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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (July 12, 1894)
ZlfdjcnbrSl. Ob sie fern Htinjlen Fuß ur.'er all der. Schrien btr tobt besaß, tip ich nicht zu s"n ab sonst a? sie ibtnfalH sehr rein unb zart, schier all oact reun Wachsthum zurückgehalten worben. Da feingeschnitten, ungkwZhnlich regel mäßige Geftcht hatte sehr XBtr.il Farbe unb im Ganzen konnte sie fernen 23er. gleich mit ben hübschen blShmben TSch kern be, Haufe aushalten, wiewohl ihr nur ein wenig Sorgsalt. freundliche Be. hanblung unb nZhrenbe. kräftigt oft kehlten, um sie ausblühen unb zu einem aussallenb schönen MZbchen zu tnaajtn Sin plattdeutscher Spruch will wissen, daß auch mißgönnte Örob gegessen wer. den kann, aber ob t bem Esser auch be kommt. Ist bie Frage: Tiencher. Lah be?am es offenbar nicht besonder. Als ich sie kenne lernte, war sie etwa 20 Jihre alt. dabei aber schüchtern wie ein ni,rniä'i, Kind, geduldig und reibniit wie eine alb'iaiährige Greisin Da rührte baher. daß sie. wie Herr Maanu bebaavtete, da Gaoder.breb in seinem flaust ak. oder, wie bie Nach barn meinien, von fünf Uhr Morgen; bi zehn Uhr Abend mit der gröbsten Hausarbeit belastet mürbe, ohne für ihre Bemübunaen jemals ein anettenr.er.be Wort zu hören. Krau Maau war ihre Taute und hatte in ihrem Bekanntenkreise einen be nächtlichen Zoll an Weihrauch eingefor dert und auch geerntet, al sie Tien chen nach bem lobe ihrer Eltern in' HauS ihm, um sie mit ihren Töchter zusammen aufzuziehen. Aber all kurz nach ihrem Einzug in das kleine Stüb cheri unter bem Dach bas kostspielige Dienstmädchen verabschiedet unb durch eine Waschfrau ersetzt wurde, bie nur einen halben Tag in der Woche beschäftigt würbe, erschienen bie Weihrauchmölkchen bedeutend dünner; sie verftüchiigten sich fparles, ali man da winzige Ding b:e Fenster scheuern. daS Pflaster vor dem Hause fegen, mit ben dünnen Aermchen Holz und Kohlen die Kellertreppe hinauf schleppen sah; und als mit Tienchen'S sechzehntem Geburtstag die einzige Waschfrau, bie ürbig erschien, Herrn MagriuS' Leibwäsche einzuseifen, von einer unheilbaren Krankheit befallen wurde, unb bie Kleibermacherin, welche bie sihr anspruchsvollen Hüllen für Frau unb beide Fräulein MagnuS anzufertigen pflegt, gleichfalls spurlos verschwand, da verkehrten sich selbst bei der et? traukndftm und nachsichtigsten unter ben Freundinnen ber Hausfrau bie anfäng lichen Lobeserhebungen in die schärfste Verurtheil!:nz. .Wäre:? die Leute h beschränkten Verhältnissen, so wäre nicht so viel gegen baS herzlose Ausnützen ber armen Waise zu erinnern, obschon auch bann bie kräftigen, gesund? Cou, finen ihr bet ber Arbeit helfen könnte?, statt sich ben ganzen Tag die Köxfe durch bie gewissenhafte Schilderung, wie eng' lische Lords um Gouvernanten freien, verdrehen zu lassen murrte man laut und leise unter Herrn MagnuS' Vekann ten, .aber Herr Magnus sucht an Auf wand alle seine Freunbe zu übertreffen, für sich, die Frau und die Töchter er scheint ihm nichts gut genug, die Familie bewohnt ihr eigene HauS, baS bedeutend kleiner, mit viel weniger Porzellanfigür chen, DekorationStellern, nachgemachten antiken Krägen und derartigen Brim berien vollgestopft sein könnte, um noch immer bie Gebuld unb Arbeitskraft einer einzelnen schwächlichen Person bis aus S Aeuß erste anzuspannen, unb so kann man nicht ander, als. feig Verhalten gegen das rme Kind auf'S Schälfsie zu miß, billigen.' Frau MagnuS war nicht ohne Gut müthigkeit; auch besaß fie Vernunft ge, nug, um einzusehen, baß baS verwaschene Kaliunkleidchen ber Waise neben den Seidentoiletien ihrer Töchter keinen er freulichen Eindruck auf die Augen ber Welt machten, aber sie hatte nicht viel Einfluß über ihren HauStyraunen. ber sie als blutarmes Mädchen gefreit und ihr, feiner Ansicht nach, dadurch ein uner hörte und soll'ommen unverdienieSGlück bereitn hatte. Nachgerade zogen sich bie meisten Likann'en zurück; nicht so sehr auS Entrüstung über bss Verhallen gegen die Waise i. solchen Fällen pflegt man eS bei einer platonischen Mißbilligung bewenden zu lassen , als weil Herr MagnuS mit zunehmenden Wohlstand immer unertrajucher und p:ogenh:fter geworden war. Doch die intimste Freun bin der HauZk'ZU versagte sich' nicht, zum Abschied einen Theil ab,usj:eßen. AlZ sie einige Wochen im Lande mit der Familie zusümmcnwohnte und auZ nach, fler Nähe betrachte konnte, wie schlecht eS bem armen Kino erging, legte sie sich in'S Mittel unb erwirkte es. daß ber Kleinen nun ein UerbtngS lächerlich ge, ringes Monatsgehalt ausbezahlt wurde. Seitdem kleidete sich Tienchen, wenn auch äußerst einfach, so doch anständig und da fie anmuthig war und ein tiefeS Gemüth ve a, vemerite man es kaum, vak ihre Bildung in Hinsicht auf bie zeitgenössische Roman und Nonellenliteratur leider etwas vernachlässigt worden war. da eS ihr an Muße gebrach, bie vielen Banb chen im bunten Umschlag, die ihre Cou finen nach Hasse brachten, zu studiren. Tienchen wusch, scheuerte und putzte, schnitt zu, nähte und prsbirte an. kochte und briet alle möglichen guten Dinge jahraus, jahrein; sie hatte keinen andern Gedanken, als baß eS bi an'Z End ihrer Tage so fortgehen erde da, nun wie e in jeder richtigen Aschen biödelgeschichte geht, kam der Prinz. DaS heißt von einem KönigSsohn hatte Heinz Ehler ncht viel an sich; n un geschlachter blondcr Riese, mit o'el zu viel Armen und Beinen, die nicht nur ihm, sondern auch seiner jeweiligen Um gebung bestZzdtg im Weg waren, e'ner eben nicht leicht beweglichen Zng ur.& kräftig derbem Weser:, nt er CFintcn alle! eher denn den Eir.bruck von h!,!cher Gewandtheit und Zierlichkeit in' Ge dächtniß; aber Herr MagnuS fvrach nicht gerinzkch!gig van ihm, wie izt den an der Bekannten, die er im lEctrt-.ncn nach dem Geloe um etliche Pferdelängen geschlagen. DaS war ein untrügliche Zeichen, baß jßtinj mit irbtschen Gütern wohloersehen sei. Er buldete ti ohne Stirnrunze'.n, baß Rose unb Karsline mit Martin tanzten, als sie mit ihm auf einem Lalle im .Lie berknrnz' usamrenkrafen, waS man all Bargschast für seinen vortrefflichen Cha, rakler auffassen kann, unb er lub ihn wiederholt und so bringend zu einem Be suche im Hause ein. baß man beinahe auf den Gedanken kommen konnte, er wäre nicht abgeneigt, ihm eineS seiner Kleinode für' Leben anzuvertrauen, w,rin jeden fall bie ehrenoollste Anerkennung für den junge.-? Ma in liegt. Vor etwa zehn Jahren hitte er mit seinen Eltern im RachbarhauS gewohnt, seitdem war er uS der Stab! fortgezogen unb erst feit Kurzem wieb:r zurückgekehrt. Die Un kenntniß ber Verhältnisse mochte ihm zur Entschulbizung bienen, daß er bie ehema ligea Spielkameraben befragte: .Wo ist liei-chen?' und sich dabei so? schind umsah, al müsse baS kleine schwarzgekleidete Kind, baZ bama! erst in' Hau gekommen, sich auf den Sitz reihen neben den Ballbamen befinden. Aber hie? versagte da Aschenbrödel Mädchen. Fräulein Ernefiine hatte nicht geveten, mitgenommen zu werden, eS hätte ihr vermuthlich nicht nur eine Ab fertigung, sondern auch' sehr erstaunte Blicke eingetragen, unb so war ihr auch nicht eine Schüssel Erbsen in die Asche des Herd gestreut worden, wegen deren fie die Vögel unter dem Himmel herbeizubemühm gehabt hätte, um sich nach vollendeter Aufgabe auf den Ball zu begeben. Tienchen ist zu Hause.' sagten die Cousinen in vollster Seelenhe. Lang jährige Gewöhnung ließ fiebft Stellung lazenvrsvtt im Hause als etwa voll- lisniitg Gerechte? unb Selbstoerständ licheZ betrachten. Man konnte nicht bt Häupten, baß sie ihr mit Härte begegne ten. Sie waren nur in bem Glauben großgezogen warben, baß sie au anderem sor, gemaror, rur ganz anoere inae auSersehen seien, als die gebuldige Ar beitSmagdbahetm. Als Heinz an einem Sonntag Nach mittag seinen Besuch im Hause machte, empfingen ihn wieber nur die Töchter, benen sich zu? Begrüßung die Alten zu. gesellten. Gute Freunde ber Familie hatten tyn seither Lder d:e Behandlung der Waise, deren Aufnahme unter die schützenden Fittiche beZ Ehepaar Mag, r.uZ, wie er sich noch recht gut erinern kann, mit lautenLobeZerhebungen begrüßt worden war, aufgeklärt, und statt auf das, unter uns gesagt, ziemlich nicht sagende Geplauder der Haustöchter ein zugehen, ließ er neugierig seinen Blick immer wieder zur Thüre schweifen. Wahrhaftig, sie ließen da arme Er, schöpf, selbst wern ein Spielkamerad zu Besuch kam, in der Küöe stecken! Die Entrüstung stieg ihm in die Kehle, so daß er erst räuSpern mußte, bevor er mit erheucheltem Gleichmuth dieselbe Frage, wie neulich, stellen konnte Eine verlegene Pause entstand, Herr MgnuS ziollle die Familie mit ei.".er seiner maje statischen Handbewegungen, mit welchen er alle Unliebsame gleichsam aus seiner Nähe fortzuscheuchen pflegte, erledigen, aber feine Ehehälfte versetzte mit einem liebenswürdigen Lächeln: .Sie werden beim Kaffee Gelegenheit finden, die Kinberfreur.bfchaft zu er, neu. Da ließ er sich benn auch nicht neh men. Man saß schon um ben mit Kuchen beladenen Tisch, als TienchenZ schüchterne Gestalt auZ der Küche kam, ein Thee brett, mit Kannen und Tassen beladen, in den Händen. Heinz sprang auf, er griff ihre Hand und schüttelte sie: da blieb ihr nur die Linke für das schw:re Brett, diese kam ins Schwanken und der braune Saft floß über da! gestickte Deckchen, das es bedeckte. .Wie kann man nur so ungeschickt sein,' murrt Herr MagnuZ vernehmlich; ju ihm war auch der erschrockene Blick beZ Mädchen geflogen. Der Ries, zuck,e die Achsel. .Ja, das müssen Sie mit in Kauf nehmen, wenn Sie mich bewirthen, ich koinme nie an einem vollen Gesäß vor über ohne e umzustoßen; Sie können übrigen von Glück sagen, baß ich Ihnen die Kaffeekrnne nicht auch zerbrach. " ' .Ich sprach doch nicht von Ihnen.' verwahrte sich Herr MagnuS. .So viel ich sehen kann, vergaß Ernestine den Kaffee und ihr galt meine Ermahnung.' Heinz wurde ärgerlich, aber ein Blick in bie bittenden auf ihn gerichteten Au gen be Mädchen ließ ihn die Erwiderung herunterschlucken. .Da arme Kind müßte e doch ent gelten, wenn ich den alten Despoten reizte,' dachte er, vergaß jedoch sogleich diesen einsichtsvollen Satz, benn als Tienchen die Tassen herumgereicht, rückte er für sie einen Stuhl herbei und stellt ihn eigenmächtig neben ben feinen. Tienchen setzte sich mit tner wahren Armenfündermiene; aber wenn ihr auch da Herz in der Erwartung bänglich schlug, wa für schneidende Bemerkungen sie von ihrem Wohlthäter anzuhören haben werde, sobald be? wunderliche junge Mann seinen Abschieb genommen, so vermochte sie sich doch bem Einfluß ber verschiedenen .erinnern Sie sich noch' nicht zu entziehen; besonder ein gewisser kleiner schwarzer Hund, hemal im Be sitze Heinz' und ein guter Kamerad ber kleinen Waise, feine Irrfahrten, Schick sale unb fein unseliges Er.be ur.ter drn Schienen eine Bahnzuae erregten ihr Interesse unb ihre Theilnahme. Nach und nach wurde sie aus ihrer Gedrückt he:i u-d Terschüch'er::, herauZzelockt, der schmeig'am Mund erschloß sich erst u e:r,e?r fächeln, daZ sre übriger, unze mein lieblich erscheirien ließ, dar-n u einem kurzen AuSruf, zriletzl zu wirk' lichen. ohr:e ängstliche "3tcien und zu ihrem Popanz Hinübertl'.cken hervor gibrachten Sägen. Arme Kind! E war gerade, al hätte sie heute in den ziemlich dünnen Kaffee irgend einen merk würdigen BerauschungStrank hineinge michk, ihre Augen ringen iu leuchten an. bi Wangen wurden roth, ihr ganze Wesen strahlte vor Vergnügen. Schon seit einer Weile hatten bie zwei Personen da ganze Gespräch an sih gerissen, die Schwestern Maanu sahen einander oer blüfft an, Papa schoß wüthende Blicke hinüber unb hielt im Stillen einen feiner beliebten Philipp!?en über den Unban? ber Waise, ,b:e er vor dem Verhungern bewahrt'; nur Mama blickie nicht gar; ohne Wohlwollen auf da vertiefte Pärlein. Plötzlich blick!? tienchen aus uno zu dem Hausherrn vorre hinüber; der Zau ber vkrfloz augenblicklich, blaß und schüchtern sprang sie auf. begann ben Tisch abzuräumen, unb wenn sich Heinz auch noch so eifrig betrübte, sie in Ge spräch zu ziehen, sie blieb für den Rest seine Be'uche. in einem Winke! sitzer.b, bei kurzem Ja und Nein. Auch später fanb er'kein Gelegenheit mehr zu einer längeren Zwiesprache; me war Tien, chen .gerade ausgegangen", wenn r kam, oder sie huschte allenfalls still und scheu wie eine Fledermaus mit irgend einer Schüssel in ber Hanb in das im mer und wieber hinauZ; und da der junge Mann bei längerer Bekanntschaft immer weniger Interesse an den übrigen gami lienmitgliedern fand, stellte er seine Be suche mit der Zeit ein. Doch kam ihm, trotz mannigfacher Zerstreuung häufig bie Erinnerung, wie unter feinen freund lichen Blicken und Worten auS der grauen Raupe ein allerliebster Schmetterl Itng sich zu entwickeln Miene gemacht, unb e lockte ihn, ba Experiment zu wiederholen. Da kam er einmal am Hause vorüber; eS war im Sommer; bie äußere Thüre, bie fest verschlossen, die Vorhänge im untern Stockwerk, bie herabgelassen waren, belehrten ihn darüber, daß er bie Familie nicht zu Haus sinken würbe Luch entsann er sich nun, gehört zu haben, sie beflnbe sich im ranbe. .Ich wäre neugierig, ob sie baS Aschen brödel mitgenommen haben' murmelte er; gleich darauf spielte ein vergnügtes Lächeln um seinen Mund. Im oberen Stockwerk war ein Fenster geöffnet, au dem ein weiße? Tuch hinauSgeschwungen wurde; er nahm an, eS werde ihm ein Willkommen zugeweht, wiewohl daS arme Hausmütterchen bloß ein Abwisch tuch ausstäubte. Seit jenem Sommer, in bem sich, Dank fremder Einflüsterung, ein aufrührerischer Geist in ihr geregt, ber sie für ihre Dienste eine feste Entloh- nung heischen hieß, hütete sie auch wäh renb der heißen JahreZzeit das Haus; man mochte sie keinen aufreizenden Ein flössen mehr aussetzen. Heinz riß ungr stum am Klingetiuqe. ir mußte ine geraume Zeit warten. .Am Ende hat ihr der alte Despot verboten, men Menschen bei sich zu sehen' brummte er wüthend, doch nach einer Weile würbe der Riegel zurückge zogen unb, errathend wie eine auf blühende Rose, stand da Aschenbrödel vor ihm. DaS war nun eine glückliche Stunde für Beide. Wären lecht und link die Häuser nicht verödet gewesen, deren Inwohner, bie sich an der See oder in den Bergen befanden, hätten verwun dert die Köpfe geschüttelt. Solch dröh, xendeS Lachen, in das sich ein leiseres, silberne mischte, hatte man au den MagnuS'schen Mauern nicht ertönen ge hört, denn der Hausherr pftegte die Fröhlichkeit in demselben stets in sehr bescheiden gezogenen Grenzen zu erhalten. Uebrizens blieb e nicht bei diesem !r.en Lachduett. Dasselbe fand eine äußerst häufige, zuletzt eine tägliche Wie derholung; schier mochte einem guten Freunde de Aschenbrödel bange um bessen Herzensruhe erden; benn bie König söhne, bie rhne alle Rücksicht auf Stellung, Einfluß und Lermöqen ihrer Zukünftigen freien, find möglicherweise im Mäi chen häufiger al in der Wirklich seit zu finden. Tienchen selbst kamen keine solchen Bedenken; fie blühte in die sem Sommer auf, wie eine Blume, die man, dem Verdorren nahe, in frisches Wasser gestellt. Und siel baS nicht be. sonders auf, der Sommer war gewöhn lich ihre ErholungSzeit, freilich so frische Farben, selche Wangenglübchen, so ein luftiges Lachen aus ben Lippen hatte sie früher nie gezeigt, auch wenn ih? Wohl thäier schon monatelang abwesend war. Eines schönen TageS hielt ihr Heinz eine sehr ernsthafte Rede. DaS arme kleine Ding wäre dabei beinahe in seine gewöhnliche Verschüchterung zurückge fallen. Sie schüttelte schier erschrocken ben Kopf, fie wagte eS nicht, nein gewiß nicht. Ader gegen das ungestüme Drän gen des blonden Riefen konnte die schwache, zarte Kleine, die s, an' Ge horchen gehöhnt worden, unmöglich aus kommen. Zuletzt willigte fie ein, und dann leuchtete e aus ihrem Gesicht, wie die Allste Seligkeit. Eine ausführliche Epistel, von beiden Verschworenen ver faßt, wanberte noch am selben Tage bem Wohlthäter an ben Seestrand nach. Sprachlos vor Staunen und Entrüstung durchftog er sie, zuletzt murrte er ge kränkt: .Der Welt Lauf, Undank für Wohl thaten! Jetzt, wo fie allenfalls etwas leisten könnte, um sich erkenntiich zu be weisen, heirathet sie biesen Schwachkops.' Aber er murrte zu früh. Es sollte ihm beschieden sein, in späteren Jahren, ein verarmter, einsamer Wann, dessen Töch ter selbstsüchtig ihreS Wege zogen,, Tierchen ihre Schuld an ihn vollauf ab- l trazei, zu sehen. Und ih e Wrh'.thaien ! wurden gü.'iger gezed.'r!, ali l.t, welche j t'.e v.t.'i emp".r,g. Atlch ein 5hescheidl'.nzsgrun?l. Wie ei:i paar mijutd-ze iegc'i i'N' ei lrennr.'n. Solange Vermählungen gegeben hat, sind auch schon Ehescheibur.gen an der Tagesordnung gewesen, und die Ur fachen, durch welche man au einem un liebfamen Zwiebund in' friedliche Thal ber Freiheit wieder gelangen kann, finb mannigkacher Natur unb in allen Staa ten diese glorreichen Lanbe so oerschie, ben, um wohl jeden nach mehr Ellbogen räum Durftenden befriedigen zu können In gar vielen Fällen gilt ein .unver träglicheS Temperament' al Giunb zur Trennung, und wenn die ine oder die andere ei!e keine Einwendung zu ma chen hat, so ist diese ber leichteste Weg, eine Ehescheidung zu erlangen. Aber hinter diesem angegebenen Grund .un verträgliche Temperament' steht oft ein bedeutende Familien Skelett, da nie mal in bie Oeffentlichkeit tritt. Doch in ber nächsten Zeit wirb eine Ehe,che bunziklage vor dem DiftnktZgerlch! in Denver zur Verhandlung kommen, wo obige Ursache angegeben worden ist und zwar von ber Gattin, ledoch bie Be gebenheiten, welche dazu führten, finb so romischer Natur, rag sie bem Publikum nicht vorenthalten werben können. E mögen jetzt wohl vier Wochen her sein, als Frau ihren Gatten er suchte, in halbe Dutzend Bogen kleb rige Flieger.papier anzuschaffen, um Ruhe und Ordnung im Hause besser be wahr zu können. Der Gatte, der bis her keinen Wunsch seiner Befehlshaberin unerfüllt lieh, kam auch bteseSmal bem Verlangen nach und brachte am Abend deS folgenden Tage eine ziemliche Por. tion des Gewünschten mit. Nach dem Abendessen begab sich der Herr deS HauseS nach seiner Loge, erst spät am Abend wieder zurückkehrend. In der Zwischenzeit hatte aber die gute Hausfrau all Vorkehrungen getrof fen, um die Unverschämtheit der vielen Hausfliegen ein schnelle Ende zu berei ten und bie etwa nnasthetischenTapeten unb Deckenmalereien für bie Zukunft zu verhinbern. Zu diesem Behufe wurde das klebrige Fliegenpapier an allen mög lichen und man könnte fast behaupten, an allen unmöglichen Plätzen angebracht, ohne vorher ein WarnunqSzelchen auSzu hängen. Das war das Unglück. Aber, gerade die Frauen find manch mal in solchen Fällen ein wenig nach lässig, un? Frau war keine Aus nahme von dieser Regel. Nun hatte noch zum Unglück ein Windstoß die Lampe auZgeblasen und weit und breit war im Hause kem Streichholzchen zu finden. Bet ven achoarn zu boraen. war der Frau zu kleinlich und so begab sie sich dann zur Ruhe mit dem festen Vorsatz, ihren Gemahl bei feinem Eintritt, von dem Nichtoorhandensein der Streichhölzer zu benachrichtigen unb um ein halbes Duhenb aus seiner Westentasche nachzu- tragen. Aber ber Mensch denkt, usw. AIS Herr spät nach Hause kam. lag leine grau im :iesen Tchtas. :e träumte wohl von dem neuen Kleide, welches ihr schon lange versprochen wurde. aber nock nicht anaekommen war. der von ben vielen Eiern, welche ihre HZnnen täglich zu legen im Stande waren. Der gute Mann aber, um die Ruhe seiner ' . . 'i Gattin sehr besorgt, lmie S ja bekannt lich alle Männer find) schlich sich so still und geräuschlos inS HauS, daß diese nicht erwachte und machte Anstalten, sich zu entkleiden. Auf den Tisch im Vorder- zimmer warf er zuerst seinen Hut, doch als er die Hanb mieber aufheben wollte, klebten Hand und Hut auf einem Bogen Fliegenxapier. Geflucht hat er nicht. aber feine Gefühle finb wohl leicht be- greiflich. Da Hut unb Fliegenpapier trotz eifrigen Bemühens unzertrennlich waren, warf er beide ärgerlich unter den Tisch unb schritt mit Fetzen von Fliegen papier an beiden Händen klebend nach dem Eßzimmer, um von dem Tisch fort- zukommen. Auf den Eßtisch legte er nun seinen HalZkragen und Binde doch, o Jammer und Schrecken auch hier stieß er auf Pech und Kragen und Lmde wandkiten dem Hute nch. Jetzt konnte er sich aber deS Fluchens nicht ent wehren und ein Donnerwetter nach dem andern tönte au voller Kehle. Den ersten Mißgriff hätte er verzeihen können, aber jetzt war fein Zorn in Wal' lung gebracht worden. Je mehr er ver- chte, sich der kiibrigen ültasse zu ent- ledigen, je mehr wurde er angeschmiert. Schließlich sank er halb erschöpft auf einem Stuhle nieder, und zog die Schuhe auS, doch in der nächsten Minute fuhr er wieder empor. Auch an dem Stuhle lag in Blatt deZ verwünschten Fliegenpa piers und alz er aufstand, hatte er einen lesen Eindruck gemacht und baZ Papier mitgenommen. Jetzt tanzte er aber wie ein Besessener im Zimmer umher. Seine Hände und Hosen voll Fliegenpapier, das war zum Verrücktwerdev. Voller Entrüstung wandte er sich bem Schlaf zimmer zu, um oer Gattin recht gehörig die reoiien zu lesen. Doch was wa das? Kaum hatte er bie Thüre geöffnet und war ins Zimmer getreten, al er chon mit ben nackten Füßen aus zwei Stück Fliegenpapier trat, welche ur sprünglich auf dem Bureau gelegt wor den, vom Winde jedoch herabgeweht wur den und jetzt dem armen Hrn daS Aussehen eines SchneefchuhläuferS gaben. Die gute grau war indessen er- acht, aber oer zorn iyres Gatten war jetzt so intensiv, baß er gar nicht zu Worte kommen lonnie, onvern ich wie ein Rasender geberdete. Fliegenpapier an den Händen, Fliegerpapier an den Füßen, Fliezer,pa?i:r am Sitzende der Hosen, alle anzexexlit. al wäre ti für behielten dn x!ecil worden, ver kann sich einen :lch::oen Begaff v.'n der Zcene machen? D arme yrau dekav Srigst und stano af. un hee! ixi 'i u holen, um ihren C'tten aui seiner Lerlezenheil a besien. J,:;sifchcn sank der Mann auZ .'rzwe,sing aui da Bett hin und wer hätt e t ge. dacht.' wieder aus zwei Stücke de? ausgebreiteten Fliegenpapiers. Nun war er vom Kopf bi zu den Füßen beklebt unb machte einen solchen Lärm unb Skandal, daß die Nachdain au Angst einen Polizist?, heibeirie en. Die isach wurde nach einer Stunde ,in'I Reine ge vracs:' unv rag ytt ultot ist ,edt eine Ehescheidungsklage der grau wegen .un erträgliches Temperament.' Unb all' dieses Unglück haben ein paar urs chulrige fliegen angerichtet. (Denver Fidibus,) Ei kklitrischcs tfrs.Onilj auf der eScop5-?yramibe. Werner v. Siemen erzählte in seinen rinnerungin bet Gelegenheit ber &ch,I berung irer Besteigung ber Cheops Paramide Folgende: .Ein Araber machte mich da:auf aufmerksam, daß beim usheben seine ausgestreckten Finger über seinem Kopf ein scharfer, singender Ton entstand, der aufhörte, sobald er die Hanv senkte. Ich sanb die bestätigt al ich selbst meine Finger über meiner. Kopf rhob; zugleich verfpüite icb im Finger eine prickelnbe Emosindunq. Daß e sich yteroet um eine clektr.sche Erschei nung handelt, rgab sich daraus, daß man einen gelinden elektrischen Schlag veram, wenn man aus einer Wewflasch zu trinken versuchte. Durch Umhüllung mit feuchtem Papier verwandelte sich eine olche, roch ge taute Flasche mit einem metallisch belegten Kopfe in eine Leadener Flasche, die stark geladen wurde, wenn man sie hoch über bem Kopse hielt. Man konnte bann au ihr laut klatschende gunken von etwa 1 Centimeter Schlag wate ziehen. Di Araber hatten bi au unseren Weinflaschen hervorbrechen ben Blitze gleich mit offenbarem Miß trauen betrachtet. Sie hielten dann ein kurze Berathung, unb auf ein ge gebene Signal wuibe ein jeder meiner Begleiter von ben drei Mann, die sie hinausbefördert hatten, gepackt, um ge altsam wieder hinabtranSportirt zu werben. Ich stanb gerabe auf dem yöch sten Punkte ber Pyramibe, einem großen 2letnwürsel, ber in ber Mitte ber Ab plattung lag, al der Scheikh de Ära bertribuS sich mir näherte und mir durch unseren Dolmetscher sagen ließ, der TribuS hätte beschlossen, wir sollten so ort die Pyramide verlassen. AIS Grurd gab er auf Befragen an, mir trieben offenbar Zaubeiei, und daS könnte ihrer Erwerb?qae!!e, der Pyramide, Vchaden bringen. Als ich mich weigerte, ihm Folge zu leisten, griff er nach meiner linker, Hand, wahrerd ich die Recht mit der gut armirten Flasch in offenbar beschwörender Lillun,'. hoch über dem Kopse hielt. Diesen Moment hatte ich abgewartet unb senkte nun ben Flaschen köpf langsam seiner Nase zu. Als ich sie berührte, emxfanb ich selbst eine heftige Erschütterung, aus der zu schiießen war, baß ber Scheikh einen gewaltigen Schlag erhalten haeen mußie. Er sicl lautlos zu Boden, unb eö vergingen mehrere, mich schon ängstlich machende Sekunden, bi er sich plötzlich laut schreiend erhob und brullenb in Ricscnsprüngen bie Py ramide hinabsprang. AIS die Araber die sahen und den fortwährenden Ruf .Zauberei" be ScheikS hörten, verließen sie sämmtlich ihre Opfer unb stürzten ihm nach. In wenigen Mtvuten war bie Schlacht entschieden und wir unbedingte Herren der Pyramide. ??anu ist ein Zeitung druikseyker freik Ueber diese Frage giebt der Hambur ger Correspondent folgende treffende Auskunft: .1. Wenn der Verfasser oder Einsender das Richtige geschrieben, 2. da Richtig! auch deutlich geschrieben hat, 3. der etzer in alle Fächer des Setzkastens lauter richtige Buchstaben gewoi fen hat, 4. die richtigen Buchstaben greift, s sie richlia ein tzt, S. der Kor, rektor richtig liest, 7. der Setzer die erst Korrektur richtig verbessert, 8. der Kor rektor die zweite Korrektur richtig liest, 9. der Setzer die zweite Korrektur richtig verbessert, II. die Revision richtig ge lesen wird, 11. wenn dem Betreffenden die nöthige Zeit bazu gelassen wirb, 12 wenn noch ein Dutzend anbere Umstände sich ebenso glücklich abmachen. Und da nun z. V. ein großer Ocwvbogen fünf igtausend bis fünfundsünfzigtausend Buchstaben zählt, so müssen jene günfti gen Umstände sich bei der Größe der Zei turg sünsiigtausend bis fünfundfünfzig taufend Mal wiederholen, wenn das Publikum einen einzigen fehlerfreien Bozen in die Hände bekommen soll. Man wird zugaben, daß dicS nicht ganz leicht ist.' ES würde gewiß weniger kritistrt und getadelt werden, wenn alle Zeitur.gSleser einen Begtiff von der Ar beit härten, bie zur Fertigstellung eines Blattes erforderlich ist! Das )alir der "Sroßc F'inder". Diesen Namen verdient wohl dai Jahr 1809, das der Welt eine Reihe großer Geister geschenkt hat, unter An beren den fast unermüdlichen Glabstone, ferner Darwin, den Dichter Tennyson, Browning, Eeqar E. Poe, seltr Men- delSfoha, Jules Faore, den Präsidenten Lincoln u. A. U:beihaupt scheinen die mit 9 endiLenden Jabrrszahlen von Be deuluna, denn auch Napoleon I,, Goeihe und Schiller haö! ein solche Vevurik, !? X:i:t !!-.tv.-rt. Fremder (chn irgend w zu grüßen): Sie! i3:r. Sie, wo d.e Königstraße !! Be.'.l ?r (cerer gehend): .Natürlich'.' W", Lib? r! ? . Professor; ,WaS für ein prächtige! 2i.it! W: all , : denn da' Die Mutttf : .Kaum ei Wochen.' Professor: .Ei mal! Ist da Ihr jüngst:,?' r rVunt fl. SonntagZiäger: .Wal? Fünfzig Gul Zen wollt Ihr diesmal haben, weil ich Euch 'nausgeschossen hab'? Da! letzt Mal, wo ich am Kopse getroffen, habt Zhr nur dreihiz Gulden verlangt!' Treiber: .Ja. schauen', da war aber ooch kee edler Theil verletzt!' n !eeuen5wmdizez KinJ. Dekiar.se Elfe will den Doktor ehr Tung nich wiesen. .Dohn S boch mal etwas bö mit ehr, Herr Doktor,' sä b Mudder, .denn streck: sese all oun sülpen rui!' Aui der Sesellsch.iN. Hauisrau: Ach bitte, Herr Schmidt. singen Äie doch ein Lied! Gast: .Ich kann wirklich nicht, gnädige Frau, ich bin total heiser.' Hausfrau: .O, baS thut gar nicht; bie Herrschaften unterhalten sich und hören Sie ja boch nicht!' Aus einem Reisebericht. Die Unsicherheit an ber Grenze war so stark, daß bie Kolonisten, wenn si ihr Weiber und Kinder Morgen verließen. Abend bei ihrer Rückkehr die Häuser niedergebrannt, die Frauen al Wittwen und bie Kinder als vaterlose Waisen vor fanden. Anknüpfung auf jeden Fall. Herr (im Straßenbahnwagen): .Stei gen Sie am Pirnaischen Platz aus, mein Fräulein?' Dame: .Nein!' Herr: .Ich fahre auch weiter l' Aus Wien. .Warum arbeitst benn nix Schor fchl?' .I berf net. Mir thun streiken. Sonst wir i g'haut.' Wa thuast benn nacha ben ganzen Tag auf ber Gassen?' .I hau bö, bo arbeiten.' Tin Gewohnheitsmensch, Gefangenenwärter: .Warum wollen Sie denn aber durchaus nicht in die ander Zelle gehen?' Gefangener: .Ach, lassen Sie ich doch auf No. 7ö! Ich bin so an meine alte Zelle gewöhnt! Ich kann nu mal nicht in fremden Betten schlafe!' Die ilt vom politischen Standpunkte. In der Ehe ist der Mann ginanzmini ster (er besorgt die Einnahmen), die grau Kriegsminister (sie besorgt die Au, gaben und bereitet alles zum Kampfe vor). De? Hausarzt ist Minister de Innern, der Schneiver de Aeußeren. Die Köchin hat das Portefeuille de Handels (in den Markthallen) und der Justiz (st behält immer Recht und pflegt bei ihren Einkaufen immer etwas einzu stecken). Modern. Arzt: .Gnädige Frau, Sie haben mich rufen lassen?' Frau von Ganseiheim: .Ja wohlk Sie wissen, Doktor, die Badesaison steht vor der Thür; was ist jetzt eigentlich da modernste unb neueste in Krank heiten?' Ein stönes Gegenüber. Zimmervermietherin: Da drüben. Herr Lieutenant, ist jetzt ein Penflonal ur junge Madchen eröffnet worden.' Lieutenant: .Aeh! -famose Spckula- tion! Vorsteherin müßte mir igentlich Prozente abgeben!' Mißglückt Ausflucht. Frau: .Was schaust Du denn heut' einem fort zum Fenster hinau? in Srnst interesfirt Dich die Aussicht gar nie!' Manr: .Ich will ja nur Achtgeben. daß bie Anna kein Fenster brich!!' Magb: Na. wenn S das nit woll'n. gnä' Herr, so kaeifen's nit immer!' U.?0!t. .Ader Max. jetzl hast Du schon wie. der eine schlechte Zensur heimgebracht! Ach, Du Nichtsnutziger Bengel, du wirft mich noch zu Tode ärgern!' ,Aber, lieber Vater, ärgere Dich doch nicht so. Ich mache mir ja auch vichlg draus!' Geschnizck. Poeten , Gattin: Alfred, komm mal chncll her! Baby ist eben dabei, deiii Ge dicht, das du mir vorhin vorlasest, mit ivmps na in zu oerzeyren. Poet: ,Hm! hatte ihm qar nicht so viel Geschmack zugetraut. Ein ärztiichcr Triumph. Professor: .Die Op:ralion ist ge lungen. Nachdem der Schädel trexanirt, die schadhaften Ertremitäten amputirt, Lunge und Magen resecict. Nieren und Milz rstirpirt, können wir die Opera tion glücklich al beendet ansehen.' Diener: .Litte, Herr Professor, wa kommt ins Bett zurück ? Neues Fremdwort. Dienftrrädchen: ,Gnä' Frcu, der Ge üsemann ist da!' F:au: .Wenn man ein feine Dienst ü;chkn fei will, so sagt man .Kohl ?r!eur"