Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 21, 1894, Image 3

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    NEBRASKA STAATS - ANZEIGER. Lincoln, Neb.
3mflannr ürrffamorra.
flmaan ton Soldnntu llr&nB.
(3niic;ung.) '. .
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i :c cni'tfbr.!;!. M $a0W ccaic
pcid ah oii ctuc::i Freitag frul) und o:n
y laae Jü'enee fiand fit schvil in
eilen jifapelitaiindicit Leitungen zu
hfen. iilat jaVii die JJachricht au sich
eine iciiiaiioiiciic. so winde sie unter dci
aaficrorocntiidi Ictlia'tcn Phantasie der
tuaiTiitaiiMchcii Reporter ja einem Sie
man. riefe Herren erginge sich in
Tantcihina.cn, ivie fit tt'oljl dein fensa
itoiieiüfienien Publikum gefielen, im
Uebrigen oder mehr ihrer Phantasie,
ole ihrer 'ahihc,telicbe ehrt mach
tcn.
Ta war von nuithciidcn Ziarnpfc die
Rede, von .nin.'crhalten, von niaffirten
il;crräthern, von gehciniinfwollen Vtc
dekabentenerit. wie d kein Roman
fcbriuftdlcr befiel käue erfinden son
nen. Xir Zeitungsjungen liefen durch
alle Strafen und driiillc unter den
rerlocfciiDftcn Zilcln ihre Wenigkeiten
aus, II ratit K'l clui-a lei Ti
laltli!" oder: ,.l hriganti 11 IW
tuno!" und üluiiidie Ausrufe klangen
mit einer Ausdauer und mit einer
dröhnenden Ai rast durch die nächtlichen
traf;c, wie sie eben nur die Vniige
der neapolitanischen Zciluiigsverkäufer
entwickeln hinnen.
es war ein ivunderfdiöuer Abend.
Fräulein elvira de riiö lag auf ihrem
Balkon und lauschte auf das so eigeu
lhiimliche, träniittrischt Rausdien "der
Palmen im Parke ihreSnkelS, betracht
tetc sinnend die flüssige, hupfende,
schaukelnde ilbcrflutl), mit welcher der
etwas südlich flehende Mond das Meer
vom Ufer des Pofilippo bis weit hin
aus in den üt'oij überzog, "Im anderen
Ufer des C'iolseS sandle der tiit rastende
il'esii von Zeit $it Zeit eine dunkelrolh
glühende Rauchwolke zum Himmel hin
auf. und ein milder, weidier Meerwind
fuhr der inngen Tante kosend und lüh
lcud durch das Haar.
Mit deut ganze Enthusiasmus der
nordischen .Jugend versenkte sich daö
junge Madchen in das zauberhafteBild.
Sikldy schönes Vand !" murmelle sie
unwillkürlich vor fid) hin, und in c
danken führte sie weiter ans, welch' im
glücklicher Kontrast darin liege, daß in
einem solchen paradiesischen Yanbe ein so
wild leidenschaftliches, unzuverlässiges,
wohl begabtes, aber vollständig veruach
läffigteS vlk wohnt. 2ic dachte
daran, welches OMitcf, weldie unendliche
Seligkeit darin liege würde, wen sie
hier an der Seite eines Mannes leben
konnte, der ihr Empfinde ganz zu ver
flehe und zu theile vermöge. 2ic
dachte an Herzog Attilio.
Und plötzlich dröhnte dnrch die stillen
Villen des Pvfilippo die halb singende,
halb brüllende Stimme eines ZcituugS
jungen : II rntto hl lnca ilei Ti
Laliii ! 1 Iniganti ili Positano!"
Erschrocken fuhr Fräulci Elvira
auf. Was war pafsirt? WaS war
Aliilio zugestoßen ' , Hatten ihn die
Brigauten von Pvfilano fortgcfdilcppt ?
Sie rief ach ihrem 5iainiiicrmädd)cii
und ließ fid) von der Straße herauf eine
Zeitung hole.
Das Mäddie kam rasch, aber für
die Aufregung Elviraö noch immer nicht
rasch genug, zurück, und ihre Herrin
stürzte' ihr mit einer zitternden, athem
lose Spannung entgegen. Sie las,
daß nicht Attilio. sonder fein Bater
entführt worden ivar, daß Attilio nach
langem, heftigem Zlampfc mit einer
schweren, lebensgefährlichen Wunde
"hilflos in den Felsen liege geblieben fei
und nun auf dem Schloß Pofitano
zwisckien Tod und Veben schwebe.
Elvira weinte. $a, sie liebte ihn,
mit aUen feinen Fehlern und Mängeln,
dieien feurigen, junge :'i'obile mit den
dunkclblitzcitdc Augen, in denen eint
Welt vo Vicbt nd Zärtlichkeit lag.
;it diesem Augenblick zürnte fit. ihrem
Onkel, der sie i kalter, bedächtiger Bor
forglichkeit von Attilio ferngehalten
hatte.
Was wäre die 'Jiclic, fragte fid, die
jungt Dame, wenn sie nicht über kleine
Mängel hinwegkäme? Darin eben bt
steht ja ihre .M'rast und ihre Seligkeit,
daß sie mit allen Fehler und Mängeln
liebt. Einen (ott z lieben, was wäre
da für ein Verdienst?
Und nun lag er hilflos, zwischen Tod
und Veben auf seinem Schloß! Sie
durste nicht z ihm eilen, nicht ihn
pflege, ihm auch mir einen tröstenden
Hiiudedruck, einen verheißenden Blick
geben ! Veife rollten ihre Thränen über
die zarten Wangen sie merkte es nicht.
Ihr Onkel trat auf den Balkon und
fragte hastig und erstaunt: Was ist
Dir. Elvira?"
So weißt Du nod) nichts ? Da,
lies !"
Damit reichte sie ihm schluchzend das
Zeitungsblatt.
C ich habt daö schon Alle gele--fen.
Abtr weshalb weinst Du ? Es
wird nicht Alles so schlimm sein, wie die
Zeitungen sagen, und wenn and), was
können wir dabei thun ?"
Elvira erhob sich heftig und fiel ihrem
Onkel i plötilicher Aufwallung j"tür
misch um den HalS.
Vag mich nach Pofitano !" rief sie
leidenschaftlich schluchzend.
Aber, Kind! "Was willst Tu
dort?"
,Zch will ihn sehen! Ich muß ihn
sehen, mit ihm sprechen, ihm Trost und
Muth einsprechen. D hast ihn bclci
dtgt."
.Ich habe ihn beleidigt? Ich habt
gebandelk. wie ti vorsichtiger Man
unter solchen Umständen handeln muß."
Eben Deine Borficht war eine Be
leidigung. O. laß mich nach Pofitano,
Onkel! Ich halte es hier nicht aus.
Ich sterbe vor Aufregung.-
Aber was soll man davon denken,
Iren ich so ohne Weitere -
Ich bin der Herzogin Ecfina einen
Besuch schuldig. Onkel. Jä,..-nuß ihn
abstatten, hindere mich nicht daran.
Zch muß hin. wen nicht mit, so ohne
Deine Erlaubniß."
Erstaunt sah der Konsul feint Nichte
an. Er hatte fit odz nie so gesehen.
War das itoaj das nilii.jc, gut erzogene
Mädchen ro:t früher?
ES ist gut. Elvira.' sagte er nach
einer kleinen Dause bedächtig 8Du
ivUH wo 17,? n sriu, mit mir nam ycri
tano fahren, eber sei ruhia. und lliig,
lii 11t Tu? vt.it Xich jeijt schlafe,
e ist Nacht, .naltt Dich morgen früh
um sieben Uhr bereit. Horst ? Um
sieben Uhr.'
Sie jagte nichts, eter fit kuf tt ih
dankbar auf dit Wange.
Auf dem Sdiloß kei übaldi in Po
silano fdilicheu die Diener geräuschlos
auf den Zthen herum, flüsterten in
orridoie uns Ecke mit halber
Stimme und machte besorgte Gesichter.
Der alte Herr war fort, uiid der junge
lag im heftigsten Wundfiebcr. Dit
Aeiztt liefen hin und her, und oben im
großen alon faß schon feit zwei Stun
den der taatsauwalt (.hilazzi und
wartete ungeduldig, daß der jungt Her
zog einmal eilten lichten Moment habe,
i dem er ihn über dit widrigsten Bor
güugt fragen könnte.
Es war Nacht, aber kein Mensch ging
z Bett oder dachte and nur daran, zn
ichlafen. (gefaßt auf Alles, mit einer
,iewifjcn stumpfen Energie des Wollen
saß Herzogin Estclla am Bett ihres
Sohnes, dessen unruhiges, überhitztes
Blut ihn noch immer iii Träumen ge
fangen hielt, welche ihm wieder und
immer wieder die fürdsterlichen Mo
tiiciitc vorführten, dit tr am Morgen
des vergangenen Tr.ges hatte erleben
müsse.
Herzogin Eesina trat in'S JÜnntfen
Zimmer. Der Staaisanniall Vhilazzi
!vill Dich sprechen, Mama," sagte sie
leise.
Mich? Was kann ich ihm sage ?"
,,M) weiß es nicht. Er erklärt, nicht
länger warte zu können." .
lut. Bleibe Du so langt hier.
Dort steht das Eis zu den Umfdstägen."
la, Mama."
Herzogin Estella warf nod) einen lau
sten, besorgten Blick ans den kranken,
der fchwad,, mit fieberrothen Wangen
halblaute Worte murmelnd vor ihr auf
dem Belle lag. Dann ging sie fort,
flieg die Treppe hinunter und fand in
deut Salon zu ebener Erde Herrn hi
lazzi. Frau Herzogin," begann diiser so
fort eifrig und eilig, ,,id) bedaure, nicht
länger hier zögern ; dürfe. Id
habe die bestimmte Ueberzeugung, daß
zwischen, dem Berbrechut i Noni nd
dem Berbrcchen in Positano. dessen
Opfer bedauerlickicr Weise jhr Herr
ieinahl und Ihr Sohn geworden ist,
ein Zusammenhang besteht, der ans
eine einheitlicht Thäterschaft schließen
läßt."
Sie dürsten darin Recht haben, Herr
Staatsanwalt ; auch geht das zur (e
niige aus dem Zettel hervor, den uns
Attilio überbracht hat. Wäre eS nicht
der Fall, so würde unS wohl kaum die
Niederschlagung des Prozesse zur Be
dingnug der Anölicfernng memcö Ge
ninhlS gemacht worden fei !"
Sehr rid)tig. Nun werden Sie bc
greifen, Frau Herzogin, daß ich als
Staatsbeamter, bei aller Hilfsbereit
schuft Ihnen gegenüber, nicht auf diese
Bedingung eingehen kann. Es würde
einer Baitkervttcrklärung der Justiz
gleichkommen, mit Mördern und Näu
betn auch nur zn unterhandeln."
Was aber soll gcsdiehen ?"
Hören Sie mich an. Eö muß un
bedingt sofort etwas geschehen, um die
Brigauten ausfindig zu machen."
Und mein Gemahl ?" fragte die Her
zogin immer ängstlicher werdend.
Seien Sie sicher, daß wir mit der
denkbar größten Borficht handeln wer
den. nur verlangen Sie nicht von der
Staatsbehörde, daß sie sich daö geringe
Ansehe, das fit nod) genießt, dadurch
verscherzen soll, daß sie mit Briganle
derartige Kompromisse eingeht."
Herr StaatSanwalt. iä bin eine
Frau, eine Mutter und Gattin. Sie
wissen, in welcher Sorge ich in Bezug
aus Attilio lebe, wollen Sie mir nun
auch noch die Sorge um den Gemahl
aufbürden? Ist das gerecht? Ist daö
menschlich?"
Fassen Sie Muth und Zuvcrsidst,
Frau Herzogin, und feien Sie über
zeugt, daß ich Ihre Noth kenne und sie
z würdigen weiß. Hören Sie, was
geschehe soll, damit id) meine Pflicht
thilii kann, und der Herzog Eesare doch
gesichert ist. Graf Tozzo hat fid) bereit
erklärt, mit Anbrnd) des TageS narr)
Pacstum z gehe, um fid) mitdenBri
ganten in Berbindnng zu setzen, (sie
wisse, daß Ihr Gemahl geschrieben
hat, wo der Unterhändler zu finden ist."
Graf Tozzo will dahin gehe ?"
Ja!"
Sie rathe dazu, Herr StaatSan
walt ?"
Allerdings. Ich habe den Grafen
auf das Gefährliche deS Unternehmens
ivohl aufmerksam gemacht, und er hat
mir erklärt, es gäbe für ihn Angesichts
Ihrer Vage kein Bedeuten. "
In diesem Augenblick trat Graf
Tozzo ein. Auch er war bleid) und
übernächtig. Er hakte feit dem Ueber
fall noch kein Auge zugethan. Die
Herzogin ging rasch auf ihn z und
reichte ihm dankbar beide Hände.
Also dod) noch ein freund in so
schtvtrtr Stunde!" rief sie aS. Ha
ben (sie heißen Dank für Ihren Opfer
mnth, Herr Graf."
Gras Tozzo küßte ihr die Hand und
murmelte etwas von Pfliäst und Mensch
lichkeit. Geben Sie ihm aber kein Geld mit,
Frau Herzogin," fuhr der StaatSan
walt fort. Ich habe mit Graf Tozzo
schon Alles besprochen, worauf tr bei
feinen Unterhandlungen besonders Ge
wicht legen soll. Es' handelt fid) vor
läufig darum, den Aufenthaltsort der
Brigauten zu erforsche. Graf Tozzo
soll also AlleS verfpredze. was gefor
dert wird. Er kann tS, denn tr ist kein
taaisbcamtcr. Was wir hinterher
halten, ist ja ufert Sad)C."
Und Sie glauben, Herr Staats
anwalt, daß fid) die Brigauten auf
dergleichen einlassen?" fragte die Her
zog'in zweifelnd.
Frau Herzogin," sagte nun Gras
Tozzo, es handelt siä) darum, die Bri
ganten hinzuhalten und eine Gewaltthat
gegen Ihren Gemahl zu verhindern.
Bertrauen Sie mir, tS wird gelingen."
Gott segne Sie. Herr Gras, und
lasse Ihr Unternehmen gedeihen. Ans
meine Dankbarkeit dürfen Sie in alle
Ewigkeit red)iien."
Ich rechne auf einen Tag der Ruht
3'i,d.d.c8 GlückcS in Ihrem Hanfe, qnä-
,
k!v!t ,iju .,.xrzo,ziu. er wno yunnu
lich auch für miui ein Tag längst crfelm
tcn Glückes ,.',."
es schien, ut uuin Herzogin Eftcl.a
feststand, a.if wjo Gias Tozzo mit ru
f i, Worten aiuiucltf. iic reichte ibut
nochmals die Hand, die Graf Tozzo rnu
großem Nfirctt küßte.
Nachdem Herr Ghilazzi sich noch wie
derholt hatte versprechen lassen, ihm die
geringste Wahrnehmung über den Ber
bleib der Brigauten sosoit nach Neapel
zu tclcgiaphiren. verabschiedete er sich
definitiv, um nach der Stadt zurück
zukehren. . .
Am nächsten Bormittag langte Zionul
de Btieö mit seiner Nichte ans dem
Schlosse an. Das war ei Vichtblick
sowohl für die schwergcpiüftt Herzogin,
wie aud) für Eefiua. ES war cm Zei
chen, catj doch noch einige Freunde i
tr Noth aushielten. Herr de Bries.
tcn man von Allein verständigte, komut
die Anordnungen, dit der StaatSanwalt
hinterlassen hatte, mir' billigen. Als
ruhiger, weltkundiger Man mußte tr
sich sagen, daß unter den obwaltenden
Umständen nidns Anderes, nichts Besic
rtö unternommen werden tonnte.
Und er?" fragte Elvira leise und
schüchtern die Herzogin Ecfina, an die
sie sich vom ersten Augenblick mit riih
render Her;lid,keit anschloß.
Wer?" fragte diese.
Attilio. Wie geht es ihm?"
Er hat och immer Wundfiebcr.
Er kennt Keinen von uns." antwortete
Ecfina mit umflorter Stimme, au der
die ganze Zärtlidikeit fprad), mit der sie
an dem Bruder hing.
Kann ich ihn sehen ? O. lassen Sie
mich ihn sehen, und wen es nur auf
Sekunden wärt!" bat Elvira.
Veicht aufgeregt und aufwallend, wie
Eefina war. küßte sie die Freundin auf
die lirn. dann schlang fit den Arm
um ihre aillt und stieg mit ihr hinauf
in den ersten Stock, wo Attilios Zim
iner lagen. Im Borziminer trafen sie
den Doktor Zillani, der den Kranke
behandelte. Veisc schob Eesina die Por
tiert zurück. Mit lautklopseudeni Her
zen trat Elvira ein. Da? Zimmer war
küuftltd) verdunkelt, Attilio lag auf dem
Bclt, schwer athmend und nod) fieber
heiß, obwohl die Kraft des Fiebers ge
broche sd)ie.
Attilio!" rief Eesina leise.
Aber Attilio gab kein Zeichen des Bc
wußtscinö. Attilio !" flüsterte nun auch Elvira.
Ihre Stimme zitterte, klang aber
unendlich weid) nud zart.
Sofort schlug der Kranke die Augen
auf und richteie den Blick dahin, wo
Fränlciil de Brieö stand. Ein seliges
Vächeln glitt über die bleichen Züge und
seine Hand streckte sich matt und sthwer
fällig ihr entgegen.
Elvira !" hauchte er schwach.
Fräulein de Bries trat rasch hinzu
und ergriss die heiße Hand. Mnth.
Muth. Herr Herzog " flüsterte sie.
Sie wollte nod mehr sagen, aber die
Stimme versagte ihr.
Doktor Zillani trat eilig hinzu. Wir
haben gewonnen, wir haben gewön
ne !" rief er leise und freudig erstaunt
über den seltsamen Borgaug. Daö
Fieber ist int Weichen, das Bewußtsein
kommt zurück. Aber nur keine Aus
reguugen ! Sie ivären bei deut Zustand
des Kranken höchst gesährlid)."
Nod) einmal drückte Elvira die weiße,
fieberheiße Hand, dieselbe Hand, die so
ntuthig bei der Bertheidiguug deö Ba
terS gewese war. Da nickte sie ihm
lächelnd zu. Nun wollen wir gehen.
Kommen Sie, Eesina ! Nun weiß ick,
daß er wieder gesund wird."
20. Kapitel.
Die Sonne senkte sich allinalig in's
Meer hinab. In der wilde Einöde
der Felgen von Agropoli herrschte das
Sd)wcigcn der abendlichen Natnr. Nur
der Sd)rci der Mövcn, die in großen,
unaufhörlich auf und nieder flatternden
Schaarcn am Mcercsnfcr ihre Nahrung
suchten, tönte schrill und frcifdjcitb her
auf bis zur Höhe des steilen Felsen?,
der auf den ersten Blick für einen Men
schensuß unerreichbar zu sein schien. Er
erhob fid) senkrecht aus dem Meere.
Nad) der Vandfeite im Süden und Süd
osten umgab de Fclskegel eine weite
Schlucht, die fid, nach Osten hin durd)
die näher herantretend! Berge sehr
verengerte, so daß ein verwegener
Mensch wohl unternehmen konnte, sie
zu überspringen, wobei freilich ein ein
ziger Fehltritt den Tod bringen mußte.
Aber die Lenke, die hier hausten, hat
tcn fid) gut eingerichtet. Man schob
von dein Felsen aus eine Leiter über die
schittalste Stelle der Schlucht und über
brückte sie auf diese Weise. Zog man
diese weiter wieder fort, so war die
Höhle, die als Wohnung diente, uuer
reichbar, da man wohl von der Höhle
herab ans die gegenüberliegende Vand
seite springen konnte, nicht aber von ba
hinaus nad) dem Felsen.
Am Eingang der sich weit in den
Felsen hineinsenkenden Höhle stand
Ehceco, der Brigant, als Wache.
Wie war er eigentlid, geworden, was
er nun wirklich war? Er wußte es
nicht. Ohne viel zn denken, hatte er
sich von Anderen leiten und benutze
lassen, und war dabei immer mehr und
mehr auf einen Weg gekommen, ans dem
er doch niemals beabsichtigt hatte z
gehen. Aber was konnte er thun?
Nur ein Zucken, nur eine zweideutige
Bewegung, und man hätte ihn nicdergc
schössen ohne Zögern. ,
Drinnen in der Höhle lag Herzog
Eesare, als seioseiaro verkleidet. Er
schlief gerade. Man hatte die ganze
Nadst gebraucht, um ihu sicher und un
bemerkt hierherzubringen. Nun war
der Gefangene vor Erschöpfung einge
schlafen. Auch die übrigen Brigauten
lagen in der geräumigen Höhle herum
und schliefen theils, theils spielten sie
Karten. Nur Ti saß etwas oberhalb
der Höhle ans einem FelSvorfprnng,
rauchte gemäcklich eine Birginia und
schaute aufmerksam noch Norden, als ob
tr von dorther Jemanden tnvartt.
ES fing an zu dunkeln. Ein gellen
der. weithin hallender Pfiff ertönte.
Er kam von Agropoli herauf, der Eisen
bahnstation an der Strecke, die von
Neapel nach Kalabrien hinunter führt.
Dann tandite in der Dämmerung ein
Mann auf, der pustend und schnaubend
! kk.i ci.tir t .itiiij't.nia.f.
j .Vorsitze !" tici itin it an.
i Der A;inuH';ic blickte hinauf, wo
Tisaß.
' cm in biriLt:. WaS gibt e? a,t
Du etwas leint.!: r"
. cic.ijc iiln". ;.yt rorsicktig und
largi'cm über die 'weiter wez und setzte
stck ;j Ti ci:f den Feiten.
Ziel;' die Vetter ein. Eheeez," fcfal;t
Ebcccc gchrrd'tf
lfmV" fiibr T
de:, fort.
Ve reitzo c,crocn
Vorcmo lachte, stt Haben'S eilig.
Es war nodz nidit einmal Mittag. alS
id reu meinem Auslug Iierab bemerkte,
wie ein Manu un der Station Paesto
ausftieg und ans di Tempel zuidintt.
Id) erkannte ibn ui?rt. Es war Graf
Tozio."
So. Haft mit thut gesprochen?"
Du l?s't mir s ja verboten ! Er hat
mich gar nicht gesellen. Er bat gewar
tek und gewartet, b,S die Sonne unter
ging. Dann lullt er wieder mit dein
Zug in der Nichtitiiz nad) alcrno
hcuij."
Es ist gut fr. Die Vcntc aus schloß
bei Tibaldi sollen schon weidi werde.
Sie füllen begreife, daß sie es mit
Männern z.t thun haben, die sich kein X
für ein U machen lasjen."
Dann kaut Ti Herab und trat in die
Höhle. Er fdnen sehr gut gelaunt.
Nur munter, Minder, munter! Ehe
die Wvdic vergeht, haben wir ield i
Hüllt und Fülle und können gehen, wo
hin es uns belieb! : könne in Noin oder
int Auslande den große Herrn spie en
und huben nicht mehr nöthig, in der
verdammten Höhle von zähein Ziegen
fleisch zu leben. - Was macht der Her
zog ?"
Er schläft," antwortete Einer.
Gut. gut. Er wird sich erholen.
Id) dachte heute Nadst wirklich, er
würde utiö dransgehe. Nur munter!
Packt Eure Siebensadicn nur immer
zurecht. Bicllcicht schlafen wir schon
am Dienstag das letzte Mal hier. Un
fere Sachen stehen vorzitglid)."
Eheceo hörte Alles. Man hatte ihm
gesagt, daß er andi feint vier;i,z!anfend
Vire erhalle würde, wenn Alles ge
länge. Ehceco hatte geantwortet, es
sei gut. Jetzt sah er wieder, wie Ti
tine Bewegung machte, die ihm schon
öfter an ihm aufgefallen war. Der
Mann strich wie ünabsid)tlid) langsam
über seine Sdiärpc, bis er an einen ge
wissen Punkt kam, der ein klein wenig
hervorstand, als rb er dort eine Nuß
oder ei ei oder dcraicidjcit verborge
habe. Kaum fühlte Ti. daß der Gc
genstand nod) du sei, so unterbrach sich
die Bewegung, und Ti sdiieu beruhig
lcr. Ehceco war nicht dumm 'wenn er
and) etwas langsam war int Denken, so
sagte er fid; dodz, daß dort elivas sein
müsse, was für den Hauptittann großen
Werth habe. Eheceo hatte vor lauter
Ausregung zwei Nächte nicht schlafen
können. Er glaubte zu wissen, waö Ti
in scinerSdiärpe verbarg, und wagte dock)
aud) wieder nicht, seine eigenen Gcdan
len zu trauen.
Da man im Herbst war, so wurde tZ
zeitig finster. Eö war noch nicht sieben
Uhr, als die Sterne fd)on hell und
schimmernd am Himmel standen, wie in
tiefer Nacht.
Ehecco lag am Eingang der Höhle in
einen Mantel gewickelt. Die Nächte
wurden in dieser Höhe schon kühl.
Drinnen in der Höhle war Alles finster
und still. Die Vcute fd)licfctt. Fetter
durste nicht angezündet werden. Auch
Eheceo versuchte zu schlafen. Vierzig
tausend Vitre," murmelte er vor sich hin,
wie um fid) selbst zu beruhigen. Aber
er koni'tc trotzdem nidit einschlafen.
Immer, wenn er die Augen schloß,
stand ihm die bleiche, hinfällige Gestalt
des alten Herzogs Eesare vor Augen.
Und dahinter tauchte daö Antlitz Ear
nieias auf, thu vorwurfsvoll und ent
setzt anschauend.
Endlich sprang er heftig auf.
Ich will nicht, ich will nicht!" niur
meltc er mehrmals lcifc vor sich hin,
warf den Mantel ab und besah prüfen
den Augcö die Kluft, die ihn vorn jen
feitigen Felsen trennte. Dann eine
plötzlich heftige Bewegung ein toll
kühner prung und er war drüben.
Jetzt war er frei! DaS war die
Freiheit, die er gesucht, als er aus Po
fitauo floh, nicht jene, wo man immer
mit gespanntem Hahn hinler ihm stand.
Dort drüben lag Bcrbrechc und Will
kür, Zerfall mit Gesetz nd Menschen ;
hier war er rein und sdtuldlos, ein
Mcnsd) unter Menschen.
Aber er mußte handeln, um daS zu
sein. Er durfte nicht daö Berbrcchen,
daS verderben seinen Gang gehe las
seit! .
Die .Idee, zu entfliehe, war in ihm
nicht neu, mir die heutige Gelegenheit,
wo er die Wadie hatte, war nett, und
hatte in ihm den Entschluß zur Ausfüh
ruug gebracht. Er wußte, daß der
Zug, der auö Kalabrien nach Neapel
fuhr, Agropoli etwa um acht Uhr paf
firtc. Er hörte ja feit Wochen in fei
ner Einöde jeden okomotivcnpfiff. Wie
eine Katze behend kletterte er dieelfe
hinunter und kam nad) etwa einer hal
ben Stunde nad) Agropoli.
Eheceo sagte sich wohl, daß jener
Sprung ihn in einen Kampf auf Veben
und Tod verwickelt hatte. Spätestens
morgen früh, iveuu nicht schon zeitiger,
mußte man seine Flucht bemerken, nd
er täuschte sich nicht darüber, was ihm
bevorstand, wenn er je wjeder in den
Bereid) eines der Brigauten gerieth.
Die weiiigei, Minuten, die er in Agro
pol: auf den Zug warte mußte, wäre
ihm die sdirecklichste feines VcbenS!
Nur erst fort noi, hier! Das war sei
einziger Gedaule und hinter jeder Ecke
fürchtete er eine rasche Dvldiklinge.
Die Bahn braucht von Agropoli bis
nad) Eastellamare etwa zivet Stunden.
Bon Eastellamare mußte Ehceco zu Fuß
über daö Gebirge odz Positano. Er
lief mehr, alö er ging, und als tv
schließlich gegen elf Uhr die Fclswcge
herunterkletterte, von denen auö er die
spärliche Vichlcr im Schloß von Pvsi
tano bemerkte, schlug ihm das Herz vor
Aufregig nud Angst so gewaltig, daß
tr es zi: hören meinte. Nur ein unwi
derftehliches Gefühl, eine innere Kraft,
deren tr sich selbst noch nie bewußt ge
worden war, trieb ihn unaufhaltsam
vorwärts.
Er ainn nid?! erst in tefi Dorf hinun
ter, sondern titcli üt das 2r!,To?:. Wie
ctt Hatte er ren seiner einstigen Nück
sehr nach Pesitaiio geträumt, wit hatte
tr Eaimcla und feint Mutler nber
raschen wollen! a? war 1111,1 Alles
anders. Au den Minute dieser Nacht
hing Tcd und Veben. Er durste nid;t
tint ttnzige verlieren.
Ist Graf Tozzo hier?" fragte tr
den erste Buk, den tr n c diloßthor
fand.
Der Portier sah Elieeco. der noch
seine Seiosciarc!itra1t trug, erstaunt
von Kopf bis zu den Füße an.
Was wollt Ihr von ihm?" fragte
er ntißtrauisdi, tö ist schon spät."
Eben deshalb verlieren Sie leint
Zeit und führen ?ie mich zu ihm. Id)
kommt vom alte Herzog."
Der Portier prallte erschrocken zu
rück. Woher?" fragte er nochmals.
Bei der Madonna und allen Hei
ligen, es ist, wie ich sage. Führen Sie
mich sofort zu Jemand, dem ich meint
Mittheilungen ntadicn kann. A den
Minuten, die wir hier verlieren, hängt
vielleicht fein Veben und meines."
So kommt," sagte der Portier rasch
'uns lief mit ihm die Treppe hinauf.
Im Schloß vo Pofitano war die
Stimmung ach dem heutigen Miß
erfolg des Grase Tozzo, der fast de
ganze Tag i den Tcmpclniincn von
Pacstum vergeblich auf den Unterhänd
ler gewartet hatte, eine sehr gedrückte.
Zwar ging eö dem Herzog Attilio etwas
besser, aber die Sorge um Herzog Ee
fare hing wie eine erdrückende Wolke
über den Sd)loßbcwohucrn. Sorgen
voll und überlegend faßen die Herzogin
Estclla mit ihrer Tochter, dem Grafen
Tozzo und dem Staatsanwalt Ghilazzi,
der in den Abendstunden wieder von
Neapel nach Pofitano zurückgekehrt war,
in dem Faiuilieufalon im ersten Stock,
als der Portier mit feiner Meldung, es
fei ein Man da, der vorn Herzog Ee
sare z kommen behauple, wie eine
Bombe in'S Zimmer platzte. Alle vier
Personen sprangen wie clektnsirt von
ihren Sitzen aus.
Ein Unterhändler ?" fragte Ghilazzi
sd)uell.
Wo ist er ? Führe ihn herein," be
fahl die Herzogin.
Eheceo kam. Er war in furchtbarer
Aufregung. Thränen standen ihm in
den Augen, und es überfiel ihn eine zit
tcritde Angst. Wenn man ihm jetzt die
Hände auf den Rücke band und ihn
als Genossen der Nänbcr in's Gefäng
niß warf I Man behandelte ihn aber
zu seinem eigenen Erstaunen sehr artig.
Sie kommen vom Herzog Eesare ?"
fragte ihn Herzogin Estella.
Ja, Frau Herzogin."
Wo ist er ? Ist er gesund ?"
Herzog Eesare befindet sich augcu
blicklid) in einer Höhle in den Felsen von
Agropoli und war, als id) floh, nod)
gesund."
Sie sind von dort geflohen ? Wollen
Sie uns führen, um dorthin zu getan
gen, wo Herzog Eesare sid) befindet?
Fordern Sie nur den Preis. Wie viel
wollen Sie haben ?"
Nichts, Fran Herzogin !"
Man sah sid) gegenseitig erstaunt an.
Wer sind Sie den ?" fragte Ghilazzi.
Mein Herr," fuhr Ehceco nun
weinerlich fort, id) bin ei armer
Fisther auö Positano und heiße Frau
eeöco Saiitoni "
Ah ! Derselbe, der wegen des Dieb
stahls hier in Berdacht war?"
Ach, ich bin kein Dieb und kein
Ränder. Wäre id) tö, mein Herr, so
stünde ich jetzt nickst hier. Gezwungen
nur schloß id) mich den Brigauten an
und bin nur hier, um wieder gut zn
machen, was id) vcrbrod)en habe. Fol
ge Sie mir, meine Herren, und rufen
Sie Soldaten und Earabinieri her. Id)
will Sie hinführen, wo die Brigauten
den Herzog gefangen halten. Aber
eile Sie. Sein eben wie das meine
hängt an Minuten. Wird meine Fludst
aus der Höhle bemerkt, ehe wir dahin
zurückkehren, so wird nicht nur das
Veben des Herzogs in Gefahr fein, sott
dern die Brigauten werden and) ihren
Aufenthalt wechseln, und wir werden
keinen von ihnen erwischen. Man wird
niid) aus Rache niederstechen wie einen
Hund."
Die Herzogin Estclla hob flehend die
Hände aus. Sie hören, meine Herren,
um was es sid) handelt. Wollen Sie
sich nm mein Haus, um meine Familie
verdient machen, so eilen Sie. handeln
Sie wie Männer, wie Freunde."
Rasch küßte ihr Graf Tozzo die
Hand. Kommen Sie, Herr Staats
anwalt. Jede Minute Berlust wäre
Bcrrath. Kommen Sie, Ehceco ! Wo
ist der nächste Gendarmeriepoften ?"
Wie viel Brigauten find es?" fragte
Ghilazzi.
, sieben."
So müssen wir nad) Salerno, dort
Hilse zu erbitten." .
Fort! Fort !"-
Wenige Minuten später befand sid)
Herzogin Estella mit ihrer Tochter allein
int Zimmer. Beide wußte sehr wohl,
um waö es sich in dieser Nacht hau
deltc, von wie vielen Zufälligkeiten eine
sold)c Befreiung abhängig war, wie ge
fährlich ein solches Unternehmen war.
War es überhaupt möglich, den Gestüt
gelten ans den Händen der Räuber zu
befreien, ohne daß ihm ein Veio gc
schal, ?
Die Frauen sprachen kein Wort. Je
weiter der Zeiger an der Uhr vorrückte,
um so banger, ängstlicher, hilfloser wur
den sie. Und dann kam die Stunde,
wo sie sich sagen mußten : Jetzt gilt's I
Jetzt sind sie aneinander! Jetzt füllt
der Würfel über das Schicksal des Gat-
ten und BalerS und über das unferige.
. Aber sie sprachen kein Wort. Nur
das Zucken um die Vippen verrieth ihre
Aufregung, ihre Oual.
ES war schon vier Uhr vorbei. Kcu
chend kletterte Graf Tozzo an der Spitze
bon etwa dreißig Personen die einsamen
Felsciiwcgc von Agropoli hinauf. Be
sorgt blickte er von Zeit z Zeit nad)
Osten. Noch war Alles dunkel, aber
die Furcht, zu spät z kommen, versetzte
ihm fast den Athem.
Die Dämmerung kommt!" flüsterte
er, wir müssen eilen, eilen, eilen."
Die Earabinieri thaten ihr Mög
lidjsteS. Es waren Picinoutesen. gute
zuverlässige Vcute. Einige von ihue
schleppten' mühsam einige Bretter, aus
dciieu nie die Schluckt überschreiten
wollte. Ueberhanpl hatte man 7.i'.es
gut ansgedack,! und bc'plodicu. wie das
nur bei svlck'tn Expeditionen, wo rsl
unvorhergesehene ZnsciUhckatn! alle
Berechnungen wieder umliefen, gt
f dielten kann.
Ehceco sollte zuerst biniilerrutidien,
in die Hoble gehen und rtrsud.cn, den
alte Herzog unbemerkt daraus zu tut
fernen' Da tr noch immer fei SeioS.
eiarenkoftüm trug, so haltt diese Idct
far sieb. daß. wenn aud, einer der
Brigantt sich ermunterte, kr ihn als
Genossen erkennen und fcnr.t keine
Vänn schlagen würde. Wart dies gc
hingen, so sollte man mit den Biiganun
kurzen Prozeß machen und sie beim ge
ringsten Widerstand zusammenschießen.
Aber für alle Fälle hatte man Eheceo
einen guten Revolver i den Gürtel
gesteckt. Der erste Schuß, der siel, sollte
der Älarmsdiuß sei für die klebrigen,
die dann sofort in die Hohle nachdringen
würden.
Alö man fid, der Hohle bis auf etwa
zweihundert Schritt genähert hatte,
inadite Ehceco dein Grase Tozzo ei
Zeiche, damit er still stehen solle.
Haltet nur eine Minute." flüsterte
Ehceco. Ich will erst sehen, ob wir
nicht schon zu spät kommen."
Mit geleuken Spriiugen schwang tr
sich aus eine Felsen und strengte seine
Auge a, um in der Finsterniß zu
sehen, ob man sich ungestört dein Unter
jchlnps der Briganlen nähern konnte.
Mit angehaltenem Athem wartete die
Uebrige ans seine Anordnungen. Da
wollte es Ehceco sdieitteii, als ob man
eben im Begriff sei, die Höhle zu verlas
seit. Die Veiter war über die Schlucht
geschoben, und Personen, die er in der
Dunkelheit nicht unterscheiden konnte,
ginge mit Bündeln und Packele bela-
stet von der Höhle herunter ans den ta
eiligen (VClcn. Halte mau feine Flucht
cho bemerkt ? Wollte man fliehen. ,o
lauge es uod Zeit war ? Dann that
die hödst'te Eile Noth. Wie eine Katze
kletterte er hereb, um seinen Gesähilcn
Mittheilung von der veränderten Vage
zn machen. Es galt jetzt, so rasch wie
möglich die Abhänge z verstelle, in
jede Flucht der Brigaittcn, die ja von
der Dunkelheit nur z sehr begünstigt
worden wäre, im Bornhincin abzu
schneiden. Aber sei eö, daß ein Stein, der unter
seinen Füßen abglitt, den verräthet ifchen
Sdall gab. oder fei tö. daß Ti die
Anwesenheit von Menschen in nächster
Nähe ans anderer Ursaiche errathen hatte,
plötzlid) tönte seine Stimme stark und
befchlcrifch durd) die Nacht : Halt
dort ! Sowie fid) Jemand rührt, ist
der Herzog eine Veiche!"
Kein Vaut wurde hörbar. Graf
Tozzo erklomm eine tei, nm den
Sprcd)cr zu sehe. Da gab er
einem der Earabinieri eine Wink und
dieser rcidste ihm schweigend sein Ge
wehr. Ist der Berräther mit seine Sd)cr
gen schon da ?" fuhr Ti laut fort.
Gebt Antwort. Mail liefere uns ihn
aus, und wir werde dagegen den Her
zog frei geben. Antwort !"
Die Antwort ließ nicht ans sich war
ten. Kanin ivar daö letzte Wort ver
kliiugen, so kradste ein Schuß, und Ti
stürzte zusammen. Borwärts, vor
wärts !" rief Graf Tvzzo wild und
stürzte sid) mit fiebernder Eile auf die
Brigauten. Die Earabinieri hatten
sd)vii an den Bewegungen des Grafen
gesehen, was vor sich ging. Sie warte
ten kaum fein Kommando ab, und liefen
aus dem Hohlweg, in dem sie standen
und wo sie ihre Ueberlcgeuheit nicht
hätten entfalte können, heraus ans die
Brigauten zn. Schüsse sielen hüben
nud drüben, Berwnndete nud Ster
bende ächzten am Boden. Die Nacht
mit ihrem ungewissen, täuschenden
Zwielidste ließ den kurzen, verzweifelten
Kampf mir um so gefpenstischerfürch
tcrlichcr erfdiciueu. In wenig eknit
den war man handgemein, und das war
der Berderb der Brigauten. Trotz
ihrer Wachsamkeit und Schnelligkeit
hatten sie sid) überrumpeln lassen, denn
zum offenen Kampf war ihre Anzahl
viel zu fckwad).
Graf Tozzo, der wie ein Wüthender
Allen voran stürmte, glaubte im Dunkel
zu sehe, wie eine Gestalt am Boden
lag. Eine andere zückte eben den Dolch
über ihr. Ohne Zweifel war der am
Boden Viegeude der Herzog. Er feu
erte seinen Revolver auf den Briganten
ab. Die Schüsse kradsten. Im näch
sten Moment stand der Gras eben dem
Herzog. Da traf ihn ein Schuß in den
Schenkel; er kaut zu Fall und fiel gerade
auf Herzog Eestre.
Graf Tozzi !" rief dieser ächzend.
Sie sind nuvcrlctzt, Herr Herzog?"
Ich hoffe eö.
Dann vorwärts ! Vorwärts ! Drauf
und dran!" schrie Gras Tozzo mit aller
Kraft feiner stimme in den Kampf hin
ein, aber er selbst konnte nicht mehr von
der Stelle. Er sah nur, wie Ehceco die
Soldaten anwies, die vcrfdiicdcncn Ab
hänge zu besetzen, auf welchen etwa noch
verwundete Räuber hätten entfliehen
können.
Da die Brigauten gesehen hatten, wie
Ti zusammengestürzt war, und ihnen
eine fiiiiffad) überlegene Anzahl gegen
überstand, verloren sie den Muth, (ie
wehrten fidi freilid) noch wie Berzwei
feltc. denn sie kämpften jetzt im wahren
Sinne dcö Wortes um ihre Haut, aber
nach Verlauf von wenigen Minuten
war Alles vorbei. Drei von ihnen
lagen schwer verwundet oder todt am
Boden, die übrigen Bier wurden,
fämmtlid) leichter verwundet, von den
Earabinieri gefangen genommen nd
sofort mit soliden Handschellen gefcf
selt. Graf Tozzo vermochte sich nicht zu
bewegen. DaS Blut sickerte ihm am
Bein hinunter und er fühlte, daß seine
Berwuudung keine leichte sei. Neben
ihm wand sich, gräßlich fluchend und
stöhnend, Ti ant Boden. Er nestelte
mit krampfhafte Zncklingen an feiner
Schärpe herum und schien dort etwas
zu suchen.
In diesem Augenblick kam Ehceco
herzu.
Haltet ihn, haltet ihn!" rief er.
Er hat den Stern des Südens in der
Schärpe verborgen. Er wirft ihn sonst
in die Schlttdst."
Wer ist's ?" fragte Graf Tozzo.
Wer weiß cö ? Man nennt thu Ti ;
er war unser Hanptmanil!"
(Fortsetzung folgt.)
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