lUxs Geburtstag. Von , n h o l d Cttcionn. ! im mimioc. um ufuyi.. . . m ... -t m- lart 43 als war c8 am Horizont ouf gestiegen als etntS von jenen klemm weihen, ylänzenden WNkchen, denm man unmöglich etwa Jolts zutrauen muii, eil fit aar so barmlo und unversäng lich auisthkn. Daß ein Gewitter daraus erden wurde, oder gar eine lange tröst lose Regenzeit Niemand hätte e für möglich gehalten. Und nun war sie doch mit einem Male da, die graue, dunkle. einförmige Wand, die den eben noch so ,tra!Ienren tmnrn w licken Vthtni verdüsterte und dem be. lebenden Sonnenschein deZ Glücks den Z igai'q in ihre Herzen vermehrte. Höher uns hoher Iqien sie niii jecern im vor 11 rücken, dicke bäKliche, mißfarbene Wand, kaum, daß noch hier und da ein kleine, lachende, azurblaues Fleckchen anflauchle. und ein vereinzelter, armer Strahl sich schilchlern unv nuqug oer. oormaate. mt in (Arnerer Druck lastete die ungewohnte Dunkelheit auf ihren Ge. mulhern. Der Schatten der düsteren unbeweglichen Wand lag jetzt über Allem, was sie dachten und thaten, über leinen i betten, wie über ihren kleinen bZuSIichen Verrichtungen, über dem Ber kehr mit den Freunden und selbst über den Vergnügungen, In denen sie auf kurze Zeit zu vergessen gedachten, waS sie bedrückte. Die eigentliche Schuld an a liebem aber trug nicht Anderes, all ein aller vrett ästiger Kastanienbaum. Wer es ihnen vor ihrer Hochzeit vor, ausgesagt hätte, daß ein Kastanienbaum jemals solchen Einfluß auf ihr Glück ge. minnen könnte, der würde ihnen sicher lich für einen sehr schlechten Propheten gegolten haben. Denn damals hakte e ganz andere Dinge gegeben, die sie mit Sorge und Bangen erfüllten und wenn damals ein so düsterer Schatten in ihre sehnsuchtsheißen Herzen fiel, so war eS gewiß nicht der Schatten irgend eines alten gleichgültigen Baumes. Sie hat. ten tapfer kämpfen und geduldig auS harren müssen, ehe sie zu einander ge langten, und der Morgen des Tages, der sie für immer vereinte, war für JedeS von ihnen das Ende einer langen und schweren PrüsungSzeik gewesen, die nur treue und innige Liebe so macker hatt überstehen können. Denn sie waren Beide ohne Vermögen, und die verständigen Leute hüben und drüben, die ein Wöltlein dreinzureden hatten, meinten in lobenSwerther Bedachtsam keit, daß sie schon auS diesem triftigen Grunde ganz und gar nicht für einander taugten. Sie sollte einen reichen Mann hei rathen, weil sie hübsch und klug war, ihm aber war sicherlich noch irgend eine glänzende Partie vorbehalten, da er doch schon um seiner stattlichen Erscheinung willen von jeher ein Liebling der Frauen gewesen. Mit hundert einleuchtenden Beweisen that man ihnen überzeugend dar, daß sie gar nicht Thörichteres thun könnten, als inander lieb haben man baute in bester Absicht thurmhohe Hin dernisse zwischen ihnen auf, damit sie sich nicht mehr begegnen könnten, und man mein! auch, sie allgemach zur Vernunft zu bringen, indem man ihnen vom Mor gen bis zum Abend vorpredigte, daß das Glück der Liebe kurz und das Unglück der Armuth desto hartnäckiger sei. Aber während man sich so in recht schaffenem Willen um ihr künftige Wohlergehen müh!e, tauschten sie in abendlicher Dämmerstunde auf den ver schwiegensten Wegen des Thiergartens immer auf' Neue die zärtliche Verstche rung aus, daß sie niemals von einander lassen würden, oder sie faßen, wenn der Regen rann, in dem verstecktesten Winkel einer kleinen versteckten Conditorei, wo er ihr seine stolzen Zukunftsplän nt wickelte, während die geliebte Marv zwi schen Hoffen und Bangen Erdbeeren mit Schlagsahne verzehrte. Die Erdbeeren waren mitunter noch unreif und die Schlagsahne manchmal sehr sauer; aber in ihrem Gedächtniß war nicht? desto weniger keine Erinnerung an irgend eincn leidlichen nuj, der köstlicher ge wesen wär cl8 dieser. Und wie sie ihren zärtlichen Versiche, rungen treu geblieben waren, so hatten sich auch ihre stolzen ZukunftStrSume er füllt nicht über Nacht und vielleicht auch nicht in all' dem Glänze, mit dem in f:ssllos Phantasie solche Bilder ja so gerne ausstattet, aber doch freundlich und heiter genug, um sie an einem glück seligen Tage all' die Leiden vergessen zu lassen, die ihnen die vielen Monde de Warten? bereitet. AuS eigener Kraft hatte er sich den traulichen Herd errichtet, und sie waren endlich Mann und Weib. Aber der trau, liche Herd erhob sich freilich nicht in einem Palast, sondern in einem kleinen bescheidenen Hause, deren Wohnstube dunkel und deien Schlafzimmer nicht hell war. Man mußte über den langen Hof gehen, bevor man dahin gelangte, und selbst für den einfachen HauSrakh, mit dem die junge Ehe begonnen hatte, fehlte eS an dem rechten Platz. Aber eS war nichtsdestoweniger hell und luftig nm sie her, um ihre Herzen waren voll Sonnenschein, wie spärlich auch von draußen her das Licht in ihre Fenster dringen mochte. An den bestbeleuchteten Platz hatte ihre Fürsorg seinen Schreib tisch gerückt, und die Zeiger des Regula torS, der eines ihrer kostbarsten Hoch, zeit Geschenke gewesen war mußten schon sehr oft in ihrem immer gleichen Kreise herumgemandert sein, ehe er sich deS Abends von diesem Schreibtisch er hob. Da konnte S nicht ausbleiben, daß sie sich binnen Jahresfrist nach inem besser Quartier umsehen durften, und eS war wieder ein FeZtag. all sie in dasselbe ihnen Einzug hielten, al er mit feinem freudestrahlenden jungen Weib durch di lichten, freundlichen Zimmer ging, und als r .h? den schö nen breitSfligen Kastanienbaum zeigte, in dessen dichte grüneS Laubwerk er gerade hineinsah, wenn r dn Blick von feiner Arbeit in wenig zur Seite wandte. Da lebten und schalteten sie nun weiter, und da Ilück blieb bei ihnen, weil die Liebe sie nicht verließ. Wohl gab S auch jetzt noch zuweilen Stunden, da di Sorge ihr grämliche Gesicht zur Thür hineinsteckte; aber sie gingen immer glücklicher vorüber, und wenn heut inmal in Wolke vorbeizog, wurde eS morgen desto Heller. Die an, sanglich noch etwas kahlen Räume be gannen sich mit allerlei hübschen Dingen zu füllen, ine Schaar von Freunden sammelt sich allgemach in heiter gesell,, gem Verkehr um die beiden liebenSwür digen Menschen, und ehne Gewissensbisse Dursten sie sich' immer öfter vergönnen, Bit mannigfachen Freuden und Vergnü gunaen der Großstadt iu genießen. Manchmal, wenn sie im Hause eine? guten Bekannten blanke, lachende Kinder äugen sahen und das süße Geplapper un, schuldiger Kindkrlippen hörten, regte sich' wohl wie geheime Lehnsucht in ihren Herzen, und vorübergehend wollte sie die Empfindung beschleichen, daß ihnen doch noch etwa zu ihrem Glücke fehle. Aber die kleine Unzufriedenheit mit dem Ge- schick, daS ihnen gerade diesen Segen vor zuknkyauen schien, war niemals von ian ger Dauer. Daß ihnen daS KinderGe schrei keine schlaftose Nächte machte, daß keine Rücksicht auf die Wartung kleiner Kinder sie jemals in ihrem Vergnügen veiqrsnlt, unv aß st nicht mit zucken dem Herzen an eines geliebten Kindes Krankenbett sitzen mußten eS war sicher- lich auch in nicht zu uiitkrfchätzender Vor, theil, und vor der Einsamkeit zu Zweien hatten fle eben ganz und gar keine Furcht. Da mitten in all' dem lachenden Sonnenschein hatte sich einS TageS jenes winzige weiße Wölkchen am Himmel gezeigt, und der Kastaniendaum war eS, der S herausbeschworen. Man hätte allerdings auch sagen können, daß Frau MarvS Speisekammer und ihr Badezim, mer die eigentlichen Ursachen gewesen seien, aber da diese beiden Lokalitäten in Wahrheit gar nicht eristirten, war eS schon besser, an dem unzweifelhaft vor handenen Kastanienbaum al dem eigent lichen Sündenbock festzuhalten. Manchmal schon hatte die junge Frau halb unmuthig und halb scherzend über die mannigfachen kleinen Leiden geklagt, die ihr das Fehlen jener beiden für eine anständige Wohnung eigentlich unerläß lichen Räume verursachte. Der Gatte, der sich um Wirlhschaflssorgen grundsätz, lich niemals kümmerte, hakte ihr fchmei gend und lächelnd zugehört, ohne hinter dem häufig wiederholten Lamento eine besondere Absicht zu vermulhen, und zu, letzt hatt er wohl gar selber einige schlechte Witze über die fehlende Speise kammer gemacht, nicht ahnend, wie ver hängnißvoll sie nur qar zu bald dem Frie- den seiner Seele werden sollte. Denn eine? Abends zur Sommerszeit, als einige Freund sich zu Gaste geladen hatten, und als die wohl vorbereiteten Herrlichkeiten, mit denen die Frau Mary sie hatte bewirthen wollen, in Folge des Mangels eines geeigneten Aufbewah rungSorteS der Verderbniß anheimgefallen waren, noch ehe sie ihre Bestimmung hat ten erfüllen können klärt die aufge brachte Hausfrau, sobald sie wieder mit ihrem Galten allein war. im allerbe stimmtesten Tone, daß sie eine so menschen unwürdige Wohnung unmöglich noch ISn ger behalten könnten. Er nahm ihre Worte anfangs für inn scherz, obgleich ihn der Nachdruck, mit dem sie gesprochen waren, ein wenig stutzig machte. Ader er mußte sich bald überzeugen, daß eS ihr diesmal heiliger Ernst mit ihrer Ueber- zeugung sei, und daß sie nicht Geringeres als eine Aufkündigung des Quartiers von ihm erwart. Er war schon müde und nicht aufae- legt, mit vielen Gründen auseinander, zusetzen, weshalb die Erfüllung eines solchen Ansinnens unter die ganz unmög. lichen Dinge gehöre. Darum erwidert er nur. daß er sich von dem Kastanien, bäum vor seinem Fenster niemals tren nen würde, drehte sich auf die Seite und schlief ein. Das weiße Wölkchen mar da und am nächsten Morgen schon wurde eS unoer fehenS zu iner dicken, dunklen, abfcheu, lichen Wolke. Denn am Kaffeetische nahm Frau Mary daS gestern fo kurz abgebrochene Gespräch wieder auf und meinte : ,WaS Du gestern von dem Kastanien, bäum sagtest, war doch sicherlich nicht Dein Ernst. Es wäre ja Heller Unsinn, sich einem dummen, alten Baume zuliebe auch nur die geringsten Unbsquemlichkei, ten aufzuerlegen. ' Die Geringschätzung, mit welcher sie da von der prächtigen Kastanie sprach, verletzte ihn, als ob man seinen Lieb lingSschriftsteller geschmäht hätte. Denn der Baum mar ihm wirklich anS Herz gewachsen, fast wie ein lebendes Wesen. Und obwohl er sonst sentimentale Ge spräche ganz und g.r nicht liebte,' ver, suchte r nun doch seiner Gattin zu be eisen, daß eS sich da weder um eine Laun, noch um in Einbildung, son dern um ine wirklich, cht Empfindung handle, di geschont und nspectirt wer den müsse. Der Kastaniendaum wäre ihm, wie er sagte, im Lauf der Jahr in gutcr grkund geworden, r glaub, jeden Zweig und jedeS Blatt daran zu kennen, und die Kerzen von den WeihnachtSbLu men seiner Kinderzeit hätten ihm nicht größer Freude bereitet, als die weißen Blüthenkerzen, mit denen sich in jedem Lenz die alte Kastanie schmückte. Und eS würde sogar in graste Undankbarkeit sein, dieselbe nun wegen iner armseli gen, prosaischen Spnsekammer im Stich zu lassen. Denn gar oft in sorgenvollen Stunden, wenn alle Wege versperrt und all Hoffnung: vereitelt schienen, hab er sich auS dem grünen Blattgewirr der Kastanie neuen Muth und gute Gedan ken geholt. Die kleinen Vögel, die fo froh und soigloS von einem Zweige zum andern hüpften, hätten ihn die rechte LebenSxhilosophie gelehrt, und er würd sich mit inem Wort lieber von dem besten lebendigen Freund, all von der treuen Kastanie trennen. Mit erstauntem Gesicht hatte ihm Frau Mary zugehört, und da er geendet, zuckte in Lächeln, daS r nur sür kinen Ausdruck de Höhne nehmen konnte, um ihr Lippen. .Ich wußte bisher gar nicht, daß Du so poetisch veranlagt seiest,' meint sie. .Inmitten mancher herrlichen Land- schuft, die alle Welt in Entzücken ver setzt, hast Du mir von nicht Anderem gesprochen al Deinen geschZstllchen la nen und nur gerade jetzt, mo eS sich darum handelt, mir einen HerzenSwunlch zu er süllen, besinnst Du Dich plötzlich auf den halb vergessenen Vorrath von Romantik, der noch irgendwo in einem Winkel Dei ner Seele ausge pelchert ist. Daß sie ihm eine solche Antwort geben konnte, nachdkin r ihr di Tiefen fe,neS Gemüths erschlossen hatte, um sie von der UnauS ührbarkeit ihrer Ab iihttn zu überzeugen, kränkte ihn tief. Noch ein paar gereizte Worte flogen hinüber und herüber; dann standen st aus unv gingen nach verschiedenen Seiten auseinanver, jedes im tnneisten Herzen betrübt iber die plötzlich entdeckte elostluchl uns Lieblosigkeit de Andern. Und da um dieser vermeintlichen Entdeckung willen KeineS daran dachte, nachzugeben, wurde eS von Tag zu Tag dunkler und nuv seliger um sie her. Von dem Kastanien bäum war so wenig zwischen ihnen die Rede, alS von der Speisekammer; aber sie dachten an nichts Anderes vom Mor gen bis zum Abend und aus jedem der gezwungenen freundlichen Sätze, die sie mit einander sprachen, klangen ihnen diese beiden Worte wie drohende Anklagen entgegen. Woche um Woche ging so dahin. Die Kastanie hatte längst ihr herbstlich ver färbten Blätter verloren, und nun neigte auch der Winter sich schon wieder dem Ende zu. Da kehrten Frau Mary und ihr Gatte eines Abends aus einer Gesell schaft zurück, in der eS sehr hübsch hätte sein können, wenn sie nur noch die rechte Fähigkeit gehabt hätten, die Freuden deS Lebens zu genießen. Ganz gegen seine Gewohnheit rief er eine Droschke heran und jedesmal, wenn sie an einer Straßen- laterne voruberfuhren, glaubte Frau Mary wahrzunehmen, daß er ungewöhn- lich bleich und angegriffen aussehe. Aber sie sagte nichts, denn sie war die Belei digte, und er hatte ihr ja sonst nicht ver schmiegen, wenn ihn etwas bedrückte. Mit einem frostigen .Gute Nachts leg ten sie sich zur Ruhe nieder; gegen Mit ternachk aber fuhr Frau Mary aus ihrem Schlummer empor, weil sie vom Lager ihres Mannes her etwas wie ein leieS Stöhnen vernommen zu haben meinte. Blitzschnell war sie mit bloßen Füßen au? dem Bett und an feiner Seite. Bei dem schwachen Schimmer der Nachllampe, die er ihr zuliebe brennen ließ, obwohl ihm die ungewisse Helligkeit von jeher sehr unbequem gewesen war, sah sie mit schrecken, daß sein Gesicht von dem Ausdruck eines hesiigen Schmer zeg verzerrt war und die abgebrochenen Antworten, die er ihr auf ihre besorgten Fragen gab, waren gewiß nicht danach angethan, sie über die Natur deS unzwei seihaft vorhandenen Krankheitsfalles zu beruhigen. In der Frühe deS folgenden Tages kam der Arzt und er machte, nachdem er den Patienten untersucht hatte, ein ernst hasteS Gesicht. .Ich hoffe, es ift nicht gefährlich.' sagte der Arzt. .Die Schmerzen aber müssen ertragen werden; denn ich habe leider kein Mittel, ihnen beizukommen.' Und diese Schmerzen, sie waren von einer furchtbaren, quälenden Art, so daß der Kranke oft die Finger in die Decke krallen und die Zähne zusammenbeißen mußte, um nicht laut hinauSzuschreien. Er drehte daS Gesicht nach dem Fenster, durch daS man den alten Kastanienbaum ebensogut sehen konnte wie von seinem Schreibtische auS; aber da war ganz und gar nichts, das tröstend und beruhigend hätte auf ihn wirken können. Kahl, knorrig und dürr, wie hilflos emporge, streckte Greisenarme ragten die entlaubien Aeste zum Himmel aus, naß vom Regen und von einer schmutzigen, fahldunklen Farbe. Der Patient schloß die Augen, weil ihm der Anblick seines alten Freun, des heute gar so wenig erfreulich war, und als er sie nach einer Weile wieder aufschlug, sah er gerade in Frau Mary's hübsches, feingeschnittenes Gesicht. Sie war unhörbar auf den Fußspitzen inge treten, und nun bemühte sie sich, ihn heiter anzulächeln. Aber er laS ihr die sorge auS den Augen und nicht die Sorqe allein, sondern auch die treue. hingebende Liebe und jenes innige Mit leid mit feinem Schrrerz, das sonst nur Eltern mit den Schmerzen ihrer Kinder fühlen können. Und etwas Wundersames ging dabei durch seine Seele, etwas, von dem er selber nicht hätte sagen können, ob eS mehr Freude und süßer Trost oder schmerz- lich demüthigende Beschämung war. Die dürren, verdrießlichen Aeste deS alten KaftanienbaumeS und dies holde, II chelvde, zärtliche Antlitz wie selten weit waren sie doch von einander ver schieden, und wie unglaublich thöricht war eS gewesen, als er gewähnt, das; ein lebloser Baum jemals ein Tröster und ein Berather fein könne in wirklichem Leid! Ob Frau Mary in diesen Augenblicken an ihre Speisekammer dachte, mag dahin gestellt bleiben; aber eS ist mehr als wahrscheinlich, daß sie sie mitsammt dem Badezimmer und allem sonstigen Neben gelaß freudigen Herzens dahingegeben haben würde, wenn sie ihren Ernst damit von allen Schmerzen und Aenzsten hätte frei machen können. So schnell ging eS mit dieser Befreiung nun allerdings nicht, und e mußten noq ein paar harte Tage geduldig auSgeyal ten werden, ehe die ernsthafte Miene de jungen ArzteS wieder eine fröhliche wurde. Während dieser schmerzenreichen Tage aber hatten die Bugen deS Patien ten. wenn sie eines Troste und einer r quickung bedurften, sehr häufig Frau Mary IiebeS Antlitz, doch nicht ein ein zigeS Mal den alten Kastaniendaum ge- sucht, und die große, graue Wolren wand war verschwunden; eS war eitel Sonnenschein, wohin der Blick auch siel, und obgleich draußen der Regen Tag und Nacht in schier endlosen strömen nieder- prasselte. Eine kurze Zeit noch, dann saß der Genesene wieder am Schreibtisch, und daS Dienstmädchen seufzte von Neuem unter der Last der Postsachen. Aber er stand doch öfter zu ganz ungewohnter Stunde von seinem Ledersessel auf und besorgte allerlei geheimnisvolle Gänge, für die er Frau Mary gegenüber nur sehr mangelhaste und wenig einleuch tende Erklärungen hatte, bis ein schöner Morgen im Frühsommer ihr endlich die allerbesriediaendfte Äu klarung brachte E war grau Mary'S GeburtStag, und an Blumen, Briefpapier und Choco lade war auf dem übervollen Gabentische so wenig Mangel, wie an vielen anderen schönen und nützlichen Dingen. Ganz versteckt zwischen all' diesen Herrlichkeiten aber lag ein zusammengefaltetes Blatt, und alS das glückstrahlende isedurts tsgSkind es auseinanderschlug, laS eS in großen, fetten Buchstaben über einer langen Reiht von Paragraphen die Ueberfchrift: .MiethS-Contrakt.' Nun ist ein Berliner MiethSoertraz an und für sich zwar keines von den Dingen, die einem Menschen, der nicht HauSmirth ist, große Freude bereiten können, dieser über eine Wohnung von fünf Zimmern, mit .Speisekammer, Badestube, Hängeboden und sonstigem Nebengelaß' abgeschlossenen Contrakt aber mußte wohl ein weißer Rabe unter seinen schwarzen Brüdern sein; denn er verbreitete beinahe noch mehr Freude um sich her, als alle die andern kostbaren Geburtstagsgeschenke. Die Blätter des alten üastanienbaumeö vor den offenen Fenstern aber rauschten, wie wenn sie Theil nähmen an dieser Freude, und die kleinen Vögel m seinen Zweigen hatten niemals fröhlicher ge zwitschert als an diesem glückseligen Sonntag. Das Geheimniß der Eisernen !Naske". In der historischen Wissenschaft gibt es eine Anzahl Fragen, welche, sei eS durch Mangel oder Uebersülle deS Ma terials, sei eS durch Entlegenheit der Zeit, dem Forscher fast unüberwindliche Schwierigkeiten entgegensetzen und trotz dem oder vielleicht grade deshalb immer und immer wieder aufgeworfen und einer endgiltigen Lösung immer näher gesührt werden. Seit zwei Jahrhunder ten ist Name und Verschuldung des söge nannten .ManneS mit der eisernen Maske', noch ein Geheimniß. Jeder neue Versuch, den Schleier des Geheim, nisses zu lüften, kann also auf allgemei nere Aufmerksamkeit rechnen, zumal wenn er, wie der neueste, auf sehr oriai. nelle Weise angestellt worden ist. (Emile Burgaud & Commandant BazerieS, Die eiserne Maske, Entzifferung der chiffrirten Korrespondenz Ludwig deS Vierzehnten.) Bekannt ist, daß das Ge heimniß literarisch zuerst 1746 (also 43 Jahre nach dem Tode der räthselhaften Maske) behandelt wurde, und zwar in der Form einer orientalischen Erzählung, welche auf den Grafen von Vermandois, einen natürlichen Sohn Ludwigs des Vierzehnten und der Madame de Laval- liere, hindeutete; Voltaire sprach zuerst fälschlich von einer eisernen Maske, wäh rend diese thatsächlich auS schwarzem sammt verfertigt war. Man hat, ohne Voltaire'S treffenden AuSspruch, daß zur Zeit, alS die Maske gefangen saß. keine hervorragende Persönlichkeit heimlich auS der Welt verschwunden sei, genügend zu beachten, Minister deS französischen und englischen KönigshauseS, Minister wie Foquet mit dem Gefangenen zu identift, ziren versucht. (Spater vernei man aus errvtyer und Giftmischer. Aber auch diese Lösungen stießen auf hartnäckizen und berechtigten Widerspruch. So schien eS denn beim Ausspruch Michele'.s: .Die Geschichte der eisernen Maske wird wahrscheinlich immer dunkel bleiben, sein Bewenden haben zu sollen, als vor Kurzem das neue Buch trschien, welches mit groger Sicherheit auftritt. Auf lehr eigcnthüm liche Weift gelangten die beiden Verfaf ser zu ihrem Ergebniß. Der au den Kriegen Ludwigs ve lerzeynlen ve kannte Marschall Catinat hatte von sei nen Papieren nur die auf den Feldzug von 1686 bezüglichen zur Aufbewahrung bestimmt; zufällig waren unter diese auch zwei chiffrirte vom 8. und 9. Juli 1691 gerathen uno so rer rrmcyiung enigan gen. Der Nachlaß CatinatS murde denn auch von einem seiner Nachkommen veröffentlicht, der aber den Schlüssel zu der Chiffre nicht gefunden hatte. Ein französische Ossrzier, der an einer Ge schichte der Feldzüge Calinats arbeitete, wandle sich an einen Kameraden Ba,ze rieS, der sich mit der Dechiffrirkunst be- schZftigte. BazerieS fand den Schlüssel der Chiffre unv stiiß dabei, zu seiner großen Ueberraschung, auf dik wenig Iten seiner Ansicht nach fast unanfeitt bare Lösung des Räthsels der eisernen MaSke. Bei seiner Arbeit fand BazerieS auch einen Brief de Kriegsministers LouootS an Catmat vom S. Juli 161)1 Zum Verständniß desselben muß folgen deS vorausgeschickt werden. Ludwig der lerzeynlt vesand ich damals im Krieg mit halb Europa. Catinat kämpfte ,n oer,larien gegen Prinz laugen, .ach mehreren rsolaen CatinatS befahl Lud wig der Vierzehnte die Eroberung der laoeylschen Festung Coni (Curieo). Die Belagerung wurde dem, wenn auch nicht hervorragenden, so doch al tüchtig be währten General Lieutenant Vioien Labbe Seigneur de Bulonde, gewöhnlich Bulonde genannt, übertragen. Coni jedoch wurde das Grab seiner 5jZhrigen militärischen Verdienste. Ein übereilt unternommener Sturm mißlingt gänr lich; Prinz Eugen kommt der belagerten Festung mit 4000 Mann zu Hülfe; aber auch Catinat schickt der Belagerung armee eine beträchtliche Verstärkung Bulcnde aber, durch die Nachricht von der Ankunft Eugen vollständig kopflos geworden, artet die ihm angekündigte Verstärkung nicht ob, sondern verläßt IS Stunden vor der Ankunft Eugens seinen Posten vor Coni in solcher Eile, daß er einen Theil seines ArlillerleparkZ und seiner Munition, ja. sogar Verwundete zurückläßt. (-13. Juni 1631.) Dieser tu der bis dahin so stegreichen Kriegkge schichte Ludwig des Vierzehnten uner hörte Vorfall rief natürlich große Ent rüstung gegen den feigen Feldherrn her vor, am meisten, wie erklärlich, bei dem Konig leib t. In der nur chiffrirt varhandenen, von BazerieS aber im ganzen unleugbar rich tig aufgelösten Depesche theilt nun der Kriegsminister LouooiS dem französischen Marschall Catinat mit. daß der König naturgemäß über diese Aufhkbung der Belagerung deS so wichtigen Coni sehr erzürnt sei und beseyle, Bulonde zu ver hasten und nach der nahegelegenen Cita belle Pignerol (IZinerole) zu bringen ; da elv t solle er dei Nacht in einer Kam mer der Citadelle gefangen gehalten wer, den ; am Tage dülfe er auf den Wällen promeniren. Die nun folgenden Ziffern (553, 186, 200, 330) löst BazerieS in die Worte aus: avec an masque. Ist diese Auflösung richtig, so haben wir hier die authentische Grundlage für einen Befehl Ludwigs deS Vierzehnten, einen Gefangenen am Tage mit einer Maske n versehen. Die Richtigkeit deS Schlü - ,elS sür die Chiffre de JahreS 169 1 ist bewiesen durch die spater erfolgte Aus sindung eineS an Catinat in nicht chiffrir, ter Schrift ausgestellten Briefes, dessen chiffrirkes Original BazerieS vorher be, reits vollkommen entsprechend aufgelöst hatte. Leider kommt die Zahl 330, welche BazerieS mit "maue" übersetzt, in diesen beiden Briefen nicht vor, fodaß er sich immer den Einwand gefallen lassen muß : die rätselhafte Ch'ffre könne ja auch etwas anderes bedeuten, etwa Wachtposten oder dergleichen. Dieser Einwand kann, wenn auch nicht ganz widerlegt, so doch in seiner Bedeutung abgeschwächt werden, wenn die weitern Mittheilungen über Bulonde mit dem leider sehr wenigen, waS wir von der MaSke wissen, übereinstimmen, zum min- besten aber nicht in Widerspruch treten. DaS letztere trifft nun zu ; es würde zu weit führen, dies im einzelnen zu zeigen, doch sei folgendes herausgehoben. 1693 fand nachweisbar die Ueberstedelung der MaSke nach der Vastille statt ; die Ver fasser betonen, daß gleichzeitige Beobach, ter den Gefangenen als einen stattlichen Mann, mit weißen Haaren schildern, der von seinem Gouverneur streng bewacht, aber doch mit einem gewissen Respekt be handelt undzur Tafel gezogen wurde ; freilich passen beide Punkte besser zu dem General Bulonde als zu dem VeriSther Matihioll oder dem Giftmischer Olden, dorf, aber sie können natürlich nur inso weit in Betracht kommen, als sie nicht direkt wider die Hypothese der Verfasser prechen. Wahre ??alries sind in den Forsten des Grafen v. Hom- pesch zu Aurich (Regierungsbezirk Aachen) vorhanden. AIS BemeiS hierfür führt die ,Gl. Zig,' die Thatsache an, daß kurzlich eine einzelne Eche sur die bedeu tende Summe von 1200 Mark verkauft wurde; dabei machte der Käufer noch ein ehr gutes Ge chä t. Für da Oderholz allein löste er 300 Mark. Um sich eine Vorstellung von der MSchligk.it der Eiche machen zu können, sei erwähnt, daß zur Fortschaffung deS Stammes acht Pferde nothwendig waren. Daß in den dortigen Forsten solche Baumriesen nicht vereinzelt vorkommen, geht daraus hervor, daß vor iniaen Jahren Eschen verkaust worden sind, für welche Preise von 300 bis 00 Mark für den einzelnen Baum erzielt wurden. Stthundt aus dem Äuslleröt'ßtat. Während vor etwa dreißig Jahren in dem nördlichen Eismeer noch an 200,000 Seehunde und seekalber gefangen und erbeutet wurden, beträgt jetzt die Beute nur noch 12,000 Stück, worunter noch 112 junge Thiere srnv. Wegen des Felles und des Speckes werden diese Thiere eifrig verfolgt, und bald wird wieder ein eigenthümlich's Th'.ergeschlecht in dem Buche der Natur gestrichen wer den. Aehnlich verhält eS sich mit dem größten SSugethiere, dem Walfisch. Kurz. Herr: .Mein Fräulein !' Dame:, Ja?' Herr: .Sie wissen. waS ich Ihnen agen rröchle!' Dame: .Ja.' Her,: .Nun?' Dame. .Nein!' schwächlicher Nachwuchs. Michel, ein Lauernburfche, wild schwer krank. Sofort schickt man um Kirmer Hanöl, einem Kuipfuscher, der sich weit und breit deZ größten Vertrauens eisreut. Derselbe übergibt dem Loten eine Flasche Medizin, mit der Anweisung, daß der ranke voreist die Hälste und, wenn die erwartete Besserung ausbleibe, auch die andere Hälste trinken solle. Noch hat der Michel die erst Dost nicht ganz ge zwungen. so stirbt er. AIS der .Herr Dector' die am nächsten Tag erfährt, meint er: ,Hm, hm, dir jungen Leut' können halt nir mehr vertragen!' Durchschallt. Hausfrau: .Glaubst Du auch wirk, lich. daß Dich der Musketier gkrn hat?' Köchin: .Ach. gnädige Frau : .zum Fressen gern!' Hauefrau: .Ja, das bezieht sich aber doch mehr auf die H , r r schaftl' Aus btm Sctiisfjal. Richter: ...Sie haben also ein sei sche Alter angegeben I' Zeugin: .Falsch nicht eS cax nur mein Alter von f r ü h k r l' In der Pitze bcs cfcchfrs. Er: ...Du mußt immer da letzte Wort hoben I Du bist nicht werth, daß Dich der Teufel holt I' Sie: .Vielleicht eher wie Du!' vor Gericht. Richter: ....Nun sehen Sie, wa haben Sie denn von Jhrrn Lumpereien? I Jedesmal werden Sie erwischt I Angeklagter : .Bitte. Herr Gericht- Hof, nur nicht aufschneiden!' Neues wort. Friseur (zu einem Kunden, der sich jedesmal mit Eintritt dei Sommer die Haare ganz kurz schneiden läßt) : .Viel leicht schon angenehm. Sommerhiar ordnung einzuführen?!' Nobel. Frau Silberstein kommt aus dem Cnn cert und begegnet ffrau lÄoldst,In. .Wo kommen Sie tr, Frau Silberstein?' Aus m Corc'rt ; ich war in der neun ten Symphonie I Haien Se schon gchört die neunte?' .Ich geh' nur in die erste!' Voraussicht. Frau : , . .Nicht wahr, lieber Edgar. Du kaufst mir das Armband?' Mann (zur Zofe): .Lisett'. holen Sie den Ant meine Frau könnte mög licherweise in Ohnmacht fallen I' Immer geschäftsmäßig. Kaufmann (dem ein Söhnchen aebore'r wurde) : .Minna, geben Sie mir rasch meinen AuSgehrockl .Ich muij arrsS Standesamt, damit der kleine Mar a e bucht wird!' Dekonomisch. .Ich weiß nicht, Herr Professor, soll ich meinen Sohn Dichter oder Maler werden lassen?' .Dichter! DaS Papier ist sa viel billiger als die Leinwand!' !Niszgiiniig. Fremder (bei einer Raukerei) : .Warum wird denn der Hauptkrakehler nicht hin ausgkworsenk' Wirth: .Ja wissen S '. der ist bei der Unfallversicherung I Wenn dk,n 'wag a'scheh'n thät'. krieget' er fünf Mark pro Tag und da oergönntn s' ihm nicht!' Zeitbild. Lehrer : .Du, Moritz, sag' mir. waS ist Derjenige, der mehr ausgibt als er einnimmt?' Der kleine Moritz: .E' feiner Mann!' Neuer Ausdruck. A : , Ktllner. mir ein Dutzend Austern und eine lasche Sekt!' B: .Mir ein soolei und ein Glas Bier!' A: .Sparprotz I' Selbstbewußt. , ..Fräulein Hedwia, ich liebe Siel Lieben Sie mich ebeiisalls?' .Ja, ich liebe Sie. Herr Lieutenant !" .Hedwig. das ist der schönste Zaa Ihres Leben!' Erklärung. .Warum beiirt Du denn Deine ntut Villa, die Du auf der steilen Anl5K, tr. baut hast, .Henrietten-Ruhe'? Deine emayrin wnv sich va gewiß nicht oft hinautbemühen !' .Eben deßhalb! Dort hab' ich vor meiner Henriette Ruhe!' flacht det Gewohnheit. HauSberr sium Dienstmädchen,: -flfto poltert denn der Mensch da oben immer fort im Zimmer herum?!.. Marie, geh' r (,;.,,.- i v.. 7. uiui yuiuui uuu liuy iiir, uv XI LCUU gan, verrückt ist?' Marre: .awovl!.. Soll ich aus Antwort warten?' Ein Lngel. .Mutter, wag ist denn eigentlich ein Engel?' Muter: .Ein Engel nun ja. ein Engel ist ein Kind das fliegt ' .Ader Mama, warum nennt Papa meine Gouoernante denn immer einen Engel?' Mutter (nach einer Paus,): Weil weil sie auch nächstens stiegen wird.'