Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 02, 1894, Image 3

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    NEBRASKA STAATS - ANZEIGER, Lincoln, Neb.
Dir ss)oi)slii'c der .Kaiserin.
)nRcrisdirr liaiiuu 9:1 rV 0. ItUufj.nann.
(ottskIIIg.)
(naf .VorM rti'.b sich ülinliäicnru'd
putiarn l;in. Zelten n;ir er in seinem
Vclrn so irrubitx tibcriutclit oeue)eii, alc
in dem VluaenMiele, als rr mi drr iii
um riuke dao lieblitlic Vf irfitsfjcn
IHaxia 'i!ilaicirmvj erkannte. ;ln sie
hatte er gedaclit, nalueiid fr i'im Cra
nicnbnuiu nad) fitcicl'iirg fuljr, unb
crl.de sie Imtte er am irenisisten ,;u
trenen fmuirtft. -cich' ein wunder
tarer ufctl, drr sie nun liier icidc
gan; allein für eine luchrsiiiiidiiie fahrt
guiiii!iifnncbrm1it ijnttc Eine solche
(flcflettlii-it fam in drr midisten Zeit
säum wieder, sicher lwttcu sich jii
.wbt unb itüiria ikolajewna immer
nur wr vielen, vielen Zeugen gesehni.
li lag ilim daran, ihr noch einmal :u
danken, insbesondere für die leykc 'ar
mittet,, die von ilir neloiiuncn war : und
dann wurde es in seinem Herren leben
diz übe drängte ilin, dem liebreizend
den iesdiepf an seiner Zeile viel, viel
uielir zu sagen, alo er vielleicht sagen
durste. Hatte er mir gewußt, waö Ma
ria ikolajewna dachte, und wie sie eö
auffassen wurde, wenn er ihr in war'
inen dorten seine Dankbarkeit und noch
mehr: seine Verehrung auosprach, er
Kälte nicht so lange gezögert, wie jcfct.
Er, der sonst so redegewandte iViaini,
iill tc sich jetit fast muähig, ein (yc
prach einzuleiten, das ihn iinii Ziele
iihren konnte. Er Holle tief Athem und
wendete sich endlid) zu Maria Niko
lajewna.
Sie haben mir," sagte er, erst kiir;
lich wieder durch einen kleinen Brief
eine Tarnung zukommen lassen, sin
die ich ohnca danken muß. Ich darf ja
wohl annehmen, daß diese Tarnung von
Ihnen kam?"
Maria ikolajewna hob den 5iops
empor, und sein Blick begegnete ihrem
leistenden Vhy.e.
Ja!" sagte sie dann, ich habeie
gewarnt, und ich hossc, Zie werden ver
sdiwiegen sein. Pidlcicht war meine
Tarnung überflüssig, aber ich folgte
einer Eingebung deö Augenblicks
und "
Sie brach plöylid) ab und senkte den
Blick.
Hordt fühlte sich in diesem Augen
blick ergriffen, wie noch nie. ,'arum
fahren Sie nicht fort, Maria Nikola
jcwna?" sagte er, nach russischem e
brauch die junge Dame mit ihrem Vor
namen und dem BaterSnamen anre
dend. Warum wollen Sie nicht einen
vereinsamten, vom Schicksal sdiwer nc
prüften Ä,cuschen glücklich mad,en, in
dem Sie eS ausspredjen, daß Sie dem
Impuls IHS guten Herzens folgten,
als Sie midi warnten?"
Maria schwieg, aber sie blickte wie
der auf, und es mußte etwas Sonder
bares in ihrem Blick sein, das Hoidt
fo ganz und gar alle Zurückhaltung und
Ueberlegung vergessen ließ.
Haben Sie Dank," sagte er mit
tiefer iirme, wie ein guter Engel
sind Sie mir stets erschienen und mein
guter Engel wollen Sie bleiben.
Äarum dürfen wir jetzt nicht hinaus
fahren in die Welt, immer weiter, bis
in die deutsche Heimath, um dort in
Frieden und ulie zu leben?"
Sie sdiien nicht erzürnt über seine
Worte, sie wandte ihren Blick nicht von
ilmi ab, sondem betrachtete ihn mit
glanzenden Augen, auö denen ihre ganze
edle Seele strahlte,
Wir sind in einer gar sonderbaren
Ort fitliv o ilt fiiiM tn$ i'iht AnrniA
uiv ' I uvl K 1 I v K v ' v ' l' 1 vv u I v
fort, .wir Beide, Maria Nikolajewna.
In zwei versdiiedcncn Vaacni befinden
wir uns, ohne doch Feinde zu sein. Sie
sehen, iri, habe die Situation so ziem.
lid erfaßt. Sie ist vielleicht gefährlich,
aber doch beglückend, denn wir dürfen
für einander sorgen, und gebe dcrHirr.
ntcl, daß unsere Sorgen nicht schlimmer
werden, als jet)t!"
Ja, wir befinden uns in einer
eigenthümlichen Vage," cntgcgnctc Ma
ria, einer Vstcie, die vielleidit noch ver
wickelter werden kann, je weiter die
Zeit fvrlsdireitet. Wenn nicht ein Zu
fall uns heute zusammengeführt härte,
Herr (ras, so hätte id) die Bitte nicht
anzusprechen gewagt, die ich jetzt an
Sie richte. Was auch die nächste Zeit
bringen möge, beurtheilen Sie mich
nicht falsch. Was auch gesd)ehen mag,
vergessen Sie nicht, wie sonderbar die
Situation ist. in der wir Beide leben.
Ich konnte es nicht ertragen, müßte ich
erfahren, Se dächten von mir nicht
mehr so, wie jetzt!"
Sie schwieg plvtzlid) und senkte den
Blick.
Eine lane," Pause entstand, in der
man wiederum nichts hörte, als das
väuten der cheucti am Pferdegeschirr.
Hordt sdü.'n einen Entschluß gefaßt
zu haben. Er wendete sich zu Maria und
sagte, trotzdem sie ohne Zeugen waren,
halb flüsternd: Was aud) geschehen
möge. Maria, ick) werde Sie ttidit falsch
beurtheilen, id werde nie vergesieu,
daß Sie der Engel meines Gebens find.
Die Stunde aber, in der wir hier ein-
fam zusammensil?en, enksdieidet über
unser Beider Sdücksal, Maria. Wie
einNettung!,engel sind ie mir erschie
nen, wie ein Engel des Glücks für mein
zukünftiges i'eben erscheinen Sie mir
letzt, vanen ic es midi ansprechen.
offen und ehrlich, wie es mir um das
Her; ist. Ich liebe Sie, Maria, und ich
kann das glückselige E'efühl nidit untci-
drücken, daß eine Stunde kommt, in der
idi von Ihnen wieder geliebt werde
Taus die idi midi, oder ist mir uad) so
viel Unglück und harter Prüfung wirk
lid, ein is h ches Wiief beschieden? Darf
id) hoffen, daß, wenn meine Mission an
diesem Hof zu Ende ist, wenn idi zu
meinem iönig zurückkehre, Sie mir als
mein Weib folgen werden? fassen Sie
uns l dicicr stunde einig werden,
lassen Sie uns klar werden über unsere
(Mühle, nnfcic Herzen. Maria, und
niditS wird mehr zwichcn uns treten,
uidikS wird uns trennen!"
Was sie l'i:l;cr nur s.eechr.t tc'.lc,
nu'.ßic Maria Äilolajewna jetzt: sie
lieble den Mann, der ihr soeben seine
Vulr gefüllten lutte. uedi der einer
Stunde war sie sich unü-ir uberibr e!e
suhl flewesfp; Ci;t uufte sie. daß d,
was sie emp'and, die ed te. wahre iede
sei.
Zduidikern legte sie ihren eps an
seine 'rnil mid sah Höret mit lliranen
den Augen an, Mebr als alle Worte
jagten dieser Bück und dieses kindliche
Ailsdjiniegen a: ilin. Mit der Vinlen
die Zügel des Pferdes festhaltend, legte
Hordt seinen rechten Arm .uu die Sckml
lern Marias und zog ic nod) fester an
sick.
Wie prüfend sahen sie sid, noch ein
mal in die Alicen, dann fanden sid, ihre
Vippen zn einem langen !usse.
Das Piers wieherte laut auf, als
wolle es feiner Freude darüber Aus
druck geben, daß soeben zwei Menschen '
herzen sich gefunden hatten. Mulliiger
griff es aus, denn es merkte w!l mich
die Nahe des Zieles und es sehnte sich
nad einer warmen Unterkunft. Pfeil
schnell schien die blaulid, glitzernd?
Schneedecke rechlS und links an den bei
den 'Iücklid!en vorüberziisliegen, weldie
wortlos in stummem (jUiicf nebeneinan
der saßen.
Die ersten dichter von Oranienbauin
ivaren didit vor ihnen. ('ras Hordt hielt
das Pferd an und wandte sich noch ein
mal zu Maria.
Habe Dank," sagte er, Maria, für
diese Stunde. Sie soll für unö der
Anfang eines glücklid,en Gebens sein,
einer Seligkeit, die nurderTod endet."
einmal zog er sie an sid), küßte
sie und ruhte nicht eher, bis sie schlich
tern seinen Jjuft erwidert hatte. Dann
ließ er dem Pferde die Zügel, die er
mühsam mit der sinken festgehalten,
und fort schoß das Geführt bis zu dem
Portal des Schlosses, das zu denemä'
chern der Kaiserin führte.
Der große Marstallsdilitten wurde
nod) entladen. Hordt fand den kleinen
Diener Marias mit feinem Gepäck,
jiühl und förmlich verabschiedete er sie;
von der beliebten. Dann ging er, ge
folgt von dem kleinen Diener, sein.r
Datsdie zu.
Maria eilte die Treppe hinauf und
fragte nad) iiatharina Iwanowna. Die
jiammerfrau der Kaiserin schien Maria
erwartet zu haben, denn sie kam ihr so
fort entgegen und führte sie in ihr eige
nes Ziinnierchen. Sie theilte Maria
mit, daß die iiaiserin sid, bereits in ibr
Schlafzimmer zurückgezogen habe, deß
sie aber die Antwort erwarte, die
Maria bringe. Maria entledigte sich
derselben und die jiammersran eilte nad,
dem Schlafzimmer der Kaiserin, um
dieser die beruhigende Antwort Ereg?r
Orloivs zukommen zu lassen.
5. apitel. '
Untertänigste Relation des Haupt
mannS Grasen Hordt an Seine könig
liche Majestät Friedrich II.
Oranienbeum bei Petersburg,
Ende März 17G2.
Auf Eurer königlichen Majestät Be
fehl sende id einen weiteren Berid)t
über Dinge, die id, an hiesigem Hofe
in Erfahrung gebradit habe. Dic Angc
lcgenheit Eurer Majestät steht sehr gut.
Wie mir der Adjutant Seiner Majestät
des Kaisers, (mdvvitsch, mittheilte,
soll das ganze Heer nad) preußischem
Muster uniforinirt und cincxcrzirt wer
den, was allerdings unter den Offizie
ren und Mannsd,aften großes Mißfal
lcn erregt.
Aud, hat man hier von einer Unter
Haltung Seiner Majestät des Kaisers
mit dem Ncidiskanzler Woronzow er
zählt, daß der Kaiser entschieden erklärt
habe : ,ES ist mein Wille, daß Frieden
mit Preußen werde.' Als darauf der
Neichckanzlcr ihm mitgetheilt habe,
daß Oesterrcid), Spanien und Frank
reich üb' diesen Friedensschluß sehr
aigriret sein würden, hat Seine Majc
stat ihm heftig gesagt: ,Du bist ein
Dummkopf und hast mir keine Borschrif
tcn zu madjen.' Der jcaiser hat sid,
darauf geweigert, den österreichischen
und französischen gesandten zu einpsan
gen; letzteren angeblid, nicht, weiter
der Großfürstin in früherer Zeit grö
ßcre Geldsummen vorgestreckt hat.
Diese Sd,ulden der Großfürstin und
jetzigen jeaiserin hat Seine Majestät
gezahlt und hat große Geschenke an
Ihre Majestät die Kaiserin gelangen
lassen, während er nod, vor Kurzem,
wie id, nnte-thänigst Eurer königlichen
Majestät berichtete, selbst bei der Hof
tafel gegen die Kaiserin sehr unsreund
lich und rücksichtslos gewesen. Man
sagt, daß Graf Peter Sduwalow, der
Generalfeldzeugmeister der Artillerie,
solche Umänderung in der Gesinnung
des Kaisers bewerkstelligt habe. Graf
Sdiuwalow ist schwer erkrankt und hat
ans seinem Krankenbette nichts An
deres, als den Tod erwartet. Er hat
darauf an Seine Majestät den Kaiser
einen rührenden Brief gerid)tet, wonach
cr Seine Majestät gebeten, ihn dod
noch an seinem Sterbebette zu besuchen,
da er WiditigeS mit dem Kaiser zu be
sprechen habe. Seine Majestät sollen
durch diesen Brief des 'rasen Sd,u
walvw sehr gerührt gewesen fein und
haben sid) alobald an fein Bett verfügt.
Seine Majestät sind selbst sehr über
den Krantheitszusiand des Grafen er
griffen gewesen, der noch zu Lebzeiten
der seligen Kaiserin Elisabeth immer
ein Freund des jetzigen Kaisers gewesen
ist und ihm manchen guten Dienst gc
leistet hat. Alsbald 'aber hat Graf
Sdiuwalow Folgendes zu Seiner Ma
jestät geredet :
,Eure kaiserliche Majestät haben die
Gnade gehabt, zu einem Sterbenden zu
kommen, um seine letzten Worte zu
hören: und als treuer' Diener Eurer
Majestät, dessen letzter Athemzug noch
dem kaiserlichen Herrn geweiht ist,
kann id) nidit umhin, mit Wahrheit und
Aufrichtigkeit einen Rath zugeben, den
Eure kaiserliche Majestät gewiß auneh
mcn werden, da er von einein Sterben
den kommt. Id) hoffe. Eure kaiserliche
Majestät werden mir diesen Rath aud)
nicht mißdeuten, da id, ihn im Angc
sicht des Todeö und in dem Augenblick
ertheile, in dein ich vor Gottes Thron
treten soll, dem ich Rechenschaft über
mein Vebeii und über meine Pflicilt
treue auch gegen Eure kaiserliche Maje
üät äu.Qclicr habe. Eurer kaiserlichen
Majestät n i,d nicht uiwelanni sein, ka?
,gen 2ic im Var.dc eine Stimmung
vorherrschend in, welche für die Zu
f uns i Gefahr diebt. Man imduet Ihre
Bo-rlu'V fur die Deutschen. Eine mach
ti,'e Adelsv-rtei ist gleichfalls wider
ZU. z che.it die nächste .Sei: wild für
die Regierung Eurer Miuesnir schwere
Ziiirme k'iiigen, weil Alles die Ber
ändeningen furdnet, welche in der Ber
waliung des Reiches begonnen haben.
Ich, der Sterbende, fürchte, diese Auf'
reguiig unter Eurer kaiserlichen Maje
stät Unlerlh'nen kann bis zum bewaff
neten Widerstand gehen. Meine Tage
find gezählt; id werde hosfentlid, nicht
erleben, daß die Russen gegen die ge
heiligte Person ihres Zaren die bewaff
nete Hand erheben werden. Ich hätte
gefdiwiegen. aber ein fürditerlidjes Gv
riidit ist zu meinen hrcn gedrungen,
ein Gerücht, das, wie ich Eurer laifcr
lidien Majestät heilig und theuer ver
sidiern kann, jetzt schon große Aufregung
in allen Kreisen von Dero Unterthanen
erregt hat. Es heißt, daß kaiserliche
Majestät beabsichtige, die Kaiserin und
Ihren leiblichen Sohn zn verstoßen und
sid, mit Elisabeth Zcomanowna Woron
zow, die fo tief unter Ihnen steht, zu
vermählen. Eine namenlose Berwir
rung würde ans dieser Maßregel Eurer
Majestät entstehen. Finster und trau
rig erscheint mir die Zukunft, und ich
besdiwöre Eure Majestät, eine so un
glückselige Maßregel zn unterlassen,
weldie nidt als Unglück über das kai
serlide Haus und die Erlauchte Person
Eurer Majestät und über das ganze hei
lige Rußland bringen' kann. Entsagen
Eure Majestät einem so traurigen Bor
haben, id, besthwöre Sie darum auf
meinem letzten Schmerzenslager, un
mittelbar vor meinem Hintritt zu
Gott ! '
Mit großer 'Ruhe sollen Seine Ma
jestät diese Worte deö kranken Grafen
angehört haben; eine lebhafte Ge
miithsbewegung konnten aber Seine
Majestät dod nidit veiergen. Sie
haben daraus dem Grasen die beru
higendsten 'ersidierungen gegeben, daß
Sie nicht daran darbten, die Kaiserin
Katharina und den (Großfürsten Paul
zu verstoßen. Seine Majestät folienge
sagt haben: .Bielleicht ist Romanowna
Woronzow selbst Sdntd an diesen Ge
rüchten. Sie mag gesagt haben. daß id
sie zu ehelichen gedenke versteht sich
von selbst, mir nad) einem etwaigen
Hiniriil meiner Gemahlin. Jedenfalls
beabsichtige id, in keiner Weise, gegen
letztere etwas (Gewaltsames zn unter
nehmen." Der Graf hatte sich darauf
vielmals bei Seiner Majestät bedankt,
und der Kaiser ist alsdann unter Ber
ficherungkn seiner Gnade und feines
Wohlwollens von ihm geschieden.
Es ist mit dem Grafen Sdiuwalow
aber von der Stunde an besser geivor
den, und seine Gegner und die der Kai
serin flüstern sid) zu, daß er gar nicht
schwer krank gewesen sei, sondern sich
nur verstellt und Gelegenheit gesucht
habe, um Seiner kaiserlichen Majestät
in offener Weise und ohne Schaden
jenen Rath geben zu können. Wie mau
sid) erzählt, sei der Graf Sdiuwalow
gar nicht von selbst auf diesen Plan gc
kommen, fondern dazu von dem (trafen
Panin, dem Erzieher des Großfürsten
Paul, angestiftet worden. Graf Panin
soll feit seiner Zuriickberufung alSGe
sandter in Stockholm und seiner Ernen
nung zum Gouverneur des Großfürsten
ganz zur Partei der Kaiserin übergctrc
tcn sein, desgleichen der ehemalige
Kanzler Bcstuschcw.
Merkwürdigerweise hat der Kaiser
Letzteren von der Amnestie nach seiner
Thronbesteigung ausgeschlossen. Die
Bcrbannung des Kanzlers auf seine
Güter, welche von der verstorbenen Kai
scrin Elisabeth ausgesprochen worden
ist, besteht nod, zu Recht, und dod) ist
diese Berbnnnung Miner Zeit eben um
Seiner Majestät des jetzigen Kaisers
willen erfolgt. Bor zwei Jahren hat
Ihre Majestät die selige Kaiserin einen
schweren Krankheitsnnfall gehabt, so
daß man ihr sofortiges Ableben befürch
tctc. ES sollte damals gerade eine neue
Armee unter Butturlin gegen Eure Ma
jastät nad, Preußen gesendet werden.
Der jetzige Kaiser und damalige Groß
fürst suchte als Freund Eurer Majestät
die Entsendung dieser Armee zu vcrhin
dcrn. und der Reichskanzler Bestuschew
glaubte sid, angesichts der scheinbar be
vorstehenden Thronbesteigung des Groß
fiirstcn diesem gefällig zeigen zu miis
fen. Er gab daher an Butturlin den
Befehl zur Rückkehr und mußte diese
Eigenmächtigkeit nad, der plötzlidjen
Genesung der Kaiserin mit seiner Ent
Hebung von allen Würden und der Ber
bnnnung aus seine Güter büßen. Man
sagt. Bcskuschciv fei über die Undank
barkeit des Kaisers sehr ungehalten und
habe sich mit feinem ganzen Anhang
ans die Seite der Kaiserin gcsd)lagcn.
Wer diese Partei ist und wer sie leitet,
das weiß man nicht.
Die Kaiserin lebt still und zurückge
zogen für sich, sie widmet sich nur den
Künsten und Wissenschaften und ist von
Dichtern, Schriftstellern und Gclehr
ten umgeben.
Sie hat leider auf Seine Majestät
den Kaiser nicht den geringsten Einfluß,
der sich vielmehr ganz von dem Groß
kanzler Woronzow und dessen Richte
Elisabeth Romanowna leiten läßt.
Diese Dame ist von drei Schwestern die
jüngste, aber auch die häßlichste. Ihr
gelbliches, von Pockennarben entstelltes
Gesicht, das sie übermäßig sdnninkt,
hält keinen Bergleich auö mit der
Schönheit ihrer beiden älteren Schwe
stern: der zudem auch hervorragend in
telligenten Fürstin Daschtow und der
Gräsin Bninirlin.
Major t'udowitsch, der Adjutant
Seiner kaiserlichen Majestät, hat mich
versichert, daß außer dem Großkanzler,
feiner Richte und ihm selbst der Kaiser
eigentlich keinen Freund habe. Alle
Anderen hielten zur Kaiserin: die mu
thigc und entschlossene Fürstin Dasch
kow, und auchi,rilla Rasumvwsli, der
Hetman der osaken, Günstling der
Kaiserin Elisabeth und Bruder deS
Fürsten Rasuuioswli, welcher der heim
lickc Gemahl der Kaiserin Elisabeth ge
wesen ist, neige zur Partei der Kai
scrin. Wo diese Partei nisamnienkcmm
ist mir nicki? bekannt, und das wei,
auch der Kaiser nicht. Daß sie besiebt,
ielleulit rlir.e Wissen der Kaiserin, i'k
Seiner säuerlichen Maienu dagegen
genau letü; nt, i:nb dod, setzt er eilen
Warnungen !an:'acki,ie Weidigiliiirkeit
und Soialeiigieit entgegen. Man er
zählt sich, das; der .ar in der That mit
dem Plane umgegangen in. seine Ge
inaklin in eingelöster zu sperren und
seinen Zehn zu verstoßen. Andererseits
soll die Partei der Kaiserin die Absicht
haben, den aren siir geiskeolrank zu
erklären und die Kaiserin zur Rege
tin des minderjährigen Großfürsten ein
zusetzen.
Für Seine kaiserliche Majestät de.i
Zaren ist die Situation jedenfalls sehr
gefahrlich. Die Armee befindet sich in
großer Aufregung, und die Garden,
weldie nod, immer in Petersburg die
Palastrevolutionen gemacht haben, find
auf's Höchste erbittert, weil der Kaiser
sie zurücksetzt und seine Holskeinisd,eu
kegiinenter zum veibdiensi und zur
eigenen Bewadinng heranzieht. Er hat
sid vor den Gardeit nod, nidit sehen
lassen, und lies c betrachten es als eine
Beleidigung, daß ihnen der Kaiser
einen Befehlshaber in der Person eines
Deutschen, nänilidi seines Enkels, des
Herzogs von Holstein Goiloip, gegeben
hat.
Die Geistlichkeit ist über die Einzic
hung der Güter sehr entrüstet, und der
Bischof von Nowgorod hat offenen
Widerstand acim die Befehle des Kai
fers gepredigt. Man furchtet, des Kai
serS Majestät werde gezivungen sein,
die letzten Ukase, betreffend die Kirchen
güter, zurückzuziehen. So sehr in den
ersten Wochen nad) der Thronbesteigung
Seiner kaiserlichen Majestät die Unter'
thanensdast ihm zugejubelt hat, so sehr
ist daö niedere Bolk jetzt darüber ein
Port, daß der Zar bei Hofe die Fasten
abgeschafft hat und dcn Gottesdienst
unter Weglasfung aller Eereinvnicn ab
halten läßt. Die rnssisd,rn Staats
minister endlich fürchten die Annäherung
Seiner Majestät deö Zaren an Preu
ßen und die Person Eurer kvniglidieu
Majestät; sie fiircchtcn eine Bersdiic
bnng des europäisden Gleidigeivichts
und einen allgemeinen Angriffskrieg
der europäischen Staaten gegen Ruß
land. Dieser Angriffskrieg dürfte um
so gefährlidier werden, als Seine kai
scrliche Majestät nidit von dem Plane
abzubringen sind, Dänemark mit Krieg
zn überziehen und wo möglich zu ero
bern. BieleS von dem Porstehenden wird
Eurer Maseskät besser bekannt sein, als
mir. Auf Allerhöchsten Befehl aber
hielt icch cS für meine Pflicht, von
Allem Kunde zu geben, was mir in der
letzten Zeit bekannt geworden ist. Eurer
Majestät Allerhöchsten Befehl, bei Gc
lcgcnhcit dem Zaren an die Hand zu
geben, daß er mit seiner hohen Gemnh
lin in Frieden zu leben suchen irnige,
habe ich ausgeführt, und Seine kaifer
liche Majestät hat mir den Dank für
diesen Rath ausgesprochen. Bon noch
besserer Wirkung würde cS, glaube ich,
sein, wenn Eure Majestät selbst auf die
fen Gegenstand in einem Briefe an den
Zaren zurückkommen wollten. Es würde
dies and) dazu beitragen, die Partei der
Kaiserin, welche gegen alles Preußisd,c
sehr eingenommen ist, günstig zu bccin
slusscn. Was in meinen schwachen Kräs
ten steht, soll geschehen, um Eurer
königlichen Majestät treue Dienste zu
leisten, zu denen id, bereit bin bis in
den Tod als Eurer Majestät tiefunter
thänigfter Diener
Oskar Gras Hordt."
6. Kapitel.
Selige Stunden waren es, welche
Maria Talizin nad) ihrer Rückkehr von
Petersburg in ihrem stillen Zimmer
durchlebte. Ein denkwürdiger Tag in
ihrem jungen Leben! Sie war die
Freundin der Kaiserin geworden, die
Kaiserin hatte sie geherzt und geküßt,
und wenige Stunden später hatte sie an
der Brust des Mannes gelegen, den sie
längst liebte, ohne eö zu wissen.
Als sie aus ihrem Frcudenrausd, cr
wachte, dachte sie daran, wie glücklich
die Gelegenheit gewesen war, durch die
sie Hordt traf und durch weldie es zu
einer Erklärung zwischen ihnen kam.
Jetzt wußte cr, daß sie ihn liebte, sie
kannte seine Gegenliebe, und waS auch
die Zukunft Böses und Gefährliches
bringen konnte, Maria glaubte, daß ihr
endlich doch das Glück an der Seite
Hordts lächeln würde. Sie war bereit,
ihm nach Deutschland zu folgen, denn
sie fühlte sich kaum als Russin. Erst
seit einem Jahre war sie am russischen
Hofe ; in Deutschland dagegen war sie
erzogen worden. Ihr Pater, der Oberst
Talizin, befand sich bei der Armee
Butturlins, und seit den sieben Iah
ren, die der Krieg gegen den Konig
Fricdrid, nun schon dauerte, hatte Ma
ria ihren Bater nicht mehr gesehen.
Ihre Mutter war lange todt, und Gc
schwisler besaß sie nicht. Bon Berwand'
ten lebte nur noch ihr Onkel, dcrAdmi
ral Talizin. Ja, sie schntc sich zurück
nach Deutschland, wo sie ihre Kinder
jahrc verbracht hatte, nad, dem Lande,
das die Heimath der Mutter gewesen
war, und ivcnn sie als Gattin dcsGra
fen Hordt dort lebte, so mußte nach
ihrer festen Ueberzeugung das Gluck bei
ihr einkehren.
Maria Talizin war noch ein halbes
Kind, sie befand sick) in der Seligkeit
der ersten Liebe und nnirdc nicht niiidc,
sich die Zukunft so rosig als nur mög
lich auszumalen. Eine große Prüfung
war ihrem jungen Herzen allerdings
auferlegt: sie durste ihre Neigung zu
Hordt nicht sogleich zeigen, sie mußte
sie still verborgen mit sich herumtra
gen. Traumlos hatte Maria Talizin ge
fchlascn. Als sie am anderen Morgen
erwachte, fühlte sie sich glücklich in dem
Gedanken an die Erlebnisse des vorigen
Tages. Dann wurde sie zur Kaiserin
besohlen und mußte dieser haarklein die
Unterredung mit Gregor Orlow crzäh
Ich.
Die Kaiserin lachte laut aus, als sie
von der Borsiccht OrlowS hörte, und
sagte, dann: Es war recht von ihm,
Dir nicht ohne Weiteres zu glauben,
inein Kind.. Auch Du mußtest vorsichtig
,ein; aver ainariaa .zioauolena )ag:e
nur bereits, bat; mm ui aus Did, rer
lancn kann."
Auch den Sdiluß d;r Untenedung er
zahlte Maria rrrethcr.d der Kaiserin.
Als sie von dem Muß m;? die Ztirn
imach, den ihr Orlow gegeben, lachte
die Kaiserin wieder laut aus. aber es
war ein anderes Va.l.en, und Maria,
die befdiämt zu Boden sa!, bemerkte
nicht den eigenihiimlidien Blick, dendie
Kaiserin ans sie warf.
Die Kaiserin dachte einen Auaenblick
nach und fragte dann: Wie aefallt Dir
Gregor Ollow, mein Kii.d?'
Maria sah arglos zur Kaiserin auf
und sagte: Es ist ein sehr scheuer
Mann. "
Und Du liebst ihn?" fragte die Kai
serin plotzlid,.
Maria schüttelte energisch den Kopf.
Nein!" antwortete sie, ..ich liebe ihn
nicht, ich habe ihn zum ersten Male ge
sehen, und ich glaube auch nicht, daß ich
llrn lieben könnte."
Ihre Erklärung war so natürlich, so
kindlich, sie klang so wahr, daß die Kvi
serin ihr ohne Weiteres glaubte.
Liebst Du vielleidit einen An
deren?" forschte sie lädielnd.
Maria errolhete, und ans ihren Au
gen rollten plötzlich Thränen.
Die Kaiserin zog ihre jugendliche
Hofdame zärtlich an sid, und sagte:
Es ist also der Fall, kleines Narr
chcn! Nun. ich madic Dir daraus kei'
neu Borivurf. Aber Du wirst siir Dei uc
arme, verlassene kaiserliche Freundin
ein wenig Komödie spielen müssen.
Du wirst, trotzdem Dn einen Anderen
liebst, so thun müssen, als sei Gregor
Orlow Dein Verehrer! So wird Nie
mand etwas Verdächtiges an Deinem
Verkehr mit ihm finden, und mir er
weisest Du einen außerordentlichen
Dienst. Oilow ist der Einzige, aus
den ich mich verlassen und der mich
vielleicht einmal aus meiner unwiir
digen Stellung befreien kann. Willst
Du mir zu Liebe diese Komödie spie
lcn?" Gewiß!" erklärte Maria, was
Eure Majestät aud, wünschen, es soll
mir nicht schwer sein."
Die Kaiserin indste und sagte dann :
Du bist geistreicher und witziger, als
ich geglaubt habe. Dn bist ein Veil
chen, das im Verborgenen geblüht hat,
und id, habe Deinen wahren Werth erst
jetzt erkannt. Es wird wohl aber die
Stunde kommen, wo ick. Dir AllcS ver
gelten kann, meine kleine Freundin.
Dann sollst Du cö nicht bedauern, cinci
verlassenen Frau dagestanden zu ha
ben." Die Kaiserin bcfand sid, damals im
drciunddrcißigstcn Jahrc ihrcSLcbcnö;
sie war also immerhin viel älter als
ihre zweiundzwanzigjährige Hofdame.
Ihre Liebenswürdigkeit hatte etwas
Mütterliches und wurde auch als solche
von Maria Nikolajcwna empfunden.
Die nächsten Tage verliefen am Pe
tcrsburger Hofe unter lärmenden und
lauten Festlichkeiten, die der Zar zur
Feier des Friedens mit Preußen gab.
Der Friede war zwar noch nicht offiziell
unterzeicchnct, aber doch so gut wie ab
geschlossen; die Ratifizirung sollte in
den midisten Wochen gcschchcn.
Auch bei dieser Festlichkeit betrug sich
Peter III. wieder höchst auffallend.
Er hatte im Festsaal daö Bildniß Fried
richs des Großen aufstellen lassen, und
alle anwesenden Gäste mußten dem
Bilde Reverenz wie einer lebenden Per
son erweisen. Die Kaiserin war zu der
Festlichkeit nicht eingeladen worden,
wohl aber Rvninnowna Woronzow: cS
nahmen sonst daran meist nur die Her
ren des kaiserlichen Gefolges Theils
Als das Festessen vorüber war, ließ
der Kaiser wieder den großen Pokal
füllen und kniete zum Erstaunen aller
Anwesenden vor dem Bilde Friedrichs
nieder, laut rufend: Ich beuge mich
vor Dir, Du erhabener Meister, der Du
mich begnadigst. Dein Freund zu sein.
Wir wollen zusammen die Welt cro
bern, und id) trinke auf Dein Wohl!"
Später ergriff Peter, schon berauscht,
das Wort zn einem Toast, der in dcn
Worten gipfelte: ES lebe dreimal
drei!"
Die dicke, pockennarbige Woronzow
fragte ihn neugierig: Wer ist denn
drei mal drei? Peter III. und wer
noch?"
Georg III. von England," antwor
tcte Peter mit schwerer Zunge, und
Friedrich von Preußen." (Durchaus
historisch ist auch diese Szene.)
Aber Friedrich von Preußen heißt
doch Fricdrid, II.!"
Ganz gleich!" sagte hartnäckig Pe
tcr, cr ist für mich Fricdrid, III, imd
deshalb nod, cinmnl : Es lebe dreimal
drei ! Warum trinkst Du nicht. Oberst
Hordt? Du willst allein nüchtern blei
den? Schäme Dich ! Trinkt ihm Alle
zu und trinkt Alle mit ihm auf Du und
Du. bis er unter den Tisch fällt!"
Der Kaiser wandte dem Grafen
Hordt gegenüber daö vertrauliche Du"
an. das sonst in russischer Sprache üblich
ist, daS der Kaiser aber in deutscher
Sprache nur gegenüber seinen Gütist
lingcn gebrauchte. Er wollte sich wäl
zcn vor Lachen, als durch das zahlreiche
Zutrinken aller anwesenden Herren, die
sich beeilten, auf den Befehl des Kai
serS mit Hordt Brüderschaft zu trinken,
dieser bald in einen Zustand geriet!,,
in dem er halb besinnungslos auf fei
nein Sessel saß oder vielmehr lag, und
von feiner Umgebung nichts mehr
wußte.
Der nächste Tag brachte allerdings
eine ?ranernad,richt, die indeß auf das
Gemüth Peters nur wenige Stunden
wirkte. Graf Peter Sdiuivalow. der
Großmeister der Artillerie, war gestor
ben. Seine Krankheit, in der cr den
Kaiseran sein Bett hatte bitten lassen,
war also dodi keine singirte gewesen.
Der Kaiser ernannte den Franzosen
Villebois an seiner Stelle zum Groß
meisler der Artillerie. Villebois stand
schon seit langen Jahren in russischen
Diensten und halte es bis zum General
gebracht. Peter wünschte eine Reinern
der russischen Artillerie, welche sich mit
der preußischen und der österreichischen
nicht messen k '"".!?. Deshalb ernannte
er einen Au?l ander für den Poster, der
in Rußland für einen der höchsten ealk,
ea dlkÄiliileriewane in dervirmee une
bei Hose mit am höchsten gesd atzt
wurde.
Sdum e.m nod'fien ?age meldete sid,
Villebois als Großmeister der Artil
I.nie beim Kaiser, dann aud, bei der
Kaiserin.
Mit einer Freundlid'keit, die den
General fast in Schrecken versetzte. eni
psing ihn Katharina. Sie gratulirte
ihm zu seiner Ernennung, wünsdnc ihm
viel Gluck und weiteren Erfolg in sei
ner vaufbabn und sagte endlid, : Ich
habe stets eine besondere Vorliebe f,,r
Ihre Waffe gehabt, mein General.
Darf ich Ilmeii ein kleines Geheimniß
anvertrauen, das eigentlich nicht das
meinigc ist?"
Das Gefpräd, wurde in französischer
Sprad,e geführt, eine Auszcie!ar,.,z für
Villebois, die dieser besonders zn schä
tzen wußte.
Er verbeugte sich tief und cntgcguete :
Wcnn Majestät mir die Gnade ge
währen wollen, mich mit einem Gc
heimniß zu betrauen, so soll es mein
höchstes Streben sein, dieses zu bewahr
ren. "
Nun," erwiderte die Kaiserin Iä
chelnd, Sie sehen da dieses gute Kind,
meine Hofdame. Sie kennen ja die
kleine Talizin. die Tochter Ihres Ka
meraden, des Obersten Talizin. Das
kleine Mädchen hat sich verliebt, unter
uns gesagt Du brauchst nicht zn rrrö
thcn. Maria; id), Deine mütterlid,c
Freundin, spreche zu Deinen Gunsten
und zwar in einen Ofsizirr, der zn
Ihrer Truppe gehört, in Gregor Or
lernt, heißt er nicht so, Maria Nikola
jcwna?" Zu Befehl, Majestät!" saztc errö
thend Maria.
Da haben Sie es" ! sagte die Kai
scrin ; natürlich erfahren Sie diese
Angelegenheit nur im Vertrauen auf
Ihre Diskretion. Dieser Gregor
low soll kein übler Mann sein; aber er
ist nicht vermögend, und Maria Talizin
verfügt auch nicht über besondere Reich
ti,ümer. Nun dachte ich mir, mein lie
ber General, Sie würden jetzt nach
Ihrer Ernennung versdiiedene Posten
bei der Artillerie neubesetzen viel
leicht haben Sie da einen Zahlmeister
Posten für den Lieutenant Gregor Or
low, mit dem Sie ihn betrauen kcw
nen? Sie werden damit dem guten
Kinde da eine besondere Freude machen
und indirekt aud, mir, da ich es liebe,
ein klein wenig meine Hofdame zu be
muttern." Die Wünsche Eurer Majestät sind
mir strikte Befehle. Alle Diskretion,
die nothwendig ist, werde id, selbstver
ständlich wahren. Ich werde mich heute
nod, beeilen, den genannten Offizier
zum Zahlmeister der gestimmten Artil
lerie zu machen. Eö ist dies eine Stel
lung, die sonst nur einem höheren Of
fizier, gewöhnlich einem Stabsoffizier.
anvertraut wird ; aber die Empfehlung
Eurer Majestät genügt mir, um den
jungen Mann zu dein widstigen Posten
zu befördern. "
Schreiben Sie fich dcn Namen
auf!" sagte die Katferin, Gregor Or
low." General Villebois gchordste und em
pfahl sich dann, ganz entzückt von der
ungcwohntcn Leutseligkeit der Kai
scrin. Zwcimal reichte ihm die sdöne
Frau die Hand zum Kusse, und Bille
bois war in einem Taumel des Ent-
zückens über die kaiserliche Gnade.
Als er gegangen war, klopfte Katha-
rina Maria am die Wange.
Du hast Dich gut aus der Affaire
gezogen," enlärte tic; und das nenne
id) heute einen glücklichen Tag! Tic
seit französischen Geck habe id) mir zum
Freunde gemadit, und Dein angeblidier
Bräutigam wird Zahlmeister der gc-
sainintcn Artillerie. Wir haben endlich
Geld in der Hand, 10 viel wir wollen,
und die kleinliche Sorge wird von mir
genommen, immer wieder hcimlid, Geld
aufnehmen zu inu,cn. sichre Du Deine
Rolle weiter fo gut aus, Maria, und
es wird uns Allen geholfen sein. "
Graf Hordt saß in seinem Zimmer
und fchneb in dcn Abcndftundcn ein
Bricschen an Maria Tali z.n. Er hoffte,
es bei einer der Feierlichkeiten der nach-
steil Tage ihr unbemerkt in die Hand
drücken zu können und vielleicht dagegen
eines jener kleinen Billcttchcn zu cr
haltcn, die ftctö nur einige Worte der
Zärtlichkeit und icbc enthielten, und
dod, ubcr AllcS glücklich machten.
Eö war ein rcdit sonderbares LicbcS-
Verhältniß, das sid, da zwisd,cn ber
Hofdame und dem pcrsönlidjen Attache
des Kaisers angeknüpft hatte. Hordt
und Maria iahen sich niemals allein;
cS waren immer zahlreiche Menschen
um ic herum. Gewöhnlich waren die
Maetatcn selbst anwesend, und nur
durch Blicke konnten die Liebenden sich
grüßen. Aber aud, mit diesen Blicken
mußten sie vorsichtig sein; denn an
einem Hofe wird man von allen Sei
tcn bcobaditct. Maria kam zuerst auf
den Gedanken, dem Geliebten ein klei
ncs Zettelchen zuzustecken, ebenso wie
sie es ermöglichte, hin und wieder einen
Brief durch die Küche an Hordt getan
gen zu lassen. Der 0'raf, dem Bekannt
schnsten unter dem Dienstpersonal fehl
ten, mußte sich damit begnügen, bei
günstigen Gelegenheiten Maria unbe
merkt seine schriftlichen Liebcscrgüsse
zuzustecken. Gnvöhnlich geschah dies,
wenn der Hos von der Tafel aufbrach,
oder wenn man sich aus dem Schloß
in'ö Freie zn einer Schlittenfahrt oder
zu einer Eispartie begab. Im allge
meinen Gedränge fiel cS dann nicht
auf. wenn Hordt die Nähe Marias
fachte. Ein zärtlicher Händedruck, ein
rasch gewechselter Blick war Alles, wo
mit sid die liebenden gegenseitig er
freuen konnten.
Der hollsieinische Soldat, der als
Diener deö Grafen Hordt fnngirte,
klopfle schüchtern an die Thür und mcl
dclc nach dem Eintreten, eö sei ein Jun
ker vom Preobraschenslischcnllcegimcnt
draußen, der den Grafen zn spreche :l
wünsche.
Was will cr?" fragte Hordt, und
wie ist sein Name?" , , "
(Fortsetzung folgt.)
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J. A. HAYDEN.
Der leitende Photograph.
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öffentliche und pricat-Bauten..
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Cigaircn stehen hier zur Versiigung.
mH. OTTENS.
Wein- u. Bi,r
WirjßsSasi
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Feine Wcinc und Ziqueun
stets vonälhig,
IF Äuytuser-Vnsch stt
wird hier verabreicht
2101 ) 8t. Lincoln. Dicv.
High i5ivc" oder ..(sichre.
Partics"
sollten sich sofort a Ich 2br'!,n,
G. T. S. . 31. I. & P. N. Chi
cago, wenden, in 5!s. in j(ieimark:i,
per Packet. Iürl werdet Ihr pono
frei zebii Packele cihallcn. "'l'I We
Stern Trail" wtld v,kitcljehe!ich durch
die Rock Island Pacific Ci'cubahii ver
öfsentlicht. Er giebt on, wie mau im
Weste eine Farm 6 c Um nun sann unb
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sandt weiden. Sendet Name unb
Adresse an den Redaeieur vom Wcstcin
?rnil (5hieago, unb nehii;t be.-j Älatt
ein Jahr ' ei.
In n S e b a st i a n, G. V.