Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 28, 1894, Image 12
3m N b?l. Hu betr. timlitn von c'.i. 9!n infm traben )l lchrcittag Um ein Reiter in scharfem Trab eine ter breiten fiühft ha&er aeiitten. die von der Stüflt in die schottische Ebene hinabführen Tie Gegend um ihn her wurde immer flachn und einförmiger, die Escheu und Pappeln, in bereit dürren Bettern der Wind raschelte, wurden immer spärlicher, .i B4, .Mi hl nrrt.ifirount idiottischt viv a ' ' JSflih nnr l,inem Blick flUSDrtitttt. Der einsame Reiter verließ letzt die breite Landstraße und bog im einen Sei, tenweg ein. der ihn bald tief in die öde 5eide hineir.führte. iZr schien nicht ganz sicher zu sein, milchen Weg er einlchlagen sollte, denn er besraate seinen Kompaß und suchte auf den uralten Wegweisern a-x Un Kreuzwegen nach einer Aufschrift, fc:e ihn Mitthell verschiffen f5nre. Rina urr.oer war nicht als ode (Jan samkeit. So weit der Blick reichte, waren nur dürre Ha dckraut und gklbbluhende Ginsterbusche zu enlvelen, yie un? ea ragt: ein verkrüppelter Strauch auf, oder ein mit Maol und wilden Ranken be ichsener FelZdlock zeichnete sich scharf gegen den dunklen Himmel av. Der Tag neigte sich bereit! seinem Ende zu, und der scharfe Ostwind, der hin und wieder die Wolken zertheilte und e n bleiche, gelbliche, Licht hindurch dringen ließ, fuhr mit klagendem Seufzer über die Heide. Der weite, unendliche Luflrium hing wie eine graue Decke über der Haide und hüllte den Reiter und alle Gegenstände ring umher so fest ein, daß er schließlich die Büsche am Wege nicht einmal mehr zu unterscheiden vermochte. Er vnfluchte den feuchten Nebel, der ihn verhinderte, den rechten Weg zu fin den. und ritt langsam weiter. Plötzlich hielt er sein Pferd an, da unsicher und ängstlich zu werden schien und, die Nasen löcher zu Boden wend?nd, zu schnobern begann. Der Reiter merkte, daß der Boden unter ihm schwankte und daß alle Vegetation um ihn her aufgehört hatte. ES unterlag keinem Zweifel, daß er sich am Rande deS MooreS befand. Den Weg in dieser Richtung fortsehen, hieß, feinem sicheren Untergang entgegen gehen. Er sprang vom Pferd, führte eS vor sichtig zurück und spähte dann ralhloS umher, zudem unangenehmen Bewußtsein gelangend, daß er sich verirrt hatte. Er aarin älterer Mann mit grauem Haar, und wenn er auch roch eine kräftige, schlanke Figur hatte, so erschien die AuS sicht, die Nacht auf der kalten, einsamen Haide verbringen zu sollen, ihm doch durchaus nicht verlockend. Plötzlich drang der Laut eines scharfen HundegebellZ, daS, durch den Nebel ge dZwpf hchl und dumpf klang, an sein Ohr. Der Hund mvßte sich ganz in seiner Nähe befinden, und als er dem Laute nachging, tauchte plötzlich ein: Reihe niedriger Lehmhütten, gleichsam auZ de Erde emvorwachfcn, vor ihm auf. Der Reiter wußte jetzt, daß er sich in einem der klein Haidedörfer befand, die m Rande der H:ide liefen, und deren Bewohner Hirten und Jäger find, die sich kümmerlich durch den Verkauf vor: Schilf und Rohr ernähren. Er pochte an mehrere Hütten, fand fi aker alle verschlossen und leer. Die Be wohner mußten aus die Arbeit gegangen sein. Endlich kam er an eine etwas entlegene Hütte, deren iwu offen stand, und als er näher trat, kam ihm eine alte, ver kümmerte Frau entgegen. .Hört einmal, gute Freu, sagte er in echt schottischen Dialekt, .ich habe mich im Ntbel verirrt und möchte gern heut Nacht noch Schloß Aosndale erreichen, Ist hier nicht irgend jemand, der mir den Weg über die Haide zeigen könnte? E ist lange her, feit ich hier geritten bin, und ich würde wohl kaum die Sonne wieder aufgkhen sehen, falls ich mich all ein aus den W.'g machen wollte. Auch bin ich müde und yurgrig, und wenn ihr mir eine warme Suppe anschaffen woll tet, so soll es euer Schade nicht sein.' Die alte grau hatte ihn, während :: sprach, aufmerksam betrachtet. .Wenn der gnädige Herr in meine niedere Hütte eintreten wollen, will ich ihm schon sein porrige machen, wie c8 der Earl von Aoondale nicht bester bieten kann,' erwiderte sie, indem sie d,iS Pferd des Fremden nahm und eS in eine Holz scheuer sührte. wo sie ihm ein Bündel Haidekraut in die Krippe legte. Der Fremd: trat in die Hütte, die auizer der Diele nur einen einzigen Raum besaß. Eirniitit fetzte er sich au? einen der hölzernen Schemel, die den offenen Herd umstanden, auf dem ein sparsames Toiffeuer brannte. Die alte grau schürte das Feuer, um daS versprochene porrige, das Nationalgericht der Schotien, eine au Hafermehl bcstchend: Suppe, zu be reiten. Der fatvrXt schaute sich in der Hütte um. AllkZ war alt, grau und oerwit tert wie die schattnihaste Zllte selber. ES ar, olS wenn der dunkle Himmel und der SftoorneW allen Gegenständen für immer Farbe und Licht geraubt hätten. Es war ü!:!haupt nicht viel zu sehen innerhalb der vier Wände der Hütte. Da war nur da? nothwendigste Hausge räth, und doch war da ein Gegenstand, der die Aufmerksamkeit deS Fremden auf sich zog. In einer Ecke über dem Irm lichtn Bett hingen einige verwelkte, mit Staub und Spinnengeweben bedeckte Ueberreste einer Blumenkrone. Die Blu men, die sie einst geschmückt hatten, aren längst verdorrt und verwelkt, nur einige trockene Stengel hingen noch an dem mit verschossenen seidenen Bändern umwundenen Gestell. Der R:iter sah daß dies die Ueberreste der sogenannten Maikrone waren, mit de? in Englands die jungen Burschkn am ersten Mai da, schönst Mädchen de! Dorfe kiönen. Und dieser Anblick schien ihn plötzlich in ein: Welt der Träume zu entrücke?. Durch den grauen Nebel der Heide und der Vlrzangenheit hindurch erblickte er in: sonnenbeschienknk, grüne Landschaft, hörte er di Lerche ihr Triller in ter blauen Luft schlagen. Die Büsche ring umher prangten im weißen Schmuck de Llüthmschnee. und ein milder Früh lingSwird strich über die Wiese, auf deren Kilte der .Maibaum' prangt?. Bt schön und warm schien die Sonne an enem Tage, wie lau! erschallte die Dorf musik, wie lustig ging der Tanz auf der blumcggeschmücklen Wiese! AuS der Reibe der Tanzenden trat ine Gestalt, ftinem Blick deutlich sichlbar. Ei war b't Körigin deZ Feste?, die Mai könizin? Fr sah ein :n'zück.de. b'.tichek Gesicht mit ein paar großen, dunklen Augen, die wie die Sonne glühten. In dem feinen, bleicher. Gesicht leuchtete der kleine rothe Mund mit den weißen Zäh nen, und d:e Elfen schienen sie mit Lem Rosenkranz geschmückt zu haben, der ihre dunklen Locken zierte. Wie sie lachte und tanzte! Und wie er jubelte, wie glücklich er war, daß sie nur mit ihm tanzen wollte, nur mit ihm allein! An jenem Tage begann der unglück selige Streit zwisch:n ihm und seinem Bruder, dem ältesten Sohn und Erben deS Earl von Aoondale, der gleich ihm die schöne Gwendoline liebte und sie eben so leidenschaftlich bezchrte wie er. Aber daS unerfahrene junge Mädchen zog ihn, den leichtsinnige Percz, dem Erben ter Grafschaft vor. Und er war doch nur der zweite Sohn, der nichlZ hatte, als seine beiden Hände, den munteren, leben frohen Sinn und sein Vertrauen auf die Zukunft. Wie die Leidenschaften in Belegung geriethen l Wie er und sein Bruder todt- liche Feind: wurden, so daß der junge Pncv, als der Vater bald darauf starb, die Heimath verließ, um sein Glück im Ausland zu suchen. Er hatte seit jenem Tage sein väter licheS Heim nicht wiedergesehen. Jetzt ruhte sein Bruder schon längst im Grab gewölbe der Avondaler Schloßkapelle und er konnte sich nur mit dem Todten versöhnen. Und daZ all:S um eines bleichen, jun gen Mädchens willen, das er eine kurze, selige Zeit geliebt hatte, um sie dann zu vergessen, zu verlassen, weshalb j Ja, w:Shalb wklken die Frühlings blüthen, weshalb verblassen die Rosen, wenn ihr Kelch sich voll erschlaffen hat? Gwendoline! DaS schöne Bild verschwindet, lanzsam verhüllt der graue, feuchte Nebel wieder den Lonnengtanz seiner Maientage, und doch weiß der alt Mann plötzlich, baß nichts in seinem späteren Leben sich jemals mit dem Gtuck und dem Sor.nenglanz jener Tage hat messen können. Es ist jetzt lange her, sehr lange, er steht am Ziel seines Leber.S, als ihn plötzlich ein tiefes Heim weh nach seinem Vateilande ergreist. Nur noch einmal möchte er die braune Haide, die Berge und die Wälder Schott, land? wiedersehen, ehe er die große Reise in das geheimnißvolle Land antritt, aus dem Niemand zurückkehrt und dann hat er sich verirrt und ist in die Hätte der alten Frau gekommen, um sich den Weg zeigen zu lassen. Die Alte nahm den Kessel vom Feuer und setzt? dann eine Schüssel mit dam pfendem Brei vor ihren Gast auf den Tisch, leise ein Gebet flüsternd. Der Fremde ließ sich nicht nöthigen, sondern that guten Bescheid und aß mit gutem Appetit, während sich die Alte in einen Winkel der Hütte zurückzog und Platz auf einem hölzernen Schemel nahm, von wo aus sie den Fremden un verwandt mit ihren kohlschwarzen Augen anstarrt. .Sagt doch einmal, Mütterchen sagte Perca MacCartwight. indem er mit dem Stiel seiner Reitpeitsche auf den vertrock neten Maikranz zeigte, der in der Ecke hing, .wir sind doch auch einmal jung gewesen und haben bessere Tage gekannt? ES ist wohl lange her, feit wir Mai fönig'r. waren und drüben auf der Wiese tanzten?" Die Alte murmelte ein paar unver fiändliche Worte vor sich hin. erhob sich dann schnell und ging hinaus. AlZ Per:? seine Mahlzeit beendet hatte, folgte :r ihr. Sie hatte bereits das Pferd aus dem Stall gezogen, und er fragte, ob sie ihn über die Haide ge leite .Ja. gnädiger Her? erwiderte sie, .ich sin.de den Weg auch im Dunkeln, und wenn wir schnell gehen, so werden Sie die Thürme von Avondale noch vor Sonnenuntergang erblicken Sie ging voran, und er folgte ihr, fein Pferd am Zügel führend. Qi war, als gingen sie in das graue, schattenlose Nebelmeer hinein, stumm wie der Tod. ohne Grenze wie die Ewigkeit. Man hö:t nicht? als den gedämpften Laut ihr:- Schritte, di: auf dem schmar, zen. schwankenden Boden hohl dröhnten. " Gleich einem Schatten glitt die Alte durch den Nebel. Sie ging gebeugt und schien mit den Augen den Weg zu suchen, der durch die Haide führ!:. .Sagt einmal. Alte." rief Percy aus. nachdem sie eine Weile durch den Nebel gegangen waren. ,daS ist ja eine ganz verdammte Geschichte! Der Nebe! wird ,mmer dichter. Seid Ihr auch sicher, daß wir un.Z auf dem rechten Wege br sinken? ES bedarf nur eine FehltrittteS und wir sind verloren, Die Alte blieb stehen. Ihre gebeugte Gestalt richtete sich auf. sie schien zu wachsen, oder auch war eS der Nebel, der machte, daß sie größer aussah. Ihr funkelnden, schwarzen Augen richteten sich mit einem glühenden Blick auf Mac t?artwiabt. ihr gra-eS Haar quoll in zerzausten Büscheln unter dem Tuch her vor, das sie um den K:?f trug, und alS sie ihre knöcherige Hand erhob, glaubte er, e:ne von Macdeih'S Hkren leibhaft'g zu sehen, .Hier lauert der ld aus allen Sei Un, sagte sie, nach recht! und nach links zeigend. .So wahr S:: Peicq MacEar:aigh! heißen, sind Sie in meiner Hand! .Weher kennt ihr mich?' fragte Peicy erstaunt. Die Alke aber hatte ihm schon wieder den Rücken zugewendet und ging weilcr, einige unverständliche Worte vor sich hinmurmelnd. Ihm war ganz unheimlich zu Muthe geworden. Wie alle Schotten war er adergläblsch und muhte nun an alle die unheimlichen finsteren Märchen und Lagen denken, die er m feiner Kindheit asr. der Here auf der Ha,de gehört hatte. die den einsamen WanderZmann tnSVer de-.de-, führte. Was hatte das ,u bc deuten, daß der dunk!e Schatten, der dort vor ihm her g',iik, ihn bei Namen genannt hatte, odwohl er seit mehr als ?:erzig 'Jahren den Boden Schottland? nicht betreten hatte? Deutete dies auf seinen beooiftehenden Tod? EZ war ihm, als wenn eine kalte vand die feine berühr:, als ob ein eiflger Jiebe! au der dunkelen Haiöe ausltieae. als ob der Engel deS TodeS auf seinen dunklen schwingen über ihm ichwede. Wie von einer Zaubermacht getrieben, folgte er der Alten veiter und weiter durch die Nebelwüste. ES war ein ge wisieZ etwas an ihr, daS er nzt zu er klären vermochte, daZ ihn mit Entsetzen und Schrecken erfüllte ihn aber gleichzel. tig mit einer unheimlichen Machr zu fes feln schien, wie eine Ahnung, daß sich hinter dieser Alten ein dunkles, entsetz liteZ Eeheiriniß verbarg, vor dessen Losung ihm graute. Nach einer langen Wanderung sing der Nebel allmählich an, sich zu vertheilen, hier und da tauchte ein Gesträuch am Weg auf, und einige Büschel harten, dürren GraseS raschelten unter den Füßen deS Wanderers. Ein klagender, seufzender Laut fuhr über die Haid:, ein matter Luftzug, der sich bald in einen frischen Wind oerwan delte und die Nebeldecke zerstreute. Mac Eartwight fühlte wieder festen Grund unter den Füßen, und plötzlich lichtete der graue Nebel sich, er erblickte vor sich einen Hügel über dem ein mat ter. goldiger Schimmer lag. Nach Verlauf von wenigen Minuten hatten sie den Gipfel der kleinen Anhöhe erreicht. Zu ihren Füßen lag die Haide mit ihrem Nebel, vor ihnen aber breitete sich ein schöne? fruchtbares Land mit dunklen Wäldern, bestellten Aeckern, lächelnden een und freundlichen Tör fern aus. Ter malte, goldige Schimmer am abendlichen Himmel wurde stärker und wärmer in ter Farbe, bis ein purpur r?Iher Glanz verkündete, daß die Sonne unterging. Perc MaclZartwiaht stand still und faltete die Hände. Er sah die Thürme und Zinnen sein:? väterlichen Schlosses in der Abendsonne aufsteigen, welche die herrliche Landschasi beleuchtete, und er mußte, daß er sich jetzt auf heimischem Grund und Boden befand. Eine ganze Weile vergaß er seine Führerin, die jetzt auf einem Stein im Haidegestrüpp ausruhte, während ihr glanzloser Blick wiederum mit eigenartig unheimlichem Ausdruck MacCartwight anstarrte. Mehr denn je glich dies alte, abge zehrte Weib in dieser Beleuchtung und in dieser Umgebung einem der Wesen, die dem Volksglauben gemäß auf der Haide spuken und ihren Scherz mit dem ein samen WanderZmann treiben. MacCartwight aber hatte jetzt die Heide mit allen ihren Schrecken vergef sen. er griff tief in seine Tasche, um seine Führerin reichlich zu belohnen. AIS er ihr aber das Geld reichte, richtete sie sich wieder so eigenartig hoch auf, ein heller Schimmer trat in ihre glanzlosen erloschenen Augen, das alte abgkmagerte Gesicht verklärte sich einen Augenblick wie zu neuem Leben, sie stieß seine Hand zurück und rief in leidenschaftlichem Ton auSr .Kein Geld, Perca, von dir kein Geld!' Ihre Stimme ging in ein Schluchzen über, ihre stolze Haltung siel zusammen, sie ergriff die Hand, die sie soeben zurück gestoßen hatte, und bedeckte sie mit K2s sen und Thränen. Im nächsten Augenblick hatte sie sich abgewandt, und wenige Augenblicke spä ter war sie im Nebel verschwunden. Percy MacCartwight stand wie fest gebannt da und schaute ihr nach. Da Gcheimniß war ihm so plötzlich offenbart worden, daß eS ihn fast versteinerte. Und doch hatte er eine Ahnung von dem Zu sammenhang gehabt, als er in ängstlichem Bangen über die Haide wanderte. .Gwendoline!' rief er in wehmüthi gem Tone aus. Ader eS kam keine Ant wort, die Alle war verschwunden. Er führte seine Hand an die Stirn. ES war ihm zu Muthe, als habe er die Leiche seines JugendglückeS gesehen. Das war also die Gwendoline, um derentwil len zwei Brüder Todfeinde geworden waren, um derentwillen er seiner Heimath den Rücken gewendet hatte! O Jugend, wie groß und doch wie süß ist deine Thorheit. Er stieg zu Pferde und ritt langsam nach Aoondale hinab, wo ihn der Sohn seines verstorbenen Bruder! empsing. Wenige Tage später läuteten die Glocken im Dorf an der Haide zur Be erdigung, und all das Gute, was Percy MacCartwight seiner alten Fuhrertn hatte anthun wollen, muhte sich darauf be (tranken, daß er sie zu ihrer letzten Ruhestätte geleitete und ihr einen Grad stein setzen lieg. in spät. Nah dein :aieni'ch?n. Als er vor dem kleinen Pavillon an.- langte, der in ein Meer von goldigem FrühlinaSsonnenschein getaucht war, blieb Rollin erschöpft stehen. Eilig hatte er den l'.aubiaen Weg durchlaufen leicht, fröhlich, verjüngt, glücklich, da! Herz voller Sehnsucht nach einer innigen Freude, die seine Wangen gefärbt, die alten Füße gestärkt und sein Haupt aus. gerichtet hatte wie nach einem lege. Fast ohne Ermüdung hatte er die zwei Meilen durchlaufen, welche da .Rosen schlouchen' von der Bahnstation trenn ten. aber jetzt, am Ende seines WegeS angelargt, fühlte er sich ermattet, in seinem Her,en verwirrt und erregt. Diese schöne Schlößchen, da sich neu und kokett gleichsam versteckte hinter den großen grünen Büschen, dieses huvjqe Gebäude mit seinen hellrothen Backflei- nen, mit dem Schieferdach, da unter den Sonnenstrahlen wie ein piegel glänzte, mit den mächtig großen Fen gern, die von Reichthum Zeugniß ablege ten, all das flößte dem armen Rollm Ehrfurcht ein, dessen ärmliches Aenßere mit diesem Plätzchen voller Eleganz und Frische in seltsamem Gegensatze stand. Der Mann trug einen alten, form losen, durch die Zeit entsärbten Hut, der schlecht passevk auf einem allerS grauen Kopse aufsaß; die Jacke war fadenscheinig, glänzend an den L?c!ulkern und Ellbogen und an den Knopflöchern armselig abgeschabt; an den Beinkleidern bemerkte man große, schlecht aufgesetzte Flicken, um die Füße schlotterte sehr große und zerrissene Schuhe; alles, bis aus den Bart, in dem sich weiße Haare unter dik schwarzen mengten, gab ihm einen Anstrich nicht blos von Armuth, sondern von Elend. Rollin war sich nie so trübselig und kc jämmerlich vorgekommen; er schämte sich feines Elends, und eine Art Furcht bemächtigte sich seiner bei dem Gedanken, da in die kleine prächtige Villa hinein gehen zu müssen, mit seinen aufgebroche nen Schuhen und diesem vagabunden hasten Aeußeren Denn hier, in dieser kleinen Villa, wohnte seine Tochter Johanna. . . . Rollin'S Geschichte war sehr verwickelt; er halte ein recht abenreuervolleS Leben durchgemacht. Einstmals reich, sah er sich eine? TageS plötzlich völlig ruinirt, kurze Zeit nach seiner Lerheiralhung; und indem er in einem Nu den Zustand eineS aus kömmlichen, aber bescheidenen DaseinS übersprang, mußte er mit einem Schlage das vollkommene Elend kennen lernen. In der Hütte des Armen wurde seine Tochter geboren. Seine Frau, um durch ihren Verdienst die Hilfkquellen der Familie zu vermehr ren, arbeltete mit der Nadel: sie konnte sich darum mit der Kleinen nicht beschäf tigen. DaS Kind wurde deshalb in Pension in eine Familie auf dem Lande gegeben, die sich gegen einen sehr be scheidenen Entgelt verpflichtete, das Kind bis zu dem Alter zu behalten, wo es die beständige Pflege nicht mehr nöthig haben würde. Die ersten beiden Zayre wurde da verabredete Ziehgeld pünktlich von den Eltern bezahlt, welche sich unter der Last einer qualvollen Eriftenz dahlnschleppten. Später aber wurde das Elend noch schwe rer und jammervoller, und so wurde es Rollin zur Unmöglichkeit, den Pflegern seiner Johanna auch das mindeste an Geld zu schicken. Er wagte es nicht mehr zu schreiben, er gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Seine Frau und er hatten manchen Tag keinen Bissen Brot zu csskn. . Er ging in 8 Aasland, n der Hoff. nunz, irgend eine Stelle zu finden, die es ihm ermöglichte, seine Tochter wieder zu sich zu nehmen. Er täuschte sich. Er . .,, r cs-.rr.f k.. 11..1AJ. x ourcyries eine orarci oe ungiuas naaj der andern und mußte am Ende, nach einigen Jahren des Hangern, im frem den Lande an Entbehrungen und Her zenSkummer Johanna'S Mutter sterben sehen, seinen einzigen Trost. Müde und gealtert suyr mollin fort am Hungerluche zu nagen, so entnervt, daß er zunächst nicht den Muth fand, in sein Vaterland zurückzukehren. Eines TageS entschloß er sich doch ra,u. Er ging wieder in seine Heimath und erkun digtk sich, wa aus Johanna geworden war. Er erfuhr, daß seine Tochter von dem Schloßherrn des Dorfe adop'irt worden fei, in welchem ihre Erzieher lebten. Jetzt hatte der Vater nur noch einen Gedanken: seine Tochter wieder zu sich zu nehmen, sie bei sich zu behalten, in ihr die Erinnerung an ihre Mutter wieder zufinden, nicht die schmerzliche Erinnk rung, die ihm das Herz zerriß, fondern eine tröstliche, welche seinen Geist auS seinem dumpfen Grabesschlummer wieder zum Leben erwecken sollte. EineS TageS schrieb er an die ihm ge gcbene Adresse und 0 unoerhoffles Glück seine Tochter war e selbst, die ihm antwortete, wohl sehr kühl, aber sie nannte ihn .Lieber Vater'.... Sie wußte also, daß er noch am Leben war! Sie wußte, daß der andere nicht ihr richtiger Vater war! .... Rollm schrieb auf 4 neue, wieder ant wartete seine Tochter in demselben Tone gemessener Achtung, Aber wa that da ihm? Er war nicht mehr allein; ein anderes Wesen war mit ihm verknüpft, er hatte inen Grund zu leben I Als er eS so weit gebracht, fünfund? siebzig Franken im Monat zu verdienen, hielt er sich für reich und erachtete den Augenblick für gekommen, seine Tochter zurückzufordern. Er reifte nach dem ihm bezeichneten Schlosse; vor seinem Sinne breitete sich ein herrlicher Horizont aus, erleuchtet von blendendem Johanna mußte jetzt ungefähr zwölf Jahre all sein, beinahe ein Fräule::;! welche Freude, sie zu umarmen! welche Freude, mit ihr Arm in Arm spazieren zu geh'n!.... Nach langem Zaudern überschritt Rollin die Schwelle und klopste schüch lern an. .Wa wollt Ihr?'.... Der Diener, der so zu ihm sprach, maß ihn mit einem jener mißtrauischen Blicke, die man einem Vagabunden zu wirft. Rollin fragte mit ehrerbietigem Benehmen, ob er auf ein paar Minuien Herrn o. Rteur sprechen könne, den Be sitzer der Villa. .Euer Name?....' .Rollin. Herr....' .Wartct ich will sehen 5er ich glaube nicht, daß ter Maiq rlZ zu sprechen sein wirb. . , . Rollin blieb in dem tönenden Flur grade aufgepflanzt dastehen, während der Liener srch enl;e:nte; sast auzeblicklich darauf erschien aus der Schwelle einer Thür ein hochgewachsener, magerer Mann mtt strengem Gesicht und kam mit lang samen Schritten auf ihn zu. .Ah! Ihr seid der Herr Rollin? Wirklich?.... Ah!.... erstell!, Euch kennen zu lernen, Herr Tretet doch ein!.... Ernst und höflich, mit einem etwas weichen Tonfall in der Stimme, nöthigte der Herr v. Rieur Rollin in ein reich möblirteS Borzimmer. Dieser, verlegen seinen schmutzigen Hut in den Hündin drehend, wagte kaum auf ten weichen Teppich zu treten, auf dem seine Schuhe eine schmutzige Spur eindrück.en. Und als der Herr o. Rieur zu ihm sagte: .So, so.. . Ihr wollt die Kleine sehen, waö? antwortete er im Nu leise, wie ein Armer, der sich schämt, daß er um ein Almosen bittet: .Ja. Herr.... Der gnädige Herr öffnete eine Thüre und rief: .Johanna!' Eine seine, silberne Stimme antwor tete: .Da bin ich, Papachen!' Und die kleine trat in das Zimmer, lachend, mit gerölheten Wangen. daS Auge voll von Lebenslust und rief: .Endlich habe ich den Schmetterling gefangen!' Als sie Rollin bemerkte, schien sie ein wenig Anqst zu verspüren, denn sie drängte sich an den Herrn v. Rieur, der zu ihr sagte: .Der Herr ist....' Sie war sicher vorher schon ir.struirt morden, denn sie neigte den Kops wie ein Fräulein in einem alon ter vornehmen Welt und sagte ernsthaft: .Mein Vater!....' Der arme Alte murmelte stammelnd: .Fräulein, , , Fräulein Johanna. . . ' Es folgte ein tieseS Stillschweigen. Die eingeschüchterte Kleine blieb bei dem Herrn v. Rieur, indem sie bestürzt diesen armseligen Menschen mit dem strolchartigen Aussehen betrachtete. Der chleßher? hielt sich tur oerpslich. tet noch zu bemerken: .Wollt Ihr nicht etwas genienen i Nach einer Reise. . . . Aber der Alte, dem es vorkam, als müsse er ersticken, antwortete, mährend er sich nach der Thür hin zurückzog: .Nein, nein danke!' Er hörte die wohllautende Stimme noch sagen: .guten Tag, mein Vater!' und während der Andere höflich wieder holte: ,J,r kennt sie ab und zu einmal wieder besuchen Ihr werdet stets willkommen sein!' befand er sich auf der traße. Aus der andern Seite der Hauptstraße jubelte tie endlos sich ausdehnende Flur in all der Pracht ihrer Fruchtbarkeit das Hostannah ihrer Wiedergeburt unter den Strahlen der Maiensonne Langsam schritt Roll in vorwarte, mtt feuchten Wimpern, ten Nacken gebeugt, dasHcrz gebrochen, den glänzenden Traum in Le:d zerronnen, sah er die todten grädcc sein Grab aushöhlen. Die Lsikctten einer ??cttöame aus dem vorigen Iaörliundert. In Paris ist soeben eine kleine Schrift erschienen, welche sich mit den Toiletten einer eleganten Welldame, der Gräfin von TaoaneS, beschäftigt. Die Gräfin galt um dS Jahr 1770 am sranzonschen Hofe elS eine der vornehmsten Erschet nungen und war tonangebend in Sachen der Toilette. Aus den Rechnungen dcr Lieseranten erhellt, daß die Toiletten der großen Dare der damaligen Zeit nicht geringere Summen verschlangen, als eS heut zu Tage ter Fall ist ; selbst 0; rstänblich ließ vie Gräfin nur der Geschäftsleute aibeiken, die "en vogae" waren und sich ihre Torlitteuknstwerke mit schwerem Gtl?e bezahlen ließen. Die iSchneiderin Mademoiselle Aler andre ließ sich beispielsweise für ein sil bergestickies Hoskieid 44 Lisre. (5 Liores würden etwa gleich einem Dollar sein. Man darf jedoch nicht vergessen, daß der Geldmerth vor hundert Jahren mindesten doppelt so hoch mar, mieheu!e) für eine einfache weiße Hsusto'.lette 300 LtoreS und für die Garnitur eines ein- fachen Domino 144 L'vre bezahlen. Von einem großen Eoi.fektionär liegt eine Rechnung über gelieferte Stoffe vor, welche nicht weniger als 13,700 LivreS ausmacht. Für eine einzige CoiNure mit ValencienneSspitzen mußte die Gräfin TaoaneS 1600 LioreS bezahlen. Ge radczu unglaublich klingt eine Rechnung de ParfumeurS, ter für Handschuhe, FlaconS mit Mytthenwasser und Poma den, die er in einem Jahr: geliefert hat, 183 LioreS verlangt. Aus geringere Beträge lauten die Rechnunzen deS Ju weiter, auS denen übrigens dcroorgeht. daß die vornehme Dame es keinesweg! etc,.. ',,. ... - Es gab übeihaux! v,el falschen Glanz im Hause der Gräfin, wo oft Schmalhan! Küchenmeister war und man Menüs aller feinster Sorte aus einer seinen cinkiielpe hlen ließ. Auch darin ähneln die Verbältnisse von toiumal den heutigen, toß ter Gat:e der Giäfin oft in h:ller Vei zwel.unq über die Toiletten, RuSgaben seiner Gemahlin war; er halte ihr einen Beirag von 10.000 Liore! für ihre Toilette auSzesorfen, doch ge nüale diese für die tamalige Zeit enorme Zumme keineswegs für tie Betürfniffe der Gräfin, Sie nahm daher star k ihren Credii in Anspruch und es mangelte nicht an Klagen v?n Sei! der Geschäftsleute, daß di: Zahlungen der Gräfin mit einer seltenen Unregelmäßigkeit einlieien. Die L'ule wendeten sich dann an den Grafen, nielchcr seufzend die Schulden bezahlte. Die Folaen waen dann arge Lerstim' ni:r3 und Scenen zwischen dem grä? ich?n Ehepaare, zu denen übrigen? noch a!derioe!Uzc schwerere Anlässe vorlagen. Wtnr.'i wahr ft 1 Eine Dame, di? gefragt vurte, warum aenig?r hübsche Mädchen im Allgemei nen eher unter die Haube kämen, al! schöne junge Damen, erklärte: .Da kommt allem her von dem Benehmen der jungen Mädchen und von der Eitelkeit der Männer.' .Wieso?' fragten gleich mehrere be gieriq. .Run. die minder hübschen Mädchen schnieicheln den Männern und befriedi, gen damit deren Eitelkeit; die schönen Mädchen aber warten darauf, daß ihnen von den Männern geschmeichelt wird.' iickcri.inerung. Bauer: .Also, wie war tie Schlacht, die Du mitgemacht hast?' Beurlaubter: .Fürchterlich! Unsere Compagnie war in einem Dickicht im Hinterhalt. Alle fünf Minuien hat unfir Hauptmann g'sazt : .Kinder, jetzt kommt an uns die Reih' !' und da haben mir immer einen Zug auS der SchnapS ftasche gethan und unS zum Tode vorbe reitet. DaS hat gedauert von Früh bis Abe.'tS. Dann ist auf einmal ein Adju tant dahr gekommen und hat g'sagt, daß wir's gewonnen haben!' Trsst. Bauer: .Also, Herr Advokat, Sie glcub'n, daß ich meinen Prozeß verlier'?' Advokat: .Sie nicht höchstens Ihre KindeSkindkr.' In der Schule. Lehrer: .Fritz, wie heißt dein Vater?' .Vorne heißt er Adolf und hinten Müller.' Abgewiesen. Gläubiger : .Ihr Herr hat mir für heute Bezahlung versprochen!' Diener: .Giebt's nicht, erst komm' ich d'ran.' Treffend. .Sagen Sie mal, was ist dena daS, ein Spezialisti' .Da ist ein Arzt, bn dem daS Ster ben besonders theuer ist." Schier unmöglich. Arzt : .Ich habe dre Diagnose ge. stellt!' Alter Student : .Und sik lautet?' Arzt: .Wassersucht !' Student : .Dcctcrchen, ki ne Witze!' Nicht so schlimm. .Das ist aber arg! Du wurdest gegen Herrn Müller doch ordentlich grob, als er sich unterstand, dich zu küssen?' .Aber Tantchen, das war ja doch nicht 63;e gemeint!' verfchnappt. .Ein armer, kranker Mann, der eine blinde Frau hat, bittet um eine Gabel' .Wo ist denn Ihre Frau?' . Die steht vor der Thür und paßt auf, ob ein Schutzmann kommt I' Das Schreckenskind. HSnkchen: Onkel Müller, thut Dein Auge nicht weh? Herr Müller: .Wieso?' Hänschen: .Papa sagte, er suche einen Dummen sür Schwester Anna und daür habe er Dich in'S Auge gefaßt!' llach Schluß der Vorstellung. Y,f niAt .At fff 14t Ktt ?: rf w'p 'l'. Vl 4IU9 h'Uiigc Glück als Komödie oder als rm bezeichnen. B: .Wie endet es denn?' A: .Mit einer Heirath.' B: .O, dann nennen Sie eS nur ge. troit e,ne Tragödie.' Nicht seine Schuld. Kunde (wüthent) : Sehen Sie 'mal hier den Anzug, den ich mir vor acht Tagen bei Ihnen habe machen Icssen; einmal bin ich damit im Regen gegangen. Händler : Habe ich Ihnen nicht gleich gesagt, Sie sollen sich einen Regenschirm zu dem Anzug nehmen? Ein F.'auenkenner. .Nochmals: mein Beschlu. 5kbnen die Hand meiner Tochter zu verweigern, ,;i unavanoerriq i Da bin ich dopvelt gcschlaaen. anä dige Frbu : in der Liebe, dann ober be lonver in rer itetre, eine jugendlich, schöne Schwiegermama besitzen zu wol len!' .Nun. die Sache will überleat sein k Bemühen Sie sich in einigen Tagen wie der her !' Applaus. Erster Lehrjuie : .Ist denn Tein Meister mit Drr zufrieden?' Zweiter Lehrjunxe : Na ob! Jeden !