Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 12, 1894, Image 3

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    NEBRASKA STAATS - ANZEIGER, Lincoln, Neb.
'Jir fjofnnirc In .KmTcriii.
VjifljTiiitfr llamjH an A. 0 1,U li.annn.
I. .Hantel.
luusternif; n;tt 2 tillc rinfi ti;ntVr!
ln ,nifi!'eni;iiin'eti llin,'.! ane- inci
ler verre das :)üiutMicn ton ix!üi-r!
C i'l dr.$ Kaiser der -)lcva, tao vom
inde bewert an fcen 1'iV.urrn der i;c
tcr-fiMlö-iVftc ton 2t. fcterebnra,
brautet.
Crin bunipseö brachen mischt sich in
bas Dfmifchcn der Zlurm jerbricht die
tfifcoeefe der )lcm.
Xai Neujahr 1702 hat plohlich (5r
wannung flebradit, und ber iv5cftroinb
treibt die iiVllen bei virtnisdieni)i'eer
bnscns in gesahrdrolendcr ','cise in bis.
Newa, blicht bcrcn (5is und beginnt die
Stadt durch dic afsermasscn zu über
schweininen. Die befangenen, die in den unter
slen Kasematten des 2laat!gesaqnis'
seS in der Pler-Paulö oln-sic filmen,
pflegen bei seltnen elegenbeiten zu
cttrinken, aber eo sind ja so viele von
ihnen vorhanden !
eine Kette Nirtt. Wer mit seinen
Augen die Tuiiteltieit des eikerS zu
durchdringen vermöchte, winde einen
tfaiigenen felien, mit Vtiinpett bedeckt,
sasi erstarrt von Kalke. Dic zitternden
Glieder sind an einen Tleinblock mit
Kelten angeschmiedet.
Das verbrechen des ungefähr drei
ßigjährigeu befangenen besieht darin,
vrenßischer Offizier gewesen und
in der -Schlacht von Zvrndoif gefangen
worden in sein. Zn bieser Schlacht
wurden die Bussen von Friedrich denr
brosien vollsiandig geschlagen, und die
russische Kaiserin ölisabell) gab ihrem
Zorn über die Niederlage dadurch Aus
bnirt, das; sie dic wenigen preußischen
befangenen dieser Schlacht, gegen alles
Völkerrecht, wie Verbrecher behandelte.
Die Soldaten kamen als Sträflinge
nach Sibirien, der einige gefangene
Offizier :m:rde in dic Peter Paiilsveftc
gesperrt, in der er nun seit länger als
drei fahren, abgeschlossen von der ?lu
szenwelt und allmälig geistig und kör
perl ich ;n (vninbe gehend, faß. Und
dach hatte die Wiege dieses befangenen
in einem schwedischen brafenschlosfe gk'
standen.
AIS Jüngling war braf bustav
.fiordt mit seiner lin-mittim-ten Wnstci
ach Berlin gekommen, lir war in die
preußische Armee getreten, Hatte eö bis
zum Hauptmann gebracht, als er in der
Schlacht bei Zvrndorf gefangen genom
men wurde. Der Anfang der Schlacht
war nämlich sehr unglücklich fiir die
Preußen, die russische Kavallerie ritt
die preußische Infanterie über den
Haufen und machte befangene, von
denen nur ein Theil während des woi
teren Verlaufes der Schlacht wieder be
freit wurde. Friedrich der broße
schreibt selbst in seinen Denkiviirdigkei
ten von dieser Schlacht: Sie glich
einer von den Schauertragödien, in
denen Niemand am Vcbcii bleibt alö der
ampenpuyer."
Wohl den Tapferen, die gefalle
waren! Sie waren doch nicht bei leben
digemcibc begraben, wie hier der braf
Hordt, der in seiner entsetzlichen Ein
samkeit sogar den begriff der Zeitrech
nung schon verloren hatte. Es gab in
seiner Zelle nicht einmal ein Fenster,
sondern nur ein Luftloch, das nicht un
mittelb,n das Freie fährte und auch
kein tu-. LUo Vid)t hereinließ; er hatte
keine Möglichkeit, sich irgendwie zu bc
schäftigen, nicht einmal belcgcnheit
.zum Sprechen. Er wurde von einem
russischen Schließer bedient, welcher
kein Wort Deutsch, Französisch oder
Schwedisch, welche Sprachen der braf
beherrschte, verstand und alle Fragen
und Bitten des armen Gefangenen nur
mit einem Kopffchiitteln beantwortete.
So waren mehr als drei Jahre vcr
flössen, in denen der befangene von
der Außenwelt nichts erfuhr. Nur hin
und wieder belehrten ihn dic dröhnen
den Salven der FestnngSgeschiitze, daß
dic Russen irgend einen Sieg feierten,
den sie wahrscheinlich über König Fried
rich davongetragen hatten.
Diese Salven machten das Her; de?
brafen erbeben, denn er war mit Veib
und Seele ein Anhänger des großen
Friedrich, dessen Offizier er geworden
war, den cr im Felde wußte, umgeben
von einer Schaar von Feinden, denen
nach menschlicher Berechnung der Alv
narch unterliegen mußte.
In den letzten Tagen waren häufiger
als jc die Salutschüsse abgefeuert wor
den, und der von der Welt Abgeschlos
scnc dachte nicht anders, als daß sie den
Untergang deö PreußenkönigS und fei
ncS Reiches verkündeten.
Zitternd vor Kälte faß er auf feinem
Stcinsitzc. Aber noch mehr zitterte er
bei dcm bedanken, daß der große König
wahrscheinlich den Untergang seines
Reiches nicht überlebt haben würde.
Die cflerthiir öffnete sich, und her
ein trat der Schließer, welcher aber
nicht, wie fernst, das Essen fiir den be
fangenen brachte, um sich daun wieder
zu entfernen, fondern diesmal mit
Handwerkszeug erschien, mit dein er
die Fesseln loste, welche an den Füßen
deS brafen befestigt waren und ihm
nur gestatteten, sich einen oder zwei
Schritte weit von dem Stein zu cntfcr
ncn, an den er geschmiedet war.
Dann rief der befangenwärter dem
Grafen ein Stupaj!" zu, welches der
Gefangene richtig mit Vorwärts!"
übersetzte. Der Wärter wies nach der
Thür und lud durch eine Handbewegung
den Grafen ein, ihm zu folgen.
Hordt u?ar durch diese Aufforderung
zuerst überrascht. Dann aber kam ihm
der Gedanke, daß man ihn nur seiner
Fesseln entledigt habe, um ihn zum
Tode zu führen.
Als er schwerfällig und deSGehenS un
flewohni dcm befangenwärter durch den
halbdunllen Gang folgte, krampftc sich
wohl sein Her; bei dem Gedanken zu
sammen, daß cr so ohne alle Vorberci
tv.xyw w.n 'v'clcn Heiden müsse. Dann
aber dachte er daran, wie der Tod für
ihn gar nichts Schreckliches haben
könne, sondern ihm nur die Erlösung
ivn leiner wkUierlul eil nt onuge,
und bald h.iite er ,'i.t, tV'aßt, so daß er
mit einer sewissen Fieudieleil teni
Schicksal e n l ,',e ge n: ! ng, das seiner wa
tete. Und bock, be.inte der Gefangene mit
einem tiefen Seufzer der Befriedigung
das helle Zagel!,1,l, dao cr nad) so lun
gerZeik wiedersah, und das ibii zwang,
blinzelnd seine Annen zu schließen,
welche an. dieses vid.t nicht ni.lir ge
wohnt jraren.
Der befanaenwätter führte ilm über
Treppen, über U'ddie ihm raf Hordt
nur mühsam zu folgen rrnnochic, aus
dein Verließ bis in das erste Stockwerk
eines Gebäudes, wo er ihm eine Thür
öffnete und dann den brafen allein
ließ.
Dieser befand sich in einein ziemlich
wohnlich eingerichteten Zimmer, an
welches, wie er merkte, ein Schlafka
binett fließ.
Auf bcm Tisch dcS Zimmrrö lag eine
prcußischc Hailptmaiinunisoriil, nach
dcmMustcrdcrjcnigcn, wclchc ber braf
getragen hatte, als er noch im Dienst
beS großen Königs stand. ES fehlte auch
nicht ein Stück daran. Reben dem
blauen Rock mit den breiten rothen
Brustrabatten und den silbernen Ber
schmirungcn lag der auö vergoldetem
Blech gcscrtigte Ringkragcn mit dem
Emaillebilde des prcußifchcn AdlcrS,
lag die silberne Schärpe, der Degen,
der Hut mit den silbernen Tressen, dic
gelbe Wcsle und die gelben ledernen
Beinkleider, die grauen bamnschcn und
oic schweren Stiesel kurzum dic voll
ständige Uniform eines preußischen In
faiitericofsizierS. braf Hordt betrachtete erstaunt diese
Sachen und ließ sich, da ihm das Sie
hen schwer wurde, aus einen Stuhl nie
der. Da öffnete sich die Thür, und ein
russischer General in voller Uniform
trat ein, der sich in verbindlicher Hol
tung dem befmigenni näherte und in
französischer Sprache zu ihm sagte:
Ich freue mich, mein Herr, Ihnen
mittheilen zu können, daß 2k frei sind,
und daß nichts im Wege steht, wenn Sie
diese Uniform anlegen und hingehen
wollen, wohin eö Ihnen beliebt.
Allerdings möchte, bevor Sie unser
Vanb verlassen, der Kaiser Sie fpre
chcn, auf dessen besonderen Befehl Sie
freigegeben worden sind."
Der Kaiser?" fragte erstaunt der
Graf Hordt.
jawohl," entgeguetc der General,
der Kaiser Peter III. welcher, aner
kannt von der Ration, der Racl,solger
unserer erhabenen Kaiserin Elisabeth
geworden ist, die vor wenigen Tagen
plötzlich verstarb. ES ist mir, als dem
Kommandantcn der Festung, der Be
fehl geworden, Sie, Herr Graf, sofort
auf freien Fuß zu setzen und Ihnen
Alles zur Perfüguug zu stellen, was
Sie brauchen. Sie finden da eine Uni
form, und zwar eine von des Kaisers
eigenen Uniformen, der, wie Sie wif
fen, flol; darauf ist, Offizier in der
preußischen Armee zu sein. Ich hoffe,
sie wird Ihnen passen, und Sie finden
auch in der Tasche des Uniformrockeö
ein kaiserliches Gnadengeschenk in Gold.
Ich werde Ihnen sofort einen Barbier
und einen Diener schicken, damit Sie
Toilette machen können, und erlaube
mir noch hinzuzufügen, daß Sie in
jenem Koffer dort auch Leibwäsche fin
den. Wollen Sie vorher speisen, so
belieben Sie nur einen Wunsch zu
äußern. Ich werde Sie nach besten
Kräften bedienen, denn ich handle im
Auftrage Seiner Majestät, unseres er
habenen Zaren. Ich empfehle mich
Ihrem Wohlwollen," setzte der Gou
vcrncur noch hinzu, und wenn Sie
Gelegenheit haben sollten, mit Seiner
Majestät liVr mich zu sprechen, so hoffe
ich, daß Sie es mir nicht nachtragen,
daß ich so viele Jahre lang unfreiivil
lig Ihr Kerkermeister gewesen bin."
Der Gouverneur verbeugte sich und
verließ das Zimmer, den brafen ganz
fassungslos über den Wechsel seines
Gc schi ckeS zurück lass end.
Der Umschlag, der in der letzten hal
den Stunde erfolgt war, konnte in der
That als ein ungeheuerlicher für den
Offizier bezeichnet werden. Soeben
noch ein an den Stein geketteter Gc
fangener in dem unterirdischen Fc
slungoverließ, und jetzt frei ; und nicht
nur das, sondern auch durch die Gunst
des Kaisers ausgezeichnet.
O, er wußte es wohl, Peter, den
man jct't den Dritten nannte, war
schon bei Lebzeiten seiner Tante Elisa
beth ein begeisterter Freund Friedrichs
des Großen gewesen. Er mußte nur
immer feine Freundschaft verbergen.
War doch dieser Peter ein deutscher
Prinz, der Schwestersohn der Kaiserin
Elisabeth, die eine Prinzessin vonHol-stein-Gottorp
gewesen war. Auf den
Wunsch der Kaiserin war der Prinz
Ulrich von Holstein nach Rußland gc
kommcn, dort unter dem Rainen Petcr
Feodorowitsch zur griechisch. orthodoxen
Kirche übergetreten und von Elisabeth
zum R'achfolger bestimmt worden. Zwar
hatte sie ihn sofort nach seiner Erncn
nung zum Thronfolger als ihren Feind
betrachtet, weil sie wahrscheinlich s'ürch
tetc, durch ihn vom Thron gestoßen zu
werden; sie hielt ihn von sich fern, ja
behandeltc ihn hin und wieder wie
einen Gefangenen, und dic einzige Un
tcrhaltung bicscS Prinzen war die Be
schästigung mit seinen holsteinischen
und deutschen Truppen in Schloß Cra
nicnbaum. seiner gewöhnlichen Reu
den;.
Dieser Freund Friedrichs des Großen,
welcher früher unzählige Male in Bric
fen ihm seine Ergebenheit ausgedrückt
hatte, und von dein man wußte, daß er
so manches Mal die Kricgspläne der
Russen gegen daS unglückliche Preußen
verhindert hakte, war also jetzt Kaiser.
Run, war ja da Beste zu hoffen, nicht
nur für den Grafen Hordt, sondern auch
für seinen Konig, den großen Friedrich,
der wohl gewiß noch am Leben war,
und den der Himmel nicht hatte unter
gehen lassen.'
Der französische Diener deS Kom
7!'7,ndantcn erschien und fragte nach den
Bcfchlcn des Grafen.
Dieser crllärtc ihm, cr gedenke vor
Allem Toilette l machen. Der Kam-
inridicnir ivrstar.b sich nach damaliger
2i:ie cir?H ans die Obliegenheiten
eine? Biubiffj wie die eines Friseurs.
Er schnitt d .10 Haar deo (befangenen zu
recht und fl.1t ihm einen Zorf, dann
ras ine er ihn, half llm beim Anklei
den und Waschen, und nach Verlauf
einer stunde stand braf Hordt wieder
als preußischer Offizier da, und eine
merkwürdige Verwandlung schien mit
ihm vorgegangen zu sein.
Seine Gestalt schien hoher und aus
gerichtet, seine Augen leuchteten, und
wenn auch das Gesicht von dem langen
Aufenthalt im Kerker bleich und fast
grau aussah, fing es doch jetzt an sich
zu röthen, ii Folge der Hoffnung und
Freude, die in dem Herzen des früheren
Gefangenen sich regte.
Jetzt sah man, daß der Graf nicht nur
eine sehr stattliche Figur, sondern auch
ein schönes, offenes Gesicht hatte, wel
cheö durch die Uniform noch mehr geho
den wurde.
Der Diener fragte nach weiteren
Befehlen, und der Graf forderte ein
Mahl, daö ihm sofort aufgetragen
wurde und daö er mit dem Heißhunger
eines ManneS verzehrte, dem nicht nur
ein vortreffliches Essen, dem nicht nur
der Wein, sondern auch ein gedeckter
Tisch, Messer, Gabel und ein elegan
teö Serviren deö Mahles Dinge sind,
die er seit Jahren schmerzlich entbehren
mußte.
Räch der Mahlzeit, bei welcher der
Diener aufwartete, kam sich Graf Hordt
wie neugeboren vor. Er fühlte sich stark
genug, um zu erklären, daß er sofort
bem Kommandanten feine Visite zu
machen wünsche.
Der Gras begab sich über einige
Korridore und Gänge nach dem Zim
mer deS Kommandantcn und dankte
bicsciil für die freundliche Behandlung.
Ebenso bat er ihn, dem Kaiser seinen
Tank für die Freilassung und fiir das
großmüthige Geschenk von fünfhundert
Dukaten, die der Graf in der Tasche
seines UniformrockeS gcfundcn yattc,
auSzusprechen.
Der Kommandant theilte ihm dar
auf mit, daß der Kaiser angeordnet
habe, Graf Hordt solle sich erst einige
Tage erholen, dann an der großen
Trauerseieilichkeit zu Ehren der Kai
serin Elisabeth, die noch nicht begraben
war, theilnehmen und dann dem Kaiser
vorgestellt weiden, der ihm seine wei
teren Befehle persönlich geben würde.
Der Komu:andant rieth dem Grafen,
auf den Feskungswällcn spaziercn zu
gehen, gut zu essen und zu trinken, da
mit er rasch und völlig wieder zu Kräf
ten komme, erbot sich außerdem, ihn
mit Lektüre und UnterhalkungSinitteln
zu versorgen oder ihm einzelne Offi
ziere in der Festung vorzustellen, damit
er Gesellschaft habe.
Entzückt und beglückt verließ Graf
Hordt den Kommandanten, um sofort
den lang entbehrten ersten Spaziergang
auf den Wällen der Festung zu machen.
Konnte cr doch hier nach so langer Zeit
in vollen Zügen die frische Luft genie
ßen, und gegen Kälte war er genügend
geschützt, denn unter den Effekten, dic
cr ber Huld des Kaisers verdankte, bc
fand sich auch ein kostbarer Pelz, der zu
seiner Uniform paßte.
Der große Prunksaal des Winterpa
lais war als Trauersaal hergerichtet,
und im geschlossenen Sarge war hier
her cinbnlsamirte Leichnam der Kai
scrin Elisabeth aufgebahrt. Jhn umga
den Lichter und betende Popen. Zu den
Füßen deö Sarges ruhten die Reichs
iusigliicn und OrdcnSzcichen auf Ta
bourctS. Unterhalb dicfcr lag nach altcr
Sitte auf einer silbernen Schüssel
Reis.
Wer eintrat, der todten Kaiserin
seine Ehrfurcht zu erweisen, mußte sich
dreimal vor dem Sarge niederwerfen
und dann rückwärtsgehend den Saal
verlassen, wobei cr von zwci Dienern
geleitet wurde, die ihn zur Thür hin
auodirigirtcn. Heute fand dic große Schlußfeierlich
seit statt, zu welcher auch Graf Hordt
befohlen war.
Dic drei Tage der Erholung hatten
ihm rccht wohl gethan, wenn ihm auch
noch die Spuren seiner langen Kerker
haft deutlich anzusehen waren. Er sah
das glänzende Gefolge, das den Kaiser
und die Kaiserin am Sarge umgab, und
ließ sich von einem der Offiziere der
Festung, der ihn hergebracht halte, Aus
fuiift geben über die verschiedenen Per
sörlichkeiten, die er da erblickte.
Vor Allem fiel ihm die Gestalt der
jungen Kaiserin Katharina auf, von
der man wirklich behaupten konnte, daß
sie eine geborene Kaiserin sei. Siebe
saß nicht nur eine imposante Gestalt,
:ic war nicht nur ein wirklich schönes
Weib, sondern sie besaß auch in ihrer
ganzen Erscheinung, in all' ihrem We
scn eine Hoheit, eine Majestät, die
ebenso dc Höflingen wie dem rohcsten
Muschik (Bauer) imponircn mußte.
Reben ihr spielte Peter III. keine
allzu günstige Rolle. Sein Acußcrcs
hatte weder Würde, noch etwas Gcwin
ncndcs. Er war hager und ziemlich hoch
gewachsen und trug den Kopf nach vor
wärt geneigt. Eine breite, hcrvorra
gcnde Stirn, ein großer Mund, große,
aber ausdruckslccre Augcn, ein spitziges
Kinn, viele Sommcrflccken und einige
Blatternnarben im Gcsicht, wclchcs sich
hin und wieder in Folge von Krampf
anfallen verzerrte das Alles gab zu
sammen keinen angenehmen Anblick.
Aber cr war jetzt der Hcrrschcr dcs
großcn russischen Reiches und demii
khig beugten sich vor ihm dic Würden
träger in ihren goldbedeckten Unifor
men, behängen mit Ehrenzeichen; vor
ihm demüthigten sich alle die stolzen
und schönen Frauen und Mädchen, die
sich im Gefolge der Kaiserin befan
den.
Unter dem endlosen Gesang der Po
pcn, der fast nur aus der Wiederholung
dcrWortc : dospodin pomiluj Herr,
erbarme Dich" ! bestand, erfolgte durch
dcnArchimandritcn dic schließlich Ein
scgnung der Leiche. Tann wurde der
Sarg von Offizieren aufgehoben und
nach der Kapelle deö Winierpalais ge
bracht, von wo auö in der Rächt die
Ueberführung nach der Kathedrale bei
Fackellicht stattfinden sollte. Tiefe
Uebenühnma sollte in aller Stille ce-
seheben. und weder der Kaiser, noch der
Hof weltien it;r beiwohnen.
Der Kaiser und die Kaiserin bega
ben sich nach der Trauerteier in den an
stoßenden 2aal u ,d dielten lnerEerele,
wobei il)ii'':: verschiedene Personen vor
gestellt winden.
Als Graf Hordt. begleitet von dem
Festungekommandanlen, vor Peter III.
erschien, sprang dieser von seinem 2itze
uf und streckte dem Graten die Hand
entgegen mit den Worten : .Willkom
men, Herr Kamerad! Ich freue mich
herzlich, Sie in Freiheit zu sehen. Sie
wissen, ich bin auch preußischer Offizier
und trage dieselbe Uniform wie Sie.
Ich bin ein begeisterter Freund meines
Vetters und Bruders Friedrich, und bald
soll die Well darüber staunen, was wir
Beide zusammen vermögen! Ich war
preußischer Offizier, bevor ich russischer
Großfürst wurde, und ich werde es mei nem
Bruder Friedrich nie vergessen,
daß er mich zum Offizier gemacht hat.
Sie sind frei, aber ich habe bereits an
den König um die Erlanbniß gefchrie
ben, daß Sie bei mir bleiben dürfen,
bis ich selbst meinen erhabenen Bruder
besuche. Sie sind mein Adjutant, fön
nen aber thun und lassen, waö Sie
wollen, nur will ich einen der tapferen
preußischen Offiziere in meiner Rähe
haben."
Die Begrüßung war eine überaus
herzliche und für den Grafen Hordt ganz
überraschende. Er war von dem Konig
Friedrich w,hl Worte der Anerfennung,
aber nicht diesen Ton der Herablassung,
ja Kameradschaftlichkeit, gewohnt.
Del Feflungekommandant führte dar
auf dtet Grafen vor die Kaiserin und
stellte ihr. dieser vor. Während Gras
Hordt eine tiefe Verbeugung machte,
blieb die Kaiserin auf ihrem Thronses
sel, den die Hofdamen umstanden, sitzen
und musl-te kühl uud vornehm die Ge
statt des ihr soeben Vorgestellten.
Sind Sie la,e im Gefängniß der
Festung gewesen?" fragte Katharina,
und als Gras Hordt diese Frage bejahte,
fuhr sie fort: Schrecklich! Fürchter
lich! Eine entsetzliche Behandlung!"
Der Offizier schien ihr Mitleid zu
erregen, und deshalb behandelte sie ihn
anders, als wie sonst die Preußen, d,e
sie haßte, weil ihr Gatte ihnen so sehr
zugethan war.
Sie haben sich wohl sehr unglücklich
gefühlt?" fragte die Kaiserin in denk
scher Sprache weiter; sie war ja selbst
eine geborene Prinzesfin von Anhalt
Zerbst. Graf Hordt entgeguetc: Rur zu
unglücklich, Majestät; um so mehr, als
ich drei Jahre von allen Rachrichtcn
abgeschnitten gewesen bin und nicht ein
mal weiß, was in der Welt vorgegangen
ist. Von den Offizieren der Festung,
denen mich der Herr General und Kom
Mandant vorstellte, sonnte ich, da wir
uns mit der Sprache nicht gut verfiän
digen tonnten, nur wenig erfahren, und
mir so viel weiß ich, daß mein Herr lind
König noch lebt."
Das Geiicht der Kaiserin verfinsterte
sich auf einen Augenblick. Dann sagte
sie: So will ich wenigstens dafür for
gen, daß Sie über die inzwischen borge
fallenen Welthandel und Ereignisse uu
terrichtet werden. Maria Rikola
jcwna," wendete sie sich zu einer jun
gen Dame, die unter den Hofdamen zur
Rechten ihres Thronfessels stand, ich
übergebe Dir diesen Offizier, damit
Dn ihn unterrichtest über daS, was in
den letzten Jahren vorgefallen ist; Du
weißt es ja gut 'genug, Das ist die
Tochter des Obersten Talizin," fügte
Katharina erklärend hinzu; ihre Mut
ter war eine Teutsche, eine LandSmän
nin von mir und eine meiner Hofdamen.
Maria Rikolajewna ist der deutschen
Sprache mächtig und wird Ihnen das
Röthigc mittheilen."
Ein gnädiges Kopfnicken, und Graf
Hordt war entlassen. Er trat zu der
jungen Dome, die sich crrvthcnd vor
ihm verneigte und ihm erklärte: Ich
stehe zur Verfügung des Herrn und
biltc, mir seine Wünsche mitzuthei
lcn." Der bf s.ih vor sich cine junge
Dame im Anfange der zwanziger
ahre,wclchc sich in ihremAeiißeren vor
iheilhaft von den anderen Damen deS
Hofes unterschied, wenigstens soweit eö
sich um ihr Gesicht handelte. Ihre
dunkelblauen, eigenthümlich leuchten
den Augen und ihr blondes Haar ver
riethcn die deutsche Abstammung. Ihr
weißer, zarter Teint, der in rosiger
Reinheit leuchtete, stach sehr wohl
thuend von den Gesichtern der cinge
borcnen Russinncn ab, welche zumeist
einen gelblichen Teint hatten und
außerdem durch Sommersprossen cnt
stellt lvarcn. Einzelne dieser vornehm
sten Damcn konntcn selbst dic tatarische
Abkunft in ihren etwas schrägstehenden,
dunkeln, blitzenden Augen nicht ver
leugnen, und deshalb sah unter ihnen
die deutsche Prinzessin, die jetzige Kai
scrin Katharina, so imposant aus.
Nächst ihr war aber dic schönste unter
den Hofdamen Maria Rikolajewna,
welche sich jetzt umwendete, um den
Grafen nach einer Fensternische zu i,c
leiten, da es nicht statthaft gewesen
wäre, sich in der Rähe deS Thronsitzes
der Kaiserin zu unterhalten.
Tcr Graf sah die schlanke und doch
volle Gestalt vor sich, welche nicht ein
mal durch die übermäßig lange Schncb
bcntaillc verunziert wurde, welche den
ganzen Oberkorpcr umschloß und von
ihrer untersten Spitze bis zu dcm brci
ten Ausschnitt mit unzähligen seidenen
Schleifen verziert war. Ter weite Reif
rock der damaligen Mode hielt das
schwere Seidenkleid auseinander, wel
chcs dic Hofdame trug, und das hinten
von einer langen Sammetschleppe um
hüllt wurde, die sich um die Taille hr
umlegte. Tas blonde Haar war halb
verborgen unter einem schleierartigcn
Kopfpul?, der sich vorn über der Stirn
zu einer steifen, getollten Krause crwci
tertc, die wie cin Tiadcm aussah.
In dcr nächsten Fensternische ange
langt, wieg dic Tarne auf ein Tabou
rct, das in der Ecke stand, und dcr Graf
hatte dabei Gelegenheit, ihren vollen,
runden Arm zu bewundern, der bis zum
Ellenbogen entblößt aus dem weiten
Acrmel d:ö Kleides herauskam, uud
über welchen sich, mir halb verhüllend,
die breiten, weißen Spitzen, die in den
Acnnel eingenäht waren, legten. i
braf nahm, ermüdet reu dem lanaen
Stehen und noch immer unter den Fol
gen der langen Kerterlni't leidend.
Platz, weranf sich ibm gegenüber die
Hofdame niederließ und ihm mit rer
kindlichem Ton sagte : Wollen 2ic
mir mittoeilen. was 2ie zu erfahren
wünschen?"
Wenn ich daö Glück baden darf."
entgegnen Graf Hordt, ihm Ihnen
die Nachrichten zu bekommen, die ich
seit so lailer Zeit entbehrt habe, so
bitte ich Sie, mich vor Allem wissen
lasse. zu wollen, wie es meinem H6
nige geht."
0(1) bedauere," sagte, wie eö schien
voll Mitgefühl, die Hofdame, Ihnen
gleich auf Ihre erste Frage keine gin
füge Antwort geben zu können. Ihr
König befindet sich im Winterquartier
und bereitet sich darauf vor, bei Beginn
des Frühlings den siebenten Feldzug
zu eroffnen, den er gegen daö verbun
bete Europa führt. Seine Lage ist die
bcnkbar schlechteste. Ter größte Theil
seiner Länder, ganz Preußen, Pom
mcrn, Schlesien, befindet sich in den
Händen dcr Ocstcrreicher. Tcr Konig
hat noch dreißigtanscnd Mann, von
denen die Hälste aus jungen und unge
übten Soldaten besteht, die alten Sol
daten sind todt oder gefangen. Da
gegen halten mehr als füufhundcrttau
send Russen und Oeslcrreichcr den Kö
nig in seinen Winterquartieren so um
schlössen, daß anzunehmen ist, sie wer
den ihn erdrücken, wenn erst die neue
Kampagne beginnt. Tcr König halte
große Sicgc während der letzten Jahre
erfochten, durch welche cr sich die Un
sicrblichkeit gesichert hat, aber er hat
auch schwere Riedcrlagen erlitten.
Seine Länder sind ansgcsangt, seine
Bundesgenossen, dic Engländer, haben
ihn verlassen, cr hat mit Übermensch
lichcr Kraft in dcn letzten Jahren fast
gcgen ganzEuropa gleichzeitig gckämpft,
er hat nicht ein-, sondern zehnmal mit
seinem Genie sich gerettet, wenn ihn
alle Welt verloren glaubte, aber man
nimmt jetzt an, daß seine Hilfsmittel
erschöpft find und daß der nächste Feld
zug auch der letzte sein wird, der mit
dem Untergang deS großen Königs
endet, wenn nicht ein Wunder gc
schicht '
Ti c Hofdame blickte ans und erschrak
über dic Wirkung, welche ihre Worte bei
dem Offizier hervorgerufen hatten. Sie
sah seine Mundwinkel zucken und Thrä
nen über seine Wangen fließen. Rur
mühsam beherrschte sich Graf Hordt.
Er faltete die Hände und murmelte:
O, mein König! Mein armer Kö
nig!" Maria Rikolajewna Talizin schien
erschüttert von dem Schmerze des Offi
zierö. Sie legte ihre Hand auf seinen
Arm und sagte sanft: Beruhigen Sie
sich, Herr Hauptmann, cS sind Hoff
nungen vorhanden, baß daö Wunder,
von dem ich sprach, wirklich geschehen
wcrdc. Vergessen Sie nicht, daß unser
erhabener Kaiser seit seiner Jugend
ein Freund Ihres Königs ist, und ich
darf Ihnen wohl mittheilen, daß bc
reitö seit einigen Tagen Unterhändler
von hier abgegangen sind, um Ihrem
Könige einen Waffenstillstand anznbie
ten. Sobald aber der Waffenstillstand
geschlossen ist, ziehen drcihundcrttau
send Russen, die unter Butturlin gcgen
Ihren König im Felde stehen, sich zu
rück, und der König hat nicht nur freie
Hand in Pommern, Preußen und Schle
sien, sondern cr sieht auch die Armee
der Kaiserin von Oesterreich um diese
große Anzahl von Bundesgenossen ge-
schwächt. Ich glaube, die Hoffnung ist
berechtigt, daß der Tod der erhabenen
Kaiserin Elisabeth und der Rcgierungs
antritt unseres Kaisers cine glückliche
Wendung in dem Schicksal Jhreö Kö
nigs hervorbringt."
Ich danke Ihnen," sagte Graf
Hordt und küßte die Hand der Hofdame,
ich danke Ihnen für diese Nachricht,
durch die Sie die Hoffnung auch in mir
wieder erweckt haben. Ich glaube, mein
König wird nicht untergehen. Gott kann
nicht wollen, daß cr von der Ueber
macht seiner Feinde vernichtet, daß er
zu ihrem Gespött wird, nachdem er wie
ein Held, nachdem er wie ein Halbgott,
so viele Jahre lang um seine Existenz
und um seine Ehre gekämpft hat! Was
mag er gelitten haben! Welche Wech
selfälle des Krieges mögen sein Herz
bedrückt haben während dieses endlosen
Krieges, in dem cr allein gegen so viele
Feinde stand?"
Das Gesicht des Grafen hatte sich bei
diesen Worten und während der Eric
gnng, die ihn beherrschte, geröthct,
seine Augen blitzten und leuchteten jetzt,
und, wie es schien, betrachtete ihn die
junge Dame voll Rührung.
lim sie zu verbergen, begann sie wie
der zu erzählen. Sie schilderte in knr
zeit Worten dic Vorgänge der Feldzügc
von 1759 bis N0I, sie erzählte aus
führlich von den Siegen, dic dcr große
König erstritten, und berichtete von den
Niederlagen und Unglücksfällcn, die
ihn betroffen hatten, und wenn sie auch
die oft eingestreuten Fragen HordtS
nicht so genau beantworten konnte, wie
dieser es gewünscht hätte, weil sie in
die Einzelheiten nicht genügend cinge
weiht war, so crhiclt er doch durch ihr
lebhaftes Gcplaudcr einen Ueberblick
über die Vorgänge der letzten Jahre nd
über dcn gegenwärtigen Stand der poli
tischen Vcrhältnissc.
Er hätte noch stundenlang znhörcn
können und merkte es nicht, wie ihm
die Zeit im Fluge verstrich. Erst ein
allgemeines Geränsch im Saale machte
ihn daraus aufmerksam, daß er sich
nicht allein mit der jungen Dame dort
befinde.
Er gewahrte, daß der Hof aufbrach,
um den Saal zu verlassen. Ein Ossi
zier näherte sich dem Grafen und sagte
in französischer Sprache: Herr Knpi
tän, Seine Majestät lassen Jh"en dcn
Wunsch auosprechen, daß Sie nach Ora--nicnbanm
mitkommen, wohin sich jetzt
der Hof begibt."
Dic Wünsche Seiner Majestät,"
cntgcgnete der 'raf, sich verbeugend,
sind mir Befehle. Ich werde mich so
fort nach Orauiendauni begeben und
mich dort zur Verfügung Seiner Majc
stät stellen."
Dcr Offizier verbeugte sich, grüßte,
verbengte sich dann auch vor der Hos-
bame und ren eirnur.iMii dem ernngt, '
bao jetzt entstand, nachdem die Maie
staken den STa.il reilaisen bauen.
Tieier Herr war der Vienlenan! bu
dowitfch." erklärte die Hofdame, .der
Adimaiil nnd Vertraute des Kaisers."
.Ick, danke Jlmen für die Auflla
ruiig. " ent iegneie der Graf, und werde
mir Muhe aeben, den Wünschen Sei
ner Majestät sofort nadizukommen.
Wie weil ist es nach Oranienbaum,
s.,,,i, i 4t !.,!,, n
WttV K 11 tf VI
Wenn Ouen meine Kibilke ge
nügt,' erklärte bie Hofdame, so kon
nen Sie darin sofort, zugleich mit bei
Hof, bie Fahrt nach Oranienbaum an
treten. 2ie müssen allerdings während
dieser, mehrere Stunden währenden
Fahrt im Schlitten mit meiner Gesell
schaft voilieb nehmen. Ich habe aber
die Pslicht, 2ic noch weiter zu unter
richten, da mir Ihre Majestät die Kai
scrin dies aufgetragen hat. Wollen Sie
mir Ihren Arm reichen, damit wir uns
dcn Hofstaaten anschließen, die zugleich
mit den Majestäten nach Oranienbaum
abfahren."
Graf Hordt reichte der Dame den
Arm. und sie schlössen sich den anderen
Würdenträgern und Ossizieren mit
ihren Damen an, welche die große Frei
treppe deö Palais nach dem Hose hin
abfluthele, wo irgend etwas Beson
ders vorzugehen schien.
Als Grus Hordt mit seiner Dame
am Arme diesen Hof erreichte, sah cr zu
seinem Erstaunen wohl fünfzig prcu
ßischc Offiziere aufgestellt, welche mit
ihren dreieckigen Hüten in der Hand und
inder strammen militärischen Haltung,
welche dic Preußen schon damals rnt
zeichnete, in mehreren Gliedern hinter
einander sormirk waren und den Wor
ten deö Kaisers lauschten, der ihnen
gerade zurief: Und so sagen Sie,
meine Herren, Ihrem großen Konige,
meinem erhabenen Freunde uud Bru
der, daß ich ihn nicht solch' tapferer Oft
fizcrc berauben will, wie Sie sind, daß
ich Sie ihm zurücksende mit meinen
Grüßen und mit dem Wunsch, bald dcn
Frieden zu haben, dessen erste Verhand
lungen bereits eingeleitet sind. Gehen
Sie nach Ihrer Heimath zurück und
vergessen Sie cS, wenn Ihnen in Ruß
land irgend welche Unbill angethan wor
den ist. Ich will gutmachen, was viel
leicht an Ihnen verschuldet worden ist.
Bis zur brenze sind Sie meine Gäste.
Einer meiner Adjutanten wird Sie
geleiten, damit Sie wohlbehalten nach
Ihrer Heimalh kommen uud sich Ihrem
Könige zur Verfügung stellen können.
Leben Sie wohl, meine Herren, und
vergessen Sie nicht, meinen Freund
und Bruder von mir zu grüßen!"
Ein lautes: Hn Vefchl, Maje
stät ! " ertönte aus den Reihen der pren
ßischen Offiziere, welche braf Hordt
mit fieberhafter Aufregung gemustert
hatte. Hoffte cr doch unter ihnen irgend
einen Freund und Wasfenkameraden,
irgend einen getreuen Genossen der
cldschlacht und des Lagers wicdert
finden, dcrcn er so oft in seinem fürch
terlichen Kerker gedacht hatte. Aber ach!
seine Hoffnung täuschte ihn. Ja, eö
mußte 'schllmm um König Friedrich
stehen, daß cr halbe Kinder zu Offizie
ren machte. Unter diesen jungen Leu
ten, von denen kaum einer daS fünfund
zwanzigste Lebensjahr erreicht zu haben
schien, befand sich keiner jener älteren
Offiziere, die zusammen mit dem Gra
fen Hordt in FricdenSzeitcn gedient
hatten. Sie waren Alle längst nicht
mehr. Wahrscheinlich waren sie gefal
len auf den Schlachtfeldern, erlegen
den fürchterlichen Strapazen eineö viel
jährigen Krieges, oder sie schmachteten
in einer Gefangenschaft, gleich derjeni
gen, die cr selbst durchlebt.
Er schritt an den Reihen seiner Ka
mcradcn vorüber und mußte sich bcgnü
gen, sie nach militärischer Sitte durch
Abnehmen deö Hutes zu begrüßen. Er
staunt betrachteten die jüngeren Ossi
ziere dcn älteren Kameraden im Gc
folge dcs Kaisers.
Tic Armen!" murmelte Graf
Hordt, als crmit dcr Hofdame am Arm
dem AuögangSportal zuschritt, vor wcl
chcm die Schlitten einzeln vorfnhren.
..Wie viele mögen im Kcrkcr gestorben
sein von dicscn Knaben, die an solche
Leiden nicht gewöhnt waren!"
Sie irren, mein Herr," sagte Ma
ria, wenn Sie vermuthen, daß diese
jungen Ofsizere gleiche Leiden dmch
zumachen hatten, wie Sie. Jene Her
ren waren nur in der Festung Schlüssel
bürg intern irt und wurden zwar streng
bewacht, aber doch nicht als Verbrecher
behandelt. Vergessen Sie nicht, daß
das harte Schicksal Sie nur traf, wc,l
Sie der einzige gefangene Offizier aus
dcr Schlacht bei Zorndorf waren und
weil mit Ihnen zugleich die Nachricht
von jener Niederlage an Kaiserin Eli
fabcth kam."
Man hatte mich wohl vergessen,"
sagte Hordt, uud vielleicht verdanke
ich es nur einem Zufall, daß man sich
meiner jetzt erinnerte, nachdem dic Kai
serin Elisabeth das Zeitliche gesegnet
hat?"
Gewiß!" sagte etwas hastig die
Hofdame. Seine Majestät wurde vor
einigen Tagen an Sie erinnert."
Wer kann das gethan haben?" sagte
Hordt erstaunt. Ich habe keinen Men
schcn am Hofe, der mich kennt oder dcn
ich meinen Freund nennen könnte. Wer
sollte sich meiner erinnert, wer sollte
um meinetwillen dem Kaiser eine Mit
thcilnng gemacht haben?"
Vielleicht hatten Sie doch einen
Freund hier, ohne es zu wissen; viel
leicht einen recht unbedeutenden Freund,
dcr Ihnen aber doch von Nutzen sein
konnte."
Räch einer Pause fuhr die junge
Dame zögernd fort: Die Frau Gra
fin, Ihre Mutter, lebte vor acht Iah
ren in Berlin?"
Ja," cntgcgnete der Graf wehmii
thig lächelnd. Sie lebte in Berlin,
weil sie mir zu Liebe schon vor vielen
Jahren nach Preußen gezogen war und
ihre schwedischen Besitzungen aufgege
ben hatte. In Berlin starb sie mich,
und ich möchte sagen, zum Glück starb
sie. bevor dieser entsetzliche Kl'icg bc
grnin, durch den ich in so schweres Leid
kommen sollte. Doch Sie verzeihen,
wenn ich nur an mich selbst denke. Sie
fragten nach meiner Mutter. Tarf ich
hoffen, daß Sie diese würdige Frau
lannlen?"
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