Die Pfändung. vr;äh!ung von Mi'ch. Er war groß, weit über Mittelgroß, und schien xoj größer durch seine ler zengerad Haltung. .AI enn er einen Stock verschluckt hätt,' spotteten die Dienstmädchen, so lalb er außer HZrmeite war, und schnit ten Grimassen hinter ihm her. Aber mochten sie ihre frischen, luftigen Gesich ter auch in die verzmeifeltstea Falten ziehen, Herrn Fehrmann finsterer, per iifsener Miene wurden fte nicht annähernd gerechk. Sein Blick haftete an nicht und an Niemand, er schaute geradeaus in die Luft, mochte vor oder neben ihm gehen, wer wollte. E war xunkt Ein. Der finstere Mann hatte die Thär, an welcher ein kleine PorzellantSfelchen mit seinem Namen: Friedlich Fehrmann, Gericht. Vollzieher', befestigt war, geöffnet und ftand nun in dem leeren eiflgkalten Vor, räum. Langsam zog er seinen Ueber zieher au, hing ihn nebst dem Hute an einen großen Nagel, blieb einen Äugen blick, in Gedanken verloren, davor stehen und schritt hierauf in sein Wohnzimmer. Wohnlich war diese Gemach nun eben auch nicht, aber e enthielt wenigsten Möbel. Am tten ter ein vaüetiger ZtDn kessel au Robraeflecht. an der linke Wand ein schmale Ledersocha mit einem arofien Tisch davor, und neben dem Ofen, der eine nur mäßige Wärme au strahlte, ein alter Vertikos. Die Hälfte der rechten Wand nahm ein schreib sekrrtZr ein. groß genug, um die Ge Heimnisse und Kapitalien sämmtlicher Familien der nächsten zwanzig Häuser zu verwahren. Vor diesem unförmlichen Möbel lieg stch Herr Fehrmann nieder, zog die Schreibplatte hervor und begann Geld zu zählen. Er holte dasselbe au einer ledernen Geldtasche heraus, welche au einem Riemen um seine Schul ter hing. Viel Geld! Aber e war leider nicht da seine. Ja, wenn alle ihm gehört hätte, alle, wa er einkasstrte, ja dann! Aber so mußte er zusammensparen, Tha ler um Thaler, und e ging so langsam, trotz de gefährlichen Verleihen und der noch gefährlicheren hohen Zinsen, die er mitunter nahm, trotz der vielen Straf gelber, die in seine Tasche flössen, und die er unbarmherzig einkasstrte. Ja, langsam ging e, aber sicher. Herr Fehr mann lächelte ingrimmig, als er d'.e Slaa;:?der wieder in die Ledertasche ' und zu rechnen begann. Schon hatte er 6000 Thaler beisammen, und je mehr eö wurden, um so mchr konnte, ; dazu erdienen. Er war erst 45 Jahre alt und ein rüstiger Mann. Er konnte noch viel zusammenbringen, wenn er kargte und sparte und hart war. Er geizte an sich, an seinen Bedürfnissen, er hatte nur ein siel ein Kapital zuam men u bringen. Au Rache I .Sie' sollte sich noch im Grabe umdrehen, weil ibr d.r Streich, mit dem sie ihn vom Sterbebette hatt treffen wollen, miß glückt war, weil er nun, auch ohne ihr verfluchte Geld, um dessentwillen er sein Leben verpfuscht hatte, dennoch nicht arm blieb, weil er nicht unterging, wie sie gehofft, als sie vor ihrem Tode ihr ' - : . y - fr m w ganze? Vermöge:! wei.iausigen rranv kni vttmacht. S:in GeflchüauSdruck wanderte sich allmählio während des Rechnens. Sein Mund venerrte sich, und die kalten grauen Augen schauten wie in Verzweif lung vor sich hin. So saß er jeden Mittag während seine ErholungSstSnd, chen, und ftet beschäftigte ihn dasselbe. Der Haß gegen seine verstorbene Frau, die Wuth, ihr ihren letzten hämischen Streich nicht mehr heimiahlen zu kennen, Zwölf Jahre war er mit ihr verheirathet gewesen, zwölf Jahre des Hader und de Widerwillens. Und er hätte o gluck; lich sein können, wenn . Seine Martha, sein liebt, brave Mädchen, da ihn geliebt und ihm vertraut hatte, zu sehr geliebt und zu sehr vertraut, sie hatte er verlassen. Verlassen zu einer Zeit, wo sie feiner Liebe und seine Schutze doppelt bedürftig war. Er hatte ihr die Ehe versprochen, es war auch seine Absicht gewesen, sie zu hei, rathen; sie wollten nur warten, bis alle Nöthige zum Hausstand gekauft und ver dient war. Da, eine unglücklichen Tage, lernte er eine Andere kennen. Richt schön, nicht sanft wie seine Braut, sondern stolz, herrisch, aber reich. Sie verliebte sich in ihn, und er nahm sie ihre Gelde willen. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen. Ein Kai, tal zu haben, Zinsen, von denen man leben konnte, e war zu verführerisch für ihn, der stet von der Hand in den Mund lebte. So nahm er sie denn zur Frau. Er war überrumpelt, betäubt, halb willenlos. Die Behaglichkeit rings um ihn, die elegante Einrichtung der hübschen Wohnung und nicht zum Min defte die glühende Leidenschaft seiner Frau verwirrten ihn und liehen ihn nicht zum Nachdenken kommen. AlS er aber endlich doch zur Besinnung kam, fiel ihm zuerst ein auf. Seine Frau hielt ihr Geld in festen Händen. Das Vermögen gehörte nach wie vor ihr, sie war der Kapitalist, sie konnte geben oder verweigern. Und sie pochte darauf; schon ach dem ersten, leidlich glücklich vergangenen Jahre. Sie hätte eS viel leicht nicht gethan, aber sie that eS aus Trotz, aus Kränkung. Denn sie fühlte, daß ihr Mann sie nicht liebte, daß ihre Leidenschaft keinen Widerhall in feinem Herzen fand. Ein sanfte Weib würde versucht haben, ihn langsam zu erobern ; aber sie war eine heftige, stolze Frau und fühlte sich in ihrem Rechte gekränkt. So gebrauchte sie denn ihre Waffe und ließ ihn seine Armuth empfinden. Sein Ge hatt war klein geblieben und seine An sprüche waren größer. Die K,llezen wußten, daß er Geld erheirathet hatte, beglückmünschten und beneideten ihnj dzrum. Wie konnte er sich von ihnen auklachen lassen! Ihnen zeigen, daß er der Tolpatsch gewesen, der dumme Junge in seinem eigenen Hause, der Taschengeld erhielt, wenn er artig, und keine, wenn er unartig, d. h. kühl und gleichailliz war. Und so war er artig mit Groll im rtcn, chmeichelte und big labet etc Zähne zusammen. Die nächsten paar Jahre gingen au diese Weise vorüber, und e gab Zeiten karunter, wo ote löheleute beinahe gluck lich lebten, denn die Frau war jung, und manchmal rührte ihn ihr Liebe. Um diese Zeit erfuhr die Frau eine TageS, von der Liebezaelchlchte mit der verlasse nen Martha, forschte der Zeit nach und mußte nun, va sie längst geahnt : daß sie nur ihre Gelde wegen geheiralhet worden war. War die Ehe bi zu diesem Zeitpunkt nicht glücklich gewesen, so wurde sie nun unglücklich. Ein Kamps entspann sich, der erbitterte, grausame, unbarmherzige Kamps zweier Eheleute, die stch hassen. Hohn und Geha stgkett von ihrer eil, nur halb unterdruckte Wuth von der sei nen. Von ihrem Geld nahm er nichts mehr; aber sie führte den Haushalt in der alten kostspieligen Weise fort, zu wel cher sein Gehalt nicht annähernd gereicht hätte, und er ließ e geschehen. Eine TageS aber ftand Fehrmann doch vor sei ner Frau und flehte sie an, in die Schei dung zu willigen. Nein niemals I Und eines andern Tage, Jahre später, stand der Arzt vor ihm und theilte ihm schonend mit, daß seine Frau ihre schwere Krankheit wohl kaum überstehen dürste, daß er sich auf das Schlimmste gefaßt machen müsse. Das Schlimmste trat ein, und der Wittwer stand gerührt und mit schwerem Herzen an der Bahre. Schließlich war doch auch sie Unglück, lich gewesen, zwölf lange Jahre. Aber die Rührung schwand, al am Morgen nach der Beerdigung ihr Testa, ment eröffnet wurde. Sie hatte all ihr Geld Verwandten vermacht. Nicht blieb ihm, als die Wohnungseinrichtung: .Zur Erinnerung an die glücklichen Tage, die sie darin verlebt hätten.' Als er allein in dem behaglichen Wohn zimmer stand, das nun fein auSfchließ lich eS Eigenthum war, lachte er wie ein Wahnsinniger. Zur Erinnerung an die glücklichen Tage eS war köstlich ! Da sah ihr ähnlich. Dieser letzte PttnlA war ibr aelunaen. Aber doch nicht ganz. Er rannte savon und holte! einen Händler. .Alles, was da liegt und hängt, wollen sie es kaufen ? Der Handler war einverstanden und zahlte ei nen anflcmMjen Preis. Als Fehrmann die Goldstücke t ifl.it eine Menge in der Hand hielt, machte er einen Plan. Das war der Grundstein, um darauf weiter zu bauen, wenn es ihm geläng:, selbst ein .Kapital' zusammenzubringen, durch Fleiß und Klugheit und Sparsam, keit. Sie hatte ihn arm haben wollen, sie sollte sich geirrt haben. Wohlhabend wollte er werden, ihr zum Trotz. Er miethete zwei leere, billige Stuben im vierten Stock, erstand von einem Trödler die nothwendigsten Möbel und drehte dabei lede Pfennig zweimal um. ehe er einen herausgab. Die Handvoll Goldstücke von der Wohnungseinrichtung verlieh er. die Zinsen davon legte er zurück. Sein Gehalt war gerade so groß, daß er davon leben konnte, und ansang brauchte er eS auch vollständig uf. All mählig aber entzog er sich das Ueber, flüssige. Bald dies, bald jenes. So blieb zuletzt nur das Nothmendigste. Dadurch konnte er denn auch bald von sei- nem Gehalt etwas zurücklegen und dies zusammen mit den Zinsen wiederum ver leihen. Er wurde hart tn einem Ve rufe und freute stch innigst, wenn irgtnd ein armer Teufel verklagt wurde, um die Strafgelder in seine Ta che zu bekomme:,. er klebte die Siegel oft noch uf Sachen der ZahlungSsaumtgen, wenn sie oas Geld in wenigen Minuten herzuschaffen versprachen. An Veranügungcn buaju er nicht mehr, sie kosteten Geld; allem Weiblichen wich er aus, er hatte genug davon. Hingegen wuchs seine Freude am Erwerb, und er sah mit Wonne, wie fein Vermögen sich uhrte. Aber er fühlte auch, wie er aus einem stattlichen, früher trotz Allem noch lebensfreudigen Manne ein einsamer, menschenscheuer, verbissener Geselle wurde, von Niemand geliebt, von Vielen gehaßt, und an manchen Tagen überkam ihn eine wahnsinn?ge Verzweif lung über feine grenzenlose Einsamkeil; er empfand rann mtt einem oUieri'N Udey, daß er nicht eine Menschenseele be'aß, die zu ihm gehörte, und an solchen Tagen frug er lich, ob es nicht vener wäre, m solches Leben von sich zu schleudern. DaS war auch seine heutige (Stimmung, m erhob sich und schloß den Schreibjekretär sorgfältig zu. Hierauf trat er anS Fen fter und sah hinaus. ES schneite und regnete durch einander. Ein richtiges Februarwetter, tn das man reinen Hknv hinaus jagen sollte. Er wandte sich vom Fenster ab und ließ feine Augen über das Zimmer gleiten. Em erbärmlicherAuf enthalt. Hier war es nicht viel gemüth licher als draußen. Wozu auch?' murmelte er höhnisch und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Und als er in dem kalten Bor zimmer feinen Ueberrock anzog, wieder holte er dieses .Wozu auch?' noch zwei' mal mit bitterer Ironie. Er begab sich zunächst nach dem GerichtSgcbäude und stattete dort Rapport ab. Sein Vor gefetzter, ein milder, jovialer Mann, be trachtete ihn dabei aufmerksam. Er kannte ihn schon lange und wunderte sich über den Ausdruck von so viel Strenge in d:S Mannes Zügen. ,Dle Leute beklagen sich über Äie. Herr Fehrmann,' sagte er, nachdem Las Ge schäftliche erledigt war. ES erfolgte keine Antwort. .Siesollen allzu hart gegen die 3u, migea Zahler sein,' fuhr der Vorgesetzte in etwas fchZlierem Tone fort, da ihn die fast ironische Ruhe de Getadelten verstimm!. .Ich thue meine Pflicht.' .Ganz recht, aber. hm... thun Sie Ihre Pflicht mit möglichster Schonung und Milbe hm na, guten Abend! Fehrmann schritt au dem Gericht gebäud hinaus und die Ltraß hinunter Wa war denn heute für ein Tag? Zu aufe, in seinem Zimmer waren heut zum eisten Male wieder Gedanken in ihm ausgeitiegen, Gedanken, mit denen er ein für alle Mal fertig zu sein glaubte, und eyl wieder der Waffel über feine Harte. Wa ging ihn die ganz Welt, wag gingen ihn di faulen Zahler an? I Spar ten sie wie er, dann hätten sie Geld wie er. Mit noch finstererem Gesicht, al sonft forderte r glkich darauf Zahlung de, kleinen Handwerkern für Wechsel. Und mit eben so finsterem Gesicht schauten ihn die Zahlenden an. besonders die Frauen. Diese vermochten ihren Zorn über ihn nur schwer zu unterdrücken. Dafür pfändete er ein ander Mal um so schneller. Eö ging schon gegen Abend, al er ein große, noch ganz neue Hau betrat. Die Insassen bestanden au Leuten. welche die Wohnungen um eine billige Miethe erhalten, bis die Wände vollstä big ausgetrocknet sind. Er stieg vier hohe Treppen hinauf. .Frau Schulz, Stickerin.' Das war fein Ziel. Die Frau war erst vor Kurzem hergezogen und von au, wärts verklagt. Zweimal halle er schon gemahnt. Mutter sei nicht zu Hause, entichul- digle sich jedesmal ein junges Mädchen. Heute wurde nun gepfändet, wenn die Mutter wieder nicht zu Hause war. Er , griff nach der Glocke, besann sich aber wieder und holte au seiner Lederiafche erst das runde Papiersiegel heroor, dann klingelte er. Wer tst da?' frug eine sanfte sind. liche Stimme. .Der Gerichtsvollzieher !' .Ach!' E war ein SchreckenSruk. der drinnen ausgestoßen wurde. crr-.LL-- Tn . 5 u .uKimer i?! nicht zu Hauze.- .Machen Sie nur auf !' Die Thür öffnete sich ein wenig, und ein hübsches, etwa vierzehnjähriges Mäd chen schaute heraus. Mutter ist leider wieder nicht zu Hause,' sagte sie verlegen lächelnd, aber sre muß zeden Augenblick kommen.' Er schaute in die Luft. .ES macht 25 Mark 50 Pfennig, kon nen Si bezahlen?' DaS Madchen wurde noch verlegener. .Ich habe kein Geld da. aber Mutter hat es, sie hat Arbeit fortgetragen,' stammelte sie, .sie muß jeden Augen blick Entsetzt hielt sie inne. Der Beamte schob sie bei Seite und marsch irte mit großen Schlitten durch den Corridor zur Nächstliegenden Thür. .Was wollen Sie denn? Mutter hat mir verboten, Jemand in die Woh nung zu lassen ' Fehrmann schritt, unbekümmert um ihren angstvollen Ton, weiter und stand nun, gefolgt von der Kleinen, in einem behaglich durchwärmten, gemüthlichen Wohnzimmer. .Sie wollen warten, bis Mutler kommt? fcuz das Mädchen, mit ihren ersch:cck:en Augen zu ihm aufschauend. Fehrmannn ließ die feinen im Zimmer umherschweifen. .Sie haben also das Geld nicht?' frug er gleichgültig und fuhr, ohne die Antwort abzuwarten, mit dem Papier siegel über feine Zunge. .Mutter muß jeden Augenblick.... halt, wag machen Sie denn?' Der Gerichtsvollzieher that inen lan gen Schritt gegen die Kommod, zwischen den beiden Fenstern und machte Miene, das Siegel darauf zu drücken. In demselben Augenblick klingelte eS draußen. .E ist die Mutterl' rief das Mäd chen ausathmend und stürzte hinaus; draußen erzählte sie voll Eifer mit lauter Stimme, was vorgegangen sei. Fehr mann nahm ruhig seine Mappe unter den Arm und wandte sich zum Gehen, als Mutter und Tochter eintraten. .Ich habe ihm gesagt, daß Du das Geld gleich bringst,' sagte Letzter mit drohender Stimme. Aber ihre Mutter, eine blasse, hübsche Frau, hörte nichts davon. Sie starrte, die Hand auf das Herz gepreßt, und big in die Lippen erbläßt, den Mann an, der nicht minder fassungslos vor ihr ftand. Marlhel' sagt r endlich. .Fritze!' Frau Schulz fühlte die neugierigen Augen ihrer Tochter auf sich geheftet und setzte deshalb langsam hinzu: .Herr Fehr mannl' .DieMarthel' sagte Herr Fehrmann wieder halb für sich. .Ja, 'L ist lange her!' lächelt si ver legen. Er nickte und sah sie dabei an. Sie war bleich, abgearbeitet und nicht mehr jung, abix doch die alte, liebe Marthe. Er holie seine Tasche unter dem Arme hervor und legt sie auf die KVmode. Plötzlich wurde er roth; da klebte noch das Siegel. Er riß es haftig und, wie er hoffte, unbemerkt ab; als er aber auf schaute, begegneten seine Augen den übermüthigen, lachenden dcS jungen Mädchens. Verwirrt setzte er sich in den Lehnstuhl. Es ist doch zu merkwürdig! Ein solcher Zufall! Nach vierzehn Jahren plötzlich der Martha gegenüber zu sitzen. Die Martha, die er so schmählich im Stich ge lassen hat'e! Und jetzt hieß sie Frau Schulz und hatte wohl gar ach ja, c3 war selbstverständlich, sie hatte nstürlich einen Mann. .Du hast Sie haben nicht hier inj Berlin gelebt seit der Seit?" sagte er halblaut, indem er sich näher zu ihr hin neigte. .Nein, ich bin gleich darnach außer halb gegangen.' .Ja, ich weiß e, ich habe mich nach D rkundigt. .So?' Si zog in wenig unglaublich die Augenbrauen hoch. .Nein wirklich, sogar recht oft.' ,m!' jnau Schulz schaute ihn an. zuckle mit den Achseln und sah plötzlich recht vergrämt auS. Mein Mann wollte nicht 'rau au Dresden! sagte sie dann ruhig. .Und jetzt hat er doch gewollt? Sie schaute überrasch! auf. .Er ist doch gestorben, ich bin Wltlwe. ?8 war ein ordentlicher Mensch? frug er wohlwollend, die Erinnerung an den Todten wachrusend. .Marthe, sagte er endlich, .wenn Du Geld brauchst, ich will Dir helfen.' E war ihm nichts Andere eingefallen, um sie zu trösten, aber r hatte da Falsche getroffen. Marthe fuhr empört in die Höhe. .Ich brauche Dein Geld nicht!' sagte sie hart und hörte zu meinen aus. .Ich meine e aber gut, Martha, ich habe doch Geld.' Frau Schul, lächle kurz auf. .Tanke, ich nehme kein Geld von Deiner Frau Er schaute sie verblüfft an, dann lachte auch er laut auf. Das war gut. DaS war wirklich ein guter Witz von Martha. it wollte kein Geld nehmen, weil e von seiner Frau kam. Nun, da konnte sie außer Sorge sein. .Meine Frau hat ihr Geld Verwand ten vermach!,' sagte er indem er aufstand und seine Mappe nahm. Frau chulz erwiderte nichts. Sie trocknete die Thränen von ihrem Gesicht ad und warf dabei forschende Blicke an ihren Gast. Hatte sie ihn auch recht ver standen 2e:rn seine Frau ihr Geld Je mand vermacht hatte, so war sie also ge ftorben? So war er ebenfalls Wittwer. Ob er wohl Kinder hatte? Sie hätte so gern gefragt, viel gefragt, aber sie wagte eS nicht; fte hatte den finsteren Schatten bemerkt, der über sein Gesicht zog, als er aufstand. .Adieu, Martha!' Er reichte ihr die Hand und drück! sie leise. .Ich werde morgen 'mal wieder 'reu schsu'n. 'S ist Dir doch rech!?' Sie nickte und lächelte schüchtern. Unter der Thür cencc-efe ihm Ritt. .Adieu Fiäa.n;:," jagte er, und daS Mädchen kmrte ein wenig spöttisch, Langsam stieg der Gerichtsvollzieher eine Viertelstunde später die vier engen gewundenen Treppen hinauf, welche zu seiner Wohnung führten. Oben ange langt, setzt er sich nach alter Gewohnheit vor den Schreibsekretär. Er ließ die Platte herunter und stützte die Arme dar auf. Ganz wie sonst. Und wie sonft schaute r starr in di Luft. Aber fein Antlitz hatte einen anderen Ausdruck, Nicht den verbissenen gehässigen und auch nicht den vergrämten, todestraurigen. Die Augenbraukn hoch emporgezogen, die Unterlippe zwischen den Zähnen, den Kopf von Zeit zu Zeit langsam hin und her bewegend, sah er aus wie Jemand, der ein Nachricht nicht zu fassen vermag. Nach einer Weile begann er mit der rechten Hand auf die Platt zu trommeln. Plötzlich fiel in großer Wassertropfen zwischen seine Finger, den er langsam fortwischte, und dann noch einer. Es war ihm ganz eigen zu Muth, so warm und wohlig, so weinerlich und glückselig. Die Martha! Die Martha war wie der da, und die Rlke! Haha, die Rike! Fehrmann lachte, während Thränen in seinen Augen standen. Und heut Vormittag hatte ihn die Verzweiflung noch über die Oede um und in ihm übermannen wollen. ES gelangten keine Beschwerdebriefe mehr über den Gerichtsvollzieher an sei nen Vorgesetzten. Es konnte sich Nie mand mehr über ihn beklagen. Er war nachsichtig und mild geworden und pfän der bet nur, wenn es gar rnajt anders ging. Er sah auch ganz anders als früher. ES war, als halte eS ihm der Frühling a:i gethan, mit so leuchtenden Augen fchaute er in die Sonne, mit so tiefen Athem, zögen sog er die würzige Luft ein. Zu Marthe ging er jeden Tag und dem Fräulein Rike brachte er jeden Tag irgend in kleines Geschenk mit. Er hakt es auch richtig schon fertig ge bracht, daß Rike sich auf fein Kommen freute. Pfingsten stand vor der Thür und die Dreie hatten verabredet, bei schönem Wetter eine Tagesparlie zu machen. Das Wetter war schön, und so hatten Mutter und Tochter sich ihre neuen, selbstgemach ten Hüt aufgesetzt, und Marthe sah in ihrem knappen schwarzen Kleid ordentlich jung au. Fehrmann kam zur bestimmten Stunde, punkt Acht. Nun konnten sie aufbrechen. Er zögerte aber, sah unschlüssig von Einer zur Anderen und bat endlich Rike, auf emen Augenblick hinauszugehen, was diese mit größtem Widerwillen that. Marthe sah ihn erstaunt an, als ahnte sie nicht im Geringsten, um was eS sich handeln könnte; seltsamerweise aber stieg eine dunkle Blutwelle in ihr Gesicht, und sie begann so heftig zu zittern, daß sie sich setzen mußte. Er schloß die Thür hinter dem jungen Mädchen und stellte sich hierauf verlegen lächelnd vor Marthe hin. Na, Marthe?' sagt er. Und als er keine Antwort erhielt, Marthe vielmehr einen plötzlich entdeckten Fleck an ihrem Kleid mit dem Taschen tuch uSrieb, nahm er ihr Hand in die seine. .Marthe,' begann er zogerr.o, ,;u hast keine Angehörigen mehr, glaube ich?' Die Gefragte Minei: iccaayi rm: dem Kopf. .Na. siehst Du. ich auch nicht.' fuhr er fort. ,E ist auch der Kleinen we gen!' Marthe nick: eifrig, obwohl ihr der Zusammenhang nicht recht klar war. Er sah einen Augenblick auS alter Ge wohnheit in die Luft, und sein Gesicht nahm den früheren verbissenen Ausdruck an, al r sagte: .Seit zwei Jahren weiß ich nicht mehr, wa leben heißt; ich war kein Mensch mehr, so voll Verbitterung war tq. Fimmel Donnerwetter, ich hält alle Mknschen und mich zuerst ermorden mögen. Stelle Dir vor. aan, ollein Na, und vorher, die zwölf Jahre vorher. Marthe. weißt Du, waren nicht viel besser !' Er trat an's Fenster und schaute hin au, marthe altete ihr schön gevlätte te Taschentuch au einander und wischte sich vie Augen. . i,i mir, weiß Gotk, recht ge fchehen, Marthe,' fuhr er sort. ohne sich umzuwenden, .weiß Gott, ich Hab'S ver dient, all da Elend, dafür, daß ich Dir nicht Wort gehalten habe und dem ver dämmten Gelde nachgelaufen bin. Wer im Geld Glück sucht. Marthe. der Ist 'n Narr, 'n großer Narr, mir kannst e glauben.' .Ja, 1,' sagte Marthe mit einem Seufzer,' .aber wenn man gar kein hat, ist'S auch dumm.' Er nickte. .DaS mag schon sein, ich hab' mir jetzt beinahe 6000 Thaler zusammen gespart. Marthe, au lauter Wuth hab' ich mir S zusammenge prk. daß ich'S für Euch spare, hab' ich freilich nicht im Ent sernienen gedacht, grau Schulz sah erstaunt auf, rückte verlegen auf ihrem Stuhl hin und her und wußte nicht, wa sie faaen sollte. chließlich fand sie einen Ausweg, indem sie auf's Neue zu weinen begann. Piötzllch klopfte es heftig an die Thüre. .Na, aber, kann ich denn noch nicht hereinkommen?' rief Fräulein Rike draußen, im höchsten Grade ungeduldig. fehrmann wandte sich schmunzelnd um. Sie hat Recht. Marthe. Also, willst Du? Wir werden uns schon vertragen, wir Dreie!' Marthe schluchzte heftiger, und er schlang den Arm um sie und küsite sie. Dann ging er zur Thür und bolte Rike herein. 4-1144. Ein nach der neuesten amerikanischen Methode hergestellter Liedes Roman v. Muckahai. Sie hieß Mabel White, hatte ein fchö neS Gesicht, eine xassable Figur und einen unwiderstehlichen Hang nach .Ehem tng Gum'. Ihre Eltern hatten eS sich zum festen Vorsatz gemacht, eine .gute Partie' für das Madchen auszusuchen, Doch mit deS Geschickes Mächten usw.' Sie fand ihr Ideal in einem gewissen Jack Sugar, der kein Handwerk gelernt hatte, ikdoch stet gut gekleidet war und angab, in einer .Bank' angestellt zu sein. ES war eine FaroBank und er war em professioneller vieler und em leidenschaftlicher "polifienl". Als die Eltern Mabel 8 gewahr wur, den, was für ein nettes PflSnzchen ihre Tochter zum Liebhaber auserkoren, ver boten sie ihm auf immer das Hau. Doch die Liebe ist bekanntlich blind und ein wenig schieläugig, und so kam eS daß die Liebenden sich ein Rendezvous auS suchten, 0 fte sich ungestört gegenseitig ausplaudern konnten. Eines schönen Tage, als Mabel ihren Vater aus der Stadt wußte, lud sie Jack ein, ihr im elterlichen Hause einen Be- such abzustatten. Doch der Vater kehrte unverhofft früh zurück, nahm Jack ivugar mit der einen Hand beim Kragen, mit der anderen etwas ' weiter unlen und schmiß ihn aus dem Hause die Vorder, treppe hinunter, ihm noch zwei Fußtritte zum Andenken mitgebend. Ai,S Jack sich vom oltotr aushob, chien er sich ein Minute lang zu besin nen, banx sagt r pioyilq: Hai tn iCt-3 schlechte hat sein GuteS. Zwei gußlrttte, fünf Stufen hinunter, Rum 7.:r zezn tiefe! famoser Gedanke, 2 5" 10 da muß ich gleich Polich pielen. In der Zwischenzeit schmachtete Mabel .',r ihren Lothario, der sich feit zwei Wochlii nicht mehr hatte sehen lassen. Endlich, emeS Tage erhielt sie heimlich en !llekour, worin ne ausoetoroerr wurde, wenn sie ihren Jack noch immer liebe, in der Milternachtsstunde ihre reben Wachen gepackt zu haben und be reik zu sein, um mit ihrem Liebhaber zu fliehen. Wenn sie sich damit einoerstan den erkläre, solle sie ein Stück rothes Tuch an dem Vorhang ihres Fensters be festigen und daS Andere würde ev selbst beiorgen. &te hatte nichts eiligeres zu thun, als ein stück Tuch aus ihrem rothen Unterrock zu reißen und an dem angegebenen Platze zu befestigen. Gerade als die Thurmglocke die Mit ternach'Sstund.: cnkündiqte, wurde eine grosse Leiter gegen das HauS gestellt und Jack klettert hinauf, zu dem Fenster von Mabel's Zimmer. Sie stand da reife bereit. Ihre sieben Sachen bestanden aus drei Koffern, zwei Reisetaschen und fünf Hutschachteln. Ais Jack diese gc wahr wurde, sagteer: Hlt, ich hab'S I 32 5, fliehe-, wollen wir, und das diese Nacht noch, aber vorerst habe ich noch ein sehr lchligeS Geschält zu be sorgen. Er schrieb sich die Nummern aus, rietkertk razq die reitcr wieder hin unter und kam nicht wieder. TazS daraus erhielt er ein Schreiben vom Laler MabcIS tn welchem dieser ihm mittheilt, daß er feine Meinung von ihm geändert habe und daß er bereit sei, ihm seine Mabel zur Frau zu geben. Er wisse wohl, daß Jack keine Profession und auch kein Geld habe, habe jedoch in Erfahrung gebracht, daß er einen "juir im städtischen Polizei.Dexartemet hab und da sei mehr werth, wie viele Geld u. s. w. Al Jack diesen Brief gelesen, war ,r sichtlich gerührt, doch nur kür ein Sekunde, dann sagte er mit kriumxhiren der Miere: .Ha! vier Seiten, sieben Tinten lekse, eine Zweiger.t.Post. marke, 4 7 2,' die muß ich sogleich spielen. Im nächsten Monat fand die Vermäh lung statt und das junge Pärchen lebte glücklich im väterlichen Hause und aus de tten und andeier Leke Rechnung. Nicht umsonst fang Jack : O süße Flilterwochkn. Da wir legten von Liebe und Pump ; Du bist mein .Madle'Syrvp', Ich bin Dein Sugar.Lumx.' A! nach einem Jahre eireS schönen Morgen Zwillinge im Sugar'schen Hause ankamen, da kc-nnt die Freud de Glrßpapz's White keine Menzen. Er umarmte seinen Schwiegersohn und gab ihm dann einen IVO.Dollcr'Schein zum Andenken. Dieser nahm da Geld, murmelte 'mag Unverstäi-.dliche vor sich hin, ergriff seinen Hut und lief davon. Auf der Straße angekorimen. jauchzte er laut au .Zwillinge', zwölsker Mai, fünfter Monat, 2-12 6, wenn das nicht zieht, dann weiß ich nicht ! In seiner blinden Haft, die Policy Office zu erreichen, schaute er weder recht noch links und so kam eS. daß ein um die Ecke dchinbrausende Eable.Ear ihn niederwarf und so schrecklich verflüm melte, daß ihm beide Leine sofort ampu tirt werden muszien. Als dieses ge schehen, machte man Anstalten, ihn nach seiner Wohnung zu schaffen. Von einem anwesenden Reporter eir.er Zeitung, der eben dabei war, alle die Einzelheiten lies Unfall niederzuschreiben, hör! er zuföl lig, daß eS Car No. 41144 war, von welcher er verletzt wurde. Er fragt hastig für ein Stück Papier und ir Bleifeder. schrieb sich 41144 auf und sagte : .Da muß ich einmal gleich in die Stadt gehen, um etwa Wichtige zu besorgen.' Er machte Anstalten sich aufzuraffen und siel mit einem Schret des Entsetzen zurück. In der nächsten Minute hört man da Röcheln deS Sterbenden. Er hatt ausgespielt. i,nkk zidibu,) Also sprach Taral, Tkiuftra. Gedanken einer hohen Dreißigerin. Di Jahr machen den Menschen be tagt, die Tage bejahrt. Aber sie machen ihn auch weise, würdevoll, wahr, wähle risch, wehrhaft, wetterfest und voS alles mit kleinem Weh geschrieben wird. Mit welcher Begeisterung und welchem Re spekt spricht man von den alten Germa nen, von den alten Griechen, von den Alten überhaupt ! Ich freue mich recht. daß ich nicht mehr jung bin. Jung kann jeder Backfisch sein. GaS ist auch alle, wa er kann. Was er aber gar nicht kann, das ist : unverheiratet bleiben. Jedes junge Mädchen nimmt den ersten Besten, d. h. den Ersten und selten den Besten. Den Ersten nahm ich nicht. Ich sagte, ich fei zum Heirathen noch zu jung. Da wurde er wüthend, sagte, er wolle wieder kommen, wenn ich zum Heirathen zu alt sei, und so kann er jetzt jeden Augenblick eintreffen. Den Besten nahm ich dann nicht, weil er mich n-cht gefunden hat. DaS ist sein Unglück. Ertuirt denn überhaupt der Beste? Ich sah mich nach ihm um, aber da hieß es, ein Madchen dürfe sich nicht umsehen. Nun, entgegen kam mir keiner, und so blieb ich unverheiratet. Dafür bin ich dem Schicksal verbunden. In dem Tanz um den goldenen Ring bin ich sitzen geblieben. Ich verabscheue die Männer. Sie gc ben uns die Rechte, um sie uns zu neh men, sie sagen zu den Vätern : .Ich bin so frei, Sie um die Hand Ihrer Tochter zu bitten.' Indem sie also vorgeben, sich zu binden, betonen sie, daß sie so frei sind. Wenn wir reich sind, so nehmen si uns zum Schatz. Sie sind den Mädchen viel zu schlau. Wenn ihnen ein Mädchen einen Finger reicht, so nehmen sie nicht die ganze Hand. Auch die Unbärtigsten haben Haare auf den Zähnen. Ein Herr, der von Liebe spricht, ist herrlich, eine Dame, die eö ihm glaubt, dämlich. Die Treue ist den Männern verloren gegangen. Von den Männern ist sie auf den Hund gekommen. Seitdem ist dieser das Sinnbild der Treue. Und wenn sich Schiller auf den Kopf stellt, ich glaube nicht an Toggenburg. Ich freue mich, daß ich unoerheirathet bin. Nun brauche ich mir es wenigstens nicht zu wünschen. Also sprach Sarah Thustra. Sonderbare Diagnose. Kreisrichter: .Nun, Herr Doctor, wie steht es mit dem armen Opfer diS StraßenräuberS?' Doctor: .Die eine Wunde ist wohl absolut tödtlich, die beiden andern können jedoch geheilt werden!' Ein Bxfer. Ach, Fräulein Laura, wenn Sie wüß ten, wie sehr ich Sie verehre l Ich wär m Stand, das großt Opfer für Sie zu bringen.' .Wirklich ann heirathen Sie doch. damit ich auch an die Reihe komme, meine ältere Schwester!' Zweierlei. Für'S Menschenherz der schönste Klang DaS ist der Nachtigallen Sang ; Doch die gemeinste Niedertracht Ist ein Klavier um Mitternacht.