Vergeltung. ?-. Humo,ti?e ou dem i'.ubfmcnltden. Sien Tiattin ? e h r e d. I der Sludm!knkntixe .Zum blau srina' fllno tt lebhaft ,u. Ii Stamm tischgesellschast Halle sich in zwei Lager getheilt, eiche da hochmichtigk Thema, i der angebrochene Nachmittag und der .daran hängende' Abend am besten zu. zubringen sei mit großer Energie behan. Mtrn. Scbnurk. ein biederer Mecklenburger und mein spezieller Freund, hatte den Borschlag gemacht, gemeinsam in den seit etwa vier Uochen iioohiich gehen, um der heule ftaltflndenden Ad schiedioorgellung beizuwohnen. GchZrzchen jedoch, ein UrBerliner, war geqen diesen Borschlag und be muhte sich. Stimmung für eine Spritz, tour in die Umgegend der Stadt zu machen. Beide Wortführer halten für ihre Bor. schlöge stichhaltige Gründe, die nun gegenseitig in' Gefecht geführt wurden, so daß sich die Redeschlacht in' Unend. liche zu verlieren drohte, al einer von der Tafelrunde auf den glücklichen Ein. fall kam, da Loo entscheiden zu lassen. Mit lautem Jubel wurde dieser Bor, schlag angenommen und alsbald zur That gemacht, und siehe da. Schnur! hatte Glück: da Loo entschied für den Besuch de Eircu. E war, wie die Meisten von un wußten, nicht da Interesse für die Leistungen, welche den Zuschauern im Eir:u geboten wurden, wa Schnurk seinen Borschlag hatte machen lassen, sondern da Emigmeibliche, hier die Echulreiterin Miß Leon, war e, da ihn in den Circu zog. Da nun zugleich mit der heutigen Ab schiedloorstellung da Benefiz für die Dame, welcher da Herz meine Freunde Schnurk gehörte, war, so lag diesem ungemein viel daran, in einer imxoniren den Begleitung von seiner Angebeteten tm Etrcu gesehen zu werden. Da war ihm ja nun geglückt, und in einer seligen Stimmung zog er an der Spitze seiner Getreuen, die alle, gleich ihm. theilmeise mit Kränzen, theilweise mit Blumen, körben für die Benefizianten versehen, in den Circu ein. E war un nicht leicht geworden, neben einander liegende Plätze zu erhal, ten, denn da Hau war sehr gut besetzt, da die heutige Vorstellung nicht allein Abschied, und Benefizvorftellung zu gleich war, sondern auch dadurch eine nicht unbeträchtliche Anziehungskraft ausübte, daß zum Schluß ein Pony ver looft werden sollte. Die einzelnen Borsührungen fanden bei un nur mäßige Interesse, denn wir hatten bereit Alle den Circu mehrere Male besucht, so daß un nicht Neues geboten werden konnte. Al jedoch d e Schulreiterin auftrat, wurde unser Interesse lebhaft geweckt. Schnur! hatte sich bei ihrem Erscheinen erhoben, und indem er sich Mühe gab, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, warf er ihr einen prächtigen Kran, zu. Da war natürlich da Zeichen für on, dem Beginnen unsere Führer nachzu eifern, und gleich daraus befand sich die Dame, der unsere Huldigung galt, in einem wahren Blumenregen. Mit gespannter Aufmerksamkeit blickte Schnurk auf fe,ne Angebetete, die wohl wußte, wer der Urheber all' dieser Lie bensmürdigkeit war, e aber dennoch für gut befand, sich den Anschein zu geben, al sei ihr diese nicht bekannt, und, sich dankend vor der Corona verbeugend, Schnurk weiter gar nicht beachtete. Der also Uebelsehene biß sich auf die Lippen und saß kreidebleich vor innerer Aufregung auf feinem Platze. Al dann nach der Produktion der Echulreiterin eine größere Pause eintrat, begaben wir uns nach dem Restaurant, wo wir un am schäumenden Gerft'nsaft gütlich thaten. Derjenige, der sich bei dieser Beschäftigung am meisten hervor that, war Schnürt, der sogar, al da Klingelzeichen zum Wiederbeginn der Vorstellung ertönte, nicht zu bewegen war, mit in den Zuschauerraum zurückzu kehren, sondern seinen Entschluß kund gab, bi nach Schluß der Vorstellung hier auf un zu warten. Wir ließen unseren Commilitonen da her. nachdem wir uns überzeugt hatten, daß genügend Stoff vorhanden war. be ruhigt üb sein Schicksal zurück, und be gaben uns wieder auf unsere Plötze, mit großer Spannung aus den Ulk, der sich bei Verloosung deS ?onzS entwickeln werde, harrend. SchnurkS hatte mir fein Loo gegeben, und ich hatte e mit dem Versprechen in Besitz genommen, ihm, sobald er der glückliche Besitzer de Pony werden sollte, hiervon Mittheilung zu machen. Die Vorstellung war beendet, und nachdem die Kapelle einen rauschenden Walzer gespielt hatte, begann die Ver, loosung. Mit vielem Aplomb wurde der Ponv in die Manege geführt, und gleich darauf trat, von einem Stallmeister geführt, ein Knabe mit verbundenen Augen, der Sohn de Director. herein, welchem da Ziehen der Nummern übertragen worden war. Lautlose Stille trat ein. und gleich daraus erscholl die stimm de Btrec tor. der die gezogene Nummer ausrief, durch de Raum. Nr. 2308 war die Glückszahl. Alle fahen auf ihre Loofe. Auch ich, und da. wahrhaftig, mir schwindelte, stand (8 mit schreiend rothen Buchstaben auf schreiend gelbem Papier: Nr. 2303, Ich war also der .glückliche' Gewin ver des kleinen Pferde, da da unten laut wiehernd den Sand mit dem Hufe fckarrte, als habe e große Eile, in den Besitz seine neuen Herrn zu gelangen. Mich ehrte diese Ungeduld war, aber freue that sie mich nicht. Wa sollte ich mit einem Pserde, wevn auch noch so kleinen, beginnen? Wo sollte ich , unterbringen? Aus meiner Bude war kein Platz dafür. Womit sollte ich e ernähren? Ich lebte hauptsächlich von Bier und dann und wann einer festen Speise. Da war wohl sür einen Stu denken gut, einem Pferde würde eine solche Nahrung aber wenig oorthetlhast sein. Diese Gedanken jagten mit Blitze, schnelle durch mein Hirn. Ein guter Einfall kam mir jedoch nicht. Ich meldete mich also all den Besitzer de Loose, stieg unter dem Jubel meiner Commilitonen in die Arena hinunter und empfing den Pony al Eigenthum zuge stellt. Jetzt war guter Rath theuer. Mit dem Pferde am Halfter unter fort, währenden höhnischen Gratulationen zog ich au dem Circu herau. Da kam mir aber plötzlich eine gute Idee. Ich hatte ja auch da Loo meine Freunde SchnurkS. Wer konnte denn behaupten. daß die verhlngnißoolle Nr. 2303 nicht die meine Busenfreunde war? Außer mtr Niemand. Da ich nun von meiner Seite durchaus keinen Verrath zu fürch ten hatte, fo entschloß ich mich kurz und wieg alle die Gratulationen mit dem ein fachen Bemerken zurück, daß man sich, wenn man hoffe, eine Runde geschmissen zu bekommen, an SchnurkS zu wenden habe. Der sei der Besitzer deS Pferde. denn auf seine Nummer sei der Gewinn gefallen. Ein brausende Hurrah war die Ant, mort auf meine Mittheilung. Ob man meine Lüge merkte oder nicht, kann ich nicht sagen, denn ein ungewisse Etwa hielt mich davon ab, meine Freunde an, zusehen. AIS SchnurkS die ihm zugejubelt Mittheilung erfuhr, daß er Pferdebefltzer geworden sei, befand er sich in einer Ver, fassung, in welcher man Alle im rosig ften Lichte auf sich einwirken läßt. Freu, big dankte er mtr für meine LiebenSmür digkeit, welche darin bestand, daß ich, wie er meinte, ihm da Pferd gewonnen hatte; er umarmte mich mehrere Male und machte verschiedene mißglückte Ber suche, den Pony zu bezeigen. Nachdem Schnur! endlich die Erfolg, loflgkett seine Beginnen eingesehen hatte, faßte er da Pferd an den Kops und schwankte unserer Stammkneipe zu. Selbstverständlich folgten wir Alle. In dem Garten de Lokale .Zum blauen HSring' ging e bald sehr lebhaft zu. Der Pon wurde .begossen', und bei dieser Gelegenheit geschah daS Wum der, daß da kleine Pferdchen, welche SchnurkS, so lange er auf seinem Stuhle sitzen konnte, am Halfter hielt, Berlan, gen nach .Stoff' verrieth. Daß diesem enangen tn ausreiclzenkem Maße nach, gekommen wurde, ist selbstverständlich, und bald lag der Pony neben feinem ?nn in friedlicher Eintracht auf der Erd,. Ein fester Schlaf hielt die beiden um, fangen, als die Kneipe am späten Abend ihr Ende erreicht hatte. Nun hieß ei SchnurkS nach Hause dringen, und für daS Pferd ein Unterkommen finden. Da jedoch die Bürger der Stadt schon lange zu Bette gegangen waren, und daher der Pony nicht in seinen Stall zu bringen war, so entschlossen wir un nach langer Berathung auf den Rath eines besonders Erleuchteten von uns, den Pony mit zu SchnurkS auf dessen Bude zu bringen. Gesagt, gethan. Bier hoben Schnurk und vier den Pony auf, und fort ainq es nach der im vierten Stock belegenen Be bau ung de etwa uder sein Ma ge. trunken habenden Freundes. ES war etne schwere Arbeit, diese bei. den Bierleichen die vier Treppen hinaus zu bringen. Aber eS gelang. Dann wurden die sanft Schlummern den auf ihr Lager gebracht. Bei dieser Gelegenheit pasfirte unS nun ein kleiner Irrthum; denn da wir uns in einem etwas etgenthumlichen Zustand befanden (der technische Ausdruck für diesen Zu. stand heißt benebell), so geschah eS, daß wir irrtümlicherweise SchnurkS auf den Boden feine? Zimmer, und den Ponu in das Bett legten. Dann schwankten wir auS demZim mer hinaus und die vier Treppen hmun ter, ohne uns auch nur den geringsten Schaden zugefügt zu haben. AI gemtssenha ter Chronist muß ich hier bemerken, daß Schnurk' Wirthin ein etwa erstauntes Gesicht machte, als sie am anoern Morgen bemerkte, wie liebevoll der Pony behandelt worden war. Aja vte würdige Dame redoch be reit feit vielen Jahren an Studenten Zimmer vermiethete, fo hatte sie auch für diese Factum Verständniß, ließSchnurk und ven Poriy ruhig weiter träumen. und schickte nach dem .blauen Häring'. mit der Bitte, daß ich mich so bald wie möglich nach meinem Freunde umsehen meinte. Zufälliger Weise hatte ich eine Au, nähme' gemacht und war anstatt in S Colleg in die Kneipe gegangen, wo sich ebenfalls zufällig sämmtliche Freunde, welche gestern Abend den Circu mit be sucht hatten, eingefunden hatten. Nichts Gute ahnend, denn bei einigen war inzwischen eine Ahnung aufgedämmert. daß wir in der verflossenen Nacht etwas Allotria getrieben hatten, begaben wir un sämmtlich nach SchnurkS' Bude, wo unS denn durch Augenschein vorgeführt wurde, daß wir wirklich die letzte Nacht dazu benutzt hatten, etwas über die Schnur zu hauen. Zuerst sahen wir unS etwas verdutzt an. Dann kam jedoch das Humoristische ver Situation zum AuSvmch, und unter Scherzen und Lachen wurde SchnurkS, unter Anwendung einiger Gewaltmaß, regeln, auS feinem todeSöhnltchen Schlaf erweckt. Nachdim diese endlich gelungen war, rieb SchnurkS sich erst die Augen, dann die Glieder, die ihm, wie er treuherzig bemerkie, verteufelt weh thaten. Dann sah er sich in seinem Zimmer um. und be merk:e jetzt erst den Pcny. der statt seiner noch immer schlafend im Bette lag. Ich kann gerade nicht behaupten, daß Schnurkt' Geficht intelligent aussah. Aber ein eigenthümliches Blitzen seiner Auge lieh darauf schließen, daß er aus Vergeltung sann. Langsam ging er auf daS Bett zu und hob die Decke ab. Himmel, wie sah die Lagerstätte aul! Ter freundliche Leser erlasse mir gütigst eine Beschrei bung derselben. SchnurkS stand kopfschüttelnd vor der selben. Dana sprang er jedoch plötzlich nach der Thür, schloß diese ab und zog den Schlüssel davon. Hierauf wandle er sich an un, die wir jetzt mit langen Gesichtern im Zimmer herumstanden. .Ihr habt mir den Gaul auf meine Bude gebracht, jetzt werdet Ihr auch dafür sorgen, daß er die vier Treppen wieder herunter kommt; denn der Gaul gehört nicht mir. Oder.' wandte er sich an mich, .kannst Du mir Dein Ehrenwort darauf geben, daß Du gestern Abend die Loose nicht verwechselt haft?' Ich schmieg betreten. .Ich dachte e mir,' sagte SchnurkS. Dann machte er schnell Toilette, setzte seinen Hut auf, schloß die Thür wieder auf, und ging, al seien wir gar nicht anwesend, zum Zimmer hinaus. An der Thür drehte er sich noch einmal um, und mit vielsagen dem Lächeln sagte er: .Im Uebrigen danke ich Euch, daß Ihr mich gestern in meinem hilflosen Zustande nach meiner Bude gebracht hibt. Ich bin natürlich vorkommenden Falles zu Gegendiensten gern bereit." Ein le,ch!eS Nicken mit dem Kopfe und fort war er. Wir Zurückgebliebenen standen rathlo da. Zwar war e heute leichter, das Pferd, das inzwischen e wacht war und jetzt, zum Zeichen seiner Munterkeit, mit seinen wenn auch kleinen, so doch krösti, gen Hufen die schöne Mahagoni,Bettstelle in verschiedene Theile zerschlug, die Treppe hinunter zu bringen, als die ver flossene Nacht hinauf; dafür befanden mtr unS setzt zeboch nicht tn so unterneh mender Stimmung als mehrere Stunden vorher. Aber dennoch konnte da Thier nicht yier vieioen. Mit vereinten Kräften trugen wir also den Pony die vier Treppen hinunter. mußten jedoch sehr häufig Pausen machen, denn der Pony befand sich nach dem vorangegangenen großen Biergenuß in einer Katerftimmung und bockte dann und wann, so daß wir gezwungen waren, von unserem Transport zeitweilig abzu lassen. Endlich, endlich, nach Verlauf einer Stunde waren wir mit unserer lebenden Last unten an der Hausthür angelangt. Freudig athmeten wir aus. Dann öffne ten wir die Thür. Doch, was war da? Bor dem Haus stand eine Musikkapelle, und Schnurk, mit einem Taktflock bewaffnet, stand vor den Musikern. Und kaum war Schnurk unserer ansichtig geworden, al er das wunderschöne Lied: .Nun danket Alle Gott' spielen ließ. Ueberrascht und ärgerlich blieben mir flehen. Aber als seien wir Luft, so sah unser Feind über unS hinweg. Das Stück wurde zu Ende gespielt, und al wir jetzt au dem Hause heraustraten, wobei ich, al der glückliche' Besitzer de PserdkS. diese führen mußte, ließ Schnur! mich einige schritte voraus gehen und folgte mir dann mit aufopfern der Treue. Die Kapelle spielte jetzt: .Lott'ift todt!' So kam ich, meine Freunde hatten sich vcrrölherischer Weise von mtr getrennt, endlich mit dem wie toll sich geberdenden Lony tn der Stammkneipe an. ier übergab ich da P erd dem Wirth, der eS endlich nach vielem Sträuben für kurze Zeit tn Verwahrung nahm. Ich ließ mir Bier vorsetzen. Aber kaum hatte ich den ersten Schluck gethan, als draußen wieder die Musik einfiel. Sie spielten dieses Mal: .Wer niemals einen Rausch gehabt'. Ob diese Anspielung mir allein galt, weiß ich nicht. SchnurkS konnte da sehr wohl auch aus sich beziehen. Jedenfalls ärgerte ich mich furchtbar, wa SchnurkS ei teuflische Vergnügen zu machen schien, denn al ich wüthend zum Fenster hin aussah, grinste er mich höhnisch, aber ge lassen an. Nach Verlauf einer halben Stunde, mayrenddeiien Schnurr leine Kapelle m ununterbrochener Reihenfolge gerade die Lieder, die ich, wie er wohl wußte, nicht leiden konnte, spielen ließ, kam em Mann auf mich zu. der. vom Wirth geschickt, sich bereit erklärte, mein Pferd zu kaufen. Freudig willigte ich ein und sür zwanzig Mark ging der Pony m den Besitz seine neuen Herrn über. Erleichterten Herzen begab ich mich in meine Wohnung, um etwa der Ruhe zu pflegen. Jedoch, kaum hatte ich mich auf da Soxha gelegt, al plötzlich au dem nebenanliegenden Zimmer, welche bi vor wenigen Minuten noch unver, miethet gewesen war, eine Höllenmusik ansing. SchnurkS hatte in aller Eile dieses Zimmer gemiethet und ließ feine Musiker mir von hier au ein Ständchen bringen. Voller Entrüstung stürmte ich dort hinein. Al ich SchnurkS ledoch, der vor einer Tonne Bier faß und sich fleißig einschenkte, Vorwürfe über sein Thun machte, erklärte er mir mit sanf tem Lächeln, daß er in seinem Zimmer thun könne, wa er wolle. Er habe un erwartet eine größere Geldsendung von seinem Vater bekommen und habe be, schloffen, da Geld in Musik anzulegen. Von seinem ersten Entschlüsse, eine große Kneiperei für seine Freunde zu arran giren, sei er seit heute Morgen abge, kommen. .Mensch,' rief ich ihm zu, .Du wirft mich noch mit Deiner vertrackten Musik zum Hause hinausjagen, trotz meine großen Schlafbedürfnisse.' ,Wa da Erste anbetrifft.' erwiderte SchnurkS, .so würde ich Dir rathen, im Hause zu bleiben. Denn, wohii Du auch gehst, ich und meine Kapelle folgen Dir und solllest Du Dich gar entschlie ßen, in' Kolleg zu gehen, so werden wir Dir auch dorthin folgen, so wahr Ihr mich Schnurk nennt. Wal Dein Schlaf, bedürfniß jedoch anbetrifft, so dedaure ich lebhaft, keine Rückficht daraus nehmen zu können. Ich habe beschlossen, mir in diesem Raume, wenigsten so lange ich Dich nebenan weiß, etwa vorspielen zu lassen.' Und mein Quälgeist that, wie er ver, sprochen. Bi zum späten Lbend ließ er die Musiker spielen. Endlich konnte ich einschlafen. Als ich am anderen Morgen fxöt aufwachte, lagen Rechnungen von der Wirthin Schnurk' und vom HauSwirth dieser Dame auf dem Tische, welche für Be schädigungen, die von meinem Pferde verursacht waren, Entschädigungen ver langten. El war eine nicht zu unter schätzende Summe. Da ich sehr wohl wußte, daß, wenn ich nicht sehr bald zahlte, wie meine neuen Gläubiger sehr energisch in ihrem Be, gleitschreiben verlangten, diese Anzeige an einem Orte machen würden, wß man mir überhaupt nicht sehr gewogen war, so entschloß ich mich, trotz der ungünstigen Aussicht, die Freunde, welche mit der der Pferdepartie gewesen waren, anzupum, pen. Leider war meine Voraussetzung richtig. Ich konnte keine zehn Mark zu. sammenkriegen und über dreihundert sollte ich bezahlen. Das Einzige, was meine Freunde für mich thun konnten, war, daß sie eine Ab ordnung zu SchnurkS, der immer bei Kasse war, schickten, um von diesem in corpore daS Geld zu leihen. Die Abgeordneten kamen jedoch sehr bald mit dem Bescheid zurück, daß SchnurkS aus unbestimmte Zeit verreist sei. Er habe jedoch seiner Wirthin den Auftrag gegeben, daß, wenn ich oder einer meiner Freunde ihn viel, leicht zufällig in einer dringenden Ange legenheit sprechen wollten, sie bestellen solle, daß er unS herzlich grüßen lasse. So rächte sich SchnurkS sür eine so harmlose Sache, wie die Geschichte mit dem Pony eine war. Eine Atelierscene bei Rubens. Von M. Knarrt. Meister Rubens hatte sich am Vormit tag von seinen Schülern verabschiedet, um eine kleine Reise zn unternehmen. Er sagte zu dem Aelleftev, einem jungen talentvollen Künstler: .Halle mir ein wenig Ordnung im Atelier, damit sich das junge Volk nicht herumbalgt; führe sie lieber in die freie Natur, damit sie lernen, ihre Geheimnisse zu erlauschen. Im Atelier könnt Ihr ja doch nicht Besonderes sehen. Studirt draußen da Leben, dann werdet Ihr echte Künstler werden.' Raben kannte die Gewohnheit seiner Zöglinge, wenn er den Rücken kehrte, in da kleine Atelier zu schlüpfen, wo er die großen Bilder malte. Sie standen dann bewundernd vor seinen Arbeiten und hatten unter Umständen mehr Ge, winn davon, die Pinselstriche deS Mel fterS zu studiren, als der Natur ihre Geheimnisse abzulauschen. DieS aber wollte der Meister in seiner Bescheiden heit nicht gelten lassen. Gegen die Uebergriffe der jungen Leute hätte er sich einfach schützen können, indem er den Schlüssel zu dem kleinen Atelier abzog und in die Tasche steckte. DaS aber that er nicht. Er war dazu viel zu gut, mülhig, viel zu vertrauensselig und gab sich seinen Schülern gegenüber mehr als Freund und Berather denn als strenger Lehrer. Trotzdem nun die schaler mit de geistert Liebe an dem Meister hingen, konnten sie es doch nicht über sich gewin. nen. ihre dummen Streiche zu unter lassen. Sie waren eben jung, und die Jugend will ausgetobt sein. Einer der wildesten unter den Schü lern war der junge, kaum zmanzigiah rige van Dyck. Er war toll nnd über mülhig, voll sprudelnder Laune und von unerschöpflichem Humor. Er steckte voller Schelmenstreiche, und wenn er bet seinem Akt stand, oder wenn er einen Studien, köpf malte: immer machte er lustige Be Wirkungen, sei eS tu dem Körper deS Aktes, sei eS zu der Fratze deS Studien kopfes, wie dieS gerade vorlag. Man hatte van Dyck sehr lieb. Da man ihn aber für inen losen Vogel hielt und von seinen Arbeiten eigentlich nicht recht viel sah. so glaubte man nicht, daß er jemals ein großer Maler werden würde. Van Dyck that nichts. daS Urtheil seiner Mitschüler und seine Meister günstiger u stimmen. Er war und blieb da Ensant Terrible' de Rrr benS'schen Atelier. Im Grunde seine Herzen aber sühlte er doch ein gewaltige Körinen, und wenn er sich einmal ganz auSgad, besonder beim Malen der Studienköpse, so standen seine Mitschüler um ihn herum und be wunderten die naive Kraft feiner Zeich- nungen und seiner Farben. Sie sagten sich dann: ES kann doch noch waS au ihm weiden.' Rüben war aeaanaen und hatte den vor dem Hau haltenden Wagen bestie, cn. AlS denen mouen unten am nace in mer in Antwerpen verklungen war. warfen die Schüler ihre Paletten und Ninkel aus die Modelltikche. schoben die schweren persischen Teppiche an dem Ein gang zu RubenS Allerbeiligflem zurück und traten ein. Der Meister war seit Wochen nicht fort gewesen, und so wußten e nicht, womit er veqasi,gr war. Al sie vor die große Slaffelei traten, entrang sich ein bewunderndes ihren L'vpen. Da stand da herrliche Bild .Ehnst, und die Eieirecherm'. theilweise noch in der Untermalung. thellwe,? schon ganz vollendet. i'teitier hatte zulegt an der Figur der Ehebrecherin gemalt, und Schulter und Arm waren noch feucht. Sie suchten so fort nach den Skizzen, die sie auch bald fanden, und bewunderten die Zeichnung und stritten über die Komposition. Aber ein ernste Gespräch war nicht lange aufrecht zu erhalten; denn der lustige van Dyck. dem der Torinenschein viel zu hell draußen schien und die Schwalben viel zu fröhlich zwitscherten, schlug ver. da Atelier zu verlassen und draußen die Natur zu ftudiren. .Ach wa! Unstnn l' rief ein kleiner, etwa verwachsener Schüler. Er war rothhaarig und au Brüssel. Reicher Leute Kinv. konnte er's sich leisten, bei Rüben Unterricht zu nehmen. .Wir bleiben hier und studiren an de Meister Bildern, da können wir mehr sehen, als draußen.' .Du kleiner Affe, wa verstehst Tu denn überhaupt von Kunst !' sagte van Dyck .Oho!' rief der Kleine, .vielleicht mehr al Du, au Dir wird im Leben doch nicht al ein HanSwurg.' Da packle van Dyck den Kleinen, hob ihn aus die Schulter und tanzte mit ihm im Zimmer herum. .So stehst Du, nun hat der Han, wurst auch sein Aeffchen.' Alle lachten. Van Dyck ließ den Kleinen herunter, der aber nahm einen Malftock und schlug ach dem Ueber, müthigen. Dieser wich auS, und der Kleine, der bei der Wucht des Schlages das Uebergewicht verloren hatte, kollerte an vie Erde, abet siel er so Unglück lich, baß das neue Bild überkippte und mit der gemalten Seite vorwärts aus ihn heruntersiel. Als sich der kleine Brüsseler darunter hervorgerettet hatte, bemerkten die Schü ler zu ihrem Entsetzen, daß Arme, Schulter und Hals der Ehebrecherin sich aus dem Rücken des Kleinen befanden. Die Hand Jesu war vollständig ver, wischt, und die ganze Gestalt der Ehe brecherin ein grauweißer Farbenfleck. Rathlo, standen die Unglücklichen herum. Sie wußten nicht, wa sie an, fangen sollten. Der Meister hatte noch so eindringlich gewarnt, sich herumzuiat gen, und doch war e wieder geschehen I Aber an Allem war dieser van Dyck, die ser übermüthige Patron schuld. Da wollten sie auch dem Meister sagen, und er sollte seine richtige Strase dafür be kommen. .Du bist ein Unglücksoogel. Anton,' sagte der Atelieräliefter zu ihm. .Kein Tag geht vorüber, ohne daß Du irgend etwas anstellst. Diesmal aber wird Dir der Meister sicher nicht verzeihen.' WaS ist nur so Ge ShrlicheS ge. schehen?' sagte van Dyck und lächelte. .Ein Bild ,st verwischt. Nun gut. unangenehm ist die Sache ja, aber wenn Ihr nicht sagt, der Meister braucht da, von nicht zu merken.' .Oho,' höhnte jetzt wieder der Kleine. .Du willst eS wohl nachmalen?' .Gewiß will ich da,, und Ihr sollt gleich sehen, wie !' Van iyck stellte sich an die Staffelet. Mit einem weichen Lappen und etwa, Terpentinöl war die frische Farbe bald hinweggetilgt, und nun nahm er die auf dem Eruhl liegende Palette de, Meister. suchte sich die Skizze heraus und wollte ansangen zu malen. Indem klopfte eS an der Atelierthür. .Wer ist draußen,' fragten die Tchü ler. Eine Damenstimme antmorteie: .Ich!' .Ich' kann Jeder sagen,' erwiderte van Dyck, .der Meister ist nicht zu Lause. .Ja, das aeig ich. ch yaoe auch nur mein Tuch vergessen, das ich mir holen will.' .Wer seid Ihr?' .Ich bin da Modell zur Eheire chertn.' .Ahal' schrie van Dyck, dann immer herein, jung grau Eyevrecherin. Euch können wir gut gebrauchen.' Fr eilte zur Thür, iffnete. und herein trat ein junges Mädchen im Anfang der Zwanzig. Sie war blond und hatte einen Teint wie Milch und Blut, sie sah sich erstaunt Im Kreise um, trat dann vor da Bild und stieß einen erschrecklen Schrei aus. .Wer hat da gethan?' fragte sie. .Wer da gethan, ist hier ganz gleich giltig,' sagt van Dyck. ,di Hauptsache ist. drß eS der Meister nicht merkt.' Oh, daS wird r aber merken.' .Nein, mein Kind, da wird er richt merken. Wenn Ihr nur die Freundlich, keit haben wollt, mir ein halbe Stünd chen zu sitzen.' Da Mädchen lächelte. .Ich soll Euch sitzen?' .5la. gewiß!' .Ha, und wa bekomm' ich dafür?' .Einen Kuß, antwortete lächelnd van Dyck. .Wenig genug,' meinte daö Modell. Aber als sie sich den jungen, hübschen van Dyck voll ansah, mochte ihr doch der Prei nicht mehr so gering wie ansäng lich erscheinen, und da auch die Anderen ar.fi.igen zu bitten, fo sagte sie: .Nun. gut, ich will Euch diesmal au der Verlegenheit helfen, aber Ihr müßt mtr einen Gefallen thun.' .Hundert für eine,' erwiderte van Dyck. .Der Meister sucht nämlich ein MSd. chen zur Bedienung seiner Frau, und um die Stelle möchte ich ihn bitten, und Ihr sollt da ein gut Wort für mich ein, legen.' Da wollen wir roun. ;u narr vie Stelle schon,' antwort: an yck. Wenn wir Dich empfehlen, dann wird der Meister schon Ja sagen Jr,,wischen hatte sich Lotte, so hi,ß da Modell, ,ur Sitzung bereit gemacht, und van Dyck tezani, zu arbeiten. Und irklich, Hölle ihm Niemand zuge traut, nach einigen Stunden war der Schaden wieder einigermaßen gut ge macht. Draußen war die Sonne schon ziemlich tief gesunken und der Abend fast herein, gebrochen. Im Atelier, da ziemlich hoch lag, hatte man da Scheiden de Lichte noch nicht so bemerkt. Am andern Tage herrschte eine sehr schwül Stimmung. E war van Dyck und seinen Kollegen doch etwa beklom men. Sie sahen der Ankunft de Mei, st mit großer Besorgiriß entgegen. Rubens, der von seiner Reise ziemlich spät nach Hause gekommen war, halte gegen seine Gewohnheit lange geschlafen und erschien erst ziemlich spät im Atelier. Er ging zuerst zu seinen Schülern, be trachiele sich ihr Arbeiten, verbesserte hier und da, dann wandte er sich nach sei. ver kleinen Werkstatt. Die Schüler hielten inne mit Malen und warteten der Dinge, die da kommen sollten. Plötzlich hörten sie Rüben in seinem Atelier rufen: ,WaS ist denn das? Heiliger Luca! WaS habe ich denn da gemach,?' Und nun schoben sich die Teppiche auS einander und Rüben erschien wieder im Schüleratelier. .Kommt einmal her!' rief er. Aengftlich und langsam folgten sie dem Rufe deS Meister. .Ihr seid gestern nicht Naturstudien malen gegangen?' wandte er sich sragend an den Atllierältesten. .Nein, Meister I' .Aber Ihr habt Euch in meinem Ate. lier berumgeprügelt?' .Ein unglücklicher Zufall " .Ach. unglücklicher Zufall; wenn mich niht Alle täuscht, steckt der Tollkoxf, der van Dyck. wieder dahinter.' .Ja. vaa Dyck, van Dyck, van Dyck,' schrieen alle durcheinander. .Nun, wie ist'! Erzähle, van Dyck.' .Ja Meister,' kam e sehr kleinlaut herau, und van Dyck trat einen Schritt rückwärts, als ob er flh fürchte. Athemlo standen die Andern da. Jetzt mußte doch das Donnerwetter loS brechen. Aber nichts davon geschah. RubenS blieb ruhig. Er legte feine Pa lette und Pinsel auS der Hand, trat auf den mit zusammengebissenen Lippen da stehenden van Dyck zu, reichte ihm die Hand und sagte: .Mein Sohn, wenn Du diesen Arm und dies Schulter gemalt hast, kannst Du bei mir nicht mehr lernen. Geh' nach Italien, die Werke der Alten wer den Dir bessere Lehrmeister sein als ich.' Jarbenwechsek. Wie man blond wird, das erzählt die bekannte Pariser Overettendiaa Mily Meyer, .die blonde Meyer', wie sie ge wöhnlich genannt wird. .Ich will ein Gebeimnig verralhen , schreibt sie, .Ich bin gar nicht blond, d. h. jetzt bin ich eS. aber ich war eigentlich braun. Wie ich aber blond wurde, das ist eine eigen thümliche Geschichte. Ich soll'e im Gym nask-Theater im .Kleinen Herzog' debü. irren. ES war Generalprobe deS Stücke angesagt. Natürlich im Coflüm. In meinem Leben hatte ich mich noch nicht geschminkt, und deshalb trug ich beim ersten Male etwas dick auf. Man be ' hauplet, ich thue das jetzt bei meinen Rollen, doch daS will ich nicht entscheiden. Ich schminke mich also na, unbeschreib lich, nicht zum Sagen, die Wangen zinn. oderroth, als Augenbrauen zwei schwarze, dicke Striche, der Mund war wie der einer Negerin. Dazu fetzte ich eine dunkle Perrücke aus, deren Haarfülle mir den Kops nach rückwärts zog. So kam ich auf die Bühne. .Um Gotteswillen, wer ist denn da?' schrie König, der damals mein Director war. .WaS ist denn das für'ne verrückt ge wordene Vogelscheuche?' rief Grevin und schlug die Hände zusammen. .Aber ich bin doch, Mily.' .Du?' rief Grevin, .und so willst Du spielen? Sleich kommst Du her!' und aus mich zu retend, rieb er mir mit seinem Taschentuch sosort die Schminke ab. .So', sagte r dann, .und jetzt kommst Du mit mir', und er zog mich mit sich in die Garderobe. Dort nahm er mir die Perrücke ab und lief plötzlich fort, um mit einer blonden Perrücke zu rückukommen. .Ach, nur nicht blond,' lies ich, .da? ist zu fad!' Er aber ließ keine Weigerung gelten. .FamoS,' sagte er. al die Perrücke faß. .So, und jetzt gehst Du, und wenn Du Glück haben willst, fo folgst Du mir und wirst überhaupt blond.' Mein Erscheinen auf der Bühne er- regte Sensation. Nicht nur bei der Probe, auch bei der Vorstellung. Die Blätter sprachen alle von dem .blonden Stern', Mily Meyer, und ich be schloß blond zu werden, absolut blond. in Friseur nahm mich in die Arbeit, und nach acht Sitzungen war ich blond, so blond, wie ich jetzt bin und ich nie ge. glaubt hatte, zu werden. $ata. .Von Ihnen hab' ich schöne Sachen Sehörtl' ruft ein Komponist dritten langes auf d.r Straße einem Bekannten zu. .Ich von Ihnen nicht!' antwortete der Schlagfertige fpZttisch. Unnütz Frage. Richter: .Angeklagter, räumen Sie ein. den Diebflahl begangen zu haben?' Angeklagter: ,'tck räume überhaupt nie wat in, ick räume bloß au!'