Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 12, 1894, Image 10
Mi Launen des Glücks. 9nt g'chich: et rt in .Kt:ir.to'.i. i'on 3. II-! aWTRetlv. Gtas Alerander trn Hort wer tin Glückskind. Eben ist hatt r, von tt.itr ungeheuren Schaidtnlcst layj. ge trieben, ttn Abschied von einem g'.än; den Kavlllerie.Regiment erküren nüsteri, in welchem er die" Charge int Üitutt nant bekleidet hatte, als ihm daS Glück schon wieder in lesigster Laune ein halbe Million in den Lchooh warf. Graf Alexander von Harden Halle den besten Streich in seinem Leben begangen und sich mit einer sehr reichen BZrgerilochter verlobt und lald daraus o.uch verheira lhet. Sein leichtsinnige Temperament ging au allen LchiSsalischlSgen siegreich hervor und e dauerte nicht lange, li man Alernnder von Harden im elegan ten, tadellosen (Jioil an der Leite seiner angetragen Gattin, debaglich ,ur2ckge lehnt in die weichen Polfterkiffen de Wagen, durch die Ttrahen der Stadt fahren sah. , Alerander von Harden entstammte einem alten Adelsgeschlecht, da im Norddeutschen ansässig gewesen war und im politischen Leben vergangener Tage eine Rolle gespielt war. Er selbst war der letzte, männliche Sproß einer aiger zweigten Familie, die einftmal nach Amerika ausgewandert war, deren Nach kommen e dort zu Reichthum gebrecht hatten und wieder nach Deutschland ein gewandert waren. $i gab verschiedene dunkle Punkte zu verdecken, die auch kei ner aufzuklären bemüht war, und bald genug befand sich dieser rehabilitirte Zweig de Grasengeschlechte von Harden wieder in Aemtern und Wurden, d. h die Söhne widmeten sich dem Heere, dienst, während die Töchter begehrte Partien für altadlige Offiziere waren. Alexander von Harden, ein stattlicher Mann im Anfang der dreißiger Jahre, war der letzte Sproß dieser Familie und mehrmal hatte e den Anschein gehabt, all ob dieser alle wieder verderben wollte, aa die Familie im Lauf der Jahre gut gemacht hatte. Nun war auch er, zwar unter Einbuße seine Offizier patente, in den sicheren Hafen einer reichen Ehe eingelaufen und seinem Leicht sinn schienen hiermit die nöthigen golde nen Fesseln angelegt. Die ehemaligen Freunde Alerander von Haiden'S die sich bereit zurückgezogen hatten, al sein finanzieller Ruin unvermeidlich schien, staunten über sein Gluck und fanden sich schnell wieder ein. Nur wenige waren , denen die nichtstandeSgemöße Ehe unbehaglich war, und die stolz an ihr altadlige, morsche Wappen schlugen, da mit seinen Symbolen und Jnfignien verächtlich aus alle Burgerblut herab- sah. al befände sich die herrliche Seit de Raubritterthum noch in voller lüihe, Die jetzige Gräfin Marie von Harden war die Tochter de verstorbenen retchen Kaufmann Oftermann, eine schöne, schlanke Frau, in deren Adern, wie sich die Feind de Grafen Harden eriähllen. auch jüdische Blut floß, da aber den Grasen selbst nicht gehindert hatte, an dem schönen, reichen Waisenkind wirk lichtn Gefallen zu finden. Ein schöner Sommertag ging zur Neige. Die weißen Kronen de stark duftenden JaSmin wiegten sich im Abends wind und die Amseln sangen ihr Abend lieb. Gras Alerander von Harden saß mit seiner Gattin im Vorgarten de schönen Hause, da er bald nach seiner Ber heirathung käuflich erworben hatte. Man konnte von hier, wenn man an da Gartengilter trat, die lange Linden alle Überfehen, die einen allabendlichen Spazierweg für die feinere Welt bildele. .Wo nur Rudolf bleibt?' sprach der Graf zu feiner Gattin gewendet, rnon eher consin pflegt doch sonst nicht so un pünkilich zu sein und un den Launen feine unruhigen Geiste auszusehen." .Erwirb schon kommen, ' entgegnete die Gräfin mit ihrer weichen, melodischen Stimme und steck: den goldenen Pfeil fester in das schwarze Haar, da er Miene mochte, den üppigeu Flechten zu entfliehen. Er wird schon kommen, ja aller dingSl Aber wann? Den ganzen Nach mittag haben wir nun schon gewartet und wenn wir unserem Abendprogramm treu bleiben wollen' der Graf warf einen kurzen Blick auf die Taschenuhr .so bleibt un kaum noch eine Stunde Zeit auf den lieben Vetter zu warten, wenn er aber überhaupt noch kommt. Du lieber Gott! Jugend hat keine Tugend. liebe Frau, wenn er mir nur einen kli- nen Wink gegeben hätte, aber die War te ist wahrhaftig nicht nach meinem Ge fchmack!" .Du ereiferst Dich unnkthig, lir! Laß un diese Stunde noch warten. kommt er nicht, dann gehen wir eben ohne ihn. Ich denke un beiden kann da Warten doch nicht so langweilig weroeni- Sie sah ihn mit den großen Augen iaqetnv an uno erwiderte den Kuß, den er ihr galant auf die Wange gab. .Nun ja, ich bin ja schon zufrieden, daß ich nicht aus Dich zu warten brauche, aber e ist doch eigentlich unnöihig und hat ga? keinen Zweck. Ueberdie weißt Du, daß übermorgen sich mein Satan den ersten Lorbeer holen soll! .Satan' habe ich nämlich mein neue Rennpferd getauft, und ich denke, e wird seinem Herren Ehre machen. Der Name Har den ist an d:r Rennbahn sowieso in Äer grffenheit gerathen; diese braune Mähre, der niederträchtige GlückSpfeil, hat daran wenig genug geändert. Ich hätte nicht mehr gewünscht, al daß er bei feinem letzten schneckengang den Hals g'.biochen hätte, denn die paar Thaler, die ich für da Pferd noch bekommen wirde, wiegen den Verlust nicht zum Drittel auf." j Ter Graf warf unmulfij stine Cigarre auf den Gartenki. Du bist heut schlecht Laune. Her. Lag doch nur diese sze Renngeschlch ten rauhen, ei kcnrr.t doch nicht Gute dabei herau. Wenn Du auch ein vor züglicher Reiter list, so kanu dcch einmal ein Unglück resf.nn. Allein wenn ich noch an den .jccknj denke, den min da letzt, Mal halbiert von der Rennbahn forttrug, wird mir ganz gruselig zu Muthe. F ist ein ichrecklicher Sxert." , Schrecklich?' Nein, schön ist er. .Schön, unendlich schön I So auf dem Rücken eine feurigen Renner zu fitzen und über alle Hindernisse hinmegzuflie gen, tai hat feinen eigenen Reiz, da ist ein Stück toller Poesie, die ich nicht mif sen möchte.' Alerander von Harden trommeile mit den Fingern auf dem kleinen Gartentisch. Al er draußen Schritte vernahm blick! er gespannt in die Höhe. .Täusche ich mich nicht, so kommt dort Rudols. Ja. er ist e 1 Nun bin ich doch neugierig zu erfahren, wo er so lang gesteckt hat!' In kurzer Zeit knarrt die Gartenthür, und ein junger, schlanker Mann schritt auf die zwei zu. Er hatt in fast bart los, schmale, schmächtige Gesicht; mit braunen, träumerisch blickenden Augen und in seinem Gang lag eine saloppe Nachlässigkeit, die zu verdecken er sich kkint Mühe gab. Da nenne ich Wort halten,' rief ihm der Graf entgegen, .da ist unge fähr so, wie wenn mir mein GlückSpfeil verspräche, das erste Pferd am Ziel zu sein. Mensch, wo warst Du so lange?' .Ich bitte um Vergebung,' sagt der Ankömmling mit seiner weichen, melodi schen Stimme und küßte der Gräsin galant die Hand, .ich habe ein Abenteuer erlebt, da mich nicht eher fortlieh, al bi ich t ganz ausgekostet hatte ' .Aha!' schmunzelte der Gras, ,au gekostet ! Da gemahat an Leckerbissen I Also herau mit der Beichte.' Rudolf von Felsing die war der Name de Ankömmling nahm auf inem der Gartenftühle Platz, strich sich aufathmend durch fein willige Haar und meint bann zur Gräsin gesendet: .Gnädige Frau gestatten mir doch auch die Beichte und ertheilen mir schon vorher Absolution?' Und al st statt aller Erwiderung den schönen Kopf neigte, begann Rudolf von Felsing zu erzählen mit der ihm eigenen monotonen, doch melodischen Stimme, die etwa Singende an sich halte : .Ich wolli, wi Ihr wißt, nach dem Museum gehen, um meine hiesigen Lokal kennintsse etwa zu erweitern, auch um die Schönheiten der antiken Welt zu betrachlen, von denen hier in der Stadt die Rtde ist. Irgend ein Gkfchick hat mir dikskn mkintn Bildungsgang nicht vergönnt. AI ich die Felbftraße durch schreiten will, sehe ich einen Menschenauf, lauf, der mich neugierig macht. Ich trete hinzu und sehe in kleine Mädchen mit einem allerliebsten Gesicht, mit schwarzen Locken und einfach aber ge schmackooll gekleidet, da fortwährend weinte, indeß die Leute herumstehen und r angaffen....' "Voila Wut?" unterbrach ihn der Graf, .ich dachte mir die Geschichte pikanter!' Laß mich nur weiter erzählen! Ich frage also, a dem Kinde xosflrt wart Nicht nur eine Kleinigkeit, e sei von einer Droschke überfahren worden, habe sich aber so gut wie gar nicht verletzt, dnn e könne ja noch ganz gut laufen und e waren räum ein paar Hautab schürfungen zu sehen. Ich habe wenig Anlage zur Nächstenliebe und ich muß gestehen, daß eö so ziemlich die erste sogenannte That ist, die Ich in dieser Art vollbracht habe. Also ich frage da? Mädchen aus, wie eö heißt, wo eS wohnt und bekomme von Schluchzen unterbro chene Antwort in einem Deuisch, da fremdländischen Accent verräth. Mit angeborener Galankerie werfe ich mich natürlich zum Schutzheirn der Klei, nen auf, rufe eine Drosch? und anstatt dic Kleine hineinzusehen, den Kutscher zu bezahlen und die Adresse anzugeben, sitze ich wich selbst mit der Kleinen, noch immer weinenden Dame in den Wagen und gondele höchst vergnügt meinem neuen Bestimmungsorte zu. Da war nun die pur Selbstsucht, denn wißt Ihr, wa das für eine Adresse wur? Ihr rrathet'S nicht! Signora Belti, die neue Sängerin, die an unserem Theater gaftirt!' ,AH!' machte der Graf und auch die Gräfin konnte inen Ausruf d Erftau nen nicht unterdrücken. .Aber hört nur weiter. Ich fahre in einem Miethswagen vor einem eleganten Hause vor, besten Fenster ziemlich dicht verhangen sind, steige mit meinem Schütz ling, der jetzt sehr zufrieden scheint, die Treppe hinauf, klingele, gebe meine Karte einem dumm aussehenden Dienst mädchen, da bald mich, bild das Kind anstarrt und dann verschwindet. Wenige Minuten und ich bin in eincin eleganten Salon. Eine Dam tritt herein, sn der ich sofort Signora Velti erkenne, ich mache mein höfliche Verbeugung und er, zähle ihr den Sachverhalt" Sie hört mich lächelnd an, ohne irgend wilche Muttkrfrkudtn zu äußern, dann sagt sie in reinstem Deutsch: .Es ist sehr edel von Ihnen, mein Herr, daß Sie sich des KindeS angenommen haben, obwohl das selbe nicht daS meinige ist und auch nicht in die Hau gehört. E gehört, ein paar Häuser weiter herunter, einer ach, lenSwerihen Familie, deren Pflegekind es ist.' Ich machte eine sehr verblüffte Miene, Sie lachte und meinte: .Bemühen Sie sich nicht weiter, ich werde das Kind gleich an Ort und Stelle bringen lasten. UebrigenS, sie haben (8 out aetrof- fen I Hu:e ist mein GeburtSlsg, wollen Sie al Lehn für Ihre Menschenfreund liche That l i'aar Stunden in meinem Hause verweilen? Sie treffen trüden luftige ?id anqenehmk Gesellschask.' Ein riar Minuten spät? war ich von dem hübschen Kinde befreit, da ich zwar ger selbst abgeliefert hätte, unier diesen IklR'lLndea aber doch nicht konnte, und ich selbst befand mich an einer reichbesetz ten Tafel unter sehr noblen Herren und Tarnen, während Signora Velti sich be mühte, alle ihre Liebenswürdigkeit zu den Fügen ihie neuen Gaste zu legen. So, ich bin zu Ende!' .Allerdings ein meikwürdige Ereig niß l' sagte der Graf, herzlich lachend. .Da arme Mädchen,' fugte die GrL sin bedauernd hinzu, .k ist richt von Ihnen, daß Sie sich der Kleinen ange nommen haben.' .Nicht wahr!' entgegnete Rudols von Felsing lachend, .ich muß meine Galan terie überall anwenden. Da Beste aber bei der Sache ist noch, daß ich mich Ha! über Kopf in ignora Velti verliebt habe, die noch viel bester und schöner, viel jünger und anmuthiger al auf der Bühne aussah.' ,DaS ist wohl selbstverständlich,' meinte Graf von Harden, .bei solchen Abenteuern verliebt man sich und mein toller Vetter hat ja so wie so Anlage dazu. Die wievielte Liebe ist das, wenn man fragen darf?' .Scherz bei Seite! Ich bin wirklich verliebt, rettungslos, bis über die Ohren und selbst Ihnen, gnädige Frau, wird eS nicht gelingen, mich zu retten!' .DaS will ich ja auch gar nicht,' ent gegnete die Gräfin, nun ebenfalls lachend, .thun Sie, wa Sie nicht lasten können.' .Ein sehr sonderbares Ereigniß jeden? falls und den ganzen Nachmittag hast Du bei Deiner neuen Liebe zugebracht?' frug der Graf. .Allerdings ja und ich habe mich vor, züglich amüftrt, jedenfalls bester als im Museum.' .Nun, ich gratulir Dir zu Deinem Glück. UebrigenS, wenn wir noch tni Theater gehen wollen, so ist es Zeit, daS Abendbrod einzunehmen. Oder, ich denke, wir speisen heute außerhalb, waS mein Du, Marie?' .Mir ist S richt,' atgegnete die Grä fin, .mit unserer Küche wird S so wie so mager bestellt fein.' .Dann laß un zum Aufbruch rüsten! Schade, daß heule die Velti nicht auf, tritt!' .Rein, sie tritt nicht auf.' sagte Ru. dolf von Felsing und nahm der Gräfin galant den kleinen BrbeitSkorb ab, und IS gäbt kr feinen Gedanken lauten AuS Druck, fügte er hinzu: .DaS Mystische an der ganzen Sache ist nur, wi die Kleine oazu kommt, mir die Adresse der Belti anzugeben, die übrigen niemals ver heirathet war.' .Eben, da ist merkwürdig,' sagte die Gräfin und schritt die Steinlrexxe hin aus. Rudolf von Felsing war einer von jenen Leuten, di daS Leben zum Nichte thun bestimmt hat. Er hatte genug Ver mögen und genug derartig beschaffene Eharakteranlagk, um sich da Leben an zusehen, ohne selbst nach einer Position zu ringen. Alexander von Harden hatte ihn oft darum beneidet, so lange bi er mit seiner Gemahlin daS Glück selbst erobert hatte. Heute war Graf Harden glückstrahlend nach Hause gekommen und e fehlte nicht viel, so hätte er dem ganz verdutzten Vet ter einen Kuß gegeben. Sein Satan, ein schwarzer VoUbluthencst, hatte auf der Rennbahn den zweiten Preis errun gen, eS war nur einem tückischen Zufall zu danken, daß er sich den ersten nicht ge holt hatte. Aber dafür, daß der Sattel ungeschickt geschnallt worden war, konnte Sutan nichts, und es war jedknsallö an zunkhmen, daß Satan fortan den übrigen renommirten Pferden ein starker Kon kurrent fein würde, daß der Name .Graf Alerander von Harden' fortan in allen Rennbkrichlen glänzen würde. Das sagte der Eitelkeit des Graf sehr zu, der seinen Pferdepassionea früher schon viel geopfert hatte. .Du bist heute ganz toll und närrisch,' sagt Rudolf von Felsing zu dem Grafen, .und daS alles hat der Satan bemerk ftelligt! Zu aS doch ein Satan manch mal gut ist! Ich bin übrigen noch ganz melancholisch, ich habe keinen atan, der mich aufheitert, nur einen Engel, der mich vielleicht schon vergeffen hat l ' .Narr!' lachte der Graf, .denkst Tu noch immer an da alt Abenteuer?" .Sehr ftark sogar! Ach, ich Efll! Da trage ich jetzt schon ein paar Stunden einen Brief mit mir herum, den ich vor. hin nicht öffnen wollte, weil verschiedene Damen hier waren. Er roch mir zu sehr nach allerhand Parfum. WaS sehe ich? Von der Velli, wirklich von der Belti! Eine Einladung zum Thee! ES schkint ein Roman zu werden, ein wirk, licher Ltebesromanl' .Ich gratulir abermals,' sagte der Graf mit einer wichtigen, ceremoniellen Verbeugung, .Fortuna scheint über die Launen Deine Herzen sehr gut unter richtet zu sein." Der Graf warf dit Rettptitsche, die er noch in der Hand hielt, aus daS Scpha, dann frug er : Wo itf meine Frau, unten im Garten vielleicht? Sie muß dem Satan einen Kuß geben, den hat er sich heute ehrlich verdient.' .Die gnädige Frau ist vor einer Stunde auSaeganaen,' entqegnete Ru dolf von Felsing, die Haltung und den Ion eines Bedienten annehmend, .wahr scheinlich haben gnädige Frau geahnt, daß sie den Satan küssen sollte und S dteserhalb vorgezogen, eine kleine Pro menade zu machen.' .So! Hm! Das ist schabe! Nun, warten wir!" .Wollen Herr Gras so gütig sein und mich für heule entlasten?' .Hast Du fchon Schä'erstund,?' gab dieser zur Antwort, .mach, daß Du hin auskommst!' .Ich beeilt mich. Ihrem Besehl zu folgen, gzädiger Herr. Ich muh noch zum Friseur und zu allen möglichen an deren Geistern. Ich habt dit Ehrt! Empfehlen Sik mich Ihrer Frau Ge mahlinl' Rudolf von Felsing war verschwunden. .Grüß di Blti von mir.' rief ihm der Gras lustig nach, ,ste war heute beim Rennen, ich habe gesehen, wie sie mich durch ihr Opernglas betrachtet Hut.' .Will besorgen,' schall: S dumpf von draußtn urück. Graf von Harken war allein und lehnte sich behaglich in den Sestel. Ter Wohl stand, der ihn jetzt umgab, da Glück einer zufriedenen Ehe. der Sieg, den er soeben mit Satan errungen halte, alles da stimm! ihn heiln und glücklich. Er dacht, wärend er di Rauchwolken einer Eigarrelie in die Slub blie, daß der dick blau Rauch in den Sonnenstrahlen zitterte und tanzte, an sein vergangene Leben, an die jüngst Epoche, in der ihn da Unglück beinahe ganz zu Boden ge schmettert, an die leidigen Schulden, die ihm fast den Athem benommen hatten, er dachte an da ganze glänzende Elend, das er al Offizier durchlebt hatte, dachte daran mit der Ruhe des Glücklichen, der auf dit Strudel de? Vergangenheit zu rückblickt. In Gedanken versunken hatte tr tS gar nicht bkmtrkt, daß feine Frau ins Zimmer getreten war. Erst va yttm, schen des Kleides ließ ihn in die Höhe blicken. .Da bist Du ja,' sagteer munter, .ich habe Dich bereits lange vermikk. .Und ich weiß bereit Alle, wa Du mir sagen willst. Ich habe tbkn Deinen Namen ein paar Mal nennen gehört und wenn ich nicht irre, so warft auch Du mit dem neuen Sterne gemeint, der am Freudenhimmel der Rennbahn aufge taucht sein soll.' .Ja allerdings, damit werde ich wohl gemeint geweien fein, entgegnete ber Graf stolz, .ich hab mit meinem Satan Ehre eingelegt uno den zweiten, beinahe den ersten Prel errungen. Du flehst. daß mein Glück inen gewaltigen Anlauf genommen hat.' .Ja, da, sehe ich,' sagte die Gräfin, neben ihrem Gemahl Platz nehmend, .aber ich hab auch geHort, das, der a tan ein wild, unbändige Thier sein soll; Lieutenant von Bredo sagte mir soeben, er hältk ihn nicht retten mögen I' .Nun ja, er ist ein biöchen ungestüm, ein biöchen störrisch und wild,' meinte der Graf leichthin, ,eS ist eben noch ein junge Pferd, da noch besser eingeritten fein will. UebrigenS Bredow war von jeher ein Angsthase, der sich nicht einmal aus einer lammfrommen tute leben sicher fühlt. Er hat ktma von rinkm Tod fchnüffklndkn Pe misten in ftch I' .Ich möchte Dich aber doch bitt,' gab dit Gräsin zur Antwort und richtete den Blick ihrer dunkelen Augen voll au das Geficht ihre Gemahl, .ich möchte Dich ober doch bitten, künftighin den Satan wenigsten nicht mehr selbst zu reiten. Diesen einen Gefallen kannst Du mir erwktsen. Da Thier soll wirk lich noch ziemlich unbändig sein, und wie lkicht kann kin Unglück pasflrkn. Mich schaudert 8, wenn ich daian denke.' .Du flehst Gespenster,' meinte lachend der Graf. .Ich fühle mich auf dem Rücken meines salanS genau so ncher, wik hier auf diesem Sestel und ich möchte daS edle Thier nicht einmal einem Jockey anvertrauen, der e leicht zu Schanden reiten kann.' .Aber mir zu Eesallen kannst Tu e doch thun? .Dir zu Gefallen? Nun ja! Doch sprechkn wir von etwa Anderem. Weißt Du, daß Rudolf eine Einladung von der Velti erhalten hat?' .Ja, ich traf ihn unterwegs. Er theilte mir eS glückstrahlend mit.' .Was häl:fl Du eigentlich von der ganzen Sache?' .Was soll man davon hatten,' ent gegnete achselzuckend die Gräfin und er hob flch, .mir kommt die ganze Geschichte etwas dunkel vor. Jedenfalls ist Dein Vetter aber ehrlich verliebt, so ehrlich, daß ich ihn der größten Dummheit sür fähig halte.' .Da soll doch nicht etwa heißen, daß er sich mitHeirathSgedanken trägt?" frug überrascht der Graf. .Da habe ich ja nicht gesagt und kann ich auch nicht wissen. Doch Du könntest ja daran auch nicht ändern. Rudolf von Felsing ist vor allen anderen der Mann, der nach seiner eigenen Fagon selig werden will und ich sind auch nicht einmal etwas tadelnkwertheS hierin.' Die Gräfin machte Miene, das Zim- mer zu verlassen. .Du zürnst mir,' Zagte Graf von Harden, auf sie zugehend und ihre Hand ergreifend, .weil ich Dir nicht versprochen habe, den Satan nicht mehr zu reiten. Verlang das nicht von mir, ti ist das Glück meine Lebens.' Sie sah ihn einen Bugenblick groß an. Dann duldete sie e schweigend, daß er sie umschlang und kinkn Kuß auf ihr LirptN preßte. .Das Glück seines LebknSl' mur. mcltk sik mechanisch, als sie allkin war. .E ist toll, ganz zum Rasendwerden,' rief Rudolf von Felsing, mit dem Fuß auf den Boden stampfend, während Gras von Harden gestiefelt und gespornt am Fenster stand und lächelnd in daS Geficht des Zornigen sah, .so getäuscht und be trogen zu sein!' .Heraus mit der Sprache!' mein! der Graf gutmüthig. Ti?, bis 'JPtUi ist f rt Vhtlt l (.'in I .Schadet doch nichts!' ' .Sie ist ve-.heirathe.:' Ctx l;c x-.kZ hal: aller An:ar:S toi Nch 5n. .Und des .Kind, cen dem 5e segle, i4 wäre nich: :hr Kind War doch ihr Kind,' igäri'.t ker Graf, .warum Du da gleich tc'er.b werden willst, ist mir unikgr'if'.ich. Sie hat sich hall einen Sxß mit Drr ;:r,d wohl auch mit andern erlaub!.' .Da eben ist's, w:S m:ch wüihind mach!, ich krönte lie'eS Leib p'.ü, geln....' ,Na, na!' sag! begülieend der Gras. ,jch loge 5r, hule ist ein Unglück tag, L'd heule nicht zum Wettrennen oöer geh meinetseaen hin. aber reite nicht selbst mit!' .fängst Du auch schen an?' höhnt der Graf, .ich denke. Tu brauchtest drch mqi mir ren Ä,'kvern in ein Horn zu flogen.' .Ich sage Dir nur. reile heule nicht Heule giebl'S überall Unglück. So ein verteufelte Weib, diese Lelli! Da, ist auch ein salan, und wa sür tin Satan Und wi harmlr si immer that! Nein e ist zu toll!' ,a, yer mal, mach da mit meiner Belti allem und später ab. Ich geh letzt zur Rennbahn, kommst Du mit' Der Graf setzte sich den Hut aus und schlug mit der Reitxeilschk lustig aus den ict), oaß (8 drchnknd durch da Zim mer schaut. Rudols von Felsing langte mürrisch nach Hut und Sxatierftock. Er war wirklich schlechter Laune. Daß ihn dies leizenre engerm, die üZeilt. o ge täuscht und betrogen hatte, daö regle ihn innerlich gewaltig auf. Er sah sich aus allen feinen Himmeln gestürzt, in denen er noch vor kurzer Zeit mit der harm losen Unbefangenheit eines KindeS rer wem hatte .Kommst Du nun mit?' frug noch einmal ungeduldig der Gras Felsing ging ohne in Wort zu sagen hinter ihm her, Draußen stand in eleganter Einspän ner. Die beiden nahmen im Wagen Platz, der Kutscher ergriff di Zügel und fort ging es. der Rennbahn zu. .Wenn meine Frau hier wäre, hätte eS noch eine Scene gegeben,' sagte Gra von Harden leichthin, .so aber weiß sie von nichlS, und wenn sie e8 jetzt aal wohl anzunehmen ist in der Sladt erfahren hat so kommen ihre wohlgt meinten Bitten doch zu spät .Ich wollt, es wär Abend,' nlgeg nett Fklstng seufztvd Der Wagen fuhr jetzt im langsamen Schritt durch eine belebte Straße. Der Graf wurde oft und ehlfurchtsooll ge grüßt. Manch ehemaliger Kamerad lächelte ihm verlegen zu. An der Renn bahn angklangt, sprang der Gras mit tinkm Satz au dem Wagen. Nicht wtit von ihm stand gesattelt und gezäumt der Satan und schnauste in den goldenen Morgin hinein. Graf von Harden klopfte dem feurigen Thiere den Hais, prüfte daS Sattelzeug und entließ den Bedienten. Er führte da Pferd noch einigemal auf und ab. Die Leute steck- ten die Köpfe zusammen und flüsterten, der Graf bemerkte e mit Genugthuung. Unlirdeslm ksttk ttcö uvoit von Ftlstng unkr dik Zuschauer gemengt Mit ein paar Sitzen sprang kr plötzlich tine der Tribünen hinan und befand sich neben der überraschten Gräsin, die sein scharfe Auge sofort entdeckt hatt,. Um GottkSwillkN, tagkn Sik mir, will heute mein Gemahl den Satan wirklich wieder reiten?' Sie werden ihn fogleich im satte! sehen, gnädige grau, ch habe auch nickls daran ändern können. Haben Sie schon die Geschichte mit der Velti gehön? Nicht? Nun, hören ,el Die Lelli ,.' gestern abgereist; wie ich auS sicherer Quelle erfahren habe, sie ist verheirathet und Mutter eines ktemen Mäcchn?, desselben Mädchens, dessen Mutterschaft tu emft erikUgnele. vas zagen s,e dam?' Doch die Gränn haltt räum auf die Wortt des sprechenden geachtet Wenn nvr des Nennen erst vorüber wäre,' flüstkrtt sie bang, .ich, fürchte ein Unglück Jetzt wurde eS auf einmal ftill unb ruhig in der Zuichauermenge. .Achtung. eS geht Ire," sagt geiftng, .man hat schon daS Signal gegeben.' Und gleich darauf sah man fast in einer Linie die Reiter die Bahn durchfliegen. Doch nur wenige Sekunden und di Lmi loste sich. Sehen sie Ihren errn Gemakt flüsterte Felflng. ,r ist dr Drittr, dr atan macht gewaltige Anstrengungen, um die siegeSpalme zu erringen. ta. ich sehe ihn, erwiderte die Gräfin monoton. Gespannt folgte auch die Menge dem aufregenden Schauspiel. .Seht, jetzt holt der Satan den zweiten ein,' rief ein dicker err, der auf ven sieg sa tans gewettet halte und deshalb dem Verlauf des Rennens mit besonderer Spannung folgte, .l'tzt hat er ihn, Hurrah, er hat ihn!' Und wirklich hatte Satan den zweiten Vorläufer eingeholt, nach einer weiteren Minute war er ihm um eine Pferde länze voraus. Es war die berübmle Fuchsstute Lane, geritten von dem Ula- nenlieulenant Richard von Borkard, die mik dem schwarzen Vollblulhengst jetzt um den Sieg rang. Aller Augen waren auf die beiden Retter gerichtet. Gras von Ha:den zah rornubergedeugl cuf dem Rücken seines Satan. ,Vor wärls, Salon!' murmelte er ingiimmig, wirft Dich vor der a.ien siitte doch nicht lumpen lasten!' Und als habe satan rie orle leines Herrn verstanden, griff er imer tüchti- er aus, ur.r ison tau ver ira?, wie x der Ab'l7,d z irischen, ihm ur.b Uir.em Vorreiter iminer mehr tertingerte. .Er holt icn ein, er holt ihn ein.' jubelte derselbe alle Hkrr wieder und jciichtt s.ch Et: Itai a'ch'ntuch den Schsf.f. rcn Itr. kicken '5'ct.chl, .er übe.Krll h Vemt.' .So ein ku'löke:l!' brummte ein junger ElegLTü, ter mit Zuoeisichk aus bte Lcn;c gkAktie: Hain und Iul, dei Opernglas nchl von ren Äugen. Em laute Ekmur,tl ging h:tch die Menge, halblaute JÜ'.acnu't lu-t: sich oerneh' tnen. Dich! neben einai.der galoxpiilen Lame und Sa'.an. Man konnte nicht sehen, rb eir.S rrr dem andern noch einen untedeu:enden Venxrung halte. Jetzt kam in l!'arriit. Fast gleichzeilig stiegen beide Pferde in die Hrhc und wieder lies ein laute Gestufter durch die Menge. Satan Halle die Lanze um KexseS länge übnholk. Die GrLsin wagte kaum zu athmen. Veit über die Hülste der Bahn war be, reitS durchmesten und Satan hatte keine seiner Mucken gezeigt. Sie gönnte ihrem Gemahl von Herzen den voraus sichtlichen Sieg, aber eine geheime Angst schnürte ihr da Herz zusammen. Noch immer war Satan, jetzt schon um halbe Pferdelänge, der Lanze oorau, die vergeben alle ihre Kräfte nzustrkngkn schien, um den Verlust einzuholen. Da letzte Hinderniß, ein breiter Gra ben, kam. Satan und gleich darauf auch Lanze flöge:, darüber hinweg. Eine allgemeine Bewegung ging durch dit Zuschauer. Rufe de Schreckens mischten sich mit Rusen des Bedauern. Satan stieg dort noch emnial kerzen gerade in die Höhe und setzte dann seinen Laus ohne Reiker fort. Ganz wie vor dem in rasender Eüe flog er wieder an der Lanze vorbei, als hielt er ei sür eine Ehrt, auch ohnr Retter der erste am Ziel zu sein. Die Gläsin war wachsbleich im Ge sicht auf einen Stuhl gesunken, sie hörte nur die Ausdrücke des Bedauern um sich, hörte wie man ihren Gemahl be dauerte, daß ihm der schon errungene Sieg so unglücklich durch die Finger ge schlüpft sei, und fast kam eine Ohnmacht über sie. Rudolf von Felsing beugte sich zu ihr nieder, um ihr Muth und Trost zuiu vcechen. Unten war tn8 Rennen entschieden.. Auch der Lanze war eS nicht gelungen, den ersten Preis zu erringen. Scheu, und stutzig gemacht durch die Manöver des Satan, hatte sie e dulden müssen, daß daS dritte Pferd, der Goldfuchs, si, ku'z vor Thoresschluß beinahe um PjirdeSlänge überholte, während der führerlose Satan noch immer wild auf der Rennbahn umhergaloppirte. Die Gräfin saß noch ohnmächtig auf ihrem Stuhl. Ein Murmeln der Menge, gedämpsr und scheu, wie eS ein unerwartetes, großes Ereigniß gewöhnlich zur Folge hat, drang aa ihr Ohr. Sie nahm alle ihre KrLst zusammen und richtete sich auf, aber schon im näch sten Moment sank sie mit einem Schrei besinnungslos nieder. Unten ktug man die blutige Leiche ihres Gemahl vorbei. Sie hatt noch die Worte des einen Träger gehört: .Er ist :odt, er hat da Genick ge. drochen. Mitleidig drängten sich di Leute um die Ohnmächtige. .Die jung Gräsini'' sagte eine leise stimm. Rudolf von Felsing bat di Leute Platz zu machen. Man hob die noch immer Bewußtlose in einen Wagen. Draußen gingen bald die Wogen der Lustbarkeit weiter. Graf Alerander von, Harden war dieser Welt entrückt. ut seinem blutenden Gesicht lag noch ein siegkkgewisse Lächeln, als glaubte er noch immer an den Sieg seines Satan. Es rrar als habe der Tod ihn mitten im Glück ereilt und sich ihm mitleidsvoll nicht zu erkennen gegeben. Tlcovachtungen des W,rsgrunds- auf Vassonsagrtcn. Die englischen Luftschiffe? CreSpIgn und Simmons erzählen bei der Be schreibung einer Luftsahrt über den Kanal: .N:cht nur lag die Erde wi ine bewundetungSwürdige Erdkart vor unS ausgebreitet, sondern als mir den Kanal kreuzten, sahen wir zu unserer größten Verwunderung alles, waS sich auf dem Mktresbeden befand. Die Ti fen und seebänke in verschiedener Größe, die Klippen und Felsen bis zu den klein sten, die Grotten alles konnten wir sehr gut sehen und unterscheiden. Die Strömungen waren von verschiedener Farbe und verschwanden in der Ferne wie Flüsse aus dem Lande. Simmon machte den Vorschlag, aus diesem Umstand Vortheil zu ziehen sür die Aufnahme de Bodens an den Küsten, die bi jetzt mit großen Mühen und Kosten verbunden ist.. Man könnte die Aufnahme von einem mit einem Schiff verbundenen Luftballon ausmachen.' Die eben berichtete Beob achtung steht nicht vereinzelt da. G. v. Boguslasibki sagte in seinem Handbuch der Ozeanographie : .Eine sehr interes. ante Beobachtung hat A. Morct bei einer Luftballonkahrt zu Cherbourg cm 21. Augnst 1976 gemacht: In einer Höhe von 700 Metern erblickte er den 60 bis 80 Meter tiefen Meeresgrund , den kleinen Details in solcher Deutlichkeit, daß er ihn sorgfältig ab zeichnen konnte. ' Z?csda't. Eine clllich: Jungfer, die noch immer die jugendliche spielte, bat in einer Ge ellscha't emen Herrn, der als Münzen ner und Sammler bekannt war, ob er ihr nicht eine Silbermünze veifchffm emtt. die m ihrem GebutZjahr geschla geu fei. (s", tr:r et rttraou, ,v?ch find MünzszZcke rt7! solchem Älter selten und theuer.'