Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 09, 1894, Image 3

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    NEBRASKA STAATS - ANZEIGER. Lincoln, Neb.
Dir sjoJYiair.c ftcr Juiiscrtn.
:tln!äftt V.mn : A. J. Jibjfixna.
(cm?c;.:iic)
.er er.h.ne, er um,?? r-en .trrn
O'nren ia !.ur d: i ngendeii Angelegen
I;cit fvre'vit. 3t i neu -.'laaien wellte
er r.ielt rertten; tr sagte, der '.'iaine
wart h-.:: .enit trafen dach unbc
larnit.-
.Yctj ii eintreten ! " Mahl der'raT.
Ta.tu ;ast er feine lliaforin jureir, da
er fil nubte, tas; ilint Kr Iiiuter irgend
eine bier.juiui iVieldintg, zu briieu
tjalie.
L'ald darauf trat durch die Thiireir.'
frfiliinf e, iligetiNiel'c triilirirnnig,, :i
einen ueüeu eUiiinntel gehtiltt. die
sich lY.l'eu-le itttö erdt in ficnj?
fischer 2pv.'1:e init den dorten enve'
tr!e: Ich letttme zu Illtten, Herr
JCLu-rft, um mich ein wenig mit Ihnen
zu uttteihaUeit."
Äls.Hord! ei ftottut den dreisten un
ser (im DiinitfL eines inuitiiicrt ;"va!)it
rirfio) leinnttete, rnrf dieser seinen
Pel ; ab und uns einen in der 'A'nlie
steljendett Geisel ; dann tuchin er auch
die 'rienst.iuii-e ob, und tw dein er
staunten tne.feit staub die scheue AÜrftin
Dasililaw in der lliiiimiii eiueJ Ium
fcr-3 iipiu 'frcpbrascheiifti scheu Negi'
ntettr.
Xie Isiifsiiu war eine der schönsten
grauen deo HoscS, eine sogcitattute
wilde ch-iihcit" mit dämonischen,
dunkeln, liil.vnden Alicen, einer lierr
lichen Figur, die jett durch die knappe
Uniform nach mehr gehoben wurde.
Tu s,1,ivar;e Haar trug sie kur; o,e
schnitten gegen alle Ävde, ebenso wie
sie v?it ihrem fünfzehnten Iahie ab sich
ans Cppositimt niemals der sonst all
gemein gebrauchten schminke bediente.
Die viiritin weidete sich an dein (fr
staunen Hotdls und sagte endlich mit
ironischem Viidicltt : Haben Sie keine
freundliche Begrüßung für einen b'asl,
der allerdings ungeladen kommt, mein
Herr ü?beri,V"
Entschuldigen 2ic," sagte HorM,
seine Fassung wieder geniimend. wenn
ich einen Augenblick meine Pflicht als
ShMrtl) vergas;. Vlbcr ich war ein wenig
überrascht, och konnte ja unmöglich er
warten, einen so ehrenvollen besuch ;u
empfangen, und in allerwenigsten in
diesem iioftiirn. Wollen Sie Platz neh
men, Durchlaucht y
Die Msiin setzte sich ant Kamin nie
der, in dem ein gewaltiges Hvlzfener
prasselte, und bemerkte : Ich mnstte
dieses Moft.irn wählen, wenn ich Sie
nicht in falschen verdacht dringen
wollte. 'JJistit kennt Ihre strengen
Grundsätze, und eö wäre Ihnen viel
leicht unanoenehm gewesen, wenn man
sich morgen in ganz lCnuiicitlimtiit er
zählte, die leichtsinnige Fürstin Dasch
krnv habe dem gestrengen Herrn (Grasen
Hvrdt, dem Günstling Seiner Ä.',ajestät,
eine Visite abgestattet. Da ich Sie
aber sprechen wollte, blieb mir nichts
Anderes übrig, als dieses Kostüm zu
wählen. Lvie'gefällt es Ihnen?"
Außerordentlich!" sagte voll Ueber
zeugung Hordt; Durchlrntcht sehen
entzückend aus in diesem Kostüm."
Ich schenke Ihnen alle offiziellen
Schmeicheleien," eutgegnete die Für
slin, sich nachlässig in dein Sessel zu
rechtriicketid, und bitte Sie, nun end
lich auch Platz zu nehmen. Ich sag'e
Iüi'.en, ich sei zu Ihnen gekommen,
um eilt wenig mit Ihnen zu plaudert.
Der (Gegenstand der Unterhaltung ist
für uns Ä'cide sehr interessant, denn er
betrifft Sie und auch mich. Ich komme,
Ihnen meinen Dank aus.usprcclen für
eine mich betreffende jlcusicruitii, in
Ihrem litten Bericht an Seine Maje
stät den i imia, von Preußen. 2vaS Sie
dort schrieben, entspricht durchaus der
Wahrheit. Ja, ich gehöre zur Partei
der iiaiserin."
Die Fürstin lachte laut aus und fuhr
dann mit ironischem lächeln fort:
Wenn Sie wußten, wie drollig Se
luicschcn, mein lieber (yraf, in Ihrer
Verlegenheit und in Ihrem Erstaunen,
Sie würden mit mir in das belachter
einstimmen. Köstlich, kostlich! Ich
wünschte, cS wäre ein Maler hier, der
dieses erstaunte Besicht festhielte!"
Die Fürstin warf den Kopf zurück
und lachte laut. In einer Art vvn kind
lichem Uebernittth klatschte sie in die
Hände und rief immer wieder: Kost
lich, köstlich!"
E'raf Hordt machte keineswegs ein
freundliches Besicht; im Gegentheil,
er sah sehr ernst uttd finster auS.
So viel ich weiß," bemerkte er, ist
der Bericht, den Durchlaucht zu crivah
neu die b'üle hatten, in wohlverschlos
scnem Konvert dem Kurier übergeben
worden, den der preußische Gesandte
an Seine Majestät unseren König ab
sandte. Sie setzen mich in Erstaunen
und gleichzeitig in Schrecken, denn ich
muß annehmen, daß dieser Brief in
falsche Häiu gerathen ist."
Erstaun n sollen Sie, erschrecken
nicht," sagte die Fürstin Daschkow, der
Brief ist 'nicht in unrechte Hände gcra
thcn: er richt sicher in der Kuriertasche
und befindet sich aus dem Wege an
Seine Majestät den König Friedrich
von Preußen. Wenn man aber Mittel
und Wege ' at, solche Briefe zu lesen,
bevor sie abgehen, warum soll tnan
nicht davon Gebrauch machen, besonders
wenn man dann in der glücklichen Vage
ist, wie ich, zu erfahren, daß tnan ven
einer Seite freundlich beurtheilt wird,
von der man es am wenigsten erwartet
hat? Um Sie zu beruhigen, Herr Gras,
theile ich Ihnen aber mit, daß nur ich
ganz allein den Brief vor dcr Abfen
dung gesehen habe. Ich las ihn. nach
dein Sie ihn bereits dem preußischen
Gesandten zur Beförderung übergeben
hatten. Wie ich dazu gekommen bin.
werde ich Ihnen natürlich nicht sagen;
Sie sind auch zweifellos nicht so thö
richt, von mir eine Erklärung darüber
zu verlangen. Kurz und gut: Ich kenne
den Inhalt dieses Briefes, und da ich
Ihn Freundin bin, wohlgciucrkt, Ihre
eufrichtigc Fecuni: .mein werther Herr
Gras, so komme ich zu Ihnen, um mich
bei Ilmen ;it bedanken, :1a. noch mehr :
eo tseat inii re.r.'.a. da! I'ue Beiultc,
die Sie an Il'.ren Iraiglielien Herrn
senden, stet so W.!lr!iei!it'prei1,en0
fern mögen, wie der lecte; t't'd warum
soll ich null, t".f iu! i ziemlich in d-.
Gel;eiunilir te- Ilie'ie.en Hefe eine
weilü bin. Junen '.'.i'.ttlH'Uuugen t:v.
rficu, die Zu" intereffiien neiden ui.d
die aml, i!',!!',',1einlich f,ir I!;:en cm
Jiit.ea Herr:; (n: ferst wertlirrll sind?"
Ich le..;.ü eile Sie doch lio'fentiieli
nicht?'
Graf Hordt rerbeugie sich: Ganz
und sl.T iüiJ. t, i urdita'.i.lit ; i.li bin
gespannt auf d.u, wao ich bereit soll."
:i:u," iagtf die rairiitor. 2ie
fcjden iriiüiu) ein recht gute Bild von
der Partei der ,'iaiierin gegeben: indeß
haben Sie dech einige sehr wichtige Per
joulichieiteit vergessen. Ta ist z::m
Beispiel Ctar, der Priinufcfretar der
Kaiserin, ein Pienioniese von tebnrt.
der zu uuerer Partei gehört, und den
ich gewissermaßen entdeckt babe. Cdar
stammt aus einer sehr unbedeutenden
Familie, hat sich in Frankreich Bildung
und Gewandtheit angeeignet und ist
nach Rußland gekommen, um hier sein
Gluck zu machen. Er gebort zn den fast
kranlbast ehrgeizigen Naturen, die zn
Allein sähig sind. Als mir eine Aeu
ßerung von ihm hinterbracht wurde,
wonach er erklärt haben sollte, wenn er
dadurch zu Reichthum und Glück getan
gen könne, würde er selbst den kaiser
lichen Palast anzünden und mit dem
erworbenen Gelde dann sofort nach sei
ner Heimat!, zurückkehre.!, ließ ich mir
den Mann kommen un'.' ' ;.ymn ihn zu
prolegiren. Wie Sie r sen, bin ich
Wittwe, und bereits z Wittwe ge-
worden, als ich noch fast er.t Kind war.
Ich heiije d,c , tolle Dau;;! :w und man
wuitdcit sich bei mir über nicht mehr.
Ich habe diezen dar etn wenig aus die
Probe gestellt, und als ich sah, das; er ,
sehr gut zu verwenden war, habe ich oa
für gesorgt, daß er Privatsekretär Ihrer
Majestät der Kaiserin geworden ist.
Dann vergaben te, Teplow zn erwäh
ncn. Er ist der Hauehofmeister des
Hetmans Nasuniowoli. Teplow hat
unter der verstorbenen Kaiserin eine
große Rolle gespielt und ist von ihr
kurz vor ihrem Hinscheiden noch zniu
Kainmerherrit ernannt worden. Der
jetzige iiaiser mißtraut ihm und hat ihn
wiederholt seine Ungnade suhlen las
sen, man bchanvtel, weil Tcpkow, der
int Auslande eine ziemliche Bildung
genossen In', vor einer Reihe von Jah
ren so thöricht gewesen ist, eine Gc
schlechtotabelle aufzustellen, nach denen
die WaliifkiS mit den Ruriks, da
heißt mit der Familie, ans der unser
Kaiserhaus stammt, verwandt sind. An
und für sin, eine Bagatelle, besonders
da die WalinokiS längst ans Amt und
Würden entfernt sind. Aber Teplow
gilt für einen verdächtigen Mann, und
deshalb hat er sich der Partei der Kai
serin angeschlossen."
Hordt war ausgestanden und unter
brach die Fürstin Daschkow. Berzct
henSie, Durchlaucht," sagte er, wenn
ich Ihre interessante Erzählung unter
breche und Ihrem heiteren Uebermuth
Schranken zu setzen roage. Ich glanbc,
Sie treiben Ihren Spaß mit mir, aber
ich versiehe durchaus nicht, was Sie
veranlassen kaun, mich in dieser hurno
ristischen Weise zn einem Mitwisser
von wirklichen oder angeblichen Gc
heiinnissen zn machen."
Die Fürstin Daschkow legte den Kopf
etwas auf die Seite und betrachtete
Hordt mit einem kokctt-liebcnswiirdigen
Blick aus ibren Augenwinkeln so lange,
bis der Gras ganz verlegen wurde
Die galante Fürstin weidete sich erst
an dieser Berlegenhcit des Grafen eine
,cit lang, dann fuhr sie mit ihrem lie
benswürdigsten lächeln fort: Man
treibt mit so ernsten Dingen keinen
Scherz, Herr Graf. Was ich Ihnen
erzählte, ist die Wahrheit, die reine
Wahrheit. Allerdings verblüfft diese
im ersten Augenblick, besonders wenn
man sie an einem Hofe ganz unvermit
telt und plötzlich ausfpricht. Hier, wo
man gewohnt ist, das Gegentheil von
dem zu glauben, was Jeder sagt, muß
Wahrheit t!)crrafchcn."
Und darf ich nach der Erklärung frn
gen, was Durchlaucht veranlaßt, mich
zum Mitwi'fcr solcher Geheimnisse zu
machen?" fragte Hordt, der immer uit
sicherer wurde.
Meine Freundschaft für Sie veran
laßt mich dazu, meine aufrichtige
Freundschaft ! Freunde dürfen vor ein
ander keine Geheimnisse haben. Und
dann will ich Ihnen offen und ehrlich
bekennen: ich hoffe, Sie auch zur Par
tei der Kaiserin hinüberzuziehen. Sie
haben sich in so liebenswürdiger Weise
über Ihre Majestät unsere unglückliche
Monarchin geäußert, daß ich glaube,
wir haben keinen besseren Freund in der
Umgebung cs Kaisers, als Sie, mein
Herr. Besonders der Passus, daß es
sich empfehlen würde, wenn Seine
königliche Majestät einen Brief an den
Zaren schrei en wollte, in dem er ihn zu
Gunsten seiner Gemahlin beeinflußte,
hat mich ganz und gar für Sie einge
nommen. "
Ich that nur meine Pflicht, Durch
lancht." Gewiß. Herr Graf, nur Ihre
Pflicht; aber wir ersehen daraus, daß
Sie ein Freund der Kaiserin sind, und
demnach gehören Sie zu unserer Partei.
Ich komme zn Ihnen bei Rächt und Rc
bei in einer Verkleidung, tun Sie ganz
und gar für uns zu gewinnen. Reichen
Sie mir die Hand und versprechen Sie
mir, daß Sie zn uns halten wollen."
Sie stree'te ihm ihre k'cine, zierliche
Hand entgegen, die unter dem weiten,
mit Silber besetzten Aennelanfschlag
dcö Uniformrsckes noch kleiner und zier
licher aussah, und Graf Hordt konnte
nicht umhin, diese Hand an seine ip
pcn zn sichren.
Ich fühle mich hochgeehrt, Durch
laucht," sagte er, durch Ihre Freund
schaft und' Ihr liebenswürdiges Ent
gcgcnkommcn ; aber bevor ich mich einer
Partei anschließe, muß ich wissen, wel
chcs die Ziele dieser Partei sind. Ich
bin ein Fremdling an diesem Hofe, ich,
der noch bis vor iiurzcnt ein KriegSgc
Eigener war. Der Friede mit Preußen
ist och nicht offiziell geschlossen. Ich
bin aus Befehl meines obersten Kric'
denn d.r Penen Seiner Matcs.at des
.Vaik::- cttadiiil und ruß schon mit
R. ick. ichi auf meinen lenigticken Herrn
sehr t ;.i;ch:i.t fein. Taf ich jur meine
Pencn niu t leieret din. werden Sie"
,.'!,! !a::ten, iu;ülün.1 ir
r-Xic:;u.:0 ztreiielt e..i dein Mi:i', und
der if.-.ttrn! eir.: Gie.;i Heidt;
aber ele.i d.'c!,.:td fi.1'3 Stet.' nertluvll
fnr is t. Wcj nun die teU der Pe.rtei
anbelangt, 10 mußten Sie riefe eiger.t'
lich Ienr.fn. Die Partei bat e sich zur
Aufgabe gemacht, der .'laiferin zu ihrem
Rechte zn verbel'cn, und sei dies feilst
mit Gewalt."
Hordt tat) sich unwillkürlich ängnlich
um und sagte dann : Ich Hesse, Durch
laucht, in Ihrem eigensten Interesse,
daß Sie ge.zen andere Veute mit r-ic--fen
Gebeimmiien nicht so offenherzig
find. Was Sie da sagen, ist so gesabr
iich, daß es Sie und alle diejenigen
Personen, die mit Ihnen verbunden
sind, die Kopfe k.'sten kann."
Da mag teiii, Herr iraf, oder ich
habe c mir nun einmal in den iopf
gesetzt, der gedetnüthigten und unglück
lichen Kaiserin zu ihrem Rechte zu ver
helfen, und ich lasse mich von meinen
Plänen niemals abbringen, selbst wenn
mir das Schaffet dreht. Ich habe mich
deshalb, wie Sie wissen, mit meiner
Familie überwarfen, ich wage tagtäglich
das vcbeit, aber vielleicht macht mir ge
rade diese Aufregung Spaß. Ueber
Eines mögen Sie sich jedenfalls beru
higen: Ich bin natürlich nicht gegen
Jedermann so vertrauensselig, wie
gegen Sie. Aber deut Grasen Hordt
vertraut mau rückhaltlos Alles an,
selbst den eigenen iiopf und die Kopfe
feiner Mitverschworenen, besonders
tvenn man die Absicht hat, dem Grafen
Hordt einen Beweis des Bertranen zu
geben. ber habe ich mich getäuscht.
Herr Gras ?"
Rein, Dnrch.lNicht, selbstverständ
lich nicht. Ich danke Ihnen für das
Bertranen, das ich in der That einsehe
großes nennen muß. Ich wünschte fast,
Sie hätten mich mit diesem Bertranen
nicht beehrt. Run, da es doch geschehe
ist, sage ich Ihnen meinen herzlichsten
Dank und verspreche Ihnen volle Di
krelion. Ich will thun, als hätte ich nie
etwas von dem erfahren, was Sie mir
anzuvertrauen die Güte hatten. Ber
langen Sie aber von mir in Folge mei
ner eigenthümlichen Stellung keine
aktive Theilmchme.an Ihren Bestrebun
gen; ich habe Rücksicht aus meinen
königlichen Herrn und auf Preußen zu
nehmen."
Auch diese Erklärung, Herr Graf,
genügt mir. Sie wissen wenigstens
jetzt, wie die Verhältnisse am Hofe lie
gen, und im Momente der Gefahr kann
ich vielleicht immer noch ans Sie zählen.
Rehinen Sie meinen Dank."
Die Fürstin reichte Hordt jetzt beide
Hände, nnd als er sich herabbeugte, um
sie zn küssen, entzog sie ihm die Hände
und legte sie mit einer komischen Ge
bade ans den Rücken.
Man küßt Junkern nicht die
Hände!" sagte sie. Sie verdienen
eine Belohnung; Sie sollen sie nach
gut russischer Sitte haben."
Sie hielt dein Grasen erst die rechte,
dann die linke Wange hin, mit sich von
ihm küssen zu lassen.
Graf Hordt hatte in diesem Augen
blick sich selbst umbringen mögen, so
tölpelhaft laut er sich vor gegenüber der
Liebenswürdigkeit der koketten Frau.
Er wagte e nur flüchtig, mit den ip
pen die vollen blühenden Wangen des
schönen WeibeS zu berühren.
Die Tasiakow lachte still in sich hin
ein; dann warf sie mit einer blitzschnel
len Bcwegrng den Pelzmantel wieder
um ihre Schultern, setzte die Dienst
mütze wieder auf und salutirtc mit
komischer Grandezza vor Hordt.
Roch ein iinßhändchcn warf sie ihm
zn, dann war sie aus der Thür ver
schwunden. Graf Hordt aber stand da,
als habe er eben eine Erscheinung gc
habt, und erst nach fünf Minuten ver
ließ er seinen Platz und setzte sich in
einen Sesse. neben den Kamin, wie ein
Mann, der soeben einen Traum gehabt
und der noch nicht zur Wirklichkeit
erwacht ist.
Kapitel.
DuS Verhältniß der Fürstin Dasch
kow zur Kaiserin Katharina war ein
sehr sonderbares; es entsprach den Eha
raktercigcnthiimlichkcitcn der beiden
Frauen, die viel miteinander gemein
hatten. Die Kaiserin mißtraute der
Daschkow immer noch int Stillen,
wenngleich vollständig mit Unrecht.
Die Daschkow ihrerseits setzte ihre
ganze Kraft dafür ein, Freunde für die
Kaiserin zu werben, aber sie trieb das
Verschwören gewissermaßen als Sport.
Die Kaiserin wußte auch um diese
Bemühungen der Fürstin; sie ließ sich
von ihr Rachricht geben, aber es wurde
eigentlich nichts Bestimmtes vcrab
redet. Wenn die Daschkow unredlich
war. konnte die Kaiserin noch int lel"
len Moment erklären, sie habe keiner-
lei Vereinbarungen mit ihr getrof
fen. Es waren ungefähr vier Wochen seit
der Unterredung der Fürstin mit dein
Garfen Hordt verstrichen. Man befand
sich int Anfang April. Roch lag die
Umgebung von Petersburg in den Ban
den des Winter?, denn die Yc.cc der
russischen Hauptstadt läßt den Frühling
vor Ende Mai niemals eintreten.
Die Fürstin Daschkow fand sich in
den Gemächern der Kaiserin zu früher
Morgenstunde ein und bat die Kammer
frau Katharina Jwanowna, ihr eine
Unterredung mit Ihrer Majestät zu
verschaffen.
Katharina empfing die Fürstin auch
nach kurzer Frist in ihrem Toilettezint
mer und fragte sie in französischer
Sprache: Was bringen ie, Für
ftin?" Eine Entdeckung!" erklärte die
Daschkow, die mir viel Sorge ver
ursacht. Ich bin gestern in Petersburg
gewesen, Majestät. Ich suchte Freunde
für unsere Partei und für die gerechte
Sache Eurer Majestät zn gewinnen und
mußte dabei eine Entdeckung machen,
die mich in Bestürzung versetzte, weil
sie mir gänzlich unerwartet kam. E.'
wird von einer anderen Seite angeblich
unter denselben ''era-ie'e!.un.'en und
;!'itf't.:i ..iviti't 11 -1 i :cr irt n
.,. . -
terei'e reu Eurer Maeft.'.k. I6 tunn
es l!t:ti:eg!:e! f,!di.;vn, c.'l: es . mir
um We.l r!it i:r,j Amml tiüteit rän
delt, ct'dern l in lielu.elr überzeugt,
daß !..,!! mi eine Fille legen will.
Man sei! m-.tei den ruri'e:'. inPeier'
bürg für Eure Mai e,'te.k Stimiuuug ma
chen. und das halte ich fiiröti''enident
lich geia! ili,h. Wer sich aus vcitiiiuc j
Vfrsil wrrum.eu eiule.rt, deut tu.) nicht
dazu fersteie;:!, feine Plane unter
geordneten Persönlichkeiten anzuver
trauen. Wenn nur ein Tl eil de Ge
h.'imn'.sse? mehreren huudeit Soldaten
bekannt ist, die nicht wissen, welchen
Wert!, e bat. die vielleicht ichwtuen,
sobald sie mehr trinken, nl ihnen zu
traglich. sei ist die greste Gefahr vor
Handen. Man erzählte mir. e waren
die Brüder Crlew, die im Interesse
Eurer Majestät arbeiten."
Die Kaiserin lächelte. Und wer hat
Ihnen da erzählt, Fürstin?"
Graf Panin ma.te mir diese Mit-
theiluug und schien ebenfalls sehr er
staunt darüber."
Da Erstaunen war uberslussig.
In der That, ich habe Freunde unter
den Veuten bei der Garde, und ich kann
es Ihnen nicht verbieten, wenn sie für
mich unglückliche Frau Stimmung zu
machen sticken."
Und gestatten Majestät mir, mich
mit Cvloiii in Verbindung zn setzen?"
Die Kaiserin zuckte die Achseln.
Ich kaun es Ihnen nicht verbieten,
und will Ihnen dazu nicht rathen ; ich
muß das Ihnen überlassen. Fürstin."
Majestät mißtrauen mir noch int
mer, und ich verdiene es wahrlich nicht.
Ich diene Ihnen mit allem Eifer und
bin nicht davor zurückgeschreckt, mich zu
kontpromitliren, tun Freunde für Eure
Majestät anzuwerben."
Sie mißverstehen mich, meine liebe
Daschkow,'' eiuacgnetc die Kaiserin.
Ich mißtraue Ihnen keineswegs; ich
weiß nur nicht genau, ob Ihre Hand
kungsweisc nicht mehr an der Sucht
nach einer angenehmen und nnsregendcn
Beschäftigung entspringt, nl nur aus
Interesse für mich."
Und ließe sich beides nicht verei
nigen, Majestät? Warum soll ich cS
leugnen; cS macht mir Spaß, meinem
scheu" und noch anderen Renten, zumal
meiner Schwester Woronzow. ein
Schnippchen zu schlagen. Ich habe ihr
im Interesse iurer Majestät mit Prü
gellt gedroht, wenn sie sich unterstände,
den Kaiser weiter gegen Eure Majestät
aufzuhetzen. Ich weis: es, Majestät
mißtrauen mir wegen dieser Schwester
und wegen meines Cheims; ich habe
aber mit Beiden nichts gemein, davon
dürfen Sie überzeugt fein. Wissen
Eure Majestät übrigens, daß der Zar
demnächst eine Reise in's Ausland
zu unterttehnien gedenkt?"
Ich weiß kein Wort davon."
Dann durfte Eurer Majestät die
Rachricht d"ch interessant sein. Der
Zar beabii htigl eine Zusammenkunft
mit dem König von Preußen, und zwar
in einem der preußischen Ostseehäfen.
Er will sich mit der ganzen Flotte und
zahreicken Truppen dorthin begeben und
dann sofort den Feldzng gegen Däne
mark beginnen."
Ist diese Rachricht auch sicher?"
Vollständig sicher, Majestät, und cS
wäre allerdings für unsere Pläne eine
herrliche Gelegenheit. Die Abwesen
heit deS Kaisers konnte vortrefflich
benutzt werden. Aber es besteht eine
große Gefahr. Der Kaiser soll bcab
sichtigen, vor seinem Weggänge Eure
Majestät gefangen setzen zu lassen und
den Großfürsten Paul Petrowiksch für
vom Throne ausgeschlossen zu erklären.
ES soll diese Gefangensetzung am Pc-tcr-
und Panlsfestc erfolgen, dessen
Feier der Kaiser abwarten will, bevor
er die R'eie nach Deutschland antritt
und den Feldzug gegen Dänemark un
ternimmt. Wir haben noch drei Monate
Zeit, Majestät; bis Ende Juni. Es
kann bis dahin viel geschehen; aber
wäre cS nicht besser, den Planen des
Kaisers zuvorzukommen?"
Die Kaiserin war nachdenklich gcwor
den. Drei Monate." sagte sie, sind
eine lange Zeit; inzwischen kann Man
chcs geschehen, woran man nicht gedacht
hat. 'Ich dankc Ihnen für Ihre Mit
theilungcn, Fürstin, nnd will alles
Mißtrauen gegen e ichwindcn lassen.
Cetzcit Sie sich mit Crlom in Verbin
dung, oder warten Sie vielmehr, bis
ich Sie mit ihm bekannt mache. Bis-
cr hat Maria Talizin die Verbindung
mit ihm aufrecht erhalten, und er ist
mehrfach als ihr angeblicher Verehrer
hier gewesen. Sie sehen erstaunt ans.
werthe Daschkow? Ja, co geschehen doch
Sachen am Hose von Oranicnbauni,
von denen auch Sie nichts wissen ! Aber
nun habe ich Ihnen einen Beweis tttci
nes vollen Vertrauens geliefert, und
Sie sollen sich auch fernerhin über
Mißtrauen von meiner Seite nicht mehr
beschweren. Kommen Sie morgen Abend
in der nennten Stunde unter irgend
einem Verwände zn mir. Ich werde
Sie mit Q'low zusamnienbringcn und
Sie bei ihm legitirniren."
Die Fürstin Daschkow küßte die Hand
der Kaiserin und entfernte sich. Kittha
rina aber licßMaria Talizin rufen und
befahl dieser, in einem Briefchen )r
loiv für den nächsten Abend zn einem
Stelldichein zu laden.
Peter III. fürchtete Katharina, denn
er wußte, daß sie ihm geistig überlegen
war und daß sie einen Eharakter hatte,
der sie für die gewaltigsten Untcrnch
mnngen besähigtc. Er mißtraute ihr
vom ersten Tage seines RcgicrungSait
trittes an, mid doch war er ihr gegen
über oft ungeincin unvorsichtig. In
seinem schwankenden Eharakter Wechsel
tat eben Mißtrauen nnd Gutmüthig
keil, Siegeszuversicht und Kleinnnith
überraschend schnell, und in den wich
tigslen Augenblicken seines Gebens war
er von Stimmungen abhängig, die ihm
verhängn! ßvoll wurden.
Peter wußte ganz genau, daß die
Kaiserin gegen ihn lonfpirirtc; trotz
dein suchte er zeitweise ihre Freundschaft
und überhäufte sie mit Geschenken, um
vielleicht fmon wenige Stunden später
ic niedern,:! e-fe-nin,, zu beleidigen
und zu verleren. Heute reiz'e erste
durch Bfleiliguna.-u und tu-iiütfftflti
kauen, um vielleicht r.nye i.'i.ni feie! e
Angst ver it r ; 1 e.i'.tm!e:i, daß er e
tauüi wagte, r.'.l! i; r ;;:iai:;i:!e:u,,.fe,i:i
men. Er re.:r:e i. w fi.I, die ur.
windige Bfdaudlnn,',. die er irr z.i Theil
werden lief, uu leinen P:ei dauernd
gef.'üen laiien wü:ee. nt'd trel.de:::
brach er jede Geleg-nheii rom Jaun,
um feine G.iaiu : irnüUn und zn be
leidigen. E war schließlich der Entschluß in
ilun gereitt. sie irrhatien und ihr den
Prozeß machen zu I.i'e,i. e.ber ver der
Ausführung dieses B.'t Habens schreckte
er doch im-'rr wieder zurück.
Am T5:'.t:?e:, der leinen Unter
redung d.r Fursii.: Da'cknow mit der
Kai fei in hr.lie der-v.tr Nachmittage- wie
der sinn e.l feine l.rlsuiuif.een Zrr.pp.en
crerzieten lassen. Gudewit'ch nud Graf
Hordt waren feine einzigen Begleiter
bei dieser Beschäftigung, die zu den
größten Ver.nm.z'.ingen des Kaisers ge
hörte. Das Exerzieren war sehr gut
ausgefallen, nnd der Monarch anfchei
ncnd bei bester Vauiic.
AIS er nach dem Schlosse zurückging,
sagte er plötzlich zu Hordt und Gudö
Witsch: Ußt uns einmal einen Über
raschenden Besuch bei der Kaiserin nie,'
chen. Die Woronzow hat mir scheu wie
der einmal 'von allerlei Besuchen er
zählt, welche die Kaiserin in der Dun
kclheit empfangen soll. Ich will mich
davon selbst Überzeugen. Gudowitfch,
geh' voran und sorge dafür, daß die Po
sten leine Honneurs erweisen, damit
kein unnütze Aussehen entsteht."
Gndowitsch gehorchte deut Befehl;
langsam folgten ihm Peter und Graf
Hordt, Vetztcrcr mit eigenthümlichen
Gefühlen. j
Itt den Gemächern der Kaiserin fand
eine Berathung zwischen ihr, der Für
stin Daschke,r. und Gregor rloio statt.
Die Kaiserin hatte rlow und die Für
still miteinander bekannt gemacht, und
alle Drei beriethen nun eifrig, ob cS
angängig sei, dem Kaiser mit einem
Gegenschlag zuvorzukommen, bevor er
die Verhaftung der Kaiserin ausführen
lassen konnte, oder ob cS vorsichtiger
sei. sich daraus zu verlassen, daß Peter
doch den schon oft gefaßten Plan gegen
seine Gemahlin nicht auszuführen wa
gen werde. Dann war cS osscnbar giin
stigcr, mit dem entscheidenden Schlage
zu warten, bis er iu'S Ausland gereist
war.
Maria Talizin saß int Vorzimmer
nnd hatte den Befehl, ein WarnungS
zeichen zu geben, wenn eine Störung
drohen sollte. Sie hörte ein Geräusch
auf dem Korridor, sah vorsichtig hinaus
und entdeckte Gndowitsch, sah aber
gleichzeitig auch schon den Kaiser mit
Hordt die Treppe heraufkommen. Sie
eilte in's Zimmer zurück und klopfte
an die Thür, hinter welcher die Kon
fcrcn; stattfand. Es war dies das ver
abredete Signal, nnd sofort schob dic
Daschkow Gregor Drlow aus demZiim
mer und führte ihn dnrch eine Reihe
von Gemächern auf den Korridor.
Wenige Minuten später stand der
Kaiscr vor Maria Talizin und fragte
sie: Wo ist dic Kaiserin? Ist sie
allein?"
Ihre Majestät befinden sich im Ar
bcitszimincr," eutgegnete Maria,ttngst
lich auf die Thür dcntcnd, an dic sie
eben gcklopst hatte.
Ohne anzuklopfen, riß der Kaiser dic
Thür auf und fand dic Kaiserin in der
That allein im Zimmer.
Katharina that, als sei sie über
rascht. Sie erhob sich und sagte: Wo
mit kann ich Ihnen dienen, mein Ge
mahl?" Ich wollte, nur einmal etwas nach
dem Rechten sehen!" bemerkte Peter
höhnisch, indem er sich prüfend umsah.
Er trat in'ö Zimnicr zurück, in dem sich
Maria befand und entdeckte hier plötz
lich ans einem Sessel einen Qssiziers
Hut. Orlow hatte vergessen, seinen Hut
mit in daS Zimmer der Kaiserin zu
nehmen, und dieser Hut wurde jetzt zum
Verrät her.
Wem gehört dieser Hut?" fragte
Peter, dessen Gesicht sich in höchstem
Zorn zu verzerren begann.
Dic Kaiserin zuckte die Achseln und
sagte ironisch: Ich trage seine Cf
fiziershiite und interessire mich auch
nicht für solche."
In diesem Augenblick hörte man vom
Korridor her Stimmengewirr, und da
Kaiscr befahl Gndowitsch, nachzusehen,
was cS dort gäbe.
Wenige Sekunden später stand Or
low vor dein Kaiser.
Beim Betreten des SchloßflitgclS,
in dem die Kaiserin wohnte, hatte der
Kaiser den Wachen Auftrag gegeben,
Riemandcn passircn zn lassen. Orlow
war allerdings glücklich von der Fürstin
ans den K, ridor geleitet worden; als
er von dort über eine Hintertreppe in's
Freie eilen wollte, verwehrten ihm die
Wachen den Austritt.
ES trat eine sehr peinliche Pause ein,
während welcher der Kaiser Gregor
iow mit mißtrauischen Blicken mu
sterte. Wer bist Du?" fragte er ihn dann.
Gregor Crlow!" antwortete der
Gefragte, Vicutcnant bei der Artillerie
und Zahlmeister."
Was hattest Du hier zu thun?"
Eure Majestät gestatten, daß ich
darüber schweige. Es handelt sich nicht
um mein Geheimniß allein."
Und ich befehle Dir. zn reden ; ich
befehle Dir, mir zn sagen, weshalb Du
hier bist! Sprich und sage mir dic
Wahrheit, oder Dn sollst meinen kai
scrlichen Zorn fühlen! Zu welchem
Zweck hast Du Dich hier ciugcschlichcn?
Was willst Dn hier. Schurke?"
Peter wurde immer heftiger und die
ganze Szene immer peinlicher. Berge
bcnS hatte die Kaiserin wiederholt Ma
ria Talizin mit den Augen zugewinkt.
Maria wußte freilich wohl, was dieses
Winken bedeutete: sie sollte dem Kai
ser erklären, Drlow sei ihr Geliebter,
ober diese Erklärung sollte sie in Ge
genwart deS Grasen Hordt abgeben.
Richt tun -l'.'.k-j in der Welt hätte sie
daS gelhe.n' Sie war fassungslos und
glaubte jeden Augenblick zn Boden sin
len zn müssen. Jetzt hatte sie nicht die
Kraft, eine Komödie :u fvielen. webe
I sie sich in den Augen e Äannes, dc i
i sie lieble und den sie nieder liebte, so 1
lebe l-eiv.l 'e' en i:u::;ie. ,
Crier. verlor feine Ruhe nicht. Er j
griff in die Seilentafche feiner selben
ih'.ierr.v'ee und reg einen Bnes heraus, ,
den er dein Kaiser überreichte.
Eure Mi es:, t befehlen es." sagte
er; nur dieser Be'ehl kann mich zu
einer ,tudi,'lretia:t veranlassen."
Der Kaiser ergr:ss da Schreiben imd
las e hastig durch. Er schien ent
täuscht. eine Viitelei !" bemerkte er. Und
Maria Tali:in ist die Dame, die selche
j Briefe schreibt und Offiziere einlädt,
i die sie int Vorzimmer der Kaiserin cm
jj fängt? Rede !" sagte der Kaiser zu
Maria. Ha?t iit dteien Vrtrf ge
schrieben? In dieser Brief rn: Dir;
.Mein geliebter Gregor, fernin' zu
Deiner sich vor Sehnsucht nach Dir
verzehrenden Maria Talizin'?"
Ja!" erklärte Maria, ich habe
diesen Brief geschrieben."
Dann griff sie nach einem Sessel
und sank an diesem in die Knie. Sie
wurde niebt ohnmächtig, aber sie verlor
das klare Bewußtsein dessen, was um
sie vorging. Was weiter geschah, wußte
dic Arme ,,icht.
Cb der Kaiser nickt dennoch den wah
rcn Sachverhalt argwohnte, ließ sich
nicht eitticheiden. Er wendete sich aber
an seine Gemahlin und sagte: Ich
überlasse c Ihnen, die Hofdame und
diesen tDssizier zu bestrafen, die sich
nicht entblöden, das Vorzimmer der
Kaiserin von Rußland zum Schonplatz
ihrer verliebten Stelldicheins zu ma
chcn."
Die Kaiserin, die während der gan
zeit Szene ihre Kaltblütigkeit bewahrt
hatte, erklärte jetzt sehr ruhig: Ich
sehe leinen Grund zu ei ner Bestrafung,
wenn sich zwei juuge Veute lieb gewon
ncn haben und einander zu heirathctt
wünschen."
Peter wendete sich wieder an7rlow,
der in militärischer Haltung unbeweg
lich vor ihm stand.
Du liebst dieses Mädchen?" fragte
der Kaiser, ans die halb ohnmächtige
Maria deutend.
Einen raschen Blick wechselten r
low und die Kaiserin, dann erklärte
üDrlow: Ja, ich liebe sie."
Und Du bist davon überzeugt, daß
sie Dich wieder liebt?"
tfit Befehl. Majestät."
Der Kaiser lächelte höhnisch und wett
dcte sich dann zn seiner Gattin.
Ich will dem Glück der beiden teilte
nicht entgegen sein. Da dieses Siebes
Verhältniß offenbar mit der Gcnehmi
gung meiner Gemahlin stattfindet,
wird cS tvohl ant besten fein, man ver
heiralhet dic beiden jungen Veute so
bald wie titoglich. Sie haben dann nicht
mehr nöthig, sich Stelldicheins im Bor
ziinmer der Kaiserin zn geben. Räch der
Hciralh pflegen ja gewöhnlich derartige
verliebte Thorheiten zwischen Ehelen
len zn verschwinden; meinen Sie nicht
auch. Majestät?"
Dic Kaiserin that, als merkte sie die
Anspielung ans ihre eigene unglückliche
Ehe nicht, sondern erklärte : Ganz wie
Sie meinen!"
Der Kaiser biß sich aus die Kippen.
Er hatte erwartet, die Kaiserin würde
ltt irgend einer eii,e mit seinem Vor
schlag nicht einverstanden scitt.sie würde
ihm rnchr erwidern, so daß er wieder
Gelegenheit gehabt hätte, ihr irgend
eine halb verslecklc oder offene Belei
digung zu sagen.
So dachte er einen Augenblick nach
und bemertte dann : Wir wollen also
keinen Augenblick zögern, in ungefähr
zwei Stunden kann die Trauung statt
finden. Ich werde alle Vorbereitungen
treffen lassen und in zwei Stunden cr
warte ich Eure Majestät mit allen
Ihren Damen in der Kapelle von
Oranienbanni."
Die Kaiserin verbeugte sich ebenso
kühl wie vorher und erwiderte nicht ein
Wort. Der Zorn des Kaisers mußte
sich noch irgendwie Luft machen, er
wendete sich wieder zu Orlow ; noch ein
mal fragte er ihn, wie cr hcißc, und
noch einmal gab Gregor ehrerbietig
Antwort.
Seit wann bist Tu von Petersburg
fort?" fragte er.
Seit heute Mittag, Majestät."
Hast Du Urlaub genommen und
Dich vorher beim Gouverneur abgerncl
bet?"
Crlow überlegte einen Augenblick
nnd beschloß, die Wahrheit zu sagen.
Eine Lüge hätte ihm und der Kaiserin
außerordentlich schaden können, wenn
sie entdeckt wurde.
Rein, 'Majestät," sagte er. ich bin
ohne Urlaub nach eDranicnbanm gesah
rcn, ich wollte bis zum Abend wieder
zurück fein. Ich hatte heute Nach
mittag im Dienst nichts zu vcrsäu
men." So viel ich weiß, ist das Entfernen
aus der Garnison Petersburg ohne Ur
land verboten. Ist Dir dies nicht bc
sannt, Lieutenant Gregor Orlow?"
Zn Befehl. Majestät, diese Verfü
gung ist mir bekannt."
Run. dann will ich Dir ein Hoch
zcitsgcschcnk machen. Ich konnte Dich
wegen Deines Ungehorsams sofort nach
Sibirien schicken, aber ich ermäßige
diese Strafe ans vier Wochen Arrest.
Begib Dich sofort znr Wache! Von der
Wache wirst Du zum Traualtar gebracht
und dann" der Kaiser wandte sich
wieder mit seinem boshaften lächeln
an feine Gemahlin da ich nur die
Absicht habe. Ihnen. Majestät, durch
diese Ehe eine Freude zu machen, wer
den Sie wohl dem jungen Paar wenig
stcnS für diese Rächt Unterkunft hier
im Flügel dieses Schlosses gewähren.
Ich glaube, es wird Ihnen Freude ma
chcn, Majestät, sich gewissermaßen von
dem Glück Ihrer Schützlinge zu ütcr
zeugen."
Die Kaiserin nickte wieder stumm
und wendete ihrem Gemahl fortdauernd
halb den Rücken .zu.
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(Fortsetzung folgt.)
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J. A. HAYDEN,
Der leitende Pyotogvttpri.
H,d,n bI d'N ,II!N Pkil aul ba !i(trofi'r
ÖlaoU.amiltUuug im Zbr, 1ÜS7, TW ur.S UM) o
hall!. 1411 0 SlI,
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Jo n Sebastian, G. V, A.
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