Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 28, 1894, Image 10

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    Frauenschuh.
?!ovelle oui dem
iettn r-nt
V. :Kettj.
XÜJ'V.fT.
Gedankenvoll sah sie ih:n nach. vaty
nnd t raschen elastischen TchrltleS die
Treppe hinunter eilte; aus der legken
Stuse blieb er einenMoreit stehe , Die
Sitzung wird heute etwa lange dauern,
Du muht ein wenig Geduld haben, mein
Kind!' rief er über die Schulter zurück;
er wellte noch mehr sagen, aber rauschende
rauenkleider die lang über die .Stern,
fliesen deS Vestibüls schleppten, ließen ihn
verstummen.
.Bin ich nicht über die Maßen tunkt
lich. werther Meister?' rief eine melod
ehe Altstimme in unverkennbar auölLn
dischem Accent,
.Sine Eigenschast. die man sonst ver.
geblich bei dem schönen Geschlecht sucht
kntqegnett Mar verbindlich.
Die junge grau neigte sich weit über
da Treppengeländer, ihre Augen haste,
ten fest aus der Thür fce Atelier, die
sich schnell hinter den Beiden verschlossen
harte, nur noch gedämpft drangen deren
Stimmen zu ihr, sie konnte nicht verfte
hen, wa sie sprachen.
.Haft Du sie gesehen. Ella? Bruder
Frty behauptet, die WladiSka sei da
schönste Frauenzimmer, da er kenne,'
rief ungenirt eine helle Mädchenstimme.
und ein langausgeschoffener Backfisch
stürmte die Treppe hinaus.
.Ich konnte sie leider nicht deutlich
sehen," entgegnete die junge Frau, der
Schwester zerstreut die Hand reichend.
.Run so geh doch in' Atelier und setz'
Dich dazu, während Dein Mar sie abxin,
seit,' rief letztere burschikos.
.Du weißt, Martha, es stört Mar,
wenn Andere bei den Sitzungen zugegen
sind.
.Ach, da ist nur so eine Marotte von
Deinem Herrn Gemahl! Andere laden
doch Xunftjunger und Jüngerinnen in ihr
telierl Aber Herr Mar Wendlandt
udirt lieber für sich allein die Reize in
und ausländischer Schönheiten. Puh, ich
möchte nicht wie Du meinen Mann mit
so und so viel anderen grauen tyeitenl
Der Backsisch schüttelte sich in komischem
Entsetzen.
.Ich theile meinen Mann mit keiner
anderen," entgegnete Ella kurz; wohl
ohne u wollen, hatte ihre Stimme einen
Helden Ton angenommen.
,Na, nimm'S nicht tragisch, mein
Engel, ich meinte nur so. Doch, Adieu!
ich musi in die Singstunde I Die Schwe
fter flüchtig umarmend, flatterte Martha
mit der Notenmappe am Arm wieder da
von.
Ella ging in's Wohnzimmer zurück,
Aergerlich rieb sie sich die Stirn, als
müsse sie einen unangenehmen Gedanken
verlcheuchen; sie war unzufrieden mit
Schwester Martha, die nach Backsischart
recht unanständig gesprochen hatte. Ihren
Mann mit anderen Frauen theilen? Die
ser Gedanke war geradezu absurd. Nein,
Mar gehörte ihr allein.
Seit beinahe einem Jahre waren sie
verheiratet, beide nur dem Zuge ihre!
Herzen folgend, den die hold waltende
LschtcksalSgstttn so freundlich war, von
beiden Seiten mit irdischen Glücksgütern
,u unterstützen. Gewi, sie waren ein
sehr glückliches Eheraar. Zu alledem
balle Max sich bereit Ruf als Porträt
inaler erworben, der ihn zu der kühnen
Hoffnung berechtigte, in die Mode zu
kommen. E war nämlich sein Monde
re Talent, die Gesichter gewissermaßen
zu studiren und sie bann in ihrem aller
vünftigften Moment auf die Leinwand
hinzuzaubern.
Wem Pin et chmticheue nicht, er
suchte nur stets so lange, bi er da
Richtige fand, eine Kunst, die ihm bald
zur Eigenart wurde. Bisher hatte Ella
vnftanden, daß Mar gerade durch diesen
Umstand in seinem Schaffen nicht durch
beobachtete Blicke gestört sein wollte, jetzt
plötzlich durchzuckte sie der Gedanke, daß
ein genialer Künstler und da wollte
ihr Mann doch sein auch in Gegen
wart Anderer arbeiten könne. In Mar
kba'S unverständigen Reden lag doch ein
Körnlein Wahrheil.
Schon gestern, alt Mar ihr erzählte,
daß Frau von WladiSka sich von ihm
rortraitiren lassen würde er pflegte
ihr ftetS von seinen Bestellungen zu er
zählen hatte sie den Eindruck gehabt,
a'S betonte er diese ganz besonders, und
ihr somit einen Werth beilegte, wie
keiner anderen. Für ihr Leben gerne
hätte sie diese schöne Frau gesehen.
Warum hatte Mar ihr verschwiegen, daß
die WladiSka schön sei? Während er doch
sonst nach Künftlerart ungenirt die Reize
der Betreffenden zu nennen xfl:gte.
Einem plötzlichen Jmpul folgend, trat
die junge Frau vor den Spiegel, sich
einer eingehenden Musterung uiter
werfend. Ein leiser Seufzer entfuhr ihr
dabei; nein, schon mar sie nicht, der Mund
war entschieden zu groß, die Augen stan
den zu weit auseinander und die Nase
dättte schlanker sein müssen. Unbemerkt
senkte in leichter Schatten sich auf Ella
nieder, er stahl sich in ihr Hez und
trüb! ihren klaren Blick, sie sah nicht
rmhr die anmuthige reizvolle Erscheinung,
die ihr au dem Spiegel en!gezenstrahlte
ud die ihr früher keineswegs mißfallen
hatte, sie sah nur Eine, die von der Ni
Ur nicht nach Wunsch ausgestattet war.
Und unten faß er und ftudiite die R:ize
einer Anderen.
Laut anhaltendes Klingeln, da? aus
dem Atelier hervordrang, schreckte sie aus
ih:e Betrachtunzen. Das Mädchen kam
und meldete, daß der Herr Champagner,
- eine gute Nummer die gnädige grau
wisse schon, welche verlange. Gc
preßten ToneS gab Ella die erforderliche
Weisung. War Frau ?on WlaoiskaS
Gaumen so verwöhnt, daß der im Atelier
befindliche Wein, der alle ihre Vor
gängerinnen erquickt hatte, nicht ge,
nügte?
Wohl ohne zu wissen, wa sie that.
hatte Ella das Zimmer verlassen und
stand nun mit weit vorgeneigtem Hauxt
aus der Treppe; plötzlich fuhr sie zurück,
Plirourgiuih icQojj in ihr Gesicht wie
unwürdig von ihr. zu lauschen! glüchli
gen FußeS eilte sie zurück. Doch schon
die nächie Biertelstunde fand sie wieder
auf dem Treppenabsatz, und dieses Mal
erröthete sie nicht, mit verhaltenem
Athem lauschte sie auf da silberhelle
Lachen dort hinter der Atelierthür, da
frische von Herzen kommende ihre
Manne, da sie sonst so sehr erfreute,
klang ihr in diesem Augenblick wie eine
häßliche Dissonanz. Jetzt ar still
geworden.
Dieselbe Luft, wie ehedem Blaubart
Frau, da verbotene Gemach zu betreten,
wandelte sie an, ihre Hand lag auf der
Klinke und nun stand sie im Atelier.
Ein verwunderter Blick ihreS Manne,
sowie ein langgezogene überraschtes Ah
auS Frau von Wladiöka Munde ließen
sie zur Besinnung kommen, daß sie eine
Ungeschicklichkeit begangen ha te; zugleich
machte sie die Wahrnehmung, daß das
schöne Modell die Eigenschaft gefährlicher
Frauen besaß, dreierlei Dinge auf ein
mal zu thun; es zupfte den Ausschnitt deS
Kleides zurecht. warf dabei ihrem Mann
einen koketten Blick zu und sagte ihr in
demselben Augenblick eine LiebenSwür
digkeit.
.Bitte, lassen Sie sich nicht stören,
gnädige Frau,' klang eS etwas unmuthig
von der Staffelei her.
Da völlige Jgnoriren ihre Mannes
vermehrte Ella Verlegenheit; wie ein
gescholtene Schulmädchen stand sie da,
ein heftiger Groll gegen ihn, der ihre
unangenehme Situation verschlimmerte,
anstatt ihr darüber hinweg zu helfen,
befiel sie; mit einer unverständlich ge'
murmelten Entschuldigung entfernte sie
sich.
Mit Bestimmtheit ermartete sie, daß
Mar, al er zum Mittagessen kam es
mar viel später alS sonst seinem Un
willen über ihr unvermuthete Erscheinen
im Atelier Ausdruck geben würde; e
würde ihr sogar lieb gewesen sein, wenn
er e gethan hätte, aber er verlor kein
Wort darüber. .Da Bild der Wla
diSka wird mir viel Mühe machen, 'sagte
er nur nachdenklich; er aß und sprach
weniger als sonst und ging gleich nach
dem Essen wieder inS Atelier. Ella em
pfand ausgesprochenen Verdruß gegen die
schöne Frau, mit der sich Mar nicht nur
beschäftigte, wenn sie zugegen, sondern
auch, wenn sie abwesend war.
Auch während der nächsten Tage daU
Mar sich auffallend zerstreut, wie beftan
big eingenommen von einem bestimmten
Gedanken. Beim Frühstück würdigle er
die Zeitungen, sonn EllaS stete Rivalen,
oft keines Blickes, und die eingegangenen
Briefe blieben immer unerbrochen liegen
Ella schmollte; ein leiser heimlicher Groll
gegen ihren Mann stieg in ihrem Herzen
auf, und daß er ihr Schmollen nicht
merkte, verstärkte ihn. Dazu weilte
Frau von WladiSka täglich im Atelier,
über deren Künste, mit denen sie die
Männerwelt bezauberte, Frau Fama
mancherlei zu berichten wußte. Eine
Mittag die Sitzung der schönen Frau
hatte wieder über Gebühr gedauert
konnte Ella nicht mehr zurückhalten, sie
überschüttete ihren Mann mit heftigen
Borwürfen. Erstaunt hörte M sie an.
zuerst schien er nicht zu wissen, wo sie
hinaus wollte.
.Ich hielt Dich bisher süc zu ver
ständig, um eifersüchtig zu sein,' sagte
er dann ruhig; er war ganz blaß ge
worden.
Einen Moment stutzte die junge Frau;
ober gerade da? Wort eifersüchtig reizle
sie noch mehr.
.Ja wenn wir Frauen in unseren
heiligsten Rech en gekränkt werden, so
nennt man unS eifersüchtig,' entgegnete
sie hestig.
Niemand hat Dich in Deinen Rechten
gekrankt,' erwiderte Mar, seinerseits nun
auch gereizt, und wenn Frau von Wla-
diSka mir häufiger als andere sitzen muß
so ist der Grund hierzu nur in ihrem
wechselnden Mienenspiel zu suchen, das
mir ein Auffassen ihre Geflchtsau
Druckes erschwert, den ich durch allerhand
künstliche Mittel zu firiren suche. Und
setze ich doch gerade auf daS Bild diese,
bekannten Schönheit, mit dem ich die
Kunstausstellung zu befchickm gedenke,
große Hoffnungen.'
Aber deshalb brauchst Du mich doch
nicht zu vernachlässigen.' warf Ella ein.
Mar wurde ungeduldig.
Du liebst mich nicht mehr,' beharrte
die junge Frau, .nie giebst Du Deiner
Liebe Ausdruck.'
Nn, ich glaubte, meire: Liebe da
durch den höchsten Ausdruck gegeben zu
haben, indem ich Dich vor so und so viel
Anderen Deines Geschlechts zu meinem
Weibe wühlte. Aber Ihr grauen seid
wie die Kinder, tagtäglich wollt Ihr
LiebeSworte hören, während Ihr dadurch
nur ein große schöne Gefühl in Atome
zerpflück:.'
Aergerlich verließ er da Zimmer
Wenn er die junge Frau in seine Arme
genommen, sie zärtlich geküßt, in einem
Wort, ihr ein Atom seiner Liebe hinge
warfen hätte, so würde er mehr damit er
reicht haben, als durch seine geäußerte
Logik.
In unbehaglicher Stimmung blieb
Ella zurück. Sie war weit entfernt, ihr
Unrecht einzusehen, in selbstquälerischen
Gedanken verbrachte sie die Stunden, die
Schalten, n denen sie sich verirrte, wur
den dichter. Plötzlich durchzuckte sie ein
greller Blitz. Wmn eS nun Winter
würde zwischen ihr und Max? Eine heiße
Angst befiel fit bei diesem Gedanken.
E wurde ihr zu eng im Zimmer, ver
gessen war alle kleinliche Eifersucht, sie
mußte ihn sehen, ihm ein gute Wort
gedin. Im nächsten Augenblick stand sie
bei ihm im Atelier. Wieder senkten sich
Schatten auf sie nieder, al sie ihn am
Bilde ihrer vermeintlichen Rivalin mbei
ten fah. .Ich begreife nicht, wie ein
wihlansiändige Frau sich so lief dekolleti
ren kann! Mich wüideft Du gemch nicht
in solchem Kostüm x?rtrai?iren,' sagte sie
herbe.
.Nein, mein Kind, gewiß nicht,' ent
gegnete er lachend. .Die WladiSka hat
wahrhaft rlalplche Formen," fuhr er,
weiter malend, bewundernd fort; er war
ln diesem Augenblick nur Künstler, doch
EllaS Ve'ftimmung bemerkend, fügleer
begütigend hinzu: .Dich würde ich nur
alS mein Dornröschen malen.'
Aber gerade diese Worte v:rdrossen sie:
die WladiSka durfte ihr also etwa vor
auS haben, sich mehr erlauben als die
eigene Frau. Veiflogen war ihre gute
Regung, und als er gleich daraus zu ihr
trat und sie mit herzlichen Werten bat,
ihren häßlichen Streit vom Mittag zu
begraben, sagte sie kurz abwehrend: .Ach,
laß nur!'
.Achselzuckend, verletzt, wandte Mar
sich wieder seiner Arbeit zu.
Das Bild machte nicht die erforder
lichen Fortschritte, Mar war daher in
verdrießlicher Stimmung und kein freund,
licheS Wort ließ sich hören, letztere zu
verscheuchen oder ihn nach des Tage Last
und Mühe willkommen zu heißen; immer
tiefer halte Ella sich in ihren Groll hin
eingewühlt. Sie pflegte jetzt täglich
unter irgend welchem Vormunde bei den
Sitzungen im Atelier zu erscheinen.
Einige Tage ließ Mar sie gewähren, al
jedoch Frau von WladiSka eine gewisse
Nervosität durch diese Besuche zeigte, ein
Uebelftand, der daS Gelingen ihre Por
trait zweifelhaft machte, bat er Ella,
davon abzustehen. Erregt entgegnete die
junge Frau, daß jeder andere Künstler
in Gegenwart von Zuschauern arbeiten
könne und daß er nur mit grau von
WladiSka allein fein wolle, deren Ruf
bekanntermaßen recht zweifelhaft sei.
Mar, durch den in Frage gestellten Er
folg deS Bildes ohnehin übel gelaunt,
verwieg ihr diese Beschuldigung, ein hef
tiger Wortwechsel entspann sich, Beide
neigten nicht zum Nachgeben, eS stieb
Funken von beiden Seiten.
Heftigkeit war eine derjenigen Untu
genden, die die Frau in Mar Augen
abstoßend machte. Die Stimme, lieblich
und mild, .ein köstlich Ding an
Frauen,' wie König Lear sagt, durfte
sich nie zu CreScendo-Ton erheben. Ella
erschien ihm plötzlich reizlos, eS wurde
ihm daher leichter, sie zu ärgern.
.Nur Eure sinnlose Eifersucht treibt
Euch Frauen, Euresgleichen herabzu
würdigen; durch Eifersucht seid Ihr auch
im Stande, den Mann zum Schuldigen
zu machen,' friß er in maßlosem Zorn
hrrvor.
Laut krachend siel die Thür hinter ihm
in Schloß.
Ella war allein. Unaufhörlich gellten
feine Worte in ihren Ohren, aber sie
halte sich schon viel zu tief in ihre Wer
blendung hineingeredet, um durch diese
Mahnurig zur Einsicht zu gelangen.
Scharf beobachtete sie ihn, und aus
manchem seiner Worte, aus vielen seiner
Handlungen, au seinem ganzen Gebah
ren glaubte sie zu erkennen daß er bereits
schuldig sei. Und so flohen denn Liebe
und Vertrauen von ihrer Schwelle.
Schneller al Ella geglaubt, war es
Winter zwischen ihr und ihrem Gatten
geworden.
Mar begann seine Häuslichkeit, die
ihn früher "so beglückt hatte, aber in die
jetzt der Geist der Zwietracht eingezogen
war, der bald in harten Worten, bald in
dumpfem Schweigen fein Regiment aus
übte, unerträglich zu finden. War e
ihm doch, als seien sie sich, trotzdem sie
einander so nahe, ganz fern gerückt, selbst
der Ton, in welchem sie über die gleich
gültigsten Dinge sprachen, war ein ande-
rer geworden. Mar war keine Tutar, die
sich in sich zurückziehen konnte, er hatte
stets da Bedürfniß, sich mitzutheilen,
und da er bei Ella kein Verständniß mehr
fand, suchte er eS bei einer Anderen
Bei feinem schönen Modell fand er eS, in
seinem Atelier herrschte Sonnenschein,
hier ezipflng ihn das graziöse Geplau
er, das frohe Lachen einer ltebensvür
digen Frau. Und nach einer mit Ella
gehabten stürmischen Scene, in der sein
Herz voll war von Bitterkeit, q iollen
seine Lippen über, er klagte Frau von
Wladis? sein Leid.
Letztere war keine vornehme Natur,
die wieder vergaß, wag ihr in einer
Stunde der Erregung, gesagt wurde, sie
spann einen feinen, unsichtbaren Faden,
mit dem sie den Künstler zu sich heranzog.
Und langsam, unbemerkt näherte er sich
ihr. Noch war eS Zeit, umzukehren, und
als er eines Morgen beim Kaffee in
etmag gepreßtem Tone klagte, daß er vor
läufig keine weiteren Bestellungen anneh
men könne, da seine Augen zu angegriffen
seien, und dabei Ella's Blicke theilneh.
mend auf sich gerichtet fühlte, ergriff er
ihre Hand, .vergieb, meine Gedanken
weilten in letzter Zeit mehr als erlaubt
bei einer anderen Frau.' wollte er sagen,
aber Ella'S malitiöse Aeußerung: .Frau
von WladiSka hat Dich zu sehr geblen
bet.' verwehte die weiche Neigung.
Heftig ließ er ihre Hand fallen. .ES
ist recht kalt bei uns geworden,' sagte er
kurz
Von nun ab überließ sich Mar willen-
loS dem Zauber der schönen Frau, die
nicht vergeblich ihre Künste erprobte.
Und so kam eS denn, daß Ella die Beiden
eines TageS in zärtlicher Umarmung
überrascht'. Nun war eS aus. Em
pört verließ die junge Frau daS HauS
ihreS Manne.
In einem Taumel, den er im nächsten
Augenblicke bitter bereute, hatte er sich
hinreißen lassen. In bewegten AuS
drücken bat er Ella brieflich, ihm zu ver
geben und zu ihm zurückzukehren. Ver
geblich! Sie beharrte auf Scheidung
.Hast Du mich in thörichter Eifersucht
nicht selbst getrieben, schuldig zu wer
den?' Diese Frage, die er ihr in seinem
I letzten Briefe vorlegte, ließ Mcr erst
siecht charakterlos in ihren Auzen erschei
Inen, Ella wußte nicht, daß die Mich!
j der Frau im Verzeihen liegt. Ihre Er
, bitierung hatte jede weichere Regung für
i ihn in ihrem Herzen erstickt, und so wurde
denn die Scheidung uSgesorochen.
Juhre waren vergangen. Unter ihrem
Fimiliennamen, vor den sie jedoch daS
Wort .Frau' schrieb, hatte Ella ihr
Domizil in Hamburg aufgeschlagen.
Einsam, inmitten dieser Großstadt, ver
brachte sie ihr Tage, die sie mit Lek
türe, Handarbeiten, ost auch im stillen
Hader mit der Welt auSsüllte. Nie
bereute sie, Mar verlassen zu haben, sie
hätte eS nicht in Einklang mit ihrer
weiblichen Würde bringen können, wie
der zu ihm zurückzukehren. Ja ihrem
Herzen und Gedächtniß hatte sie einen
Strich durch ihre Ehe gemacht. Zuwei
len empfand sie wohl eine ausgesprochene
Leere, aber sie tröstete sich mil dem Ge
danken, daß heutigen TageS einem großen
Theile de weiblichen Geschlecht ein ein
samer Lebensweg beschicken war, und sie
zog die Einsamkeit einem charakterlosen
Begleiter vor. Die gemachte Erfahrung
ließ sie vor einer zweiten Ehe zurück
schrecken, wie ein gebranntes Kind vor
dem Feuer. Ihr Heim war komfortabel
eingerichtet und doch fehlte ihm eine ge.
wisse Behaglichkeit, ein Mangel, der
wohl hauptsächlich in den kahlen WSn
den zu suchen war, die nicht ein einzige
Lil, schmückte. Ella wollte durch nicht
an ihre Vergangenheit erinnert fein, nie
besuchte sie eine Kunstausstellung oder
eine Bilderzallerie. und die Berichte über
Malerei in den Zeitungen und Zeitschrift
ten überschlug sie gewissenhaft.
Wieder neigte sich ein Tag zu Ende.
Gelangweilt sah Ella in ihrem Boudoir,
jeder Tag dünkte ihr endlo lang, die
Luft, Menschen zu sehen, wandelte sie
plötzlich an. AlS einzelne Dame war
für sie die Auswahl der Vergnügung?
orte nicht groß, es blieb ihr nicht weiter
übrig al da Theater. Langsam kleidete
sie sich an. Natürlich kam sie zu spät;
aber da war ja bei ihr stet der Fall.
Sie wußte nicht einmal, wa gegeben
wurde, gleichgültig hielt sie den Theater
zettel in der Hind, ihre Blicke durch da
Opernglas mherschweifen lassend, sie
suchte keine Bekannten, nur Menschen
wollte sie sehen, den Vorgängen auf der
Bühne schenkte sie kein Interesse, plötz
lich zuckte sie zusammen. .Ich will zei
gen, wie auS tausend Nichtigkeiten ein
fürchterliches Etwa! wird,' schallt e
jetzt laut an ihr Ohr. Sie wandte sich
der Bühne zu, der junge Schauspieler
war soeben fertig mit seinem Monolog,
daS Vorspiel von Galeolto war zu Ende
der Vorhang fiel. Mechanisch wieder!
Holle Ella die soeben gehörten Worte.
EchegaravS Drama war ihr fremd, trotz
dem konnte sie kaum erwarten, daß der
Vorhang wieder aufging und das Stück
seinen Anfang nahm. Sie folgte ihm
mit verbaltenem Athem. Es war eine
ihrer Eigenarten, alle?, aS sie sah und
borte, ledba t mltiueaixnnden; btt quäie
rische Eifersucht Don Manuels quälte sie
mit, sie hatte ihm zurufen mögen, daß sie
unbegründet sei und daß er nicht fai chen
Stimmen Gehör geben solle. Und wie
ging ihr Julia und Erncfto Schicksal
zu Herzen. Wie schlecht, wie niedrig
war doch die Welt, zwei reine Menschen
zu besudeln! Und nicht eher ruhte die
Arge, bi sie ihr Ziel erreicht, bis sie
selbst durch ihre böse Zunge die Reinen
schuldig gemacht hatte.
Der Vorhang war gefallen, das Publr
kum drängte hinaus, nur Ella verharrte
noch regungeloS aus ihrem Platze. u
Wortk Ernefto, die der junge Schau
spieler im höchsten Affekt gesprochen:
.Ihr veisi Giftmischer, Ihr habt's
erreicht.' ballten in ihr nach. Warum
schlug nur auf dem Nachhausewege ihr
Herz so laut und unruhig? Sogar bis in
die Stirn emxsand sie seinen dumpfen
Schlag. .Bist Du eS nicht selbst, die
mich getrieben, schuldig zu werden i'
hörte sie sich im Geist laut, und Mar mit
seinem ernsten Gesicht, seinem gütigen
Lächeln, dem treuherzigen Blick stand vor
ihr, so deutlich sah sie ihn, al ob er
greifbar neben ihr stände. Sie lief, so
schnell sie ihre Füße nur tragen konnten,
aber eS war. als folge er ihr.
Ihr ganzes besseres Empfinden hatte
sich soeben in Galeotto über die große
Welt empört, die durch ihre chmahun
gen daS Gift gemischt und in zwei reine
Herzen den Keim zur chuld gelegt
hatte. Aber war denn nicht jede Ehe
cuch eine Welt, eine kleine Welt ür sich
und hatte sie in der ihrigen nicht auch den
falschen Stimmen, die die Leidenschaft in
ihr geweckt, Gehör gegeben und dadurch
den Keim zu ihres Mannes chuld ge
legt? Hatte sie nicht auch aus Taufend
Nichtigkeiten ein Etwas gemischt, daS ihm
scn Dasein vergiften Und durste er ,hr
nicht auch laut zurufen: .DuGftmische
rtn. Du Haft's erreicht?
Ella verlebte eine qualvolle Nacht!
unruhig warf sie sich auf ihrem Lager
umher, vergeblich bemühte sie sich, die
innere anklagende Stimme zur Ruhe zu
bringen, sie bereute, nicht daheim geblies
ben zu sein. Galeotto war doch eigent
lich eine recht pessimistische Schöpfung
Inmitten dieser Grübeleien dachte sie an
den Tag zurück, an dem der erste Reis
auf ihr junges Glück gefallen war und
ein namenlose Weh, wie sie e bisher
noch nie empfunden, zog dabei in ihr
Herz ein. Müde, überwacht erhob sie
sich am Morgen von ihrem Lager.
Wenn Ella bisher die Tage langsam
vergangen waren, von nun an schleppten
sie sich bleischer dahin, und dabei war
ihr beständig, al ruhe eine unsichtbaie
Luft auf ihre Schultern, die abzuschüt
teln ihr nicht gelang. Zuweilen, in un
bewachten Stunden, schweiften ihre Ge
danken zurück zu der ersten ungetrübten
Zeit ihrer Ehe, und ein namenlose Seh
neu nach dem entschwundenen Glück er
faßte sie. Wie hatt sie ihr sorgfältig
ausgebaute HauS nur so rasch zerstören
können! Thränen der Reue und Sehn
sucht n tz!ei !! auch Nacht i, e Kissen
Da Verlangen, etwa Nähere über
Mar zu erfahren, wurde immer mächti,
ger in ihr, über sie scheute sich, sich mit
einer diesbezüglichen Frage an Bekannte
in ihrer Heimalh zu wenden. Ob er
wohl da! Lorbeerreis, da! ihm vorge
schwebt, gepflückt? Wenn sie doch wenig.
stenS seinen Aufenthaltsort gewußt HZt:e.
Sorgfällig forschte sie von jetzt ab in
den Zeitungen nach seinem Namen
enttäuscht legte sie sie jedesmal aus der
Hand, Mar wurde nie genannt
Wochen waren in dieser Weise in'S
Land gegangen : die Aufregung, in der
Ella beständig lebte, hatte sie nervös und
elend gemacht. Mute, verstimmt, ging
sie am Alsterbafsin auf und nieder, die
herrliche Natur, die sich ihren Blicken
dadok, ersreute sie nicht, daS Leben war
ihr unsäglich zuwieder. Niemand ge.
vare lyrer mit wärmerer Regung, in
einem Wort, sie war recht überflüssig.
Langsam ging sie in die Stadt zurück,
einige Regentropfen begannen zu fallen,
sie hatte keinen Schirm mit, und daS
Gewitter schien bedrohlich zu werden.
Einen Moment stand Ella sinnend, e
widerstrebte ihr, in einem Kaffee Zuflucht
zu suchen, seit jenem Theaterabend
empsand sie eine gewisse Scheu, unter
Menschen zu gehen. Der Regen begann
heftiger zu werden, sich umsehend fielen
ihre Blicke aus die Kunsthalle; ohne sich
zu besinnen, trat sie ein. sie wußte, daß
die Hamburger diese Institut, da ihr
selbst fremd war, nicht all zu sehr sre
quentirten, hier konnte sie unzeflört
Schutz finden.
Apathisch durchwanderte sie die Säle.
sie achtete nicht auf die Kunftschätze. die
hier angesammelt waren, ihr war alle
gleichgrltig. Plötzlich sah sie auf. ihre
Augen öffneten sich groß und weit, sie
rieb sich die Stirn ; wachte oder träumte
ti schaute dort von der Wand, ganz
mit Rosen übersäet, nicht ihr eigenes
Bild auf sie nieder? Zaghaft, wie ein
furchtbares Kind, trat sie näher.
.Dornröschen von Mar Wendlandt'
stand darunter. Ja, so hatte sie einmal
ausgesehen, damals in der ersten Zeit
ihrer Ehe. Wie gut Mar ihre aller
günstigsten Augenblicke im Gedächtniß
behalten hatte I
,CS ist vor vier Jahren auf der-
Kunstausstellung mit dem ersten Preis
ausgezeichnet worden.' belehrte sie der
Aufseher.
Ella hörte nicht auf seine Worte
.Dich würde ich nur als mein Dorn
röschen malen,' hakte Mar damals ge
sagt, im Atelier war'S gewesen, oh, sie
wußte eS noch ganz genau, und dann hatte
er die Hand zur Versöhnung geboten, die
fle zurückgewiesen. Em kramxshasteS
Schluchzen löste sich aus ihrer Brust.
Und je länger die einsame Frau mit dem
verbitterten Gesicht zu dem anmuthigen
Bild emporsah, desto schwerer wurde die
unsichtbare Last aus ihren chullern.
Die Stimme deS Aufsehers schreckte
sie auf. .S'ift schade um ihr, er malt
schon lange nicht mehr,' sagte er, aus
das Bild deutend, .er ist blind.'
Ein Aechzen, ein verzweifeltes Aufstöh
nen hallte durch den weiten Raum, dann
wurde eS ganz still. Die unsichtbare Last
hatte Ella zu Boden gedrückt.
Unbekümmert um den Regen hastete
Ella nach Haufe, sie achtete nicht darauf,
daß ihre Kleider, von Nässe trieften;
mechanisch packte sie ihren Koffer. .Blind,
blind,' murmelte sie nur ab und zu.
während ihre Hände mit fieberhafter Hast
alle zur Rele Erford:r!ich: zusammen,
schleppten. Der nächste Zug trug sie dem
schönen Elbflorenz zu, in dessen Nähe,
wie der Aufseher ihr gesagt hatte, der
Maler Wendtlandt wohnte. EndloS lang
dünkte Ella die Fohrt, trotzdem der Zug
mit rasender Geschwindigkeit durch die
weite norddeutsche Ebene dahinsauste.
Endlich ar sie am Ziel. ES wurde ihr
nicht schwer, daS Heim de erblindeten
Künstlers zu erfahren, Jedermann kannte
e. Wie ihre Hand zitterte, als sie die
Gartenthür, die zu dem kleinen Cottage
fühlte, öffnete; rasch wollte Ella voran
streben, doch ihre Füße waren so schwer,
so schwer, alS hingen Gewichte an ihnen.
Ihre Blicke durchflogen pi üfend den Gar
ten, dort die große zusammengesunkene
Gstalt mit dem ergrauten Haar, daS
war er. MBr ötrj zog ncy comerzvarl
zusammen bei seinem Anblicke.
Mit dem feinen Gefühl der Blinden
hatte Mar das Nahen eine menschlichen
Wesen wahrgenommen, .zviar, rles
Ella leise. Gespannt horchte er auf. Noch
einmal lauter und schmerzlicher wieder
holte sie seinen Namen.
Eine deftige Bewegung niete uver em
Gesicht, er bewegte sich einige Schritte
vorwärts, die Hände tastend auSge treckt.
.Ella,' rang es sich aufschreiend, jubelnd
von seinen Lippen, und da lag sie in sei.
nen Armen.
.Vergib und laß mich wieder bei Dir
bleiben," fließ sie unter Thränen hervor.
Es war ein webmüthiaeS Fest, als der
blinde Künstler Ella zum zweiten Male
als seine HauSfrau in fein Heim führte.
Zum weiten Male bauten sie ihr HauS
auf, aber diesmal sorgsamer und dauer
hafler, damit eS kem Vlurm umwehte.
eine leiste Aufgabe war eS. die ua
sich gestellt Halle; und wenn auch mit der
Zeit wieder ein Lichtschimmer in Mar'
nen trat, seiner Kunst konnte er nie
w ed:r dienen und noch langer Zeit be
dürfte eS. ehe er d,n schmerz hierüber
verwand.
kleinen Eottaee wohnt der strie
den. hell brennt das Heidfeuer an dem
beide Insassen sich eruaimen und dessen
Flamme nur eine höhere Hand löschen
wird.
6in krennenöer Oee.
Wenn etwa geeignet ist. die Feuer--flüssigkeit
deS Erdinnern zu beweisen, so
sind eS neben den heißen Ouellen die
AuSbrüche geschmolzener Steinmassen
au dem Frdinnern. E giebt freilich
noch immer Gelehrte, welche die vulka
Nischen AuSbrüche. auf innere Erdstürze
zurückführen. Wa ein Erdsturz ist,
weiß jeder von unsern Lesern, ei wird
sich aber keiner von ihnen eine Vorfiel
lung zu machen vermögen, daß solche im
Erdmnern in einer Weise eisolgen könn
ten, daß dadurch Hitzegrade zum Schmel
zen von Geskeinmasten, also über 1603
Grad E , hervorgebracht wüiden. Da
müßten nicht nur unzeheuie Reibung
flächen vorhanden sein, sondern vor allen
Dingen auch die rk hge Wucht hervor
gebracht durch die ersolderliche Fallhöhe,
zur Entwlcketulig gelangen, und dazu
wären wieder große Hohliäume ersorder
lich. T iese Hohlräoie- deren Möglich
keit vorauSgefetzl wüßten doch endlich
ihren Einsturz die zur EidobelflZche fort
setzen, anstatt daß, wie eS der Fall ist,
sortwährend neue GebirgSmasse auf
gehäust werden. Eine solche Erschei
nung ist oder noch nirgends in der Weise
zu Tage getreten, daß sie al beweiskräs
lig sür jene Absicht gellen könnte. ES
bleibt daher nichts ankerS übrig, als in
feueiflüssigeS ErZinnee anznuehmen.
Die Mlaß nach dem Gesetz der zunehmin
den Wärme im Erdinnern bei einer Tiefe
von etwa 49,00ülrce;ir, bet einclHitze von
15000 Krad C. beginnen, und au dieser
Tiefe kommen denn auch die Laoaströme
der Vulkane.
Im großen und ganzen gehören die
vulkanischen AuSbrüche mit Rücksicht auf
die Zahl der lhätizin Bulkane, die sich
auf etwa 3)0 beiLust, zu den Selten
heilen. Die könnte bei der geringen
Dicke der seften Erdrinde übeiraschen.
Andererseils aber ist zu bed,nkn, daß
300 Schlote euch im Stunde sind, den
größten Theil der GaSmassen, welche ja
die treibende Kakt der vulkanischen AuS
brüche sind, wegzuschaffen. Einer der
thätigen Vulkane bietet aber den Anblick
eine immerwäb, enden AuSbrüche von
geschmolzenen Suinmassen, da ist der
K-lme: auf Hawaii, welche die g Sjtc
Insel der Sandwlchgruxpe ist.
Diese Insel, welche annährend die
Grundfläche deS GioßherzogthumS Meck
lenburg Schwerin hat, ist durchaus vul
kanischer Natur und enthält die höchsten
Berge von Polynesien: den Mauna Kea,
d. h. weißer Berg, 4252 Meter, der
Mauna Loa, d. h. großer Berg, 4194
Meter, und den Hualori, 304 Meter,
alle thätige Vulkane. Der Kilaues hat
nur eine Höhe von 1200 Metern. Er
nimmt unter den sogenannten Naturwun
dein der Erde wohl die allererste Stelle
ein. Von einem Feuermeer spricht man
wohl bildlich oder vergleichsweise: hier
hat man e aber im wahrsten Sinne deS
WorleS vor Augen. Natürlich bietet
dieser ungeheure Feuerschlund den groß
artigsten, man kann wohl sagen, den
schrecklichsten Anblick bei der Nacht, und
kein Reisender, der den Großen Ocean
kreuzt, wird sich dieses unvergleichliche,
einzig dastehende Schauspiel entgehen
lassen.
Der Kilauea liegt 14 Km. von der
Hafenstadt Hilo entfernt, er ist also be
quem in einem Tage zu erreichen. In
der Nähe deS Gipfels nimmt ein Hotel
den Reisenden auf, der nach genossener
Ruhe und ersolgter Stärkung hinläng
lich Muße findet, der permanenten schau
rigen Borstellung beizuwohnen. Man
steht vor einem von steilen Klippen vän
den umsäumten ungeheuren Kessel in
welchem die glühenden Lavamassin in
unausgesetzter Wallung und Brandung
begriffen sind, die sich an den Ufern mit
bkllausleuchtender Gischt beltöndig bricht.
Dabei gehen auch an der Oberfläche des
FeuerS fortwährend gewaltige Bewe
gungen vor sich, theil bestehend in klei
nen Portuberanzen (leuchtenden GaSau
brüchen). theils in merkwürdig band,
artigen Wellenbewegungen, die unruhig
hin und her rollen, sich bald einander
nähern, bald wieder von einander ent
fernen. Die Oberfläche des Feuer
bleib! sich ungefähr immer gleich, da die
Lava ihren Abfluß nach den Seiten des
Berges findet.
?m Martezimmer.
AlS Dr. Metzger in Amsterdam
wohnte, ließ er keinen Rangunterschied
seiner Patienten gelten, fie mußten im
Vorzimmer warten, bis die Reihe an sie
kam. EineS Tages trafen im Warte
zimmer eine arm geleioeie grau und
eine elegant aussehende Dame zusam
men. Die erstere sprach zu ihrer Nach
barin: .Das Warten ist schrecklich;
haben Sie auch ein kleines Kind zu
Hause?'
.Neinl"
.Und wenn man heimkommt und die
Wohnung ist nicht aufgeräumt I'
.DaS ist bei mir nicht der Fall; meine
Leute bringen das in O.dnurg.'
.Aber kochen werden ie doch muf
en?'
.Ich speise im Gasthofe!'
.Run, wenn Sie so gar nichts zu
thun haben, so könnten Sie mir den
Vortritt vor Ihnen lassen; tauschen wir
die Nummern!'
.Mit Vergnügen!' erwiderte die
Dame, die Niemand ander war al die
Kaijerin Elisabeth von Oesterreich.
schnell fertig.
A: .Denkst Du noch manchmal an
unsere Studentenjahre, alte HauS?
Was sür entsetzliche Dummheiten haben
wir da gemacht I'
B: .Ich möchleDich wirklich ersuchen,
in der Einzahl zu sprechen I'
A : .Gut! Also : was für entsetz
liche Dummheiten haft Du begangen I'