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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (May 17, 1894)
Eine rScirath wider Willen. u dem Rul:lchen rsn Ä. Q. !'. t3a.si jtail FueuuSi'ch s. &icft ff-', l'u junger Mann, ttr zu den g!änfr.tfitn H?ffr.uügen dcrech'iqk schien, x.er mit betonieren Privilez en 5ry.a$'';! Lehranstalt tnpjrgtirfc", mir it ir Slaalttiemle getreien und hatte i - der zahlreichen feiert bürg JUr.iUun eine Anstellung erhalten. Der Dienst lastete nicht allu fchar uf ihm. Die Zögling der pnv.If;! Schulen brauchten sich nicht mit den ge meinen Kanzlei Arbeiten zu besassen. Durch eine entfernten Verwandten seinem gegenwärtigen Chef enixsohlen, wurde er von Seiner Ercellenz nicht nur mit offenen Armen empfangen, sonder auch in' Hau geladen. jlatl Fefcoro wilsch'kCarriere konnte daher als gesichert betrachtet werden, wenn er nur einiger maßen die Umstände auszunützen ver (land. An Schlauheit aber bat (3 un erem Barone nie gefehlt und auf der Schulbank schon schloß er sich unter seinen Kameraden nur an die Söhne einflutz' reicher und hochgestellter Persönlichkeiten an. Er verstand 9, deren Freundschaft zu erwerben und sich durch dieselben Ein gang in di Petersburger vornehme Welt zu veischaffen, die sogar euch einen Baren nicht leicht in ihre reise aus nimmt, besonder! wenn ihm ein Mangel anhaftet, an dem auch Karl Fedorowitjch litt. Er war nLmlich arm. UebrigenS wußte sich unser Baron auch da zu helfen. Mit Beihilfe seiner vor. nehmen Kameraden war 8 ihm gelungen, sich weitgehenden Credit zu eröffnen, den er in Anchofiarg baldiger Beförderung und einer vorteilhaften Heiralh biZ an die Grenze der Möglichkeit ausnützte. Alle ging vortrefflich, da ober zog sich eine duslere Gewitterwolke über fernem Haupte zusammen. Pawel Nikolajewitsch Obo!duiSas,or janZki, der AblheilungSoorstand Karl Fedorowitsch', war Wittwer, der nur eine einzige Tochter hatte, Alerandra Pam lomna, eine hübsche, neunzehnjöhrige Brünette, welche erst vor einem Jahre aus dem Pensionat in' Vaterhaus zu rückgekehrt war. Man behauptete, sie bekomme eine Mitgift von einer halben Million. Waren dies auch nur Ge rächte, so schienen sie mit Rücksicht auf das ungeheuere Vermögen ObolduiSa goijanfikt'S keineswegs unaiahrZcheinlich. Im Haufe befand sich außerdem noch die -ftllfchaftetin des jungen MSdchenS, ein Fräulein von etwa 30 Jahren, das aber, wenn man den bösen Zungen Glau b:n schenken darf, bei dem eilen Herrn Lehr viel galt. Maria Nikolajewa Schein so hieß lai Fräulein hatte im Hause Pawel Nikolajemitsch' bis zur Rückkehr seiner Tochter aus dem Institut, a! Bcschlie. ßerin gelebt und war erst vom gedachten Zeitpunkt ab zur Gesellschafterin vor gerückt. Oboldui Sagorjanski hatte wieder holt, doch stets vergeSenL, den Versuch gemacht, sie an einen seiner Untergebenen zu verhcirathen. Alle Bemühungen waren an dem Widerstände Maria Niko, lajewna'S gkscheitert, die sich nicht tat schließen konnte, ihre behagliche Stellung aufzugeben. Der elegante, junge Baren aber schien Eindruck auf dieses bisher unnahbare Herz gemacht zu haben, denn sie be . zunfiigte ihn sichtlich. Dem alten Herrn war dies keineswegs entgangen, doch wagte er eS nicht, einem Baron ohne Umständen zu befehlen, seine einstige Haushälterin zu heirathen. Zu wiederholten Malen schon hatte Oboldui-Sagorja.iSki gesprächsweise die Bemerkung hingeworfen, Maria Nikola tma erhalte ein: Mitgift von fünfund zaiaiizigtausend Rubel, der Baron aber schien diese Anspielungen nicht zu ver stehen oder wollte sie nicht verstehen. Pawel Nikolajewitsch entsagte aber deßhalb noch immer nicht jeder Hoffnung und empsing Karl Fedorowitsch, der ein -täglicher Gast seines HauseS geworden war, nach wie vor mit gewinnender Herz lichkeit. WaS aber mochte den Baron an ziehen?.... Etwa doch das Gesell IchaftSftäule'n? Nein, er strebte nach Höherem. Die halbe Million, welche das schöne Mädchen mitbekam, wurde für ihn ein Magnet, dem zu vi derstehen er gar nicht versuchte. Alexandra Pawlowna blieb gegenüber den ihr dargebrachten Huldigungen deS Barons auch nicht völlig unemxsinttich, und zwischen den Beiden entspann sich ein kleiner Roman. Nachdem daS zärt licht Liebespaar in Weile geichwärmt, begann eS an einen Bund sür's Leben zu denken. Jetzt aber trat die Frage in den Vor, dergrund, in welcher Weise man da be erkstelligen solle? Die Zustimmung deS Vater! dürfte man nicht erhoffen, denn bei aller Liebe zu seiner Tochter würde er nie in eine Verbindung mit einem in untergeordneter Stellung be, Endlichen armen Teufel gewilligt haben. Ein Bron ohne s?nstige Grundlage zahlte in den Augen OöolduisSazor saniki'S auch.nicht viel, das wußten die jungen Leute. Der Baron ging wie ein Verzweikelter herum, na, wohl kein Wunver war, denn die Trostlosigkeit seines Gemüths, zustandeS erfuhr durch das Drängen der Gläubiger eine nicht unwesentliche Ver schärsung. Ja dieser nichts weniger als sngeneh inen Stimmung schlenderte er eines Ta ges c NewSky Prospekt herum, c!3 er eine Stimme hörte, die ihn anrief: .He Baron, si.-.d Sie es? Karl Fedorewitich wandte sich um und sah auf den zum Eis Dsminik führen, San S!nf"i seinen alter. Bekannten und Der Jahrgang 14. Freund Sergej Ji?anoitsch Doirowe, tin. Leide lialen il. Kaft'eehauS, wo sich Sergej Jan?wi:fch Liqjeur mit ,schxasleikn. der Baren eine Tasse Kaffee mit Kochen geben ließ. Nach den ersten einleitenden Qt spiächen erzählte Karl Fetorowilsch mit Verschireizui'z d:Z NamenZ der Ge'ieb ten dem v"u:it seine ganze Her,enS gefchichte und fragte diesen um Rath, aal er thun solle. ,DaS ist sehr einfach erwiderte Sergej Jaanowitsch, der in allen Rechts angelegenheiten a'.S gerieben bekannt war. Sie kann mit Ihnen getraut wer, den, ohne auch nur einen Schritt aus dem Hause zu thun, ja sogar, während sie mit ihrem Vater beim Thee sitzt. Der Baron machte große Augen. .Sie müsst nur trachtin skldstrer stündlich mit ihrer Einwilligung in den Besitz der Papiere Ihrer Braut zu gelangen. ES wird Ihnen nicht schwer werden, gegen angemessene Belohnung eine Person zu finren, die mit Ihnen zum Altar tritt und in daS Kirchenbuch lenen Namen einschreibt, auf den die Ur, künden lauten. Ihre wilkliche Braut wi"d Sie nicht Lügen strafen und der Va, ter eS ebensowenig zu einem Scandale treiben. In dieser Weise wird sich AlleZ in Wohlgefallen auslösen. .Und wären Sie geneigt, mir In dieser Sache Ihren Beistand zu leihen?' fragte der Baron. .Warum nicht erwiderte Jwano witsch. .Für dreihundert Rubel mache ich Ihnen eine Person ausfindig, welche sich zu dieser Rolle verfleht. . . . Bringen Sie mir nur vorerst die Papiere." Der Baron notirte Dobrowolin'S Adresse, gab diesem seine Karte und die beiden Freunde trennten sich. Am selben Abend noch fand Karl Fe, dorowitsch Gelegenheit Alerandra Pam lowna den Plan mitzutheilen. Nach langem Schwanken und erst in Folge in nigen Flehen von Seiten deS BaronS erklärte sich diese einverstanden. Um aber in den Besitz ihrer Papiere zu gelangen, sah sich Alerandra Pawlowna genöthigt, Marie Nikolajewna inS Vert'.auen zu ziehen. .Sie ist mir ganz ergeben und auch dir qünflig gesinnt versicherte Alerandra Pawlowna. .Gewiß wird sie sich nicht weigern, unS hilfreiche Hand zu bieten.' , Der Baron war außer sich vor Freude ur.d Entzücken. Am darauffolgenden Morgen begab er sich zu Dobrowolin, händigte diesem drei hundert Rubel tin, mit der Bitte, für daS Uebrige zu sorgen. Es währte nicht lange, so war die stellvertretende Person gesunden. Während dieser Zeit ereignete sich im Hause Oboldui, Sagoljanökl's Folgen, deS : Nachdem Maria Nikolajewna Geftänd niß und Bitte Alexandra Pamlowna'S ruhig bis zu Ende gehört, erklärte sie sich ohne jedes Besinnen kinoerstanden. .Es ist allerdings sehr gewagt be merkte sie nur, .und Ihr Vater wird schrecklich böse auf mich werden, doch ver, mag ich eS nicht über mich zu gewinnen, Ihnen irgend etwa? abzuschlagen.' Alerandra Pawlowna schloß ihre Es, fellschafterin in ihre Arme. Kurze Zeit darauf war Maria Nikola, jewiia schon im Cadinktk keS alten Herrn. Zn wenig Worten theilte sie ihm den Plan semer Tochter und deS BaronS mit. .Hm!' brummte Oboldui , Sagor, janöki und begann im Cabinete auf und ab zu gehen. Einige Minuten lang herrschte Schwei gen. .Willst du Baronin Kraft werden?' fragte er plötzlich, vor Maria Ntkola, jewna stehen bleibend. Diese wurde blutreth. Der alte Herr hatte begriffen. Lege in diese? Couvert statt der Pa, xirre mtinkr Tochler deine eigenen Liebende pflegen zerstreut zu fein und alles zu überhasten. ... Die Verant, wortung für daS WeitereNbernchme ich fuhr Pawel Nikolsjewitsch fort. Maria Nikolajewna entfernte sich. DaS versiegelte Couoert mit den Pa, pieren wurde dem Baron durch Alerandra Pawlowna noch am selben Abende einge händigt. Der Baron verabschiede! sich früher als gewöhnlich und drückte beim Scheiden mit Innigkeit Maria Nikolsjewna'S Hand als stummes Zeichen seines Danke. Die Gesellschafterin schlug erirlhend die Augen zu Boden. Karl Fedorowitsch jzgte unv'rweilt zu Dolrowolin, dem er daS empfangene Pscket mit seinen eignen Papieren über, gab. Sergej Jwanoivilsch eröffnete sei, nem Freunde zu dessen nicht geringer Freude, di Trauung könnte schon am nächsten Morgen ftattsinden. .Die nöthigen Zeugen werden auch da sein fügte Dobrowolin hinzu, .nämlich ich und drei meiner Freunde. Am dirauffolzeuden Morgen um 6 Uhr war der Baron in der Kirche, wo die Braut, eine reizende Brünette, und Dob, rowolln mit seinen Freunden ihn er leten. Die Ceremonie war balv beendet und K-rcl Feiorowilsch wurde behütet, CL Beilage zum Nebraska Ttaats-Llnzeiger. die Paple:e in einigen Tagen wieder cb zuholen. Drei Tage später erhielt er eine Zu, schrift, in welcher seine Versetzung in eine entfernte Gouverntmentifladt angeo:dnet wurde. Im ersten Augenblicke war er betroffen, be: reiflicher Ueberlezung aber freu'e er sich sogar darüber. .Damit ist mir der willkcmmene Vor wand geboten, meine Frau zu fordern sagte der Baron selbstzusrieven. Ueb rigenö kann ich da auch gleich thun fügte er hinzu, nachdem er auf die Uhr gesehen. ES war halb 1 Uhr, eine Stunde, in der ObolduiSogorjanSki zu Hause zu sein pflegte. Karl Fedorowitsch bestieg einkn Wa gen, holtt dik Papiere und fuhr zu seinem .Schwiegervater'. .Nun, sind Sie mit Jhrim nkutn Bt stimmungZorte zufrieden?' fragte ihn der Burealichef. .Ich danke ganz ergebenst, doch uünfchlk ich dahin in Begleitung meiner Frau zu reisen jagte der Baron in be stimmtem Tone. .Daran hindert Sie ja Niemand, wenn Sie verheirathet sind UebrigenS wußte ich davon bis zu dieser Stunde kein Sterbenswort sagt Oboldui, LagorjanSki ganz verwundert. .Ja ich habe mich erst kürzlich verhei rathet und meine Frau besindet sich in Ihrem Hause fuhr der Baron fort. .In meinem Hause?' rief Pawel Ni kolajewitsch, indem er that, als habe er nicht recht gehört. .Allerdings.... Hie: sind die Je. weise Mit diesen Worten überreichte der junge Mann dem Ehef seine Papiere, welche dieser langkam entfaltete und durchsah, vorauf Obo!dui,Sagorjan!?i in gütigem Tcne sagte: .Sie haben sich ohne Vorwissen Ihrer Behörde verheirathet und damit nicht recht gethan. Mehr noch aber kränkt mich, daß Sie Ihr Vorhaben sogar vor mir, Ihrem guten und aufrichtigen Freunde geheim hielten.... vor mir, der ich gegen diese Verbindung ni den geringsten Einspruch würde rhoben haben.' Das hatte Karl Fedorowitsch nicht er, warte! und er stand eine Weile starr vor Erstaunen. - .Ach verfilzen Si .... meine leiden schaftliche Liebe stammelte er end lich. .Mein Gett, es gibt es hier zu ver, zechen unterbrach ihn hier Oboloui Sagorjankki. .Di Sache ist nun ein, mal geschehen und laßt sich nicht mehr ändern Damit berührte er die Tischglocke und befahl dem unmittelbar darauf eintreten den Dien: .Ich lasse Maria Nikola jewna hierher bitten .Wenige Minuten später kam diese. .Sie sollten sich schämen, meine Gnä d'.ge sagte Oboldui-Sagorjaniki mit verstelltem Unmuthe, .daß Sie vor mir, der stets wie ein Vater an Ihnen ge, handelt, Geheimniffe hätten. .. .Soeben hat mir der Baron mitgetheilt, daß er eine heimliche Ehe mit Ihnen geschlossen habe. . . . Bei den letzten Worten war Oboldui, Sajorganiki zu seinem feuerfesten Geld schranke getreten und hatt diesen aufge, fperrt. .Hier ist Ihre Mitgift. .. .fünfnd wanzigtausenv Rubel fuhr er dann fort, indem er ein Bündel Staatspapiere auf den Tisch legte. Gott möge Ihnen vergebkn, wie ich hnen vom ganzen Her- zen verzeihe Sie können Jhrei Gel.- ten begleiten, der ins 'sch Gouverne ment versetzt wurde.' Der Baron stand wie versteinert. Er verstand kein Wert von Allem dem, was r hörte. .Ader ich habe ja nicht Maria Nikola, jewna geheirakhet stotterte er endlich mühsam. .Wie?.... Wen denn sonst?' fragte dik Ercellenz und reichte ihm die Papiere. Karl Fedorowitsch durchblätterte sie hastig und glaubte, in den Erdboden sinken zu müssen. In der Hand hielt er den Taufschein Maria Nikolajewna'S mit dem Zusätze, sie sei in erster Ehe mit dem Baron Karl Fedorowitsch v. Kraft kirch lich getraut worden. Der Baron biß sich die Lippen fast blutig und warf seiner Gatlin einen zor, nigen Biick zu, die, gesenkten Hauptes, mit ihrem Packete Äkaatepzpiere in der Hand, beifeile stand. Kurze Zeit darauf reiste das junge Ehpzzr nach dem 'schen Gouverne menk ab. 0 cara inemoria. ?ei,ehmigte Uebersetzunz noch dem iUärni--schen deS fr. A. SmederS. An einem September'Ablnd, so mild wie an den Palnienlästen deS Mittel lneereS. stand ich eine Reihe von Jahren ist seitdem verflossen am Gestade der Nordsee. Der See , Damm dieses Forum der Eilelkeiten war schwarz von Sva;iergängern. Die Gasflammen er, dkllien die weißen Giebel der Villen und i rtitvnrt ftr Pvr Restaurant deS belgischen Badeor!eZ und warfen über die Badezellen hin aus den feuchten Strand und die Wellen brecher ein zartes Licht, wie das der Mondsichel. Auf der See herrschte Dunkel; kein S'ern spiegelle sich in ihr. Unten auf dem feuchten Sande deS Strandes war eS eben so einsam, wie auf dem Damme lebendig. BiS dorthin drangen die Klänge der herrlichen Musik, welcher die gedrängte Menge im Kursaal und vor demselben lauschte; aber sie waren ge dämpft und stimmten geheimnißvoll zu dichterischem Träumen. Da Vivloncell sang ja eS sang unter der Hand eine Meister an diesem stillen Abend Schubert'S Sehnsucht. Ich stand mit einem jungen Manne aus Deutschland, Heilmuth hieß er. schweigend und lauschend aus einem Wel lenbrecher, und mir folgten im Gemüth den Woiken des herrlichen Liedeö: ,O süße Himmelslust.' Die tiefen ernsten Klänge, die klagten und wkiiiltn, rührten die Seele bis in ihre innerste Tiefe. Die See schien mit unS zu lauschen, oder sie sang vielmehr mit; denn ihr Rauschen bildete gleichsam den Grundton, von welchem die Melodik sich krhob. Jedk Woge, die über den Sleinin des Wellenbrechers sich aukbrei tete, schien sich sirenengleich emporheben zu vollen, um den Melodiken zuzujauch zen und dann beaubert in den Schooß der See zurückzusinken. Nahe bei uns erblickten wir zwei dunkle Frauen-Gtstalten, die, eine an die, andere gelehnt, nur ein Wesen zu sein schienen" Die Eine hatte ihre Arme um den Ha'S der Anderen geschlungen und verbarg ihr Antlitz an deren Schul, ter. Heilmuth kannte Beide: eine Mu',ter mit ihrer Tochter. Die Tochter lehnte sich an die Mutter und verlangte mit leidenschastlichrr Gluth von ihr, was sie, die arme Mutter, ihr nicht geben konnte. Ruhig, gelassen, tröstend lautete die Antwort: aber das Mädchen verstand sie wohl. Das traurige Herz da drinnen in der Brust hätt ine andere Sprache führen müssen, das Mutterhen, das gern seinen letzten Blutstropfen hingegeben häjte, um das Kind glücklich zu sehen. Ärrgela war blind und verlangt! Zlrgen, um sehen zu können! Sehen wcllie sie die endlose See, die ba'd sanfte bald gewaltig sich aufbäii wende, die nächtlich dunkelnde cder die im Glanz geschmolzenen GoldeZ, in Smaragd leuchtende. Sehen wellte sie den Himmel i feinem tiefblauen Halb rund, sie, di nicht mußte, was des Him mrls Bliu war di Millionen diltmani, funkelnder Sterne, sie, die nicht ahntk, was in Diamant fein könne. Sehen wollte sie di Pracht der Blumen, die im endlosen Raum dahi-isegelnden Mögen, sehen den Aufgang und Niedergang der Sonne, wenn sie im Westen feurige und farbige Landschaften mit Berg und Thal hervorzaubert, di nur von eines Engels Fuß betreten werden. .Gib mir Augen, gib mir Augen, zu fehenl Warum muß ich in ewiger Nacht durch die blühende Erde wandeln! Ich verlange nicht nach der Pracht der Wen, schen; ich will nur allein EotteZ Wun derwerke schauen.' Die hinlichen Töne des Cello, welches das Lied deS Verlangens und der sehr,! sucht sang, hi::cn das Gemüth der Blin, den ergriffen und ein ungestümes Lerlan gen in demselben erweckt. Heilmucb, der mit mir die Worte ver nommcn, stand da, die Hand vor seinen Augen. . Sci ruhig. Angsla lispelte die Mu! ter, deren Haar weiß war wie der Schr.ee, in tiefer Beazegunz. .Sei ruhia.' Aber kire Thräne stahl sich über ihre Wangen und trovfte auf die Stirn der armen Blinden, die sofort ihr Haurt er, hob und einen Kuß auf der Mutter Wan gen drückte. .Verzeih', Mutter, weine nicht. Du sollst keinen Kummer haben. Ich bin nun ruhig, nur einen Augenblick habe ich vergessen, es zu sein. Vergib mir. Mut ter lieb, vergib!' Und eS schien, als suche sie durch ein Lächeln dn Mutter Kummer zu verscheuchen. .DaS Lied, der kla, gende Seelenton, hatte mich so ergriffen fuhr sie fort, .und mich gleich einem dösen Geiste daran erinnert, daß auch ich etwa zu wünschen habe nein, Mut, ter, ich habe nichts zu wünschen, nichts . . . Es ist gut so, wie eS ist,' Und feurig küßte sie ihr Mutier, Lsiiosam verließen die Beiden Arm in Arm den Wellenbrecher. Angela war ein dildsönes Mädchen von siebzehn Jahren, ihre Gestalt schlank, ihr Antlitz bleich, aber von so regelmäßi, gen Zügen, von so lieblichem Ausdruck, daß Jeder, der vorüberging, seine Blicke auf sie richten mußte. Und wenn er sah, daß sie blind wir, seufzt r auS afnch: tigem Herzen: Welch' ern Jammer! Wer Angela mitten unker der Menge auf dem Damm g?seh:n hat!:, verlor für einen Augenblick seine Fröhlichkeit, seine lustig Gkmü.'hstimmrli'g. Dem forz, losen, ruhigen Leben am Strande schim tiazS zu fehlen: das Mädchen hat! r'icht 1 i. riiv No. 52. blind sein dürfen! Wer sie in der Kirche beten sah, war gerührt und betete innig mit ihr, daß ihr doch dai Licht der Augen möge gegeben werden, und wer sie so ruhig und sanft sprechen hörte, der be wahrte den Ton in seinem Herzen. Acht Tage darauf verließen Mutter und Tochter den Badeort. Auch Heil muth reiste ab; er kehrte mit ihnen in die Heimath zurück. Ich verstand ihn, wenn er auch kein Wort darüber zu mir sagte: er wollte sich Angela weihen. Wie viel Theilnahme fand die liebe Blinde, wie viel Freundschaft und Liebe! Am Bahnhof trug sie den ganzen Arm voll Blumen, die Freund und Fremde ihr gespendet, in der Hand aber einig Blüthen, die sie an die Lippen drückte. Noch ein Gruß, in Händedruck und der Zug führt sie. immer von Nacht um- geben, in ihr heimathliche Welt. Jahr vergingen. Als ich in der, näch sien Sommern zurück kam, dacht ich oft an di blind Angela. Ich suchte ihren Namen in der Badeliste, auf den Reise. koffern; ich sucht ihr Gestalt untr dr Menge auf dem Damm, am lufrizen Strand, im Conccrtfaal, auf der Pfahl brücke, welche in den See hireimticht und zum Spazterzang .im Meer' einladet vergebens. Ich suchte nach Wesen, die sie gekannt; doch Niemand sprach mehr ven ihr. Verschwunden, vergessen! Allmälig erstarb die Erinnerung, weg, gewischt wie die Zeichen im Sande des Strandes durch die spielende Welle, wie die soeben noch fcahigsegelnd weiß Wolke von der Sonne auSgesogen wird. Ich saß auf der Pfahlbrücke, welche die Einfahrt zum Hafer: schützt. Unter mir schlugen die Wogen brausend und klatschend an daS schwarze Pfahlwerk; ich folgte der Woge, wi si sich auf. thürmt, ihren Kamm neigte, alle Farben der Edelsteine annahm und endlich jtr stäubte. Die Fisch bootk fahren hinaus, kleiner und kleiner werden sie, endlich nicht größer, wie Möoen mit gebreiteten Flügeln, big sie im silbernen Nebel, der in der Ferne hängt, wie ein geisterhafter Spuk verschwinden. Der Wind, elcher hier im Ginster und in den Disteln der Dünen spielt, liebkost in andern Landen die Blätter dkr Palmen; er kehrt zurück, um mit der Woge Hochzeit zu feiern in rasender Freude, und mit ihr unter Krachen dS schwache Bauwerk der Men schenhände zu vernichten. So träumte ich an der S, vornüber gebeugt über das breite, maueiftste Ge, ländtr, auf welches Andere Albernheiten schreiben und schnitzen, die dann wieder von Anderen verspottet werden. Es wurde mir leicht auf die Schulter geschlagen, und als ich aufsah, da blickte mich ein junger Mann freundlich aus stiren blauen Augen an. Es schien ihn zu belustigen, daß ich ihn nicht erkannt. .Hellmuth sagte er. .Hellmuth!' rief ich und drückt ihm herzlich die Hand. Und Angela? Dies Frag lag auf meinen Lippen, doch ich hielt sie zurück. Er schien so glücklich, daß ich es für ein Unrecht hielt, diesen Glückszauber mit der Frage zu brechen. Wer weiß! Viel leicht hat er sie vergessen; vielleicht hatte die Geschichte der armen Blinden einen traurigen Schluß; vielleicht eS var besser, zu schweigen bis später. Anch er sagte kein Wort, welches mir Gelegenheit gegeben hätte, den bewußten Punkt zu berühren. Erst als ich Ab schied nahm, sagte ich im Tone stark an geregter Neugierdk nur daS Wörtchen: .Uns....?' .O fiel er sofort ein, in Beweis, biß er meine Frage erwartete, ,o, ich weiß schon, waS Sie fragen wollen. Denken Sie noch immer an sie?' .Oft. sehr oft.' .Nun, Sie sollen Sie sehen Und fort war er. Am Abend, als ich zwischen der wim melnden und gedankenlosen Menge schien, derte, wurde plötzlich ein Arm unter den meinen geschoben. Ich stieg mit Heil muth die Steintrexpe hinab, welche zum Strande führte. Wir standen wieder wie einst, vor vielen Jahren, auf dem Wellenbrecher. Nie war die See so prächtig gewesen, nie so majestätisch. So weit das Auge reicht:, tanzten geisterhaft Flammen auf dem dunkeln Waffergchlde. Zuei Frauen standen Arm in Arm rezirnzttoS auf dem Wellenbrecher und schienen gleich uns daS herrliche Na, tulschauspiel zu bewundern, ein schim, merndeS Nordlicht, nicht am Himmel, !ordern auf der Wasserfläche. .Prächtig! Prächtig!' 'rief ich auS, und gab meiner Bewunderung rech wei ter lauten Ausdruck. Eine der beiden Frauen näherte sich uns schnell und streckte mir kie beiden Hände entgegen. .Ich habe Sie an der Shmine erkannt sagte sie, .so lange ii auch her sein mag, daß ich Ihr Sprache gehört habe. Ich bin Angela, und jetzt . ..jrtz! sehe ich!" .Angela!' Wir Uücklen cinaud:r die öand; sie hielt die meinie sch, bis ihre Mu:tec heimgekommen war und nun ihrerseits mich in derselben herzlichen Weise begrüßte. Heilmuth stand neben unS: .Darf ich Ihnen, bester Freund, meine Frau vor stellen?' fragte er luftig. Ja Angela war sein glücklich Gattin. .Er hat sich sagte sie. .für mich ge. opfert. Ihm danke ich, nächst Gott, da liebe HimmelSlicht. Hier gelobte er, jung und reich, sich mir, der armen Blin den, führte mich zum Altar, um dann und allem für mich die Geheimnisse der Heilkunft zu ergründen. Und all er sich nach Jahren dieselben zu eigen gemacht, da durste ich wieder Gottes lieben Hirn mel, durste ich meine liebe Mutter und ihn anschauen. Nie werde ich die Stunde vergessen, wo ich zum ersten Mal ausrief: .Licht. Licht, da, ist da, Licht!' Ich hatte drei Glückliche gesehen nein vier, denn ich war so glücklich wie sie. Ich bewunderte Heilmuth. Wahr lich. ti gibt doch noch edle Herzen in der Welt! Jahre, Jahre siid seitdem verflossen. AIS ich diese, Jahr eines Abend im Castno das Cello mit innigem, seelen vollem Ton daS Lied von ServaiS singen hörte, erinnerte ich mich wieder lebhaft der Blinden und sang in meinem Inner mit: "0 cara meiuoria", o köstliche Erinnerung! Hin angenehmer Haft. Echarrplay: in gefüllleS Restaurant in Berlin. Neumann: Gestatten Si, daß Ich an Jhrrm Tisch Platz nehmen darf? Schulze: Bitte, bitte! Neumann (nach einer Pause): Sie kommen mir so bekannt vor, ich weiß nicht. . . . Schulze: Da komme ich ihnen ganz richtig vor. Sie werden wohl schon in meinem Laden Cigarren gekauft haben. Ich bin nLmlich der Clgarrenhändler Schulze vom Lindenplatz. Neumann: Ah, jawohl, jetzt weiß ich. UebrigenS, mein Name ist Neumann. Ja, in Ihrem Geschäft bin ich gkwkskn. Habt auch recht gute preiswerthe Cigar ren bekommen. ES ist wirklich schade, daß das Geschäft so versteckt liegt, da kann sich doch selten ein Kunde hinver irren .... Schulze: Oho, rlaubkn Si, ich habe eine ausgebreitete Kundschaft, und mein Umsatz ist colossal. DaS Geschäft ist ja sehr alt, ich habe Kunden, die schon zehn Jahre lang bei mir kaufen. Neumann: Wirklich? DaS freut mich. Neulich war ich bei einem Ihr Concur renten im Laden er wohnt nicht weit von Ihnen, den Namen verschweige ich auS begreiflichen Gründen Schulze: Ich habt mehrere schädig Concurrknten. Neumann: Nun ja, der sagte mir also, mit Ihnen ginge S zu End, Sie hätten mehr Schulden als Haare auf dem Kopfe. Schulze (verächtlich lächelnd): Ich kann Ihnen das Gegentheil schwarz auf weiß zeigen. Sehm Sie hier, wag ist das! Neumann: Ein Depotschein der Reichs, dank über 10.000 Mark auf Ihren Na. men. Schulze (triumphirend): Nun? Wa sagen Sle nun? DaS habe ich bis jetzt erspart. Neumann: Aber, mein lieber Herr Schulze, da ist S mir unbegreiflich, daß S'.e in Jhrr Steuer-Reklamation von dem miserablen Gang be 3 Geschäfte sprechen und von den steuerpflichtigen Zmien dkr 10,000 Mark kein Wort er, uZbnen. Schulze: Wie? WaS? Neumann: Ich bin nämlich Mitglied der Steuereinschätzungscommission Ihre Bezirks. ßi seltenes Ki. Man schreibt der .Frankfurter Zei, tung' aus London, L3. Februar: Ein Ei des großen Alk, eines nordatlantischen Tauchervogels, von welchem fett 1844 kein lebendkS Exemplar mehr angetroffen worden, kam gestern auf einer hiesigen Auktion zum Verkauf und erzielte den höchsten Preis, der je für ein Ei dieser Art bezahlt worden, 300 Guineen (6800 Mark). So viel man weiß, eristiren überhaupt nur noch 68 dieser Eier, von denen 19 Museen 29 und 21 Privatleute 39 besitzen. In England und Schott, land befinden sich 43, in Frankreich 10, in Deutschland 3, in Holland und Ame. rika je 2 und je 1 in Dänemark, Portugal und der Schweiz. DaS gestern zum Ver kauf gekommene erstand in den dreißiger Jahren der britische Ornithologe Jarrell von einem Fischer in Boulogne, der e zusammen mit einigen Schwancneiern auf eine Schnur gezogen hatte und auf die Frage nach dem Preise antwortete: .Einen Franken für jedes weiße und zwei für das gefleckte.' Nach Yarrell'S Tode erhielte 18S6 hiefeS zwei Franken Ei 21 Pfund Sterling, 1375 ging das, selbe in den Besty des Baron d'Hanmon ville über, der als glücklicher Besitzer dreier anderir Exemplare dieses etwas kschädigte verkauktn ließ. Modern. Hkrr (bei einem Eisenbahnzufammkn stoßt): .Warum leistet man denn hier den Verunglückten nicht sofort die nöthige Hilfe?' Arbeiter: .Wir warten nur auf den Photographen!' vom Regen in die Traufe. .Aber, liebe Kind, jeden Abend, wenn ich heimkomme, qaölst Du mich um einen neuen Sommermantell. . Haft Du denn gar keimn Sinn für etwa Anderes?' ,O ja, ein neues Kleid brauch: ich auch!'