Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 13, 1894, Image 1

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Jahrgang 1.
Lincoln. Neb.. Donnerstag, :!. September t.
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Im ho kirn Norden ßf
scheitert.
5 K.k premtloge der 'ythiasiilier
verwult dik deutsche Sprache.
Der deutsche Kaiser , i '
i g s b e r g.
Uönigebtrg. Am vcrflossciien Dien
lstag Voimillag um 1 Uhr trafen Kaiser
Wilhelm und die Kaiserin hie: ein, um
das l'Joiiuiiuiit des aijeis Wilhelm
des Ersten zu knlhüllen. ?cr Kais
war zu Pselve und die Kaiserin suhr ,
einer Equixage. Der Bürgn meistcr
verlas unt Bewillkommnungsadresse, i
deren Beaiivcrlug der ai,er jagte,
man sage c:it R'ccht, dasz das Ld durch
daS Schwert errungen wurde, mit dem
Schmerle weide es auch gehalien werden.
Darauf begab sich das aiserpaar nach
dem Maikiplale, auf welchem das Mo
nument steht. Gras z Eulenburg em
xsing als Präsident des MonumenlS
Lomiles die Majestäten und hielt eine
Ansprache, in welcher er die von Kaiser
Wilhelm dem Ersten dem Baterlande c
leisteten denkwürdigen Dienste betonte.
Nach dieser Rede wurde ein Gebet ge
sprechen, woraus der Kaiser das Monu
ment enthüllte. Dann inarschirten
T.upxen an dem letztere vorüber, wo
rauf sich daS Kaiserpaar ach dem
Schlosse begab, wo eö speiste.
North Sidney. N. B. Der Schoo
ner .Rigat' wo Gloucester. Mass,,
Capilän W. Gibson. traf mit seiner
Bemannung und den Passagieren des
Dampfers .Miranda' hier ein, wclch:r
am 7. Juli mit der Nordpvl Erpeditlon
de Dr. F. A. Cook von New Z)ork ab--ging.
Die 'eule befinden sich sämmtlich
wohl.
Am 9. August fuhr die .Miranda"
in der Nähe von Sukkcrtoppen westlich
von Grönland gegen einen Felsen und
wrd, NIII 93. ifiufliist in der Davis-
Meerenge in etwa ül Grad 12 Minuten
Breite und 58 Grad 40 Min. Läige im
sinkenden Zustande verlasse
Folgendes Nähere wird über die Er
pedilion und ihr Ende mitgetheilt: Die
.Miranda". welche am 17. Juli durch
einen Zusammenstoß mit einein Eisberge
beschädigt worden war, wurde i St.
John, N. F,, reparirt und ging am B.
Juli von dort diielt nach Grönland ad.
Bei Cap Farewell hatte sie mit nerwar
tct vielem Nebel und Eise zu kämpfe.
Zu einer Zeit war das Schifj nahe daran
ooi. Eisscholle zerdrückt zu werden. Die
Offiziere des Schisses hegten große iHe
fürchlungen und die Passagiere dachte
an das Schicksal der ,Jeaette" und
des .Proteus', dadie .Mirauda' z
einer gahrt im Pvlarmcere durchaus un
geeignet war. Glücklicher Weise wurde
indeß eine dünne Stelle in den Eisschol
len entdeckt und der Dampfer fuhr durch
diese hindurch. Die Südwestküstc von
Grönland Nur so durch Eis gesperrt, daß
erst am 7. August, als die Ekpcdilion
nach dem in (35 Grad 85 Mi. Breite
gelegenen Sukkcrtoppen gelangt, eine
Landung bewerkstelligt werden konnte.
Von dort ging der Dampfer am Morgrn
des 0 August nach Diöco ab und noch
dem derselbe einige Meilen weit mit vol.
ler Schnelligkeit gefahren War, stieß er
mit furchtbarer Gewalt gegen ein un
sichtbares Riff. Alles, was' nicht fest
gebunden war, wurde auf dem Dampfer
umher geschleudert. Du Steward John
Farrell wurqe von einem Koffer getrof
fen und leictt verletzt. Einige Leute,
welche zur Zeit beim frühstück saßen,
wurden zu Boden geschleudert und das
ffrühstüclsgeschirr sowie die Speisen auf
sie geworfen. Diei Mal hoben dieAcl
len das Schiff empor und ließe es dann
krachend wieder zurück sinken, und als
dasselbe endlich wieder flott wurde,
herrschte große Auiregung an Bord, da
man sah. daß das Schifs rasch sinke. Die
Boote wurden in's Wasser gelassen und
Alles zum Verlassen des sinkende Dam
psers in Bereitschaft geseht. Indeß
wurde bald ermittelt, daß die Pumpen
das eindringende Wasser bewältigen
konnten, und da inzwischen auch Eskimo
Lotsen in ihren Kayacks ankamen, so
wurde der Dampfer wohlbehalten in den
Hasen gebracht. Da es nicht für rath
sam gehalten wurde, mit einem bcschä
braten Dampscr weiter zu sahren, so
wär die Lage einer so großen Anzahl von
Menschen an dieser unwirthlichen Küste
keine dncidensmerthe, namentlich als sie
erfuhren, daß der dänische Dampfer,
welcher die Ansicdlung regelmäßig be
sucht, duret, Eis beschädigt wurde und
daher in di. sein Jahre nicht wiederkehren
würde.
Es sah aus, als ob die Erxedition ge
nöthigt ftin würde, in Grönland zu
übermiutn, und deshalb wurden die
Ration, u der Leute geschmälert. Spä
ter erf hen die Leute der Erpedition
vom dänischen Gouverneur, daß sich Fi
schcrsck.ner in der Nähe des 120 Mei
len nö i tich gelegenen Halstcinburg be
singen .d Dr. Cook, die Herren Ro
gcrS, orter und Dunnig machten sich
,it ' e EskimoS in einem offenen
Boot? uf den Weg dorthin. Nach e,.
ner sin, mischen zehutägigen Fahrt fanden
sie r' .Rigol' und brachten dieselbe
nach tk i, Hafen, in welchem der bcschä
digte Dampfer lag. Die Passagiere
wurde auf die .Rigal' gebracht, worauf
hi, Miranda" die letztere ins Schlepp-
tau'"hm und am 25. August mit der
AbsiGt von 'sulkerioppcn aooamp,ie,
direkt ach St. Johns, N. F., zu sah
ren. Zwei Tage lang ging Alle gut.
;hnA wurde der Dampfer in der zwei f
Nacht von eins "ungeheuren Welle jo
schwer beschädig,. Da er ins irnen ge
rieth. Aus der . Miranda" hcrischte
k! .rX iln-,.,!!,. die Leute vrrsaa
vii y'D4v o " - i u
ttn de Gchbisam und urtm nur durch
dc Revelver des Eapiturt im Zaume
Uh"lU-n. Schließlich tnirrie die ganze
Bemannung der ,,w,,lanoa" aut die
..Ral" gebracht. Nich!s als das Bett-
zeug der Makronen konnie gereitet wer
ke. Die Panagiere verloren ihr gan
zeS Gepäck, welches aus bei ,, Miranda"
geblieben war. Die ganze Erpidilion
war zwecklos gewesen. ie Rücksahrt
ging ohne linsall von Stallen, obwohl
große Knappheit an Lebensmtl auf
dem Schooner herrscht, da nur Vorralhe
au zehn Tage für 4u Leute vorhanden
wncn und sich einschlxßlich der Beman.
nuiig der Miranda" tl Persoiliit auf
dem Schooner besanden.
Washington. Die Supreme Loge der
Puthiasriiter hatte die streitige grage
bezüglich deS Gebrauches der deutschen
Sprache i den untergeordneten Logen
entschiede, indem sie sich mit entschiede
er Mehiheit gegen die Benutzung eines
ai'der als englischen Rituals erklärte.
Zuerst wurde über den Mindeiheitsbe
richt abgestimmt, welcher empsahl, daß
dc deutsche Logen fünf Jahre tjiist zur
Einsührung des englischen Riluals ge
wählt werte. Dieser Bericht wurde mit
74 gegen 4l Seimmc zurückgewiesen,
worauf der Mehrheitsbericht mir 7 ge
ge '!( Stimmen angenommen wurde.
Derselbe enthält die folgende Empfeb'
lung: Daß das vom Orden benutzte
Rituul in den Ber. Staaten und allen
andern Ländern, in denen die englische
die Landessprache ist, in Lukunst und
sür immer nur in dieser Sprache, und
wen der Orden in Ländern eingeführt
wird, in welchen eine andere als die eng
tische die Landessprache ist, in den Spra
chen jener Länder gedruckt werden soll,
damit Jedermann und alle Völker wis
sen, daß an den Altären der Phthiasrit
ter nie erlöschende Loyalität und Erge
bcnheit sür diejenige Regierung gelobt
wird, in deren Land sie leben, ob es ihr
Vaterland oder ihr Adoptimand sei.
Der Bericht lobt außerdem den Su-preme-5hancellor
dafür, daß er das Ge
setz in dieser Hinsicht aufrecht erhielt und
ist von folgenden vier Mitgliedern des
Comites unterzeichnet: Stanlon C. Car
ler, Thomas D. Meaics, 2. P. Hunt
und Aaron Myers.
John Russe von Jndiara war der Vcr
sasser des Mindcrheitsberichtes.
-Es fand eine hitzige drei Stunden
mährende Debatte über die Frage statt.
Der Hauptbesürmorter des Minderhcits?
bcrichics war Repräsentant Featherstone
von Wisconsin und der Hauptbesürwor
ter des Mchrheitsberichtcs Repräsentant
Cariec von California.
Die Supremeloge hat im Plenaraus
schusse f.rner beschlossen, daß in Zukunft
keine Schankwirthe, Schankkcllner und
professionelle Spieler mehr zu Mitglic
den, des Ordens ausgenommen werden,
jedoch solche, welche bereits Mitglieder
sind, es bleiben solle, jedoch hat die ei
gcnil,chc Supremeloge diese Frage nicht
erledigt.
Berlin. Der Professor v. Hclmholtz,
welcher kürzlich einen zweiten Schlagan
fall erlitten hatte, ist am vcrwichencn
Samstag in seinem 74. Lebensjahre ge
stoi den. Im vorigen Jahre hatte Helm
hvly trotz seines hohen Alters die Reise
nach der columbischen Weltausstellung
angetreten. Ans dem damals hier statt
findenden Naturforscher - Congreß hielt
er eine Rede in englischer Sprache, wel
che mit großer Begeisterung aufgcnoin
men wurde.
Am Freitag wurde L. Stull, dcr
Kassirer der E. St. P. M. & O. Eisen
bahn, beim Bade in den Räumen der
5). M. C. A. zu Blair um eine scköne
Ükr beraubt. Der Verdacht siel sofort
auf Artkur Newton, einen jungen Land
streiche welcher zu gcn. Zeit in der
Nähe gesehen worden war. Bei der
Verhaftung des Schlingels fand man
die Uhr in seinem Besitz und wnrde der
selbe von Richter Jackion auf einen Ter
min der StaatSResormschulc übcrwie
sen. jr. Tracy hat in NebraSka City
Temperen; - Borlesungen gehalien. für
welches Vergnügen der Mann $25 vro
Tag an die Sladtkasse abliefern mußte.
Statt Temperen; zu beobachten, wird
hierzulande fast stets das Kind mit dem
Bade ausgeschüttet. Wer nicht trinken
will, der mag es bleiben lassen. Man soll
aber nicht wettern u. schimpfen, wenn an
dere Leute einen guten Tropfen, der Leib
und Seele so hübsch zusammenhält u. ein,
so beitere Gemüthsstimmung erzeugte
genießen.
W. Weddcl, welcher in Nebraska
Ciiy mit Wurst handelt, wurde gegen
Il Uhr Morgens auf dem 6!ütcrbh?
Hofe der Missouri Pacific Bahn übcrfal
len. Die Raufbolde nahmen je ein
Stück Huhn, das sie sich gut schmecken
ließen. Hiemit noch nicht zufrieden, zo
gcn sie ihre Revolver und zwangen ihn
so auch noch $2. 3s, den Erlös des
Abends, auszuliefern. Hoffentlich wird
es der Polizei gelingen, die unvcrschäm
tcn Kerle einzusangen, da p Weddel in
der Lge ist. bei Behörde eine Beschrei
bung der Räuber zu gcb.'N.
W. Kellu wurde am Freitag in
Dewitt von einem Fremden, mit dem er
Meinungsverschiedenheiten gehabt halte,
durch einen Schuß am Arme verletzt.
Der Streit war dadurch entstanden, daß
mehrere Fremde sich zu einem Tanzver
gnügen eingefunden hatten, jedoch wei
gerten sich die einheimischenMüdchen, mit
den Fremden 9u tanzen, worauf Letztere
das Eintrittsgeld zurückverlangten. Da
Herr Kellu diesem Ansuchen kein Gehör
schenkte, so kam es zum Krakchl. t
erhaltenen Verletzungen sind nicht de
dcnklicher Natur.
In Rushville entstand in der Was i,
anstatt des Northwestern Hotels Feuc,
w 'Iches i Folge der Anstrengungen der
Löschmaniischajtl'n bald gelöscht wurde.
Die Verluste stellen sich wie folgt:
Rorihweiiein Hotel, Verlust S,XK),
Versicherung in der ,Queen" $I,(XK)
und in der London t Lancashire" für
1,000; Pioneer Livcru. abgeschätzter
Verlust ?l,i55, verstreit in der Phoe
nir von Brovklyn zu f.vuu und in der
Royal von Liverpool zu i2.(WU: I. E.
West, Wirthschaft, Verlust 'J00, ver
sichert in der Coniinenlal oo New ?ork
zu Frank. Schmiedemeister, Ver-
tust jioo. Vcrfichcrt in dcrPennshlvania
Fire z $iOt).
C. Mener, ein junger Man oo
Eolsax Couuii), traf mit einem Baarbe
stang von $ 10 in Fremont ein, um sich
dort einen ordentliche Rausch zu kaufen.
Das C'?e vorn Liede war, daß er schließ
lich mit FrcudknmäSchen zusammentraf
und dieselben beschuldigte, sein Geld ge
stöhlen zu haben. Da er nicht im Stan
de war.dknBcwcis zu liefern, daß sie ihn
wirklich um seineBaarschaft gebracht Hai
ten,so wurden die, Dämchen, "welche ver
haftet worden waren, wieder auf freie
Fuß gesetzt. Mei)cr hatte kaum noch
Geld genug, um nach Hause zu gclan
gen. Jedenfalls wird der junge icann
in Zukunft mehr Lebenserfahrung be
fitzen. Der Pfarrer I. I. Kennedy. Prä
sident des Amitt) College" in College
Springs, ist seit einer Woche in geheim
nißozller Weise abhanden gekommen.
Er war zu einem kurzen Aufenthalt nach
Omaha gereist und ist seitdem nicht wie
der gesehen worden. Aus Wunsch der
Bürger von College Springs haben sich
mehrere Personen von dort nach hier be
geben, u,n ms möglich den Ausenthalt
des Vermißten zu erforschen. Derselbe
führte ein äußerst glückliches häusliches
Leben und seine Beziehungen zu allen
Personen und Abtheilungen im College
waren die besten. Es giebt nur eine
Spur, die darauf hindeutet, daß Kcnncdy
die Absicht hatte, das College zu verlas
sen und diese besteht in einem Briefe an
die Schatzmeisterin einer der litcrarischen
Gesellschaften des College, in welchem er
ihr n.ittheilte, wo sich eine Geldsumme
befinde, welche er für die Gesellschaft in
Veiwahrung halte.
lieber das madagassische Miinzsnstem
schreibt Eugen Wolf dem Berliner
Tageblatt" unter Anderem Folgendes:
Das Erste, was der Fremde auf Mada
gaskar sich anschaffen muß, ist eine
0'cldwnge mit den nöthigen Gewichten.
Dfc Gewichtseinheit ist das französische
FvFraneSslück. Die Fiinf-Fmnes-ftiic?e,
von welchen die unter dcr Regie
rung Louis Philipps geprägten aus
ganz Madagaskar den Vorzug genießen,
werden zcrselinittcn und zwar in halbe,
viertel, achtel, zwölftel, vicrundzwciN'
zigstcl bis zu einem cinhundcrkmidvier
undvicrzigsten Theile eines Fünf
Francsstiickcs. Beim Alnviegen des
Geldes liegt für den Eingeborenen der
Hanptwcrth darin, daß erstens die
Wagschaale sich stets zu seinem Bor
theil neigen soll zweitens daß sich
unter den Silbersliiächen kein tiing-dvn"-b''cld
befindet, das er als falsch
zurückweist. cingdon, ein auf dcr
Insel seiner Zeit anwesender Englän
dcr, iinpertirtc nämlich im Geheimen
incz,'ikanisclie Piaster, die ihn nur ::
Mark kosteten, zerschnitt sie, brachte sie
in den Bertehr und vcrdicntc auf diese
Weise an jedem Piaster eine Mark.
Der Schwindel wurde schließlich ans'
gedeckt, und die Regierung r.-rbot die
Annahine dcö tingdon" - Geldes.
Dcr findige Zohn Albions war durch
fein geniales Gescliästsgebahren indeß
bereits ein gemachter Mmm" gewor
den und lebt heute in England von fei
neu Renten.
T i e M c n S in d c r F l a f ch c.
Eine heitere 'Spukgeschichte wird cn:s
dem Samlnnde gemeldet. (,roßc
Aufregung, so schreibt die .vcnigc'dcr
gcr Allgemeine Zeitung," herrschte
in einer Familie in R. R'achis ließ
sich in einem Zimmer des Oberstockes
stets ein Geräusch hören, alo ob eine
Walze plötzlich in Bewegung gesetzt
würde, oder alö ob ein Rad hin- und
herginge. Die Bewegung wiederholte
sich in unregelmäßiger Reihenfolge.
Der Besitzer ging, von feinem Sohne
begleitet, die Treppe hinauf nach dem
gedachten Zimmer. Aus dcr Treppe
hörten sie noch das Geräusch, doch in
das Zimmer eingetreten, war der
Spuk verstummt und sie konnten auch
sonst nichts Ausfälliges bemerken.
Mnm aber hatten die Männer ihren
Platz am Faiuilicntifch wieder einge
nomrncn, als der tolle Spuk von
Neuem anging. Nach langer, vergeb
licher Mühe fand man eine auf dem
Boden liegende Weinflasche, in welche
eine Maus gekrochen war. Sie hatte
sich an den Zuckercrbsen, ivclche von
der Hauosrau in die Flasche gethan
und schließlich dcr Bcrgcsscnhcit an
hcimgefallcn waren, so gütlich gcthan,
daß sie durch den engen Hals nicht
wieder zurück konnte, einen Auoweg
findend, sprang die Maus nun in dcr
Flasche umher und brachte damit die
Flasche in 's Rellen.
Ein Gestrenger. Der Bürger
meistcr von lyr.dalc hat sechs Damen
arretiren lassen, welche Bicyelc sich
ren. Er begründete seine Maßnahme
damit, daß es Frauen verboten fei, in
Männerklcidung auf die Straße zu
gehen. Aller Protest und der Hinweis,
daß die beanstandete leidung ja das
Sportkostiim der Damen sci halfen
nicht, denn die Damen hatkcn Hosen
an und Hasen sind das Atlribui deo
Manne?.
Ruc cm Nri.zsn iiictcr."
Ein G c d a ch t n i s; t a g. Mit der
kotigen Ausgabe beginnt der ,icker'
seinen vierten Jahrgang, und unlersel
,cn llniftänden wi, man es uns sicher
lich zu Gute halten, nenn wir ein
Wenig t'iiu utiv n.H("l f(.'iu1,i.r;.
Zli wir i:t diese Stadt kamen, hat
ten wir 'inen :t jed.'r ,-.'!)?, 17
'cnis in unserer Westentasche und
einen Magen, der nach einer ordent
lichen Mahlzeit schrie. Unsere cntc
Nacht brachten ivir unter einem Wazen
auf einem rssentlichcn Platze zn in)
a::t nächsicn Tag wurden wir von
einem Maulthier getreten, wn drei
lder vier Leuten zum Narren gehalten
und von einem Hund gebissen. Die
?luestattung des icker bestand aus
einer alten Presse und einem Faß voll
Satz, daö ein heruntergekommener
Pilgrim in Bezahlung einer Schuld
von $14 zurückgelassen hatte. Wir ver
lausten Hemd und Schukwerk und war
fcn uns in's Geschäft aus Tod oder
Leben. Während der ersten zwei Mo--nate
nahmen wir täglich eine Mahl
zeit und arbeiteten durchschnittlich 18
Stunden im Tag ; aber hart ! Die Er
innerung ist für uns wahrlich keine
angenehme, aber sie darf als vollgil
tiger Beweis angesehen werden, daß in
Arizona irgend ein Mann mit Ehrgeiz
und Ausdauer es zu etwas bringen
kann, so entinuthigcnd auch die ersten
Ansänge sein mögen. Unser erstes Faß
Druckerschwärze schleppten wir auf dein
Rücken über die Hügel, 14 Meilen
weit, und bei er Ausgabe unserer
ersten Nummer hatten wir nur acht
Abonnenten. Etwas, woran wir uns
nur mit Sträuben erinnern, ist die
Thatsache, daß eSim seeliö Monate
nahm, um schneidig" zu werden. Wäh
rend dieser langen, fchuwrzvotlen Wo
chen glaubte Jedermann, der ein
Schießeisen angeschnallt Irug, sich de
rechligt, uns au unserer editoriellen
Nase zu ziehen und nnsere R'erven in
Spannung zu erhalten. Nicht fünf Ein
wohner der Stadt hatten je einen Her-ane-geber
gesehen, noch wußten sie,
wozu ein: Zeitung dienen kann, und
wäre nicht der Präsident des Bigilanz
komiteS gewesen, so wären wir schon
vor Ablauf des ersten Monats gelyncht
worden. So aber verdanken wir die
sein Manne sehr viel, und als man
hörte, daß er. uns cinen Revolver ge
liehen habe und uns Schicßnntcrricht
ertheile, da begannen die Abernte
mcnts einzulaufen und die Zukunft
erschien in heilerem Lichte.
Wir wollen nun allerdings nicht
behaupten, daß ein Privatsnedhof ein
nothwendiges Zubehör für eine Zci
lung im fernen Westen sei. Das
hängt gänzlich von der Gemeinde ab.
Wir kennen ein Dutzend erfolgreiche
Herausgeber, welche nie den Finger an
den Drücker eines Revolvers zu brin
gen halten. Wir gedeihen eben zufäl
lig in eine Stadt, wo die Leute darauf
bestanden, ans den Herausgeber zu
schießen, statt der Rollschuhbahn ihre
Kundschaft zuzuwenden oder Dcbattir
klubs zu gründen. So wurde es denn
für uns zur absoluten Nothwendigkeit,
entweder einige der schicßfrcudigstcn
Munden zu entfernen oder unser Ge
schäft auszugeben. Unser Privatfricd
Hof enthält nur zehn Gräber und jedes
derselben hat nach unserem eigenen
Leben gegähnt. Wir sagen nur zehn,
denn es könnten ebenso gut zwanzig
sein, ohne daß uns ein öffentlicher
Tadel treffen dürfte. Seit elf Mona
tcn find feine Thore geschlossen, rcspck
tive offen, denn wir gestatten dem
Publikum, denselben als öffentlichen
Park zu benutzen.
Die erste Nummer des ickcr"
wurde unter einem aus zwei Pferde
decken gebildeten Zelt herausgegeben.
Die gegenwärtige Nummer kommt aus
einem dcr vollkommensten ZcitnngS
gebättde des Territoriums. Unter cinem
und demselben Dach geben wir eine
Zeitung heraus, haben einen Mram
und Gernnoladcn, verkaufen Schuhe,
Stiefel, Eisenwaaren, Geschirr und
Sattelzeug. Mehl, Hafer, Hüte, Map
pcn und allerlei Mlcinigkcitcn für die
Nationalfeiertage. Das ist'S ja, was
den Westen auszeichnet, daß Niemand,
in feiner Ausdehnung beengt wird. Wir
sindHcrausgebcr dcsMicker" und gleich
zeitig Meiner dcr Stadt, StaatSscnator,
Applikant für die Postnieistcrstelle und
hoffen binnen Murzeni alö Bcr.Staatcn-Dcputy-Marshall
angestellt zu werden.
Unsere Freunde haben uuö vcrsichcrt.daß
wir die Nominatian als Gouverneur er
halten könncn,sobald uns dicSache wüu
fchcnswcrlh erscheine, und wir haben
gar keinen Zweifel, daß sie uns im
geeigneten Moment so erscheinen wird.
In Verbindung mit dem großen Faini
licnblatt leiten wir ein Wcllcrbureau,
besitzen das schnellste Maulthier der
Welt und halten jede Woche eine Rede
zu Gunsten der Zulassung Arizonas
in den Staatenbund.
Der Micker" beginnt seinen vierten
Jahrgang unter den günstigsten Anspi
zicn, und bevor ein weiteres Jahr vor
über ist, wird ein Anbau entstehen,
in welchem eincSclimiedewerkstatt, ein
Lcichenbestaltergeichäft und ein Eis
creamsaloen eröffnet werden. Die Zci
tung wird forkfahrcn i dcr Bcsürwor
tung des FraucnstimmrechtS, der An
ncrion von Eanada und Mexiko, des
Krieges mit jcdeni Lande, das uns ein
schüchtern will, und der Nominirung
cincS Präsidenten sür den nächsten
Termin, wclclicr mindestens vier Mit
glieder seines MabinettS aus den
"Yili,'r! her Tmininf ilffti iva SpftciiÄ
I Willi! t.
Tik amerikanische Millionärin.
Unsere Martitänder Laudsmannin.
Fräulein Helene Earroll. die Enkelin
des Er Gouverneurs Znlni Vee Earrell
und Urenkelin des großen New '.'jorkcr
Hande.?hcrrn Royal Plielps. hat seil
Wockcn die ganze deutselie Presse in
Atlicut gehalten und die ivildc Jagd
nach reichen Erbinnen neu belebt. Die
halbverhungerten Referendare und die
Lieutenants mit alten Wappen heben
förmliche Wallfahrten nach Banreuth
angestellt, und wenn die Festsviele
diesmal mehr einbrachten als früher,
so kann sich die ircliion bei Fräulein
Earroll bedanken, denn sie hat wehr
gezogen, als alle Walküren nebst der
Frau Bcnus und der Elsa. Daß sie
für die Dauer der Fesispiele das
Schloß Fantasie' sür wöchentlich
$2.10 gemiethet, hat bereits das iabel
berichtet. Ueber ihren Aufwand schreibt
das Berliner Tageblatt": Ans
Berlin hat die junge Amerikanerin sür
sich und ihre Freundinnen eine Anzahl
Equipagen mit den nöthigen Kutschern
kommen lassen, und ein Rcitinstltut
in der Nürnberger-Straße wurde be
auftragt, einige Reitpferde in Beglei
tung tüchtiger Reitknechte nach ,Zchlos;
Fantasie' z?. schicken. ?ie sechs
wöchentliche Pacht- und Erhaltung!,'
kosten deS Pferde-und Wagenmaterials
und seiner Bedienung sollen etwa 20,
000 Mark betragen. Die Gespanne
dienen auch dazu, den Amerikanerinnen
die aus , Schloß Fantasie' von dem
eigenen Mücheupersonal bercitctenSpei
sen nach dem Festspielhause zu über
bringen, wo sie in den Zwischenpausen
servirt werden. Man schätzt den Be
trag, dcr Fräulein Earroll für ihre
täglichen Bedürfnisse zur Verfügung
steht, aus mnd lv,v0 Mark. Aus
ihrer Reise nach Berlin wird die amc
nkanische Erbin von ihren Freundin
neu begleitet sein, die selbst zu den
reichsten Töchtern des Landes gehören."
Wie an anderer Stelle berichtet
wird, ist der jungen Dame vor ihrer
Abreise von Bahrein!) etwas Mensch
liches passirt, indem ihr ein Photo
graph wegen einer unverschämt hohen
Bildcrrechnung die Mosser pfänden
ließ. Es zeugt sehr für den gesunden
Beistand des Fräulein Earroll, daß sie
sich nicht brandschatzen laßt und lieber
eine Szene riskirt. Den Bayrentheni
hat der Mann mit dem Modak jeden
falls einen schlechten Gefallen gethan,
denn Fräulein Earroll wird wolil
sobald nicht wiederkommen.
Ein r c ch t a n g e n e h m e S G c
setz! Aus Amsterdam schreibt man
der Mein. Ztg.": Müiziich wurde
einem hiesigen Bürger ein Diamant
ring im Werthe von etwa 200 Gulden
gestohlen. Der Dieb wurde von der
Polizei ausfindig gemacht, als erden
Ring einem Hehler für iio Gulden
verkauft hatte." Der Ring wurde bei
dem Hehler beschlagnahmt. Als der
Dieb verhaftet wurde, war er noch im
Besitz von .' Gulden. Nach der Ber
urtheiluug des Thäters zu einer Ge
fängnißstrafe winden auf Befehl des
Gerichts die 50 Gulden dem Dieb und
der Ring dem Hehler zurückgegeben,
wahrend der rechtmäßige Eigenthümer
das Nachsehen hatte! Dieses Versah
ren entsprach vollständig dem hierzu
lande geltenden Gesetz; denn will der
Betohlene wieder in den Besitz sei
neö Eigenthums kommen, so muß er
eS von dem Hehler zn lausen suchen
und dieser kaun einen beliebigen Preis
machen ; nur dann, wenn der gestohlene
Gegenstand sich noch im Besitz deö
Diebes befindet, wird er dein Eigen
thiimei zur Hand gestellt; dagegen
wird das dafür empfangene Geld als
Eigenthum des Diebes betrachtet.
Zwar kann der Eigenthümer innerhalb
acht Tagen auf den gestohlenen Gegen
stand Beschlag legen lassen, aber dies
ist eine reine Eivilforderuug und deren
Geltendmachung kostet hierzulande sehr
viel Geld. D hnlb machen viele Be
stohlene der Polizei gar keine Anzeige.'
da sie wissen, daß sie nur in den sel
tenslen Fällen ihren Zweck erreichen.
Diebe und Spitzbuben aber können sich
keine besieren (besetze wünschen.
I n t e r e s s a n t c s f ii r M ütte r.
Sehr viele Leute durste es verwundern,
wenn sie, nach der Berechnung eines
bekannten Statistikers, erfahren, daß,
wenn die in je einem Jahre geborenen
Minder in Wiegen hintereinander auf
gestellt würden, diese Wicgcnrcihc be
nuem um die ganze Erde reichen würde.
Derselbe Autor beleuchtet die Sache
aber auch noch auf andere Weife. Er
nimmt an. die Minder würden ihren
Müttern einzeln in den Arm gelegt
und das sollte Tag und Nacht ein gan
zeS Jahr über fortgesetzt werden. DaS
soll auch ziemlich' schnell 20 in der
Minute, 1200 in der Stunde ge
schchcn. Nach einem Jahre würde nur
der sechste Theil der Minder zurückgc
geben sein, oder mit anderen Worten,
das Baby, mit dem man begann, würde
schon lausen können, wenn die Mütter
erst einen kleinen Theil der Säuglinge
zurückerhalten hatten, und wenn das
mit allen gescheiten wäre, dann würden
die erstenschon anfangen, in die
Schule zu gehen.
Orientalische Pracht. Die
Mutter des jungen Mhcdive von Egyp
tcn schenkte unlängst demselben ein
kostbares Toilette Service, welches
einst sein verstorbener Vater benutzt
hatte. Dasselbe enthält 27 Gegenstände
ganz von Ikaiätigein Gold und jeder
Gegenstand trägt das Monogramm mit
den Buchstaben A. P. in Diamanten ;
es sind 1200 Diamanten an dieser
Toilette verwendet.
(ine n'riranische Wurfe.
In Westr'iifrt i eine Art reifer
Gurke l. ,',.,::, .ii.iili'r:i-snil;ui(is)
heimisch, deren eigentlmmliche Wirkun
gen Adaitsett während seines Aufenthal
tes in Mimik am Niger leimen zn ler
nen Gelegenheit liatte. Er berichtet :
Jedes Stück Land war mit einer beion
oeren dornigen Hecke iniigeh-u, über
welche sich eine Art wilder Gurken hin
weqschlängelte, die man hierzulande
Moimo, i nennen pslegt. Au dieser
Pflanze hingen kleine lorallensaibige
Früchte in ; In er vollkommenen Reise.
Verschiedene dieser Fruchte waren
sogar von den Schlange. Eidechsen
niid Vögeln angefressen. Meine Leute,
welche sie walunabmen, pflückten davon
einen guten Viunitli ab. wovon sie erst
kosteten, hernach aber mir etwas an zu
bieten beliebten. Ich kannte diese
Frucht schon seit langer Zeit ; ich halte
gesehen, daß die Landlenie sich deren
fleißig bediente, ich selbst sie schon
nichriiial Dutzendweise ohne üble Fol
gcn zu mir gcnamm''n. und sie wider
die allzu strenge Hive verzehrt: sie
hatten mir niemals geschadet. Heule
siel eö mir ei, mich recht satt an sol
chen Früchten zu essen. Ich speiste
Mittags und Abends mit größtem
Appetit von diesen rothen Gurke, ohne
von dem, was mir bevorstand, auch nur
die mindeste Ahnung zn haben. Es
dauerte bis um U Uhr deö Abends, ehe
diese Frucht anfing, ihre Wirkung zu
äußern. Ich ward plötzlich von einer
hestigcn Erstickung befallen, hernach
aber zn einem so starten Erbrechen ge
reizt, als ob ich das heftigste Bicch
Mittel, welches die Natur zn liefern
vermag, genommen hätte. Fast acht
Stunden lang blieb ich in dieser äugst
lichen Vcrfastung. Einer von meinen
Negern, ein Merl von etwa 20 Iah
ren, der viel mehr als ich von dieser
Frucht genossen hatte, bekam gegen
Mitternacht einen gleichen Anfall. Er
mußte seine nnzeitigen Appetit aber
viel theurer als ich bezahlen, denn bei
ihm wirkte dies Brechmittel über 21
Stunden und noch dazu so gewaltsam,
daß er in dieser ganzen alles Be
wußtsein verlor und beinahe das Leben
zugleich eingebüßt hatte. Wenn ein
solcher Versuch mit Vorsatz angestellt
worden, so hätte mau sich wirklich
leinen siärkeeen Erfolg davon verspre
chen können. DaS Merkwürdigste bei
dieser ganzen Erfahrung war, daß
Jeder nach dem Verhältniß deS von
dieser Frucht ausgezehrten Vorrathcs
leiden mußte. Wer nicht über ein
Dutzend gegessen hatte, fühlte davon
gar keine Beschwerde.
Ein p h o t o ch c in i s ch e r W i tz. "
Folgender merkwürdige Borsall hat
sich, wie man der T. R. " aus London
schreibt, in dem Atelier eines dortigen
Photographen zugetragen. Es erschien
hier eine etwas mnthwillige junge
Dame, um ein Bildniß von sich an
fertigen zu lassen. Alles verlief in ge
wohnter Weise, doch als der Photo
graph in der Dunkelkammer seine Thä
tigkeit beendigt hatte welches Ent
setzen! ans der Stirn des jungen
Mädchens zeigte sich im Bilde ein
Todtenkopf mit den zugehörigen ge
kreuzten Beinknochen! Der Photo
graph ließ sich nichts merken, bat um
eine neue Sitzung; doch, nnbegreislich,
dasselbe entset-liche Zrichen ' erschien
auf dein Bild deö reizenden Mädchens.
Allgemeiner Aufruhr int Atelier! Der
Ehef selbst wurde gerufen, ihm in aller
Stille d5ö absonderliche Ereigniß mit
getheilt, und er nahm, nach vielen Bit
ten um Entschuldigung wegen der
ersten beiden mißglückten Ausnahmen,
nun selbst die Sache in die Hand.
Maimi war jedoch die Platte entwickelt,
als er bleich, mit allen Zeichen des
Entsetzens, ans der Dunkelkammer her-
! vorstürzte und schwur, die Dame, auf
deren tirn fonft nichts zu bemerken
war, müsse mit dem Bösen im Bunde
sein, da auch bei seiner Ausnahme das
Zeichen des Todes auf der phvtogra
phifchen Platte erschienen war. Und
des Räthsels Lösung? Die junge
Dame hatte sich, bevor sie daö Atelier
des unglückseligen Lichtbildners betrat,
mit Ehininlösiing die für zarte Nerven
furchtbare Zeichnung auf die Stirn ge
malt. Diese Ehininlösiing, so schreibt
man dem Berliner Blatt," hat die
Wirkung, daß sie aus der Haut keine
sichtbare Spur hinterläßt, hingegen
aber dem Lichte der photographischen
Platte ausgesetzt, alle Zeichnungen
mit unverminderter Treue hervortie
ten läßt.
Eine Studie ii b e r d i e N a
ti anal Hymnen, welche von einer
englischen Zeitschrift veröffentlicht
wird, stellt fest, daß eine Anzahl von
sogenannten National"-Hymnen mehr
als Verherrlichungen der Fürsten anzu
sehen sind. Dahin gehören die Ratio
nalhymnen Englands. Oesterreichs,
Preußens, Dänemarks, Portugals,
Rußlands und Schwedens. Wirkliche
Nalional"-Hhmnen sind die der Vcr.
Staaten von 'Nordamerika, die von
Holland, Ungarn und Norwegen. Eine
dritte Mlasse bilden die revolutionären
Hymnen, wie die Marseillaise" in
Frankreich, die Brabane-onnc" in
Belgien und (lod n-e Iivlan.l."
Von einem großen Dichter stammt
nur die norwegische Nationalhymne
3a vi Elster" Ja, wir lieben
dieses Land"): ihr Verfasser ist
Björnstjernc Björnson. Bon einem
großen Mvmponistcn ist bekanntlich dic
rsterrcichische Nationalhymne verfaßt,
von Haydn. Die portugiesische Natio
nalhymne hat einen Fürsten zum Vcr
fasser, nämlich Pedro den Ersten von
Brasilien.
(""in il'iiiciiirfH Mittagessen.
Dir schwe.'iiel'e rl.Viser.de Dr. Sr.'rn
fiedin, ir gegernrertig das Innere
ren Vi i i c ii tereiii. r ar in Maschgar
neb'l den eesamw.ten russischen Men
si'.lat und iniiiuini Persönlichkeiten bei
Doe-Tui. deut iouvernenr den Masch
gar. zu Mittag geladen, bei deut es
nicht weniger denn Gerichte gab und
worüber er von !e,,V,'g,u' aus beneblet:
Wenn ein Ebinese zum Mittag eilt'
ladet, schickt er zwei Tage vorher eine
Einladunglarte. die der Empfänger
behält, wenn er die Einladung an
nimmt, dagegen zurücksendet, wenn er
keine Neigung veispiirt, der Einladung
zu feigen. er Gast, der zu 12 Uhr
geladen ist, darf aber nicht eher als um
2 Uhr kommen, denn wre er pünltliel,.
fände er den Gnstgeber schlafend und
keine Mittagstafel vor. Ist aber Alles
fertig, dann erscheint ein Diener, der
eine Visitenkarte des Gastgebers vor'
zeigt, was für den Eingeladenen bedeu
tet, daß er u,i in aller Gemächlichkeit
Toilette machen kann. Das Mittages
sen bei Dno ?nj, zu dem die Gäste i
pomphaftem Aufzuge hinfuhren, winde
im Gat'tniparnlloit eingenommen.
ES gehört zur Etikette, daß der Wirth
das Weinglas des GufteS erst an seine
Stirn siihrt und dann dem Gast über
gibt, ebenso verfährt er mit den beiden
Hvlzstäbcheii, mit denen man ißt. Fer
ner rüttelt er jeden Stuhl, mit den
Gast zu überzeugen, daß er sich unbe
deutlich darauf niederlassen könne,
und fährt mit der Hand über den Sitz,
sich den Anschein gebend, als ob er den
Staub fortwische. Wenn dies ge
scheheu, lassen sich die (äste an dem
großen, roth lackirleu Tische nieder.
Eine Reihe von Dienern tritt ein, von
denen Jeder eine kleine runde Porzel
lanschiissel trägt. Solche Schüsseln
werden zn Dutzenden aus die Mitte deö
Tisches gestellt und immer von Ande
ren abgelöst. Vor den Gitst werden klei
nere Schüsseln mit Gewürzen, Tnneen
und Soja gestellt. Wenn sich der Gast
nicht nimmt, legt ihm der Wirth seine
Delikatessen vor. Hier gab es Fisch
schuppen, Mnvrpel und Flossen in ver
schiedenen Formen ans den chinesischen
Flüssen und Meeren, Schwämme,
Hammelsett in langen gesalzeneu
Streiseu, Salamander, Schinken in
der verschiedenartigsten Zubereitung,
ferner eine Anzahl eigenthümlicher Ge
richte, die sowohl nach Aussehen wie
nach Geruch für den Europäer durchaus
keine Anziehungskraft besitzen. Zum
Schluß kam der Glanzpunkt, Selgveiue
konsekt, daö die enroväischen Gäste mit
Hilfe von Zhee oder chinesischem
Branntwein, der sehr stark und heiß
vorgesetzt wird, hinabbeförderteit. Die
bei diesem Mittagessen aufgetragenen
Gerichte stammten zum größten Theil
uns dem eigentlichen Ehina und
waren bahr in Maschgar, dem fernen
Westen, Seltenheiten. Die Europäer
thaten der chinesischen Miiche, wie
Hedin erzählt, jedoch keine große Ehre
an. Nur ein Gast, der russische Mis
sionär Jgnatjew, aß nicht nur gewis
senhast vvn alleni! Gerichten, sondern
trank auch 17 'laö Branntwein, und
trotzdem ilaud er mich Beendigung der
Tafel, die drei Stunden dauerte,
ebenso nüchtern ans, wie er begonnen
hatte. Während der Mahlzeit spielte
ein sanischeö Orchester, bestehend ans
Tr?mrneln, Flöten und Sängern, und
zu der eintönigen Musik tanzten zwei
Mnaben. Es gehört zur Etikette, sosert
nach Beendigung des letzten Gerichtes
sich zu verabschieden, was Mancher mit
der chinesischen Miiche weniger vertraute
Europäer mit größtem Vergnügen thut.
Wie Du mir, so ich Dir !"
Die Basler Nachrichten" erzählen:
Zu einem Gasthaus in unmittelbarer
Nähe des Zngeesees ereignete sich in
diesem Sommer folgendes Stücklein:
Von fnrchtbatrm Durft geplagt, er
lanbie sich ein Arbeiter ein kleines
Glas Bier einzunehmen. Als er nach
der Rechnung frug, hieß es I'i Rappen.
Der Arbeiter gab ein 20-Rappenstück,
statt aber einen Fünfer zurück zu be
kommen, legte die liebenswürdige
Frau Wirthin eine gute Eigarre auf
den Tisch. Der Arbeiter, der Minist deö
Rauchens völlig unkundig, verschmähte
die Eigarre, er wolle das Rauchen nicht
erlernen u. f. w . Nach langem Hin
und Herplauderu steckte d"r Arbeiter
den Glimmstengel in die Tasche.
Nach einigen Tagen ging derselbe
Arbeiter wiederum in die Wirthschaft,
verlangte ein Glas Bier zn 1.', Rap
pen. Als er dasselbe dann getrunken
und bezahlen wollte, legte er einen
Fünfer aus den Tisch und nebenbei ein
in einer Zeitung eingewickeltes St?
Ziegel oder Backstein. Die Frau Wir
thut wollte auf diesen Handel nicht
eingehen und sagte, sie habe keinen
neuen Ban in Aussicht, daß sie rothe
Bausteine kaufen müßte. Wohl oder
übel, die oute Frau Wirthin mußte
den rothen Backstein als Zahlung an
nehmen, so gut wie vorher der Nicht
rancker die Eigarre.
H u n d e i t Z a h r e v e r h e i r a
t h et. Der PeüerLloyd," eine znver
lassige, in Budapest erscheinende Zci
tung! theilte jüngst mit, das; in Zsont
bolga, einem Flecken im Banal, Jo
hann Szathrnatti und seine Frau dieser
Tage den loosta Jahrestag ihrer
Hochzeit gefeiert haben. Bis vor Inezer
Zeit war das Ehepaar, welches leine
Verwandte hat, zu seinem Lebensunter
halt zu arbeiten gezwungen. ?er Ge
meiuderath von Znnobolga hat aber
in einer Sii nng beschlossen, dem hoch
betagten Ehevaar eine lebenslängliche
Peinion zn zahlen.