Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 26, 1894, Image 3

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    NEBRASKA STAATS - ANZEIGER, Lincoln, Neb.
Dir ss)ofnairc firr .Kaiserin.
fyflanstkrr lionnn oh X. 0. JiUuüvinn.
(ortfft-img.)
Unter bsrliiiislpii-n Sullr derltVil
tuchmor der Icffl ticheb sich ffh-r
und trachte folgenden loslit aus:
..Zch trinfe auf das thM weine
Herrn und IViiiicnJ, Seiner Majestät
des Königs Friedrich II. vvn Prkvxcn.
Möge alle fei ite Grinde, die auch du'
meinen find, unterstellen, wie sie es
verdienen, .'.liege ti uns Ariden be
schieden sein, die iiMt zu erobern, die
für um bijtiimr.t ist. (ott gebe die
En'iillung meiner msche!"
-Stellend traut der aiser den Pvkal
halb leer und sagte dann einem der
Hoffouriere : Trag' diesen Pokal zu
Zhrcr Äi'ajrslal der Kaiserin, damit sie
mir Bescheid tljac!"
Der Hofsouriertrat zu dem Platz der
Kaiserin und iibcrrci eiste mit einer tie
fen Verbeugung den Pokal.
Katharina ergriss ihn, blieb aber
sitzen, als sie sagte: HyA) trinke aus
das rchl Seiner Majestät des Königs
Friedlich II. von Preußen!"
wieder erschien der fratzenhafte Zug
in dem Besicht Peter III. Außer',!?)
vor orn erhob er sich und rief drn
iljrn gegenlibeisitzenden (eneraladju
tanken C'udouitsch zu: d'udowitsch,
geh' zu Ihr und sage hr, sie sei eine
Närrin, -eh' sofort zu Ihr, ich be
fehle es Dir!"
tudoivilsch war aufgesprungen und
wußte nicht, was er in seiner itoroip
rung thun sollte.
Peter Halle aber anscheinend bc
schlössen, seine (einablin öffentlich zu
demüthigen, denn er schrie noch lauter:
Geh' zu meiner (Gemahlin und sag'
Ihr, daß sie eine Närrin sei. Wer auf
das iiUchl meines Freundes Friedlich
trinkt, hat dabei aufzustehen, und wenn
der Kaiser von Rußland sieht, kann dicö
auch seine b'emahlin thun, so lange sie
eS noch ist."
Gudowitsch war erbleicht, ober cr
wußte, das; man durch Widerspruch nur
den Kaiser noch mehr reizte und zu
Tobsuchtsausällen des Zornes veranlag
fcn konnte. Er eilte zu dem Platze iU
tharinaö und sagte ihr nach einer tiefen
Verbeugung: Seine Majestät lass l
Ihrer Majestät sein Mißfallen tyex
durch auSsprechen. "
Nein, nein!" schrie Peter, daS
habe ich nicht gesagt. Warum lügst
Du? Sag' Ihr, sie sei eine Närrin.
Ich habe Dir befohlen, Du sollst Ihr
sagen, sie sei eine Närrin, eine nichts
würdige, boohnfte Närrin, die meinen
Zorn noch fühlen soll." (Historisch, wie
die ganze (7zcnc.)
Todtcnsüllc herrschte an der kaiscr
lichen Tafel nach diesem iiut!)aikuch
des Monarchen.
T'oll Hoh"it erhob sich in diesem
Augenblick Katharina, gab ihren Hof
damen einen Wink, und sich von dem
Kaiser durch ein kurzes Kopfnicken er
abschiebend, verließ sie langsamen
Schrittes den Taal.
Der Unterschied zwischen ihr und
Peter trat in diesem Augenblick äugen
fällig zu Tage. Die Kaiserin, nicht nur
eine schone Fran, sondern eine wirkl! h
majestätische Erscheinung, hohcitvoll in
jeder ihrer Bewegungen, und der Ko
scr mit vorn überhängendem Kopf, mit
verzerrtem (Gesicht, aus dein die großen,
aber e,:::druckvleeren Singen jetzt im
Äffest noili mehr hervortraten als sonst. j
" Die Kaiserin hatte die Thür noch
nicht erreicht, als sich Peter zu einem
lauten Aachen zwang und schrie: Vasrt
die Närrin laufen, laßt sie nur laufen,
sie soll mir nicht mehr unter die Augen
kommen, und ich werde mit ihr abreche
ncn!"
Dann setzte er sich nieder und stürzte
hastig ein (las Wein hinunter. Die
ganze Tzcne hatte nur wenige Minuten
gedauert, aber den Theilnehmern an
der Tafel war sie eine Ewigkeit lang
geworden.
Zugleich mit der Kaiserin hatte sich
Maria Talizin mit den anderen Hof
damcn entfernt. Sie hatte, bevor sie
die Tafel verließ, dem Grafen Hordt
noch einen erschrockenen Blick zugcwor
fcn. Peter schien es zu fühlen, daß cr mit
seiner Behandlung dcr Kaiserin zu weit
gegangen war. Es bemächtigte sich sei
uer eine wilde Lustigkeit, und er trank
mit einer Hast, gleichzeitig alle an
deren Anwesenden, inobcsondcrc den
Grafen Hordt, zum Trinken ennun
ternd, so daß binnen einer Viertel stunde
kaum Jemand im Saal noch einen kla
ren Kopf hatte.
Gudowitlch näherte sich endlich dem
Kaiser, und in feiner halb respcktvol
lcn, halb vcrtraulichcn Manier sagteer
ihm: Kommen Sie, Majestät, mit
mir, eö sind wichtige Nachrichten ein
getroffen, Nachrichten aus Warschau!
Ein Kourier wartet im Arbcitszim
mcr ! "
Daö sind Nachrichten vom Friedens
schluß mit meinem Bruder Friedrich
von Preußen! Dann allerdings muß
alles Andere zurückstehen. Komm, Gu
dowitsch, wir wollen sehen, was unser
Bruder Friedrich wünscht. Auf Wieder
sehen, meine Herren! Wir werden Hof
fentlich nicht mehr durch Närrinnen in
unserem Vergnügen gestört werden. "
Halb mit Gewalt fortgezogen, vcr
lieg Peter m Anne seines Adjutanten
den Cpcisefaal. Kaum hatte sich die
Thüre hivler dem Kaiser geschlossen,
als die Gesellschaft, die noch zurückgc
blieben war,mit fluchtartiger Gcschwin
digkcit aufbrach. Für Hordt. der un
schlüssig noch hinter feinem Stuhl slc
hcn geblieben war, hatte dieser Aus
brucksfast etwa Schrcckhaftcö. Keiner
sprach mit dem Anderen, die höchsten
Würdcnträir und ihre Frauen, alle
Herren und Damcn von dem engeren
Gefolge des Kaisers und der Kaiserin
verließen schweigend, aber hastig den
Saal, schlüpften in ihre Ucbcrkleidcr
und verließen das Palais.
Graf Hordt stand plötzlich verein
samt Milieu iiii Saal und wußte eben
falls nichts Besseres zu khnn, als das
PalaiS zu verlassen.
aiierin Kak!'.ini!a war. gefolgt lern
ibrcn Jauier;, bis in ilne o'euiaer
gegangen, Vll5 sie an der Zlmr dee
imn-.crs ak:n, das itir zum gewöhn
lichen '.tufemdalt diente, vrrabi1edet,
sie durch eine Handbeivegiing die Hof
damen und trat allein in das (hernach,
in dem nur ihre vertraute Kammerfrau
Iwaiwwna sich aushielt.
Bis jetzt balle die aiserin ihre
Wlii-de und ihre Beherrschung bewabrt ;
als sie aber in ihrem Zimmer angekom
men war, sank sie in einen Sessel und
brach in lautes Schluchzen aus. Es na
ren Tluänen des Zornes, der Wuth
über die ihr vor dem ganzen Hofe ange
thane Demüthigung, und der Ausbruch
ihres Gefühls war so heftig, daß selbst
die Kammerfrau zuerst sich nicht heran
wagte. Endlich kam sie mit mütterlicher
Zärtlichkeit an den Sessel der Kaiserin
und sagte vertraulich in russischer
Sprache: Was haben sie Dir gethan,
Du Märlurerin, Du Heilige?"'
Katharina schlang ihre Arme um den
HalS der Kammerfrau, die ihre best
Freundin und Vertraute feit vielen
Iahren war, und weinte sich auS; dann
erzählte sie .hr mit zornfunkelnden Au
gen, was geschehen war, und Katharina
Iwanowna begleitete fast jede Wort
mit furchtbaren Schimpswortcn gegen
den Kaiser. Die Entrüstung der alten
Frau war ehrlich geineint lind sie gab
ihr unverhohlen Ausdruck, obgleich jedes
einzelne Wort sie daö Veben kosten
konnte, wenn es dem Zaren Hinterbracht
wurde.
ES dauerte fast eine Stunde, bis sich
Katharina wieder beruhigt hatte; dann
wichen Zorn und verletzter Stolz der
Entschlossenheit, und sie war wieder
ganz majestätische Hoheit und Energie.
Sie trocknete ihre Thränen und sagt1:
Katharina Iwanowna, ich muß einen
Boten nach Petersburg haben, einen
sicheren und zuverlässigen Boten. Ich
muß an Jemand eine Nachricht senden;
es handelt sich um Ilebergabe eines
Briefes, aber diese Persönlichkeit muß
sicher sein, es handelt sich um ebeu
und Tod und um meine Existenz. Ich
darf nicht zögern, denn ich bin keinen
Augenblick meines Gebens sicher. Ich
habe es wohl gehört, wie er gesagt hat.
daß ich am längsten seine Gemahlin
geblieben sei. Ich weiß. der Wahnsin
nige schreckt vor keiner Gewaltthat zu
rück, und wenn ich nicht Hilfe bekomme,
kann ich heule Nacht noch ermordet wer
ben!" Katharina Iwanowna schüttelte den
Kopf. Nein, nein, Majestät," sagte
sie, derartige Furcht brauchen Sie nicht
zu hegen. Es gibt in Rußland keinen
Mann, der eS wagen würde, gegen un
fer erhabenes Mütterchen, gegen unsere
Märtyierin, gegen die geliebte Kai
serin die Hand zu erheben. Die Welt
hat nicht w viele Schätze, daß damit
auch nur Mensch gekauft werden
konnte, der gegen unsere erhabene Kai-
serin eine Gewaltthat unternehmen
würde. "
Katharina wehrte mit der Hand ab.
ES gibt solche teilte überall Katha
rina Iwanewna," sagte sie, und wenn
er keine Männer findet, so wird er
Weiber finden. Du freilich bist mir
treu, aber ich weiß nicht, ob ich meines
Gebens vor meinen Hofdamen sicher
bin. Ich weiß nicht, ob jetzt nicht schon
eine von ihnen oder mehrere das Gift
bei sich führen, dnS sie mir jeden Au
gcnblick beibringen können, und das ick,
vielleicht heute noch, ohne eS zu wissen,
zu mir nehme."
Die Kammerfrau schüttelte wieder
den Kopf. Es sind zwei unter ihnen,
denen man trauen kann, das ist die
Fürstin Daschkow und Maria Ta
lizin." Katharina sah geradezu entsetzt aus,
als sie die Worte ihrer Kammerfrau
hörte. Du haft wohl Deinen Versland
verloren, Katharina," sagte sie, oder
bist Du zu meinen Feinden iibergegan
gen? Die Dasclikow, die Schwester der
beim Kaiser Hoch in Gunst stehenden
Rvmnnowna Woronzow sollte, meine
Freundin sein, und Maria Talizin, das
Kind, dem ich keine Feindschaft zu
traue, das aber weder Lebenserfahrvng,
noch 'Muth, noch Verständniß für die
Vage hat, in der ich mich befinde?
Wenn das die einzigen Freundinnen
find, die Du mir vorzuschlagen hast,
dann ist es wohl besser, ich nehme selbst
Gift, denn dann bin ich verloren."
Die Kammerfrau lächelte: Ehe ich
meiner Kaiserin einen falschen Rath
gebe, will ich lieber dreimal den Tod
erleiden, und wäre es der schimpflichste
und schlimmste. Ich habe genau gc
prüft, untersucht, geforscht und beobach
tet. Die Fürstin Daschkow ist die gc
schirorenc Feindin ihrer eigenen Scknvc
srcr, sie ist ebenso die geschworene Fein
din des Kaisers, der sie öffentlich bc
schimpft hat. Sie ist kühn und ent
schlössen, und was Maria Talizin an
belangt, so gibt eö kein muthigcrcS.
klügeres und der Kaiserin ergebeneres
Mädchen, als gerade sie; als Bote ist
sie sicherer wie jede andere Persönlich
seit, denn gerade wegen ihrer Jugend
und Unerfahrcnhcit erregt sie am we
nigstcn Veidacht. Ich verbürge mich für
sie und ftffTle diese Behauptung nur
auf, nachdem ich mich von ihrer Klug
heit und ihrem Muthe mehr als zehn
mal überzeug: habe."
Die Kaiserin dachte einen Augenblick
nach. Du weißt, ich vertraue Dir,"
sagte sie dann, wie man nur sich selbst
vertraut. Ich will auch glauben, daß
die Talizin vielleicht für unsere Zwecke
verwendbar ist, aber auch die Fürstin
Daschkow? Ich Inn mich wenigstens
mit dem Gedanken noch nickt bcfrcun
den. Rufe mir aus dem Vorzimmer
Maria Talizin, brie mir dort von
jenem Tisch den Iuwclcukastcnhcr und
laß mich mit der Talisin allein!"
Einige Augenblicke später trat Marie
Talizin ein und blieb nach einer tiefen
Verbeugung an der,Thür stehen. Ka
tharina betrachtete das junge Mädchen
genau. Maria hatte vom Weinen gerö
thetc Augen.
Tritt näher, mein Kind," sagte
die Kaiserin, Du hast geweint,
Du denkst an Deine Zukunft, und
sie kann Dich allerdings mit Sorge
erfüllen, aber clanbc nicht, daß ich
Dich mit mir iYe verderben ziehen
will. ? u bair cs selbst arhört, was mir
heute begegnet ist, meine Rolle ist hier
zu Ende ixünelt, ich will i umthut
diges 'in:? nickt i mein Verderben
ziehen. Nimm kiesen Rubin hiervon
mir zum Andenkn und geh', ich ent
lasse Tiui ans meinen fier.sten als
Hofdame. Tu wirst flenn meinem ?odk
oder meiner (esanaenievung durch Dei
ncn Vater eine bessere Stellung finden
und sollst nicht durch mich in Un
glück gezogen werden."
Maria suirie laut auf und machte
taumelnd einige Sckritle auf die Kai
ferin zu. Katharina stand auf, als wäre
sie erschrocken, und sagte: Was willst
Du? Was ist Dir?"
Maria war überwältigt von ihrem
Gefühl, sie ergriff die Hand der Kai
serin und kniete bleich vor akharina.
Majestät," rief sie, was habe ich
gethan, daß Sie mich so hart behan
dein? lassen Sie mich nach Sibirien
schicken, lassen Sie mich lvdtknuten,
aber strafen Sie mich nicht so schwer
mit Ihrem Mißtrauen, mit Ihrer Un
gnade ! O mein Gott, was habe ich vcr
brachen, daß meine Kaiserin, die ich
über Alles liebe, mich so von sich stoßen
kann?"
Steh' auf," sagte Katharina in
gänzlich verändertem Ton, sieh' aus,
Du Närrin! Will ich denn Dein Un
gluck? Nein, ich will Dich vor Unglück
bewahren. Schlimmes ficht mir bevor,
und wer zu mir hält, wird zugleich mit
mir von dem kaiserlichen Zorn und sei
ner furchtbaren Strafe getroffen. Gehe
von mir, meine Gegenwart bringt nur
Unglück, Schande, Elend und Tod."
Ich will aber nicht von Ihnen
gehen, Majestät," sagte, alle Etikette
bei Seite lassend, Maria, ich will
lieber sterben mit Ihnen, als leben
ohne Sie."
Katharina legte plötzlich ihre beiden
Anne um die Schultern des jungen
Mädchens und sah Maria lange und tief
in die Augen.
Tu wi.lst Dich aufopfern für ein
wehrloseö,mit Füßen getretenes Weib,"
sagte sie plötzlich mit einer Stimme
voll Rührung und mit jener beste
chenden Liebenswürdigkeit, welche ihr
später während ihrer langen Rcgie
rnngszcit so ost die Herzen ihrer groß
ten Feinde und Gegner gewann. Du
willst bei mir aushalten und willst
Dich für mich aufopfern, und weshalb
denn?"
Maria schwieg erschüttert und wagte
sich nicht zu bewegen.
Weil Du mich liebst?" fragte die
Kaiserin. Ist eö wahr? Gibt es wirk
lich noch ein Herz, das für mich
schlägt? Ist eö dcnn möglich, daß ich
in dieser Stunde eine Freundin finde,
die um meiner selbst willen mich liebt,
: die mir ganz gehört, die mir helfen
will?"
Katharina zog plötzlich Maria Tali
zin an sich und fußte sie lange auf den
Mund. Als sie Maria wieder aus
ihren Armer lasset; wollte, sah sie, daß
das junge Mädchen ohnmächtig gcwvr
den war. Sie ließ sie aus ihren Armen
in den Sessel gleiten, in dem sie selbst
vorher gesessen hatte, und lächelte.
Sie klingelce nach ihrer Kammerfrau
und befahl : Beschäftige Dich mit dem
Kinde da! Sie lügt nicht, Du hast
Recht, man kann ihr vertrauen. Ich
schreibe einige Zeilen, sorge dafür, daß
ich nicht gestört werde! Suche die
Kleine da wieder zu sich zubringen und
sage ihr, ;. müsse noch vor Einbruch
der Nacht, so rasch eö geht, nach Pc
tersbiirg fahren, lim Toilettensachen
für mich zu besorgen. 'Nimm vvn den
Essenzen, die in meinem Schlafzimmer
stehen, und reibe ihr die Schläfe, da
mit sie wieder zu sich kommt. Ich
glaube, die Ohnmacht wird rasch vor
übergehen." Die Kaiserin verließ da? Zimmer
und schloß sich in ihrem Arbeitskabinett
ein.
In den Abendstunden desselben Ta
ges jagte ein Nennschlitten von Ora
nienbaum .räch Petersburg. Es war
eines jener leichten Gefährte, die in
jener Zeit vvn vornehmen Personen be
nützt wurden und die dem herrschenden
Geschmacke des Rokoko genügend Rech
nung trugen. Der muschelförmige
Hauptkörper des Schlittens bot nur
Platz für zwei Personen, und trug an
seinem hinteren Ende den kleinen tz
für den Kutscher oder Bedienten. Die
Schlittenkufen, auf denen die Muschel
tuhte, waren nmVordcrtheil des Schlit
kens hochgeführt und vereinigten sich zu
einer Spitze, die mit der zierlich ge
schnitzten und vergoldeten Figur eines
Engels und mit bunten Straußenfedern
geschmückt war. Das einzelne Pferd
ging in einer eleganten Gabeldeichsel
und war mit kostbarem Geschirr behan
gen, dessen Hauptschmuck silberne
Schellen und bunte Federn bildeten.
In dem Schlitten saß, selbst die Zü
gcl führend, Maria Nikolajcwna Tali
zin, während hinter ihr auf dem Be
dientensitze ein kleiner uniformirter
Diener Platz genommen hatte. Dieser
kostbare Schlitten gehörte zum Mnrslall
der Kaiserin und war von dieser Maria
zur Pcrsügung gestellt worden. Angeb
lich sollte die junge Hofdame nämlich
bei einigen Schneiderinnen und Putz
machcrinnen für die Kaiserin dringende
Bestellungen machen und die nothwen
digstcn Stücke von Garderobe sofort
selbst mit nach Oranienbaum bringen.
In Wirklichkeit hatte Maria aber einen
dringenden Brief der Kaiserin an den
Lieutenant Gregor Orlow zu befördern,
der seine Wohnung in der Kaserne des
ISinailow'schcn Garderegirnenls zu
St. Petersburg hatte.
Gregor Orlow war dcr Acltcstc von
fünf Brüdcrn, die aus einer verarm
tcnAdclsfamilie stammten, und die um
ihr Lcben zu fristen, sich unter die Sol
baten hatten stcckcn lassen. Und doch
waren diese OrlowS berufen, in der
russischen Geschichte eine wichtige, ja
eine entscheidende Rolle zu spielen und,
gehoben durch die nie versiegende Gunst
einer mächtigen Regenkin, die höchsten
Würden und ungezählte Reichthümer
zu erlangen.
Der Vater der Orloivs hatte im Re
giment der Strelitzcn gedient und seine
iilrne (Sircaer. Iliunn, Allere,'. Wladi
mir und Feder waren in kinerAiliiZr
schule rr;cgen und dann im Vandkadel
tenkorxs weiter ausgebildet weiden.
Zlllc Br.ider waren aeisiig bedeutende
Menschen, die besonders großes latent
für fremde Sprachen hatten, noch nie
Scr ober uls ihre Klugheit und Iniel'
ligen; war ihre Tvllluhnheit und ihr
Wage ni'.ilh, der vor nichts zuruckschreckie,
trenn nur genügende Vortheile wink
ten. 3u jener eit bekleideten vier von
den Brüdern Crlou) nur sehr unterge -ordnete
Stellungen in der Armee: sie
waren Unteroffiziere und Sergeanten
in der trdeinsanterie.
Gregor allein war Offizier, ober er
Hatte diesen Rang in der Artillerie
nur durch einen Zufall erhalten. Er
war in jenen Zagen unstreitig der
schönste und imposanteste Mann in
ganz Petersburg, und der Kommandeur
der Artillerie, eneralfeldzeugmeister
Gras Schuwalow, wollte ihn deswegen
zu feinem Adjutanten Haben. Gregor
Orlow wurde also zur Artillerie versetzt
und zum Offizier ernannt. Der Ge
neralseldzeugmeisier wurde aber bald
auf den stalllicken Offizier eifersüchtig
und hätte ihn unzweifelhaft auf vebcns
zeit nach Sibirien schicken lassen, wenn
nicht die Kammerfrau der damaligen
Großfürstin Katharina für den schonen
jungen Offizier interessirt worden
wäre.
KalHarina Iwanowna, die Vertraute
der Großfürstin, wußte dieser vormslel
lrn, daß es vielleicht von hohem Werthe
sein könne, wenn diese den intelligen
ten Offizier zu einem treuergebenen
Diener und Werkzeuge mache, indem
sie ihm jetzt ihren Schlitz nngedeihen
ließe, und dadurch entging Orlow der
sibirischen Verbannung. Seitdem hatte
Orlow die Aufgabe gehabt, Katharina
über Alles zu lintenichlen, was in den
Vssizierskreisen der Petersburger Gar
nifon vorging. Neuerdings halte er die
Aufgabe ibeinomn?en, im Geheimen
Stimmung für die Kaiserin in der
Annce und vor Allem in ffizicislrel
sen zu machcn.
Er fpiclte ein gefährliches Spiel:
wurdcn feine Bemühungen für die Kai
ferin entdeckt und erhielt der Kaiser
Nachricht davon, so erwartete ,rlow ein
entsetzlicher martervoller Tod.
Katharina aber gebrauchte Hilfe um
jeden Preis; schon als Großfürstin
wußte sie, daß ihr kaiserlicher Gemahl
sie fürchte und hasse; schon damals
mußte sie sich darauf vorbereiten, daß
sie Peter sofort nach der Thronbestei
gung verstoßen und gefangen setzen
werde. Dies war zwar nicht geschehen,
aber der Kaiser plante jetzt gegen seine
Gattin, die ihm ihrerseits deutlich ih'-c
Verachtung bezeigt hatte, ganz gewiß
gewaltsame Dinge. Das hatte n ja
heute in seinem Zorn selbst vor der
ganzen Hofgesellschaft laut erklärt.
Es war bitterkalt, und Maria litt
während der Fuhrt sehr vom Froste, ob
gleich sie in Pelze gehüllt war. Sie
mußte zeitweise die Zügel an den klei
ncn Diener abgeben, da ihr die Hände
trotz der Pelzhandschuhe erstarrten.
Endlich langte man an der Grünen
Brücke" an, der damaligen Einfahrt
nach Petersburg, ivenn man von Ora
nienbaum kam. Maria trieb das Pferd
noch rascher an und gelangte endlich in
das Wiuterpalais, wo sie als Hofdame
der Kaiserin eine kleine Wohnung hatte
und wohin, sofort die Lieferanten der
kaiserlichen Garderobe durch Diener bc-
stellt wurden.
In ihrem Zimmer fand Maria ihre
deutsche Dienerin, ein noch sehr junges
Mädchen Namens Sophie, das ihr treu
ergeben war. Sie ließ sich von ihr rasch
ein paar Gläser heißen Thees bereiten
und schrieb dann einen Brief an den
Lieutenant Gregor Orlow, in dem sic
ihn ersuchte, sie so rasch als möglich in
aller Heimlichkeit zu besuchen. Der
Brief war ans Vorsicht so gefaßt, als
handle es sich um ein zärtliches Stell
dichein. Maria legtc aber eine sonder
bare Vegitimation in den Brief, durch
ivelche Orlow sofort erfuhr, daß sie im
Auftrage der Kaiserin handle. Es war
dies ein einfaches Hciligciüiild, eine
Kopie dcö Muttergottesbildcs von Ka
san, eine plumpe, grell bemalte Holz
schnittdarstcllung, die ans der Rückseite
von der Hand OrloivS in russischer
Sprache die Worte trug: Gott schütze
Dich!"
Sophie erhielt den Auftrag, den
Brief nebst Einlage nach der Jsmai
low'schcn Kaserne zu bringen und dort
Niemand als Gregor Orlow zu über-
geben, sie sollte sich auch von ihm we
gen feines sofortigen Kommen Ant
wort erbitten. Das Mädchen war iin
Innern sehr erstaunt über den Auftrag, ,
da ihre Henin sonst nichts mit derar
tigen Heimlichkeiten zu thun hatte, aber
sie wagte natürlich ihrem Empfinden
keinen Ausdruck zu geben.
Kurze Zeit nach der Ankunft Marias
im WinterpalaiS erschienen die ie
ferantinnen, und in einem (Garderoben
zimmer dcr Kaiserin hatte Maria mit
ihnen Besprechungen über sofort zulie
fernde Toilcttcnsiücke. N'och war sie mit
diesen Konferenzen beschäftigt, als
Sophie zurückkehrte und ihr mittheilte,
der Lieutenant Orlow werde sofort er
scheinen. Im Flüstertöne befahl ihr
Maria, den Lieutenant heimlich in ihr '
Zimmer zu führen, und Sophie ent
fernte sich, nachdem sie ihrer Herrin
einen erstaunten und vorwurfsvollen
Blick zugeworfen hatte.
Eine halbe Stunde später saß Maria
in der That in ihrem Zimmer beim '
Scheine der Vampe mit dem schönen
Orlow zusammen, der Offizier aber
schien über dieses Stelldichein nicht
sonderlich erfreut zu sein. Er war sehr
nachdenklich und bctrachtetc scheu und
vorsichtig immer wicdcr Maria, der er
noch nicht recht zu trauen schien. Als er
Maria begrüßte, sagte er galant und,
als ob er nicht wüßte, um was es sich
handle: Sie haben mir die Ehre gege
den, mich hierher zu befehlen, und ich
habe nicht gezögert, der Einladung ei
so liebenswürdigen und schönen Da
Folge zu leisten!"
Ich schrieb nicht in meinem Nam
fondern in dem einer Freundin," sa
Maria ctwnö verwirrt.
.Einer Freundin?" sragtc 7rl,
I Ulf ii, mein
Mana crroi'neie, iif nw noch ;u
jung und uneingeweihl in d,e Inin.
guen eines Ho'es.
Ich komme im Ausüage einer ge
meinsamen Freundin, die wir 'eide
hoch verehren."
Und wer ist diese Dame, die ich als
meine Freundin detrachten soll ?"
ES ist Ihre Majestät, unsere gütige
Kaiserin?" sagte Maria flüsternd.
Orlow erhob sich und fugte kühl :
Mein Fräulein, wenn eS sich nicht um
einen Scher; handelt, was ich kaum an
nehmen kann, da die allerhöchste Person
Ihrer Majestät der Kaiserin dabei ge
nannt wird, so handelt es sich gewiß um
einen Irrthum. Ich bin ein einfacher
anner Ofsi'ier. und eine ungeheure
Kluft trennt mich von Ihrer Majestät.
Es wäre Verbrecher! felier Wahnsinn,
wollte ich unwürdiger Sklave es wagen,
mich einen Freund Ihrcr Majestät zu
nennen."
Cxlcw fürchtete augenscheinlich, eS
feile ihm irgend eine Falle gelegt wer
den, und deshalb war er vorsichtig, stand
ja doch auch zuviel auf dem Spiele:
selbst wenn er nicht an sich gedacht Hätte,
so mußte er doch um dcr Kaise, in wil
lcn vorsichtig sein. Er erhob sich und
wollte das Zimmer verlassen.
Maria aber besaß entsprechende In
struklionen von der Kaiserin, welche die
Vorsicht des Vertrauten vorausgeahnt
zu haben schien.
Wollen Sie nicht diesen Ring be
trachten," sagte sie und streifte einen
einfachen (Goldreif mit einem :ubin
, von ihrem Finger, um das Schmucksliick
Orlow zu überreichen. Dieter betrach-
' tete den Ring und schien sehr erstaunt.
Bevor er noch antworten tonnte,
übergab ihm Maria den Brief der Kai
serin, den Cxlow sofort erbrach. Da
mit aber Maria nicht scin Mienenspicl
bei dcr cltüre dcö Bricfcö beobachten
könne, wendete cr sich einem Neben
tischchcn zu, auf welchem eine brennende
i Kerze stand. Er schien den Brief erst
mehrere Male durchzulescn, dann prüfte
er ihn nochmals genau auf seine Echt
heit. Dann verbrannte cr den Vrief an
der Kerze, bei deren Schein er ihn ge-
i lesen, und wendete sich wieder an Ma-
' na: Sagen Sie der Freundin, von
welcher dieser Brief kommt, daß augen
blicklich keine Gefahr droht, ich ver
bürge mich für Alles. Freunde find in
der Nähe der Freundin, auch wenn sie
nicht in Petersburg ist, und andere
Freunde führen ihre gerechte Sache mit
, Erfolg. Sie haben mich verstanden?"
I Ich glaube," entgegnete Maria.
I Nehmen Sic dicscs Bild zurück und
geben Sic es unserer Freundin wieder,
ich habe ein Wort darauf geschriebn,
das Sie legitimirt. Entschuldigen Sie,
wcnn ich vicllcicht etwas zu vorsichtig
war, aber ich kannte Sie nicht, und
wenn Sic wisscn, um waö cs sich han- '
dclt, so werden Sie meine Vorsicht be
greifen. Mau klopft!"
Es ist meine Dienerin, die mir
mittheilen will, daß die Vieferantinne.i
für die Garderobe Ihrer Majestät mich
zu sprechen wünschen." !
Sind Sie Ihrer Dienerin sicher?"
Vollkommen!" '
Man kann nicht vorsichtig geng
sein, gestatten Sie mir in Gegenw, et
Ihrer Dienerin eine Vertraut ichke't,
die sie zu dein Glauben zwingt, Ur ,
Beide seien"? in Liebespaar. Die Um
stände gebieten eö!"
Maria trat bestürzt einen Schritt
zurück und erröthete. '
Orlow warkctc ihre Antwort nicht ab.
2r ging zur Thür, schob den Riegel zu
rück und ließ Sophie eintreten. Dann
trat cr plötzlich zu Maria und sagte ihr
laut: ,Xcb' wohl, mcin Täubchcn,
rncine Seele! Auf baldiges Wieder
sehen!" Bevor Maria noch wußte, was ihr
geschah, hatte Orlow sie an sich gezogen ,
und küßte sie in Gegenwart der Die-
nenn auf die Stirn, dann hüllte cr sich
in seinen Mantel und verließ rasch das
Zimmer.
Es dauerte eine ganze Zeit, bis sich
Maria von ihrem Schreck und ihrcr Ver
legenheit erholt hatte. Sie sah die
Blicke ihrer Dienerin wicdcr mit höchst
sonderbarem Ausdruck auf sich gerichtet
und mußte sich vorhalten, daß sie um
der geliebten Kaiserin willen die Ach
tung der eigcncn Dicncrin vcrlor, da
sie diese icht in ihrer Verwirrung über
den wahren Sachverhalt aufklärte.
Die bestellten ieferantinnen sind
jetzt da!" meldete Sophie. ,
Ich komme sofort, sag' cs ihnen." !
Maria war allein und ordnete vor
dem Spiegel ihr Haar, daö durch die
Umarmung OrlowS sich etwas verwirrt ,
hatte.
WaS that es, wenn auch die ganze
Welt glaubte, Maria Nikolajewna Ta
lizin unterhalte ein zärtliches Verhält
niß mit Gregor Orlow, wenn nur die
Kaiserin davon Vortheil hatte, und
wcnn nur dadurch das Geheimniß ge- j
wahrt wurde, um das es sich äugen-
fcheinlich handelte und von dessen wirk-
lichem Inhalt Maria doch keine Ahnung
hatte. Sie hatte von dcr Kaiserin nur
erfahren, daß Orlow ihr durchaus erge
den sei, und daß an diesen ein außer
ordentlich wichtiger Brief abgegeben
werden müsse, mehr wußte sie nicht, :
wollte sie auch gar nicht wisscn.
Maria war bereit, für die Kaiserin !
Alles zu spsern, waö sic besaß, selbst
ihren guten Rus, die Achtung, die sie in
der Öffentlichkeit besaß, und selbst da
Nebelt. Was lag ihr an der Meinung
der Welt !
Plötzlich jedoch zuckte sie zusammen,
ihr Fuß, der ihren Gang nach der Thür
und aus dem Zimmer führen sollte,
stockte. Wcnn abcr Einer von dicscl'
Sache erfuhr, und wenn dieser Eine
cincn falschen Verdacht gcgcn sie bc
kam, wenn cr vor ihr die Achtung ver
lor, wcim cr sie nicht mehr mit seinen
leuchtenden Augen betrachtete, fondern
ihr auSwich und ihr grollte !?
Wenn dieser Eine sie falsch beur
theilte wcnn dieser nein, nein, das
durfte nicht fein um keinen Preis!
Graf Hordt sollte von ihr nichts
Schlechtes denken. N'cin, cr nicht!
.einer Fiiundin ten
Fräulein, rder ren nur
4. K a p i t e l.
ES war noch nenn Uhr Abends, nl
Maria Peteisburg wieder peilics:. Sie
halte die von den Vieferanliimen in
aller Eile b.'sorgien arderobestncke für
die Kaiserin auf einen besonderen Wo
gen verpacke.! lassen, den sie voraus
schickte, und der vom Marstall im Win
terpalais mit vier kiafligen Pferden be
spannt worden war. Sie selbst bestieg
, ,,, !( V?.''
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noch viel heftiger gewordenen Kalte un
verziiglich die Rückfahrt nach Oranien
bauin anzuirclen. Die Kaiserin mußte
unter allen Umständen eine Antwort
von Orlow haben, und Maria Talizin
konnte diese dem Papiere nick . anvcr
trauen.
AIS sie an die iriine Brücke kam,
fand sie die Passage gesperrt und horte
Schimpfen und Fluchen, ervierfpän
nige Wagen des Marstal li war hiermit
einer tf, bitte znsammengeraiheil und
halte diese so beschädigt, daß sie für eine
weitere Fahrt nicht geeignet war. Der
Führer der Kibille zankte sich mit dem
Kutscher und den Dienern des Marstall
wagens herum, während eine Ijohe Ge
stalt, in einen gewaltigen Pelz gc
hüllt, im Schnee stand und anscheinend
wartete, bis es den Renten gefällig sein
würde, ihre Auseinandeisetziuigen zu
beenden.
Als Maria mit ihrem RYntu'chlitteu
anlangte, meldete ihr ei ner der Diener,
die den Gepäcksmlitten begleiteten, den
Unfall. Im nächsten Augenblicke trat
schon die in Pelz gehüllte Gestalt heran,
und Maria Nikolajcwna erkannte im
unsicheren Richte dcö Mondscheins den
Grafen Hordt.
Aucch cr schien überrascht, Maria hier
zu fiudcn.
Ich war im Auftrage Ihrer Ma-
jestät in Petersburg, um rasch cinigc
nothwendige Tollettcnzliicke zu besor
gcn," erklärte sie ihm.
Und ich," sagte Graf Hordt, war
in ähnlicher Angelegenheit in Peters
bürg, nämlich wegen Komplettiruni
meiner riitjtichei! Uniform, vcidcr ist
meine Kibitle, wie es scheint, durch den
Zusamineusleß mit dein schweren Mar
stallschlittcn unbrauchbar geworden, und
da ich mich mit den veuten nicht ver
ständigen konnte, blieb mir vorläufig
nichts Anderes übrig, als abzinvarken,
was ans der Sache werden würde."
Ich bedauere ledhast, Herr Graf,
daß ich gewissermaßen indirekt schuld
an diesem Unfall bin, der Sie getroffen
hat. Aber wenn Ihre Kibitke unbrauch
bar ist, so kann dem Schaden leicht ab
geholfen weiden. Ich habe in meinem
Schlitten noch einen Platz, und wcnn
,ie mit diesem und meiner Gesell
schuft bis Oranienbaum vorlieb nehmen
wollen, so werde ich erfreut sein, Ihnen
dienen zu können."
Ich muß den Unfall mit meiner
Kibitkc jetzt als ein großes Glück prei
sen, indem cr mir das Vcrgnügcn gc
währt, niit Ihnen zusammen die Fahrt
nach 'Oranienbaum zu machcn. Abcr
ich habe cinigc Stiiekc Gepäck."
Maria lächelte. Ich weiß die Wicht
igkeit solchen Gepäcks zn schäl-en, " ent
gegnetc sie, abcr ich glaube, wenn
mein kleiner Diener diese Gepäckstücke
nimmt und sich auf den Marslallschlit
ten setzt, bringt cr Ihnen Alles sicher
noch heute Nacht nach Oranienbaum."
Maria gab einige Befehle in rus
sischcr Sprache, und das Ehnos an der
Grünen Brücke entwirrte sich in glück
lichstcr Weise. Dcr klcine Diciicr klet
tertc von seinem Hintersitz auf dem
Rennschlitten herunter, packte die Ge
Päckstücke Hordts auf den Marslallschlit
ten, und dieser erhielt den Auftrax.,
voranzufahren, da er mit seinen vier
kräftigen Pferden rascher den Weg zu
rücklegen konnte, als der'Nennschlitteu.
Der Inhaber der Kibille wurde abge
lohnt, und Hordt vergütete ihm den
Schaden, der entstanden war.
Mit lautem Geschrei trieben die Knt
scher die vier Pferde des Marstallfchlit
tens an und jagten hinaus in dic mond
beschienene Landschaft. langsamer
folgte ihnen der Rennschlitten, in dem
sich Graf Hordt und Maria Nikola
jewna befanden. Dicht aneinander gc
schmicgt, dcnn die Muschel des Schlit
tcns, in dcr sie Plalz genommen hatten,
war ziemlich eng, saßen sie ncbcncin
andcr. Unendlich weit schien sich die
Schnccfläche zu dehnen, welche in dem
bläulichen Richte dcö Vollmondes
strahlte. Dcr Marstallschlittcn war
schon nach wenigen Minuten aus dein
Gesichtskreis vcrschwundcn. Nichts un
tcrbrach die feierliche Stille, als das
Läuten dcr Glocken, die an dem Gc
schirr des Schlittcnpfcrdcs befestigt wa
ren. Mit eigenthümlichen Gefühlen saßen
die Bcidcn, wclche dcr Zufall hier zu
sammcngcbracht hatte, ncbcncinandcr.
Schcu und zaghaft betrachtete Maria den
Grafen, der die Zügel führte und, wie
eS schien, in Gedanken versunken war.
Jetzt saß er neben ihr, an den Maria
Nikolajewna vorhin noch mit Sorge
gedacht hatte. Wenn es ihr doch jetzt
vergönnt gewesen wäre, ihm Alles zu ge
stehen! Sie fühlte es, sie wäre ruhiger
gewesen, und selbst das Geheimniß, das
sie drückte und das ihr so gefährlich
schien, wäre ihr minder schrecklich gc
wcsen, hätte sie es ihm anvertrauen kön
ncn. Wie glücklich wäre sic gewesen,
hätte sie ihn zum Berather haben kön
ncn, hätte sie vertrauensvoll Alles, was
sie drückte, ihm mittheilen können!
Aber sie mußte schweigen, sie durfie
das Geheimniß, von dem sie selbst so
wenig wußte, nicht einmal andeuten,
sie durfte von dem, waö sie für den
Mann neben sich empfand, nichts vcr
rathcn : die ante Sitte ver.bot es!
(Fortsetzung folgt.)
Sich selbst begrub ein Tod
ten gröber neulich in Pvdgorze bei
Thorn, Westpreußeu. Er verscharrte
sich im Sande, aus dem man den
iMann, fast erstarrt und bis zum Halse
in dem Sande steckend, zog, Munin
hatte er sich eihvlt, so lief 'er an die
Weichsel, um sich zu ertränken; hier
von wurde cr auch zurückgehalten, und
nun versuchte er durch HalSabschncidni
seinem Vebcn ein Ende zu machen. Er
wurde jrdoch noch lcbcnd aufgefunden
und in daö Krankenhaus geschafft.
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