r S1,lt Das maä't nidts ! VurnoicSfe pon IvhanneZ von Tsiriü. In einem dn vornihmstcn Hotel eine SrXttfrtn 9VihW4 jt(tTrl fnlj'nti .gl4 -..-.- rf I I 1 ebenso amüsant, als lehrreiche Geschichte. Herr Leiseginz. GulSbesitzer au der Umgegend, war GeschZIle halber in die Tlavl gekommen und im Hokel zum .weißen Roh' abgestuften. Derselbe halle am Morgen einen Termin gehabt, wollle gleich nach Tisch wieder abreisen und erwartete mit Sehnsucht den Justiz ralh Meyer, welcher idm noch einige wichtige Papier und Aus?lärung zu bringen versprochen halte. Während er jetzt an der reichgeschmückien Tadle d'hole saß, manderle sein Auge fortwährend zwischen dem Teller und der THZr hin und her voll Ungeduld, denn schon um j Z Uhr ging der Zug ab. Endlich, das Mahl war schon zu Ende und man reichte soeben das Dessert herum, trat der Er wartet eilig herein, übergab seinem Clienten, sich nlschuldigend. die Pa. eiere, setzt sich aus einen zufällig leiten Stuhl an seine Seil und begann mit demselben zu sprechen. Der Kellner prlsentirte Rosinen und Mandeln. Ganz vertieft und im Eifer der Rede lang! der Justizralh mechanisch in die Schale und legte etliche jener Früchte auf seinen Teller, ohn sie indessen zu berühren. Die übrigen Gaste erHoden sich einer nach dem andern, jene beiden sprachen noch in kurze Weile von ihren Geschälten und standen dann ebenfalls auf. Sie wollten soeben den Saal verlosten und der Justizralh hatte schon den Drücker in der Hand, als mit füßlächelnder Miene und mit einem kleinen Räusper der ge schmetdige Oberkellner ihm in den Weg trat. .Der Herr verzeihen, der Herr haben vergessen, zu bezahlend Der Justizralh blickte etwa überrascht auf den Sprecher. .Bezahlen, wofür? fragte er, ihn voller Erstaunen ansehend. ,DaS Diner, mein Herr, 5 Mark, wenn ich bitten darf." .Sie irren sich, ich habe nur einen Augenblick dort gesessen, ge speist habe ich nicht versetzte der Justiz, rath mit einer verneinenden Handbeme gung und wollte seinem sehr pressirten Elienten ohne weitere folgen, aber mit dem höflichsten Lächeln von der Welt ver sicherte der Oberkellner, er verlange 5 Mark. .Der Herr irren sich, der Herr haben in der That gespeist versetzte er auf den Teller deutend, auf welchem noch die Rosinen und Mandeln als corpus ilelicti lagen. .Rufen Sie mir den Wirth befahl der Justizralh kurz, dem da Blut ein wenig in den Kopf stieg über diese unverschämte Forderung. .Sogleich, mein Herr!" Der geschnie. A.lt. (Mi.rf.H Mit K.m irnirnnt.tl JlilC VllLCUIItfc UII4 VIII utMVi Vi i Locken eilte davon und kam mit dem Prinzipal nach etlichen Minuten wieder zurück. .Sie befehlen, mein Herr? frug der stattliche Gasthalter. Ich wollte Sie nur um eine Nectifüation Ihres ObeikellnerS bitten, lieber Herr Wirth hub der Justizralh so ruhig wie möglich an. .Derselbe erlangt von mir S Mark für etliche Rosinen und Mandeln, die ich nicht gegessen habe. Mich dünkt diese Forderung ein wenig unbescheiden Der Oberkellner erwiderte flüsternd twa auf den fragenden Blick des Wirthe, dann sah dieser zum Justizralh auf und versetzte, den schweren Kopf hin und her wiegend und indem er twa breitspurig den Daumen in die geräu. mize, weiße Weste zog: Ich bedanre, mein Herr, aber mein Oberkellner ist in feinem vollen Rechte .In der That, oa sind ich unerhört! 5 Mark verlan gen Sie für ein nicht genossene Diner? Dafür, daß ich 10 Minuten hier auf einem Stuhl faß?" rief der Justizrath ganz Feuer und Flamme über diese Ant wort. Mein Herr, Sie sahen an der 'fable d'hote", erwiderte der Wirth und zog die Augenbrauen wichtig empor. .Und Sie nahmen Rosinen und Man dein, mein Herr ergänzte der Ober kellner. .Und für jene 3 Rosinen soll ich ö Mark bezahlen?' .Mein Herr, die ist ein Wirthshaus; wer sich hier zu Tisch seht und von den Speisen nimmt, der muß natürlich den Preis für die ganze Table d'hote entrichten, gleichviel ob er viel nimmt oder wenig. Das macht nichts erwiderte der Wirth in beinahe grober, zum wenigsten sehr be stimmte? Weise. Der Justizrath wurde auffallend rolh. Er richtete sich gerade auf und wollte schon etwas erwidern, was, nach feiner geschwollenen Stirnader zu schließen, nicht gerade eine Schmeichelei war; er be sann sich ab gleich darauf eines anderen. Er war Jurist. Er langte in die Tasche, zahlte die 6 Mark und ging hinaus. Er warf die Thür ein wenig heftig in'S Scbloß und murmelte draußen etwas von .Gaunerbande in den Bart. Das war vorläufig Alles. Er brachte feinen Clienten auf die Eisenbahn und ging dann ärgerlich nach Hau, setzte sich dort an die Arbeit und ftudirte eine Weile in seinen Acten. Sinnend sah er dann zum Fenster hin .So ein Schurke! Also das macht i j .1 i i - - ...1..L...11 i Ilitv, VtUUlUllt 11 HUVUV4 lli Vlll Bart. Er sann auf Rache. Mit einem Male zuckle ein freudiger, heller Schein über sein Geflcht. Ein beinahe schaden froheö Lächeln umspielte feine fchmalcn scharfen Lippen, er erhob sich dann und ging zur Thür. .Warte nur, Freund chen", murmelte er und rief dann mit ganz veränderter Stimme .Herr Sittig' in'S Nebenzimmer hinein, .Herr Sittig, ich bitte?' Das wollen wir Dir schon anstreichen, Dein .das macht nichts !' Ein junger, sehr hoch aufgeschossener Mann mit einem Walde von hoch errpor gekämmtem röthlichem Haar auf der Denkerftirne, weit hervorstehenden Au gen, Schreidärmeln an den Armen und schief getretenen Stiefeln kam herein und Vcr Jahrgang 1 .. verneigte sich linkisch. .Herr Justizrath haben geruien sprach er schüchiern. ,Ja. mein lieber Herr Sittig', versetzte dieser gut gelaunt, daS that ich, ,B!te, treten Sie näher.' Sttlig machte Au gen: Lieber Herr Sittig! Ja. was war denn los; so halle der Justizralh ihn noch nie genannt. .Mein Freund, ich lade Sie hiermit zu morgen, nein, um Berzeihug. zu übermorgen, zum Mittag essen ein sprach der Rachsüchtige und rieb sich die Hände. De langen schreiber-JungllngS hei -blaue Augen blickten noch verwunderter über diese unkrklärliche Einladung, cl über das .lieber Herr Eittig'. .Aber Herr Justizralh stotterte er roth wer dend und den Oberkörper verlegen hin und her bewegend, .wie kann ich denn fo etwa verlangen?' .Nichts da, lieber Freund versetzte Jener, ihm die Schal ter klopfend. .Also für übermorgen, wenn ich bitten darf, und ich habe nur eine einzige Bedingung dabei zustellen: essen Sie heute und morgen sowenig wie möglich, damit Sie meinem Essen über morgen um so giößere Ehre anthun fön nen. ' .Ah, ohne Sorgen, Herr Justiz ralh grinste der lange Jüngling in freudigster Erregung. Sein großer gut mülhiger Mund zog sich dabei um ein ganz Bedeutendes in die Breite und ließ dabei zwei Reihen Zähne sehen, die viel versprechend waren und welche der Justiz rath jetzt mit einer gewissen Genugthuung betrachtete. .Also pünktlich übermorgen um 1 Uhr, im weißen Roß, und vor Allem, wie gesagt, bringen Sie sich einen recht anständigen Hunger mit. Ich danke Ihnen, mein lieber Sitlig!' .So, das wäre abgemacht sprach der Justizralh und rieb sich vergnügt die Hände, als jener hinaus war. Dann steckte er sich da Pfeifchen an und fehle sich beruhigt an seine Arbeit. Am zweiten Tage den aus Punkt 1 Uhr Mittags erschienen der Justizlath Meyer und sein Schreiber Sittiz, dieser in sei nem besten Sonntagsstaat, im Speise saal des weißen Roß. .Zwei Plätze an der 'Talle d'hote," sprach der Justiz rath zum Oberkellner. .Ich bittehier lispelte der Geschniegelte und wies mit graziöser Armschwenkung auf zwei leere Stühle. Ein etwas spöttisches, aber beinahe unmerkliches Lächeln spielte da bei um seine glatt rasirle Oberlippe. Herr Meyer und sein Gaft nahmen Platz. Es waren etwa hundert Personen bei Tisch und AlleS sehr oppulent, BlumenaufsStze aus blitzendem Erystall entzücklenz die Kellner waren im Frack und weißer Binde. Der stattliche Wirth in höchst eigener Person stand neben dem Büffet ganz in Gala und überwachte daS Ganze, die eine Hand in der Weste verborgen, den echten Fuß vorgesetzt, wie ein Feld Herr in der Schlacht. Man reichte dem Justizralh unaufgefordert die Weinkarte. .Ich danke, Wein trinken mir nicht, nur Wasser. Nicht wahr, Herr Sittig?' , Jawohl, wir trinken keinen Wein, nur Wasser. Herr Justizrath erklärte der Schreiber auf da Bestimmteste. Mit einigem Erstaunen entfernte sich der Kell ner. DeS Wirthe dunkle Augen schau ten mit einem Anflug von Mißbehagen auf jene beiden Gäste. Der feine Ober kellner rieb sich die Hände und sah viel sagend zu feinem Prinzipal hinüber. Die Suppe kam. Im Handumdrehen war dieselbe verzehrt. Herr Sittig spülte sie kaum, denn Herr Sittig hatte sehr großen Hunger. Er hatte zwei Tage gefastet und er war ohnedies schon berüchtigt als ein außerordentlich starker Esser. Er hatte Ruf gewissermaßen. Nach der Suppe kamen blaue Forellen. Zierlich lagen die kleinen Dinier auf der frisch gefalteten Serviette sehr appetitlich wischen der grünen Petersilie. Der Kellner kam von links, er präsentirte die Schüssel Herrn Sittig zuerst. Der Justizrath meinte zu bemerken, wie jener ein wenig verächtlich auf die kleinen Wesen niedersah. Er beeilte sich, ihm etwas in das Oar zu flüstern. Em ver ständnißoolles Lächeln und Herr Sittig griff mit beiden Händen zu, er leerte un verzüglich die Serviette sammt der Peter silie auf seinen Teller, ehe noch der Kell ner dieses Attentat vn hindern konnte. .Aber mein Herr, Sie nehmen ja alle, das sind ja Forellen rief jener ganz er schrocken und prallte förmlich zurück. .DaS macht nichts', erwiderte freundlich lächelnd Herr Sitlig, .ich esse sie gern Damit legle er die leere Serviette wieder auf den Teller zurück. Die Nachbarn staunten über den unbescheidenen jungen Mann und machten ihre Bemerkungen. Der Wirth runzelte finster die Brauen; der Kellner aber lies eilend nach der Küche. Die Forellen waren schon etwas knapp, nun mußte schnell etwas Lachs nachgebacken werden für diejenigen, welche sonst zu kurz kamen. Aber auch sechs Forellen zu nehmen, das ist uneihortl Herr Siltig tändelte dieselben zur innig ften Freude seine JustizratheS sammt der Letersilie und den täten hinunter und sah sich dann freundlich lächelnd nach mehr um. Ein zugeflüstert Wort und er lies mit lauler Stimme über den ganzen Saal hinweg: .Kellner, bringen Sie mir doch rnch ein Paar von den kleinen Fische.", I' Et.iche Gäste lachten, andere triff ir fr A 1 1 3ulIUl(lyjjwi Beilage zum Nebraöla Ttaats-Anzeiger. blickten ärgerlich, der Wirth aber warf abermals einen finsteren Blick herüber auf die Beiden, so heftig wie Galle. Vielleicht ahnte er bereits dunkel, was dort vorging. .Aber so geben Sie doch meinem lieben Gaste nicht sämmtliche Beaureste' schnurrte der Jusiizrath gleich daraus mit erhobener Stimme den Kell ner an. .Wie? Alle? Kein Fisch mehr da? Nun, daß muß ich sagen !' Der Wirth wurde poneeau-rotlj über diese Blamage; der Oberkellner lächelte sehr verlegen und lispelte, schnell herzueilend, dem Justizrath etwa in' Ohr. .Da ist mir ganz egal', erwiderte dieser grob, .hier kann ein Jeder soviel nehmen oder so wenig, wie er will. Sie selbst erklär ten mir da erst vorgestern. Also brin gen Sie Fische!' Der Wirth wollte bersten vor Wuth, aber wa wollte er machen? Er mußte sich bezwingen, trotzdem die Bruchstücke von der Erzählung jener Geschichte von vorgestern, welche der Justizralh soeben seinen Nachbarn zum Besten gab, deut lich an sein Ohr schlug. Ein schallend Gelächter belohnte die Pointe derselben. Man sah vergnügt und zustimmend von allen Seilen auf den Racheengel, den langen Schreiber, der ohne Unterlaß kaute, nicht ahnend, welche Mission er damit erfüllte. Noch schlimmer! Man beschloß sogar an der Revanche sich ein wenig z betheiligen. Die Geschichte machte die Runde an der Table d'hote, überall reckten sich die Hälse; man sah lachende und neugierige Gesichter. Auch herüber nach dem Busset richtete sich man, che? Auge und manch schadenfroher Blick. Der stattliche heißblütige Wirth litt wahre Höllerqalen. Was wollte er machen? War er nicht selbst daran schuld? Es kam der nächste Gang, Roastbeef mit Kartoffel. Herr Sittig langte wacker zu, er hielt sogar dem Kellner den Arm fest, als dieser zu früh zurückziehen wollte; er nahm sich wenigstens ein gan zc Pfund Fleisch. Auch der Justizralh legte sich wacker vor und lächelnd thaten ebenso die andern. DaS Essen reichte abermals nicht. Verlegene Mienen der Kellner; Lachen und Raisonniren der Gäste. Der Oberkellner eilte bald hier hin, bald dort hin, um zu beschwichtigen und zu versprechen. Die Feierlichkeit der Table d'hote war vollständig gestört, mit jedem Gerichte steigerte sich der Lärm und die fröhliche Aufregung. ES war aber geradezu unglaublich, was Herr Sittig leistete. Die anderen sahen es mit Stau, nen und mit Grauen. Es war ein Ab gründ, er nahm von allen Schüsseln zwei mal und rief dann jedesmal noch mit lau ter Stimme hinterher nach dem Kellner. Dazu trank er ganze Stiöme Wasser und öffnete einen Rockknopf nach dem andern. Der Justizrath lachte in sich hinein und nippte an feinem leeren läse. Der Wirth wollte bersten.... Die Geschichte machte natürlich die Runde durch die ganze Siadt, noch weiter vielleicht, aber was wollte er machen? Er mußte schweigend zusehen, hatte er sich das, wie gesagt, Loch selbst einge brockt. Hundert Mark hätte er gegeben, wäre das nicht geschehen. Aber mini DaS war denn doch ein wenig zu viel. Länger bezwäng er sich nun nicht mehr. Nachdem nämlich jener fürchterliche Gast soeben erst den halben Puterbraten und fast einen ganzen Pudding verschlungen hatte, wurde ihm jetzt der Käse xräsen tirt. (ES war prachtvoller Roquefort und soeb-r. erst frisch angeschnitten; man ercellirte in Käse im weißen Roß ) Mit Entsetzen sah nun der Wirth, wie jener Unglücksmensch den Kellner fest beim Arm packle, mit einem kräftigen Schnitt, und ohne auf dessen Sträuben zu achten, den halben Roquefort herun lersäbelte und auf seinen eigenen Teller nahm. Ganz zornroth und mit blitzen den Augen stand der Wirth vom weißen Roß neben dem unbescheidenen Gaste. .Mein Herr rief er auf das Höchste er bost, .wenn Sie denn doch schon einmal den halben Käse essen wollen, dann wär's wohl schicklicher gewesen, zum wenigsten die angeschnittene Hälfte zu nehmen Herr Sitlig hielt sofort mit dem Essen inne. Er blickte gutmüthig lächelnd und gar nicht empfindlich in das aufgeregte Gesicht des Wirthe und erwiderte ebenso harmlos wie zuversichtlich: ,O das macht nichts, Herr Wirth, da kommen wir auch noch hin Mit einem unterdrückten Fluch und seiner kaum noch mächtig vor Zorn trat der Grobian unter dem schallenden Gc, lächter der Anwesenden zurück. Er stand dann wieder neben dem Busiet, die eine Hand in die Weste geschoben, starrte kirschroth ,ur Decke empor und bewegte hastig die linke Fußspitze auf und nieder. .So dachte der Justizralh sehr besrie, digt. .so gefällst Du mir, mein Lieber. Sieh, das ist meine Revanche für Dein: .Das macht nichts .Herr Oberkellner, was habe ich zu bezahlen?' .Zwei Couvert. 10 Mark, mein Herr.' Der Justizralh legte ein kleines Zehnmarkstück auf den Tisch, nahm noch einen Zahnstocher mit und entfernte sich dann sammt seinem außer ordentlich glücklich und satt aussehenden lieben Gaste. Die Anwesenden blickien ihnen lächelnd nach. DaS macht !ch'S, klingt ti heute noch manchrral von ihren Lixpcn und wenn zwei hernach anstießen, dann lachten sie vielsagend und sprachen: DaS macht nicht. Der Wirth vom weißen Roß hätte dann jedesmal aus der Haut fahren wollen. Aber da macht nicht. Wenn e ihn nur klüger gemacht hat für die Zukunft. Durch die Zeitung. Eme wahre Geschichte. Von I. Piorkowöka. .Der Vorstand de Hospital zu St. Jakob wendet sich hierdurch an edle Men fchenfreunde mit der Bitte, um gütige Ueberlassung gelesener Zeitungen und Broschüren zur Unterhaltung für ihre Kranken und RekonoaleSzenten In Folge dieses Gesuchs in einem der verbreiletsten Lokalanzeiger von B.... wurde täglich das Verschiedenste Po litischeS, Wissenschaftliches, Belletrist!. fcheS, kurz, Lektüre jeder Art, in dem be treffenden Krankenhause abgeliefert. EineS TageS befand sich auch eine Zci tung darunter mit dem schriftlichen Gruß am Rande: .Ich wünsche einen guten Mirgen und recht baldige Besserung', nebst genauer Adresse der Schreiberin, .Fiäulcin Luise Lobstedt, Nordstraße 3,' Diesem Gruße wurde binnen wenigen Tagen folgende Antwort: .So giebt eS wirklich draußen in der sonnigen glücklichen Welt noch eine Barmherzige, die auch für unS arme Kranke einen freundlichen Gedanken hat I .Ich bin die Glückliche, die Ihren Gruß empfing, die hofft, daß Ihr Wunsch sich bald erfüllen werde und sie in nicht zu ferner Zeit diel HauS genesen ver lassen kann. .Sind Sie selbst jemals ernstlich krank gewesen, haben Sie je fo heftige Schmer zen ertragen, wie ich sie jetzt erdulden muß, so werden Sie auch die Bitte einer armen Kranken erhören und eS nicht bei dem einen Gruß bewenden lassen, der mich so glücklich machte. .Hütte ich wenigstens irgend eine mir sympathische Seele hier, gegen die ich mich auLsprechcn, mit ver ich hin und wieder ein Weilchen verplaudern könnte; momentan aber ist Niemand da, der mir hülfe, die langen einsamen Stunden zu verkjZrzev, drum nochmals die Bitte: lassen Sie mich nicht vergebens auf eine Antwort hoffen. .Inzwischen mit herzlichem Gruß Ihre dankbare Bertha WillmerS Damit war eine Corresvondenz ange bahnt, welche beide junge Mädchen als bald mit größtem Interesse fortsetzten. ES entstand ein lebhafter Gedankenaus! tausch, Briefe gingen herüber und hin über, in welchen die Zwei ihre Lebens ftellungen und Schicksale einander aus sührlich mittheilten. Luise Lobstedt ichrieb ihrer neuen Freundin, daß sie ziemlich vereinsamt in der Welt stehe, in einem großen Konsek tionSgeschäft in Stellung sei, bei mäßiger Bezahlung vom frühen Morgen bis zum späten Abend, mit nur kurzer Pause über Mittag, angestrengt zu thun habe und ihr Chef bet den hohen Anforderungen, die derselbe an feine Leute stelle, ziemlich unliebenswürdig sei. Sie habe wenige Bekannte ihres Alters und keine Freun bin, der sie wahrhaft von Herzen zuge lhan wäre. Wie sie sich jetzt der guten Idee freue, jener Zeitung einen Gruß und ihren Namen beigefügt zu haben e fei doch etwas riökut gewesen wie, wenn ihre Adresse in falsche, unrechie Hände gekommen wäre?! Sie hoffte auch, schrieb sie in einem ihrer späteren Briefe, endlich mal Zeit zu finden, Fräulein Bertha im Kranken hauS aufsuchen zu können und ihre liebe Freundin endlich persönlich kennen zu lernen. Bertha WilmerL antwortete in dem selben offenen, herzlichen Tone. Sie erzählte, daß sie, auS H gebürtig, vor drei Monaten hierher nach B gekommen sei, um sich vurch Sprach und Musikunterricht ihren Le benöunterhalt zu verdienen. Schon nach wenigen Wochen fei sie fchwer erkrank: und auf ihren eigenen Wunsch von ihren WirlhSleuten hier in das Hospital ge bracht worden. .Wie glücklich macht mich die Ais stcht, Sie bald kennen zu lernen; ich zweifle nicht, daß unS von nun er. fut'a ganze Leben innigste Freundschaft ver binden wird, und doch mochte ich Sie bitten, Ihren Besuch bei mir noch ein kleines Weilchen hinauszuschieben. Weshalb? Sie werden mich für thö richt, für eitel halten, werden es eine weibliche Schwäche nennen, und doch .... Man pflegte mir vor meiner Krankheit öfter Komplimente über mein hübsches, frisches, gesundes Aussehen zu mctchen Sie werden begreifen, wie ein fünf wvchenIangeS schweres Krankenlager ei nen Menschen verändert, wer weiß. Si: würden sich vor meinem jetzigen Aussehen vielleicht entsetzen, und ich möchte aus meine neuerwordene Freundin doch einen inöglichst günstigen Eindruck rnachin. .Sobald ich mich etwa mehr erholt habe, sobald ich wied:r etwa? mehr met No. I. nem früheren .Ich' gleiche, schreibeich e Ihnen Acht Tage später machte sie Luis: Lobstedt die erfreuliche Mittheilung, daß sie hoffe, binnen Kurzem al genesen aus dem Hospital entlassen zu werden. Ihr erster Aukgang gelle dann ihr ihrer neuen lieben Freundin, zuvor aber müsse sie ihr eine sehr, sehr ernste Beichte j aoiegen. Unter Zusicherung größter Achtung und Liebe bat sie Fräulein Luise, welcher Art ihr Geständniß auch sei, da Eine müsse dieselbe ihr versprechen: sie bei sich willkommen heißen zu wollen. Nicht hat Bertha im Leben wohl mehr überrascht, als die Antwort, die ihr hieraus ward: .Mein liebe, Fräulein Bertha lau tete Louise Lobstedt' Brief. .Mit vor Angst und Aufregung zitternder Hand schreibe ich diese Zeilen, denn entweder es beginnt für unS Beide ein neues glück, licheS Leben, oder AlleS ist zwischen unS auS und wie ich da ertragen sollte, weiß Gott allein denn, o lassen Sie es mich Ihnen gestehen, ich liebe Sie ja, ich liebe Sie mit der ganzen Gluth, der ganzen Leidenschaft eines warm empfindenden Herzen! Der Eingebung einer übermüthigen Laune folgend, fügte ich meinem Namen auf der Zeitung, die ein glücklicher Zufall in Ihre Hände spielte, das kleine Wör'chen .Fräulein' bei; ich fetzte den Scherz in meinen ersten Briefen fort und dann war mein Interesse für Sie bereits ein zu warmes, als daß ich es über mich ser möcht hätte, Ihnen die Wahrheit zu ge stehen, die nicht nur vielleicht unserer Correspondenz, die mir zum Bedürfniß geworden, ein Ende gemacht, sondern mir auch voraussichtlich die Gelegenheit ge nommen hätte, Sie jemals von Angesicht zu Angesicht kennen zu lernen. Ach, Fräulein Bertha, zürnen Sie mir nicht, weisen Sie eine tiefe, innige Liebe, wie sie mein Herz für Sie empfindet, im Groll nicht von sich! Schreiben Sie mir nur ein Wort ein kleines Wört chen nicht jetzt nicht gleich erst wenn Sie sich von dem Schrecken erholt haben, den d'e Enthüllung meines Ge hcimnisseS Ihnen verursachen muß; daß es kein Mädchen ist, daS Sie bis zum Wahnsinn liebt, sondern ein Mann ! ein Mann, der sich ihrem Urtheilsspruche fügen wird, wie derselbe auch lauten mag, dessen Lebcnsglück aber für immer zerstört, vernichtet ist, wenn Sie sich zur nend von ihm abwenden! Ewig der Ihre Ludwig Lobstedt Aengstlich harrte er, der sie betrogen, auf die Antwort. Sie kam am folgen den Tage und lautete: .Geehrter Herr! Leider kann ich Ihnen die Enttäuschung nicht ersparen, die diese Zeilen Ihnen bringen werden. Wie Sie trotz Ihrer heißen Liebe zu mir einsehen müssen, kann ich nie die Ihre werden! Gleich Ihnen von zarter Rücksicht für das schwächere Geschlecht beseelt, nahm auch ich meine Zuflucht zu einer kleinen List. .Kann uns auch keines Priester Se gen verbinden, so können wir doch gute Kameradschaft mit einander halten, mei nen Sie nicht? .Von Herzen freue ich mich auf Ihren Besuch; da wollen wir mit kräftigem Händedruck einen FreundschaftSöund be, siegeln, den wir zwar einer Täuschung verdanken, auS dem in Zukunft ober jedwede Geheimthuerei ausgeschlossen sei. .Auf baldige persönliche Bekannt schaft Ihr freundschaftlich ergebener Berthold WilmerS ?5ic in ZSekaulirakien Syc z Stande kommcn. Wenn in Fremantl die bevorstehende Ankunft eines Auswandererfchiffes ge, meldet ist, erscheinen in den Zeitungen sofort Mittheilungen über die an Bord befindlichen Passagiere, z. B.: .Mit dem am S. November hier fälligen .Hamp shire' treffen ein: 15 Mädchen, 50 Junggesellen und 29 Ehepaare. Die betreffenden Mädchen können nach Ankunft des Schiffes in meinem Haufe vorgestellt werden. Unter ihnen befinden sich geschickte Köchinnen, Hausmädchen und Mädchen für Alles. Interessenten belieben sich schriftlich zu wenden an Mrs. X . Ystraße In Perih, wie in Fremantl, den Hauplhäfen WcstauftralienS, herrscht allemal die größte Aufregung, wenn eine neue , Ladung' weibliches Dienstpersonal eintrifft. Die Hausfrauen in West australien haben stets Bedarf an solchen. Eine Dame so munkelt man dort hat mit einer Zeitung gleich Vertrag da hin abgeschlossen, daß diese in jeder er scheinenden Nummer von ihr die Anzeige bringt: .Gesucht für Ende des MonaiS eine Köchin, ein Stubenmädchen und ein Mädchen für AlleS In dem übrigens recht heilsamen tUrnia Westaustraliens halten weibliche kiienftbotcn selten länger als einen Monat aus. Äle gehen aus der Haupt oder Hasenstadt ungern weg und ei SlellungSangebot nach dem Landekinnern weise sie höflich zurück. Ein bejahrter und begüterter Faimer erschien da eineS Tage bei jener Mi. $. und fragte, cb sie ihm nicht eine Gat lm .liefern' könne. Die würdige Dam fühlte sich hierdurch verletzt, da sie einen unpassenden Scherz de Manne darin vermuthete. AI sie sich aber überzeugt, daß e ihm Ernst war, führte sie ihm einige der vorhandenen Mädchen vor. Er wählte eine davon und fragte diese, ob sie seine Frau werden oll, unter dem Hinzufügen: .Ich verlange nur ein liebreiche Behandlung meine kleinen Jungen!' Da Mädchen versprach da und wandert unmittelbar au dem .Depot' nach dem Altare. Si hat di sonderbare Eheschließung nie bereut und lebt jetzt glücklich in eigener Familie. Der alte Mann war entzückt über da von ihm in der Ehelotterie gezogene Loe und schickte nach Europa Geld, um auch die Schweflern seiner Frau nach der Ko lonie kommen zu lassen. Unlängst ist der bejahrte junge Ehemann' gestorben und hinterließ seinen gesammten Besitz an Baarem, einem hübschen Häuschen und ein Areal von 16 Hektar kultivirtea Boden seiner .treuen, zärtlichen Lebens gesährtin ?5arum Vamenuljre immer falsch geben. E ist bekannt, daß Damenuhren leicht außer Gang geratheg. Jeder Uhrmacher wird da wissen, ohne daß er die Ünrezel Mäßigkeiten den zierlichen Uhrwerken selbst zur Last legen würde. Im Gegen theil erweisen sich Damenuhren, sobald Herren sie tragen, oft genug als zuoer lässigste Zeitmesser. So passirte e einem Uhrmacher, daß eine Dame immar aus' Neue ihre Uhr zur Reparatur zu ihm brachte und jedesmal ein Lamento über ihr unregelmäßige Gehen anstimmte. Ohne eine weitere Reparatur oorzuneh men, versuchte der Uhrmacher, die Uhr dadurch auf die Prob zu stellen, daß er sie selber trug. Sie ging vortrefflich. Kaum jedoch war sie ihrer Eigenthllmerin zurückgegeben, al die Klagen von Neuem begannen. Der Uhrmacher sagte, da schlechte Gehen der Damenuhren liege daran, daß Frauen ihre Uhren nicht so sorgfältig behandeln, wie Männer e thun. Diese ziehen ihre Uhren regel mäßig auf, Frauen fast nur gelegentlich. Die Männer tragen ihre Uhren beftän big und regeln ihre Alltagslhätigkeit nach dem Gange derselben, wogegen die Frauen sich ihrer nur zu Zeiten bedienen und nach dem regelmäßigen Gange ihrer Zeit messer wenig zu fragen haben. .Und schließlich', meint der Uhrmacher, .muß man einmal zusehen, wie und wo eine Frau ihre Uhr trägt. Befindet sich die selbe am Armband eine sinnige Ein richtung, der man häufig begegnet so ist c8 klar, welchen unvorhergesehenen Stößen sie ausgesetzt ist. Trägt die Frau ihre Uhr wo anders, sei eS auch in einem eigens dam konstruirten Uhrtäsch chen, so hat sie erstens eine Menge Schwie rtgkeiten sie hinein und abermals eine Menge Schwierigkeiten, sie heraus zubekommen. Unter diesen Umständen dürfte sich keine Dame wundern, daß ihre Uhr ihren Dienst nicht pünktlich verrichtet, sondern zahlreichen Störungen ausgesetzt ist Sine ausdrucksvoss Statue. Bei dem vor einiger Zeit in Pari verstorbenen hochtalentirten Bildhaun Carpeaur, so erzählt das .Berl. Tgbl, bestellt einst ein Liebhaber eine Gruppe: Polyphem erdrückt AciS unter einem Felsblock. Carveaur vermockte dieser Aufgabe keinen Geschmack abzugewinnen und ließ vie Arbeit liegen. EineS Tage erkundigte sich der Kunstliebhaber wieder nach seiner Gruppe. Carpeaur führt ihn vor einen Klumpen Modellirthon: .Da ist Ihre Gruppe sagte Carpeaur, ohne eine Miene zu verziehen. .DaS da wirklich?' .Selbstverständlich. DaS ist der Fels.' .Ach so.... wo ist aber Acis?' Unter dem Felsen erdrückt den kann man nicht sehen.' .Und Polyphem?' Bah! Glauben Sie denn, daß er da geblieben ist, nachdem er einen solchen Streich vollführt hat?' Zit armen Einjährigen. Hauptmann : .Welcher Esel von einem Einjährigen hat denn eben wieder vorgeschossen?' Feldwebel : .Entschuldigen, Herr Hauptmann, das war kein Einjähriger, sondern der Gemeine Schmalzhuber Hauptmann: .Da irren Sie sich, Feldwebel, ich habe eS an dem Knattern des Gewehres gemerkt, daß eS ein Ein, jähriger war kzerzlos. Zärtliche Mutter (die dem Geschrei' ihres Kindes lauscht): ,O. was für eine süße Stimme hat da Kind 1 Sie wird gewiß eine große Sängerin! Wir wer den sie nach Italien schicken und ihr Stimm ausbilden lassen müssen ! ' Vater (der gern einschlafen möchte): .Aber sofort , vom acheder. ...Die Ausnützung der Dampfkraft war unseren Ahnen noch ein mit sieben Tiegel verschleiertes spanisches Dorsl' Die gebildete Zofe. .Ist die Giäftn zusprechen?' Bedaure sehr, soeben ist der Arzt ge kommen.' WaL? Doch nicht etwa gefährlich?' Nein. Frau Gräfin läßt sich nur die Hühneraugen plombiren !'