Auf pojicn ror ilTrFalje. Sme ioSniiii !, -dem I 1J2. .'lach dem 'olnilchen von Suiutrcin v. Ji;mf!eirä!i. Oljlf NikrUKrMoraen. Ueber den schnee bedeckten FelktrZmmern der Puba-gvra lag noch der schwarze Daniel wjumnici nacht aukgebreilet. Kein Sternchen am wvlkenbedeckien Himmel sichtbar. Da! ganze wilde Bergland erschien düster und ede; loa ganz vcrooei um nrnlÄ nirbt. Hinter einem riesengroßen Felshang brannte ein mlßiae euer, in dessen Umkreise eine Abtheilung Soldaten, Ibeil liegend, theil fitzend auf dem Snee kauerte. In nächster Nlhe de Lagerfeuer befanden sich drei ölkerrellyr sche Offiziere und sprachen mit ged2mps ier Stimmt u einander. ,WaS meinen Sie, Herr Haupt mann?' redete der eine derselben den Mrhnm KibeilunaSkübrer an. .ist (8 nicht wahrscheinlich, daß wir die Jnsur. enten kier veraeblto erwarten' Der Angeredete schüttelte die sche ,on seiner Cigarre und entgegnete nickend : .Bestimmt kann e Niemand wissen aber wakrkckeinlich ist e. Die Denun ciation lautet ausdrücklich: .Jwon Spu titsch zieht die Aufständischen auf Pletari zusammen und wird mit ihnen über Ulo. bitsch'Planina auf Kikalo und Mrkalje loSgehen....' Also müßten sie hier herüber kommen." .3 wohl warf der andere Lieule nant ein. .aber auf diese Insurgenten warten wir hier seit vierundzwanzig Stunden schon, und noch immer bleiben Sie aus! .Sollte man da nicht glauben, Herr Lieutenant Praunwitz, daß Sie dieselben mit Sehnsucht erwarten?" meinte fluch tig lächelnd der Hauplmann. .Natürlich!' entgeanete Praunwitz, .seit zwei Monaten befinden wir unS im Territorium deS AufftandeS; tagtZglich bekommen wir von allerwärtS Nachrichicn von blutigen Scharmützeln und Treffen; fast alle Regimentskameraden sind schon im Feuer gewesen, und ich halle vosnt sche Pulver noch nicht einmal gerochen!' .?kcb babe al Junker genug davon gerochen während der Besitzergreifung vor vier Jahren,' bemerkte der andere Lieutenant, .bei Binjaluka und bei der Einnahme von Sarajewo war ich mit dabei; doch muß ich gestehen, daß mir jene Campagne lieber war. Sie verlief regelrechter, mehr wie ein rich, ttger Feldzug. Die ist mehr zer stückelt, wie ein Bandenkrieg, also auch grausamer und entsetzlicher. Es könnte scheinen, a!8 wären diese Menschen mit der Zeit erbitterter und wilder gewor den. . . , ES trat eine Pause in der Unterhal tung ein. Die soeben in' Feuer gewor fenen, nassen Aeste zischten und schwelten recht träge; von Osten, von dem Cut schevo.brdo und der Drin her erhob sich ein leichter Wind als Borbote der nahen, den Morgenröthe. Der Hauptmsnn unterbrach das Schweigen. .Muth läßt sich diesen Rasenden nicht absprechen,' brummte er, indem er sich fester in seinen Mantel einhüllte, .man kann sogar behaupten, daß etwa vom viiiielalterlichen Heldenthum in diesen Räubern steckt, und daß sie zu erhabenen Opfern bereit sind; aber eö fehlt auch nicht an gewöhnlichen Galgenstricken.' .Wie zum Beispiel jener Topon Sputitsch, der uns seinen leiblichen Bruder tenunzirt hat!' rief Lieutenant Praunwitz. .Ueber das Thema hat man mir in Fotfcha eine ganze Geschichte erzählt,' sagte der andere Lieutenant, .ich weiß cb;r nicht, wie viel Wahres daran ist.' .Meinen Sie da Verhältniß der Brüder Svutitsch zur Tochter Kobatsch beg's?" Jawohl; der jüngere, Topon, sollte sie heirathen der Hochzeitstag war schon bestimmt, da stellte sich der ältere, Jwon, unversehens ein, gewann die Eltern des Mädchens für sich und hei rathete die Braut dem Bruder vor der Rase weg.... Auch gab eö verschiedene romanhaste Auftritte; das Mädchen wollte fliehen, Topon wollte sich daS Le ien nehmen; endlich aber schwor er, sich entsetzlich am Bruder zu rächen.... auch er soll seitdem fortwährend hinter ihm her sein und ihn verfolgen. Jetzt hat er einen tlqaemen Weg gesunden, um zur LuSführunq semeS SchwurS zu gelan gen; er liefert ihn in unsere Hände auS . . . . ' Uns zum Nutzen ist daS allerdings,' unterbrach ihn der Hauptmann, denn Jwon Sputitsch hat unS schon manchmal viel blutig zu schaffen gemacht.... aus jeden Fall aber ist dieser Topon ein Gal- elftri!!' Im selben Augenblick wurde der Ruf eines entkernten Vorpostens gehört .Halt! Werd!' Die Offizier sprangen auf, die Sol baten griffen an die Gewehre und traten ta Rech' und Glied. Alle waren voller Erwartung, als der Unteroffizier mit einem Gemeinen in der Richtung des laut gewordenen Vorpostens oomarschtrt war. Anfänglich Hortensie das Knirschende! SchneeS unter den Tritten der beiden Soldaten recht deutlich, dann immer schwächer. bis es endlich ganz stille wurde. Mit gespannter Aufmerksamkeit horchten jetzt die Offiziere und Soldaten und waren darauf gefaßt, daß sie im nächsten Augenblicke das Geschrei der An, greifenden und daS Knallen von Schüssen hören werden. Doch statt dessen vernahmen sie nach einiger Zeit den gedämpften Schall von Menschenstimmen, dann das Stampfen nahender Schritte und das Knistern des Schnee, und endlich sahen sie auS der Dunkelheit die beiden Soldaten hervor treten. Diesen voran ging ein junger LoZ niake, dem die Hände gebunden waren. Er schritt recht unerschrocken einher, und al er vor dem Hauptmann anlangte, konnten alle Anwesenden beim Wieder schein de Wachtfeuer seine schlanke. schöne Gestalt sowohl, wie die für einen gewöhnlichen Bauernburschen ungewöhn lich reiche Tracht desselben bewundern. Sein kurzer Kastan war mit Wolf pelz gefüttert, der rothe Gürtel mit Gold durchwirkt und der Griff de dahinter steckenden HandscharS und der Pistolen war mit Edelsteinen besetzt. Er sah auS wie der Sohn eines reichen Beg und hätte überhaupt einen sehr vorlheilhasten Eindruck aus die Anwesenden gemacht. wenn er nicht durch den düstern Ausdruck seine fahlen GestchteS und durch den un, heimlichen Ausdruck der tief liegenden Augen, die unablässig zur Erde blickten, abgestoßen hätte. .Wer bist Du?' fragt der Haupt mann, indem er den Ankömmling mit strengen Blicken maß. Der Angeredete sah nun endlich aus und blickte dem Offizier fest in die Augen. .Ich bin Topo Sputitsch,' antwortete er. ES entstand eine allgemeine Bewe gunff. als der Name ertönte; die Mienen der Offizier drückten Neugier und Ver achtung aus. .Hast Du twas bei Dir, wodurch Du nachweisen könntest, daß Du derjenige wirklich bist, für den Du Dich au, giebst?' fragte der Hauptmann weiter, ohne in innere Bewegung zu verrathen. Die Lippen des Boöniaken verzogen sich etwa? zum Lächeln. .Ja, Herr I ich habe .... neue Änzei, gen über die Aufständischen!' .Rede!' .Nach einer Stunde, beim Sonnen aufgang, erden sie von drei Seiten auf Euch losschlagen....' .Wie? So viele Leute hat Dein Bru- der unter sich?' Der Bosmake schüttelt sich und nahm eine wüthende Haltung an. Mein Bruder? Nein. Herr! Er ist mir kein Bruder, fondern ein schwerer Feind! Mag ihn Satan erwürgen!' Bei diesen Worten zog sich sein läng- licheS Gesicht zusammen, die Augen blitz ten unheilverkündend auf, und zwischen den L'ppcn erglänzten, wie bei einem Wolfe, zwei Reihen weißer, scharfer Zähne. Doch halte sich diese Erregung bald verzogen und er gab ein ri Antwort auf die gestellte Frage: Jwon Svutitsch hat gestern aus der Ulobitsch planina mit einer zweihundert Mann starken Abtheilung deS Stanko Srdjewitsch sich vereinigt, und da Beiden bekannt ist, daß nur eine Kompagnie Soldaten gegen sie auSaekchickt wurde, so haben sie beschlossen, Euch zu umzingeln und mit Sonnenaufgang von drei Seiten anzugreifen, und zwar von Wutschewo, brdo, von der Peruschiza und von der Ulobttsch-planina. Zuerst wird gegen Euch srdjewitsch von Wutschewo bido an- rücken, aber daS wird nur ein Scheins: griff fein, und Ihr sollt eS nur mit einer ganz unbedeutenden Abtheilung zu thun haben. In demselben Augenblicke aber, in dem Ihr Euch gegen ihn wendet, wird Jwon mit der ganzen Abiheilung von der lllobltsch-PIanini und der Peruichiza her auf Euch losschlagen....' Der Hauptmann sah den &ptqtT mißtrauisch und forschend an. .Wenn Du lügst,' entgegne! er trocken, .wirft Du unter einen Baum gestellt und bekommst eine Kugel vor den Kops!' Der BoSniak zuckte verächtlich mit den Achseln. .Wenn Ihr mir nicht glaubt, so seid Ihr morgen gewesen!' Lautlose Stille. Der Hauptmar.n stand eine Weile unentschlossen, dann winkte er die Osfiziere herbei und gab die entsprechenden Bcfeble, indem er ihnen in kurzen Worten den Plan zum Handeln auseinandersetzte. Er war ein fach und bot allein die Aussicht auf gün stigen Erfolg. Fünfzig Soldaten soll, ten unter dem Befehl deS Lieutenants Praunwitz auf der bisher eing'noirmks nen Position zurückbleiben, um den Feind zu täuschen, der Rest der Compag nie sollt sich vorläufig auf SnieSniza Planina zurückziehen und im gegebenen Augenblicke unversehens auf den angrei senden Jwon Sputitsch von der Seite losschlagen. Bevor an die Ausführung der gegebe nen Befehle gegangen wurde, rief der Hauptmann noch einmal den Topon vor sich. .Höre!' sagte er zu ihm, .sage mir mal aufrichtig, wag Dich dazu bewogen hat, hierher zu kommen, um uns zu warnen?' .Wenn Jwon Sputitsch heute siegte, müßte ich lange auf eine Gelegenheit werten, mich an ihm zu röchen," ant ortete Topon freimüthig. Der Hauptmann schüttelte den Kopf, ohne jedoch etwas zu erwidern; er.gab Praunwitz nur noch die Ordre, den Los- niaken bis auf Weiteres als Gefangenen bei seiner Abthetlung zu behalten ; als dann marschirte er mit seinen Leuten nach dem von ihm bezeichneten Berg rücken ab. Lieutenant Praunwitz aber führte un verzüglich die Aufstellung seiner Mann, schaft auS. Von Wutfchewo-brdo trennten ihn ein tiefer Abgrund und ein schmaler FelSqrat und außer noch ein Felsabhang, fodaß er, von dieser Seite gegen das feindliche Feuer hinlänglich gedeckt, nur einer g: ringen Anzahl Soldaten bedürfte, um diese Flanke zu schützen; fein Haupt auaenmerk richtete er auf die rechte Flanke und aus die Front. Die Soldaten nah men in aufgelöster Ordnung ihre Stel lunzen ein, indem sie sich bei Zeiten solche Plätze aussuchten, wo sie bei mög lichft guter Deckung den Feind mit Er folg beschießen konnten. Bald hatten sich die Schützen theils a.i ringsumher icrnicuic ijeis tuz gelehnt. theil in Vertiefungen und Felzsxalten inae zwängt, und lo hoben sie sich aus der vom Nebel und chnee bedeckten Fläche al eine ausgedehnte krumme Linie ab, die sich au einzelnen grauen Flecken zusam mensetzte Der Nebel wurde endlich dünner und durchsichtiger, auch bekam er im Osten eine rosige Färbung, und hierauf erschie nen die Gipfel von Wutschewobrdo mit goldigen säumen an den höchsten spitzen Mit verhaltenem Athem wendeten die Soldaten ihre Blicke auf da TazeSge ftirn; e erschien, wie sie sich sagten. wohl sur o manchen von ihnen zum letzten Mal! Noch immer jedoch störte kein Laut die Stille, keine Bewegung konnte aus den nahen Berghohen wahr genommen werden. Plötzlich erhob sich Topon Sputitsch, der aus etehl Praunwiö . von einem Soldaten bewacht, in unmittelbarer Nähe war, von dem Felsstück, auf dem er bis her gesessen, und schien mit vorgestttcksem Halse zu lau chen. .Sie kommen," flüsterte er nach einer Weile, indem er mit den Blicken nach Osten zeigte. Der Lieutenant strengte vergeblich seine Augen in der angedeuteten Richtung an, er vermochte nicht zu erblicken. .Wo erblickst Du denn dort Jemand?' fragte Praunwitz leise, es ist ja Nie mand da!" .Sie kommen,' wiederholte der S3o8: niake, indem er sich in die Laute, die nur ihm vernehmbar sein mochten, beharrl:ch vertiefte. Und im selben Augenblicke begann sich' nach jenseit der Schlucht zwischen den Wachholdersträuchern zu regen, al huschten jetzt undeutliche Schatten von einer Eiche zur anderen dahin; in der Luft jedoch herrschte so vollkommene Ruhe, daß man hätte meinen dürfen, es habe da Spiel von Nebel und Licht dem Auge die Wahrnehmung von Phantomen vorge uhrt Da auf einmal flog es entlang dem Kamme jenes Bergrückens wie eine feu rige Schlange dahin, und unmittelbar darauf kam das Dröhnen einer Gewehv salve herübergerollt. Praunwitz zweifelte nun nicht länger. Die Anzeigen .oponS bestätigten sich ES hatte Stanko Srdiewitsch den Angriff begonnen, .Feuer!" kommandirte Praunwitz den Soldaten, die den linken Flügel bil beten. Von beiden Seiten dröhnten jetzt Schüsse hinüber, herüber; anfänglich er folgten sie seltener, dann aber schneller hinter einander, und mit jedem Augen, blicke massenhafter und weniger regel- magla. sehr vaio ar et nun von einem bläulichgrauen Pulverdampf ge sättigt, und dieser bildete in Verbindung mit dem noch immer nicht ganz verflöge, nen Nebel eine Masse, durch welche die, die gegenüberliegenden Berghohen tren nende Schlucht überbrückt war, so daß es da Ansehen gewann, als würden die BoSnicken geradeaus vorwärts stürmen und mit einem Schlage den an Zzhl schwächeren Feind erdrücken. Sie dachten ober nicht daran, sondern schössen bestän big und erhoben von Zeit zu Zeit die lancigedehnten Rufe: .Weh, weh! Udri V " Wegen der recht bedeutenden Entfer nung waren ihre ziemlich gut gezielten Schüsse doch nicht im Stande, einen großen Schaden anzurichten. Nur ein Soldat war bald zu Anfang todt zusam mengebrochen und im weiteren Verlaufe wurden zwei verwundet. Die Kugeln flogen jedoch sehr dicht, und alle Augen blicke fielen Fetzen gefrorenen SchneeS den Soldaten auf die Köpfe und Ge sichter. Praunwitz schlich in gebückter n smmnnn' Haltung von einer Stelle zur andern, in dem Bestreben, keine Bewegung des Feindes auS den Augen zu verlieren. So bemerkte er auch, daß die Feinde ganz unvermuthet eine sehr lebhafte Be wegung machten, und er glaubte, einen Augenblick lang, daß sie in ihrer Unacht sckm'kcit einen Sturmangriff ausführen ollen. .Die Rasenden!" murmelte er, doch im selben Augenblicke belehrte ihn schon eine gewaltige Gewehrsalve auf dem rech ten Flügel über die Veranlassung zu jener lebhaften Bewegung. .Jwon Sputitsch tritt ml der Haupt macht auf!' sagte sich Praunwitz. Unbekümmert um die Geschosse, die wie Hagel fielen, eilte er in vollem Laufe nach der bedrohten Pofition. Dort stellte sich die Situation noch viel anders dar. Der kleinen Schaar Soldaten gegen; über hatten die BoSniaken die soeben hin' ter den Bergabhängen heraufgekommen waren, sofort in geschlossenen Reihen Stellung genommen und rückten auch schon, begünstigt durch die Unebenheit des Terrains, mit schnellen Schritten vorwärts. Immer enger wurde der vor rückende Halbkreis, mit dem die Bosnier ken die ihnen verhaßten Schwaben er drücken wollten. ES war augenfällig, daß ein langer Widerstand gegen sie nicht möglich sein werde, und Praunwitz blickte verzweifelt in der Richtung der SnieSniza-Abhänge, von wo der verabredete Entsatz kommen sollte. Nichts zu sehen? Schon waren die Bosniaken auf der flachen Ebene an gelangt, wo sich ihnen vor den Kugeln der Soldaten auch keine rechte Deckung mehr darbot; sie machten also Halt und eröffneten eine energische Beschießung. DaZ Feuer war überaus hitzig, und da die Entfernung, durch welche die beiden Gegner jetzt von einander getrennt wur den, nur noch eine kurze war, gab es viele Todte. Nach wenigen Minuten lag der dritte Theil der Soldaten erschossen oder verwundet da; dennoch steigerte sich ihr grimmer Widerstand, weil sie uß ten, daß allein auf der Behauptung ihrer Stellung da Heil noch beruhe. Durch einen einzigen Schritt rückwärts würden sie die BoSniaken zum Losstürmen gegen sich herausfordern und sich schließlich die Abschlachtung mit dem Handschar zu ziehen. Wie ein Feuersalamander tummelte sich unter den bosnischen Reihen ein noch junger Heißsporn, im schwarzen Bart, ohne Mütze nnd den blanken Kendschal in den Zähnen. Durch !ureS, abge brochenes Schreien machte er seinen Leu ten Muth und Lust zum Kampfe. Auf den ersten Blick war in ihm der Anführer zu erkennen. Die Soldaten nahmen ihn aufs Korn, doch die Kegeln thaten ihm nicht an. .Da ist Jwon Svutitsch,' sagte sich Praunwitz. .der muß fallen, oder wir werden fallen!' Und indem er sich, auf den Ellbogen gestützt, von der Erde erhob, sing er au vollem Halse an zu schreien, um beim Dröhnen der Schüsse gehört zu werden: Korporal Marko, heran zu mir!' Der Korvoral, der beste Schütze im Regiment, kroch auf allen Vieren an ihn heran. .Sie sehen dort den im Bart,' rief Praunwitz, .wenn Sie den treffen, giebt'S einen Dukaten und Avancement! Doch beeilen Sie sich!' Der Korporal kniete hinter einem FelZstück nieder und legte den Gewehr kolben an die Schuller; in demselben Augenblicke aber bekam er eine Kugel in die Stirne und stülzte rücklings nieder, wobei der Offizier mit feinem Blute be spritzt wurde. Praunwitz ergriff nun selber daS Ge wehr, da er ebenfalls ein guter Schüye war; doch als er eben anlegen wollte, zerrte ihn Jemand mit den Zähnen am Aermel. Topon Sputitsch war eg. . .Herr!" sagteer mit verzerrtem Ge sichte und unheimlich leuchtenden Augen, .zerschneiden Sie mir die Stricke, ich ich werde ihn schon treffen. . . . " Der Offizier wankte einen Augenblick; trotz der entsetzlichen Lage, in der er sich mit feinen Leuten befand, empfand er doch eine,i instinktiven Widerwillen da gegen, dem Bruder gegen den Bruder die Mordwaffe in die Hand zu geben; aber er überwand sich schnell, legte das Ge wehr nieder und ze'fchnitt mit feinem Degen die Fesseln des LoZniaken. Schieße, wen.i Du willst.... aber triff!' Tcxon ergriff fieberhaft das auf der Erde liegende Gewehr, und nachdem er sich auf den Bauch gelegt, sing er an. langsam und bedächtig zu zielen. Er setzte mehrmals das Geroehr ab und führte eS wieder in die Schußlinie. Fr idtt lange Heil, euouai nng er an. am ganzen Körper zu zucken und schleuderte vag Gewehr von sih. Sein Gesicht war bleich und die Lippen bebten ihm vor Angtt. .Herr!" rief er mit dumpser Stimme, ich kann nicht schießen.... ich könnte einen Anderen treffen, und ich will nur ihn ermorden!" Praunwitz vernahm seine Worte nicht mehr, weil die Bosniaken eben wieder zu einem neuen Sturmangriff aufgefprun gen waren und ihr donnerndes Feld geschrei ,Ku handscharu!" sogar das Dröhnen der Schusse übertönte. Praunwitz erkannte, daß jetzt der ent cheidende Augenblick gekommen, und wie Blitze fuhren ihm die Fragen durch den Kopf, aS jetzt weiter geschehen könnte, wenn der Haupkmann nicht sogleich mit Hilfe käme? Doch die ctl e kam noch zu rechter Zeit. Da dröhnte ja vom rechten Flügel ein he liges schienen, sowie das Hur rah" der frisch zum Kampfe eingelroffe- nen Soldaten. Plötzlich blieb jetzt ;ich die Starrn lini der BoSniaken stehen. Sie rollte sich zusammen und geiieih in'S Wanken. wie eine Eiche, die am Fuße fast durch ;e hauen, ebenfalls zu wanken anfängt, be vor si: krachend zur Erde stürzt. Der plötzliche Angriff von einer Seite, oon der sie keinen Ueberfall befürchtet hatten, fetzte sie in Verwirrung und er zeugte die Vorstellung, sie könnten oon so Überlegenen Streitkräften umzingelt fein, daß sie weder Widerstand zu leisten, ge schweige denn als Sieger hervorzugehen im Stande wären. Von zwei Seiten mörderisch beschossen, nahmen sie also den Rückzug, ja schon in der nächsten Minute stoben sie wild auseinander. Vergeblich hatte Jwon Sputilsch ver sucht, sie mit Donnerstimme zu stch zu rufen, nichts vermochte sie zum Siehen zu bringen. Die Soldaten folgten ihnen auf den Fersen, schössen unaufhörlich und gönn ten sich keinen Augenblick Ruhe. Von einem Kampfe konnte keine Rede mehr sein. Die Abtheilung Jwon Sputitsch hatte aufgehört zu eristiren! Eine halbe Stunde später wurde auf der Puha-gora kein einziger Schuß mehr vernommen, und die Soldaten, noch von KampfeSwuth erfüllt und siegestrunken, singen wieder an, in Reih und Glied zu, fammen zu treten. Ohne Ende oder fch'en ihr Vioalrufen, Lachen, herzliches Umarmen und Singen. Der Hauptmann stand mit den beiden Ossizielen am Rande der Schlucht und schaute mit dem Fernrohre nach allen Richtungen euS. Ueberall sonst, öde. nur auf ver schneebedeckten, zerstampften Ebene der Puhagora lagen in ihren Blutlachen die Leichen der Gefallenen. Da erhoben sich auch Verwundete mühsam oon der Erde und jammerten und baten um Erbarmen, manche aber wälzten sich vor Schmerzen im Schnee herum. Doch da? Jammergeftöhn wurde von den Jubellauten der Glücklichen ver fchlungen noch hörte es Niemand, vielleicht nur die Geier, die. frischen Fraß witternd, hoch in den Lüften krei'le,'. Tie Offljiere erzählten sich die Einzel, heilen des ganzen Treffens und waren so davon eingenommen, daß sie tS nicht merkten, al Topon Sputitsch in ihrer Näbe auftrat. Er war so verändert, daß man ihn niql wievererkannt hätte. Eine gebeugt gernickle Gestalt, die krastlo die Füße naazicaieppie. em Gezicht hatten See lenschmerz und Reue ihren düsteren Stempel ausgedrückt. .Herr!" saztte er nach einer Weile um Hauptmann gewendet, .mein ganzer Verrath ist zu nicht gewesen er ist entkommen!" cn w ' ,vi . m .... c, vie,en Worten n:i sein iö.iC zu fällig auf einige gefangene BoSniaken die von den Soldaten mit Kolben gestoßen und gefesselt vor den Hauptmann gefühlt wuiven. ?rn ihrer spitze ging tntx peigiporn im schwarzen Barl, ter An suyrer der Insurgenten, seine Händ uiaren auf dem Rücken sest zusammenge iqinurr, in ver Wange kianie eine von einem Bojonetstich herrührende ffiunh auS der ein breite Band gerinnenden Blute hervorkam; doch halte er den Kopf trotzig erhoben, und aus den Augen zucrien lige von Hag und Stolz. .Ah!" brüllte Topon, .endlich haben sie ihn doch erwischt! Er ist nicht entkommen! Ah!" Und wie ein wilde Thier sprang er aus ihn ein. oder ein einziger Blick ke Bruder machte, daß er w:e festgewurzelt neyen vlleo. .Dobro utro. bratschiel' redete ibn Jwon mit ruhiger unb scheinbar kühler iimme an. Topon erwiderte ihm nicht, sondern enveke sich zum Hauptmann .Herr!" schrie er mit Leidensch:ft .vag ist won Sput tsch,daZ ist der Ar ührer ber Rebellen!" Solch' grimmiger Haß erregte in dem Hauptmann einen Schauder, während Praunwitz mit halber Stimme, dzch veulitcg genug vor sich hin murmelte .Kanaille!" Der Hauptmann gewann sofort die H:rrschaft über sich und ließ den gefan genen Anführer der Bosniaken zu sich kommen. .Du bist Jwon Ssutitsch?' fragte er vann. .Ich bin'S. .Weißt Du, aS Deiner wartet? .Ich weiß es." .Du wirst nach Fotscha abgiführt, vor daS Kriegsgericht und. . Ohne den Satz auSzufprechen, machte er ehrt und ertheilte den O!fieren Be fehle mit Bezug auf das Begraben der .ooien uno oie ersorgung ver iverwun, beten. Die liicht Verwundeten sollten der Abtheilung zu Fuß so'g:n, und für schwer Verwundete wurden grohüfuhren auS Mrlalie requirirt. ES war Heller Tag geworden. Die Nebel hatten sich verzogen und die Sonne, die nun über RujewatschPla nina stand, goß ihre Ströme goldenen LichteS auf die schneebedeckten Berghöhen auS. Die Soldaten bemühten sich um die Gefallenen. Die Verwundeten be kamen einen Nothverband, die Todten wurden bei Seite gezogen und in zwei Haufen gelegt, gelrennt die Soldaten und getrennt die BoSniaken; die Bauern aus Mrkaue, nach denen man Boten ge- schickt halte, sollten die erforderlichen zwei Grubengraben. Der Hauptmann hatte soeben die Gefangenen der Reihe nach ins Verhör genommen und wollte stch wieder von ihnen abwenden. a'.S Jwon Sputitsch einen schritt vertrag Gospoda!" sagte er, .bevor ich oon hier abgeführt werde, erlaubt mir noch mit meinem Bruder einige Worte unter vier Augen zu reden. Boga.mil" fügte er schnell hinzu, als er aus dem Antlitze deS Offiziers ein Schwanken wahrnahm, .ich hab: ihm nichts Verdächtiaes zu sagen, nur einige Worte von unserem Vater, erlaubt doch, moltm-was!" Der Hauplmann machte Topon ein Zeichen, hiranzukommen, und traf hier, auf mit den Soldaten etwa abseits. Dre Bruder standen auf einige schritte einander gegenüber. Topon am Ranoe ker Feiskluft und Jwon an der Wand des überhängenden FclfenS. Schw:igend blickten sie einander mit forschenden Blicken an, und erst nach einiger Zeit ergriff Jwon da Wort: .Topon, Du hast un zweimal ver, rathen!" .Ich habe Dich verrathen, denn ich wollte, Du solltest unte den Händen der Schwaben sterben.!' Wiederum Schweigen. Abermals un terbrach es Jwon. .Denkst Du noch, Topon, an Banim han im Eichenhaine auf dem Tscherni oerch.... Dort wurden wir Beide ge boren. Vorgestern war ich dort; auf meinen Kopf ist ein Preis ausgesetzt, also brachte ich durch die Reise dahin mein Leben in Gefahr. Der alte Vater lag im Sterben, so mußte ich hingehen. ist in meinen Armen gestorben und befahl mir noch, Dir zu sagen, Topon. daß er als Vamxyr zurückkommen und Dich ver folgen werde, wohin Du auch Deine Schritte lenkst, und daß er in den Räch' ten. Dir das lebendige Blut suLfaugen werde. ,Schö!" entgezneteTopon mit bleichen Lippen und erzwungenem Lächeln. .Vor seinem Tode sagte er noch." fuhr Jon fort, .daß Topon nicht sein Sohn ist! Kein rechter BoSniake hätte da ge, thr:n, waZ er, sagte er. Wenn er durch feinen Bruder sich gekränkt fühlte, daß ihm dieser das Mädchen weggehafcht hat. so konnte er ja verwegene Burschen an werben und mit Gewalt ihm die Frau entführen! Er hätte ihn sogar zum Zwei kämpf herausfordern können! Aber er zog eS vor, Verräth zu erden, er zog e vor, unser heilige Sache mit Schande u bedecken; er zog e vor. au Rache ein schwabendiener zu erden! Und deshalb soll er veigcht sein für ewige Zeiten, sollen verfluch! sein seine Kinder und Enkelkinder, soll er elend ie ein Hund umkommen, denn um eine Mädchen willen verkauft man nicht Treu und Glauben! Hörst Du, Topon, da hat Dir der Vaier sagen lassen!" Topon schwieg, den lpf auf die Brust geneigt. Ueber Ja??n Gesicht zogen nun. wie schwarze Wolk.n. wohl schwere Anschläge, einer nach dem andern lahm. .Bele. ' sagte er endlich zum Bruder, bete und Itxtvt Deine Sünden!" Topon erheb seinen Kcxf und blickle den Bruder verwegen an. .Bete Du nur selber!" Du wirst früher auS dieser Welt schciden! Ueber morgen irst Du in Fotscha aus dem Galgen hängen ich aber werde Dich und Deine Oaalen mir ansehen und e laut ausrufen, daß stch mein Her er freut!" .Niemand ist feine Tage und feiner Stunde geaiihl' entgegneieJwon düster. Die Gerechtigkeit wandelt auf verfchie, denen Wegen, und Niemand ve:mag, vor ihr zu entschlüpfen! Topon, höre! Der Vater befzhl mir. Dir ferner zu sagen, daß er in der Stunde Deine Tode von Banim hin her Dir sichibar erscheinen und vor Dich hintretcn erde, um Dich zu verwünschen! Ha, sich doch, sieh doch hin, ich sehe ihn! Blicke doch htnler Dich, sieh doch, da steigt er von den Wolken herab und kommt hierher. . . ." Topon drehte feinen Kopf automatisch um. Im selben Augenblicke stürzte Jwon mit einem Sprunqe vor, und da ihm die Hände auf dem Rücken gefesselt waren, stieß er zug?eich mit der Wucht und Schwere seine Körper den Bruder um und siel selber. .Verraih wegen eine Mädchen ist nicht erlaubt!' schrie er wild auf und rollte zugleich mit dem Bruder in den Abgrund. Die Soldaten sprangen ,ur Rettung hinzu; aber e war schon zu spät! In dem schwarzen Spalte da unten regle sich nichts; keine Stimme, kein Klageton drang oon dort herauf, nur JwonS letzte Worte, die an den felsigen Gipfeln wiedergehallt waren, rauschten noch ein mal in undeutlichem Echo über die mit Schnee und Leichen bedeckre Puha-gora dahin. ?ie ßycmie der Zukunft. Professor Berlhelot in Paris, der be rühmte Chemiker, hat bei einem Festmahl der chemischen Gesellschaft eine Tischrede zum besten gegeben, in der er seinen Hörern etwas Ergötzliches vortrug. Wie wirb vte Welt tm Jahre 2000 aussehen? Im Kopfe deS xhantasiebegabten Pn sessorS malt sich ihr Zukunftsbild folgen dermaßen auS: Die Chemie hat solche Fortschritte gemacht, daß sie alle Kohlen asserftoff und alle Stickstoffoerbindun gen herstellt, die jetzt nur tm Labora torium der Natur, im Pflanen und Thierleib bereitet erden; da man Ei eig, Stärkemehl, Fett und Zucker abrikmäßig erzeugt, so ist die Magen, frage gelost; S giebt fo viel Nahrung, wie man nur irgend will, und sie kostet o viel ml nichts, da der Rohstoff Wasser. atmosphärische Luft und Kohlensäure sind, die man überall in unerschöpflicher Menge zur Verfügung hat. Aber die Kraft, um diese chemischen Arbeiten zu liesern? Nichts einfacher als das. Man treibt Schächte zum Erdinmrn. Schon in einer Tiefe von 400J Meter erreicht man den flüssigen Kern und hat an ihm eine unerschöpfliche Wärmequelle. Da hinuntergeleitete Wasser verdampft, giebt die Kraft zum Betrieb aller Maschinen der Welt und kehrt ualeich al ein ideale, weil absolut keimfreie Getränk an die Oberfläche zurück. Die Erde wird nicht mehr zu schnöden Nutzzwecken die nen. Also keine langweiligen Aecker und Wiesen, keine ebenmäßigen Furchen und Gräben, keine schmierigen Dünger, nur noch Wald, Alumen, An, malerischer Park und flüsternde Wildniß. Selbst Straßen brauchen die ursprüngliche Na tur nicht mehr tu verschönern. Man wird nur noch durch die Luft segeln und da Fahrzeug durch die auf'S Höchste ver ooU'ommnetenSprenaitotse treiben lassen. Grausamer, herabwürdigender Thiermord wird nicht mehr geübt werden, denn Nie mand wird Thierleichen essen ollen, da r die rda l chste rnd arz.'ne'zmst: Nah rung in Gestalt eines TäfelchenS Eiweiß oder Stärkemehl in sedem Loden findet. so träumt der Chemiker. Darüber werden die Leute heute den Kopf schüt keln, ie unsere Vorfahren e gethan haben ürden, hätte man ihren die heu tgen Resultate der ElektrililSt voraus gesagt. Ob freilich der Magen deS Menschen mit diesem Menu sich einver standen erklären wird, durfte mit Recht zu bezweifeln sein. ?ik Kinder viel Segen. Wenn dieses Wort wahr ist. dann müssen zwei Familien in den Vereinigten innitn nftn itntn ftrnni ttfn 3. ... w.. w.tj.t. g.Mii.QM l.t . 5 ochwurdige Ala Routh m Sulllvan Countv, Tennessee, ist siebzig Jahre alt und der Vater oon ... . dre, und dreißig lebenden Kindern! Die ankere Familie ist die eines gewissen Mose William, der in der Nähe von Faqetteoille in Nordcarolina lebt. Der Genannte ist zweimal verheirathet gewesen und soll ünfundoierzig Kinder sein eigen nennen. Von dielen sind bi auf fünf alle Mäd. chen. Ob denn der reiche arme Mann nicht an MltgifieritiS zu Grunde geht? Naiv. Tante: .Du besuchst mich wohl nr dann, enn Du Geld brauchst?' Nest : .mtx liebe Tante, h.nchzer kann ich ja doch gar nicht kommen.' I