Ohne Urlaub. t'on A l i o. n b t X t j e n. Lieutenant von Slgerftem war fctttn vom Dienst HeimgekeHrl. .Lchnkll. Poxp, meine guten Sachen!' ruf er Um eintretenden Burschen zu, der da gemlhnllchk Frühstück seine Herrn, eine WurKkemmel und ein Gla Bier, aus de lisch stellte, .ich rrill mich schnell umziehen, ich muh um zwölf Uhr mit dem Zuge fort.' Poxp macht ein etwa erstauntes Ge ficht, all er semen sonst , ruaigen t. Kieler in Ncbllicker Aufregung erblickte, ohlerzogen aber wie er war, erlaubte er sich keine Krage, beeilte sich vielmehr, die verlangten Sachen hereinzubringen, und nach Verlauf einer Biertelstunde betrach tet Egon von Elgerstein mit zusriedcnem Schein sein schlanke, Ich in dem kleinen Spiegel zwischen den Fenstern, gab dem zierlichen blonden L?qnurrvariqen uoer den schmalen Lioven einen eleganten Schwung nach oben, setzte die kleine Mütze verwegen aus da rechte Ohr und sagte, au dem Zimmer gehend: .Ich werd erst spät nach Haus kora men, Poxp. Wenn Jemand nach mr fragen sollte, sagst Du. .ich sei auSge. gangen", sag etwa nicht, daß ich mit dem Zug fortgefahren bin, verstanden? Wecke mich dann auch ja zur rechten Zeit morgen früh zum Dunst l" Knallend flogen die Absähe de braven Pommer'schen güfUier aneinander und er blickte seinem Herrn verdutzt nach, der sSbelrasselnd die hölzerne ausgetretene Trepp h-.nunter eilte. Er vermied die Hauptstraße de Städtchen Walddurg, in dem seit undenklichen Zeiten da FüstlienBataillon de N. nfanteiie, Regiment garnisonirte, und gelangte nach einer Viertelstunde auf den Bahnhos. .FamoS, Niemand von un ist da!' rief er, nachdem er vorsichtig umherge, späht, .in fünf Minuten muß der Zug kommen, dann bin ich geborgen." .Nach Trauenftein TageSbilletl' Mit diesen Worten trat er zn den Schalter. .Hätte doch faktisch da Rennen ver" gefsen," meint Elgerflein für sich und dlickie den blauen Wölkchen de? Cigarre nach, al er wenige Minuten später in dem nach der großen Handelsstadt Trauenstein fahrenden Courierzug allein in einem Coupee saß. .Wie konnte ich di Wort Ilse'S vergessen: .Papa und ich sahren bestimmt nach Trauenstein. " Die letzten Tage de vorjährigen Manöver traten wieder lebendig vor sein Seele. Er hatte ganz allein bei dem Rittergutsbesitzer Herrn von Wolf auf Wolföburg in Quartier gelegen. Der alte Herr, er war Wittmer, und dessen einzige Tochter waren die liebenS würdigsten Ouartierwirthe gewesen. Egon hatte sich bald in di schöne blond Ilse verliebt, e wäre vielleicht zu einer Aussprache gekommen, wenn nicht di häufige Anwesenheit zahlreicher Gäste ein längere? ungestörtes Beisammensein der jungen Leute verhindert hätte. So hofft Egon von inkm Tag zum ndern, di der Tag des Abmärsche kam, zu einer Aussprache war e nicht gekommen. .Behalten sie uns tn gutem Anden ienl" hatte Herr von Wolf gesagt und Jie ihm die anv gereicht und gesagt: .Vielleicht sehen wir unS einmal auf den HoibSllen in der Resikenz, Herr von Elgeiftein, oder auf dem Frühjahrs Rennen in Trauenftein, Papa und ich kommen dort bestimmt hin." Leider hatte Egon, der d:n Winter Rkcrutm ausgcb:',l!tt hotte, keinen Ur laub hatten zu den Holttllcn, denn der stienge Herr Major meinte, eine der artige Reise sei sür seine Offizier zu theuer, außerdem sei Elgerftein noch u jung, er lieb eZ nicht, wenn junge Ossi ziere HofbSlle besuchten und .last, bat not least" der Rekrukendienft ginge vor. 'Auch halte Egon kurz nach Weihnachten eine Einladung nach Schloß Wolföburg zu einem .The danjam erhalten. Ter Arme, er konnte ihr mit dem besten Willen nicht Folge leisten, denn er hatte sich bei einer Felddienflubung, die sein gestrenger Hauplmann von Kreuzstich ei ne TatzeS bei Glatteis abhielt, den rech ren Fuß vertreten und mußte vierzehn Tage das Zimmer hüten. Oft, recht oft halle er an WslfSburg und feine Bewoh r.n gedacht, auch daran, dcß dieselben zum Trauenftein Rennen kommen wür den. Und nun, wo eS wirklich stattfand, hatt er eS ganz vergessen ; daran war aber nur die gestrige Bowle Schuld, die man den eingetroffenen Reserve Ofsni ren im Casino gegeben und von der man sich erst recht später erhoben hatte. Hätte nicht heule Morgens der sportliebende BataillonS.Adjutant gesagt : .Heute ist Rennen in Trauenftein," er hätt S in der That ganz ergessen gehabt. Ein Glück war nur, daß Egon heute Nach, mittags keinen Dienst hatte, so brauchte er keinen Urlaub zu nehmen, der ihm ohl vom Major, wenn er demselben mitgetheilt hätte, r woll zum Rennen ach Trauenstein fahren, mit ähnlichen Worten abgeschlagen worden wie vorige? Jahr dem Adjutanten. .Infanterie. Offiziere gehören nicht auf die Rennbahn!" Elgerftein lächelte zufrieden, so halte er doch dem allen, bissigen Kommandeur mmal ein Schnippchen geschlagen. Ein rege? Leben herrschte auf dem Bahnhof in Trauenftein. Die Ossiziere der benachbarten kleinen Kavallerie-Garnifonen waren zahlreich erschienen und boten in ihren verschiede, en schmucken Uniformen ein buntes mii litärifchcS Bild, zwischen ihnen drängten Gutsbesitzer, Sportleute, Pferdehändler dem AuZgang zu, um schnell eine Fahr gelegenheit nach dem etwa eine halbe Stunde von der Stadt entfernten Renn xlatz zu finden. j .Ah, guten Tag, Elgerftein, auch! SportSmann geworden ?" rief ein zier, licher Dragoner Ofnzier, Ver soeben sich lebhast mit einem Gutsbesitzer unterhal. ten, dietern die Hand ichend. .Ja, ich wollt tr da Rennen in mal ansehen," mlzegnel Egon, den KriegSschul'Kaimadrn-LitUtenant von Herreasdorf begrüßend. .Famo, da kannst Tu mit mir her auSfahren, habe mir inen Wagen be stellt." .Sehr lkbenlwürdis!" Die Freund bestiegen einen Landauer und fuhren in bester Stimmung dem Rennplatz zu. Von allen Seiten strömten Schau luftige zu demselben. Roch eine ziemliche Strecke von dem Emaang entfernt, flaut sich die Menge derartig, daß die Wagenreihe nur langsam vorwärts kom men konnt und Herr von HerrenSdorf zog es Daher vor, mit Egon auSzusteigen und durch einen nur für Mitglieder deS RennclubS erlaubten Eingang auf den sattelplatz zu gelangen. .Welch' schöne Pferde!" rief Elger. stein, die Thiere mnsternd, welche von ihreu Wärtern theils noch umhergquhn, theils ober schon von den Besitzern be stiegen worden waren und in verschiedenen Gangarten bewegt wurden. .Morgen, HerrenSdors!" Mit diesen Worten trzt ein baumlanger und taS korpulenter Uhlanen-Ritimeister an die Herren heran, verbeugte sich gegen Elger stein: .von Sietenkron!" .Recht so", fuhr er fort, .daß auch die Herren von der Infanterie sich für den Sport interessiren; ah, Sie sind aus Walddurg, sie geht'S denn meinem Letter, dem alten Brummbär von ÜJla jor. hsha, der ist sreilich kein Freund deS edlen Sport!" .Danke, Herr Rittmeister, der Herr Mawr bkstndet sich auSaezeichnet wohl .Denke Dir mal, Elgerftein," meinte der Rittmeister, .Herr von Wols-WolsS bürg läßt bei der SteepleChafe auch ein Pfero gehen; der kleine Baron 2)5 ring von den Husaren, sein Neffe, wird eS retten." .Wohl die braune englische Stute, die er voriges Jahr aus dem Zuchtmarkt in Brandenburg kauftet' ,AllrdingS, das Pierd ist nach meiner Ansicht sehr leistungsfähig, aber entschie den nicht leicht zu reiten. Sieh, dort drüben laßt eS Herr von Wolf gerade yersusiuyren. ,Na. endlich sehe ich meine liebend würdige Einquartierung einmal wieder", entgegnete Herr von Wolf, nachdem die Herren ihn begrüßt. .Si glauben gar nicht, Herr Rittmeister, was die armen Herren von der Infanterie für Dienst haben." .Ja, eS hat mir auch sehr leid gethan, daß ich der so liebenswürdigen Ein ladung nicht Folge leisten konnte", sagte Elgernem. .Aber zum Rennen bekommt man Ur laub," neckte der alt Herr. Bevor Wqtrn etwas entgegnen konnte, sagt der Rittmeister: .Das versteht sich, dem Sport muß gehuldigt werden." .Ihr Fräulein Tochter ist doch auch hier, Herr von Walt?" nagte Egon. .Wohl auf der Tribüne, ich möchte sie begrüßen!" .Nein, dort drüben, ich bin m eigenem Geschirr vsn WolfSburg herubergefahren, da ich morgen zum Besuch meines Freun dck, des Grafen Beil, nach Siegsburg fahren null. Elgerftein freute sich ron Herzm, Siegilurg lag von seiner Ga:nirn nu zwei Stunden entfernt, und verkehriei' die Offiziere dort häufig, so si:l es gar nicht auf, wenn er morgen dort einen Besuch machte. Er verabschiedete sich von den Herren und trat nach wenigen Minuten an den Schlag des eigenen Lan tauerS, in welchem Ilse in reizender Frübiahrktoilette saß. Mit unverhohlener Freude begrüßte sie Egon und dieser behielt ihre kleine zierliche Rechte wohl ciwaS länger a'.t sonst üblich in der seinen. Man fand nicht gleich ein unbefanaereS Ge5srachS thema, und eS war gut, daß das Rennen jetzt begann, welches die ganze Aufmerk, samkei! der jungen Leu: in Anspruch nahm und so über ein anfänglich pein, licheL Schweigen, das nach der ersten herzlichen Begrüßung eingetreten war, hinweghalf. .So, jetzt trird Anita unter meinem Letter Curt laufen." meinte Ilse nach einem Bck aus das Programm, als so eben etn Flachrennen beendet war. In diesem Augenblick trat Herr von Wolf in sichtlicher Aufregung an den Wagen und leichte Ilse in Telegramm. .Wie unangenehm, was? Leider fand sich unter den mir bekannten Herren Nie mand, der für Curt hätte reiten können, sie sind all engsgirt." .Ach, wie leid mir bis thut und wie Curt wohl bedauern wird, nicht reiten zu können I Mein Better ist plötzlich erkrankt," wendete sie sich an Egon, .und nun können wir Anita nicht gehen lassen." .Wenn Ihr Herr Lapa mir Anita er. vertrauen wollte, ich würde versuchen, mein Möglichstes mit ihr zu leisten." Herr von Wolf, welcher diese Worte vernommen, machte einen Augenblick ein etwas erstauntes Gesicht. Ihm, dem allen Cavalleristen, mochte es etwas fon derbar erscheinen, daß ein Infanterie Offizier mit einem ihm ganz fremden Pferde auf unbekannter Bahn gegen ge, wieg! Sportleute concurriren wolle Doch di selbstbewußte Haltung und das offene, frische Gesicht Egon'S flößten ihm Vertrauen ein. .Topp, sei'S drum, Herr von Elger stein, ich nehme Ihr freundliche Aner bieten an!" rief dec alte Herr. .Kom men Si mit nach dem Sattelplatz, wir habe nicht mehr viel Zeit bis zum Beginn der dritten Nummer zu verlie ren." Glücklicher Weise hat! einer der Stall tedienft?ten em Paar Spoun zur Hand, Egon schwang sich in den Sattel und riit 13? w Man sah dort recht viele ISchelnre und spöttische Mienen unier den gewiegten Rennleuten In feiner Ankunft. .Sitzt aberdingS famoS zu Pferde," meinte Lieutenant Soppert oon den Uhla nen, der in letzter Zeit fast jede Rennen gewonnen hatte, .aber hier mitreiten zu wollen, ist einfach Unsinn." .Möchte nur wissen, wie er mit Herrn von Wolf bekannt geworden ist?" sagte ärgerlich Baron Uhlenblück, ein junger GulSbentzer, der sich den Winter ver geblich um Ilse bemüht hatte. Die Fahne senkte sich und dahin brauste das Feld über den Plan. Erst geschlossen, jetzt lösten sich drei Reiter auS dem Schwärm loS, wie Ilse, welche mit gespanntester Aufmerksamkeit dem Ren, nen folgte, bemerkte. Der erste war Lieutenant Boppert, der feinen bekannten Fuchshengft meisterhaft steuerte, hinter ihm auf etwa zwei Pferdelängen folgte der ebenfalls durch manchen Sieg auf der Rennbahn bekannt Herr von Herren dorf, Egons Freund, und als Dritter, dicht hinker ihm aufgeschlossen, dieser selbst mit Anita. Jetzt, kurz vor dem großen Kezelgra den, schloß Elgerftein auf und nahm Bügel an Bügel mit dem Freunde dck Hinderniß. .Teufel noch mal, Du willst mir wohl Concurrenz machen," brummte der Husar. .Hoffentlich," lachte Egon und ließ Anita die Zügel schießen. Bald halte er den Hengst Boxperi'S erreicht. Eine athemlose Spannung hatte sich der Zu schauer bemächtigt, Ilse drohte da Herz zu zerspringen. Jetzt kam die große Hürde, einen Moment schien es als ob Anita stutzt und zurückdliebe, doch ei leichter Schenkeldruck deS Reiters ge nügte, sie saft gleichzeitig mit dem FuchS herüberzubringen. Jetzt auf der letzten Strecke setzte aber dessen bewährter Rei ter alle rast des Pferdes in Bewegung, Doch spielend, wie eS schien, ging Anita. auf welcher Egon unbeweglich saß. mit einer halben Pferdelänge vor dem Hengst durchS $ui. Die Menge brach in ungeheure Ju oelgeicyrel aus. so eiwas war in Trauenstein noch nicht dagewesen, daß ein Jnsantcrie-Osficier ein Rennen ge aonnen halle. An der Wage empfing Herr von Wolf den Sieger, und nachdem man den ersten Preis, einkn herrlichen Pocal in Empfang genommen, begaben sich beide Herren zu Ilse, welche denselben glückstrahlend empfing: eS war em herzlicher Hände, druck, mit dem sie sich bei dem .Retter aus der Noth" bedankte, und die Augen dtr jungen Leute begegneten sich mit heißem Blicke, der mehr sagte, IS tau, end Worte. Vor dem in der .Kugel" stattfindenden Rennjouper, zu welchem Herr von Wols selbstverständlich Egon eingeladen, hatte dieser ein kurze Untrrdung mik seinem ehemaligen Ouartierwirth, deren Folge war, daß Ilse auS dem Nebenzimmer yerdeigerusen wurde und das glückliche Brautpaar deS BaterS Segen empfing. Viel zu schnell kam für Egon die Zeit zur Abreise heran, schon um zehn Uhr ging sein Zug. .Also bestimmt morgen Nachmittag, Egon, auf WieSersehen in Siegsburg!" sagte Herr von Wolf zum Abschied. ,Wir werden dort die Verlobung vcr öffentlichen!" .Gute Nacht, mein HerzensEgon!" flüsterte Ilse. .Wie schade, daß Du morgen früh nicht mit uns nach Siegs-, bürg sahren kannst." Major von Dachsel saß am heutigen Morgen in beste? Stimmung am Kaffee l.sch. Die eingegangenen Briefe waren desrledigenber gcatur gewesen und na mentlich hatte ihn ine Einladung deS Grafen Beil zu einem Diner für heute Ziachmiltag sehr ersreut. da ihm derselbe mittheilte, r werd in Siegsburg seinen alten Kameraden von Wols treffen. Er nahm sein Leib und Magenblatt, .Die Trauenfleiner Nachrichten", zur Hand, ln welchem ihn Gas .Locale" besonders interessirte, da er lang Zeit a'S Licute nant dort gestanden und auch seine sun", rre nunmehr oierzlgiibrige Majorin, eine echte Trauensteinerin mit viel .Money" war. ,Ah, gestern Rennen gewesen, gar nicht daran gedacht, sonst hätte man ja mal hinüberfahren können, nicht aus die Rennbahn, aber nachher so em klerneS Jeu bei DänS," murmelte er. Er las: .Steexle t Chase. Erster: Herr von Wols's braune Stute Anita. Reiler: Lieutenant von Elgerftein, N.,Jnsan terie-Regiment." .Elgerstein, was? Unerhört!" rief Dachfel und warf die Zeitung auf den Tisch, so daß das silberne Sahnkännchen umfiel und seinen Inhalt auf daS saubere Tischtuch ergcß. .Aber Alxhons," ertönt da eine ziem lich tieje Bußstimme, bei deren Klang der Herr Major gar schnell die Zeitung vom Tische nahm und zu glätten anfing, ,waS bedeutet deS am frühen Morgen?" Die nattuche Geuait der Mazorin in blauseidenem Schlafrock, trat an den Tisch und legte ihr mohlgeformte Hand auf die Schulter deS Gallen. .Verzeihung. Guite, aber ich las in dem Blatte etwas, was mich tief erregen mußte, in Folge dessen ich jetzt sofort nach der Kaserne muß. augenblicklich I" .Aber AlphonS, ich bitte Dich, was ist denn geschehen?" .Denke Dir, Lieutenant Elgerstein hat gestern in Trauenftein die SteepleChase gewonnen!" .Ja so freue Dich darüber, das ist doch kein Grund zum Aergern!" .Freuen! Ja, hat sich was! Der Herr Lieutenant hat sich die Freiheit gcnom men, ohne Urlaub nach Trauenitein zu fahren, mem Verdi!, .daß Jnsanlerle Offizier nicht auf tai Rennen gehören", u mißachten, den will ich aber fricaf firen!" .Da Ragout möchte bei der schlau, heil Elgerstein' etwa sehr kröchern ausfallen!" spottete Dame Auguste, in dem si dem intrktenden Burschen da Sahnlöpschen reichte. .Dann legen Sie meine Cach:n zum Ausgehen hin!" befahl Dachlei dem schleunigst sich wieder Entfernenden, der sofort die Situation eine ehelichen Scharmützel? begriff. Elgerstein stand bereit seit sechs auf dem Hofe der Kaserne und beaufsichtigte d e Ziel und Arischlagsbungen seiner Compagnie auf Befehl deS HauptmannS Büller, der ein Freund dcS grühauf ftehenS war, nicht etwa für feine Person, sondern nur für seine Untergebenen. Zwar thaten Egon in Folge des gestrigen RitteS all! Knochen im Leibe weh, aber darüber half der Gedanke .an sie" hinweg und er erwartete mit Sehnsucht die Ankunft Büller's, um den selben um Dispensation vom heutigen Nachmiitagsdienst zu bitten, der um zwei Uhr begann und Abend sieben Uhr en dete. .Herr Lieutenant, der Herr Major kommen!" rief die Stimme deS Unler efsizierS. Dort haftete allerdings Dachsel heran. .Herr Lieutenant von Elgerstein!" rief er schon vom Weitem. .Herr Major!" Elgerstein meldete. .Gut, gut!" pustete der Major. Sa gen Sie mal, Sie sind gestern ohne Ur laub in Trauenstein gemesen?" .Zu Befehl. Herr Major I" .Rennen besucht, Rennen geritten?" .Zu Befehl, Herr Major!" .Unerhört, unglaublich, einen Tag Stubenarrest, sofort antreten. " .Aber Herr " .Kein Wort weiter, Herr Lieutenant, die Sache ist damit abgethan, morgen früh um acht Uhr sind Sie Ihres Arrestes entlassen." DaS war bitter. Doch was war zu machen? Elgerstein kannte Dachsel zu gut, um nicht zu wissen, daß jede Bitte abgeschlagen weiden würde. Und ihm die Verlobung offenbaren? Nimmermehr! Recht niedergeschlagen begab er sich aus fein Zimmer und schrieb einen lan gen Brief an Ilse, itn er feinem Bur schen zur sosorkigeu Besorgung nach Siegsvurg übergab. Popp machte in etwas sauerhafteS Gesicht, daß er am frühen Morgen schon den weiten Weg nach dem Gute zuruckle gen sollte. RuheloS ging Elgerflein eine Weile in dem Zimmer auf und ad ; der gestrige Zaa trat wieder lebendig vor fein seile Er sah nach der Uhr. Jetzt muhte die Gelieble in SiegSburg ankommen, und er saß gebannt tn seinen vier Wanden. Herr von Wolf und Ilse waren ggn Mittag wohlbehalten m Steasburg an gekommen, von Graf Beil und dessen Gemahlin aus das Liebeswürdigste auf genommen. .Wann wohl Egon hier sein wird?" fragte Ilse den Vater, orS Leide die be haglich eingerichteten Gastzimmer cctia Itn. .Nun, vor drei Uhr nicht, Kind." lächelte der Vater, .nur Geduld I" Er strich liebkosend über ihre blühenden Backen. Ach, so lange noch!" schmollte Jlst und blickte auf die Uhr, welche die erste Stunde wies. Langsam, entsetzlich langsam sür da liebende Herz der jungen Braut rückte endlich die dritte Stunde heran. Ilse sprang von der Chaiselongue, wo sie bis jetzt, jedoch ohne schlafen zu können, ein wenig geruht, auf und trat an daS Fen st er, von wo sie die nach Waldburg füh, rende Chaussee überblicken konnte. Doch nicht?, nichts war zu sehen, nur dort un ter der großen Linde klopfte ein alter Mann unoerdronea steine, während mehrere kleine Kinder in dem Chaussee staub sich balgten. .Kind, Du wir Toilette machen mü fen 1" meint der Vater, in das Zimmer tretend ; .eS ist halb vier Uhr, um ein halb Fünf ist das Diner!" Daß nur Egon gar nicht kommt!" Hörbar schlug der kleine, zierliche Fuß auf. .Geduld, Kind, Geduld, beim Mili tär kann nicht jeder Lieutenant so, wie er wohl möchte; er wird sich gewiß meh rere Tage Urlaub nehmen und deßhalb hat er nicht gleich nach dem Dienst lort gekonnt " ll batl l?r Zottelte loeöen deendek, sie sah noch einmal aus dem Fenster. .Ah, letzt kommt er!" luöelte sie. Sieh, Papa, dort kommt ein Wagen." Sie wies nach der Chaussee, auf wel- cher in der That ein Wagen sichtbar wurde, den ein Soldat lenkie. .Aha. er hat Krünixerfuhre genom- men, sparsamer, junger Mrnil" lachte der Vater. Jetzt fuhr der Wagen vor daS Portal, der Schlag wurde geöffnet und zum Erstaunen Ilse's stieg aus dem Wagen die stattliche Gestalt Gusta's, in erner. weiten gelben Staubrrantel gehüllt, der gleich da auf daS Bäuchlein ihrer stärke ren Hälfte folgte. .Wer ist denn das, Papai" .Major von Dachsel, mein alter Kriegskamerad; er ist der Commandeur von Egon." Vater und Tochter gingen ln den EmxfangSsalon hinunter. Dachsel und Wolf begrüßten sich aus das erziiaziie. .Sage mal. warum da u renn meinen kleinen Freund, den Lieutenant von Elgerstein. nicht mitgebracht?" fragte Wolf nach der ersten Begrüßung. Dachsel blickte einen Augenblick den Freund verwundert an. .Ach so, ich vergaß, hat ja ge'rern Dem Pferd geritten : ein Glück für ihn, daß er gewonnen, hätte ihn fönst noch strenger bestraft!" ,Wa bestraft?" .Na netlrlich ohne Urlaub zum Rennen gefahren, dort gentten, einen lag Stubenarrest !" Du mußt ihn sofort berauSlassen!" .Oho, alter Freund, scherze nicht, wie sollte ich wrhl? Ein Telegraph eter !ele xhon geht nicht von hier nach Walcburg, und dann frage ich doch überhaupt, warum?" Weil er sich gestern mit meiner Toch ter verlobt hat und ich die Verlobung hier xrvklamiren wollle." Fatal; daS hätte mir der Elgerstein aber auch sagen können !' Du wirst ihn wohl zu sehr mrge brummt haben !" Graf Beil trat zu den Beiden. Man theilte ihm den Vorfall mit. Ja, wenn ich ihn nur benachrichtigen könnte," meinte Dachsel, ich wollt ihn ja gerne seines Arrestes unter diesen Um ständen entlassen, schon Deiner Tochter wegen, bester Wolf." .Da kann Rath werden," meinte Graf Beil, .ich sende sofort einen rei, tenden Boten nach der ein Viertelstunde entfernten Telegraphenstation, dann kann er in etwa zwei Stunden hier sein." .Gut." rief der Mavor, warf schnell einige Worte zu Papier und reicht das selbe dem eintretenden Diener. .Egon wirlArst in drei Stunden hier fein, er hat noch Dienst, den er nicht übergehen konnte," tröstete der Laler Ilse, der bereits die hellen Thränen in die Augen standen; .wie ich Dir schon sagte, ein Lieutenant kann nicht immer fret über seine Zeit disponiren. " Vor Kummer und Aergcr war Elger stein am Nachmittag auf dem harten Ledersopha eingeschlafen. Aus einem herrlichen Traum weckte ihn das Knarren der Thür. Er blickte auf und sah Prpp kläglichen Antlitzes eintreten. .Nun, zurück von Siegsburg? Hast Du Antwort mit?" Popp stand mit jammervoller Miene und schlotternden Knien vor seinem Herrn. So rede doch, Popp; ich glaube gar, Du bist betrunken!" Herr Lieutenant, ich konnte nicht nach SiegSburg gehen, denn ich habe den Brief vertorea und kann ihn nicht wieder finden." Nach weiterem Forschen erfuhr denn Egon endlich, daß der brave Popp unter wegö in einem Dorfwirthshause einge kehrt fei, dort Bekannte getroffen habe; als er aufbrechen wollle, ar der Brief verschwunden gewesen. Na warte," rief Elgerstein ornig. morgen werde ich Dich dem Haupt mann melden und Du wirft in Arrest kommen und alZdann in die Compagnie zurücktreten." ' .Ach. Herr...." Ein Pochen an der Thür ließ ihn ver stummen; auf Egon'S Herein trat der Telegraphenbote ein. Hastig entriß ihm Elgerftein das Parier, und bevor Poxp sich von seinem Erstaunen ehslen konnte, rief sein Herr: .Schnell, Popp, besorge einen Wagen, lege die guten Sachen hin, ich muß sofort fahren!" Als Egon eine Viertelstunde darauf in eirikm Prefchwagen davongtrasselt war, betrachtete Poxp kopffchüttellid das Tele grcmm, welches folgende Zeilen enthielt: Sind frei, kommen sofort, werden erroartet. Dachsel." Er zupfte seinen Rock zurecht und ergriff dabei etwas Knitterndes. Er griff in die Tasche, ,eht war daS räihkel hafte Verschwinden deS Briefes gelöst; derselbe war durch eine aufgetrennte Naht wischen Tuch und Futter gekom men. Popp lag aufmerksam die Adresse, nickte bedeutungsvoll mit dem Kopf und murmelte: .Der Lieutenant will gewiß heirathen, deshalb blieb er heute den ganzen Tag zu Hause, um eS sich ordentlich zu über legen." In SiegSburg wurde im kleinen Kreise ein solenne Verlobungstest geseiert. Dachsel toaftirte auf seine zukünftige Regimentsdame. Leider sollte ihm dieser Wunsch, Ilse als seine rleukenantm in Wildburg begrüßen zu können, nicht in Erfüllung gehen, denn ein Vierteljahr vor seiner Hochiit wurde Egon auf Wunsch seines schwikgersalerS zu den Husaren nach Macherstein versetzt; er hat mit Anita noch manches schöne Rennen auch in Trauenftein eingeheimst. .DaS schönste Rennen," pflegte aber seine Ilse, die mittlerweile Frau Ritt, meisterin und Mutter zweier prächtiger Buben geworden ist, tu sagen, war doch j:neS Rennen, als Du ohne Urlaub in Trauenftein sieztest." ViV 5alscic und der Tlcmtc. Humoreske aus dem Leben. Tsan dem in Finaritkreisen wohlbekann un Vetereburaer Bankier S. ernäblte man sich Anfangs der achtziger Jahre in der Rewastadl vag svigenoe yenere v lebniß: S. war dafür bekannt, daß er für alle WohltthäligkeitS Unternehmungen be reitwillig und reichlich in'S Portmonnaie griff. Eines TageS trat ein Student in'S Arbeitszimmer, der ihm ein paar Karten zu einem WohlthätigkeitSconzert anbot. Der Bankier war mit Arbeiten über ,äust und befand sich bei schlechter Laune: genug, er fertigte den Musensohn sehr liirnff ab. Der Student verbat sich daS. Ein Wort gab schnell daS andere, und der Bankier wie dem Studenten schließlich die Thür. Tiescr erkundigte sich unten beim HauZmann nach der Zeit der Rüsiahrlen de? Herrn S., und &IS er sie erfahren hatte, sagte er dem Por :ier: So, vun neiden Si Herrn S., daß ich ihn bei der ersten Ge legenheit auf der Strafe durchprügeln werde." Kurz darauf wollte Herr S. zur Börse fahren, und der Hau'mann mach! ihm pflichtschuldigst von der drohenden Gefahr Mittheilung. .Geben Sie mir einen Stock." sag:e der Bcrikicr gleich, mülhig, und als er die Wae erhalten hatte, wollle er über den ?,emiich breiten Bürgersteig zu feinem Wagen gehen. Aber kaum hallte er einige Schritte auf die Straße gethan, als er einen Herrn auf sich zukommen sah, der mit einem Stock bedenklich in der Lust herumsuch, teile. Haha." dachte S , daS ist der Hallunke oder sein Helfershelfer," und kurz entschlossen ging er zum Angriff über. Sein Gegner zögerte auch nicht einen Augenblick, sondern hieb kräslig auf den Bankier ei, und eS wä, zu einem auSg'ebigen Kampfe gekommen, wenn nicht ein in der Nähe stihender Polizist schleunigst dazwischengeixrungen wäre. Jeder der Herren behauptele, vom anderen überfallen worden zu fein, und die Folge war. daß biiüe den Polizisten zur Wache begleiten rnußien. Dort klärte sich die Sache hr bald auf. Der vermeintliche A.tentälcr war nicht der Student oder sein Helfershelfer, sondern der Correspondent eine großen englischen Blatte, der zufällig des We geS gegangen war und mit seinem Stocke ein paar harmlose Luflhiebe geschlagen hatte. Unter allgemeiner Heiterkeit schüttelte man sich ob deS Mißverstand nisseS die Hände, und der jovial Ban, Eier lud seinen Widerpart zu einem Früh stück in. Beide Herren fuhren nach dem .Tartaren" und zechten dort wackcr mit einander. Alsdann fuhr S. nach Hause. Kaum aber hatte er seinen Wagen ver, lassen, um argloS über den Bürgerfieig zu gehen, so fühlte er einin Stock auf seinen Rücken herniedersausen. Seine eigene Waffe halle r in dem Wagen ge lassen, der hilfreiche Polizist war auch nicht mehr zur Stelle, und so mußte der Wehrlose schleunigst unter sein schützendes Dach fliehen, während sein Verfolger ebenso schnell verduftet. DikSmal war eS wirklich der Student gewesen, der ihn aufgelauert hatte, und dem Bankier blieb nicht weiter übrig, als darüber nachzusinnen, welche Stockfchläge die empfindlicheren waren, die des vermeint, lichen oder die deS wirklichen Gegner. Sine rührende cheschichte. AuS Berlin wird berichtet: Hier starb kürzlich ein Rntir S., in notorisch reicher Mann, der sein geiammleS Ver, mögen seinem einzigen Sohne, einem in Lütt ich in Belgien seßhaften Maler hin terließ. Die Leute tn jener Stadtgegend waren nicht wenig überrascht, als sie von dem plötzlich auftauchenden Universal erben erfuhren; hatten sie doch keine Ahnung von der Existenz eine Sohne?, und hielten den alten Mann sür völlig verlassen. Man hatle nie ein Sterbens mörtchen von ihm vernommen, welches aus daS Vorhandensein eines so nahe stehenden Erben hätte hindeuten können. Und doch muß dieser seinen Sohn geliebt haben wie nur in Vater sein Kind lieben kann! Vor etma 15 Jahren hatte der junge S. das Vaterhaus verlassen. Als praktisch denkender Mar.n hatte nämlich der Vater nur einen Wunsch: auö seinem . Einzigen einen recht tüchtigen Kaufmann zu machen; während Dieser seinerseits für die Malerei schwärmte und sich mit allem Eifer dieser Kunst beflissen zeigte. D atcr entzog damals seinem proß ling seine Unterstützung, um ihn gefügig zu machen. Die Antwort war die Aus Wanderung des Sohnes nach Belgien. Jahre waren verflossen, ohn daß Vater und Sohn von einander etwa hörte. Der Sohn lebte bereits als Familien, saler in Lüttich von den kargen Erträg, nissen feiner Kunst. Er mochte inzwischen eingesehen haben, daß er dem Vater Un recht gethan; aber zu stolz, die Hülfe desselben tn Anspruch zu nehmen, darbte er lieber mit seiner Familie. Da betritt eines TageS ein Engländer sein Atelier, welcher vorgiebt, schon viel von der Kunst des Meisters gehört zu haben. Er kauft ein Bild für eine immerhin hohe Summe, bestellt ein zweites die Bestellungen mehren sich mit der Zeit, so daß der Maler schließlich in ganz leidliche Ver mögensoerhältnisse kommt. Nun soll auch eine Versöhnung mit dem Vater an gebahnt werden, da trifft plötzlich ein Telegramm aus Berlin ein, worin der Vater den Sohn bittet, an fein Sterbe, lag zu eilen, damit er ihn vor seinem Hinscheiden noch einmal sehe. Der Sohn reist sofort ab. Doch er kommt zu spät der Vater ist bereits tobt bie Wohnung versiegelt. Nach wenigen Tagen schon wird das Testament eröffnet, worin der Vater den Sohn zum Univer salerben einsetzt. Trauernd schreitet die ser durch di vkrlassenen Wohnräume, wo noch vor wenigen Tagen sein Vater gehaust. Da kommt er an eine verschick fen Thür. ES macht ihm Müh sie zu öffnen; aber wi erstarrt bleibt er stehen, als er eintritt, denn er erblickt an der Wand alle seine Bilder! Der Vater hatt von der traurigen Lage seines Sohnes Kunde erhalten und hatt ihn auf diese, den ManneSstolz nicht ver letzende Weise fortlaufend unterstützt, indem er die Bilder durch Dritte ankau fen ließ. Gemüthlich. Richter : .Also, Angeklagter, wie lange sind Sie ohne Beschäftigung?" Strolch: .Ja. Herr Richter. daS wird fo um Michaeli 20 Jahr' werden !'