Die billig? Gans. umott4r ton 3 f i $ n ( i i ( r. Rudi Helmer ist kein verloren Sohn, fontern ein sRsuns9pnr Ofmier. Für den verlorenen Sohn in der Bibel wurde bei seiner Wiederkehr in' iJattr hau ein Kalb geschlachtet; für 9t übt, der demnächst zu seiner Mutter, der Obersien.WittVe Frau Helmer, für einige Tage auf Urlaub kommt, soll eine an abgestochen werden, denn Rudi hat eine Vorliebe für die CapitoiS-Retterin nen in gebratener Form. Mama Helmer und ihre Tochter Chn siel pflegen ernste Berathungen über die Ganl. Sie muß gut und billig fein, hlistel hat sich durch längere PrariS in der Führung de kleinen Haushalte schon einige Schliche angeeignet, um, wie sie sagt, den Marktweibern, die einem das Geld au der Tasche stehlen, ein Schnippchen zu schlagen. Vor ihrer Staffelet sitzend, ffizzirt sie am Rande de Papiers, aus dem liebliche Chrusanthemen de letzten PinselstricheS harren, die tZontouren einer idealen GanS. Plötzlich springt sie aus und eilt in die Küche, wo Mama Helmer und Leni, die Köchin und Kammerzofe in einer Person, eine Perle von MScchen. aber von leider sehr empfindsamen Wesen, kulinarische Tethandlungen halten, und sie hat eine .fulminante Idee! Die Gan soll bei Lern' Mutter auf dem Lande gekauft und dort in ihrer letzten Le benSzeit noch zu einem Pracht5?remplar herangezogen werden; am Tage von Rudi' Eintreffen aber soll die Mutter mit ihrem ErziehungZ-Resultate dann selbst in die Stadt kommen und während ihre Aufenthalte Leni in der Küche helfen. Somohl Mama Helmer wie Leni sind über diesen Vorschlag, der einstimmig angenommen wird, entzückt. Beruhigt sieht ma nun der ereignißvollen Stunde entgegen: dcr Ankunft Rudi'S und der GanS. Am Vorabend erhält Leni folgenden Brief von ihrer Mutter: .Liebe Leni die gantz ist geschrobt sie komt morgen mit dem toni zu dir der toni hat Wien noch nicht gesehen und komt stad mir die gantz ist braachtvoohl deine Mutter. Bei der gantz ist auch eine iberah-. schung dabet deine Mutter." Dieser Brief, den Christel, da gar keine Interpunktion vorkommt, in einem Athemzug liest, bringt bei Mama Hei, mer, die sich leicht Lrgett, schon eine Ver stimmung hervor. Der Toni statt der Mutter, da ist ein schlechter Tausch; sie wünscht den Bauernburschen im Stillen dahin, wo der Pfeffer wächst. Da der Bruder Toni, noch nie in Wien gewesen, muß Leni ihn von dem Bahnhof abhole, was in der kleinen Häuslichkeit natürlich eine Störung hervorbringt. Rudi kommt zufälliger Weise mit dem selben Zuge wie Toni. Mama Helmer setzt eben ihr Häubchen auf den grauen Scheitel, als e läutet. Sie ist etwas schwerhörig und merkt das Gebimmel nicht; Christel aber öffnet stürmisch die Thüre und erblickt Rudi, der wie ein Packlräger vor ihren erstaunten Blicken steht, mit der Rechten sein Kofferchen, mit der Linken aber einen großen Ein kaufskorb haltend, den er nun mit einem Uff"! der Erleichterung zur Erde stellt. .Praktisch seid Ihr, da muß man sagen", rust er lachend aus. .Kaum habe ich mir am Bahnhof einen Wagen erobert, als hinter mir Jemand ganz laut: .Herr Baron, Herr Baron, war, tcn'8!" ruft. Die Stimme kommt mir bekannt vor; ich drehe mich unwillkürlich um. Richtig, da kommt Leni, die mich immer in den Freiherrnstand erhebt, da hergekeucht, mir mit einer GanS freund' lich zuwinkend, und hinter ihr ein großer Bauernburfche mit einem Korb am Arme, den er mit verschmitztem Lächeln in mci, nen Wagen stellt. Ich will mich natür lich nicht länger mit diesen zwei auffallen den Persönlichkeiten in ein Gespräch ein lassen, sondern schlage die Wagenthüre zu und sahre hierher. Hier blieb mir nichts anderes übrig, als den Korb die Stiege heraufzuschleppen, mir, einem k. und k. GeneralstabS'Osfttierl Wenn mich mein General gesehen hätte!" Kaum hatte SRiibi seine Rede vollendet, als er auch in dcr Spcisezimmer-Thüre feiner Mutier liebes, altes, nun freubt strahlendes G:stcht erschaut und auf die Oberstin zueilt, um sie zärtlich zu um armen. Christel betrachtet wohlgefällig die .ibcrahschung", schöne, große Land-Eier, und stellt den Korb vorsichtshalber auf den kleinen Theetisch am Fenster in'S Eß zimmer, damit in der Küche kein Unglück damit geschehe. In einer halben Stunde darauf erscheint Leni, die Gans zärtlich in ihren Armen haltend, und hin ker ihr der Bruder Toni, mit dem dumm flen Gesicht, da Christel je gesehen. Sie überläßt die Geschwister dem zärt lichen Gedanken Austausch ; doch nicht eher, als bis sie Leni behufs der GanS die genauesten Jnstrvciionen gegeben hat. Die Obtrfttr. begiebt sich auch in die Küche, um Cents Bruder zu begrüßen und für die Eier zu danken; sie weiß, wie zart besaitet ihre Köchin speciell in Familien Sachen ist, und will daher nicht wider die Artigkeit Toni gegenüber verstoßen. Wie erstaunt sie aber, da sie den Jüng ling fest schlafen sieht; fein strohblondes Haupt liegt auf einem nichts weniger als einladenden Sacktuche gebettet, auf dem Küchentifch, und knapp daneben zieht Leni den Strudelteig aus. Das Nudel brett wird wortlos von Frau Helmer ab feits geschoben. Sie beherrscht ihre Nervosität mit aller Macht, um nicht das schwesterliche Herz LeniS durch eine un paffende Bemerkung zu verletzen. Sie muß sich aber darüber aussprechen und eilt in den Salon zu Christel. Leni schiebt die Gan. die in der That ein Prachierem'.ar ist, in die sehr stark gehetzte Röhre, dann eilt sie in da Speiseiimmer, den Tisch zu decken. Dort packt Ruii seine sieben Sachen auS und lauscht dem GtsölZche. da sich im an stoßenden Salon zwischen der Oberstin und Christel entsponnen hat. .Denk' Dir Christel." sagt Mama Helmer, wie die meisten schwerhörigen Menschen sehr laut sprechend, .jetzt sitzt der Bauernjunge da draußen in der Küche und schläft, und seine Haare nebst einem gräulichen Taschentuche kamen dabei in unmittelbare Berührnng mit dem Stru delleigl" Leni, die bis jetzt mit den Tel. lern, Gabeln und Löffeln geklappert hat, hält plötzlich mit ihrer Arbeit inne. Rudi läßt ein anhaltende, vielsagen de RZuspern vernehmen. Die Oberstin aber merkt davon nichts und fährt unbe irrt fort: .Warum er nicht ausgeht! Er ist doch nicht hergekommen, um hier z schlafen! Jetzt wird der widerwärtige Kerl wahrhaftig den ganzen Tag dasitzen wie ein angenagelter Türke!" Rudi hustet stärker. .Wie ein angenagelter Türke!" wie derholt Frau Helmer noch lauter. Nun erscheint Rudi in der Thüre und winkt energisch, auf Leni deutend. End lich begreift die Obcrstin und verstummt. Doch schon ist eZ zu spät; denn vom Speisezimmer her hört man sehr ver dächtigeS Schluchzen. Christel eilt auf die vor der Credenz stehende, beleidigte Schwester zu. .Ab um GotteSwillen, warum wei nen Sie denn, Leni?" fragt sie theil nahm? voll. ,0, ich bin so gekränkt!" stotterte Leni nnter Schluchzen. .Die gnädige Frau hat gesagt, mein Bruder ist ein Türke. Der Toni ist aber ein ebenso guter Christ, wie der junge Herr Baron." .DaS hat Mama ja nicht so gemeint," beruhigt Christel nun Leni mit sanfter Stimme. .Sie hat gesagt .ein ange nagelter Türke!" DaS ist nur eine scherzhafte Redensart. Man meint dabei einen hübschen, jungen Türken, wie man sie an den Tabak-Trafiken abgebildet steht. Ja, wenn Mama gesagt hätte: Ein Heide oder ein Chinese! DaS wäre eine Beleidigung, aber ein Türke, daS ist eher ein Kompliment. Wir haben ja auch Türkenlofe! Die Türken sind ganz nette Menschen, Leni!" Dieke und andere Reden versehlten ihre Wirkung nicht; Leni trocknet endlich ihre Thränen und erklärt von einer Kün digung, auf die sie sich schon versteift hatte, vielleicht absehen zu wollen. Plötz lich aber stürzt sie mit einem o jesseS, die GanS!" in die Küche hinaus. Christel, nichts Gutes ahnend, folgt ihr. Doch wie sie die Thür öffnet, U nimmt ihr ein scharfer Brandgeruch fast den Athem. Die Küche ist voll Rauch, und Leni hält mit einem wahren Niobe Antlitz die Gans in die Höhe, die auf einer Seite pechschwarz aussieht. Christel stößt einen SchreckcnSruf aus, indeß Toni auS süßem Schlummer er wacht und sich die Augen reibt. Christel und Leni untersuchen nun die GanS und entdecken zu ihrem Entsetzen, daß mehr als die Hälfte vollkommen verbrannt ist! Sie kann unmöglich aus den Tisch ge bracht werden! Was thun? Leni weint, Toni starrt seine Schwester blöd an, Christel sinnt aus Abhilfe. Ja, was kann man da machen? Mama wird sich so darüber aufregen und ist dann acht Tage lang unwohl! Es bleibt nichts Anderes übrig, als im nächsten Gast, hause eine andere Gans zu bestellen. Ganz heimlich soll eS geschehen, Chri, ftel's Taschengeld wird das Defizit decken. Zum Glück ist Mama Helmer mit ihrem Sohne in ein ernstes Gespräch vertieft, so daß sie keine Ahnung von dem hat, was sich in der Küche zugetragen. Sie merkt auch nicht, daß die gewöhnliche Speisestunde schon vorüber ist und Leni erst um drei Uhr meldet, daß die Suppe auf dem Tische steht. Die für die drei Gulden heimlich er wordene neue GanS entspricht gar nicht im mindesten den Erwartungen der Oberstin, sie hütet sich aber, eine ab fällige Bemerkung darüber zu machen, um Leni nicht weiter zu kränken. Trotz der auffallenden Höflichkeit Christel's, die ihr durchaus den Teller aus der Hand nehmen will, auf den für Toni Braten und Salat gehaust wurde, eilt sie selbst in die Küche und sagt ihm, um jeder Kündigungs-Möglichkeit Leni'S vortu beugen, allerlei Liebenswürdigkeiten, in dem sie den Geschwistern sogar Theater. Billet verheißt. Toni nimmt alleS, Braten. Salat und Compltmente, mit großem Gleichmuth entgegen; auch die Aussicht, heute Abend in'S Theater zu gehen, regt ihn keineswegs auf. Wohl rümpft Mama Helmer etwas die Nase über den eigenthümlichen Brandgeruch; da aber daS .Corpus De itcti von Leni sorgfältig verborgen wurde, ist sie ganz ahnungslos darüber, was geschehen ist. Der fchvarze Kaffee wird im Salon fervirt, wohin Rudi und Christel sich be geben. Die Oberftin öffnet das Fenster deS Speisezimmers, von dem aus sie ihre täglichen Kostgänger, die Tauben, füt tert. Ein kalter Luftstrom dringt in ten Salon, zu gleicher Seit aber ein eigen thümlicher, sich gleichmäßig miederholen, der Ton. Klitsch klatsch und dann wieder klatsch . kommt's aus dem Speisezimmer. Die Geschwister sehen sich frageud an und begeben sich zur offe nen Thüre. .Um Gotteswillen, Mama, was machst Du denn?" ruft Christel verzweifelt, denn Mama Helmer'S schwarzes Wol lentuch hängt an dem Koibhenkel fest, und da das eine Ende desselben vorne festge steckt ist, wird bei jeder Armbewegung der Oberstin der von ihr unbemerkt geblie bene Korb hin und her geicgen und ein j Ei nach dem anderen rollt auf den Tisch und von dort auf den Bcden, wo eS, klufch klatsch. zerbricht. .Aber Mtma!" schreit nun Rudi mit Sientor-Slimme. Da wendet sich die Gerufene heftig um, und der Korb nebst dem ganten Eiertest kippt und stützt prasselnd zu Boden! Mama Helmer. daS Unheil gewahrend, schlägt wortlos und fchreckenSftarr die Hände über ihrem Haupte zusammen. Bei dieser Bewegung löst sich daS Tuch gänzlich ab; eS fällt gerade auf den im Sonnenlichte glänzenden gelben Dotter ström, diesen wie mit einem schwarzen Schleier bedeckend. Durch daj Getöse deS fallenden KorbeS angelockt, erschienen auch Leni und Toni am That'Orte. Sie sperren entsetzt Mund und Augen auf, während Christel, die Praklische, die weniger gebrochenen Eier rettet, indem sie sie in eine Schüssel schlägt. Leni vergießt beinahe wieder Thränen über die verunglückten, heimathlichen Eier, und Mama Helmer geht ebenfalls tief verstimmt in ihr Zimmer, während Rudi, der sich zum Aerger feiner Mama vor Lachen hat ausschütteln wollen, sich ausmacht, um die TheaterBille!S für Leni und Toni zu besorgen. Da Christel ihre Mutter am Schreib tisch und das aufgeschlagene Wirthschafts buch neben ihr steht, will sie sich feige zurückziehen, wird aber mit strenger Stimme zurückgerufen. .Was kostet die GanS?" fragt die Oberstin kurz, ohne ihre Tochter an zusehen. .Welche?" stammelte Christel. .Wieso welche?" Natürlich die Gans, die wir gegessen haben." .Zwei Gulden, Mama." .jiun dafür hätten wir ein so elen des Ding wahrhaftig auch hier bekom, men ! " .Und die Reise von dem dummen Toni, die wir ihm doch bezahlen müssen, was Hai die gekostet?' .Einen Gulden achtzig Kreuzer, Mama." .Und die TheaterBilletS?" Einen Gulden sechzig Kreuzer, Mama." Die Summe wird nun von der Oberstin addirt. .Fünf Gulden vierzig Kreuzer! Die schönen Eier gar nicht mitgezählt. Da hast Du das glänzende Resultat Deiner .fulminanten Idee"!" Diese in höhnischem Tone hingeworfe nen Worte bringen bei Christel, die zu der Rechnung ja noch heimlich ihre drei Gulden für die zweite GanS hinzuzu addiren hat. eine starke Erschütterung hervor; sie beginnt zu schluchzen. Um einen Theil der Schuld von sich abzu wälzen, begeht sie obendrein die große Unvorsichtigkeit zu sagen: .Aber Mama, ich kann doch nichts dafür, daß Du die Eier zerbrochen hast!" Die Oberstin nimmt ihre Brille ab und wirft einen tieftraurigen Blick aus ihre Tochter. .Willst Du mir vielleicht auch vor werfen, daß ich alt und schon schwerhörig bin? Das ist wahrhast edel von Dir, Christel, daß muß ich sagen!" Und Frau Helmer bricht ebenfalls in Thränen aus. Nun fällt Christel ihrer Mutter um den Hals, streichelt ihre Wangen, küßt ihre Hände und bittet sie, vor ihr nieder knieend, unter lauter Selbftanklage um Verzeihung. Rudi findet Mutter und Schwester noch in sehr weicher Stimmung und ahnt daS Vorhergegangene. Er hat die Theaterbillets für Toni mitgebracht; doch Toni ist von einem mittlerweile selbst ständig unternommenen Spaziergange noch nicht heimgekehrt und die festlich aufgeputzte Leni, die nicht ohne den Bru der allein in's Theater will, irrt klagend im Hause umher. Mama Helmer und Christel find schon zu matt, um sich Tont'S wegen wieder aufzuregen. Doch eS wird acht, neun, zehn Uhr, und noch immer von Toni keine Spur. Endlich beschließt Rudi, mit Leni aus die Suche nach dem Verlorenen zu gehen. Kaum aber biegen sie um die nächste Straßenecke, als ihnen aus einem Gassen fchanke eine schwankende Ieftalt entge genkommt, die Rudi fast in die Arme fällt. Bei dem matten Schein der Stra ßenlaterne erkennt Leni zu ihrem Ent setzen ihren geliebten Bruder. Mit großer Anstrengung gelingt eS Rudi, den auf sehr schwachen Füßen Stehenden nach Hause zu schleppen, wo sie ihn in der Küche auf einen Stuhl setzen und seinem Schicksal überlassen. DeS anderen Morgen sieht Toni blaß und angegriffen aus und hat große Sehn sucht, nach Hause zu fahren. Von den letzten Geschehnissen des gestrigen TageS besitzt er keine ganz klaren Begriffe. Und so dampft er wieder ab. Mama Helmer, Christel und Leni athmen hach auf, als die ganze unselige Affaire damit zu Ende ist. Die halb, verbrannte heimathliche Gans aber hat man dem Toni als Wegzehrung heimlich in die Tasche gesteckt. ver Lzoxxbichter Fritzl. Fine Hochlandsgcstali von Arlhur Achleitnn. Es wird einige Jahre her sein, daß der Bauernknecht Fritzl Hoxpbichter. ein sau berer Bursch, aber arm, sich einbildete, jetzt lange genug sich allem durch die Bergwelt getrieben zu haben, weswegen er eine Bauerndirn, die noch weniger de saß, wie er selber, heirathen wollte. Der Frttzl stellte sich die Heiratherei äußerst einfach vor, er und sie gehen halt zum Vicar, der das Paar von der Kanzel v:r kündet und nach vier Wochen findet die Trauung statt. So h?ch dcr Fritzl den Kops aus dem Gang zum Widum trug, so ttes ließ er ihn hängen, wie er die Pfarrhoslhüre hinter sich zugemacht hatte. Ja, wer hätte da .gedenkt", daß zum Heirathen der Gemetndeconsen gehört, der baar ia österreichischen Gulden tt zahlt werden muß, hernach kostet der Pfarrer und Meßner auch noch wa, von dem jungen Haushalt g nicht zu reden, der doch auch in irgend einem Häuser! eingerichtet werden muß. Wenn der gute Fritzl seinen Bauern gefragt hätte, wäre ihm der Gang zum Widum erspart ge blieben; aber der Fritzl hatte eben nicht im Geringsten an Ehehindernisse ge, glaubt. Der Herr Vicar war ja recht freund, lich mit dem Barschen, der demüthig und so zerknirscht vor ihm stand. IS wäre sein ganzes Etdenglück in den Boden ge sanken. Aber öder gewisse Vorschriften kann der beste und stätkstc Mensch nicht hinweg und selbst ein geistlicher Herr kann nicht zauicrn. EtwaS ersparte Geld hat der Fritzl schon, er denkt, viel leicht langt eS auf den CsnsenS. und so probiri er sein Glück doch noch beim Gemeindevorsteher am nächsten Bauern feiertag. Hätte der Fritzl aber seinen Bauern vorher gefragt, so wäre ihm gesagt raor den, daß der Vorsteher an einem Bauern feiertag nicht in der Kanzlei zu finden ist. Richtig wird der Fritzl inS Wirthshaus geschickt, wo der Vorsteher mit den schwersten Bauern der Gemeinde beim Rothen sitzt. Sich an den schweren Bauerntisch setzen, ist für einen Knecht nicht angängig, der Fritzl könnt nicht schlecht ankommen für solche Ueber Hebung, eS muß nicht bloß der Schuster, sondern auch ein Knecht beim Leisten bleiben. Der Teufel selber muß es ge wesen sein, der beim Fritzl den Gedanken inS Hirn blies, den Vorsteher aus der Wirthsstube herauskommen zu lassen. Wie der anfänglich ob dieser .Prefsierei" erstaunte Vorsteher erfuhr, daß der Bauernknecht bloß wissen wollte, wie viel ihm zum HeirathSconsenS an Geld fehle und dann gar das Anflnnen gestellt wurde, den Rest an Geld für den Con fenS in Raten nach vollzogener Heirath an die Gemeinde abzahlen zn dürfen, da krümmte sich der Vorsteher vor Lachen, ward aber bald sackgrob über solch knech tische Unverschämtheit. Ehe die fehlen den dreißig Gulden nicht bei Heller und Pfennig bezahlt feien, soll der Knecht ja nicht daran denken, sich vor dem Vor sieher blicken zu lassen. Damit ließ der Bauernbürgermeister den Fritzl gehen. In der Wirthsstube aber lachten die Bauern über den Abzahlungsvorschlag, daß ihnen die Bäuche wackelten. Wohin der Fritzl kam, überall ward er höllisch aufgezogen wegen feiner Heirath auf Raten, so daß der arme Kerl sich mit feinem verletzten guten Herzen, völlig verkroch und den Menschen auSwich, wo er nur konnte. Da auch sein eigener Bauer ihn verhöhnte und auS Bosheit den Lohn auch mir in Raten zu zahlen erklärte, da riß dem Fritzl leider die Ge duld, er trug dem Bauern Hiebe an, wenn er sein sauer verdientes Geld nicht auf einmal erhalte; natürlich ward jetzt der Knecht aus dem Hause geworfen. Nicht minder übel erging eS Fützl'S Dirndl, die jetzt die Ratenbraut titulirt wurde und an Stichelreden so viel zu hören bekam, daß sie Knall und Fall den Dienst verlieh und in eine Nachöarge meinde auswanderte. Den Durst nach Rache für den erlitte nen Schimpf im Herzen stand der Fritzl obdachlos draußen im Bergwalo. Zorn und Wuth trübten ihm den Verstand und je mehr er in der kalten Hcrbstnacht fror, desto glühender wurden seine Rache gedanken. WaS jetzt, wo der gefürchtet Winter jeden Tag mit grimmer Macht ins Land kommen kann, was jetzt anfangen? Bei einem andern Bauern anklopfen und um Arbeit bitten, ist vergebens und würde dem Burschen nur neuen Hohn einbrin gen. Geht noch gut ab, wenn der Fritzl nicht mit Hunden vom Hose gehetzt wird! Und warum alle? dies? Weil er in seiner gutmüthigen Dummhiit den Abschlags zahlungSoorschlag gemacht und seinen Bauern beleidigt Hit. Aber ist denn nicht er selber aus's Tiefste beleidigt und verhöhnt worden?! Ihm ist bitteres Unrecht geschehen und dafür will er sich röchen. Schneidend kalt bläst der Nachtwind, die ersten Flocken wirbeln zur erstarrten Erde, sie bringen dem obdachlosen Bur schen m Erinnerung, daß er ausgestoßcn ist aus der Gemeinschaft; statt glücklich vereint zu sein mit dem Weibe seiner Wahl, muß er jetzt in rauher Winter nacht um eine nothdürftige Unterkunst in einem Heuschober froh fein. Und heirathen will er dem Vorstand zum Trotz und wenn er das Geld hierzu steh len sollte I Ha, stehlen, daS ist das Wahre, Die fehlenden dreißig Gulden stehlen und wem stehlen? Niemand anderem al dem hochmüthigen Vorsteher selber. Und ganz verbohrt in diesen unglücklichen Gedan ken kletterte der rachecrfüllte Knecht wie der zu Thal und schleicht auf den Hof deS Gemeindevorstehers. Der Hund tst nicht heraußen, wahrscheinlich in der unteren Stube eingeschlossen, das begünstigt daS Verbrechen. Wenn der Einbrecher in die Tenne gelangen kann, dann gelingt auch der Einstieg ins obere Stockwerk und in die Gutstule, wo wohl der Geldspind des Bauern zu finden sein wird. Be hutsam steigt der Mensch aus schlimmen Pfaden ein, das Verbrechen gelingt leich ter, als die AuSfnhrung gedacht ist. Vor dem erbrochenen Holzkästchen überlegt der Unglücksmensch aber doch, ob er mehr Geld nehmen soll, als die zum Heirathen röihigen dreißig Gulden. Nimmt er mehr, dann ist er ein ganz gemeiner Dieb. Die entwendeten dreißig Gul den will er spater doch wieder ersetzen, also nimmt er r.ur diese Summe und schleicht wieder aus gleichem Wege an dem Hause. Die That de Verbrechen ist ge fchehen, an dem hochmüthigen Vorsteher ist die Rache erfüllt. Jetzt aber muß er noch Proviant haben, denn im Gemein devkt,irk darf sich der Bursche nach dem Diedstahl nicht mehr blicken lasten. Mehl und G'selchte entwendet er sei nem früheren Dienstgeder und noch in derselben Nacht flüchtet er in die Bcrg wildniß. Em Schrei der Entlastung durchgingt die Gemeinde, beim Lorsteher wurde ein gebrochen und da! kann kein anderer ge than haben al der flüchtige Hoxpbichter Fritzl. Nach ihm fahnden die Gendarmen, ihn verfolgen die Bauernsöhne mit scharf geladenen Gewehren, eint Merschenjagd, welche die Gemüther weit mehr aufregt, IS die Birsch aus Hochwild.' Monate lang dauert die Menschenhetze, sie witd zum Kesseltreiben, so oft irgend ein Bauer nächllerweile heimgesucht und seine Vorrathskammer geplündert wutde. Die erbitterten Bauern oeransta'en regelrechte Streifige durch daS Gebirge, sie sinken Menschenfährten und rücken dem Gehetzten so nahe auf den Leib, daß nur ein wahnsinniger Sprung in die Tiefe den Heimathlosen vor dem Ergrei fen schützen kann. Aber nur sein Ruck sack wird der Patrouille zur Beute, und was finden die Bauern darin, die ge stohlenen dreißig Gulden nebst einigem Mundvorrath. Im Triumph wird die Leute aufs Gemeindeamt gebracht, der Vorsteher hat fein Geld wieder, dir Fritzl hat umsonst gestohlen. Nun ist sein Ver, brechen haarscharf erwiesen, weshalb die Grenzausseher Befehl erhielten, die Gendarmerie in der Fahndung nach l:m Verbrecher zu unterstützen. Der wahnsinnige Sprung in die Tiefe muß dem verwegenen Burschen gelungen sein, soviel man das Wildbachbett und das Unterholz im Graben auch durch suchte, nirgends fand man den, wie man glaubte. Zerschellten. Und auch im Ge meindebczit ke spürte man daraufhin nicht mehr von ihm, die nächtlichen Besuche in den bäuerlichen Vorratskammern unter blieben, der Dieb muß sich wohl anderöwo aushalten. Auf Lichtmeß zu, wenn der Tag wie der zunimmt, steigert sich des Winters Strenge gewöhnlich noch einmal zur bittersten Kälte, bis dann der Föhn fit bricht und den Schnee von den Höh.'it jagt. Höllisch fluchten die zwei Grenz jäger, die bei solch fürchterlicher Kälte pfadlos durch den klaftertiefen Schnee bergaufwärts mußten, die Grenze zu re vidiren. Keinen Hund soll man hinaus jagen, brummte der Aufseher, aber für uns gilt kein Grund und kein Wetter. Todt und still ist's in der Natur, weiß alles, wohin der Blick sich richtet, ein Meer von Eis und Schnee. Und diese fürchterliche Kälte! Die Grenzjäger freilich schwitzen vor Anstrengung, die Höhe dmch die Schneemassen zu gewin nen. Ueberall sind Spuren deS zu Thal gezogenen Wildes zusehen, der Hunger treibt eS abwärts zu menschlichen Be Häufungen und den Heuscheunen. Wer nicht muß, meidet die vom eisigen Wind umwehten Höhen, auf denen der Tod lauert. .Horch, was war daS?" ruft der eine der Jäger und scharf horcben beide hin über an den Waldsaum. Wie ein mensch lich Wimmern klingt eS herüber, siück weise vom rauhen Bergwind verschluckt. Die Grenzer schieden Patronen in die Gewehre und sichern nun, Deckung suchend, hinan den Wald. Doch sie brauchen die Kugel nicht im Lause, vor ihnen liegt unter einem notdürftigen Rindendach auf dünner Heuschichte ein Mensch, wimmernd vor Schmerz, der Hoxpbichter Fritzl mit gänzlich erfröre nen Häaden und Füßen, der die Jäger herzerschütternd bittet, ihn, der nicht mehr stehen noch viel weniger gehen kann, hinabzutragen und dem Gerichte einzu liesern. Nur fort aus der gräßlichen Schnee wüste! AuS einer fchneä aus Baumästen her gestellten Bahre schleppen die 'Jäger cen fast erfrorenen, durch volle acht Mo nale gejagten Menschen hinunter und aus einem Schlitten ward er dem Gerichte eingeliefert. Mit zweieinhalb Jahr schwerem Kerker büßte der Unglückliche sein Verbrechen des Diebstahls. für's ganze Leben aber blieb er ein Krüppel und armer Mensch, ruinirt wegen dreißig Gulden, die er nie mehr zusammenbrachte und deshalb sowie seines ruinirten Kör, pers wegen nicht mehr zum Heirathen kam. Das ist der LebertSlauf deS armen Hoxpbichter Fritzl. ff in seltener rakendfr. Wie bekannt, wurde der Angriff der Türken auf ChioS dadurch veranlaßt, daß Sultan Selim II. gern Chioöwein trank und deßhalb die Insel zu besitzen wünschte. Ein noch weit geringerer Anlaß hätte im IS. Jahrhundert beinahe in der Schweiz einen Krieg entzündet. Die Landschaft Apxcnzell und die Stadt St. Gallen führten nämlich beide einen Bären im Wappen. Nun trug eS sich anno 1578 zu, daß der den beiden Nachbarn gemein schafliiche, in St. Gallin hergestellte Ka lender mit einem Titelblatt erschien, auf welchem der St. Galler Bär als Männ chen, der Axpenzcller aber als Weibchen dargestellt war. Die Appenzeller waren wüthend und erblickten in dem Bäten weibchen eine der Landschaft angethane MajestätSbcleidigung und forderten vom St. Galler Rathe die unverweilte Kon fiskalion deS Kalenders und die Bestra jung deS Druckers. Seid doch vernünf tig," entgegneie der Rath. .Bär bleibt Bär. ob Männchen oder Weibchen, und im Uebrigen soll's nicht wieder vorkam men." Die Ln schaftler wollten jedsch von der Vernunft durchaus nichts wissüi; sie kündigten der Stadt die Freundschaft "mmmmm und belegten die Bürger, die zum An kauf von Garn und Holz bei ihnen er schienen, mit einer hohen Steuer. Dar über wurde nun auch der Rath ärgetlich und übe an de.t ur Stadt kommenden Zlppenztllern da! Vergelttiugkrecht. Die ganz gerechtfertigte Verfahren ober brachte die Landichast vollend au dem Häuschen; am Raihhause zu Axpenz?ll wurde wie bei drohendem Kriege die Landesfahne ausgesteckt, und in Wehr und Waffen eilten die Landschaftler von allen Seiten herbei, um an dem Zuge aegen St. Gallen Theil zu xehmen. Dort aber erhielt man frühzeitig Kunde von den Vorgänzen draußen, und die Lürger rüsteten sich ebenfalls zum Kampf. Zum Glück jedoch gab es wenigster. einen Vetnünfligen unter all' diesen Be scssenen: den Abt Joachim von St. Gal lcn. Den Vorstellungen diese würdigen ManneS gelang eS, zunächst jede Gewalt Ihätigkeit himanzuhallen und endlich, allerdings mit schwerer Mühe, einen Ver gleich zu Stande zu brinzen, laut welchem rr.e Appenzeller die Wassen niederlegten, die Sr. Galler aber den unglückseligen Kalender konftgzitten und die feierliche Verpflichtung eingingen, den Apxenzeller Bären allzeit als Männchen anzuerkennen und darstellen zu lassen. Der Appen uller Kalender auf das Jahr 1679 aber ist seitdem eine sehr gesuchte Rarität. Aus der cöeograxhiestunde. Professor: .Um Ihnen den Lauf der Erde anschaulich zu machen, nehmen wir an, mein Kopf fei die Erde und meine Hand die Sonne. Wenn sich also die Sonne bewegt, so fallen ihre Strahlen, wie Sie sehen, direkt auf die Bewoh ner meines Kopfe!" Aus der hör-cren Töchterschule. .Sagen Sie mir. Elvira, wer war der größte Eroberer aller Zeiten?" .Don Juan!" In der veilcgcndeit. Ein OsfizierSbursche, welcher einen Auftrag an eine Dame auszurichten hat. findet dieselbe nicht zu Hause, begegnet ihr aber kurz nachher auf der Straße. .Gnädige Frau", sagt er, sie ehr furchtkvoll begrüßend, .ich war soeben in der freundlichen Abwesenheit Ihrer per sönlichen Gegenwart bei Ihnen!" verrathen. Herr: .Mir träumte heute von Ihnen, Fräulein Irma ! Ich wollte Ihnen einen Kuß geben da dehnte sich zwischen un ein Fluß aus, der immer breiter und breiter wurde und schließlich so groß war, wie der Rhein !" Fräulein: .Und war keine Brücke da und kein Kahn?" Vorzug, ....Aus welcher Soiree unterhalten Sie sich besser: bei Geheimtaths oder beim Professor?" .Bei Gcheimraths. Wissen Sie, bei Professors haben wir immer schwere Musik ut.d leichte Weine, bei Geheimraths aber schwere Weine und leichte Musik!" Zwei Lateiner. Förster (am Krankenlager zum Arzt) : .Mir scheint, Herr Doctor, wir Beide sind mit unser'm Latein zu Ende ! " wohlmeinend. (Prosessorsgattin zu ihrem Mann, welcher in das Dampfbad geht) : .Sei' vor sichtig, daß Du Dich nicht aus dem Heimwege verkühlst... und vergiß mir nicht, zu schwitzen!" Kindlich. Mama : . Kann ich Dir auch glauben, Karl?. . Sieh' mir 'mal in'S Auge!" Der kleine Karl: .In welche, Mama?!" Gut gemeint. Herr (der eine Dame soeben auS dem Wasser gezogen, zu der halb Ohnmächti gen) : .Gnädiges Fräulein, darf ich Ihnen vielleicht ein GlaS Wasser anbic ten?" Naturgeschichiliches. In der Thiervude wird eine Schild, kröte gezeigt. .Ist denn der Schild wirklich so fest, daß man hinauftreten kann?" fragt ein Zuschauer. Thierbudcnbesitzer (eifrig) : .Hinauf, treten? Ueber Schildkröten kann ein Wagen fahren. Es thut ihnen nicht nur nichts, sie bilden sich so, gar noch wag darauf ein!" Schwierige Arbeit. Theaterdirector : .Was macht Ihr versprochenes Stück, die Compagnie Arbeit?" Dichter: .Die wird noch lange dauern! Wir vertragen uns nicht recht: was er schreibt, streiche Ich. und waS Jch schreibe, sireicht er wieder!" Boshaft. . . . Denk' Dir nur. gestern Abend hat mich ein Lieutenant geküßt I' .Ach. das war gewiß bei'm Pfänder, spiel, und der arme Lieutenant wurde dazu verurtheilt!' Rascrnhofdlüthe. Lieutenant (Richtung corrigirend) : .Aehlll Feldwebel sehen Sie diesen Mann an im zweiten Glied ! Ist da Richtung?!!.. Kerl steht da wie ent gleist er Schlafwagen!" Ahnung. .Nun, Fritzl, Hag Du heute Vormit tag in der Schule schon wieder Schläge bekommen?" ..Nein, noch nicht, aber heute Ncch mittag kann'S was werden."'