Die wascher.Mali rom St&s schimmelbcrz. Bon Zuliu tii?. 11 ist wohl schon lange tr, aber doch glicht gar ss lange, daß sich ein Paar alte Wiener Binder nicht daran erinnern soll ten, all da weit Biünnifeld eine große LcigZche gkvesen, auf der man Korn lind Weisen, berste und Hifer anbaute. Die alten Wiener, die damals nalür lich sehr oukgelaffene Kinder waren, wer den noch gerne dieser Zeit gedenken, da die MaulbeeraZee, die sich beim .blauen Herrgott' hinzog, ,hr Spielplatz ge Wesen, da die Anhöhe beim Ge&Suce der Montur, Commission, vo jetzt daS Bär g?roersorgung'Haui sieht, tausendmal von ihnen genürmt worden ist und sie von der Stiege in die Bleichergaffe hinab. sahen nach dem weißen Ziczelofen, der sich dort erhob. L!so vor vielen Jähren saß im ftroma tendörfel. tat damals schon in seiner ganzen DorsZhnlichkeit am Bränniseld ristiite, in einem sehr bescheidenen Rim mnchen ein Student und trommelte mit seinen Füßen gegen den Fußboden und drehte die schwarzen Haare, die auf sei- ner Oberlippe flrumten, und stieß gar schreckliche Flache au?. Sein Onkel, der allmächtige Htfa!h Jacob Sebasuan Schindler, der in der böhmischen Hoskanzlei eine sehr einfluß reiche Stellung einnahm, hatte ihm vor einer haloen stunde eine sehr lange und eindringliche Strafpredigt gehalten, die ihrem Inhalte nach folgendermaßen lau tele: .Du hast Jii studirt und bist nicht weiter gekommen. Du sagtest, Du konntest den Winkeligen und den Der drehung der Juristen keinen Geschmack abgewinnen. Ich wollte keinerlei Zwang aus Dich ausüben und ließ Dich die PH lofophie HZrell. Jetzt Ux hört ich, daß Du nun auch aus diesem Felde nickt wei ter kommst. Mein lieber Nessel Denke. Dein Pater, mein seliger Bruder, hat Dich als Knabtn mir und der Obhut meir.eg BruderS, deg PolizeiralhS, Ober geben. Wenn Du eS Oder das Herz bringst, den Namen Deine; braoen VaterS zu schünden ihm ncch im Trabe tiefen Kummer zu bereiten, dann hast Du S mit Deinem Gewissen abzu machen." Heinrich Schindler war viel zu leicht sinnig, als daß ihm diese Anrede des Onkels länger als eine Stunde Sorge gemacht hätte. Er konnte eS nicht glau den, daß eS dem Hofrath und dem Poli zeiralh so bitter Ernst mit dieser Rede Zre und nachdem er in seiner ärmlichen Kammer eine Stunde gebrütet und ge flucht, nahm er seinen Rock und rannte auf die Universität, um sich in die medi zinische FacultSt eintragen zu lassen. Das Kneipen in der freundlichen Stube bei der .Stadt Belgrad" am Glacis und in dem gemüthlichen Ertra zimmer .zur Stadt Brunn" am Slroz zischen Grund behagte ihm aber viel mehr, als das Aufschneiden der Leichen, all daS Bloölegen der Muskeln und das Präpariren an Armen und Beinen ver lassen verstorbener Menschenkinder. Hatte er kein Geld, machte er eS wie alle anderen Studenten, er pumpte lustig darauf los und eine stets ergiebige Quelle wir die .Madame Harpagon", eine der interessanleflen Figuren deö alten Wien. Frau .Harpagon" hieß mit ihrem ehr lichen Namen Anna Wieöner und war ihres Zeichen? Wäscherin. Sie hatte zeist studentische Kundschaft, der sie nicht nur bi Wäsche reinigte, sondern auch Geld lieh und zwar gegen hcrrende Percente. Für einen Gulden mußte man ihr nach einer Woche zwei Gulden zurückzahlen, und war man nicht im Stande, zu begleichen, so lieh sie noch mehr und kasstrte dann des Geld bei den ältern ur.d Verwandten ein. Auf diese Weise hatte sich das hanherzige Weid ein schöne Sümmchen erwirthichastet, das Waschen war längst ein Nebengeschäft ' geworden, das Wuchern war die Haupt fache. Ein sehr hübsche HauS am Sechsschimmelberg gehörte der .Madame Harpagon', der Studentcn-Wucherin aus dem a!:cn Wien. Auch Heinrich Schindler hatt gar manchen Gulden von der Frau entlehnt und er fand stets offene Hand, denn das schlaue Weib wußte, daß der Hofrath und der Herr Polizciraih, seine Oheime, sofort bezahlen, wenn sie die Schuld scheine des leichtsinnigen Herrn Neffen präsentirt. Da kam ein böser, böser Gast in die Wiener Sradt gezogen die Cholcra. Man kanrrte die schreckliche Krankheit schon von ihrem ersten Auftreten in dem 30 Jahre, aber ein r:ch!eS Heilver, fahren war noch nicht gesunden. WaS nur die Stadt verlassen konnte, lief da von, eS fehlte an Aerzten, Krankenträ, gern und Pflegern, eine heillose Wnr'iiß war über die Stadt gekommen. Die Studenten der Medizin mußten helfend eingreifen ur.d gar viele Jünger AeScu im starben damals, ein Opfer ihrer Pflichttreue. Im Krowatendörfel hauste der böse Geist besonder arg, wie dies ja gar nicht Wunder nehmen kann, denn die Sechserlgruben", wie das Brünnlfeld im Vormunde hieß, war der Ablage, runzöort für Mist, Aeser und faulende Speist-Uedeireste. die Häuser bei Dör seis waren klein, die Behausungen nicht sehr rein, und so kam es, daß manche Segnungen völlig ausstarden. Einer der aufopferndsten Pfleger ,u jener Seit war Heinrich Schindler. Der Leichtsir.n war mit einem Male, da er rritten unter dem großen Sterben irar. da der Tod in seiner c.rufliitn Gestalt täglich vor seinem Aus,e üand, Mtf&wuii fcen, rn? trenn cr rin Stündchen frei hatte, so sag er über flm'n Büßern und studirie und lernte. E N's Na.l);S, cr sß wudcr dci d?:n Cillänipchen, da Der Sonntagsgast Jahrgang 15. wurde die Thüre ausgerissen und seine Ouartiergeberin stürzte athemloS herein: .Um GotteSwiIIen, mein Mann - Mehr brauch! Heinrich nicht zu hören und schon war er in der Stube bei dem Bette deS ranken, der von der Eholera befallen worden war. Im H?us war kein Kreuzer $ul, er selbst war arm. wie eine Kirchenmaus, denn die Madam 5'arxagon hatte ihren Geldbeutel zuae schnürt und als vorsichtige Frau die wei teren Geschäfte bis zum Erlöschen der Epidemie sistirt. Heinrich wich nicht vom Bette deS Kranken, und als der Morgen graute, da hieß er b:e Quartiers frau seinen Ueberiock nehmen und ihn zum Trödler zu tragen. Eden wollte sich daS jammernde Weib entfern,, als die Thüre aufging und eine grauengestalt in das Zimmer trat Ein dichter, schwarzer Schleier verhüllte ihr Gesicht, ein schwarze? Gewand um schloß den stolzen reib und aus dem fei, nen Gewebe des Schleiers sah man nur in flüchtigen Umrissen die engelSgleichen Küqe dcS Mädchen, und der eigenthüm lich trübe Blick aus den blauen Augen schien um Mitleid, um Erbarmen zu flehen. .Fräulein" rief die Arbeiterin und ergriff die Haad deS Mädchens, um sie an die tippe zu fuhren. Die Fremde legte den Finger an den Mund und entnahm schweigend einer Handlr-sche labende Getränke, Zucker, Kaffee und legte BlleS nebst einem Sümmchen Gelles auf den Tisch. .Wie geht eS dem Patienten, Herr DrclorZ' fragte sie dann, sich dem Bette nähernd Heinrich hatte erst jetzt den Eintritt einer fremden Person wahrgenommen. Er hielt die Hand deS Kranken in der seinen und zahlte ausmerksam die Pulsschläge Wie er eufschoute, da zuckte er zusammen und geriety tn sviche Beriegenhelt, daß er keines WorieS mZchttg war. Jü der ärm lichen, düsteren Umgebung sah dieses Wesen aus wie ei Gebilde, auS lichten HimmelShöhen in das irdische Jammer ihal hinabgestiegen. Eine flammende Rölhe zog in dem Antlitze Heinrichs, das durch das viele Nachtwachen gebleicht war, auf, eS war ihm, als ob eine Nadel tief, tief in fein Herz eindringend. Auch die Frtrr.de schien bewegt, da sie den jun gen Mann erblickte, und wandte sich rasch ab. ,WaS in meiner Macht steht, werde ich thun," stammelt Hcinrich, .Gott wird eS Ihnen lohnen, Sie thun ein gute? Werk war die Antwort. Was war da sür eine Stimme? Wie göttliche Musik klang sie in die Ohren de jungen MedicmerS, berauschend und berückend zog sie ihn empor und führte ihn weg vsn der Stalte deS Jammers nach einem Paradiese, in dem diese Gestalt als Feenkönigin hcrifchte. Als er aus fei, nem Traume erwachte, mar die Fremde fort und der Jüngling fühlte einen tiefen Schmerz, da er sie nrcht mehr sah. .Wer war dieser Engel?" fragte erdie Quart lersrau. .Engel, ja Sie haben Recht, ein Engel ist sie, und wohin sie kommt, da wird'S Licht, und Trost und Hoffnung dringt tn die Herzen der Menschen. Bon HauS zu HauS geht das arme Mad chen und theilt Geld und NahrungZmit tel auS." .Und wer ist daS Mädchen?" .Ich dars'S nicht sagen. DaS Fräul'n hat um & strenge verroten. Die Mühe deS Mediziners zeigte sich ehne Erfolg, der Arbeiter starb und ließ seine Familie in Elend und Noth zurück. Tag sür Tag kam der Eagel und spendete mit vollen Händen. Die Wohlthäterin sprach auch wiederhol mit dem jungen Mediziner, aug dem plötzlich einer der fteißigsien Studenten geworden war, und da er eines TageS nicht in der Familien stube anwesend war, näherte sie sich der Thüre der Kammer, welche Schindler bewohnte. .Ich bin doch neugierig, sagte sie leise zu sich selbst, drückte ouf die Klinke und fuhr mit einem leisen Ausschrei zurück. Heinrich war m serner Kamm?r und studirte. Er sprang von seinem Buche aus, er zog das Mädchen zu sich, die Beiden standen sich einen Moment schweigend gegenüber, dann stürzte Heinrich auf die Knie und rief, die Hand der Gütigen erfassend: .Ich liebe Dich, ich liebe Dich!" Erdfahl wurde das Antlitz der Holden, dicke Th'.Lnen drängten sich auS ihrem Auze und im nächsten Moment schon hatte sie die Kammer Verlusten und eilte hinaus in die dunkle Straße, Heinrich mit seinem unendlichen Herzeleid allein lassend. Der Onkel in der böhmischen Hofkanz lei war ebenso böse geblieben wie der Oheim Am Peter, denn seit einiger Zeit hatte Heinrich gar nichts von sich hören lassen und Herr Polizeirath Schindler 'nluihmaßte mit gewohntem Scharssinn, daß sein Neffe längst in den Cholera gräbern lieze. 5:e st.hr waren jedoch Beide erstaunt, als sie eines Tage? in der kaiferli-Vn .Wiener Zeitung" lasen, doß S. Msjchät dem Äediciner Heinrich Schindler, in Würdigung seiner bervor razeuden ZZ dienst rsö!:re,-,d der Cholera? zeit, die goldene Cisilmedaille mit Oer! und Sjanäi ur.d de? Aeubere Rath d?:n'el , Beilage zum Nebrasla Ztaats-Anzeiger. den die große goldene SaloatorMeda!lle rerliehen habe. Aber unserem Helden machten diese Auszeichnungen keine fon derliche Freude, und als man ihm im Rathssaale in der Wipplingerstraße die beiden Ehrenzeichen Obergab, da war er frch, daß die Feier endlich vorüber. .Frau Kuball" rief er, zu Hause an gekommen, seine Ouarticrgeberin, .also Sie wollen mir richt sacken, wer das Mädchen war?" .Ich kann nicht! Schaun'S Herr Dcc tor, wenn ich es Jemanden sagen möchte, so wären Sie gewß der Erste, aber ich habe ihr's schwören müssen, sie will es nicht h'len, weil sie Sie gern hat." .Sie hat mich gern? Sie liebt mich? Weib! Wissen Sie, was Sie da reden? Sie heben mich in den Himmel empor! fassen Sie mich nicht in die Tiefe fallen, ich könnte dabei eine fürch!erliche Gehirn Erschütterung bekommen!" .Aber, Herr Dicter! Glauben Sie, ich habe eS nicht bemerkt, daß Sie da? Fräulein oh ji, jetzt hätt' ich mich bald verschn?xpt gern haben. Und gerade so hab' ich's gesthen, diß da? Ma del ganz verrückt ist. .Hmrah! Victoria! Sie liebt mich! Sie liebt mich?" rief der junge Mann, außer sich vor Freud: und lief heraus und raiintk über das GlaciS planlos hin und her, ohne zu bedenken, daß der Abend kühl fei und er keinen Ueberrock habe, ohne nur im gerinsten Hunger zu fühlen, was in diesem Moment wohl ein Glück war, denn der gute Heinrich hatte keinen Kreuzer Geld in der Tasche. Der Herr Hofrath Schindler und der Polizeirath Schindler warteten big in die sinkende Nacht hinein auf ihren sovielfach ausgezeichneten Neffen; der Herr Hofrath hatte em Beutelchen voll Kremnitze, Randdukaten für ihn bereit und der Herr Polizeirath hatt: in einer Enoelovpk einige größere Banknoten sür den Hein rich einaeiteckt. Der Onkel Hofrath und d:r O!r?e! Polizeirath arteten vergebens. Todtmüde setzte sich Heinrich auf eine Holzbank und stierte vor sich hin. Fr war so glücklich und dabei so ungtricilich, daß eS nicht Wunder nehmen kann, wen er jetzt hellauf lachte und dann wieder bit!erlich meinte. Sie liebte ihn und er wußte nicht, wer sie ist, die er mit un, aussprechiichcr Gluth liebt, an deren Wesen sich sein ganzes Wesen und sein sei, fern Denken und sein Wahlen an klammert, sie liebte ihn und sie war ver schmunden! Sein Herz schlug freudig und sein Verstand jagte ihm Furcht ein, er beneidete sich und belauerte ich. Wie er so vor sich stierte, da taucht in der Dunkelheit eine Frauengestalt auf. So hat sie ausgesehen, als sie zum ersten Male in's Zimmer trat!" rief Heinrich und sprang empor, als die Gestalt immer näher kam. .Sie ist es!" Mit einem Sprunge war er vor ihr, ließ sich nieder aus die Knie und breitete seine Arme aus, .Gott sendet mir Dich wie einen hellen Stern dem Wanderer in dunkler Nacht! Du darfst nicht so von hinnen gehen, ohne Wort, ohne Trost für mein blutendes Herz .Heinrich!" brachte das Mädchen mit Mkhe hervor, ihre Thränen zurückdäm mend. .O, der Ton Deiner Stimme sagt mir, waZ in Deinem Herzen vorgeht. Du holde Unbekannte, der ich ergeben bin btZ in den Tod .Lassen .Sie mich! Ich beschwöre Sie Lassen Sie mich!" .Nein! Du bist mein! Der Himmel sendet Dich hierher, damit Tu meine Wege kreuzest dsn ich Dich festhalte, Dich umklammere, und hier dieser Kuß, den ich auf Deine reine Stirne drücke, sei ein ?eich:n, daß ich Di mir verlobt habe für alle Ewigkeit!" Heinrich war cruigsiLrungen, er hatte feinen Arm um ihre Taille gelegt, er hatte einen Kuß auf ihre Stirne gepreßt und die siedigen ZZh'.en gefühlt, die übir ihre Wangen liefen. .Nun so höre es." keuchte das Mäd chen. .Ich liebe Dich eben so innig und wahr, wie Du mich, und Gott ist mein Zeuge, daß ich in die Grube sinken werde, ohne einem Anderen angehört nt haben. Aber nie, nie kann ich die Deirie sein, nie Dir angehöM, nie Deinen Na men tragen! Heinrich, bei Deiner Liebe zu mir, beschrröre ich Dich laß' mich, vergiß mich!" Das Mädchen hatte sich mit sanfter Gewalt von dem Geliebten losgemacht und wie ein flüchtige Reh eilte sie pseil. Ichneu über das werte ElaciS, um im nächsten Äugknblick zu verschwinden. Heinrich wankte zri? nahen Bank und ank dort zujammen. .So viel Glück, so viel Glück, und so unendlich unglücklich!" Er lach!e und r?e:nte, aber daS Werner, dauerte lange, sehr lange, denn die Glocke aus st. Stephan verkündete d,e Miller' nachtstunde ,rr.d noch immer faß Heir.rich da und v:mt: und lleinte. Eine dichie ?chcedecke hüllt: wärmend und stützend die Erde ein. Die heilig- heitere Weihnachtszeit war gekommen und freudiges Hoffen füllte eine reden Menschen Brust. Am Ehristaber.de saß er wieder, wie seit Jahren, bei seiner Ouartierfrau und erzählte den Kleinen, die sich um den durstig geputzten Weih ncchtsbarrm schaarten, von armen Kin dern, die dann große Männer geworden. DaS Auge der Kleinen hing an den rip pen bei jungen ManneS, der so Vieles so schön zu erzählen wußte und der doch nur immer einen Gedanken im Herzen hatte, den Gedanken an die entschwundene Fee, an lein versunkenes Glück. Da wurden hastige Tritte auf der schmalen Treppe vernehmbar, im nächsten Augenblicke wurde die Thüre aufgerissen und der En ael ter Armen lag zu den Füßen Hein rich?, der erschreckt in daS todtenbleiche Antlitz seines Abgottes schaute. .Mei-e Mutter! Meine Mutter! Was kann ich dafür, das sie so ist. Sie bleibt ia doch n-.'iNk Mutter!" .Meine Theurt! Wrs ist geschehen? Fajscn 'st? sich!" .Meine Mutter soll vci haftet wer den. Ihr Onkel hat den Befehl er theilt ich sterbe, wenn man sie fort fuhrt. Sie ist ia doch meine Mutter! DaS Mädchen rang verzweifelt die Har.de. und als sie sich erhob, legt sik ihren ErIkIkoxf mit den goldenen Locken an die Brust deS Geliebten und schaute zu ihm bittend kmpor. Heinrich stand wie gelahmt da, sein fragender Blick irrte von der Quariterefrau zur Unbekannten, er konnte sich das Räthsel nicht erklären. .Darf ich sprechen?" sragte endlich Frau Kudat. Die Holde nickte bejahend und bedeckte ihr bleiches Gesicht mit den Händen, als schäme sie sich dessen, waZ Heinrich nun zu hören bekommen werd. .Das Fräulein da," begann Frau Ku-. bat in schlichter Weise, ist die Wäscher Mali vom SechSschimmelberq, wie wir sie v?l! ihrer Kmh?it an heißen. Ihre Mutter hat leider ein recht trauriges Ge werbe, sie bewuchert in recht hartherziger Wel'e d:e Studenten.' Msdame .Haipazon"!" rief Hein rich, die Frau unterdrechcnd. .Aber die Mali, die in dem feinfZen J,iili:ut; erzogen wurde, hat keinen A iheil an diesen schiecklichen Geschäften, sie sucht die Wunden zu heilen, die ihre Mutter schlägt, und eilt von Hütte zu Hütte, um Wohlthaten auszuüben, denn die geizige Frau zeigt sich ihrem Kinde gegenüber frelgebia über alle Manen." Wie segnend legt: Heinrich seine Hand auf das weiche Haar der Geliebten und deugke sich herao, um ihre Stirne zu kuen. .Deine Mutter wird frei sein!" sprach er leise und zwei volle Arme schlangen sich um feinen Nacken, vier Lippen fanden sich zu einem innigen, langen Kusse, und da sich d:e Liebenden umichlungcn hatten, liepelte Frau Kubat: .Ich danl' Dir, Du gerechter Gott im Himmel, daß Du die Sache so kommen liegest. Ehristkidl hat zwei Herzen vereinigt." Gegen einen ziemlich hohen Betrag, den fr: wohlthätigen Zwecken zuwenden mußte, ward die istudenien-Hvane in Freiheit bklassen und sie mußte schwören, daS unsaubere Geschäft zu lassen. Der Onkel Bolizeiralh halte gegen die Ehe ietneS yierren um so weniqer einzuwen den, als bei ihm bereitZ Berichte"laq:n, worin daS edle Thun des Engels der Armen, der Jungfrau Amalle WreZner, geschill ert wurde. Geerbte Empsindungen. Ein wahrhettöscheiier Roman von Muckahai, Da häuZliche Leben inrnilien einer Großstadt hat auch feine Schaiterseiten, wie schon so mancher Ehemann auszu finden Gelegenheit hatte. An Bequem lichkei!en sehll eS da natürlich nicht, aber auch nicht an alle Sorten Stoßen Haiisirer, die einem manchmal daS Leben sauer und bitter machen. Frl. Amalia Steinreich leb! mit ihren (ältern in einem der schönsten zla:s Denver'S. Die bay windows fceä taa seS grenzten an der Straß ur.d waren gerade, böch genng, daß die Vordciqedrn- den mit Leichtigkeit hineinsehen konnten. grl. Somalia liebte und ward geliebt. Sie erwartete täglich den Heira:h'?a!rtrao und Henrn Williford Smith, der AuS erltjkr.c, hatte sich schon um den sinan ziellen Stand ihres Vaters befraot und feine eigenen Schulden so obei flächlich zu samii-engerechnet, so daß zu erwarten stand, daß die verhängnißoolle Stunde nicht mehr Iar.se auf sich warten laneri würde. Der Abend war hereingebrochen und mit ihm Henry Will.ford Smith i:i fei nem schönsten gepumpten Frack. Wie schön sie dieicn Abend aussah und die Sehn sucht der zu erwartenden Uiierraschung machte sie nur noch rosiger. Die Stunde war gekommen. Et ging vier oder fünf Mal im Pavlor auf und ab, schien mit sich selbst zu Zprcchcn und sie wuxte, daß der rzcrbZng n,ß?oi!e Augenblick nahe war. dtiii war t sie sich a:if eiren Die in, rncchte ih' Gestit für eine liebercüfchungScarüt t OiSnurg und schloß dann ttäumerisch 4 No. 3. die Augen. Sie hatte nicht lange zu warten. Henry Willisord hatte seine Gedanken gesammelt und war bereit, feinen einstu dhten HeirathSanIrag in dramatischer Haltung vorzutragen. Er warf sich zu ten Füßen der Geliebten und begann: .Theuerste Amalia! Ich werfe mich hier zu Deinen Füßen, um Dir zu ge stehen, wie inniglich ich Dich liebe, von jeher geliebt habe. Sei die Meinige! Ich lebe nur noch für Dich und um Dich glücklich zu machen. Kein Wunsch von Dir soll unerfüllt bleiben, ich werde Dich beladen mit "Red hot tornales, hot wienerwrirst and a hard boiled ee?! schrie da ein bebraunter Sohn Spaniens zum Fenster hinein, und mit Hemv 8 Heiralhsantrag war eZ vorderhand nichts, denn der Speiselieferant hakte ihn aus dem Leim gebracht. Als Letzter erschsunden war, brach Amalia daS Schweigen und sagte: .Lieber Henry, Du warst eben dabei, mir zu sagen, daß Du mich mit " .Oh, oh ja, mit Diamanten und Per len werde ich Dich beladen, werde Dich kleiden in " "R-a-g-s o-l-d r-ag s!" näselte ein Abkömmling deS auserlesenen Volkes mit stentorischer Stimme in diesem Augenblick und Heniy sank wieder wie ein Wasch läppen zu Bodkn. Aber seine Braut hatte sich durch den Zwtschenfall nicht einschüchtern lassen. Sie gab ihm ein solch' süßes Lächeln und einen solchen fragenden Blick, daß er seiner bald wieder Herr wurde und weiterfuhr. .Ich werde Dich kleiden in Seide und Sammt und Du sollst wie eine Prinzessin auf einem Throne wallen. Glaube eS mir, ich liebe Dich mehr IS " "Ripa bananos, ten ceuta a doz." klang die unfreundliche stimme des hau sirenden Italieners und wieder war der HeirathSaspirant auS dem Geleise ge bracht. Doch nur für eine Minute. Er begann, diese Unterbrechungen als unver meidlich anzusehen. .Ich liebe Dich mehr," fuhr er weiter, .als ich Dir zu sagen vermag, und wenn Du so grausam sein würdest, mich abzu weisen, so wüßte ich nicht, waS ich thun, wohin ich mich wenden sollte " "Corne to gloryl" stimmtt hier die vorbeigehende salvation Armi! mit voller Kehle an und selbst daS Mädchen konnte sich deS Lächelns nicht verwehren, doch Henry fuhr sogleich weiter: .Geliebte, willst Du mein fein? Ich frage Dich noch einmal " "Have you any tinware to niend?" schrie in diesem Augenblick ein vorbei gehender reisender Klempner, doch Henry hörte lS nicht. Er befand sich in sieber hafter Aufregung. Er glaubte feiner Sache sicher zu sein und, nachdem er einige Sekunden auf eint Antwort gk wartet, frug er: .Nun. geliebte Amalit, was ist Deine Antwort?" Ehe aber noch das Mädchen das auf ihren Lippen schwebende Jawort geben konnte, hatte der Laierkastenmann unter dem Fenster Platz genommen und Alles waS man hörte, waren die melodischen Töne des Liedes: .Du bist verrückt mein Kind, Du muht nach Berlin, usw." Sik aber warf sich in seine Arme und er wußte, daß er gesiegt hatte. Sie wurden vermahlt, lebten viele, viele Jahre glücklich zusammen. Ihr erstes Kind war ein Söhnchen, und als eS groß genug war, um sprechen zu können, er staunte eS seine Eltern eines TageS mit demAuSrufe: . . i "Ked-not tornales, wienerwurst and a hard-boiled esz CBcnoer FidiSn! ) Erinnerungen an Karl Zormes. Der in San rarcikcö im D?mb?r v. I. verstorbene Carl FormeS, schreibt Graus in ver ,'euen luiil-.Zeitung', gekörte unbedingt, was den Stimmsant des .Basses Grundgemalt" anbetrifft. zu ven ernen Va,,r,ten dieses Jabrhun. d.:rts, der einen gleichbedeutenden Rivalen vielleicht nur in Staudigl fand, der ihm u:i eviegenzeii uno rz)eiqmacr des Zor tragcö jedenfalls überlegen war. FormeS ist der Stammvater einer großen Künst lerfamilie, deren jüngstes Glied Marga reih: FormeS, die Bühr.e mit dem Salon vertauschte und in Wien Baronin Königs warter wurde. In Deutschland hat For mes oerbältnißmäßig weniger gesungen, als in Amerika. Wenn man ihm teS h,rlb Vorwürfe machte, äußert offen: .Ich wuß mein Material und mein Kön nen verwerthen, und Deutschland zahlt zu schlecht.' In der That waren die Srmmen, die er bezog, phänomenal. Leider schienen mit den gronen Ein nahmen die Ausgaben deS Künstlers nicht zu harmoniren, und in den siebziger Iah ren in Leipzig hatte seine Stimme so sehr gelitten, kasz er allen Ernstes daran sate die Oper zu verlassen und sich dem Schauspiel zuzuwenden; er benutz!, sogar die sommerliche Muße, den Sbylock zu studiren durch snr,en bcständizcr Aufenthalt in England halte aber seine Zxrech-seije eine FZrdir.g angenommen, die ihn sür die deutsche Bähnk fast un möglich machte, namentlich ftVrend war der Buchstabe ,a", den er in der guttu rclen, englischen Manier wie ,oa" auS 'prach. Tretz der angestrengtesten BemüHun, gen, sich diese falsche Tonbildung bzu gewöhnen, mußte er bald zu der Erkennt niß gekommen sein, daß er zum Schau spieln nicht Ieschassen sei, denn sein erftir Versuch im Schauspiel, den er im Main zer Stadtlheater all Shylock machte, war auch sein letzter. AIS Privatmann war Forme einer der außerordentlich liebenswürdigsten Gesellschafter und unterhaltendsten Er zähler, der ei aber mit der Wahrheit nicht immer sehr genau nahm und wen Falstass auS zwei steifleinenen Kerlen elf machte, so hätte FormeS das Dutzend ge wiß voll gemacht. Am liebsten erzählt er von Amerika, das er nach allen Rich, tungen durchwanderte; hier konnte er sich in den ungeheuerlichsten Schilderunge ergehen, ohne befürchten zu müssen, daß feine Zuhörer ihn Lügen strasen werden. Amüsant ist die vielfach kolxortirte Anek dote, wie er von einem wilden Indianer stamme gefangen genommen und zum Tode am Maiterpfahl verurtheilt worden war. .Man hatte mich." so erzählte er, .mit Stricken sefigebunden, mir dann den ganzen Körper mit kleinen, in Fett ge tränkien SxZnchen gespickt, und war den im Begriffe, diist unter einem inferna lischen Kriegstarze anzuzünden, als ich in meiner Verzweiflung und Todesangst mit voller Kraft meiner Stimme zu sin gen begann: .In diesen heiligen Hallen kennt man die Rache nicht." Die Wir kung davon war überraschend. Die TtufelZgesichter stierten mich an und plötzlich schrie ihr Häuptling: .Bindet ihn los, das ist Formes!" Natürlich brachen die Zuhörer in ein ungläubiges Gelächter aus und forderten ihn auf, weniger a Ia Münchhaufen zu erzählen, und als FormeS die Wahrheit dieser Begebenheit ernsthast betheuerte und man ihn fragte, woher die Wilden ihn hätten kennen sollen? erwiderte er mit unerschütterlichem Ernst: .Denkt ihr denn, die Kerle lesen keine Zeitungen?" Alles lachte und FormeS fuhr fort: .Um übrigens meine Erzählung zu bekräfti gen, werde ich euch, Ungläubigen, morgen daS Messn mitbringen, das mir dn Häuptling beim Abschied zum Andenkn verehrt hat." DieseS Corpus delicti ein originell geformte! Dolchmesser war auch wirk lich am nächsten Abend zur Stelle und wurde von dkn Anwesenden ollge, mkin bewundert. Plötzlich aber entstand ein Flüstern, die Köpfe wurden zusam mengesteckt und schließlich erfolgte laute Lachen. Falstaff-FormeS war endlich ertappt! Man hielt ihm das Jndianermesser vor die Augen, auf dessen Klinge die eingk schlagen Firma des Fabrikanten zu lest war: .Niemerzer, Wiesbaden." ßin hillorischcr ?ang. Kaiser Friedrich Barbarossa hat bki Kaiserslautern eine Pfalz erbaut. Ein gegenwärtig ausgetrockneter Fischteich, der noch den Namen .Kaiserswog führt, war seirer Zeit vom Kaiser ange legt worden, um hin selbst die Fischnki, dik er außerordentlich licdte, betreiben zu können. Eigenhändig fetzte sein Nach folger, Kaiser Friedrich II . Fische zur Zucht in den .Kaiserswog". Ss bt richtete eine Chronik aus jener Zeit, daß er im Jahre 1230 mit eigener Hand eine Hecht, dem man zuvor einen Ring um den Hals gelegt hätte, in den Teich ge setzt habe. Ueber zweihundert Jahre später ließ der Kurfürst Philipp (1497) einen gründlichen Fiichzug im .Kaiser wog" abhalten und siehe da, ein Riesen hecht wurde dabei gefangen, den man alsbald als jenen Hecht erkannte; den er trug einen Ring um den Hals und auf ditskm in griechischer Sprache die Worte: .Ich bin unter ollen Fischen der erst, welcher durch di Hände Friedrichs II. in diesen Fischteich ist gesetzt worden, den 15. Oktober 1230." Der Riesenftsch, der also 267 Jahre sein Halsband ge tragen, hitte eine Länge von 19 Fuß und wog 350 P und. Der Kurfürst ließ den Fisch in seiner wahren Größe ab malen und das Bild im Schlosse zu Kai serSlautern aushängen. Darunter befand sich die Jnschriit: .Die ist die Größe deS Hechtes, so Kaiser Friedrich II. mit seiner Hand zum ersten in den Wog zu Lautern gesetzt und mit solchem Rmge bezeichnet hat, Anno 1230 " Ter Fisch selbst wurde nach Schloß Heidelticrg gebracht und daselbst für die Tafel des Kurfürsten und geladener vor nehmer Gäste zubereitet. Doch soll der irisch noch der Mittheilung einer anderen Chronik .einen gar zäh' und unschmack hasten Schmaus" geliefert haben. Unwiderlegbar. .Nun hast Du Dir wieder von Dei nem Monaigeld ein Kleid gekauft I Aber, Rickchen, wohin soll das führen?! Ich sagte Dir doch, dieses Geld fei aus schließlich für den Haushalt be. stimmt I' .Wie! Gehöre Ich denn nicht zum Haushalt?" Lin Praktiker. .Was, Fraulein Mayer gefällt Dir?" .Gewiß, sie hat ein gewisskS Etwas!" D:üci' Dich doch in Zi fstrn aus!" keichtl, helfen. Damk: .Finden Sik nicht, daß ich recht elend aussehe?" Arzt: .Allerdings, meine Gnädigste!" Dame: ,U,:d was rathen Sie mir?" Arz' : .Wischen Sie sich dknPudn ad!'