Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (May 17, 1894)
Die Rukuks-Ubr. Tai Wetter hallt sich das Regnen an gewöbnt ein bedenklicher a'J, wenn man mitten im HochwalD fitz?. 'Jlfctrganj verzweifelt wir meine Lage nicht. zch be'aild mich ja wohl ausgehoikn l.i meinem alten Jugendfreund, dem Forstmeister und dessen liebenswürdiger Ehegattin. Letztere in Anspielung aus dik Na. turschönheiten ihre Heim und den Be ruf ihre Gatten von denselben .Mutter Grün" benannt hatte un heute für inen ganz besonder vorzüglichen Mit tigStisch gesorgt, vielleicht um ur.S mit dem Regenvetter zu versohlen. Und die war ihr gelungen. Wir saßen in der behaglichsten Stirn mung in dem Allerheiligsten fce Forst, meisterS und schlürften unsern Mokka. .Mutter Grün leistete unZ Gesell' schaft. WZHrend ich die blauen Ruchclken meiner Cigarre vor mich hinblieS und meine Augen über die mächtigen Geweihe an den Wänden einherschweifen ließ, ent. deckte ich etwa, da ich stetS übersehen: im dunkeln Winkel, hinter der Thür, hing eine Kukuksuhr. Eine KukukZuhr, der die Gewichte fehlten und die sich überhaupt in einem verwahrlosten Zustande befand. Ich weiß nicht, ma mich plötzlich dazu be. v'eg'e, vor den vernachlässtzten Chrono, nikier zu treten und S näher zu beäugen, scheinigen. .Darf man fragen, welchen Zweck diese Uhr hier erfüllt? frug ich. .WaS hnt sie verbrochen, daß man ihren Herz, fchlig gehemmt hat ich deutele auf die fehlenden Gewichte. Mein freund lachte laut auf. Gleich, zeitig siel mir ein verdliekjlich verlegener Ausdruck in .Mutter Grün'S' Zügen suf. Meine Neugier war gereizt. .Heraus mit der Sprache rief ich, .habt Ihr die Uhr pensionirl genießt si: das Gnadenbrod bei Euch? Oder ist sie hier Zeuge einer Mordthat gewesen und deshalb stumm gemacht morden, damit sie Cure Schuld nicht verkünden soll?" .Sie geht nicht fiel mir .Mutler Grün- hastig in'ö Wort, .sie ist nie rich, tig gegangen I' .Und au diesem Grunde gönnt man ihr hier einen Plat)' sazie ich erstaunt und gerührt, .Karl Du hast doch ein gutes Herz.... vielleicht heißt es aber doch, die Humanität zu weit treiben, wenn man eine nicht gehende Uhr Karl zwinkerte mit den Augen: .Ich sehe, Du wirst mir nicht eher Ruhe las; fen, big Du's heraus hast lächelte er, .und da es gerade ein Regennachmiltag i 1 .So bist Du es Tei mm Gast schuldig, ihm eine Aufklärung zugeben ergänzte ich, .nein min, verehrte Frau! Ihre Gegenwart ist durch aus unentbehrlich .Mutter Grün' h tte nämlich einen deutlichen Anlauf zur Flucht genomn-en ; e kostete einige Ueberredung, sie zum Bleiben zu be wegen. .Sie hat eben keinen Humor be merkte ihr Gatte, .das hat sie von der verstorbenen Mn'.ter geerbt Gott hab' sie selig.' Er schlug ein Kreuz in die Luft und Frau Forstmeister machte ein sehr ernste Gesicht. .Die KukukSuhrl' schaltete ich ein, um unliebsamen Gesp:LchS!vendunzen ein Ende zu machen. .Nun, um darauf zurückzukommen. Sie war in HochzeitSgeschenk und leid, lich gegange bis unsere Bertha Du hast sie hier nie kennen gelernt achtzehn Jahre alt geworden war. Dann begann die Uhr sich kleine Unregelmäßigkeiten zu erlauben. Eine Zeit lang dokterten wir an ihr herum besonders meine Frau da aber die Seche wurde schlimmer anstatt besser. Nun mag man ja so ein altes Familienstück, das im i!aufe der Jahre Freud und Leid mit uns getheilt, nicht verkommen lassen. AIS daher zu fällig um diese Zeit ein vacirender Uhr macher des Wege! kam und im ForfthauS vorsprach behilf? Reparaturen, legten wir die .(iukuJsubr unbedenklich in seine Hände, .Der Kerl, der Uhrmacher, hatte eine verteufelte PkvsZognomie. Ich habe noch heut einen Ärgvohn, daß eS Mephisto in KSchttlnener Perlon gewe en, der aus feiner armen Hiimath da unten einmal eine iltv:t trentour aus Erden unter nommen, um zu sehen, ob' nirgends für Jemand eine kieir.e uxpe anzurühren gäbe. Ich sihe ihn r.cch, wie er oben auf der Stell!, l er stand und an der Uhr herum fingerte. Eine satanische Freude funkelte ihm unter den hochgezogenea Augen brauen. Unter dem linken Fuß trug er, beiläusiz gesagt, einen rothen Plüsch, Pantoffel. Nein, er ließ sich ordentlich bezahlen und schied mit der Versicherung, daß die Uhr sich fortan tadellos aufführen würde. Als Adresse gab er an August Müller Leipzig so und so Straße. Natürlich eine finzirte Adresse, wie sich später her ausstellt. Die Uhr ging von da ab eine halbe Stunde lang ziemlich regelmäßig. Nur der Kukuk hatt: sich verändert. Wenn er seinen Dienst that, geschah eZ mit einer hinkenden Verbeugung nach seit wZrtö und einem links gelähmten Flügel schlag. Außerdem hatte sich sein Ruf ver ändert. Staat de ehrlichen .Kukuk' klang e wie ein höhnische? .Hihu', das er jeder Stundenzahl nachrief. Genug, eS war etwas Satanisches in die Uhr ge fahren und nachdem wir sie eine Weil beobachtet, singen wir an, uns vor ihr zu fürchten. Aber gerade an diesem Morgen hatten wir wenig Zeit mehr, auf si zu achten. Ich mußte einen nothwendigen Termin in B. . wahrnehmen nein Frau er Hielt gerare in diesem uzenblick ernt Nachricht, die sie alle KukiiksuSrin der Welt vergessen ließ. Kurz nachdem ich weg?zksehren, traf eine Postkarte von der nach'ten Bahristalion m. welche t:e An k.'.nsl deS Herrn orstaffessor Bramwa'.d s:r den Nachmittag i Aussicht stellte. Mit dem Herrn Forftassesior ZZram als hztte 3 aber seine ganz besondere ewandtniß. Im vorhergehenden Winter war ich :urq si lelkiiche Influenza aus ein Siechbett geworfen worin und mußte bei der Regierung um Krankenurlaud naüiuchen. Wurde mir auch gewährt. Ich erbielt einen Assistenten, der während meiner Mauserzeit Verwaltung übernehme?'. sollte. Und dieser ZlsZstcnt war Assessor Brau wald damals noch Reserendar! Er machte einen guten Eindruck. Eine große stattliche Erscheinung mit hübschen männlichen Zügen und einem mächtigen dunklen chnurrbart. Nach den erledigten BorstellungZsor maliläten widmete ich seiner Persönlichkeit ein näheres Studium, und da siel mir denn amahlich eine Eizenhett meine Assistenten auf. Der Forstreferendar Brammald war der schweigsamst Mensch, der mir in meinem Leben je vorgekommen. Er sprach überhaupt gar nichts außer dem Aller, nothwendigsten: der Begriff .Unterhal, tung' schien für ihn überhaupt nicht zu eristlren; dabei ereignete sich stets das psychologisch merkwürdige Schauspiel, daß alle Menschen, die mit ihm zusam men kamen, sich gedrungen fühlten, ihn fortwährend in mterpelliren. Sonst schweigsame Menschen wurden plötzlich redselig im Verkehr mit ihm. Aber umsonst. Er schwieg sich ftetS von Neuem auS: selbst der größte G sprächSgeier mußte zuletzt von ihm ab lassen. Das Merkwürdige war, daß er sich dienstlich als brauchbar erwieS; ja, als ein gznz tüchtiger Bureauarbeiter zeigte auch draußen im Revier gut zu ver wendin, daS mußte man ihm lassen! War aber dann sein Tagewerk gethan machte man Abends, beim Biertcpf, daS .Armbein krumm dann sank bleiernes Schweigen aus' Neue über den Tisch. Denn zu allem Unglück hatte der Mensch auch keinen Humor! Meine paar Jagd und Diensterlebnisse Du weißt ja, ich hausir nicht allzuviel damit, aber man wiL doch von Zeit zu Zeit einen Schwank auS seinem Leden an den Mann bringen sielen auf völlig unfruchtbaren Boden! Mein Referendar rouide noch um eine Schailirung ernste? und schweigsamer als b'.SHer. Der Zuhörer im Nebennmmer hätte glauben können, daß ich in einem Zustand hochgradiger Gehirnzeirüttung fortwährend monologisirte und meine eigenen Witze epplaudirte denn von der anderen Seite vernahm man nur das gelegentliche Klappen des Deckelfchops penS. mit hatte ich lo was von ge. stiger Erstarrung für möglich gehalten. Zu meiner größten Ueserraschung fan den Frau und Tochter ihn .sehr nett' Ja, S gelang ihnen, sich über seine Per sönlichkeit nach und nach in einen gelinden Enthusiasmus zu versetzen. WaS sie an ihm sahen, ist mir heute noch ein Räthsel, Ja ihrer Gesellschaft war er womöglich noch schweigsamer als in der meinen. DaS einzige Symptom dafür, daß er für d!e veränderte Umgebung die Näh der Damen nicht unempfindlich fei, war, daß er abwechselnd eifrig an seinem lan gen braunen Schnurrbart strich und einen tegelrmg an seiner 110 aus S Aller genaueste inspicirte. Zwischen diesen beiden Beschäftigungen theilte sich seine Aufmerksamkeit. Im Uebrig: glitten die Wogen der Unterhaltung, die mutier! lich wohlwolltnden Bemerkunzen von Mutter Grün, die sprudelnden Scherz reden meiner Tochter über ihn hin, wie Meereswellen über einen Felsen. Er pflegt mit einem freundlichen Lächeln, nach i vor seinen Schnurrbart zu streichen und bei einer direkten Anrede sofort zu dem Tiegelring Zuflucht zu nehmen. Aber gerade in allem Diesem mußte etwas FaScinirindeS liegen: meine Beriha war völlig hingenommen davon. Mehr als einmal habe ich aus leeren Seiten ihres Wirtschaftsbuches mehr oder min der mißlungene Prosilzeichnungcn meines Referendar entdeckt. Anfangs wollte mir die Sache bedenklich erscheinen dann aber tröstete ich mich mit dem Ge danken, daß eS so Alles ganz naturgemäß sei. DaS Mädel bekam ja in unserer Waldeinsamkeit jahraus, iahrein kein fremdes Gesicht zu sehen! WaS Wun der. daß sie sich in das erst Mannsbild verguckte, daS noch dazu unser ständiger Hausgenosse geworden war. Ja, die Liebe hatten wir im HauS das stand nun fest. Denn zu meinem Entsetzen glaubte ich zu bemerken, daß er, der Referendar, auch ihre Gefühle zu theilen begann! Sein Schnurrbart wurde gedreht, bis ich mich über die Wi derstandsfähigkeit dieses Anhängsels zu wundern begann. Seine Augen folgten dem Mädchen unablässig durch'! Zimmer. So oft sie eintrat, reichte er ihr einen Stuhl. DicS war jedoch eine Kraft anstrengung, von der er sich erst durch langes und eingehendes Vertiefen in seinen Siegelring erholen mußte. Innerlich pries und lobte ich Gott, als der Winter zu Ende ging. Dann war feine Assistenzperiode abgelaufen und außerdem mußte rr dann nach B., um sich zum bevorstehenden Staats, Eramen vorzubereiten. Als ich einst .Mutter Grün' in ge hoben Stimmung auf diese goldene Aussicht aufmerksam machte, würd sie empfindlich unangenehm. Ich begreife nicht Dein Vorurtheil gegen diesen lieben, reizenden Menschen I Bloß eil er Dtine albernen Jazdge- schichien nicht goutirt u. s. a O. Mutter Grün kann .haschen' unan. genehm werden. Entlich kam denn teS Pudels Kern zum Vorschein. Mutter Grün hatte ihre Augen offen gehabt und sah deutlich, wo die Sache hinaus sollte! Die Leutchen hatten sich lieb! Nun. das war mir ja auch allmählich bemerkbar geworden ich konnt e also nicht in Abrede stellen. Dagegen brachte ich praktische Einwände vor, machte eS Mutter Grün klar, was eine Verlobung mit eirenr Forstreferendar heutzutage te deutet! J.'czb'S und Rhei's Wartezeit ist ich' dagegen. Da kam ich gerade recht an. Bertha wr ja auch viel zu jung, um bald zu heira'.hen. Auf diese Weise behielt sie eine schöne lange Zeit, um an ihrer AuS, stattung zu nLH:n, ihr ganze Weiß zeug allein jinufchneiie.r, Mono gramm selbst einzusticken. WaS sollte ich gegen solche Gründe ov'.bringen? Ich mußte wohl oder übel der Sache ihren Lauf lassen. Innerlich graule mir vor einem solchen Lchwiezersohn. Ich hatte mir unter diesem Lcrmard!schastSglied stetS einen Gesinnunzszenosien vorgestellt jeden falls ein frisches belebendes Element, an dem ich alter Knabe mich verjüngen, könnte. Und nun Ich gedachte unserer stummen Bach analien, wo mein Stimm und sein Schcxxendeckel in trübskligeS Duett bildeten. Wi war eS möglich, daß Bertha. die Tochter ihres VaterS und mit dessen gesundem Humor begabt, sich einen solchen steifen Anbeter ausgesucht hatte! Die Zeit seiner Abreise nach B. traf endlich ein. Seine Verabschiedung gc schah, wie gewöhnlich, in vollkommen stummer Form. Ich gab ihm mkinkn Segen für's Eramen mit und knüpfte noch einige wohlgemeinte Rathschläge daran. .Also das Tagebuch arbeiten Sie genau in dieser Weise bis zum Schluß weiter, außerdem dürften Sie sich noch mchr in die Agrargesetzgebung vertie en und im Uebriien, mein lie ber Bramwald hüten Sik sich vor dem überflü sigen Reden!' Er sah mich starr und feierlich an: meine Warnung schien ihm ernstliche Be denken zu machen. Eine größere Schwer- sSlligkeit tm Auflas en von Vchenreden ist mir nie vorgekommen! Mutter Erun und Berth.1 gingen ver waist im Hause umher. Sie behaupteten beide, ti iei .stiller' geworden, seitdem Er' weg war! Ich konnte nicht umhin, darauf zu eridrn, ich sei erfreut, end lich den Schwätzer loS zu sein. Einen Augenblick lang funkelte twaS wie Lach lust mir auS den hübschen braunen Au gen meiner Bertha entgegen. . . . ich aber zog meine eigenen Schlüsse aus diesem blitzartigen Erwachen ihres alten Natu relleS. Und eS waren keine Trua-. schlösse I Weiß Gott! Einige Wochen nachher traf in Brief von ihm ein, mit der Nach, richt, daß r das Eramen mit gut bestan den habe. Anschließend daran war ein kurz ausgesprochener Dank für meine gütigen Rathschläge, denen er dies glän zende Resultat zu danken glaubte. Ich muß demnach annehmen, daß er sich bei der Beantwortung der Ersmensfragen der Fing'rsprache bedient hat. Iäst but not least befand sich ein Zusatz an dem Brief, in dem er mich feierlich um die Hand meiner Tochter Bertha bat. DieS war nicht mehr, als ich geahnt hatte und doch schien eS mich unvorbcrei tet zu treffen. Um so größer war na, türlich Mutter GrünS Jubel. Dann würd Bertha geholt. Nun aber ereignete sich etwas ganz Unerwartetes: DaS Mädel schien ganz enttäuscht über den nüchternen Verlauf der Sache. Hatte sich wahrscheinlich, infolge ihrer belletristischen Studien in Zeitschriften, einen romantischen Gang der Dinze in Gedanken zurechtgelegt. Diese Anfrage, unter einer Rubrik mit den Cramenö , Resultaten, mochte ihr trocken nüchtern erscheinen. Sie sah zu Boden und schien zu schmolle. Mutter Grün wollte eifrig dazwischen fahren. Ich aber kam zuvor. .Laß das Kind, All sagte ich, in dem Tone deS sorgsamen Vaters, .ich weiß wo's fehlt I Sie will die süße Bot schaft von feinen Lippen, aus feinen Augen lesen so nicht wahr? In dem Stul? WaS? Ni nur nicht gleich trotzen. Laß nur Deinen alten Vater für Alle? sorgen. Er kennt Dich am besten. Nächste Woche soll .Er' sei ber hierher kommen und sich von Dir sein Jawort holen. Ich hatte daß Richtige getroffen Mutter und Tochter schienen damit ein verstanden und so schrieb ich denn in die scm Sinn meinem Referendar jetzt Assessor. Die Antwort, welche hierauf kam, war dieselbe, die ich vorhin erwähnt jener Brief, der an dem Tage der Kukuks::hr Reparatur eintraf. Am Nachmittag wollt cr kommen, so lau:ee der Brief. Er hatte sich aber in den Zügen verrechnet und traf bereits um halb zwölf Uhr im ForsthauS ein. Daher kam S, daß ihn Niemand an derS empfangen konnte, als Bertha, ich war auf dem Termin, meine Frau noch bei der Toilette. Ader es war ja gerade so gut, denn eine Zwiesprache mit Bertha war ja der Zweck feines Kommens. Was ich nun erzähle, weiß ich zwar nicht auS eigener Erfahrung: eS ist mir jedoch von zwei verschiedenen Seiten in so erschöpfender Welse dargestellt wor den, daß ich nachgerade ein kompetenter Berichterstatter geworden bin. Der Asscnor trat ein und verbeugte sich: Bertha bot ihm einen Stuhl an. Er nahm Platz. Dann trat ungefähr sorgender Dialog, oder richtiger Monolog, ein: .Wir waren so erfreut, zu HZren, daß Sie glücklich bestan'en hatten!' .Es war ine fatch:3: Fahrt hierher'?' .Im Nachwinter sind ur.i leider die hochstämm!aen Zkoien alle erfroren.' .Boriz: Woche hat Pora das Fohlen verkauft.' Dann lange Pause. DaS Kchweigen wurde zweistimmig. Wie lange eS unter Umstände:, gedauert hatte, ist sraalich, Ader ia diesem Augenblicke sielen die Blicke deS greierSmannS zufallig auf caS Zifferblatt der KukukSuhr, das eben die w!lfte tu7!de jU'c:. Der Himmel mag rissen, waS er von diesem Zeitpunkt Günstige? erwartete aber in genau diesem Moment, öffnete der Assessor Bramwald seinen unv. .Mein gnäkigeS F-.Sulein. . . .' WaS nun weiter kam, wird der Nach welt stets ein undurchdringliches Gchetm n:ß blliden, denn hier fetzt. schnaire::d der Kukuk ein, mit der ganzen satam schi'n Kraft seiner neu ltstaurirlen Lungen, .EinS hihu zwei hihu drei hinu vier hihu fünf hihu sechs hihu sieben hihu acht h,hu . . . Bertha sagt, sie habe im Ganzen acht zehn gezählt. Während dessen bewegten sich die Lippen deS Assessors unaufhör lich, obgleich eS unmöglich war, auch nur ine Lillbe dessen, was er vorbrachte, zu verstehen. Einige Momente lang hielt eS Bertha tapfer aus. Dann stand plötzlich die Situation in ihrem wahren Lichte vor ihr. Daß der erst und vielleicht letzte .Speech' den dieser Mann in seinem Leben hielt, bestimmt war, durch in Kukuksuhr überschrieen zu werden, daß eS diesem stummen gisch nicht einmal vergönnt sei, bei dieser ersten und einzi ge Gelegenheit sich autZzuspiechen diese Vorstellung, sage ich. begann mit einer so Überwältigenden Komik auf sie zu wirken, daß sie in ihrem Stuhl zu rücksank und lachte lachte, biZ ihr die Thränen aus den Augen liefen. . . . Diesen hochdramatischen Moment hatte sich nun Mutter Grün gewählt, um in'S Zimmer zu treten. Sie war naturgemäß während dieser garzen Szene nicht allzu weit von der angelehnten Thür geblieben um die äußere Form aufrecht zu hal ten und daS seltsame Schweigen da drinnen begann sie nervös zu machen. So trat sie denn ein. Folgendes stellte sich ihrem Wahrneh mungsvermögen dar. Zuerst der Freiers mann, gluthübergossen feinen Hut um klammernd, in der Mitte des Gemachs ihr Töchterchen, gekrümmt vor Lachen im Sessel und alles übertönend das Wüthen der Kukuksuhr. Es war un möglich, gegen diesen Lärm aufzukommen unmöglich, daS zu hemmen, was nun se- chay. Mit emem fürchterlichen Blick ,n die Ecke, auS der die Töne heraukqaollen. mit einem verzweifelten Blick auf Beriha machte der Assessor Bramwald eine kurze lberveugunq und floh ia. floh un rühmlich verzichtend, wie von Furien ae xelljcht, von ver :atte feiner Nieder läge. Noch auf der Schwelle gellte ihm ein köhnifses .Yihul' nach. ,Dte Szene, die nun zwischen Mutter und Tochter erfolgte, habe ich nicht mit- erlebt suyr mein alter Freund fort. seine Augenbrauen Hochziehens und sauft üder ein mterhaupt streichend. Ich kam noch gerade m Zeit, um die Kukuksuhr vor einem heftigen Angriff seitens Mutter Grün zu retten I AI e or Bramwald haben wir seit dem Oge nie wicderge,ehen. Im vorigen ttruhiahr bat sich Bertha mit vcm Kollegen B., Oberförster in Klein-Schröckelbach, verheirathet. Du haft ihn ja voriges Jahr bei der gorstver sammlung in E . . . . kennen gelernt. Ein urftdeleS HauS und ber beste Jager weit uno vreik. Als Mitgift baten er und Bertba sich nichts anderes als die Kukuksuhr aus. Ich habe sie aber nicht hergegeben. Wer weiß, was sie da noch anstellt! Hier hat ste auszetungen. Friede. Von Sofie Beyersdorfs. Die Ruh:, der Friede den sie stets ae sucht, war ihr nun geworden. Ihre Züge trugen den Ausdruck der Zufriedenheit diesen gefunden zu haben, ein Genießen deS Ersehnten war in ihnen zu lesen. Die bleichen kleinen Hände über der Brust, die so oft in herbem Schmerz sich gehoben urid gesenkt hatte, gefaltet, schie nen zu wissen, daß sie sich nicht mchr auf das zuckenoe Herz legen würden. Tiefer Friede, nur Friede war der Eindruck, den die Todt bei den Umstehenden hervorrief. Es war ein schönes Weib, das da den Schlummer, aus dem es kcin Erwachen g:bt, schlief, ein Weib wie geschaffen um glücklich zusein und zu beglücken. Es hatte nicht sein sollen. Das arme Herz, das stets die Ruhe, den Frieden, gesucht, war gebrochen, als es glaubte, denselben gefunden zu habe und sich in dieser Hoff nung getäuscht sah; es war gebrochen vor Weh. Sie war ein eigenthümliches Kind ge wesen; nie hatte sie' die Spiele ihrer Schwestern und Kameradinnen getheilt, immer war sie für sich gewesen und stun denlang konnte si das Köpfchen nach denkend gesenkt, ruhelos im Garten auf und abgehen, wo die Anderen spielten. Wurde sie dann gefragt: .Kind, was denkst Du denn jetzi?' so war ihre Ant wort: .Ich denke, wenn die Anderen erst einmal so groß sind wie Papa und Mama, dann werden sie nicht mehr so vergnügt sein wie jetzt, sondern so ernst wie Jene, und daS macht mich traurig. Zum jungen Mädchen herangewachsen, vermied sie alle Gesellschaften, nie war sie zu bewegen gewesen, einen Ball zu besuchen. Ihre Erwiderung war stet!: Ich weide Euch die Freude mit m.inem truren Wesen rerderien. Und war si dann allein, so vanderke sie, wie sie eS schon als Kind gethan, ruhelos au unt 3. Si$i s.e :ch nach dem IzÜ'.t Gute der Ruhe sehnte, wie sie ei übe: all suchte! Zuweilen, wenn sie ihren Geisi i sie unstervlliZen Werke der edelsten tch l versenkte, wenn ihr Auae voll B wundnung an den vornehmsten Werken er ersten ünstler aller Zeiten hing. wenn sie. selb', Künstlerin, f-g oder osszuz'.'.che liustk horte, so meinte sie den Srledez gesunden z haben. Abt! war nur sur ren nuzeiiSiii. :ie un'er nahm gllße Reis-,', sie tr?Zete und hal den Unglückliche; sie selbst fand nicht den ijrieven den sie Änderen b'cchte. e wußte nick, daß tS ihr armeS Herz fei, das deS Frieden? kkdl.zf'k, da Heiz, das eine Welt von Liebe in sich barg und das sich danach sehnte, an ll.'.em enteren Her zen auSiuruben, l?m von fetter Liede z zecen und Gegenliebe dafür zu emxfan gen. Da, in einer Stunde, wurde ihr ih Empsindcn klar, in einer der göttlichen Stunden, wie sie wenigen Stei blichen be'chieden sind. Als er ihiL'.rren kükte als ihr blondcS ZlZxfchen an seiner starken Brust ruhte, da kam'kiie Selizkcit über sie, wie sie sie so oft ersehnt, aber nie zu ror empfunden. Ruckha'.tsloS gab sie sich dem Geliebten hin, den ginzen eichen Schatz ihrer Liebe schenkte sie ihm. DaS war ihr, wenn auch unbewußtes Sehnen von Kndzest an gewesen: zu beglückt und darin tyr eigenes Gtück zu finden Da erfuhr sie, daß er. dem sie ihre ganze Liebe gegeben, der Gatte einer An deren fei, daß er mit ihr und lhven he. ligsten Gefühlen getändelt habe. s!rr. als sei plötzlich ein Frost über sie gekom m:n, hakie sie bet dieser Nachr dagestanden. Ihr dunkieZ Auge blickte wie geistesadAksend ln die Leere; ein t:e ser Seufzer entrang sich ihrer Brust ,3 war auez. ver von Serben an sah man sie häufig die Hand aut's He pre',sen, als wenn sie da einen heiligen chmerz verspüre. Sie wuide leidend uud tie Aerzte sianden rathlos dieser eigenartigen Krankheit gegenüber. Wurde sie über ihr Empfinden befragt, so lächelte sie daZ ihr eigene wehmüthige Lächeln, welches jetzt herzzerieißend schmerzlich ge morden war, uns ntgegnete: .Ich bin 0 müde, ich uhue mich nach uhe.' Und eines Tages, als das Herz aar zu ehr schmerzte, da legten sich die kleinen Hände aus dasselbe und plötzlich stand eS st;ll: das geängZigte Zucken hatte ein Ende, sie hatte die Ruhe gesunden. Nun lag sie in den weißen AilaSkissen ihreS Sarge; die schlanke Gestalt in ein weiches weißes Gewand gehüllt; das volle blonde Haar wie ein Kranz um ihr Haupt geschlungen, der Mund fast lächelnd. ES war ein Bild des tiefsten, tiefsten Friedens! Cin lerkwürdiges Spiel. In den dreißiger Jahren hielt sich der weltberühmte englische Spielkünfller Railv in Moskau auf, um auch hier seine reichen Ernten zu halten. EineZ Mor gens hielt vor seiner Wohnung, unfern der Ucarschaüsdrucke, ein xrachtoolles Biergespann. Ein sunger Herr in alt russischer Tracht mit überaus einnehmen der Gestchtsbildung, augenscheinlich den höheren islanven angehörend, steigt aus, und erscheint mit allen Manieren eines Mannes von Welt u::d Bildung vor Raity. Nachdem die ersten Hoftichkeits- bezeuzungcn vorüber waren, theilte der Fremde mit, doß ibn eine Sache von außerordentlicher Wichtigkeit für ihn eldst heroeigeiudrt, dag Railv jedoch, möge nun seine Bitte erfüllt oder verwei, gert werden, ihm die Zusage geben müsse, über daS Ganze das tiefste Schweigen zu beobachten. Railv, dem der jung Mann Interesse einflößte, versicherte ihm unbedenklich seines chweigens, und der Russe er zählte nun, daß fein Name Swerkoff Fe- dorowitfch und fein Ltand der eines Kaufmanns erster Klasse zu Tula fei Rain's Ruf als geschickter Spieler habe ihn zu seinem Besuche veranlaßt. Der Engländer begann zu glauben, daß das Geheimniß wohl in einer Spiel parthie, mit ihm als Gegner, bestehen werde. .Sie irren, entgegnete der Rr.sse, .ich knne kein einziges Spiel. Meine Mit- theilunq betrifft vielmehr einen Versuch, oon dessen Gelingen mein ganze! Le beiisgiück abhängen wird. Ich bin ein Lcideigener und Jrem Fdelmuth und Ihrem Glück will ich es anheimstellen, Diese Erniedrigung von mir zu nehmen.' Swerkcff's Herr war der Gras Korin, Osfizier der At!elgarde, und nebenbei ein Mann, der durch seine Verwegenheit im Spiel die kühnsten Spieler in Erstaunen versetzte. Railv traf cft mit ihm zu sammcn, und auf diesen Umstand baute der Russe seinen Pan, denn an ein Los kausen war nicht zu lenken, da fast alle moSkouiitifchen Herren den Grundsatz hatten, selbst um den höchsten Preis nicht in die Freilassung eines ihrerLeibeigenen zu wilgen. ovgieicy iswer.oss, oesten Reichthum sich durch gluckliche Speku !a:ion nach seines Vaters Tod um ein Bedeutendes vermehrt, eine hohe Summe für seine Freiheit geboten haben würde. Railv sollte nun den Grafen Korin ver anlassen, mit ihm um das kleine Dorf an der Wolga zu spielen, in welches der Bittsteller gehörte. Zu diesem Zweck stellte er dem Engländer jede beliebige summe zur Verfügung. Railv war leicht gewonnen, und bald fand sich eine Gelegenheit, das Unternehmen in'S Werk zu fetzen. ras Korin hielt eines veniis veim .Wo die Bank. Raily'S Verlust be lief sich bereits auf fünfzigtausend Ru bel. Es wäbrte indeß nicht lang, so wendet sich daS Blatt, und da Glück begünstigte den Engländer so. daß r dem Grafen Älle. dieser gewannen, und nrch weit mehr abnahm. Und doch zeigte Graf Koiin roch keine Neigung, da Lxiel zu nei. Die? nar der günstige D'omen!. Schlau biacht Railo den irelmar.il lahin, sein Gut an der Wolga gegen seinen Gewinn einzusetzen, und zehn Minuten später wir Raily Eigen lhümer de Dorsk und damit fämmt lich er da:u gehöriger Leibeigenen. Swerkoff aber kaufte ihm da Gut und damit sich selbst um eine Million Rubel wieder ab. Wenige Jahre nachher starb Raily in Paris den Hungertod. lNuttkrstolz. Moritzchen (al dir Vater erzählt, daß er im Manöoer sechshundert Patronen verschossen hat): ,Wa kost' die Pa. tron'?" Mulier: .Was for 'n gescheidte, Kind! Soll ich ihn nun erden lassen Finanz oder Krieg minister?' Aus dem cZcrichtsfaal. Vertheidiger: ...Und dann, mein Herrn Geschworenen, vergessen Si auch nicht, daß der Angeklagt zehn Kinder hat. Wie muß sich schon ein Kind schämen, wenn i heißt, sein Vater ist eingesperrt m i aber erst z h n Kinder!' Lin braver Mann. Räuber: ...Sie haben mir also be reit Alle gegeben, aS Sie bei sich haben?' eraubter : .Jawohl. . doch nem. mir fällt eben ein, ich habe roch in Zwanzig markstück in der Westentasche ; das sollen Sie auch noch haben, aber dafür werden ie wohl so gut sein und zu meiner Frau gehen und ihr sagen, daß Sie mich be raubt haben sonst glaubt si, ich hab Alles orsoffnl' Ein l?scativus. Sie: . Schäme Dich, Arthur. Du hast meine Tanl von uns fortgeärgert I' Er: .Ja, liebes Kmd, ich liebe ben nur entfernte Verwandte I' Richtig. Lehrer (in der Geographieflunde) : Wenn man also hier ein Loch durch di Erd graben würde und tS würde Jemand hindurch kriechen, wo käme derselbe da heraus?' Frigchen : .AuS dem Loche.' Auf d.'r Treibjagd. Förster : .WaS macht denn da drüben der Herr Müller?' Treibe? : .Er beschießt an Hafen!' Isol Herr Blitzke trank jüngst voll Veha gen ein groftes GlaS Milch in in paar mächtigen Zügen a::, fetzte da GefSK dann schmunzelnd hin und sagte: .Da ist für Hunger und für Durst, 's geht doch nichts drüber. Wissen Sie, Nach, bar. daß ich einmal elf Monate hindurch nichts Anderes als Milch genossen habe?' ,t!h, waren ie so krank i' ,DaS gerade nicht, aber eS war oleich nach meiner Geburt.' Lmxfeklung l Mr. For bereist Dcutschland. Beim Verlassen einer Stadt hat ihm ber Hotelier an seinen Kollegen in der näch sten großen Stadt einen Empfehlung Brief mitgegeben. Neugierig öffnet der LnZlidlrmäu den Brief und liest : .An bei ein reicher Engländer!' Umschrieben. Baron: .Herr Lieutenant, wcßhalb haben Sie denn die Tochter vom reichen Eommerzienrath Lehman nicht geheira thet?' Lieutenant : .Die Familie war leider dagegen!' Baron : .Und die Tochter?' Lieutenant: .Nun... die gehört doch zur Familie!' polizei-verordnung. Mit anbrechender Dunkelheit hat fortan jedes Fuhrwerk eine Laterne zu brennen. Die Dunkelheit tritt ein, wenn di Straßenlaternen angezündet werden. Sefährliche Stadt. .Das sind netle Zustände in dieser Stadt ! An jeder Ecke packen Einen zwei. drei Gläubiger an!' ö)rdnvngssiun. .Wie sind Sie mit dem von mir empfohlenen Schreiber zufrieden, Herr Rath?' .Hm! Er ist sehr ordnungSlie end! Wenn ich ihm heute einen Akt inleze, liegt er in drei Wochen noch ge nau so dort!' OSflich. Cteuer-Erekutor (unter der Thür eines ausgeleerten Zimmers): .Ich hab die Ehre, hier eine Pfändung vornkhmen zu müssen I' Herr: ,O bitte, lag Vergnügen ist ganz auf meiner Seite!' pietätvoU. Privatiers-Wittw (welcher der fünfte Mann gestorben ist): .Du, Bader, gelt, chreib sei' den Todtenschein ak'rat so groß wie die andern i' möcht' s' jetzt tnden lass'n!' Schlecht angeschrieben. Life : .Warum willst Du nicht zu Ge heimrathS als Köchin gehen?' Anna: .Die find ia bet'm ganzen Regiment verschrieen wegen der chlechtcn Kost!'