halten werden, ift sehr groß. ES mel den sich dazu jährlich 5000 bi 7000 Kandidaten. Davon besteht aber kaum ein Zehntel. D'e japanisch, Aerzte sind fast durchweg zugleich Apotheker. Sie dispenflren di Arzneien selbst. Die Verabreichung von Arzneien ift auch die Hauptsach in der ärztlichen Thätigkeit der japanische Aerzte. Für die ärzt lich Untersuchung würde der Japaner gewöhnlichen Schlage nicht entrichten. Nur sehr birühmte Aerzte werden von Leuten der besseren Stände, wie e bei un Brauch ift, um ärztlichen Rath an gegangen. ßi seltsames Heschenk. Da französische Admiralfchiss. der .Orient,' flog bekanntlich in der See schlecht von Abukir in die Luft. Au einem Stücke de großen Mäste von diesem Schiffe, welchen da englische Schiff .Swiftsure' auffing, ließ dessen Befehlshaber, Kapitän H'allowell, durch feinen SchiffSzimmermann einen Sarg verfertigen, den er nachher feinem allen Freunde und Vorgefetzten Nelson mit folgendem Schreiben zusandte: .Sir, ich nehme mir die Freiheit, Ihnen hiermit ein Geschenk mit einem Sarg zu machen, der aus dem Mittelmast des .Orient' verfertigt wurde, damit Sie, enn Sie einst Ihre nautische Laufbahn auf dieser Erde beschlossen haben erden, in einer Ihrer Trophäen ruhen können. Daß aber dieser Zeitpunkt noch recht ferne fein möge, ift der herzliche Wussch Ihre aufrichtigen Freunde Benjamin Hallo well.' Dieses seltsame Geschenk wurde in dem Geiste aufgenommen, in dem S dargebracht worden ar. Nelson stellte eS in seiner Kajüte aufrecht an die Wand, hinter dem Stuhl, auf dem er beim Essen zu fitzen pflegte, und hier blieb dieser Sarg stehen bis um Tode des großen Seemannes, dessen irdische Ueberrefte wirklich in diesem Sarge bei gefetzt wurden. A : .Willst Du mir zehen Mark vor. chießen?' B: .Bedaure sehr, b kein Kunst, chützel'