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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (May 31, 1894)
! 3nferat-5tivim J'on T. Cunfer. Die ülentliiie Vetneiaeninti tel Mn'l lerischen Nachlasse des' Professor X. X. findet am 12. diese, von 0 Uhr d, in dem Atelier de, Meister,. G -strahl 7, statt. Pm., f. AukiionS-KommissariuS. Der echt sahle Morqenschein eineS trfl bei DezembertageS fiel in den engen Hosraum eine fünfstöckigen Vorstadt, hause. Än einem der niedrigen Mansarden senfler de HZuserkolosieS stand ein klei, ner Knabe und trommelte ungeduldig gegen die angelaufene Scheibe. Dann wandte er sich nach dem engen Zimmer uiück und sagte in trotziq,einerlichem Tone: .Mich hungert. Gerhard, giebst Du uns noch immer nicht zu essen?" Der Angeredete, ein hagerer, langruf geschoffener Bursche von etwa fünfzehn Jahre,', unterdrückle mllhlam den Serif zer, der seine schmale Brust hob. ,Du mußt ein wenig Geduld haben, Karl, Du siehst, die leinen sind noch nicht sertig angezogen.- Der Knabe warf die Lippe auf und wanrie sich wieder dem Fenlier zu, wöh rend Gerhard am Boden knieend, mit klammen, ungeschickten Fingern bkmilht war, zwei kleinen schlaftrunkenen M2d chen die dürftigen Kleidungsstücke anzu legen. Die Einrichtung des niederen, von einer dumpfkallen Luft et füllten Zim rnttS bestand aus einer großen und einer kleinen mit Strohsäcken gefüllten Bett statt, einem roh gezimmerten Tisch und vier Stühlen. In einem kleinen Ber schlage nebenbei wurden die wenigen Ge rllhschaslen für die Mahlzeiten ausbe wahrt. Dort lag auch in einer alten umgestülpten Holzkiste Gerhards kost barste Eigenthum, ein paar Blatt wtU ß,S Papier und einige winzige Stücken zugespitzter Kohle. Seine SchlafstLlte hatte er mit dem Vater gemeinsam in dem größeren Bett. In dem kleinen schliefen die drei Kinder, die deS mangelnden Raume wegen nicht zwischen ihren Strodlöcken hervorkriechen dursten, wenn der Vater aus Arbeit' ausgegangen vcat. Der Anzug der kleinen Mädchen war beendet und Gerhard schickte sich an, das Frühstück zu bereiten, ÄuS dem Verschlage nebenan holte er einen Topf mit einem Restchen bläulicher Milch ; er goß die vierfache Portion Wasser dazu, schnitt ei Stück altes Brod hinein und erwärmte den Trank nothdürftig über einer kleinen spärlichen Flamme. Carl hatte aufmerksam jede Bewegung deS BruderS verfolgt. .Warum giebst Du unS heut so wenig Milch und so viel Waffer, Gerhard? Wir bekommen alle Tage weniger Milch und Brod, und nun schon gar keinen Kaffee mehr und dabei sah er mit dem altklugen Blick darbender Kinder den Bruder so vorwurfsvoll prüfend an, daß Gerhard schmale bleiche Gesicht noch farbloser wurde, und nur unrer seinen dunklen Augen zwei tiefrothe Flecke brannten. .Der Vater hat mir nicht mehr Geld für Euch gegeben," erwiderte er leise. .Aber Du, bringst Du denn gar kein Geld mehr von Deinem Maler?" .DerMaler ist todt, da weißt Du ja, Karl und in Gerhard Stimme zitier ten unterdrückte Thränen. Aber der Kleine war unerbittlich. .DaS ist dumm von ihm, daß er todt ist Du mußt Dir einen andern Maler suchen, dem Du die Pinsel wäschst und der Dich abermals" Gerhard schüttelte traurig den dunkel, lockigen Kopf. Und mit der altklugen Weisheit der Kinder, denen jeder Pfen nig vorgerechnet wird, der ins HauS hin ein und au demselben herauskommt, fuhr der Kleine fort: .Der Maler ist noch gar nicht so lange todt Du hast gewiß noch Geld von ihm für unS übrig." Eine große Angst zuckt bei diesen Wor ten über Gerhard Züge und mit einer krampfhaften Bewegung faßte er nach der Brust, als gälte e einen Schah dort zu brechen. Die Kehle war ihm wie zu geschnürt, er hatte keine Antwort auf diese Frage; aber der kleine unbarmher zize Fragesteller selbst überhob ihn der selben, indem er sich auf den Morgen trunk stürzte und ihn heißhungrig ver schlang. Gerhard fütterte die kleinen Mädchen. Für ihn selbst blieben kaum ein paar Tropfen übrig. Er rührte nicht einmal diese an, sondern schob Carl den Topf über den Tisch zurück. Zll er auf die Straße hinauskam, fühlte er an dem schwankenden Gang und den kreisenden Punkten vor den Augen, daß er während der letzten Tage kaum das Notdürftigste über die Lippen ge bracht. Aber die Luft war frisch und herbe, und ein paar kräftige Athemzüge ersetzten dem, an die härtesten Ent behrungen gewöhnten Knaben für den Augenblick die fehlende Nahrung. Er hatte einen weiten Weg zu machen. Vom äußersten Osten bis in den fernen Wetten der großen Kaiserstadt. Aber er kannte diesen Weg, Schritt vor Schritt, Stein um Stein. Drei Monate lang war er täglich um dieselbe Stunde durch den Riesenkörper Stadt hinauSgewandert zu dem großen Maler, der nun, feit wenig Wochen, unter der Erde den letzten Schlaf schlief. Gerhard hatte viel. Alles, feine Zu kunft. vielleicht sein Leben durch diesen plötzlichen Tod verloren. Dem Maler war der hagere schwarzäugige Knabe, der um knappen Sold AuSläilferdiknfle that, trotz des Menschengewühl im Mittelpunkte der Stadt ausgefallen. Da bleiche, edel geschnittene Gesicht, die ernten, flammenden Augen, die eben mäßige, hagere Gestalk, die sich unker allzuschTerer La'! beugte, hatten den Wunsch in ihm rege gemacht, einen ver schmachtenden JZmael nach ihm zu malen. Am nächsten Morgen schon war Ger hard bei dem Maler eingetreten, aber er war nicht weit über die Schwelle gekom men. Ein heftige Zittern hatte ihn beim Anblick der feenhaften Pracht er griffen, die der neue Raum umlchloß. Blühende Blumen, schwere seideneStoffe, hochstämmige Palmen, kostbare, in schim mernden Farben schillernde Gewänder, goldene Harfen und Lauten, Hunderte von Gegenständen in edlen Holzarten, Silber, Kupfer, Elfenbein und Marmor. Bilder an den Wänden und auf Stasseleien füll ten in buntem Durcheinander dc Maler üppige Arbeitsstätte. Der Knabe stand wie gebannt. Er hat niemals L'cht und Farbe, Glanz und Schönheit gesehen, und doch war die Sehnsucht danach, bis zu dieser Stunde freilich ihm selber unbewußt, in seiner jungen Brust lebendig gewesen. Der Maler hatte ihn bei der Hand ge nooimen und ihn mit gütigen Worten zu einem Sitz geführt, von dem auS Ger hard stundenlang daS Feenreich um sich her betrachten dürfte, während der Maler daS bleiche Gesicht mit den flammenden Augen auf seine Leinwand festbannte und wie die Hand in kläfligen Zügen das Bildniß förderte, erkannte deS Künstlers Auge in dem Blick des Knaben die schön heitsturstigk Seele, den göttlichen Fun ken, den daS Elend einer dürftigen Eri stenz nicht auSiulöschen vermocht. Seit jenem Tage war Gerhard täglich zu dem Maler gegangen. Er hatte kleine Dienste für ihn verrichtet, und wenn er auch niemals ein Geschenk angenommen, so hatte der Erlös seines kleinen Ver dienstes nicht nur dazu ausgereicht, die häuslichen Verhältnisse aufzubessern, scndern Gerhard war sogar im Stande gewesen, einen kleinen Bruchtheil für sich zurückzulegen, um wachenden AugeS dabei von etwas Schönem, undesinirbar Herrlichem zu träumen, dem seine Ge; danken nicht Form noch Namen zu geben wagten. Nun war eS auS und vorüber. Der Ulanb, der ihm so gütig zugesprochen und seine zaghaften Fragen beantwortet, war auf ewig vcistummt; die schlanken weißen Hände, die so wunderbar be rückende Gebilde auf die Leinwand ge zaubert halten, starr und gekreuzt über dem todten Leibe gelegen; der Traum, den Gerhard geträumt, wird mit dem Todten inS Grab gesenkt. WaS wußten die Ueberlebenden von dem hageren Kna ben mit den fragenden dunklen Augen? Er war eine? der vielen Modelle des Meisters gewesen, nicht weiter. Der Tod wc.r zu schnell gekommen, als daß der Sterbende ihnen hätte sagen können: .vergeht deS Knaben mit den flammenden Augen nicht, in die ein Gott fein heiliges Feuer gelegt." Zum letzten Mal wandert Gerhard heul den weilen Weg, den Rest seiner kleinen Baarschast auf der Brust. Nur ein geringes war noch übrig geblieben. Mit dem größeren Theil hatte er den Hunger der Kleinen gestillt. Diese letzte aber war sein, und kein Elend und keine Macht der Welt wäre im Stande gerne sen ihm dies Letzte zu entreißen. Dort draußen in dem Feenreich de todten Künstlers, das heute Stück sür Stück zerrissen und unter dem Hammer gefeilscht werden sollte, wollte er ein letz teS Andenken an den geliebten Todten erwerben. Er hatte gehungert und ge froren, gedarbt und in Gewissensangst gezittert um diese Andenkens willen, aber er mußte eS haben, ein greifbar letz, teS Etwa an den einzigen Freund seiner Jugend. Die öffentliche Stimme hatte ver gebenS dagegen Protest irt, daß deS Ma, lerS Atelier unter den Hammer kam. Eine Sammlung, ein Fürst, ein reicher Mann sollte es als ein Ganze ankau fen, und der Nachwelt bewahren. Ader, wo waren sie, die Fürsten, die Mäcene, die den großen Mann bei seinen Lebzeiten umschwärmt, die auf den rau Ichenden Festen in seinem königlich auS gestatteten Alelier, in feinen hold und fammetftrotzenden Gewändern n Glanz und Schönheit, Wein und Weibern sich berauscht? Wo waren sie Alle, denen seine Freundschaft wie sein Gold stet zu Diensten gewesen wo war das Für stcnhau, für dessen Huldigung der Todte mit einem Aufwand von Kraft, der ihn schon damals zu todten drehte, kostbare prunkende Festzüze veranstaltet, deren Pracht und historische Treue weit aus über des Reiches Grenzen, seinen und deS Fürstenhauses Ruhm verkündet? Wo waren die weißnackigen blühenden Frauen mit dem Goldhaar, die ihn ge liebt hatten, als er groß und mächtig war? Fort, wie er selbst! Kein Dank, keine Liebe, keine Treue über da Grab hinaus. 1 Händler und Trödler waren eS, die da boten und feilschten um die Schätze, an denen fein Herz gehangen, und wieder boten und wieder feilschten, mährend Gerhard mit hochklovfendem Herzen an; der Stelle stand, auf der er oft neben dem Todten gestanden. Er hörte feinem Ohr ungeheuerlich erscheinende Summen bieten, Summen, die in Wahrheit dem Werth der Dinge nicht entfernt nahe ka men, er sah Stück um Stück des Feen reichS zerstört, und krampfhaft hielt er das Geld an die Brust gepreßt; noch war seine Stunde nicht gekommen. Es war gegen Abend; da? Atelier leerte sich mehr und mehr, Hunger und Erschöpfung drohten ihn umzuwerfen, aber mit eiserner Energie blieb er Her? über seinen wankenden Körper. Lang sam schob er sich durch die noch Anwesen den Händler und Trödler geringster Sorte bis nahe an den Tisch, auf dem eine Fülle von Kleinigkeiten, Münzen, glaschen, unterschiedliche Gegenstände von GlaZ und Porzellan ausgebreitet lagen. Seine Augen hingen begehrlich an einem Bündel Pinsel und einem cca;l, die nachlässig zwischen den übrizen Ge genständin hingeworfen waren. Er hatte nur den einen Wunsch, nur den einen Gedanken, die unscheinbaren Werkzeuge, die der Todte so oft zwischen seine schlanken Fingern gehalten, als ein heili ges Gedenken mit hinaus zu nehmen in die ihm öde gewordene Welt. Ein Zittern durchlief seinen Körper, als der Auktionator die Pinsel ergriff und gleichzeitig die Hand aus den Spatl legte. Der Knabe halte die Empsin, dung. als müßten aller Wünsche so heiß wie seine eigenen auf daS kleine Bündel gerichtet fein. DaS Gel ruht getheilt in seiner Hand. Die eine Hälfte für die Pinsel, die an dere für den Lpatl. So rauh war seine Stimme, als er auf die Pinsel bot, daß er selbst vor ihrem heiseren Klang erschrak. Dann lauschte er stockenden AlhemS. vornüber gebeugten HaupkeS, ob kein höhere? Ge bot daS feine übertrumpfen würde AlleS blieb stumm. Noch zweimal wiederholte de? Auktio nator seine Frage, dann fiel der Hammer auf den Tisch. Der K nabe mit den flammenden Augen hatte mit fast übermenschlicher Entbeh rung eine Erinnerung an den todten Meister erworben. Die Umstehenden lächelten hämisch über die unverhältnißmäßig hohe Summe, die der halb Zerlumpte für ein Bündel Borsten und ein Stückchen xolir ten Stahls zahlte. Er aber preßte fein Eigen wie ein Heiligthum an's Herz und verließ wan kenden Schrittes den Saal, ohne nach dem zerstörten Feenreich zurück zu schauen. Den, der dereinst der Herr und Schöpfer diese? Reiches gewesen, würde der pietätlose Undank der Welt nichi sonderlich geschmerzt noch gewundert haben, denn der schweigsame Meister war weiser als die Welt ihn wähnte. In dem Liebesopfer des dunkeläugigen Knaben aber Hölle er auf'ö Neue das heilige Feuer des zu Leid geborenen Genius flammen sehen. ?ie Jrxan auf der Z'fttdelialin. Die Frau auf der Pferdebahn schildert ein Beobachter, wie er behauptet, nach .eingehenden Studien", indem er schreibt: .Unstreitig sind die Frauen Engel, aber niemals finden sie sofort ihr Gcldläsch chen, wenn sie die Fahrkarten bezahle wollen; selbst wenn sie eS in der Hand haben, suchen sie eS noch in den Kleider laschen, welche sie natürlich in ihren falti gen Kleidern ebenfalls nicht sofort finden. ES ist ein entzückender Anblick, einen schöien Engel in den Wolken feiner Hülle nach seiner Tasche suchen zu sehen; da werden Wolken rechts geschoben, Wolken linkS geschoben, Wolken hinab geschoben endlich fährt die feine Hand n die Tasche u. s. w. Dabei neigt sich daS hübsche Köpfchen, und von der klei nen Aufregung malt sich liebliche Röthe auf den Wangen. Ist der Engel schon etmaS beleibter, dann furchet sich wohl auch die Stirne , eS ist ein entzücken- der Anblick, Zeuge zu fein dieser holden Verwirrlheit. Unstreitig sind die Frauen Engel aber selbst wenn sie ihr Geld taschchen schon offen haben, finden sie noch immer nicht das Fach mit der nölhi gen Münze. Zu diesem Behufe haben die Engel gewöhnlich sehr kleine Geld töschchen, welche aber ebensooiele Irr fächer haben, als ein niedliches weid lcheS Herzchen. Da stecken zusammen gefaltet Zettel, Marken von Färbern und Sonnenschirmmachern, hie und da auch, sorgfältig in Papier gewickelt, der Zeuge eines kleinen Aberglaubens: ein vier blätteriges Kleeblatt, ein Hufnagel, auch eine Denkmünze und Gott weiß was noch. Endlich ist bezahlt, die Fahrkarte erworben, nach neuerlichem Wolkenschie ben das Geldtäschchen in die den Taschen dieben so zugängliche, der Eignerin stets so unerfindliche Tasche gesteckt und nun sitzt der Engel in holder Unbefangenheit da, die Händchen übereinandergelegt ein Bild deS Friedens und der Behag lichkeit. DaS ist nun zum Entzücken gar! Da kommt der Controleur. . . . Un streitig sind die Frauen die Krone der Schöpfung, aber wenn der Controleur kommt, dann gerathen sie in fürchterliche Aufregung. Erst bemerken sie lange nichts, wenn der Mann aber endlich von ihnen erblickt wird und er sein: .Bitte die Fahrkarte", geleiert und der Engel, aus seinen himm Iischen Träumen aufwachend, begriffen hat, um was eS sich Handell dann, ja dann ist eS ein schrecklicher Anblick! Ein Suchen, Hasten und Tasten beginnt, das sinnverwirrend für den Zuschauer ist. Wieder werden die Wolken geschoben daS Schnupftuch kommt auch noch da zwischen die Fächer des Geldtäschchen werden durchsucht. . . . aber die Karte ist nicht da! Wag nun losbricht, das verhält sich zu dem vorigen Haften wie der Sturm zum Lüftchen; es ist ein Stürmen, ein Jagen, ein Hetzen, ein Wirbelwind der eifrigsten Suche. War der holde Engel früher verführerisch ach, jetzt ist er unwiderstehlich, stnnbcstrickend! Die! Suche macht dreimal den Weg um den ganzen zierlichen Leib, der dabei nach ein ander eine Reihe classischer Stellungen einnimmt: dreimal geht e durch die Wol ken in die Tasche und dreimal in da? Täschchen endlich steckt die Karte doch in einem der Vcrierfächer, deS ebenso zierlich geputzten als unpraktischen Geld, läschchens. Mit welcher Anmuth, web cher holdoerschämten Gelassenheit, welche sagen will: .Ach, ich wußt' es ja, ich habe ja stets alles bei der Hand", nun die .verflixte" Karte dem Controleur ge reicht wird.... nein, noch wird ein Ver such gemacht, die Karte a! ein and er zu falten; die unvermeidlichen Handschuhe machen die? jedoch unmöglich und der Reoiior ist so galant, daS selbst zu be sorgen. Aber wenn die Karte endlich zu rückgegeben. da? GeldiSchchen wieder eingesteckt ist. dann strahlt wieder der Himmel rein und in heilerer Klarheit. Diese? Spiel mit der Fahrkarte ist nur das einfache, das bürgerliche Lust spiel. Wenn erst noch ein Korb oder Körbchen hinzukommt, in welchem tau send Dinge stecken, natürlich auch das Taschentuch und daS Geldtäschchen wenn dieses Körbchen noch einen recht umständlichen Verschluß hat, bei dem e zu drehen, zu nesteln, u stecken, zu heben giebt; dann wird das bürgerliche Lustspiel zum Jntriguer.stück. Der Korb, seine Riemchen, Schlößchen. Oesen, sein Deckel, im Innern feine tausend Ab gründe und karsthchlenartigen Schlupf minkel und Jrrgänge, in denen daS Geld läschchen und die Fahrkarte gesucht wer den, wirkt wie die Bühne mit zehn Thü ren, bei denen die Rennpoffenpersonen aus, und einlaufen und sich Schabernack über Schabernack spielen." in gradlmnigcr Schukmcillcr. Eine muthige und freimüthige Kern natur war der seiner Zeit in Grünberg in Schlesien seine? Amtes als Volks schullehrer wallende .alte Püschel", der am 15. September 1890 im Ruhestand gestorben ist. Dieser Mann so lesen wir in der .BreSlauer Ztg." hat Zeit feines LebenS mit seiner vorgesetzten Behörde auf dem Kriegsfuße gestanden und in allen von ihm durchgcfochtenen Streitigkeiten selbst seinen höchlten Vor gesetzten gegenüber die größte Offenheit gewahrt. Man fand e bequem, ihn füi einen .Sonderling" zu nehmen. Ein mal indessen riß der Behörde der Ge duldssaden und sie war geneigt, den Alten für unzurechnungsfähig zu halten. Daß er aber seine fünf Sinne sehr wohl beisammen, zugleich aber auch Herz und Mund auf dem rechten Fleck hatte, wer den die Leser aus folgenden Briefen aus seiner Hand ersehen. An den Minister von Räumer schrieb er unter dem 10 Oktober 1858: .Aber Herr Minister. daS muß ich Ihnen doch sagen: Ehe ich glaube, von Ihnen Hilfe zu erlangen, eher glaube ich, daß Gott in den Mond ein Loch macht, aus welchem für meine Familie und mich ganze Hemden, Strümpfe, Schuhe und Kleider herab fallen. Meine Nachbar Jagdhund braucht täglich für drei Silbergroschen Brod, ich habe für eine Person meiner Familie täglich 14$ Pfennige. Eines LehierS, der täglich 150 Kinüer unter richtet!? Ist das nicht zum Lachen!? O, es ist gräßlich. Weiß so etwas der König??" Ein Brief an den Minister von Beth mann-Hollweg vom 7. Juli 1861 lautet: .In dieser Stimmung lassen mich der Herr Minister noch einige Gedanken nie verschreiben, von dem Standpunkte eines Sterblichen zu einem Sierblichen. Sie halten mich gewiß für einen ungeschliffe ncn Grobian, aller feiner Regungen bar. Sie irren sich hierin. Ich dränge mich nie zu großen Herren, um mit ihnen Kirschen zu essen ; wenn sie mir aber den noch Stiele und Kerne in' Gesicht wer fen, so geschieht dies nicht ungestraft, ich sammle alle zusammen und werfe dann solchen Unrath mit zehnfacher Kraft zu rück. Sie lächeln wohl dazu, wenn lch armer Schulmeister von Ehrgefühl spreche!? Muß man denn durchaus seine Urahnen unter den Raubrittern de 11. Jahr Hunderts nachweisen können, um auf Ehre Anspruch zu machen!? Wenn Sie glauben, ich bin des Ehrgefühls bar, so ist dies eitel Thorheit. Mein Rock ist grob, doch der darunter ftcckeade Kerl hat Gefühle und will nicht wie fein Kittel behandelt werden. In meinem Leben war ich noch nie berauscht. Können Sie daS von sich auch sagen? Oder von oie len Andern? Es ist der Regierung ein Leichte? gewesen, mich für unzurech nungSsähig zu halten und mir den Kreis phustkuS in's Haus zu schicken. Aller dingS der beste Weg, um Jemand ver rückt zu machen, bei uns gelingt's jedoch nicht l" Cincr von Aride. Dem verstorbenen HanS v. Bülow wurde einmal in Hannover durch den Grafen Waldersee der Lord Dumdee, ein sehr reicher und sehr lustiger Engländer, vorgestellt. .Verzeihen Sie, Herr Doktor," fragte der Lord, .wann haben Sie zuletzt in London gespielt?" .Vor zwei Jahren," antwortete Bülow, und seine Stirne verfinsterte sich, denn er war damals von einigen Londoner Blättern gehörig hcrunlerge rissen worden. .Und wo spielten Sie?" .Mit Joachim zusammen im Crvstal Palace." .0 ja, ich erinnere mich," sagte der Lord; .ich habe in der Presse darüber gelesen. Was spielten Sie doch damals, was zu fo häßlichen Kritiken Veranlas sung gab?" bemerkte Lord Dumdee. .O Du lieber Augustin,' und als Encore psissen Joachim und ich .God save ihe Queen." Wollen Sie, Mylord, vielleicht noch wissen, was wir geges sen haben? Natürlich Plumpuddmg!" Sprach'S, stand auf und ging daoon. AlleS faß da mit verdutzten Gesichtern. Da kam der Retter in der Noth, Berendt, HannoserS unverwüstlicher Komiker. .Sie, Berendt," rief Waldersee lachend, .ist Bülow fatisfaktionsfähig? Er hat hier unseren Lord Dumdee de leidigi?" .Das kommt auf Bülow'S Gage an und ob er Zuschuß von zu Hause erhält." AlleS lachte man verstand die feine Ironie. Und nun erzählte man Berendt, waS vo'ge'aller: .Ach Potz Blitz, die Londoner" Presse halle ja Meister Büloro damals so furchtbar veirissen, und Ihre Fla,:: hat er nun für Malice gehalten." ,LaS thut man da?" fragte Wälder fee. und in demselben Augenblicke kam Bülow wieder hereinstolzirt. Er trat direkt an den Komdaltantentisch und reichte Lord Dumdee harmlos die Hand. .Ich war Ihnen böse, halte aber keine Ursache dazu. Ich h'.be Erkundigungen über Sie eingezogen." Man kann sich die Situation denken. Und wie sielen dieselben au. Herr Doktor?" fragte nun Dumdee, lächelnd zwar, aber sehr dumm dabei aussehend. .Nun, leider sür mich nicht günstig," sagte Hans von Bülow. .Man sagte mir: Wenn ein Bülow sich mit einem Dumdee über Musik unter hält, dann ist einer von uns Beiden ein Ochse. Dieser Ochse, Molord bin ich," Das ?Lotorzwtira!. DaS Neueste im AlleS erobernden Radsahrsport ist nunmehr die definitive und in glänzendster Weise gelungene LS sung deS großen Problems: ein Zweirad durch Motorbetrieb in Bewegung zu setzen und dieses Motorzweirad zum Ge brauche aus ebenen wie bergigen Straßen, für geringe und große Geschwindigkeiten in gleich verläßlicher Weise dienstbar zu machen. Die seit Monaten unausgesetzt vorgenommenen Probefahrten ergaben sehr günstige Resultate, die ihrerseits wieder in Folge gemachter Erfahrungen zu Abänderungen und Verbesserungen führ ten, welche dieses neue Fahrrad heute in einer, selbst den höchsten Ansprüchen ganz und voll gerecht werdenden Kon snukiion zeigen. Das Motorzweirad hat in seiner äußeren Gestaltung den Typus deS modernen Niederrads fast vollständig beibehalten, ist gleich leicht lenkbar wie dieses, noch weit bequemer zu besteigen, beziehungsweise zu verlassen, verursacht im Betrieb verschwindend geringe Kosten, auch läßt sich die treibende Kraft in Be zug aus Geschwindigkeit nach Belieben reguliren und sofort ganz einstellen. Vor etwa drei Jahren wurde der Bau eines solchen Fahrzeuge? durch den Chef Re dakieur des .Radfahr-Humor", Herrn Heinrich Hildedrand aus München, ange regt und ist nun nach rastloser Arbeit von dem Maschinenkonsnukteur Herrn Alois Wolfmüller und dem Maschinentechniker Herrn Hang Gaisenhof verwirklicht wor den. DaS Motorzweirad ist in allen Kulturstaatcn zum Patent angemeldet. Ariesuverschwemmung. Ein Buchdrucker Allamacher in Ver sailles erbte von Amerika her unerwarte ter Weise 25 Millionen Francs. Als dieser Glücksfill dcS ManneS kaum be kannt geworden war, strömten nach der Druckerei, wo er arbeitete, aus ganz Frankreich Briefe über Briefe zusammen. Hierunter befanden sich nicht weniger als 800 Zuschriften jedeS Inhalts und For mates von Frauen; 30 Briefe von Per fönen, die eine Zeitung herausgeben, Wachsfigurenkabinette begründen, Was sermerke, Eisenbahnen, Minen anlegen oder irgend ein kostspieliges Unternehmen vom Stapel lassen wollten, neben einer Myriade verschiedener Angebote von Kaufleuten, Schriftstellern, Musikern, Malern, Schauspielern und Ouack. falbern. Es fehlte auch nicht crn 230 Erfindern, die mit seiner Hilse ein Pa tent erstrebten, und an 11 Episteln von Dichtern, die ihm Prachtexemplare ihrer letzten GeisteSerzeuznlsse anboten. Daß die Agenten von Lebcnsoeisicherurgen wie Harpyen ach dcm selten Bissen schnapp ten, versteht sich eigentlich von selbst. ictcj)(jon und lcgerljäuptkingc. Zwei afrikanische Negerhaaptlinge, welche sich neulich besuchsweise in Lon don aushielten, konnten die ihnen völlig neue europäische Welt und die großarli gen modernen Einrichtungen und Erfin düngen nicht genug bewundern. Nichts erregte jedoch ihr Erstaunen und ihren Schlecken mehr als der Gebrauch iti Telephons, welchem dieselben anfangs mit dem größten Mißtrauen begegneten, indem sie sich nicht einig werden konnten, ob sie dasselbe für einen ihren vorge machte Betrug oder als das .Werk eine englischen Zauberers" betrachten sollten. Daß die Maschine englisch sorach, wollten sie ihr noch verzeihen und für möglich halten, erregte aber anderer seitS desto mehr ihr Mißtrauen ; ali man aber die Potentaten in weiter Entfer nung von einander brachte und durch eine Telephonleitung mit einander verband, so daß sie sich in ihrer Landessprache per Telephon unterhalten und dabei doch sehen konnten, überzeugten sie sich doch, daß hier kein Betrug obwalte, so daß sie sich mit dem Fernsprecher bald besreun deten, sich solchen alS Geschenk ausbalen und nach ihrer Heimath mitnahmen. Bosk,aft Aeltere? Fräulein: .Herr Müller, Ihr Name wäre richtiger, wen S Bummelzug hießen." Herr : .Warum denn?" . Fräulein: .Nun, weil Sie überall anhalten. " Herr: .Dann müßten Sie aber doch Courierzug heißen." Fräulein (betroffen): .Wieso das?" Herr : .Weil bei Ihnen nie angehal ten wird." Dcutli. Assessor : .Ja, ja, es ist etwas Wun derbare? um die Mutterliebe, sie bleibt sich doch immer gleich I Ich glaube nicht, daß es eine einzige Mutter giebt, die nicht den allergrößten Schmerz darüber emxsindet, wenn sie sich von ihrem Kinde trennen soll !' Dame (Mutter mehrerer Töchter) : ,O, Herr Assessor, deshalb geniren Sie sich nur ja nicht I' kiuman. Rektor: .Sie haben nach einer n'.ir zugekommenen Anzeige gestern Nacht ,wei NichlwZchier gerrüg.It. WZ hat Sie da,u veranlaßt?" Student : .Meine Humanität, denn für einen Nachtwüchler wäien die Prügel doch zu viel gewesen." Recht fatal. Junger Philosoph: .ES ist fatal zu heiralhen. Eine Schöne rh-.e Geld er laubt mein Vater nicht. Ei Häßliche mit Geld erlaubt mein Gefühl nicht. Eine Schöne mit Geld erlaubt ilr Vater nicht. Eine Häßliche ohne Geld ist überhaupt nicht eilault." Aka l Frau (zu ihrem von der Jagd heim kehrenden Mann): .Nun, was getroffen heute?" Mann (mürrisch) : .O ja!" Frau : ,5ast Du'S schon in die Küche gebracht?" Mann: .Nee, aber in Krankenhaus!" 5ut verdeutscht. Professor : .Wie würden Sie ver deutschen: .Der Herzog empfing den Kommerzieniath in lailgerer Audienz?" Sekundaner: .Der Herzog verlieh dem Kommerzienrath längeres Gehör." Ursache und Wirkung. Hausfrau (zum Dienstmät-chen, das eben wieder zwei Briefe erhält): .Merk würdig, seit mir das Schwein geschlachtet haben, haben Sie eine riesige Koirespon denz, Anna!" Ein kritischer Augenblick, Papa hat eben feinen Jüngsten über? Knie gelegt, um ihn durchzuprügeln. In dem Äugenblick komu,t ein Besuch. Die .Erziehung der Kinder" muß natür lich einen Augenblick ausgesetzt werden. AlS der Besuch, der sich r.ur wenige Minuten aufgehalten, fort ist, faßt sich der gestrenge Hausherr an die Stirn und fragt seinen Kleinen, der in eine Ecke ge, krochen ist : .Hm Paulchcn wovon, sprachen wir doch gerade?" Entsetzliche ?rokug .Herr Müller, Sie kommen zwei Minuten zu spät ins Bureau " .Aber Herr Prinzipal, ich " .Keine' Entschuldigung I Ich möchte wissen, was Sie fazen würden, wenn ich Ihnen am Monatsende zwei Pfennig von Ihrem Salär abzöge I" l?ohcr preis. A: .Sie haben wir das Leben geret teil Wie kann ich Ihnen dafür dankbar fein?" B: .Heirathen Sie meine Schwieger mutier und verlegen Sie Ihren Wohnsitz nach Australien." Richtig, Frau Schmatzeke : .Ach, Herr Sani tätSrath. wie gut, dah ich Sie treffe I Mir geht es wieder fo schlecht. Keinen Appetit und solch ein SchwSchegesühl die Beine wollen mich nicht tragen l Bester Herr Sanitätsrath, waS soll ich da nur nehmen?" Der Sar,i:ätsrath : ,'ne Droschke I" Anangenehm, .Sie waren im Be ncr Oberlande, Herr Lieutenant? Haben Sie auch die Jungfrau gesehen?" .Nee I Wurde jerade von 'r.er Menge Engländer pousstrt ! Konnte nicht heran, kommen!" (Originelle Annoncen. .Mehrere geübte Näherinnen für ein fällige Hemden werden gesucht." .Es rst uns zu Ohren gekommen, daß das Rindvieh und die Pferde in den Ställen mit brennenden Cigarren und Pfeifen gesütiert erden, was künftig mit zehn Mrk bestraft werden soll." Lr weiß Bcscheio, Sie : .Wie können Sie Aufmerksam leiten von mir erwarten, wenn Sie so vielen jungen Manchen Aufmerksamkeiten erweisen?" Er: .Ja, m un ich das n cht thäte, wären Sie auf uch gar nicht aufme:k- sam geworden." Guter Grund. Angeklagter: .Ich bitte um mildernde Umstände, Herr Präsident, weil ich an den gestohlenen Aktien so viel Geld ein gebüßt habe!" Schnell verbessert. Bei einem S cndch.n, das einer Wittwe am Vorabend ihrer m:ilen Hochzeit ge, bracht wurde, sang der Cior: .Nur ein mal blüht im Jahr d:r Mai. nur (kurze Verlegenheitspause, dann mit Ueberzeugung) nur zwei mal im Leben die Liebe!" Aus der Instruktionsitunde. Unterofsicier : .Mayer. Sie sind auf Posten, es kmmt ein Oificier im Man, ttl, Sie wissen aber nicht, ist es ein Stabs- oder Subaltern, O!ficier welche Ehrenbezeugung erweisen Sie?" Mayer: .Schaut er freundlich drein, nehm ich .Gewehr auf", sieht er aber barsch aus dann präserrtir ich lieber!" Auch eine' Wertigkeit. .Nun, Mariechen, kannst Du schon alle Buchstaben schreiben?" .Nein, Tante, noch nicht." .Aber was hast Du denn bis ;:tzt in der Schule gelernt?" .Tintenklrre ablecken, Tante." verbrechcchumor Richter: .Eine feste Wohnung haben ie wohl nichi?" Angeklagter: ,Wo,u auch, mich stiehlt keiner !"