ittf H ut s "'"flÄJl V Mädel, fei schlau'." Lon Z,I,u eller. El war bcB Pracht Erklär aller Äouquel. da Herr v. l'enjfelo de niedlichen xammerkötzchkn entgegen streckte, während kl ihm die Thüre zum Boudoir der Herrin öffnete. .tai gnädige Fräulein noch nicht aus, gestanden aber Lieschen, nie sehen Si denn au? Ist Ihnen über Nacht der Herzallerliebste untreu geworden " Liekchen sah in der That so betrübt au, dah dies Frage des verdutzt drein schauenden Kaoalier roohl berechtigt war. So reden Sie doch fuhr dieser dringend fort. Drei volle Tage lang hat mich da Geschick von diesem Hause fern gehalien, und nun, da ich mil freu big erregtem Herzen endlich meinen ZZuß jeder über die Schmelle setze, begiilgt mich da ein Gesichtchen, da na, aber so schießen Sie doch endlich Io5, GeheimnißkrömeiinI' Lieschen sah ihn an, schmieg aber noch Immer. Sie deutet nur mit aukgestrcck ter Hand auf eine leer Blumenvase und schickte (ich dann an, da Zimmer zu ver lagen. Lenzseld folgte ihrem Wink und steckte da Bouquet mil einer Fürsorge, die dem Preis de Objekte entsprach, in die Base. Dann wandt er sich wieder der Zose zu. Sein nicht unschöne, aber etwa blast:te Gesicht hatte sich in ernste, gemessene Falten gelegt, al er in förmlichem Ton sagte: ,Da gnädige Fräulein wird ja wohl für mich zu spuchrn sein? ,0 gewiß. Si bittet den Herrn Baron nur um einige Augenblicke Ge duld.' Diese Worte kamen so gedrückt und kletnmüthlg heraus, dag der Baron nicht umhin konnte, noch einmal mit Fragen in da Mädchen zu dringen. Likibckh aber schüttelte nur da hüb sche Köpschen, seufzt melancholisch und verließ dann da Zimmer. Ganz verdutzt blieb Lenzseld zurück. Er vergaß vor Verwunderung sogar sei nen Hut abzulegen, sondern blickte suchend und prüfend im Zimmer umher, al gelte hier irg:nd eine große Veränderung zu ntcecken. Diese Piüsung schien ihn jedoch wie. der zu beruhigen. Da reizend kleine Gemach, da Musterstück eine mit vor nehmer Eleganz eingerichteten Künstler Boudoir, strömte heute dieselbe Behag- tchkeit und gute Laune ou, wie immer. Alle stand 3 feinem alten Platz, nicht deutete darauf hin, daß die Bewohnerin Stunden der Aufregung oder Unruhe verlebt haben könne. Noch immer nachdenklich, begann er mit den Quasten seine Sessel zu spie len und eine Melodie leise vor sich hin zu pfeifen. Aber nach wenigen Minuten stand er doch von Neuem beunruhigt wie der auf und trat an'S Fenster. .Sie läßt mich lange warten, die hold Goldelse,- monologisirte er, wahrscheinlich, um rnkin Aufregung zu steigern und dann mit der Erklärung mehr Effekt zu erzielen. Wahrhaftig, ich bin aufgeregt, und e ist auch kein Wun der.... ein HeirathSantrag ist schließlich kkin Pappenstiel. . . . Sie macht sich eine schöne Rede zurecht und spricht mit einem Feuer und einer Wärme, die inen selbst in Erstaunen setzt, und dann heißt k: Kommen Sie in drei Tagen wieder! .... In drei Tagen! Da ist rafstnirt. Es ist in freventliche Spiel mit unseren hei, ligsten Empfindungen!. . . . Er durchmaß einige Male in erhöhter Ungeduld da Gemach und drehte in ner Söser Erregung die Enden seine mar tlalischtn Schnurrbarte. Aber lange sollte er nicht mehr zu leiden haben. Nur wenige Minuten vergingen noch, dann öffnet sich die Thüre, und die junge gefeierte Sängerin, die um schwärmt Dioa de Opernhauses, rauschte in' Gemach. Sie war in ine entzückend Hau, toilette gekleidet und glich in ihrer vor nkhmkn Erscheinung wi Lenzfeld, sagt .einer in geborenen Fürstin. Haftig eilte er ihr entgegen, prallte aber fast zurück, al er ihr in da sonst so schelmisch lachende Antlitz blickt. Himmel! Wie schwermüthig sah die schöne Hilda heute au. Ein Schleier der Wehmuth war über ihr Zöge ge . breitet, in ihren großen blauen Augen lag ein Ausdruck schmerzlicher Resigna tion und IS si ihm dik schlanke Hand entgegenstreckte, bemerkte er deutlich, daß dies zitterte. .Willkommen, mein lieber Baron, sagt st mit umflorter Stimme, wie dank ich Ihnen für ihre zarte Aufmerk samkeit, dabei wie fik auf den prächtigen Blumenstrauß. .Ich bedarf jetzt solcher Zeichen wahrer Zuneigung mehr denn je.... .Aber mein theure, gnädige Fräu lein! Sie sehen mich starr!.... Welche Wandlung ist während dieser unseligen drei Tage meiner Abwesenheit mit Ihnen vorgegangen? .... Sagen Sie mir doch gleich offen? was ist geschehen? Wer I hat Sie gekränkt, beleidigt? Wen soll ich J Zur Rechenschaft ziehkn ' "i 0, mein Freund! Davon kann hier keine Red sein.... Was mir ge schehen, kann menschliche Gewalt nicht 1 bekämpfen. Er fand aus diese Worte keine Ent Segnung und starrte sie nur fafsungS o an. .Ich habe Ihnen eine traurige Ent hüllung zu machen.' Nun fuhr er wirklich zusammen. ,Ahl....ah! jetzt beginne ich zu ahnen. . . . ES giebt einen dunklen Punkt in Ihrem Leben, ein EtmaS, dos Sie mir bisher verschiviegen und da Sie uun zwingt, meine Bewerbung abzu, weisen?!' Jahrgang !.". Ihr Blicke wurden etwa lebhafter, al sie erwiderte: ,O nein! Da ist e nicht. Im Ge geniheil. ES erfüllt mich mit greude, Ihnen zu sagen daß ich bcreit bin die Ihrige zu werden. .Oh, Fräulin Hilda, ist daS wirk lich?' Er brachte da in merkwürdiger Ver wirrung heraus. Warum jubelte er nicht auf bei diesen Worten? Er vermocht sich 8 selbst nicht zu erklären, aber die Art ihrer Zusage und die begleitenden Umstände machten einen ganz seltsam be unruhigenden Eindruck auf sein Em p finden, .Verzeihen Sie, theuerste Hilda, be gann er verlegen, .ich möchte Sie nicht verletzt, aber sie geben mir Ihre Zusage in einem so mkrkwürdtgkn Tont " .Zürnen Sik mir deshalb nicht, Baron. Wenn Sie wüßten! Gerade jetzt ist ihre Bewerbung, Ihr freundlicher Antrag, meine einzige Stutze, mein em ziger Halt.... Wenn ich jetzt Sie nicht hSttt Sit war bei diesen Worten langsam auf Ihn zugekommen, aber unerklär liche Empfindung! anstatt beseligt vor ihr in die Knie zu sinken, tirirte kr in stinktiv Schritt für Schritt, al wolle er sich ihrer Zärtlichkeit entziehen. .Mein Gnädigste. . .Sie machen mich mit diesen räthselhaftkn Audeutungen ganz bestürzt. . . .So sagen Sie mir doch vor Allem, wa Sie betroffen hat?! .Ein traurige sehr traurige Gt schick, daS freilich Sie vielleicht nicht ganz so schmerzlich empflndkn wtrdkn. Fast ärgerlich fuhr eS ihm heraus: Aber um GotteSmillen, was ist denn da für ein Geschick? Sie trat ganz dicht zu ihm heran, legte die Hand aus feine Schulter eS wurde ihm höchst unbehaglich dabei sah ihm mit unsäglich wehmüthigen Blicken fest in die Augen und sprach dann tonloS: .Ich habe meine Stimme verloren.' Mit einem heftigen Ruck befreite er sich von der auf ihm lastenden Hand und trat zurück, .Aber da ist ja.... nicht möglich, stotterte er und blickte sie völlig fafsungS los an. .ES ist di volle, traurige Wahrheit, mein Freund.. entgegnete sie resig nirt. .Die Erkältung, dik mich wäh rend der letzten Woche am Auftreten ge, hindert hat, ist verschwunden mit ihr aber auch meine Stimm .... Aber di Acrzie.... wa sagen die Aerzte? .Da Schlimmste:.... nichts! Eine peinliche Pause entstand. Sie hatte sich fchmerzerfüllt auf den Dioan niedergelassen r stand völlig rathlo und mit bleichem, fast finsterem Gesicht am Fenster. Plötzlich aber raffte sie sich empor und sagte mit erhobener, zuvkrsichtlich klin gender Stimme: .Aber jetzt, lieber Freund, da Sie das Fulchtbare wifftn, kommen Sie, um mich zu trösten! agen Sie mir, daß Sik als mein Gatte mich durch Ihr Liebe, Ihre so oft bewiesene Anhänglich- keit entschädigen werden für all die glön zenden Freuden und Triumphe meiner Künstler, Saniere, auf die ich nun ferner für immer verzichten muß.' Ber Baron rührte ich nicht vom Platze. Wie angewurzelt stand r am Fenster und tastete nervös auf den prächtigen Vorhängen umher .Verzeihen Sie, gnädigst Fräulein, wenn ich in Folgt dieser schwerwiegenden Enthüllung vielleicht nicht ' gleich den rechten Ton finde .... Ich bin überzeugt, baß auch Sie in diesem Augenblick kaum sShig oder geneigt sein werden, noch über andere, über gleichgültigere Dinge zu sprechen, al daS bedauerliche Mißge schick, da Sie betroffen. . .Auch müssen sie sich schonen, jede Aufregung ver meiden, möglichst wenig reden Viel leicht ist doch noch Hoffnung vorhan den.... Dann raffte er sich endlich zusammen, um ihr näher zu treten und ergriff ihre Hand. Glauben Sie mir man muß nicht immer gleich da Schlimmste fürchten, nicht gleich verzagen Ich werde mich an die besten Autoritäten Deutsch land und de Auslande wenden, und jetzt gleich, noch in diesem Augenblick will ich Schritte thun, um Ihnen Jhn kost baren Schatz, Ihr Gold, Ihr Vermögen, wieder robern zu helfen. Jetzt gleich! muß gelingenl. . . . Wenig Minuten darauf hatte Baron Lenzfeld sich empfohlen, die gefeierte Sängerin aufgelöst in Schmerz zurücklas. send.... Aber bereit am nächsten Morgen kam er wieder. Eine .Autorität' halte er noch nicht zu Rathe gezogen, aber Man cherlei war ihm durch den Kopf ge- gangen.... Er wollte koch vorher noch einmal mit der Dioa den. .Nun, Kleine, wie fleht' Deiner Herrin heute?' fragte t Lieschen beim Eintreten erwartungsvoll. te anlwoUete nicht, lachte ihn mit einem merkwurdigkn Ausdruck, der ihm Beilage zum Nebraska 2taats-An;eiger. fast wie Spott vorkam, an und ver, schwand. ,Hm? heute so vergnügt?' mur melle er verwundert, und lieg sich nach dknklich in einen Sessel sallen. Aber im nächsten Moment schon suhr er über rasch t empor. . . . Wa war da?. . .. Wa schlug da vom Nebenzimmer her an sein Ohr? Täuschte ihn eine grausame Hallunci nalion? Nein, nein! E war eine Stimme, unbedingt Hilda' Stimme! . . . Und sie klang so in, so schön, so voll, so entzückend und so kostbar wie zuvor! Wa sie sang, war eines jener kleinen .Liedchen im Volkston, durch die sie in populären Conzertea so oft die Menge entzückt hatte. Grenzenlos überrascht blieb er stehen, horchte mit angehaltenem Athem und verschlang die Worte de naiven und doch für ihn so bedeutungsvollen Terte: .Naht sich ein Jüngling Dir, Mädel, sei schlau! Ist'S auch ein Kavalier, Mädel fei schlau! Nennt er Dich sein und hold, Mädel sei schlau, Will vielleicht nur Dein Gold, Mädel, sei schlau!' Der Baron verstand jede Wort, ach, sie war ja berühmt, ihre deutliche Aussprache! ja, er kannte da Lied so gar.... Niemals aber hatte dessen Sinn so erfaßt, wie in diesem fatalen Augenblick .... Er preßte in ohnmäch tigem Zorn die Lippen aufeinander und schlug sich so heftig gegen die Stirn, deß die Nähte de Handschuhs krachten. In demselben Augenblick, mährend auS dem Nebenzimmer her der zweite Ver de Liede herkintönte, erschien Lieschen'S Kopf in der EingangSlhüre. Diesmal lachte die Kleine über' ganze Gesicht und da war nicht mehr leichter Spoit wie vorhin, sondern diabolischer Hohn! ,Ah.... Du kleine Here,' raunte Lenzseld, mit heftigen schritten dem AuSgange zueilend, ihr entgegen.... .Sage Deiner Gnädigen, sie fei nicht nur eine große Sängerin, sondern eine noch größere Komödiantin.' .Das habe ich ihr gestern bereits ge sagt. Und wissen Sie, wag sie mir dar- auf erwidert hat?' Da wird meinen zukünftigen Herrn Gemahl besonders freuen .... Dann wird man mich noch besser bezahlen. Dabei öffnete Lieschen dem Baron um höflich weit die Thüre und ihr lachendes Antlitz erschien ihm jetzt als grinsende Fratze. ... Er stieß einen kaum hörbaren Fluch au. Ohn noch ein Wort zu sagen, schritt er hinau und stolperte die Treppe hinab, während ihm in gedämpften Accorden au der Wohnung der Sängerin immer wieder in da Ohr klang: .Mädel, sei schlau! Johannes. Die Geschichte eines Kindes. Von Ellen Wildeneck. Er war ein so blasser, stiller Junge, der Johannes. Sein Vater, der Zimmermann Scheu, ner, nannte ihn einen träumerischen Nichtsnutz. Eine Mutter hatte Hannes, wie man ihn in der Nachbarschaft nannte, nicht mehr. Die bleiche, stille, kleine Frau, deren ganze Ebenbild Johanne war, hatte man vor zwei Jahren auf den Friedhof getragen. Nun führte die alte Groß mutter den kleinen, sehr dürftigen HauS stand. In die Schule kam Hannes sei ten, er mußte von frühester Kindheit an im Hause helfen, Holz hacken, Wasser holen und vor Allem die Kinder hüten, daS fünfjährige Brüderchen Fritz und die kleine dreijährige Martha, Wenn der Valer ihn mit seiner rauhen Stimme .HanneS rief, zuckte er stets zusammen. Warum riefen sie ihn denn bei diesem Namen, der so rauh und kalt klang? Warum nannten sie ihn nicht so, wie eS die kleine Martha that? Er hörte e so gern, wenn die Kleine, die er zärt lich lieb hatte, ihn mit ihrer süßen, hellen Stimme .Hanny, Hannv rief. Mit semem Vater stand HanneS auf keinem guten Fuße. Er hatte stet ein so drückendes Gefühl, wenn er in seiner Nähe eilte. Und die Ursache, dieser seltsamen Scheu und Furcht vor dem Vater meinte Hanne nie, nie vergessen zu können. Er hatte einst mit großer Mühe seinen Schulkameraden einen kleinen, halb zu Tode gequälten Sperling abgejagt, ihn nach Hause getragen und mit unsäglicher Mühe den zerschmetterten Flügel und das zerbrochene Beinchen geheilt. Und da Thierchen war zahm geworden, ganz zahm! Es floz ihm auf die Schulter, pickte ihm die Brodkiümchen von den Lippen und bildete In feiner zutraulichen Art die ganze Wonne, das einzige Glück des kleinen blassen Knaben. Eines Abends kam der Vater HannkS erinnert sich der Scene mit peinlicher Deutlichkeit vom Brannt wein übermäßig erhitzt, heim. Wenn die Kinder den Vater in diesem Zustande sahen, gingen sie ihm scheu au dem Wege, und selbst die Großmutter zog sich In dem dunkelsten Winkel der dumpfen Kellerstude zurück. Da hatte plötzlich des Vater rauhe Stimme gerufen: .Hanne! Wo steckt denn der Tau, genichl? Und der kleine Knabe kroch zitternd und bebend au dem dürftigen Slrohdett hervor. Er hatte ja kein Geld gehabt, um, wie der Vater befohlen, die Brannt Weinflasche füllen zu lassen. Al er stammelnd und an alle Gliedern be bend seine Entschuldigung begann, da wurde der Berauschte rasend vor Zorn. Er packte die zarte Knabengestalt und schüttelte sie, daß Johanne Hören und Sehen verging.' Unglücklicherweise war, wie allabendlich, der kleine Sperling aus des Knaben Schulter eingeschlafen. Nun würde er von den heftigen Stößen zu Boden geschleudert und flatterte, halb er wachend, zu den Füßen des Vater. Die Wuth des Manne kannte jetzt keine Grenzen mehr. .Warte. Du Vagabund, ich will Dich lehren, über Spielkreitn die Be fehle Dtink VaterS zu vergessen. Da I Da! Ein schwerer Fußtritt, ein verzweif lungSooller Aufschrei de Kinde, ein leiser, schwacher Ton und ein kleine Häufchen Blut und Federn lag vor dem entsetzten Knaben. Der Berauschte schien durch die rohe That abgekühlt; noch einen chlag aus deS Kinde Rücken und wirre Worte murmelnd, taumelte er seitwärts auf' Lager. Seil der Zeit war Hanne vollends zu dem geworden, wa er jetzt war, zum stillen, unbrauchbaren Träumer. Der Vater hatte feit Wochen kein böses Wort zu dem Knaben gesprochen, er fürchtete den eigenen Blick, mit dem da Kind ihn unverwandt und still ansah. Auch heute hatte der kleine, blasse Knabe da Kinderwägelchen, in dem Martha auf einem Berg von Kissen saß, nach der BahnhosSwiese gelenkt. Hier mar der beliebteste Spielplatz der Kinder. Martha jagte sich mit Fiitz luftig im Grase umher; Johanne, der daS Schwesterchen gut beschäftigt wußte, streckte sich lang au und barg den klei nen Kopf, der in letzter Zeit oft so weh that, 1 tm kühlen, tauseuchten Grase. Und dem Knaben war, al träume er, so süß, o so unendlich süß. Die Mutter beugte sich über ihn und strich kosend mit der weichen Hand über die kleine, heiße Stirn des Verlassenen. Da einsame Kind sährt plötzlich aus seinen Träumen empört. Wo waren die Geschwister? Er blickte sich um. Dort, mitten auf den Schienen des niederen Eisenbahndammes sitzt Martha und spielt im Sande. Ihr feuerrolhe Kleidchen leuchtet bi zu ihm herrüber. Und dort? Allmächtiger Gott! Der kleine Knabe springt jäh in die Höhe. Dort, dort, die Schienen herauf braust der Zug. .Manhal' Da Kind blickt lächelnd auf da ist er schon neben ihr und stößt mit zittern den Händen da Schwesterchen über daS GeleiS den niederen Damm hinunter. Sie lacht ob des vermeintlichen Spieles. Da oben aber allmächtiger Gott, der kleine Knabe hat da Gleichgewicht verloren. Noch einmal wendet sich das blasse Gesichtchen zu der kleinen Schwe ster, dann braust der Zug über die Kna bengestalt. Sie haben ihn helmgetragen in die enge, klein Wohnung. Der schleunigst herbeigerufene Arzt schüttelt traurig den Kopf hier ist kein Rettung mehr möglich. Jetzt öffnen sich die großen, träume- rischm Augen plötzlich. .Martha? Man bringt die Kleine an sein Beltchen. .Hannv, Hannv! jubelt sie, IS sie den Bruder erblickt. Ein seliges Lächeln gleitet um den Mund de kleinen Knaben. Er liegt nun wieder mit geschlossenen Augen da. Da öffnen sie sich noch einmal an da Ohr de Kinde ist daS leidenschaft liche Schluchzen einer tiefen Männer stimme gedrungen. Er blickte ftch um und sieht in ein gramdurchfurchtes, nur zu wohl bekannte Antlitz. Ader wie kommt e nur? Die Furcht vor dem-, selben ist plötzlich geschwunden. .Vater!' Der Mann blickt nassen Auge aus sein Kind, und zum ersten Male gleilet seine rauhe, ungefügige Hand liebkosend über das kleine, heiße Köpfchen. .Vater, lieber Vater! kommt eS leise über die erbleichenden Kinderlipxen. Scheu liebkosend greift die kleine, un verletzte Recht nach der großen Männer Hand, die auf der weißen Decke ruht. .Hannv, mein Hannv, bleibe bei mir! An des Kinde Ohr dringt e als ein Aufschi ei der tiefsten, namenlosesten Lnzst. Ein selige Lächeln legt sich über die erkaltenden, blassen Züge. .Vater, nenne mich noch einmal Hannv, flüsterte der bleiche Mund. .Mein Hannv! No. 11. Die großen, grauen Augen strahlen noch einmal hell und sonnig auf, dann schließe sie sich. Die Leute tm Zimmer treten zurück und beten teile. tx Vater aber ist vor dem kleinen Lager in di Knie ge. funken und vergräbt daZ Antlitz in den weißen Decken. Johanne, der kleine, blasse, stille HanneS, ist be, seiner Mutter! Die jüngsten und die ältesten Lheleute. Die HeirathSsShigkeit ist auf dem ganzen Erdenrud bei zioilisirten und nicht zioiliflrten Völkern auf eine gewisse, durch Gesetz oder Herkommen genau be stimmte unter Altersgrenze gebunden. Am niedrigsten ist dieselbe In Indien, wo Kinder im zartesten Alter mit inander oerheirathet werden, so daß Brautpaare, welche zusammen noch nicht zehn Jahre zählen, keineswegs feiten sind; am HSch, ften jedoch in einigen Kantonen der Schweiz und in Nordamerika. Früher wurden in der Union zur Heiratsfähig keit blos 16, also genau so viele Jahre wie in Ruhland gefordert; allein da nicht wenige der die Trauung Begehrenden er hebllch jünger waren, undPsarrer, Rich, ter und MagistratSperfonen nicht ent scheiden konnten, ob sie da gesetzliche Alter hatten, weil in Amerika beim Ehe schluß keinerlei Papiere erforderlich sind, so fand eine Herausschiebung der Hei, ralhssähigkeit beim Weibe um zwei, beim Manne aber nur um 4 Jahre statt. Er muß also derzeit 20 Jahre alt sein oder, wie ein Kenner amerikanischer Verhält nisse bemerkt, wenigsten so alt zu sein scheinen. Diese Gesetz gilt vielen al sehr strenge, und der Tag seiner Einfüh rung eS war der 1. Oktober 1385 ist ein Tag deS Jammer S gewesen. Ganz Nordamerika beklagte sich damals über den unleidlichen Druck von oben und pries die Regierung von Pennsyloanien, welche voll Mitleid mit allen, deren Vereint, gung sür Leben entweder da .Nein der Eltern oder allzu große Jugend ent gegenstand, jene Gesetz auf ihrem Ge biete erst am 3. Oktober 1SSS in Kraft treten ließ. Da die vorher gehörig kundgemacht worden war, fand damals in Pennsvlvanien ein wahre Massen heirathen solcher Personen statt, denen es an den gesetzlich erforderlichen Jahren mangelte. Das jüngste Pärchen war zu sammen nur 23 Jahr alt. Ein Ehemann von vierzehn Jahren! Man wird ihn für den jüngsten halten, der jemals dagewesen. Allein gemach, eS hat noch jüngere gegeben. Der Erb prinz Heinrich von Nassau-Saarbrücken z. B. wurde in feinem elften Jahr mit der sieben Jahre älteren Prinzessin Maximiliane von Montbanv verlobt und di Vermählung am 6. Oktober 1779 wirklich vollzogen. Auch Ludwig der Vierzehnte wurde sehr frühzeitig Bräuti gam und wäre, wenn er nicht entschieden widerstrebt hätte, bereit im Jahr 1643, also in seinem elften Lebensjahre, mit der spanischen Jnfantin Anna, einem Kinde von 6 oder 7 Jahren, vermählt worden. Thatsächlich befand sich diese jüngste aller Bräute zur Erziehung am französischen Hose, aber ein so gutes und reizende Kind sie auch war, sie hatte doch da Unglück, ihrem Bräutigam zu miß fallen, und mußte endlich nach Madrid zurückgebracht werden. Uedrigen pflegten im vorigen Jahr hundert die Reichen und Vornehmen Frankreichs ihre Töchter oft schon im zarten Alter von 10 bi 12, höchsten aber mit dreizehn Jahren zu verheirathen und nach der Hochzeit ncch ein paar Jahr im Pensionat zu belassen, ein Verfahren, welche die Romantik des Pensionat ge zeitigt und nicht wenig Entführungen verschuldet hat. Heutzutage hat der gleichen Mißbräuchen daS Gesetz Schräm ken gezogen, und e ist überall, wenn schon nicht ganz unmöglich, so doch sehr schwer, den Mangel der HeirathSsShigkeit. insofern derselbe in allzu großer Jugend besteht, zu bemänteln. ES darf daher nicht Wunder nehmen, daß an Bräuten und Bräutigamen unter 16 Jahren der größte Maogel herrscht. Dahingegen giebt eS uralte Brautleute genug. Nach oben zu Ist nämlich die HeirathSsShigkeit ein völlig unbt schränkte, und so hat erst kürzlich Hiram Lefter, ein Jüngling von 124 Sommern, Miß Marv Moselev, ein junge Ding von 81 Lenz, geheirathet. Die Trau ung fand in Atlanta, im amerikanischen Slaate Georgia, statt, und zwar im Thaier, welche kaum die herbeigeström ten Schaaren der Schaulustigen zu fassen vermochte. Der Baron Longueotlle hin wiederum, ein Pariser Rentier, verhei rathete sich von seinem 7a. bis zum 100. Leienöjahre nicht weniger als fünfmal. Auch Herr Feodor v. Freimann, in eh:, maliger russischer Offizier, vermählte sich in seinem durch amtliche Dokumente beglaubigten Aller von 100 Jahren mit in jungen Mädchen von 17 Jahren und lebte, ducch die Geburt zweier Kna den beglückt, noch volle fünfzehn Iah Noch älter als Freimann, nämlich 144 Jahre, war Hadschi Soliman au Ge. ridje bei Koi-stantinoxel. clS er vor sich Jahren neuerlich in den Ehesiand trat, um, wie er sagte, seinen Nan-en nicht ousterbn zu lassen und Soliman Saba, ein bosnischer Türke, zahlte 126 Johi, all tr den Gedanken segle, sich aberuml zu verheirathen. Nun sollt man glauben, daß die vor angeführten Männer die ältesten Freier gewesen sind, allein dem ist nicht so. John Surrington. in Norweger, stellt si all in den Schatten. Er heirathet nämlich im Alter von 139 Jahren zum drittenmal, und an feinem Grabe, in da, er 1797, 160 Jahr alt, gesunken ist, trauerte ein 10ZjZhrige Wittwe und in neunjähiiger Enkelsohn. Dieser Sur rington also ist der älteste unter den Ehe männern; die älteste .junge Frau jedoch ist gegenwärtig die 80jährige Frau Sal zer, wohnhast zu Albernau im sächsischen Erzgebirge, welche vor Kurzem sich mit dem 96 Jahr alten Veteran au den Freiheitskriegen, Salzer, vermählte. Zer Keörauch von Tischzeug. Dik Servietten wurden in Deutsch land erst vor drei Jahrhunderten, zur Zeit Karl V., bei reichen Prioatper fönen üblich, noch wkit spät al di Tischtücher. Früher aß man auf Hölzer nen, geglätteten Tischen, und al Unter lagk der Schüsseln und Teller wurde gegerbte Felle benützt. Tischtücher au Leinwand und Damast waren so kostbar, daß si nur an fürstlichen Tafeln In Ge brauch kamen. Ein merkwürdige Sitte bestand darin, daß vor dem Platze In RilterS, auf welchem ein Schimpf haf tete, der Herold berechtigt war, da Tisch tuch zu zerschneiden und ihm den Teller und da Brod umzukehren. Alsdann mußte der Geschmähte entweder seine Schimpf tilgen oder beweisen, dah man ihm unrecht gethan hatte. Diese Schmach widerfuhr sogar einem mächtigen Für ften, dem Grafen Wilhelm von Henne gau, als er an der Tafel des deutschen Kaiser Karl IV. (1349-1373) speist. Ein Waffenherold zerschnitt vor ihm da Tischtuch mit der Bemerkung, daß ein Herr, der kein Waffen trage, nicht wür big sei, an eine König Tafel zu sitzen. Uud al der Graf betroffen rwidirt, daß r, wie jeder andere Ritter, Schwert und Lanze führe, antwortete der Herold: .Das kann nicht fein, sonst würdet Ihr gewiß schon den Tod Eure Oheim, der bei Courtrav erschlagen wurde, gerächt haben. ßin Studenten Sreich. Folgender Ulk ist, wie man dem .B.C.' mittheilt, kürzlich in Bkrlin von tinigkn Söhnen der ,alma mater tn Scene gesetzt worden. Bei einem Frühschoppen, der sich bi in die späte Nachmittagsstunden anödehnte, halte sich einer der Theilnehmer derart bezecht, daß er einschlies und nicht zu ermuntern mar. Um ihn zu erwecken, ward eine Spazier fahrt gemeinschaftlich vorgenommen; da auch die keinen Erfolg hatte, so bracht man ihn nach dem Lehrter Bahnhof und setzte ihn in in Coup 2. Klasse de um 7 Uhr 20 Minuten abfahrenden Schnell zuge. Der akademische Bürger schlief hier den Schlaf de Gerechten weiter, und zwar so fest, daß er auch bei der An kunst in Hamburg um 10 Uhr 56 Minu ten kaum zu ermuntern war. Mit vieler Mühe wurde r von anderen Passagiere aus dem löouxe unv aus die Straße ge schasst. Noch halb schlaftrunken Irrt der Musensohn in der Hansastadt umher und entschloß sich, da er absolut sein .Bude nicht finden konnte, einen Nacht Wächter zu fragen, wie er nach der Tieck straße komme! Kopfschüttelnd machte der Wächter der Ordnung darauf aufmerk sam, baß eine Tieckstraße ihm völlig un bekannt fei und er Ihn daher unmöglich dahin führen könne. Erst nach längerem Verhör erkannt der Bierselige, daß r sich nicht In Berlin befinde, und so blieb ihm nicht andere übrig, al die Nacht Quartier in einem Gafthofe zu suche und am nächsten Morgen nach Berlin zurückzudampfen. Der Empfang soll glänzend und da Wiedersehen sehr freu, big gewesen sein. Hrotze Heifter tcr stch. Voltaire und Rousseau vkleaten kick trotz der sie verbindenden Rreutibfmafl st recht rücksichtslos aufzuziehen. Al !ou,ieau eines age mit Voltaire speiste und Austern auf den Tisch gebracht wurden, bemerkte der Bei fasser de .Emile, nachdem er ttcb davon icbo tüchtig zugelangt hatte: .Ich könnte 0 viele unern vertilgen, wi Samson Philister erschlug .Auch mit derselben Waffe?' (d. h. dem EselS kinnbacken) fragte Voltai verschmitzt lächelnd. Rousseau vergaß den aus seine Kosten gemachten Scherz nicht so bald und ipayie naq ver Gelegenheit, sich zu rächen. Nach einiger Reit tarn Voltaire während Rousseau abwesend war, in oenen yaus. er Ute Thüren offen fand, begab er sich in das Albeitszimmer, sah aber hier alle Bücker in nrnfiti Un. Ordnung und mit Staub bedeckt umher liegen, oron iqriev er mit dem Finger auf einen Buckdeckel da Wori"Co.;IW (Schwein). Am nächsten Tage begegnet r Noueau unv meicet diesem, r sei gestern In seinem Hause gewesen, ohn ihn anzutreffen. ,ch weiß e,' erwiderte Rousseau, ich habe ja Ihre Visitenkarte voraekun. den.' Im vertrauen. .Eine schön Empfehlung von meinem Chef und er läßt um sofortige Begleichung der Rechnung ersuchen!' .Wie? Glaubt drnn Ihr Herr ktwa. daß ich ihm durchgehe I' .Da nicht... aber im Vertrauen gesagt mein Herr will durch gehen!' " 1