Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 28, 1894, Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    NEBRASKA STAATS - ANZEIGER. Lincoln. Neb.
3m flmtbtx(mom.
Wamsn ton SUoItrmar Urbsn.
(ncriiciuit; )
t'i ircr. ci iiiii'! niliirtitcr-V?.
ckiiitr tin-.tl.cr !" e.Ait der 3 tct
ICiiii. ".'Ich. ii lil '.'ükC', ".liiiO l'Oil'Ci."
.'.'übiiit ihm den 2tcia ob!" julir
(fl)Ca'O tu s t jiir.tf ufci Syjt fort.
Ta Ul'i ilu" ihn. tiiiten fcijiuditfn
Xüuicii!" jiicluc ii. lir irür 5cni
mclaf llnici, !;',. er ist end) meiner.
Ter-Yuler Ijclc ciueit tern des iü
den?.-
Tamil wollte er csienbar tcn 2tcin
au der 2chr.;'c l;rrauS;crren und fort -werfen,
nhrr er kam damit nicht :u
Stande. 2 eine a,'.d ei starrte krampt
haft, ein wildes nmrgeln und Röcheln
entrang fid, seiner Brüsk, und sein iopf
siel liniteiinber.
;U)i seid der Ävrecr Temmolas?
fragte jetjt 0'iaf Tozzo, und IS Ii
ichl amwvilete. juljr er fort: .Be
kennt, elie ctf ;n spat wird, thut in (iurer
legten Zlnnde, was menschlich ist, nd
bekennt Crmc schuld, damit nicht VI n--dere
iinidiuldiii dasiir verfolgt werden."
Der Kleidende ächzte schwer und
inaditc eine wilde Belvcgnng.
Vas;t mich in :)fiilje sterbe. TaS ist
Alle? nur Cnaik!"
.Bi kennt, bekennt erst, dann werdet
iUjr ruhia. sterben können lies ihm
Vras Zoo wieder zn. litf sammelten
sich olliiialiii. immer mclir und mehr
Vcntc um die Gruppe. Vinci, den .Vier
SOii ifcjare l.alle man jetzt von seinen
fesseln lesieil. nd er stand ausrecht vor
den Beiden, die verwundet am Boden
lagen.
Viiiu (int !" stieß der Briiiaut Itcr
vor, idi bin ein Christ, ich will nicht
wie ein Bicl von daiine gehe !"
5i.Mc l,eif;t ;U)i V"
Der IVi'ann lachlc bitter.
liincn Namen ! Schone Sache!
Zch lial'c nie einen gehabt. Vlber wenn
Ihr dem Staat'anwalt (Mhito;ii sagt,
ich sei iRonico iRoubiui, so wird er sdon
Besd,eid wissen. Ihr konnt ihm and)
sagen. id sei der General oder Ti oder
der Üvroiiiifcfaiier Vtonc, er wird mich
unter hundert Manien, unter hundert
Kleidern erkennen nun, es ist vorbei,
mit den Namen, mit den Zileidern, mit
Allem- eS ist anö.-
2o bekennt Ihr. Semmola iu Noni
ermordet zn haben?"
.Ja. lind nicht nur iljii "
.lind Ihr habt ihm den Stein abge
nommen?-
.Ia. Und nicht mir daS. Das
OVlö, das ich ihm abgenommen habe,
liegt auf der Bank von Neapel ans den
Namen des BaronS Santo di Casini.
Ä'enn Ihr ' etwas daraus verwenden
wollt, mir ein paar Seelenmessen lesen
zu lassen, so thnt's. Wahrhastig ich
glaube, id) werde es sehr nöthig
haben."
Ein heftiger Krampf durchzuckte den
Körper de Sterbende, dann schrie er
laut ans: heilige Maria, Mutter
ottes, bilt' tiir mich I" warf sich mit
Anstrengung hemm und blieb endlid)
still liegen. Er war todt.
Man wickelte nun die Schärpe des
Todten, die in einer besonder füllst
lidjcit Weise zusamiucngewnudeu war,
auseinander, und aus einer ihrer Fal
teil fiel ein großer schwarzer Diamant,
der .Stern des Südens," der and) in
dunkler Nacht ein strahlendes, leuchten
dcö Feuer, wie eine siegende Kraft um
sid) her verbreitete.
Ist das der Stern deö Südens?"
fragte Gras Toz;o den Herzog.
- - .Ja, er ist's !" antwortete dieser.
.So nehmen Sie ihn an sich. Er
ist Ihr Eigenthum. Er hat seine
Ärast bewährt. Möge er fid) and)
ferner bewähren zum Segen Ihres
Hauses."
.lind nun rasch zum Telegraphen
amt, damit wir unsere Angehörigen
auö der quälenden Folter der Ungewiß
Ijeit reißen !" rief Herzog Eesarc.
Während sich einige dcr Earabinieri
in cnlsprediender Weise mit ihren
fangenen beschäftigten, verfertigten
Checeo und einige Andere auö den mit
gebradite Brettern und Stricken eine
Tragbahre für de Grase Tozzo, auf
der man ihn mühsam und langsam nach
Agropoli hiunnterbradite.
Die Sonne war sd)vn aufgegangen,
als man diesen Ort endlid) erreichte.
Herzog Eefare beorderte sogleid) einen
i?onderziig nad Neapel, nod) bevor
aber dieser abgehen konnte, erhielt die
Herzogin Estella in Pofitano folgende
T)epesche :
.Gerettet ! Graf Tozzo leidet ver
wundet, zwei Näuber todt, die übrigen
gefangen. Der Stern des Südens
wieder in meinem Besitz. Heute Abend
bin ich bei Dir.
E esarc, Herzog bei Tibaldi."
21. Kapitel.
Frühling ! Welcher Zauberklang auch
für die gesegneten Küstenländer Kampa
uicnS und KalabrienS. Wenn die reg
tierischen, wüsten Sciroeeostürrne vor
über find, wenn die i'iistc wieder lind
und lau in den immergrünen Baum
wipfeln flüstern, dann weckt die Sonne
mit ihrer schöpferisdjen glühenden Wun
dcrkraft auf Höhen und in Thälern
wieder tansendfäligeS,ebcn, dann tra
gen die Mandelbäumc ihre zartweißen
und blaßrothcn Blüthenschleier, und
aller Enden sproßt und lend)tet eS her
vor in uucudlidier Farbenpradzt und
Anmuth. Wenn dann wie durch Zau
bcrspruch auf den Felsen die Anemonen
ihre Sterne entfalten, die Beilchen duf
ten. Narzissen, Nelken, Rosen und tau
fenderlei Gras uud Kräuter springen
als tagtäglicher Beweis der schöpferischen
Kraft unserer Mutter Erde, dann regt
sich's auch im Menschenherzen, dann
werden Thränen nd Trauer, Weh und
Leiden der Bergangenheit wie Sdilacken
abgestoßen, dann quillt und schwillt es
in der Menschenbrust wieder von Neuem
in Hossnuuq und Sehnen, in i'cbenö
!ra?t und Thatenlust.
Glücklid) sinnend und träumend saß
Herzogin Estella auf einem Balkon an
der Nordseite des SdzlosseS von Pofi
tano. Sie war in großer Toilette, und
obgleich die steil aufstrebenden Fels
wände des Monte Sans Angelo ihr die
Aussicht zum großen Theil versperrten,
h hirirr "Wen etnr Nicht ibr llewölm-
lidier nar, iialuii " doch luintiger daö
Fernglas zur yavt. um euiu, die Fels
wc.ie ab;in;!d cii. tit reu caueUdaiau
litrul'ti!i;l!iteii. und aus denen sie epen
dar c,ic.:u Bcni.ii nuurtcie.
Sie a!i t'ini und welil cuJ. S:c
hatte iü reu den iinditerlidien Äun
rezunqen deo Winters, von den Sorgen
und Strophen tein' gut eilzolk. und
da;n tiuc;; rn.i'k z iin Wenigsten die
treignii'e i c, die iid) icndeiii in ihrer
Unui'ciuiiM cbiie'pieit baue.
Ziiiiiutu i:.;ut:;icl) haue die Pflege der
ranken, des Herzogs :'ltiilio und de?
Grafen To!z. alle inre "ln'iiterkiamkeil
ans suli ge;o.,cn. Der Veykere erholk.'
stell sehr iJ'di. Seine Schenkelwnnde
heilte iunct igalb drei Wodic vollständig.
Dagegen flößte derZnstand AttitivS bis
weil i den Winter hinein große Besorg'
iß ein. Eist im Januar konnte er
wieder da? Bett verlassen. U e,nch
dann ging die Genesung nur sein lang
sani von Statten. Unter soUIien Um
ständen hatte natürlich Niemand erwar
tet, das; er sein Examen machen würde.
Stillschweigend l)atte man dieses ans
nächsten Sommer vertagt.
Dann hatte die Herzogin Estella eine
große (enngthnung in der energischen
Durchführn! deö Prozesse gegen die
Eamorra von Neapel gesunde. Man
hatte einige zwanzig der gesährlichslen
Mitglieder der Gaunerbande eingeker
kert und unschädlich gemadst. Don
Giauiuo Eeruzzi, Earlueeio, die
Taute." sowie die in Agropoli gesan
genen Banditen waren in den Bagno
geschickt worden ; eine ganze Anzahl
namenloses Gesinde!, Hehler nnd Helfer,
tiasen leichtere Strafen.
Sdion bald nad) der Gefangennahme
der Näuber in den Felsen von Agropoli
war and) der Advokat Pietro Easialdi
verhaftet worden. Es war min für den
Staatsanwall Ghilazzi leine große Auf
gäbe mrtr, durch Kreuz- und Querver
höre der Gefangenen den Zusammen
hang der verschiedenen Verbrechen klar
zulegen. Es ergab sich, daß Don
Gianino schon seit Jahren Mitglied der
Eamorra war, daß Don ?nigi von sei
nem Baier ach Posikauo gesandt wor
den war, nicht um seine angegrisfcnen
Nerven zu stärken, sondern um die Ve
beuSgewohttheiten des Herzogs Eesarc
zu erforschen und die Gelegenheit zum
klebersall aöziknndsd)aste. Nach sei
nen Angabe war der Plan von seinem
Bater entworfen und vom General"
und seiner Bande anögefiihrt worden,
elbst die guten 'Neapolitaner fanden
es etwas stark, daß Vente, wie Don
Gianino Eernzzi. Donnigi, und selbst
ein Advokat, mit denen sie tagtäglich
verkehrt, Geschäste mit der Eamorra ge
macht halte, ohne daß Jemand auch
nur eine Ahnung davon gehabt.
In den besseren Kreisen freute man
sich allgemein, daß diesen Renten nun
enolich einmal das Handwerk gelegt
worden war. Die größte Genngthnnng
darüber empfand aber natürlich die Her
zogin Estella, deren ganzes ebcnsglnck
beinahe durch die Banditen zerstört
worden wäre.
Jetzt waren die Tage der Trübsal
vorüber und die Zukunft ließ sid) rosig
an. Eesina und Gras Einilio Tozzo
hatten sich endlich gefunden. Bald nach
seiner Heilung war dcr Graf vor Herzog
Eesarc und Herzogin Estella hingelrcten
und hatte begehrt, eine längst gehegte
Nebe zn Eesina durch den Segen der
Kirche heiligen zn dürfen.
Das sollte nun hente geschehen. ES
war in keiner Hinsicht etwas dagegen
einzuwenden gewesen, mit so weniger,
als and) Eesina den Grafen liebte.
Eben kam sie strahlend vor Glück zn
ihrer Mutter.
.Wo sie nur so lange bleiben !" rief
sie ungeduldig. Ich begreife das
nicht."
Ihre Mutter betrachtete sie lächelnd
und mit wohlgesälligen Blicken. Aber
Kind, eS ist 'ja noch nicht Zeit. Sie
können nod? nicht da sein."
Eesina war etwas erregt. Sie blickte
zunächst ctwaö verlegen au ihrer Mutter
vorbei in die Landschaft, dann aber
nahte sie sich ihr mit hastigen Bcwcgnn
gen und küßte sie zärtlich auf beide
Wangen.
.Wie Du aufgeregt bist. Eesina!"
flüsterte diese leise. Warum hast Du
nicht den Schmuck augelegt, den ich Dir
für dieses Fest geschenkt habe?"
Warum ? Ach, er erschien für Emi
lio zu schwer, jn ernst, ich ich glaube"
Sie stockte plötzlich.
Was glaubst Du, Eesina ?" fragte
ihre Mutter, sie immer noch aufnierk
sam betrachtend.
aß mir mein kleines Geheimniß,
Mutter, Du wirst es vielleicht nod)
heute wissen."
Ein Geheimniß?"
Ein Geheimniß und and) kein Gc
heiinniß, wenn Du willst. Bitte, spre
cheu wir jetzt nicht davon."
Eesina. Dn weißt, wie schrecklich die
Geheimnisse in Bezug auf den , Stern
des Südens' wirken ; wenn Du"
Nein, nein, tausendmal nein ! Dies
mal wird eö nicht zum Unglück, sondern
zum Glück ausschlagen, Mutter. Ber
laß Dich ans mich !"
Ei Diener trat auf den Balkon.
Der Gärtner wünscht Euer Gnaden zn
spredjcn," meldete er.
Eheeco? Was will er?"
.Ich weiß es nicht. Es ist ein jun
grö Mädchen bei ihm."
.Aha," machte Eesina lustig, idj
verstehe, aß ihn rasd) kommen,
Ernesto. Mutter, Du mußt nett mit
Eheeeo sein, Dn weißt, was er uns in
der Stunde der Gefahr gewesen ist.
Ich glaube zu wissen, was er jetzt will.
Sei gut zu ihm."
Die Portiere, die den Balkon mit
dem Zimmer verband, schob sid) auö
einander, und Eheeeo wurde sichtbar.
Er war roth im Gesidk und sah pein
lid) linkisd) und verlegen an?. Hinter
ihm ersd)ieu Earmela. snsch nnd duslig
wie eine Frühlingsblume, ei südliches
Haidcröslein. Sie war wohl and) etwas
besangen, aber ans Angen und Mienen
sprach trotzdem ihr freie, natürliches
Temperament. Nur die elegante Um
gebnng und die hohen, schön geputzten
Frauen schienen sie für den Augenblick
zu verwirren.
.Was willst Du, Eheeeo?" fragte
Herzogin Estella, so hübsch geputzt,
und wer ist da Kind dort?"
Etwas verdutzt schaute Eheeeo auf
das .Kind" hinter ihm.
.Gnädiaüc Svrau iicrroeiiit." beaann
tr jdiüchtcin, .das ist Carrncla Eiosfi
aus Pciüano. Wir baben nnS ver
iprodien, uns zu hcuaihen. sowie wir
in da ,c j;iid. einen Hausstand grün
den zu senilen."
'.V.'," lukrrbradi iiiii lächelnd Herzo
cjin C(!.!ia, .siüo Deine BiautV
,a, Fre.ii Herzogin."
.AI er. E lieeeo. sie ist ja noch ein wah
res Kind! Ich will wetten, sie ist noch
seine jubzclin Iuiiu alt. Nidit wahr,
Eairnela?"
.Bills, Frau Herzogin, siebzehn
Jahre und fast vier Monate !" piote
flute diese.
.Oho! Und Ihr glaubt nun. die
Zeit sei gekommen ?"
Ja. gnädigste Frau Herzogin, sie ist
da. Als Sie die Gnade hatten, mich
als Sdiloßgärtner anzustellen, da sagten
Sie mir. wenn id einmal einen Wnnsdi
hätte, von dessen Erfüllung mein Glück
abhänge, so sollte id, mich nur ver
traueusvoll au Sie wenden. Das ist
jetzt der Fall."
Eheeeo ! Uud was ist daS
für ein Wunsch?"
.Frau Herzogin, id, habe heute Mor
gen gehört, daß die Bigna am Monte
Biaiuo, die früher, dem Advvka.en
Easialdi in Neapel gehörte, im nächste
Monat össeutlid) versteigert werden
soll."
Aha, ich verstehe. Du willst von
uns sorl und selbst Eigenthümer wer
den !"
Nicht ich, aber die Earmela möchte
es."
Ei, Earmela. und warum willst Du
nicht die Frau des SdiloßgärtuerS auf
Positano werde ?"
Earmela zuckte verlegen hin nnd her,
wurde ein wenig roth nnd fuhr endlich
naiv heraus : Halten zu Gnaden.
Frau Herzogin, weil es besser ist, die
Frau eines Weinbergbesitzers zu fein !"
Die Herzogin lachte. Nun, dagegen
ist allerdings nichts Stichhaltiges einzu
wenden, Earmela. Aber habt Ihr
denn so viel Geld, die Bigna zu kaufen ?"
Id) habe sechshundert ' Nrc, Frau
Herzogin."
Und was kostet die Bigna?"
Gewiß nicht unter süufzehutausend
Lire."
Ei, ei! Da wirst Du tüchtige
Schulden machen müssen."
Gnädigste Frau Herzogin, eben des
halb komme ich zn Ihnen. Ich wollte
fragen, ob ic mir nicht das Geld als
Hypothek gegen billigen Zins vorschic
fcen wollten."
Die Herzogin stand auf und strei
ä)eltc Earmela am Kinn.
Dann sagte sie : Weißt Du, Eheeeo.
daö ist nichts ! Ich verstehe mich auf
solche Sachen nicht, aber id) weiß, daß
eS nicht gut gethan ist, einen jungen
Hausstand in Schulden hineinzubaueu."
Frau Herzogin"
Horc mir zu. Ich will Dir die
Bigna sdienkcn mit der einzigen Bedin
gung, daß Du stets ein braver, ehrlicher,
arbeitssamcr Weinbauer bleibst. WaS
sagst D dazu, Earmela ?"
Earmela faßte im Sturm ihrer Ge
fühle nach der Hand der Herzogin Estella
und küßte sie. Eheeeo aber stand ganz
starr über diese Freigebigkeit. Dem
guten, treue Burschen fiel cs nicht bei,
daß er eine sold)e Belohnung für die
Rettung des Grafen reichlich verdient
hatte.
Plötzlid) tönte von draußen herein
ein betäubender Lärm. Böllerschüsse
wurden gelöst, Feucrwcrkskörper pras
selten und knallten in der Luft, die
Glocke der kleinen Kapelle von Positano
fing an zu läuten, und die Leute von
Positano, die zur Feier des .ages in
hellen Haufen das Sdstvß umstanden,
ergingen sid) in einem ohrbeläubeudeii
Evviva-Rnfen.
Herzogin Eesina wurde fcnerroth.
Sie kommen, sie kommen!" jubelte
sie laut auf. und da sie doch sofort das
Bedürfniß hatte, in dcr Ficnde ihres
Herzens Jemand zu umarmen, und
Niemand sonst zugegen war, so um
aruttc sie Earmela und kiißtc sie lebhaft
auf die Wange.
Sie kommen. Earmela, sie kam
meu !" jubelte sie immerzu. Dn wirst
and) mit Eheeeo auf meiner Hochzeit
tanzen. Das bringt Glück, ein Braut
paar, das auf eine Anderen Hochzeit
tanzt, bringt immer Glück! Und wenn
Dn Hochzeit machst, so sage cs mir vor
her; ich schenke Dir etwas Schönes.
Hörst Tu, Earmela?"
Dann lief sie fort, ihre Mutter
konnte ihr kaum folgcu,vorbci an dcr
fcicilich und förmlich im palicr aufge
stellten Dieuerschaar hinunter nach der
großen Freitreppe des chlosses, vor der
nebst der jubelnden Einwohnerschaar
von Positano eine ganze Karawane von
Manlcscln, Tragfcsscln nnd Rcitpfcr
dcn stand, die eben sich ihrer Lasten ent
lediglen. Auf der halben Treppe traf Herzogin
Eesina mit ihrem Bräutigam zusam
inen eine Umarmung und ein Kuß,
dann ein tausendfaches Geknatter von
allerhand Pulverpräparaten, ohne daS
eine Hodizeit in Untcritalien nun ein
mal nnmöglid) schnitt, ein grelles, über
lautes und lustiges Hnrrahrufen und
Bivatschrcieu.
Die Hochzeit wurde auf dem Schloß
selbst vollzogen und zwar mit allem
Pomp und mit allen Förmlichkeiten und
Feierlichkeiten, mit denen man in Unter
italien derartige Festlichkeiten zu beglei
tcn liebt.
Wie überall bei derartigen Familien
festen, so blühtc auch hicr die Projekten
macherei, und es war nur natürlich, daß
mchr oder minder versteckte Anspieln,!
gcit auf eine bevorstehende Berbindiing
zwischen dem jungen Herzog Attilio und
Fräulein de BrieS durch den Saa
schwirrten. Man hatte den sich immcr
vertraulicher gcstaltcndcn Berkehr der
beiden Familien wohl beobachtet und
glaubte nicht fehl zu gehen in der Au
iiahmc, daß es nur noch an einer paf
senden Gelegenheit fehle, um die Ber
lobnng der beiden jungen Leute zn ver
künden. Im Grunde genoinincn hatte
sowohl Konsul dc Brieö als Herzog
Eesarc nichts Stichhaltiges gege'n das
Projekt einzuwenden, nur lieble eS der
Letztere, bei derartigen Anzapfungen be
denklich den Kopf zu schütteln iind zu
sagen: .Ah, ah, fic find noch zu jung,
sie müssen noch warten !"
AIS praktischer Mann wollte Herzog
Eesarc auö Fräulein de BrieS einen
Preis für Attilio inachcn für ein glück
lich nbcrstandcncs Staatsexamen. Er
wollte das Nüklichc mit dem Anaeneb-
inen verbinden.
Leider sollte diese Speknlatiou miß
glücken.
Es war Abend. ie Heiiidiaslen
hatten sich nadi einem reichen Mable in
den Peuk bc.ielen. um die doN verau
stattete Iiluui:naiion zu bewundern.
Eesina ging am Anne ihres Gemahls
durch die reizend mit aUeiband bunten
Lampen verzierten Gange. Es war
eine du,tige. wunderbare Frnhlings
acht. Du bist eS also znsrieden. Einilio ?"
fragte Eesina.
.Zufrieden? Was habe ich dabei
zufrieden zu sein? Der Schmuck ist
Dein Eigenthum. Eesina. u kannst
damit thu, was Dir beliebt. Die von
Dir geplante Beiwendung desselben hat
meinen ganzen Beisall."
Dann blieben sie plötzlich lauschend
stehen. Hinter einer im Halbdnukel
stehenden Gruppe piächtiger.'riesig ent
wickelter Agaven flüsterten zwei leise
Stimmen.
.Sie find mir böse, Attilio ?" hörten
sie Fräulein dc Bries sage.
.Wie Ivnnlc id) das ! Abel wenn ich
Sie überzeugen könnte, daß ineiuc Liebe
zu Ihnen nicht ein slüditiger Sinnen
rausch, eine schnell aufflackernde Leiden
schaft, sondern der Impuls des Her
zens, die unmittelbare Spradie der
Seele und des Blutes ist, dann könnte
id) vielleicht auch hoffen, das Mißtrauen
zu besiegen, das Sie nod, immer gegen
b:t Beständigkeit meiner Gefühle hegen.
Ist es vor Ihren Angcn ein Berbrc
ehe, Elvira, ein Neapolitaner zn
fein?"
O, Attilio, o ein!"
Wir sind nun einmal so. Unser
Blut spricht eine rasche. laute, leiden
schaftliche Sprache, inb wir deshalb
Lügner? Elvira, einen Kuß zum
Zeichen, daß id) an ,ic glauben darf."
C o Attilio !"
Niemand sieht nnS, Elvira!"
Es wurde still hinter den Agaven.
Eesina gab ihrem Gemahl cin Zeidien
und ging heiinlid) lachend um dic Ecke
herum. Im Dunkel sah sie jetzt Attilio
und Elvira stehen. Sie lag in feinen
Armen ; er hatte sid) über sie gebeugt
und küßte sie aus den Mund.
Ei, ei, meine kleine Schwägerin !
Wer hätte das gedadst?" rief Eesina
laut lachend.
Elvira fuhr ersd)roeken auf und madstc
sich verwirrt los.
Eesina !" stammelte sie verlegen.
Ach. nun laß nur das Heimlichthnn.
Id) lasse mir nun nidsts mehr vor
machen. Nun mußt Du Farbe beken
nen, Elvira !"
Attilio hat mid) überrascht"
Ja, ja, und Dn hast Dick, über
rasche lassen. Daö kennen wir. Aber
sei gut und komm mit mir. Mit
dem Heiiulidsthunt ist's min ein- für
allemal vorbei, nicht wahr, Attilio ?
Komm, Elvira, ich gebe Dir einen Ta
liSman, einen Zauber, der Attilio
bannt. Und wen cr ja einmal, früher
oder später, iu seinen allen Leichtsinn
zurückfällt, so hast Du nichts weiter zu
thun, als Dir den .terndes Südens'
in das Haar zu stecken, chon wenn cr
den S tciu sicht, so wird da mehr werth
fein, als alle Predigten. Das Leuchten
des , Sterns des Süden' wird beredter
sein als der Mund sämmtlicher Weisen
dieser Welt. Komm, Elvira, komm !"
Sie zog sie fort.
Aber, Ecsina, Dn weißt nicht, was
Du thust !" waudtc Elvira ein.
Besser wie Du ! Du bist die zu
künftige Herrin im Sdfloß bei Tibaldi,
Deine Stirn hat also da Familicndia
dem dcs Geschlechts zu schmücken. Dn
wirst doch den Talisman nicht zurück
weisen, der das Herz AttilioS bändigt ?
ES ist Deine Pflicht, ihn zu tragen,
ebenso wie cs Dcin Rccht ist."
Knrzc Zcit darauf, als sich dic Hock,
zcitsgäslc wicber in den Sälen des
SdflosscS zusaminengcfnudcu hatten,
schritten ans dem Thurmzimmer Ecsi
nas Attilio und Elvira, während Erstere
mit dem Grafen Tozzo dem Paare auf
dem Fuße folgte. Elvira ging am
Arme AttilivS uud trug den Familien
schmuck der Familie dci Tibaldi. In
dcm Diadem glänzte wieder dcr cdstc
Stern deö Süden" und warf aus
dem prächtig blonden Haar seiner Tra
gerin, von dcm sid) dcr dunkle Stein
wundervoll abhob, seine Lichlfliithen in
einer Weise durd) dic glänzenden Säle,
daß alle Welt erstaunt stehen' blieb nnd
dem Fräulein dc BrieS, die schön und
majestätisch wie eine wahre Fürstin da
herschritt, nachsah.
WaS ist das?" fragte Herzog Eesarz
erstaunt.
.Papa." entgegnete lädclnd Ecsina,
das ist dic zukünftige Herrin im
Schlosse dci Tibaldi."
Ende.
(iu 3ctscas)cn(cucr.
ZZsch dcm Cliglischkn von 2. V). Spricht.
ES war ungefähr vierzehn Tage vor
Weihnachten. Nur wenige gkciscnde
bcfanben sid, auf dem Bahnhofe, und
ich bekam deshalb ein Koupe für mich
allein. Mein Bestimmungsort war Pa
ris unb id, hatte von meinem Bater
den Auftrag, feinem dortigen Agenten
(mein Baker war nämlich Juwelier
und Goldschmied in London) einen sehr
wcrthvvllcn Brillantring zu überbrin
gen. Dic Diamanten haben einen Werth
von fünfhundcrt Pfund," hatte mein
Batcr zu mir gesagt; ,.id) hoffe also,
daß Du cö an der nöthigen Borsieht
nid,t fehlen läßt, Neb, und fic wcbcr
untertvcgS verlierst, nod) Dir stehlen
läßt."
Ich lächelte etwa höhnisch, als mein
Bater diese Worte sprach. Als ob cs
überhaupt möglich lvärc, daß mir der
Brillantring gestohlen werde, oder daß
id) ihn verlieren könnte. Ich war gc
rade einundzwanzig Jahre alt gcwor
den, und mein Baker hatte dock) wahr
haftig kein Recht, so mit mir zu sprc
chcn, als ob ich noch cin Knabe wäre.
Id, hatte da Etui mit dein Ring in
dic innere Tasche meines UeberzichcrS
gesteckt und überzeugte mich von Zeit
zu Zeit durch dic Berührung, ob cr nud)
noch da war. Ich hatte den Ring nicht
mehr gesehen, seit mein Bater ihn i,i
daS kleine S'ammctctui gelegt, in dem
cr kick nock iert befand. Als ich meir:
ane ciaam zu ende eräugt und dil
MYrar.ueüur.(i, tardnulcicn hatte, kam
mir tloi'luli der Gidaukc, den Ning
doch cir.:r.iU zu betrachten. Dabei war
dod, Nickis, id'l na!,r? Ick, nah:,, also
dasoki ao der Tasche nnd öffnete es.
Meine Augen waren nu:n!u1i geblen
det ; da lag der k',ibare idvii vor mir
auf Sammet gebettet. Wer hatte dem
Wunsche widerfieben tonne,:, i Im her
uUCzüueiuUc:i u:d unzuueckeu Ich ge
wiß nickt. Erst versuchte ich itm uuf
dem einen Finger und dann ans dem
anderen. Als idi ihn aber auf den Mit
telfinger meiner rechten Hand gesteckt
hatte, da gefiel er mir am besten. Jetzt
kam id, auf den Gedanken, wo konnte
der Ring wob! sicherer amgeheben sein,
als ans meinem Finger? Id, brauchte
nur einen Hand'chuh auszugeben, und
keine Seele wuß'c, was dt Leder barg.
Er war hier weit sidierer als in meine,
Tasche. In solchem Falle wäre Zögern
Thorheit gewesen. Ich steckte also den
Ring an meine Finger und das leere
Etui in meine Tasche. Da ich mid, im
,ner nod? allein befand, so l,and,te id,
meinen Handschuh nickt aufzuziehen;
dafür bewunderte id, lieber deu herr
lichen Glanz der Sleinc und fragte
niidi, für welchen großen Herrn der
prachtvolle Ring wohl bestimmt sein
mochte.
Plötzlid, erschien am Fenster eine
Gestalt, ober cs war nur der Sehassucr,
dcr mein Billet konpirkc. Trodein zog
id, meinen Handschuh auf, um so mehr,
als der Zug sd,on in einer halben
Stunde in Dover einlief. Born Bahn
hos begab id, mid, unmittelbar an Bord
dcö Steamer, der mid, nad, Ealais
bringen sollte. Id, erblickte höchstens
ein Dutzend Passagiere; von Damen
dagegen sah id, nur zwei. Die eine
war eine beleibte, ältere Dame, weldie
die ganze Fahrt hindurch fortwährend
aß und trank. Die andere war na,
mit einem Wort, daö reizendste Ge
schöpf, de;s meine Augen je gesehen hat
ten. ES war mir nidst möglich, die
Blicke von ihr zu wenden. Id, ging
fortwährend an ihr vorüber und sah ihr
dabei jedesmal in die Augen. Adi, und
sie hatte so hübfd,e graue Augen! Und
dazu pradnvolles, goldgelbe Haar. Um
ihre Ersdieinung gebührend zu beschrei
ben, müßte ich ein Dichter fein. Ein
oder zweimal begegneten ihre Augen
den meinen für einen Moment, und id)
war betroffen von der unendlid,en
Traurigkeit, die in diesen holden Ster
nen zu lesen stand. Soweit ich es beur
theilen konnte, war sie ganz allein.
Wir hatten ungefähr die halbe Reise
gemacht ; id) war zum etwa fünfzigsten
Male an ihr vorübergegangen, da sprad,
sie mid, an:
Würde der Herr die Liebenswürdig
keit haben und den Steward vcranlaf
sen, mir einen kleinen Kognac zu brin
gen?" Sie sprach französisch. Ihre Stimme
war hold und süß," wie es im Liede
heißt. Id, war fo geschmeichelt, daß ich
nicht einmal zu antworten vermochte.
Ich konnte mid, nur verbeugen und lief
so schnell wie niöglid, nach dem Büffet,
um ihr den Kognac zu holen. Ach, und
fic dankte mir in so liebenswürdiger
Weise! Id, möchte sagen, sie nippte
wie ein Kanari citvögelchen, wenn id,
nicht wüßte, daß Kanarienvögel für ge
wöhnlich keinen Kognac trinken.
Ich hofse.mcin Fräulein, Sie haben
sid, jetzt etwas gestärkt," wagte ich leise
zu bemerken.
Ja, allerdings," murmelte sie, id,
danke Ihnen, mein Herr, aber id, bin
kein Fräulein, id) bin Frau, nnd zwar
Wittwe."
Bei diesen Worten drückte sie ihr
Taschentud) an die Augen. Wie in
teressantnein, wie rührend war diese
einfache Bekenntniß. Jetzt wußte id)
auch, warum sie so traurig aussah. Ad),
wie gern hätte ich sie getröstet!
Zufällig befand sich ein Feldstuhl in
der Nähe. Id) wagte es, denselben
ein wenig nähe? zu rücken und mid) dar
auf niederzulassen; aber id) wurde blut
roth ob meiner Kühnheit. Sie schien
sid, darüber gar nicht beleidigt zn sich
Icn, und wir waren bald in lebhaftester
Unterhaltung mit einander. Stolz war
sie nicht, im Gegentheil, sie war die
Liebenswürdigkeit selbst. Wie sie mir
erzählte, war sie nur drei Tage inLon
don gewesen. Sie hatte dort gesd,äfklid)
zu thun gehabt und zog sid, jetzt wieder
in die Einsamkeit zurück, in die kleine
Billa, wo sie seit dem Tode ihres thcu
rcn Gatten stets gelebt hatte. Sie
müßte, wie sie mir erzählte, erst mit
dcm Abcndzng wcitcrrciscn, da sie in
Ealais nod) eine Besorgung zu machen
hatte.
Das plauderte sie Alles mit einer
reizenden Aufrichtigkeit herunter. Id)
sah keincnGrund,weShalb id) nicht eben
falls mit dem Abendzugc Weiterreisen
sollte. Id) machte sie also mit meine,
Absicht bekannt, und sie hatte nichts da
gegen einzuwenden. Sie gab mir sogar
zu verstehen, sie reise gern in Gesell
schaft, und dabei sah sie mich an mit
einem Blick, mit einem Blick! O!
Id) hatte ihr bereits erzählt, daß ich im
speziellen Auftrag meines Batcrö nad)
Paris fahre, doch hatte id) ihr von dein
Ring kein Wort gesprochen, ebenso
wenig hatte sie denselben gesehen. Be
vor ich den Zug in Dover verließ, hatke
id) meine Handschuhe angezogen und
trug sie nod) immer.
Als wir in EalaiS landeten, gestand
mir die Dame, daß sie hungrig sei und
später gern eine Kleinigkeit zu sid)
nehmen mödstc. Während sie nun ihre
Besorgung rnaditc, nahm ich einen Wa
gcn und fuhr nach dem Hotel Dessin.
Da der Spciscsaal dort übcrsüllt war,
so ließ id, mir cin Kabinett geben und
bestellte cin Dincr. In etwa einer hal
bcn Stunde kam die Dame an.
Nun war also die Frage, ob ich mit
dem Ring am Finger diniren, oder ob
id) den kostbaren Schal.! in das Etui
legen oder in die Rocktasche stecken
sollte. Wer einigermaßen Mensd,en
kenner ist, wird einschen, zu weldjem
Entschluß id, als einnndzivanzigjalirigcr
Mcnsd, Angesichts dieses hübschen Frau
d,enö gelangte. Die Dame nahm hier
und da eine Kleinigkeit, aß aber kaum
mehr als ein Sperling. Wie schnell die
Minuten verflogen! Id, hatte in die
fein kleinen Zimmer nid, cin Jahr auf
k alten sonnen.
Plpulid, ragte die Dame : Rauchen
2ie denn nicht, mein Herr?
C. gewiß, bedeutend mebr, als mir
gut ist." erwiderte idi.
.a:m rauchen Sie red, jett. bitte
selir, id, Iiale es sebr gern, wenn ein
Herr randii."
Id, stand auf, um meine Eigarren
tascke aus meinem Ueberzielier zu
holen. Meine Gefährtin legte ihre
Hand leid,t aus meinen Arm adi, eine
reizende kleine Hand und jagte:
.Wifien Sie, mein Herr, id, habe
Ihnen ein Geständnis; zu inachcn. Ich
rauche auch, aber Eigaireiten. Ich lebte
mehrere Jahre in Spanien, no fast
alle Damen rauchen. Der Geante, daß
eine Dame raucht, ist Ihnen ded, triebt
unangenehm?"
.Uliaugeuebm? id, bitte."
Nun ja, Sie sind eben dazu zu sehr
Weltmann und über solche Bornrtheile
erhaben. Nun, sie sollen eine von mei
nen Eiganetten raudien."
Mit diesen Worten nahm sie aus
ihrer Reisetasche cin kleines Etui und
bat mich, eine Eigarrette Iierauszuneh
men. Dann steckte sie mit ihren eigenen
zarten Fingern ein Sireidihol; an und
setzte ihre wie aud, meine Eigarrette in
Brand. Bei dieser Gelegenheit mußte
sie meinen Brillantring bemerken.
Sie werden den Geschmack etwas
cigenthümlidsinden," sagte die Dame,
nadidein sie einige Züge geraucht hatte.
Diese Eigarretten weiden aus par
sümirleui Tabak gemacht; id, rauche
nie andere, hofseiillich in Ihnen der
Geschmack nidit dlzu unangenehm."
C! im Gegentheil, gnädige Frau,
ich sinde die Eigarrette ganz entzückend.
Der Gerud, ist allerdings, wie Sie
sagen, etwas eigentümlich, aber dabei
aromatisd) und angenehm, sogar sehr
angenehm." Wenn id, anfrid.kig sein
soll, so fand id, dies durchaus nid,k,
aber id) hätte nicht um die Welk ein
anderes Urtheil abgegeben.
Wir rauditcn fdiwcigeud cinige Zeit.
Was würde dieses reizende Geschöpf
wohl sagen, fragte id) midi, wenn id,
ihr gestände, daß id, mid, rasend in fic
verliebt hätte? Würde sie mid, mit
Entrüstung abweisen, oder winde sie
Plötzlid, fuhr id empor und fand zu
meinem größten Entsetzen, daß id, ge
schlafen hatte. Da Zimmer war dnn
kcl, mein Kopf that mir fnrditbar weh.
Id) stand auf uud wankte an'o Fenster,
dann blickte id) mid, um. Aber wo war
die Dame? Weshalb hatte id, so lange
geschlafen? Ich stürzte ans die Klingel
zu, und wenige Minuten dorans er
schien ein Kellner mit einem Lichte.
Wo ist Madame?" fragte ich.
Madame," antwortete der Kellner,
ist vor ungefähr drei Stunden ansge
gangen, sie meinte, sie hätte nod, einige
klcincBesorgungen zu machen und würde
in kurzer Zeit zurück sein. Aus keinen
Fall, meinte sie, sollte ihr Bruder, der
sdirccklid, an der Seckranlheit litte,
gestört werden. Bis jetzt ist Madame,"
fügte der dienstbare Geist hinzu, noch
nicht zurückgekommen. "
Bor drei Stunden fortgegangen,
seekrank ihr Bruder ! Wa soll das hei
ßen? Ich setzte mid, nieder und tm
willkürlich drückte mein Arm ans da
kleine Etni, das fid, in meiner Tasche
befand, gleichzeitig blickte ich auf mei
nen Finger. Was war das, der Ring
war verschwunden! Wie vom Schlage
gerührt, sprang ich auf, rannte im Zim
mer hin und her, dann siel ich wieder
auf den Stuhl und verbarg mein Gesicht
in den Händen.
Am näd)sten Morgen um neun Uhr
stand id vor meinem Bater und er
zählte ihm mein Abenteuer. Während
ich vor Wuth und Scharn Thränen vcr
goß, lädieltc cr in ganz cigemhünilid)
spöktisd,cr Weise. Als ich geendigt,
ging cr zu sdnem Schreibsekrctär, öff
nete ent Geheimfach in demselben und
sagte:
Sei nur ruhig. Red, hier ist dcr
Ring, ganz unversehrt."
Ich konnte vor Bewunderung kein
Wort herausbringen. Als dieDamc
Dich verließ," fuhr mein Baker fort,
war e gerade Zeit, um mit dem letz
tcn Boot nad) Dovcr zurückzukehren.
Der Ring war also schon vor zehn Uhr
Abends in meinen Händen."
Aber, aber," stamineltc idi, ich be
greife nicht. Wenn fic den Ring befaß,
warum brachte sie ihn denn Dir zu
rück?" Weil fic dafür bezahlt wurde. Dic
Dame ist von Beruf keine Diebin, fon
dem eine Diebessängerin. Tu hast
Dick) neulich so großspurig benommen,
mein Junge, haktest eine so hohe Mei
nung von Dir und Deinen Fähigkeiten,
daß ich zu der Ansicht gelangte, eine
kleine Lehre könne Dir gar nichts scha
den; id, glaube, id) habe Dir den Be
weis geliefert, daß cs noch klügere Leute
gibt, als cö cin gewisser Kick-in die
Welt von einundzwanzig Jahren ist."
Ein oder zwei Stunden später sagte
ich zu meinem Batcr : Es war doch
aber eine gewagte Sache mit einem
Ring, der fünfhundert Pfund werth
war."
Mein Batcr schlug mir auf die Schul
tcr und erwiderte lachend :
Mein guter Junge, wofür hältst
Du denn Deinen alten Papa? Die
Diamanten waren ja nur Simili !"
Bergangeiihriten dan Bühnengrö
ßen. Wie einst Wachtel Droschkenkut
scher war, dic Sdiröder-Devrient Bai
lettmädchcn, Theodor Döring Lehrling
in einem Tnchgeschäfte, dic DcvnenkS
Kaufleute, Eckhos Schreiber, Dessoir
Tlicaterdiencr, Raimund Konditorlehr
ling, Schröder Schnhflicker, Brandes
Bcdicnkcr, Räder Ballettänzer. Hel
mcrding Schlosser, Brockmann Bar
bier, Nefnol) Jurist und Tidialschcck
Schneider, so sind auch unsere jetzigen
Bühnengrößen nicht gleich auf den
Brettern geboren, die die Welt bedeu
ten. Sicgwnrt Friedmann, Possard und
Emil Götze waren Kanflente, Sonnen
thal Schneider, der Tenorist Schott
Offizier. Barnay Architekt, der Sd,au
spieler Martinelli und der Komiker
Engels Dekorationsmaler, Iunkermann
Offiziersafpirant und der Komiker
Hugo Thiernig Handelsschüler.
SWLMänäLV
- ven
VEITII&RES3,
M C tlnSt. (itün V tj.l.i!
Zal c'.tclc tnitldj Ichäsl in btt Cl-i
t'i V.'i. ?,',, n tm,,,, t nu
.iiiii ,
niedrieiskt -
preisen U
habtn "
kann. tL
4-Delikatcsscn eine Spejialitfi.-
unu ,,, ( Hai,, tu tzlchln
. . . vllttkk, kikk Usw. . .
ISit (In. MI kn Caii, a .9tmtinfT m
kd Itll r,kr1 I U0t unb gut ,I u.t Idi p
t'i rr. ,, tüi ?, tiitittn k.'n,, l tiM
iiu .den (iau im In 6tabt.
8 CIGARREN 3
ZZXlTZXXZ&X21:ll&ZXXlI-iSS
Exeelsior
scB
Cigarren-Fabrik, j
8
g V. V. ttW,
fft,i!fi H '
.o""f
J H fUt4t'!ft Bältimak Bill.;
5M
fcfl
i
10t 6tt. zwischen O . P.
tlutoln, Ctlnir.
P
h
ZZXirTSZTTZlTXTlTZSXXi
g PFEIFEV g
Al.A.Vrown,
I
Droguen
!Nedizinenqum
. in mdlich, litt ,, t Inc.l. ttW
IM. P. CURTICE,
Musikalien Aandlung.
n7 Mi, in etut.
:-: Vckard Vrgeln,
N?eber, kzaines Vrss. u. SchSninz
4-. . ..
kill Sortt v!uiikZnstlin'nI, Ich, sich
a-n itjrti Elegant kolidiiit timt nnairoHnll
ilulii crlrtuiu, nd, n nljitjt Vrtiu bi.()chcav
. Anleihe .
: itii :
Grnnd - Cigenthunz
ul li Dax nschiidiNkk Jahr, aui
Cnltwirte Sttrznen.
.--;.
Ichard, ?l, D TVTv
Vtnccln, f. iX- iviN.
Unllit rbnl crnpflt)U
und
Sprechet oor und IictzM
di, iidei.
J. A. HAYDEN.
Der leitende Photograph.
Ha,d,n da, in nKn Vrei auf da Ndrk'i
Sa,ull,illin, i Jadr, I7. l'I nd IHM m
hallen, VM O S,r.
.'EUGEN WOERNER'-s
donliallotunk Vuvrinlennl (Di
öffentliche und privatBauten.
Llipeiinlindenl fO da kanraller Qonnli (oarl (li
WirlslZ, 10. und! S,r,. flncol, ,,
ERNST HOPPET
Deutsche .
Wein- ncd Bier - WirtliscM
127 ffibl. 10. Straße,
LINCOLN NE?RASKA'
Alle Freunde eines guten Glases Vi,
Wein usw., sowie einer vortrefflich
Cigar werden dieses stets bei mir ,or
finden. Freundliche Bedienung zug
sichert.
ÄLBEflT S. RiTCHIE,
Teutscher Advokat,
409411 Karbach Block, Omaba, Neb.
Acuiiche Wirthschaft!
von -
Chas S cli war Z'
ISO südl. 10. Str.. SMnfoln, Kit
(in feinem eigenen Gebäude )
Die feinsten üiqurure, das berühmte
Nnbeuser-Biisch Bier, sowie die besten
Cigarren stehen hier zur Verfügung.
FE8D. OTTENS,
Wkin-u. Bier- t-
Wirißschast!
Feine Weine und Liqucu?!
stets vorräthiz.
ZW guykuser-Vusch "gSi 3
wird hier verabreicht.
2101 D St. Lincoln, Ncb.
..igl, ffive" ovcr Qutivf
Parties"
sollten sich sofort an John Siiostia:,
G. T. . C. R. I. & P. N. N.. Chi
eago. wenden. 10 in reimarkei.
per Packet, ftiir 11 werdet Ihr xorlv
frei zehn Packeie erhalte, "'l'k We
stern Trail" wtid viertel jährlich durch
die Rock Island Pacific Eisenbahn ver
öffentlicht. Er giebt an, wie man im
Westen eine Farm bekommen kann und
wird Ihnen gratis für ein Jahr zugk
sandt weiden. Sendet 3!ame und
Adresse an den Redacteur vom ,Wkstcrn
!rail", Cbieago, und nehmt das Blatt
ein Jahr ri.
Ja n S b a st i a n. G. P. A.