Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 30, 1894, Image 10
Besiegt. Novelle sn!ur5dtng. SU laste US Meer mit ha Hisiia Haff der Eifersucht. E flanb in ihr Einbildung fest '. in lebendige 23t. fe. mit Gefühlen, ihrem eigene öhn. lich. Obgleich sie wufttt. deß ei nicht s war. hielt sie doch fest an diesem Phantafie.Lilde, von einem Bedürfniß aetrieben, etwa Wahrem gegenüberzu. stehen. Mitten im Lande geboren, in emn reiche, lächelnden Natur, Karte sie nie da Meer gesehen. Ihre Mutter hatte sie nie gekannt. Ihr Bater aar Land, atm, Besitzer eine kleinen Gute, da er fast mit der Zärtlichkeit eine Lieben, den pflegte. Von ihm wurde fi in Liebe tat Eide, der erzeugenden, fruchtbaren Erde erzogen. III sie da Alter erreicht, wo sie tapfer gehen konnte, begleitet sie ihren Bater aus Feld und Acker; wart sie müde, so setzte er sie auf seine Schultern und trug sie, während sie sich mit ihren kleinen Armen an seinem Ha'.se festhielt, lachknd und stolz, so hoch über der ganzen Welt zu sein. Doch bald lernt sie. daß st höher kommen konnte, hoch in die Wipfel der Birken, wo der Wind sie schaukelte, daß sie die Augen schließen mußte, um nicht schwindlig zu werden und hinunterzufallen. AI sie älter wurde, nahm sie an den Arbeiten de Gesinde, theil. Im Herbst und Frühling ging sie hinter dem Pflug und viahnte die Ochsen, die träge die schwarzen Furchen in die Erde zogen. Im Winter konnte sie stundenlang flehen und den Schnee stampfen, um die Füße zu erwärmen, während sie wartete, ti ei Riesenbaum de Walde unter der Art fiel. Der Sommer war ihre beste Zeit; der Sommer mit dem Mähen und der Heuernte, wenn die Sonne so heiß schien und der lauwarme Wind den Duft von den Wiesen weit umher verbreitet, der Spätsommer, wenn da Getreide S (schnitten wurde und die Hocken auf den eidern wie lange Reihen von Soldaten standen. S wuchs sie auf. Als sie covstrmirt war und ein langes Kleid bekommen hatte, verlor sie ein wenig den Geschmack für ihr früheren Beschäftigungen; da Befühl ab, da ihr in nie erschöpfen! de, sich immer erneuernde Behagen ge geben hatte, die Lieb zur Erd, zum Wald, zu Acker und Feld, da ver schwand nicht, wechselte nur den Cha rakter. n Still dr rastlosen Thätigkeit trat jetzt ein träumendes, gedankenvolle Gefühl, das ihr zuweilen ohne äußere Veranlassung Thränen in die Auoen brachte. Sie war zwanzig Jahr geworden, ohn ihr Vaterhaus jemal verlassen zu haben. Wo die Besitzungen ihre Bater aufhörten, da schien auch ihr die Welt zu Ende. Ihre Sehnsucht und ihr Träume gen nicht weiter. Ihr Leben wer in iesem engen Kreise so voll und reich, nahm olle ihr Kräfte und Talent in Anspruch, gab ihr einen so gesättigten uStau'ch von Glück und Zufriedenheit, daß daS Unbekannte und Ungesehene nie tat Ernste Platz In ihrem Innern fand. DaS Meer, sie wußte kaum, mzi ti war. Zuweilen machte sie sich er Vorstellung davon: Waffe; und Wasser. Waffer bis in'S Unendliche, doch konnte si kein klare Bild davon erhalten. Plötzlich griff etwa Schicksalsschwere in ihr Leben ein. ES kam in Gestalt ineS jungen Mannes mit frischem und sonnverbranntem Gesichte, hellen blauen Augen, deren Pupillen sich zuweilen zu sammenzsaen, als wenn fein Blick in die Ferne fchweiste, mit einer Stimme, die klar und munter, aber ein wemg vor. laut klang, al ob sie an Geräusch ge, öhnt wär. Gang und Bewegungen aren so ungluch von dem, wag sie b:S jetzt gesehen. Sie hatte einen langen Sxaziergang vurcy cen wid gemacht, wo sie unter den dunkeln Tannen in ganz wehmüthige Wltmmung uveriam. Als sie aber tann wieder auf die Wie, fen gelangte, die frisch gemäht waren, und wo daS Heu in großen Haufen zu fammengefahren stand, da überfiel sie plötzlich eine knabenhafte, ungestüme uSgelaZsenhett, ganz wie in früheren Tagen, und eine unbezwingltche Luft, sich in das duftende Heu zu werfen. Sie sah sich um eg war niemand zu skhtN. Da nehm sie einen Anlauf, warf sich auf ein der Haufen und arbeitete sich Bis zur Spitz hinauf. Gerade beim Hinunterfahre hörte sie plötzlich in überraschende?: Ohol und sah eine männlich Gestalt sich schnell unten tm pvrheben. Sie wollt sich mäßigen, ober e war zu spät. Sie hatt Fahrt bekommen und mußte bis zu End rolln. Feuerroth stand sie auf und fing an, ungeichickt und erwirrt die Heustopxeln, die an ihrem leid haften geblieben, adzufchütteln. Er stand und sah ihr zu, ebenso erstaunt nd verwirrt wie sie, r wollt sichtbar Worte der Entschuldigung stammeln, fand indessen keine, sondern wiederholte rnrr sein:. Oho 1 Da gewann sie endlich so rill Selbst ieherrschung, daß sie ihm wegen seiner unerwarteten Anwesenheit einen beleidig tn Blick zuwerfen, den Rücken kehren und von bannen gehen konnte. Sie beschleunigte ihre Schritte, ohne sich umzudrehen, bis sie wußte, daß erste nicht mehr zu sehen vermochte. Dann blieb fi stehen und setzte sich auf einen Stein. S! hatte Luft zum Lachen und Weinen, wie konnt sie auch auf eine so dumme Idee kommen, sie, die zwanzig Jahre alt war! Was würde er von ihr wohl den ken I Allmählig wandte sich ihr Zorn ge gen ihn, besonders reizte sie die .Oho ! es reizte sie ganz ungemeln. ' Beim Mittagessen forschte sie ihre? Vater au und erfuhr, daß der Fremde wahrscheinlich ein Verwandter de Psar rer sei, ein junger Seemann, der bei diesem zum Besuche wäre. Ein Seemann l Sie wußt nicht wei. halb, ihr Widerwillen gegen ihn wuch von neuem. Einige Tage darauf sah fi ihn ua weiten Mal in einer Fesellschaft beim Pfarrer; al r hier ergestellt wurde, bemerkt sie, daß er den Mund unwill kürlich zu einem Lächeln ver,og. Da nahm ihre Entrüstung überhand und den ganzen Abend behandelte sie ihn mit kalter, hechmüthiger Würde und ant wertete ihm kaum, wenn er sie anredete. Im stillen aber beobachtete sie ihn genau und ihr Widerwillen wurde immer großer. Alle an ihm mißfiel ihr, und zur selben Zeit flößte e ihr unfrei willige Interesse ein. Eine Woche verging, ohne daß sie ein ander sahen. Da begegnete sie ihm eine Tage im Walde so unvorbereitet, daß sie nicht ihrem ersten Impuls folgen konnte, ihm au dem Wege zu gehen. Da Blut fchoß ihr in die Wangen; als er sah. daß sie errölhete, wurde auch er verlegen, und da errölhete sie noch mehr. Er näherte sich ihr mit einer eigenthüm lichtn Mischung von Ungeschicklichkeit und Freimüthigkeit, nahm den Hut ab und sagte? .Sie sind mir doch nicht böse, Fräulein?" Seine Stimme klang so reuevoll, deß sie gegen ihren Will, er weicht wurde. Ihr erster edanie war. ohn Antwort von ihm weg zu gehen, aber dann kam ihr alle so komisch vor, daß sie plötzlich zu lachen anfing. Er folgte bald ihrem Beispiel, uno von die ser Stunde wurden sie gute Freunde. Sie trafen einander öfter, zuletzt täg lich. Ihr Verhältniß war da zweier Kameraden, sri und ungtjwungen, ohne daß eine Tpr von Galanterie darin lag. Sie gingen neben einander her mit gleichem Schritt, in Stunde, zwei Stunden, sprachen zuweilen, schwiegen auch, ohn daß die Stille störte; dann schieden sie mit einem Händedruck und der unausgesprochenen Uedereinkunft, sich den nächsten Tag wieder zu treffen. Sie führte ihn in ihre Welt in und macht ihn damit vertraut. Er sprach ihr vom Meer, von lustigen Erignissi, kühnen Schifffahrten. Rettung au Noth und Lebensgefahr. Er rzählt ihr von feinem Vater, der vor vielen Jahren an einem Herbst abende zur S ging, um nie wieder zurückzukehren. Wenn er vom Meer zu erzählen begann, wellte r nicht wieder aufhören; sie hört ihm auch gern zu, bekam fein Gesicht doch jede? Mal einen so hübschen, frischen Au, druck, und in seinen Äugen lag ein tiefer Glanz. Plötzlich trat in der Gegend eine ge fährlich! HalZkrcmkheit aus, von der euch sie ergriffen wurde. Ei ige Irr, schwebte sie zwischen Leben und Tod. loch ihr juiendlicher Körper u?erstar.d die Ge fahr AIS si sich aus dm Wege der Besserung befand, ging eine wunderdare Veränderung in ihrem VctuhtSlere vor. Die ftille Freude, in der f rüder ihr ganze Wesen ausgeruht hatte, war r.ner pochenden Unruhe, einer unklaren Sehw sucht brennend heißer Wünsche gfu.?:n Wbrcnd sie unlbStia dalsg, nsadiie in ihr de Bewußtsein der Liebe. Sie ahnte e mehr, eis vag sie da tat. jt,i;ame Gefühl verstand: eine Liebe, so anglnch der, die für ihren Vater, für ihr Heim und alleS des empfand, was t .: i?m Kindbett umgab: unaieich circßer und reicher, vielleicht aber nicht n glücklich Es lag was Siörende. Drohendes, elwe Erschreckende darin, eir,e Disso neu, die durchrang. tu v janr- diese Gefühl lang nicht, aber schließ lich wurde c ihr klar. Eines Tage fuhr sie aus einem leich, ten ieberschlummer aus mit der ?mvstn dung, daß sie von etwa seltsam Broßem, beinabe UntadUchem gelraumk yaiie, etwa Formlosem und Phentastischem, aber doch Lebendigem, da drehrr.d und mit einem dumpfen Donner, wie ein fernere Unwetter, ihr entgegeneilte. E kam immer näher, sie wollte fliehen, tt mochte (3 aber nicht; vor Angst war sie erwacht. Der Traum oersolgte sie lange; allmählig entfloh er, aver sie oer, tieft sich doch noch oft in Gedenken dar über. Sie erinnerte sich an ei Gespräch, da sie inmal mit .ihm" gehabt, eine von den letzten, eh si krank wurde; e war, al er von seinem aus der ertränke nen Vater gesprochen hatte; sie erinnerte sich Wort ür Wort, ah lein Gesicht, den tiefglSnzer.de Blick, in dem sich etwas wie aus der wetten gerne vp!sg?ue. Sie wußt jetzt, weg eö war, ti war das Meer. und mit einem Male wurde e ihr klar, wie leidenschaftlich er e liebte, diese Meer; sie verstand, welchen furchtbaren Rivalen sie hatte und Neid bemächtigte sich ihrer. Im ersten Mo ment ergab sie sich machtlos und zrc knirscht dieser Gewißheit. TaS Meer trat ihr wie in dem Traume entgegen: eine uvsaßttche, uderwachttge Gestalt, gegen die ihr Haß nicht vermochte. Dann erwachte aber der Trotz in ihr und die Ueberzeugung, daß auch sie jetzt eine starke, siegreiche Macht, ihre Liebe, hätte und st re Qlo, mit dem Meere den Kampf aufzunehmen; er mußte zwischen ihnen wählen I Dieser Gedanke gab ihr die Kräfte wieder; sie genak schnell und eine Wcche spater konnt si zum ersten Male hinaus gehen. Sie sahen sich wieder, aber hit fan den sich von diesem Wiedersehen getäuscht. Sir hatt sich danach gesehnt, fcascn et. träumt, sich Vorstellungen davon gemacht und eS erfüllte sich nichts von dem, wa sie gehofft. Sie fühlten sich einander remd, e war etwas Vetwunsene in ihr Verhältniß hineingeschlichen, al ob sie einander tma verbargen und davon wüßten. Sobald er da erste Mal vom Meer anfing zu sprechen, unterbrach sie ihn heftig: .Sei still warum mußt Du immer davon reden! ES plazt mich, hörst Du. ich will nicht!' ?r sah sie erstaunt und fragend an. Sie begegnete seinen Blick, ihre Augen bekamen einen tnn:zen Elan, ihr halb geöffneten Lippen lächelten ihm u. Einen Augenblick mieden sich ihre Blicke; dann umfaßte er si plötzlich, drückt si fest an sich und küßte sie. Von diesem Augenblicke an that si alle, um da Meer au seinem Sinn: zu bannen, um ihn ganz mit ihrem Bilde zu erfüllen; sie bot alle ihre erwachende weibliche BezauberungSkunft auf, um diese unbekannte Schönheit zu vereint le'n, die, obgleich fern, feine Sinne dich gefangen nahm. Sie rder da Meer, sie dursten sich in seine Liebe nicht theilen! Diesmal siegte sie, sie glaubte eS we. nigsten. Er versprach :hr, seinen Be. ruf al Seemann aufzugeben, da Meer zu verlassen, sich in ihrer Heimaih nieder zulassen, um allmählig die Verwaltung des Gutes zu übernehmen, da ihr Vater älter wurde und bald eine Stütze brauchte. Jetzt wer sie stol,, siegesfroh und glücklich. Da Glück machte sie noch hübscher und anmulhiger; dadurch wurde auch er vollkommen zufrieden, und rer, gab ganz sein alte, liebe Meer. Sie heiratheten. Ein Jahr verging, ohne daß der Friede getrübt wurde. Da fühlte si plötzlich, daß sich twaS in ihr Leben hineinschlich, wa langsam, still und unbemerkt ihr Glück untergrub. E hatte keine bestimmte Form, sie konnte e sich nicht klar machen und da- durch bekämpfen; eS war aber da, ein unsichtbarer, unverletzbarer Feind. Es zeigte sich in dem veränderlosen Unruhe, die er ihr zu verbergen suchte. Sein Blick hatte so etwa? unendlich Leidendes, daß er ihr ins Herz schnitt. Er sagte ihr nicht, blieb zärtlich und liebevoll wie früher, allein zuweilen glaubte si doch, daß er sie nicht mehr liebte ES war an einem stürmischen Abend im Spälherdste. Die Lame brannte im Wohnzimmer und warf einen milden, ruhigen Schein über das Zimmer. Sie kaß am Tisch und nähte; er stand am Fenster, indem er In'S Dunkle hinaus starrte. Der Wind heulte und saufte und schüttelte da HauS, daß die Fenster, scheide klirrten. Sie hatten lange geschwiegen. Zuwei, In sah sie von der Arbeit auf. ihm einen eilige forschenden Blick zuwerfend. Schließlich legte sie die Arbeit weg und lchzute ihn immer während an, al er. wsrte sie, er solle ihren Blick fühlen und sich ihr zuwenden. Er bewegte sich nicht. Da stand sie endlich auf, girg zu ihm und l.'gte die Hand auf seine Vchulter, .Wie schön warm und gut wir ek hiden', sagte sie, .wie ruhig und sicher fühlt man sich hier, wenn man den Sturm da krausten hört! vage, findest Du ek ntcfct auch?" Er antwortete nicht, bewegte sich nicht. Sie schmiegte sich fester an ihn, beugte nch ein wenig en und sah ihm in 8 Ge ficht. .Woran denkst Du?' fragte sie bit tend. Ich gedenke aller derer, die heute Nacht für ihr Leben da draußen aus dem wilden Meere kämpfen. Ihr Zl-,m tu krcftlcö von seiner Schulter, sie wendte sich von ihm ab und v::Uf$ eil'g cce Zimmer. ES war, als hatte sie einen Schlag lt kommen. Es war das erste Mal, seit ihrer Wer- heirathllnz. daß dieses Wort zwischen ihnen genannt wurde. Jey! war ihr alles offenbar, ja eS schien ihr, als hätte sie es längst verstanden, aber der Wahrheit entfli'.hen wollen. &t begriff, daß eS daS Meer fei, da wieder fein Sinn gefangen nähme; daß er sich nach dem Meere sehnte, von ihr zu scheiden wünschte I tote hatt al o nicht erlegt, hatte den Kampf wieder zu ereneuern l Nach der ersten Verzweiflung erwachte der Trotz abermals, größer und bitterer al vor h:r. Si ahm den Kamps au?, ober fühlte bald mit entsetzlicher Bitterkeit, daß nicht sie die Stärkere wäre, deß das Meer sich nicht noch inmal besiegen ließe. Da mußte tu S Haffen, all märe e ein lebendiges Wesen, haßte e al den Todfeind ihre GMckeS uzrt ihrer Liebe. ES verfolgte sie wie eine Vision, immerwehrend sah sie eine Mahnung In ihre Mannes Blick, sah eö im Senner schein, wenn fein Auge hell wurde, sah eS in der Ferne, blau und unendlich, mit einem verführerischem Lächeln, sah 3 an stürmischen Herbsttegen mit seinen weiß, schäumenden Wogen ihn locken. Ob gleich sie merkte, wie ihn diese ewige Sehnsucht verzehrte, wollt sie nicht nach geben. Sie sollt ihn von sich lassen, auf diese unbekannte, treulose Meer? Nein! Lieber sterben! Der Winter schwand und auch ihr Glück! Eines TageS zeigte er ihr einen Bries euS seiner Heimath, einem kleinen, fern liegenden Tötfchen an der Küste. Der Brief enthielt die traurige Botschaft, daß seine Mutter im Sterben liege und nur den einzigen Wunsch hege, ihren Sehn noch vor ihrem Tode zu sehen. Sie erblaßte wehrend des Lesens. .Wirst Du gehen?' fragte sie mit. eigenthümlich trockener Stimme und sah ihn erwartungSooll an. .Ja l" sagte r m kurzem, harten iune. Beide schwiegen in Weile; eS wurde zum ersten Male zwischen ihnen ein Streit auezcsochten, sie standen einander al Feinte gegenüber. Sie fühlte jetzt, tan sie nachgeben müßte. Da ergriff sie di letzte Ret. tungSxlanke, legte die Hand in die feine und bat demüthig ur.d eindiinglich: .Laß mich mit Dir gehen!' Er sah sie an. und sein Mund verzog sich zu einem traurigen racheln. ?wei Tage darauf, spät am Abend faß sie in einem Zimmer, niedrig und eng wie ine Eajüte, mit eigenthümlichen, alten Möbeln, und an der Wand hing ein große Gemllde, da ein Lch'N mit vollen Seaela vorstellte. Ihr Mann lag angekleidet auf einem Sopha und sqties. jai anoeren Zimmer iaz vie Mutler. eme Leiche. Sie waren vor einigen Stunden ange kommen, aber zu späi; die alte Freu war schon todt. Der Sohn wurde von einer Yeftizen, reueiollen Trauer e arinen. leren Gewalt leine rau er, schreckte. So hatte sie ihn nie gesehen ES war. al hatte sie in einen verdor genen. heimlichen Versteck seiner Seele hineingeschaut, und in ihrem Innern erwachk ein unklares Drängen; vielleicht auch etwa Andere, Bessere, cho nere. Er war vor innerer Erregung und Ab spannung endlich elnaeschiafen. Der Schmerz war aus seinem Gesicht ge wichen und hatte einem heiteren, glück lichen Ausdrucke Platz gemacht, einem Ausdruck, den sie lange nicht gesehen, und der sie weit mehr schmerzt, al seine Trauer. Sie fühlte sich selbst so entsetzlich müde, und doch dachte sie nicht an Schlas! Ihre Brust schien so beklom men, daß eS nur Erleichterung durch Thränen gab, sie wollte aber nicht meinen. Sie war so voller Trotz und Erbitterung, nur einige hundert Schritte entfernt log e, die Meer, das sie harte. und das ihr Glück genommen hatte. sie stand aus, ging zum Gcdrenik, wo die Lampe stand. Da siel ihr Blick auf ein Bild. Zuerst glaubte sie, eS wäre ein Bild ihre Manne, dann entdeckte sie aber, daß das Gesicht älter wäre Sie rkannt frinn Bater, ihn, der vor Jahren den Tod in den Wellen gesunden. Sie schauderte und wandte sich eilig um; sie ging zum Fenster und starrte mit brennendem Blick in Dunkle hinan. Sie sah nicht, aber wußte, daß e da lag, das hungrige Raubthier, und e kam ihr vor, als zöge e sie zu sich mit seltsamer, unwiderstehltcher Macht. Sie blicke unsicher nach ihrem Manne, nahm eilig Hut und Mantel ur.d ging hinaus. Sie muß: da außer Zimmer durch schreiten, wo di Alt todt lag. Da Licht warf inen schwachen Schein auf de Bett mit seinem weißen Laken und dem blassen Gesicht aus dem Kopfkissen Sie blieb stehen und betrachtete das Ant, litz der Abgeschiedenen. Eö war so klein und zusammenge schrumpft, erstarrt von d'r Kälte de! Todes; die Stirne war weiß und rem. die Runzeln aber, die das Leben gefurcht, waren fast alle geglättet und die stummen Lippe geschlossen. Auf dem Gesichte ruhte daS Gepräge stiller, froher Reffz, Nation, die Ergebung In eine Macht, deren Stöße man nicht niederzwingen kann. ss wurde der Mgen Fau svn derbar zu Muthe, als sie so in Betrach tung rrrloren dastand, es kam ihr vor, redeten die gelassenen Zlz'e zu ihr, er zZh'tcn ihr und belehrten sie. Endlich entriß sie sich ihren Gedanken und eilte hinaus. Sie durchwanderte das Dorf mit seinen kleinen Hadern und er.euchüten Fenstern. Bald lag eö hin, tcr ihr, und sie fühlte, dß sie inen wei te Raum vor sich hatte. Em kühler. frischer Wind strich ihr entgegen, und auS der weiten Fcrne hörte sie einen eigenthümlichen, brausenden und seufzen den Laut, toi ging oorweits, bcn san eigen Weg entlang, gesenkten BlickeS und klopfenden Herzens. Der eigen thümliche Laut näherte sich, bthklt aber zur selben Zeit den Charakter von etwa Sniltgenen, Unfaßlichem, wie von Lau ten, o:e im Traume vernommen werben, Sie blieb ft ftehen. als die Wellen ihre Füße umspülten, dann erhob sie den Blick und chaut daö Meer. L?ie seh und sah, und wahrend der Zeit entfloh da? Dunkel, nd die McereS flache rettete sich vor ihr aus, vom FrühlingSsinde wogend, immer größer und größer, big in'S Unendliche. Da schmolz ihr Heß und Trotz, da alzme sie, wie mächtig schön eS war, da verstand sie, daß, wenn eS einmal ein Herz mit Liebe ersüllt, diese r :e verloschen, nie verdun kelt werden konnte, sondern in ewiger Sehnsucht bnnneü müsse. Sie fühlte Reue und cham. wie sie dastcnd; sie. schwach und xebrechllch, mit menschlichen Leidenschaften, !le!nliche7.Gedan'en. hatte 'agt, den Kampf mit diesen eaige.i Wellen, diesem blauen, unendlichen Meer aufzunehmen! Sie hatte nicht verstanden, nch in das Sein ihres Cannes htnetnm leben, ihr Wünschen und Fühlen ihm zum Opfer zu bringen, ihr Bild mit dem Meer zu verschmelzen I D:ese1Zrkenntni demüthigte und er hob sie zur selben Zeit, machie sie u glücklich und glücklich. So rastete sie lange, lange und dachte in daS Leben, das ihrer artete, das Leben eines SeemannS'WeibeS ! Sie fühlte, was es war: Kurze Wochen voller Freude und Glück, lange Monate voll ilngst und Erwartung; Herbflnachte, wo sie auf d:S Sturmes Tosen horchend, ach licaen, wo sie aller derer gedenken würde, die ihr Lebendem tobenden Meere preisgebe; es stand unabänderlich fest, eö mußte fo kommen! Sie wa: besiegt, aber sie fühlte den Sieg in der Niederlage. Ahnung. Dichter (der beim Metzger einen Stoß Papier verkauft Hai): .Nächstens bringe ich Ihnen wieder aas, ich schreib äugen blicklich an einem größeren Drama!' Die Talentxrebe! Lers rcn Schmierinikv wer Male :m. Zc: ih:em Pinsel war Niemand sicher, selbst der größte Pinsel nicht. -Ihre Blumenstöcke wuchsen ordentlich au er remewand heraus, o wenig ,par:e ne v,e theuren Oe.sorten. ri! zackend waren ihre Genrebilder; ihren .Bmsüßigen Kindern im Walde' sah man iwon den inursen an. den sie ie, kommen würden, und ihre .Schnupfend Alr- veiiqnuxsie Jeden, der sie sah. Wenn nur die Kritik nicht gewkfen wäre! Ein Kunstschrifisteller hatte einmal ven ihren Gemälden ge'agt, ne seien un ter aller Kritik. Als Laura v?n Schrot rinSko daS las, war sie einen Augenblick im Zivkitei. os ne den Dämlichen Xeder knecht malen oder ihn heirakhen sollte bide Strafen wären gleich fürchterlich gewesen. Aber als sie den Gehaßlen von Angesicht zu Angesicht sah und ent. deckte, daß er eine dicke Ware auf der Nase hatte und zugleich erfuhr, daß er oerhenathet und Bater von neun Rangen sei, da verzichtete sie auf beide. Wie jede Künstlerin, so war auch Laura von Schmieriniko eine Beute de blassen Neide gegen erfolggekrönte Col. legen und Colleg innen. Eine Tage la sie von einem be rühmten, leider schon längst eine seligen Tode verblichenen Malercollegen des griechischen Alterthum. Wenn schon Laura von SchmierinSk die Griechen haßte, weil sie einen Theil ihre Ver mögen in griechischer Rente angelegt und natürlich fürchterlich daran verloren hatte, fo wurde sie setzt geradezu grie chentoll, al sie die Geschichte von dem alten Eollegen und den Trauben le. Bekanntlich hatte der gute Grieche Wein treubk so außerordentlich naimSbnlich gemalt, daß di Vögel durch die offenen Fenster hereinflatterten und an den Trau den zu picken begannen. Nunmehr stand eins sür Laura Schmie rinöko fest: Der Herr College vor Christi Geburt mußte übertroffen wer den. Zunächst versucht si das an demselben Objekt. Auch si malt Trauben, eine riesige Leinwand voll, und stellte sie an daS breiteste Fenster, das ihre Wohnung hatt. Aber kein Vogel kam. Datur kam der DelikatessenhSndler von drüb'N und fragte nach dem Preise deS Bilde, Er wollte fernerhin ftraqan.Ca?!ar mi besondere Specialität pflegen und tat Bild, daö doch einen Haufen Cüvieir darstellen solle, werde ihm als AuShänce fchild nicht unwillkommen fein. Der arme Mann sah rwch drei Tage räch die fer unvorsichtigen Aeußerung verstört au, fo hatte Laura von SchmierinSko ihm den Tert gelesen. Auch ein zweiter Versuch trug keine besseren Früchte. Lara malte ine Scheibe Schwkizerko.se und wäre selig ge wesen. wenn sich eine Maden Fami'ie darauf angefiedelt hätte. Aber diese blie ben au. Dafür aber erschien der So, nenwirth unten vom Markt und fragte, ob er nicht die hübsch; gelbe Sonne, die sie gemalt hatte, kriegen könne, al WirthShaukschild. Die Strahlen, die sie wohl vergessen hebe, könne sie immer och daran malen. DeS war zuviel! Laura packte ihre Malutensilien zusammen und machte eine Studienreise auf da! Land. Sie malle Alles, was ihr unter die Finger kam. So war sie auch eines Morgens mit Staffelei und einer frisch aufgizogenen Leinwand hinaukgepilgert auf einen Rain, in der BbsiiZik. eine idyllisch ge, legen, Windmühle sür die Nachwelt in Farben zu setzen. Allein die sorlwäh' rend sich drehenden Windmühleflugel zerZl'rten ihre Illusionen vollständig v sie sah vo.i rem rsiug gkwaet, ten Objekte ad. Und wahrend ihre Agen noch Ha und hergingen, um ein AadereS zu erfassen, fielen ihre Blicke plötzlich auf inen wundreschönen Diflelftrauch. der hart neben ihrem Standorte auS der Wiese hervorgevach sen war. .Distel?' jubelte Laura plötzlich auf Da ist ja mehr al originell, da ist göttlich ! Ich werde die Disteln malen ! u.id mit yurliger Hano g,ng ne an t Äerk. Noch nicht wei tunden aren ver gangen, da prangten aur oer etnwano in dunkelem Blattgrün und rostgvtolet ter BlSthenfarbe die Disteln. Die schar- en. kantigen Blatter waren vewunserns- werlh genau wiedergegeben. Für bad Scharfe und Kantige hatte Laura ein be, sondere Faible, daö man ihr sofort an ab. denn ne chiei ersoigretq vemuyt gewesen zu fein, auch ihr Aeußere da nach einzurichten. Kurz Laura besah ihre gemalten Disteln und fand sie vor, trefflich. Und da stärke ihre Kunstb:. geisterung also, daß sie nach neuen Ob' jekien für ihre überschäumende Malbe gicrde ausschaute. Sie zog ihr Fernglas beroor und würdigte das Panorama um sich her einer krittschen Uebersicht. Inzwischen trabte das Schicksal heran ES sah nicht auS wie andere Schicksale: ÜC9 tct munreren prungrn uvrr e Wiese deherkommcnd, hatte vier Beine, ein graues Fell und ein paar recht lange Oh'.en. yn umma: es wasr nichts metzr uno Nl?:s weniger oenn ein recaier Eiel. der hierher auf feinen Weideplatz geeil: kam, um ein paar Disteln feinem f':-(trisln STOssm !,,nlttk,k. ewigen dungriaen ucaeen einzuverteiven Vicöiich stutzte das Grauthtcr! Was war denn das? Disteln wurzelten doch. soweit sein Eselshirn die Erinnerung daran bewehrt bette, in dem Boden und nicht in der Lust. Aber daS da aus inem seltsamen, auch dem ältesten Esel ganz unbekannten Gerüste sah doch un zr weisetyasl aus wie ein paar ,i;icin, r.t stachlich chen Blatter, ete reiiqe Bt;e hml Wir wissen nicht, oo ce? t,a gerade .Hml gefegt hat. Sicher ist, daß er nicht sein bestätigendes ,Y.ah' ausrief, kenn Laura, die sich inzwischen einig Schritte von ihrem S:ar.d?r:e entfernt hakte, merk:, nich! davon, deß ein Esel sich der S:L:le ih:r künstlerischen Thaten näherte. Im Esel aber erwcchke plötzlich in neue Eesühl, da der Neugieide. Er schob feine Schnau, an die bemalte Lein wand heran, auf de? di Farben noch feucht standen und der Oelgeruch schien dem grauen Wesen zu dehcgcn. Denn bald schob sich auch die fchat se Zunge au dem Maule hervrr und ft:ich lasierend über das Dlkelbild. Und de mußt eh! schmecken, denn nun k.n auch die Zähne an die Reihe. Und a! erst ein Fitzchen der farbzetränklen Leidwand sich zwischen den Eselähnen be'anden, da war'S bald um daS B'ld gefchehen da, wo die Disteln gewe'en, zr eine klaf sende Oeffnung, umsäumt von Fehen und der Esel stand stumm und betrete vor diesem Resultat seiner Ntttgierde. Da kam Laura zurück. Ein Schrei deS Entsetzen nifuhr ihr, e! sie näher tretend die zersetzte Leinwand sah. Aber die Entsetzen verwandelte sich in die höchste Freude, al sie die Ursache in Gestalk de Esel erkannt,. Mit einem Jauchzen, da den Esel zu einem mit fühlenden .ZZah!' bewegte, fiel sie dem völlig fassungslosen Esel um den Hals und netzte sein graue Fell mit Thränen der Freude und Rührung. .Meine Disteln von einem Esel ge fressen? O, nun kommt heran, all' ihr kritischen Lästerer verstummen sollt' Ihr Alle vor dieser bestandenen Prüfung meine? herrlichen Talentes! Und fpornstrack eilte Laura von LchmicrinSkh in die Kunstiadt zuiück und suchte tatrta pcde den berühmten Kunstkritiker auf, dem si, mit strahlenden Augen ihr Abenteuer berichtete. .ES aren wirklich Disteln die da ge malt waren,' fragt, d,r Strenge. .Ja!' ,Uud Sie hatten dies, gemalt?' .Ich ! ' kam eö mit dem ganzen Stolze der echten, göttlichen Künstlerin au der schmalen Brust Laura'S zurück. .Und des Vieh hat de gefref. f , n I' .Vor meinen Augen!' .Dann muß da Thier in der That ein richtiger Ef,l gwfn f i n I' schloß der Kunstfchrisksteller. E sind doch Kunstkritiker l schlimme Leute, dies tSedankenbrihe eines Kekhrten. Ein Schüler de verstorbenen Anaio men Hrzrtl theilt dem Wiener Fremden blatt nachstehende Aussxrüch, Hurll mit : Ueber di Wiener Universität äußerte sich Hurtl am 23. November 1864 anläßlich der Jmmatriculirung der neu eingeschrie, denen Hörer folgendermaßen: .Wenn auch Oeftereich nicht politisch einig ist, so ist doch die Wiener Unioersttät der einigende Punkt aller, welcher Nation lilZl immer angehörenden Musensöhne Oesterreichs.' .Man zählt', sagt Hortl tn iner feiner Vorlesungen, .in Deutschland nach Köpfen, in Rußland nach Seelen, c,uf Schiffen und Fabriken nach Händen, bei ter Infanterie nach Bajonetten, bei der Reiterei sogar nach Pferden, nirgend aber wich Hirn und Gedanken, weil der Geist nur in Ein zelnen lebi.' Ein andermal sagt ,r: .Der Nutzen ist da Idol unserer Zeit, dem alle Kraste huldigen, alle Talent stöhnen, und ein gittcZ Kochbuch wird von Millionen Familien' sür nützlicher gehalten als die "ilecaniiu3 celeste" oon Lirlnct. Im Grunde haben sie für ihren Gesichtskreis nicht unrecht. Wenn aber allein die Nützlichkeit den Werth einer Seche bedingte, fo müßte auch da Triukwaffer theurer fein al Gold.' Mit Bezug auf die Unzulänglichkeit und den schlechten Zustand in dem sich die alt Gemehrfabrik befand, die Hyrtl al Hörfaal diknte, macht er di treffende Bemerkung: .Da Hau macht nicht den Geist der Schule; selbst in der Wüst wurde gelehrt.' Au der großen An zahl feiner kurzen AuSsprüche seien noch folgende hier mitgetheilt: .Nicht die Na tur macht den Menschen frühzeitig fter le; er selbst bringt sich um durch feine Dummheit und fein Laster.' .Mit dem Wissen wächst der Zweifel.' .Eroberer haben erobert und werden 8 immer tbun: bleibende seaenSreicbe Ein richtungen verdankt die Menschheit nicht dem Schwerte. Joseph der Zweite war größer als Napoleon, Große und Consorten.' Alerander der Kenschreckcn und HSenschenftimm. Die Heuschrecke ist auf eine Entfer nung ven einer englischen Meile noch zu hören. Ein gewöhnlicher Mensch wiegt soviel ie 26,000 dieser Insekten, und wenn sein Stimmapparet ebenso stark wirkte wie derjenige der Heuschrecke, so könnte der Mensch sich auf eine Entfer nung ven 6000 Meilen ganz bequem ver ständlich machen. ES reichte feine stimme z. B. von London aus über Konstantinepel bis nach Klein Asten. noch 500 Meilen weit über Moskau hin auk. Dadurch würden die elektrischen lelegrvpheii zwar überflüssig werden. aber auch die Gefahr eintreten, baß die Häuser einstürzten, wenn Jemand nieste. Auch ein Grund. .Warum hat sich denn der Oberförster die alte Schachtel genommen?' .Wahrscheinlich, weil die ältesten Bäume da? meiste MooS heben!', Auch ricblig. .Du, Mann, in acht Tagen feiern wir unsere silbetne Hochzeit. Wollen wir dazu nicht da Schwein schlachten?' .Warum? Wag kann denn da? arme Thier dafür, daß ich dich vor 25 Jahren geheirathet habe.'