Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, April 26, 1894, Image 1

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Lincoln, Neb., Donnerstag, 26. April 1C94.
(Unabhängiges Organ fiir den Staat Ncbraska.)
Jahrgang lC Fo. t!.
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Politische Wochen-Nundschau.
' öt. Pelcbig. Ter hiesige Kor
rcspondknt tu Pariser B!acs ,Le Pe.
tu Pvlikicn" behauptet, daß Wilhelm
II. n,it Zustimmung des KaiZess von
Oo'tnrkich und des Königs von Ungarn
den Czarea ersucht hälle,"kinkn Kongreß
der europäischen Mächte einzulenifin,
f welchem die Frage, einer gemeinsam
e Herabininderung der Friedensltärke
der Hene in Erwägung gezogen werden
sollte Der lCjar aber hätte diese Zu
mthung in der brüstest n Weise adge
leimt.
Rom. Die Seligsprechung" bei
Juan d' Aoila Diego, bei Apostels
von Andalusien," wurde von dem hl.
Vater in Person mit dem in der katholi
schen Kirche üblichen Pompe in der St.
Peters Kirche vollzogen.
ES waren au diesem Anlasse über
15,01)0 spanische Pilger in der Ewigen
gtait" eingetroffen. Dieselbe bega
ben sich in feierlichem Zuge, geführt von
lö Viskosen, nach Ft. Peler.
Der Papst hielt ein seierliches Hoch-
amt ab. Die mächtige Kirche war eiwa
zur Hälfte mit Andächtigen gefüllt
Nach dem Hochamte liefe sich der Papst
auf dem Throne nieder und lauschte der
an thu gerichtcten Ansprache des Erz
bischofs von Scoilla, in welcher dieser,
den hl. Pater der treuen Ergebncheit
aller wahren spanischen Katholiken Vers
sich'rte.
Der Papst dankte mit einigen latei
nisch gesprochenen Worten und braus
ragte alsdann den Mgr. Delusl mit der
Verlesung der formellen Erwiderung,
welche in spanischer Sprache abgefaßt
war. so da es den Pilgern möglich war,
dieselbe zu verstehen. Ter Papst gibt
darin seiner großen Befriedigung iifiet
den wlaubenseifer der ipanischen Kattzg
liken, der so viele, Reiche wie Arme, aus
dem tettlickcu Anlasse acu der auvt-
itaöt der' k.Nlio ckcu 2fct t aefutirt hatte.
beredten Ausdruck.
Er ermähnte seine Zuhörer, n den
Glaubenssätzen der kaiholilchcn Kirche
unverbrüchlich tcft:u?allcn, uebe und
Eintracht unter sich wallen zu lassen und
ihrem rcätnäszigen Etaatsobcrhaupl
Treue zu beweisen. Der Königin-Regen
lin Ehristine stellte der Papst m feiner
Ansprache das Zeugniß einer glaubcns
starken Christin, pftichtgctreuen und mil-
den Herrscherin und vorlrejftichen Mutler
au?.
Nach beendigter Verlesung der An
spräche knieten die Pilger und alle übri
gen Andächiigm auf beiden Seiten des
mäcktiacn Kirchenschin! Nieder, und der
hl. Vater, der zwischen der langen Reihe
hindurch getragen wLrdc, ertheilte den
Gläubigen den i&eaen.
Wähnnd der ganzen Feier, die nahezu
zmeiundcinhalb Stunde in Anspruch
nahm, logte der greiie Papst nicht da
geringste Zeichen von Ermüdung n den
Taa,
Es wohnten der Feicr 19 Kardinäle
und etliche 50 Bischöfe bet.
Berlin. Die halv-ossizieLe .Nord
Mische Allgemeine Zeitung' giebt dem
iereitS M olleren auMlauchlen vc-
rueyie von einer veavnryiigir ynuysnir
leide fcsterel Gestaltung. Sie meldet,
. j...
daß in wenigen Tagen eine dreiproenlige
Rcichsanlcihe in Höhe von r!0,000,000
Mark aufgelegt erden wurde.
Coburq. Das Wetter war prächtig,
in den Straf wogten die Menschen-
maffen im FeicrtagSgewandc hin und her
und alle Hotels. Cafes und ielc Privat
rvohnungcn waxt von den Tausenden
von Fremden in Bcsaztag genommen, nie
gekommen waren, um der fürstlichen
Hochzeit beizuwohln. Vsm Herzogs
schlösse wehte Großbritanniens Königs
standarte und überall fiel das Auge auf
gähnen, Blumen, Guirlanden, Tri
umphbögen, vcnetianiscken Masten und
Bilder des Grvßherzogs vsn Heffen und
der Prinzessin Victoria ? Evburg. die
Neuvermählten In der Morgenstunde
spielte die Musikkapelle des ersten ar
dcdragonrrregiments unter den Fenstern
der von der Königin Victoria im Schlosse
bewoh nen Zimmer und viele Tausende
von ivcenschen waren zusammeng'ftrömt,
um die Musik zu hören und die im
Schloß ein- und ausgehenden vornehmen
Personlichkeilen zu irhen. Der Vormit
tag war hauptsächlich dem Austausch von
Visiten zwischen den viele FinfUichiit--ten
gcisiSmet. Am Nachmittag fuhr
Königin Victoria, begleitet von ihren
Enkelinnen, den codurgischen Prinzessin
ncn Alerandra und Bcatrice, durch die
Ätrasien der Ktadt. um sieb deren ftest-
schmuck anzusehen. Mit Rücklicht auf
die orvke alil ver oagtncieitromten
remcen romen uniti!cuuc wiicyrunc
gen getroffen worden, um möglichen AU
lentaten aus oas eine oocr andere tue t-
bliche Gcscdops vorzubeugen. t totadt
Hier voll voi Geheimpolizisten aller Län
der und jede irgendwie vcrdächligePerson
wurde unter strengster Uedermachung ge?
halten. Alle Hotelbesitzer und Haus
wirthe, welche Gäste beherbergten, waren
angewiesen, der Polizeibehörde Name
d Signalement der letzteren zu geben,
uKdeußerdem machte die Polizei er
schiekuie Male die Runde durch alle der
artige Häuser, um sich zu überzeugen,
daß kei Anarchist die Sicherheit Coburgs
und :it hohen Gäste bedrohe. Auf den
Ezarewilich erstreckte sich diese Fürsorge
in ganz besonders hohem Grad,, aus
oaheli, gendcu Gründen. Außer seiner
russischen Lcibwae sorgten für seine
Sicherheit einige der geriebensten Polizei
agenten Deutschlands. Zum Schutz der
Königin Victoria waren ebenfalls beson
iere Vorsichtsmaßregeln getroffen und
überhaupt jede Fürstlichkeit war gegen
vie Annäherung von Anarchisten. Nhi
listen nnd ähnlichen todbringenden Ne
valuzzer und ,i?Zrsch!enkillern nach
Mc'zl!ch''.t gesichett der Kaiser
in Deutschland und dcr Prinz
von Wales ,icdt ausgeschlosse. Erkun
diguiizen in Polizetkreisen haben ergc
den, daß diese Vorkehrungen nicht ganz
überfllüssig sein mögen, indem man ei
ner anarchistischen Verschwörung gegen
den deutiche Kaiser auf die Spur s,c
kommen sein will. Nachmittags traf die
Kaiserin Friedrich, begleitet von dem
Prinzen und der Prinzessin Heinrich von
Preußen, sowie der dicken Charlotte,
Elbprinzessin von Meiningen, ein und
wurden am Bahnhof vsn dem Hcrzcg
und dcr Herzogin von Eburg empfan,
gen. Eme ungchenre Menschenmenge
umgab den Bahnhof, und schrie nach
Herzenslust Hurrah, als die Herrschaften
vorüber fuhren.
St. LouiS. Der hiesige Brauerei
Pool" ilt durch das Zurücktreten der
Brauereien von Anheuser Busch und
Le.np gesprengt worden Der National
verein der Brauerei-Arbeiter hat das
Resultat zu Stande gebracht Der
,,Pol" war das Haupthinderniß in dcm
Kampfe deS Vereines gegen die Syn"i-kat-Brauer,
und seitdem alle städtischen
Brauereien außer der Anhcuscr-Busch
und Lemp'schen geboycottet" worden
waren, sind alle möglichen Anstrengun
gen gemacht worden, diese Brauereien zu
bewegen, sich von dem ..Pool" zurückru
ziehen, ud allen Wirthen, die es wün
schen, Bier zu verkaufen.
Zu den drei Expeditionen.
welchL mit dem Ziel dcr Erforschung
des innersten jccrneS der Nordpol
rcgion jctzt iiercitö in dcr Aiiifü
rnng tfgriifftt find: Nansen zu Schiff
im Norden von Sibirien, Pcary in
Nordost rönl'.d und Walter Wcllman
von Spitzbergen auö wird sich in dicscm
Sommer eine vierte, von England auö
gehende jcfdicn, welche an dem nord
lichstrn vanbc, Zvranz Josephs - Vand,
vorgehen soll. Ein reicher Privatmann,
Alfred HarmSivorth in Elm!?vood,
Grafschaft ilent in England, hat sich
erboten, die gesamnite jcoften der Expe'
dilion zu tragen, welche Frcderick Iack
son schon seil längerer Zeit plante.
Jackson, ursprünglich Student dcrAcc
dizin an dcr Universität zu Edinburg.
ntachte im ahrc lass eine Reise nach
Grönland und seit jener Zeit bereitet. er
sich auf die nnniche iyonc&urtq vor,
jiu Sommer vorigen Jahres reiste er
mit Kapitän Wiggins auf dem Dampfer
X reitet" nach der Intel Watgat (zwi
schen Rvwoja - Semlja nnd dem ruf
si schen Festland) nnd unternahm iin
Sinter 1MK 04 große Touren nur
antvleden ans Renntlnenchlitten.
Die Expedition nach Franz - Joseph-
M.d, dasvetanntitch imi durch WeYv
recht und Payer entdeckt und seitdem
nur ziveimal, durch den Engländer
X'.eicl) nuth,- besucht wurde, soll im
Juli diesem Jahres auf einem Hölzer'
uenchiss von etwa .'!50 Donnen Trag'
fähigkeit ausgehen. Als Begleiter fiir
seine chllttenreisen nimmt sich Jack
fon seä!? ausgesuchte teilte, Vorzugs
weife nororusflfche Bauern und Vapp
länder, mit. Auf einer der Inseln,
welche dem südlichen Theile von Franz-
Joseph Vir.ib vorgelagert find, soll ein
naus gebaut und darin der erste 2vrn
ter verbracht werden. Im Frühjahre
189.' soll dann mit Hundeschlitten
IM leichten Mten langö dem West
ufer des VaudeS nach Norden vorgednrn
fjcti iverden, nöthigenfallö nnter Errich
tung reu Depots.
Eines E r z b i s ch o f S Tages
werk. Der erste Bischof der engli
schen Staatstirche, derErzdifchof von
Eanterbury, verfiigt über das hübsckze
jährliche Eintommen von Ö0ü,0((ü
Mark ; er ist dafür aber, ivenn wir
mm Artikel seines Sohnes (im
Goodwill") glauben dürfen, ein sehr
lllätiger lamx. Er ist Bisckwf voll
Äent und einem Theil von Surrey;
das bedeutet viel Hin- und Herreisen.
Er ist die oberste Instanz in allen An
gelegenheiten der ganzen englischen
.Kirche ; das bedeutet Wahl der Bischöfe
uud Beilegung vieler schwieriger Fra
gen. Er ist das überhaupt aller engli
schen Bischöfe und der Porstand vieler
großer Schulen und hat zu guterletzt
noch Sitz und Stimme im Oberhaus.
Sein Hauptgeschäft scheint das Vesen
und Schreiben von Briefen zn fein.
Er offne! so viel Briefe als möglich
in eigener Person, und liest alle selbst,
die die Aufschrift Privat" tragen, den
Rest besorgen feine drei Sekretäre. Die
Sekretäre kommen dann mit ihren
Kerben, lesen die Briefe vor und machen
Notizen, während der Bischof angibt,
wie sie beantwortet werden soiletr.
DaS geht den ganzen Tag fort ; wenn
immer er einen Augenblick Zeit hat. fs
heißt e Briefe," Briefe." Die Se
kretäre begleiten ihn auf seiner Fahn
zu Bersaimnlungenzznd lesen ihmwäh
rend der ganzen Zeit Briefe vor.
Grozi'.Iikiisplittrr.
Zi?er sich ans seine Tumiiihkit verlaßt, ist oft
in besten daran.
Bkklngt Euch nicht und haltet still,
&eim Manche elwas derd Euch fassen ;
2?er ZijeikN qm gefallen will,
Ter mug sich viel gefallen lasse.
Saire mir, über welchen Wijz Tu lachst,
u0 ich läge Tir, was Tu bist.
Hsß txiiüt den ruhigen Blick, Berachturig
f iisrft ihn.
Si'ei 5eifl besitzt, der Feuer sprüht,
Gleicht einem Edelstein,
In oeiieit l'leiidet, der ihn stellt,
Schon bei dem ersten Schein;
Kmnmi HerzeuSbildung och daz,
B.ik audi nicht stet evfanitt,
2i ist ? ein Stein von höchster,, Mcrch,
Li ech'cr Tiamaml
AuS dem Arizona Nicker."
Eine B u ck, 't a.b i r P a r t ,. Wir
bitten um die acl'sicht unserer Vefer,
ivenil wir, zum erstell Mal im Berlaiif
ciueö Jahres, in dieser Woche nur mit
einem halben Blatt herauokoninlkil und
fügen hinzu, daß selbst dies uns nur
mit Anstrengung aller unserer Willens
krnfte möglich wnntc. Hur Stunde die
ses Schreibens sind nur so recht eine
lebende Kuriosität. Wir sitzen behüt
sam vor unserem Reoaktionotisch, den
linken Arm in einer Schlinge, mit ver
bundenem kopfe, eine klappe ans dem
rechten Auge nd beide Füße, fürchter
lich geschwollen, in Arnitabandagen.
Wir sind uns wohl bewußt, daß wir
athmen und leben, aber unsere Träume
von Muck und von Ehrgeiz sind dahin.
Was haben wir nicht Alles gethan, um
die Poslmeisterschaft dieser Stadt zu er
langen, wie haben wir nnö angestrengt,
unt Per. Staaten Deputy-'Vcarschall in
diesem Distrikt zu werden ! Man wurde
uns in diesem ersten Augenblick diese
Dinge auf einer Platte von purem
Golde anbieten, ohne daß wir die Hand
danach ausstreckten. Wir schreiben ein
paar Wörter, dann halten wir inne und
seufzen. Und wir seufzen wieder und
wischen unser Auge und versuchen es,
uns aufzurütteln. Wir hoffen, daß
wir's überstehen werden, daß wir wie
derum die Sonne die dunkeln Wolken
durchbrechen sehen werden, aber der
Mann, der wir vorletzte Montag
Abend waren, werden wir nie mehr
sein.
ES sivd nun zirri Wochen, seit ein
junger, lebensfroher Gesell, der für
eine östliche Papiermühle reist, nach der
Stadt kam und auch der 5iickcr"-f-siee
seinen Beslich abstattete. Wahrend
der zwei Tage seines Hierseins gab er
uus verschiedene Rathschläge, von denen
einer uns ganz besonders einleuchtete.
Er bezog sich auf die Abhaltung einer
Serie von öffentlichen Biichstabirklas-
fen, wodurch nicht nur dein Unfug der
Tingeltangel nnd der Hundrkiimpse
Einhalt gethan, sondern auch der Sache
der Erziehung erfolgreich Borschnb ge
leistet werden könnte. Wie, in aller
Welt, wir dazu kamen, mit offene Au
gen in eine solche Falle zu gehen, wird
uns ewig unklar bleiben. Wir kannten
die 'tadt, wir kannten ntlsere Leute,
uud trotzdem ließen wir uns uicht auf-
halten und stempelten uns selbst zum
größten editoriellen Narren des Terri-
toriums.
Die ganze letzte Woche haben wir da
mit zugebracht, die Bevölkerung fiirdie
Buchstabirklassen zu begeistern und be
stimmten Äiontag Abend fr die erst,
Party der Serie. Letzten Freitag begeg
uete uns der alte Bill Harper auf der
träne. Er schüttelte uus die Hand,
sagte uns Lebewohl und meinte, er
hoffe uns dort wieder zu finden. Dabei
richtete er den Daumen aufwärts, agö
daraus kam der alte Ihn Thompson
nach der Kicker"-!r?ffiee, schaute auf
uns mit Thränen in den Augen und
sagte, er hoffe, wir hätten Alles in
Ordnung gebracht. Diese Aeußerungen
kamen uns allerdings seltsam vor, aber
wir waren so verrannt in unserem En
thusiasmus. daß wir s,ar uicht nach Er
llärungen fragten. Selbst d$ wir am
Montag Abend in den Bersammlungs
saal traten, merkten wir nichts, obgleich
der Feuerzunder des Aufrubrö bereits
in der Brust von Hunderten glimmte.
Nachdem wir zum Borsitzenden der
Versammlung gewählt worden, traten
wir vor uud mächten einige einleitende
Bemerkungen über Orthographie. Wäh
rend wir sprachen, salzen wir. wie Tan
Slater und Joe Äienfew ihre Revolver
luden, aber wir dachten, sie wollten
nach den Buchstabiriibuugen irgend Je
mand auf der Straße ärgern. Wir setz
ten gerade auseinander, wie die Orthv
graphie ein Beweis von Eivilifativn
sei, und wenn sie auch nicht immer eine
Stadt zu rascherBlüthe bringe, so könne
sie doch ihrer Entwickelung nur voir
Nutzen sein da sahen ivir Revada Bill
auf seinem Stuhl herumrutscheu, wie
er eö immer macht, lvenn seine geduld
am Ende ist. Hätten wir in diesem
Moment unsere fünf Sinne beisammen
gehabt, so hätten wir mit einer geschick
teil Wendung aus der Party eine polt
tische Versammlung behufs Zulassung
Arizonas in den Staatenverband ge
macht. So begannen wir mit dem Buch
srabireu. Der alte Jini Thompson kam
zuerst daran. Erhalte, das Wort Konse
guenz." Er lockerte die Schießeisen im
Gürtel, schaute zu uns auf und fragte :
Sagt 'mal, Oberst, was fiir ein Thier
ist da?" Ein Wort, felbsiverständ
lich!" Wo haust e? im Winter und
wo im Sommer?" Habt Ihr denn
niemals das Wort gehört?" K nun 's
uicht sagen. Was ist sein Pelz werth?
L-cbt es in: Wasser oder auf dem
Lande?"
Um es Mr. Thompson, der ganz ner
vös schon mit seinen Äevolverkolben
spielte, klar zn inachen, fragten wir
ihn, was geschehen wurde, falls er ohne
Waffen einem Griybareu in den Ber
gen begegnete?
Mit einem von uns Beiden wär 's
'nun," meinte er. Mit Euch wär's
'rum. selbstverständlich, und das würde
die Konsequenz davon fein, daß Ihr
Eure Waffen zu Hause gelassen habt.
Seht Ihr jetzt die Anwendung des
Wortes?" 'S dämmert mir so. Wenn
ich also ein gestärltes Hemd tragen und
mit einer Gabel essen sollte, so wäre
das eine Konsequenz Eurer Statur
prrty?" Sehr wahrscheinlich, Mr.
4 noilipi oil. "
Da erhub sich das hydraulische Unae- !
heuer des Aufruhrs und das Schießen
begann. Die Wandtafel hinter uns zer
splitterte; der Globus, den wir mikge
bracht hatten, f,l'.'g von seiner Are und
rollte davon; nach unserem Wörterbuch
schössen le so lon, bis sie sicher wa
reu. daß liian taS Worl Konsequenz'
nicht mehr finden konnte. Wir glaul"
ten nicht, daß irgend Jemand uns an's
Leben wollte, sonst halle er auf uns
geschossen, aber als wir uns entfernen
wollten, Miethen wir umer die viijjc
der aufgeregten Bersammluiig, n) es
dauerte gut" zehn Minute.!. sie es
bemerkten und uns Bahn machten.
.Zu Unserem Leidwesen sehen wir uns
zu der Erklärung veranlaßt, daß die
Buchstabirferie aus ift und Nummer 2
kaum vor 20 oder:z Jahren ufgenont'
uien werden dürfte. Wir scheren uuS den
Kuckuck darum, ob die Eivilisaliou fort
schreitet oder still steht, und was die
Erziehung anbelangt, so soll's uS
gleich fein, ob die Kerls yierherum
ihren Speck buchsiabirt essen oder roh.
Wir haben einen Narren aus uns ge
macht und fühlen uns müde sehr müde.
Die Fruchtbarkeit der Fische.
Bekanntlich ist den Fischen zur Fort
Pflanzung ihrer Art eine unßerordenl
liche Produktivität verliehen. So hat
man z. B. beim Weis weit über l 7,000,
beim Karpfen sogar, je uach seiner
Entwickelung. :;ü),00i) bis 70U,000
Eier gezählt. Nach den neuesten Unier
suchungen, die Dr. W. Fireilou in dem
letzten Hest der ,,,i,:rl f tln
ery" mittheilt, setzt die Quappe Lote
mulva, die wcchl als der fruchtbarste
Fisch anjzr'sehcn werden kann, jährlich
bei :20,!0o,ooi) bis :;o,om,ooo Eier
ob. Der Stockfisch legt im Allgemeinen
2,000,000 bis 3,000,000 Eier, doch
hat man auch Exemplare mit 7, 000,000
bis ,000,000 Eier gefunden. Der
schwarze Merlan ptoduzirt jährlich
4,000,000 bis 7.000,000 nnd der
Stcinbutt ist so fruchtbar, daß er jähr
lich bei 5,000,000 bis !. 000,000 Eier
ablegt. Weniger produktiv zeigt sich
der Schellfisch, der nur 200,000 bis
300,000 Eier ablegt, wäbreud die ge
meine Scholle (Liinarnk) 80, 000 bis
00,000 hervorbringt. Dieselbe Zahl
fast liefert mich der Hering, denn die
letzte genaue Untersuchung von Itt Stück
ergab eine Durchschnittszahl von etwas
mehr als. "0,oo Eiern. Der sogenannte
LeYerfisch (Triglii Lyra) produzirt zwar
mir einige 100 Eier; das Männchen
verbirgt sie aber in einer Tasche, die es
vorn am Bauche trägt, und schützt sie
auf diese Weise vor ihren Verfolgern.
Im Verhältniß zu seiner Größe muß
der Flunder als einer der fruchtbarsten
Fische angesehen werde, indem der
fußlange Fisch 000,000 bis i, 000,000
Eier hervorbringt. Die gemeine See
znnge (Solua i ist ebenfalls sehr .pro
dukiiv, doch ist es bis jetzt nicht gelun
gen, die Zahl ihrer Eier genau festzu
stellen. Dieses ungeheure Reproduk
tiousvcrmögcn der Fische läßt begreifen,
warum so viele Arten, die völlig wehr
loö sind und sich durch einen vorkrefs
lichcn Geschmack auszeichnen, nicht
schon längst verschwunden sind.
Tcr heilige Vogel der Morzusilk.
Wer schon Gelegenheit hatte, der Be
stcllung der Felder in Utah zuzusehen,
wird bemerkt haben, daß hinter dem
Pflug große, schöne, weiße Vögel ein
her fliegen und wandern, welche Aic
Würmer, Larven, Mäuse und Maul
würfe, welche die Mugschaar ans der
Erde emporhebt, als willkommene
Speise verzehren. Es sind Möven. In
ihrem eigentlichen Bereich auf der See
unnahbar und scheu, fast stets von ihren
Schwingen getragen, haben diese Vögel
hier eine, merkwürdige Umwandlung
durchgemacht und sind so zahm gewor
den, daß sie fast wie die Hjibner sich
dem pflügenden Ackersinnnu und feinem
Gespann nähern. Die Mormonen, be
haupten, daß der Himmel ihnen die
Möven ganz speziell als ein Zeugniß
seiner ('u:c geschickt habe nnd es gilt
als schweres Unrecht, eine derselben zu
todten. Auch cxislirt ein Gesetz in dem
Territorium, welches auf die Tödtung
einer Möve $." Strafe setzt. Die Ihn
stände, unter welchen die Möven nach
Utah kamen, sind aber auch seltsam
genug. Vor etwa 20 Jahren überzogen
ungeheure Schwärme von Heuschrecken
das Land, welche entsetzliche Verwü
stungcn unter dcr Ernte anzurichten be- i
ganncn. Da, in dcr gropten Noth, er
schienen plötzlich, man wußte uicht, wo
her sie kamen, Heerdcn von Möven,
welche mit den Heuschrecken kurzen Pro
zeß machten. Die Vögel haben an den
Ufern des Salzsees Brutplätze gefunden
und find geblieben. So wurde die
Al'öve gewissermaßen zum heiligen Vo
gcl der Heiligen des jüngsten Tages.
Erschossen, weil er i'ick vom
Vater trennen sollte, hat sich un-
langst der 1 liäbriac Neue (.antkier 111
Alfoitvillc bei Paris. Das Weriebt
hatte die Ebestliciduiia feiner Eltern
ausgesprochen und dcr Frau die Obhut
cs zliiaveii zucrtnnm. yicnc naijm
sich die ?rcn!iua von seine, Vat- in
zu Herze, baß er sich erst berauschte
nnö ,in, vann ourci) einen ajiiij in cie
cmasc entmint.
Scheiden ließ sich die
j a h r 1 g c Mary Amt Me Oooltit 111
.aconici. Waih.. von ihrem Gatten,
weil derselbe sie erlasse. Per ki,,ei,l-
liche Grund dcr Scheidung liegt indeß
in ihrem ih!iiinrfi ihre Ei ben : srhiiiipn
welchen sie ihren Antheil an der Puyai-
lup-rciervaiioii vermachen win.
Das älteste E x m i t g l i c d dcS
ilongreiskS ist Richter Sackcll von Sa-
ratvga. N. .0.. dcr dem Hause von 1842
bis ir-46 angehörte. Als er neulich das
letztere vcmchtc. vermochte rr nur noch
ein ihm bekanntes Gesicht zu entdecken,
Ü'alusha A, Groio.
LicichtKun: und Armnth in den Ver
Staaten.
Das .Politieal Science Quartcrly"
veröffentlicht eine Studie über Die
Pertheitung dcS Reichthums, " die viel
Interessantes enthält. Der Gefammt
reichthllm dcr Vcr. Staaten wird auf
S,000.000,000,000 veranschlagt,
wc".'il sich angeblich 71 Prozent im
Kesiij von Preievt der Bevottrung
hcsindeu. Die i'I Prozeü! tertipM"
kerung, welche zitsammen nur 25 Pro
zcnt deS NationalreichihumS besitzen,
theilt der Verfasser des betreffenden
Artikels in die folgenden sechs Gruppen
ein: I) 1,400,000 Farmpächterfamilien
mit durchschnittlich tzlöO Vermögen
gleich 21 ,000,000. 2) 752,700 Fa
milien, welche Faruicn bis zum Werthe
und sonst noch etwas zum Wertlic von
$,"000 haben, abrrmrhr IS zur Hälfte
dieses Werthes verschuldet sind, durch
schnittlich doch nur $2000 besitzen
gleich S.3t!0, 000.000. 3) 1,750,440
schuldenfreie Farmer mit durchschnitt
lich $8000 Eigenthum gleich $5,309,
000,000. 4) 5,150,796 nichtländ
liche Familien, die zur Miethe wohnen
und durchschnittlich $500 besitzen, gleich
$2,580,000,000. 5) 720,018 nickst
ländliche Familien, die in ihrem eige
ncn Heim wohnen, aber so verschuldet
sind, daß sich ihrEigenthum auf 31000
rcduzirt. gleich Kl 42.000,000. 0)
1,704,273 nichtländliche Familien,
welche ein schuldenfreies Eigenthum
von durchschnittlich 87000 beiitzen.gleich
50,794, 000,000. Tie sechs ' Grup
pen, von zusammen 11,593,887 Fami
lien, repräsentireu 9l Prozent der Fa
mjlien der Ver. Staaten (12,090,152
nach dem letzten Eensuöl, und diese 91
Prozent nur 29 Prozent deS Gesammt
Reichthums. Unter den v Prozent Rci
chen (1,09, 265 Familien) gibt cs
4547 Milivttärfamilien, welche zu
sammen L12,000,000,000 besitzen.
Die 4017 Millionärfamilicnrcpräscn'
diren also drei Hundertstel eines Hun
dcrtstelS dcr Bcvölkcrnngsziffcr der Na
tiou uud besitzen trotzdem den fünften
Theil dcS Gefammtrcichthums der Ver.
Staaten. Das Proletariat in Amerika
umfaßt demnach 52 Prozent dcr Bcvöl
kerung, die Mittelklasse 39 Prozent, die
Reichen 9 Prozent. Uud innerhalb der
lasse der Reichen welche 71 Prozent
deS Nationalvermögens hat haben,
wie ausgeführt wird, die 4047 Millio
uärsfamilien beinahe den dritten Theil
jener 71 Prozent des Rationaleigen
thums in ihrem Besitze.
Ueber das 'Alter dcr Vögel "
wird vielfach gestritten. Der das höchste
Alter erreichende Vogel ist der Schwan.
Es wird behauptet, daß er bis zu 300
Jahren leben könne, uauer erzählt in
seinem Naturhistorikcr," daß er meh
rcre Falken gesehen habe, von denen
einer 102 Jahre alt geworden war.
Auch die Geier uud Adler leben sehr
lange. Im Jahre 1819 starb ein See
odl er, welcher im Jahre 1715, also 104
Jahre zuvor, gefangen wurde und selbst
verständlich damals schon ein Alter von
mehreren Jahren hatte. Ein weiß
kc'pfiger Geier, welchen man im Jahre
1706 fing, starb im Vogelhaus des kai
serlichen Lustschlosses Schöiibnmn bei
Wien im Jahre 1824, das Thier hatte
also allein in der Gefangenschaft 11
Jahre zugebracht. Papageien können
von dem Momcnt an, in dem sie gefan
gen und gezähmt worden sind, noch über
1 00 Jahre leben. Die See- und
Sumpfvögel haben eine Lebenslange,
welche die mehrerer menschlicher Gene
rationen übertrifft. Die ittnse und dcr
nckuck erreichen ein vorgeschrittenes
Alter, die ersteren natürlich nur dann,
wenn sie vorher nicht gebraten! Auch
die Raben leben, wie versichert wird,
über 100 Jahre. Die Elstern dagegen
erreichen, wenn sie in Gefangenschaft
gehalten werden, ein Alter von nur 20
bis 25 Jahren, in der Freiheit aber ein
viel höhere?. Der Haushahil kaun 1 5
bis 20 Jahre feinen Weckruf erschallen
lassen. Die Tauben können ungcbrn
ten bis zu 10 Jahrcn leben, die kleinen
Singvögel H bis 10 Jahre ihre Lieder
in die Luft schmettern. Relativ kurz
lebt die Nachtigall, die in der Gcfan
gcnschaft höchstens 10, und die Amsel,
die höchstcus 15 Jahre alt wird. Die
gezüchteten Kanarienvögel können, wie
man weiß, 12 bis 15 Jahre, die ans den
kanarischen Inseln im Freien lebenden
ein höheres Alter erreichen.
0 r
Erforschung einer
Höhle, die am östlichen User dc?
Humboldts?, Utah, gelegen ist. ge
denken einige Einwohner von Lvvclock,
Utah, sich auf den Weg zu machen.
Diese Höhle hat ;wci gewaltige Ein
galtgSkamincrii. welche mit menschlichen
Skeletten förmlich besät sind. Weiter
nach dem Hinkcrgrilnd ivird die Höhle
abschüssig lind führt iu's Ungewisse,
wohin es für ciiik einzelne Person mit
Gefahr verbunden sein bürste, sich zu
wagen. Die Gesellschaft wird sich bc
waffncn. zum eventuellen Schutz gegen
wilde Thiere uud wird sich, außer mit
Lebensrnittel,,, auch mit 'Bindfaden,
um den Rückweg zu finden, und mit
Lichtern und Laternen versehe. Bei
den Piutc-Jndiaiiern besteht eine Tra
ditioit, daß. bevor ihre Vorfahren fich
in dieser Gegend niederließen, eine Rasse
ov Ziannibalcn daselbst wohnte. Die
Pinie bekriegten sie mit Erfolg und
etwa 2()00 der geschlagenen an:iibalcn
flüchteten in die Höhle. Hierauf zünde
ten die Piutc große Feuer vor dem Ein
gang an und räucherten so die Gegner
zu Tode. Die Skelette und Wasfcn in
dcr Höhle sind die einzigen Ucbcrdleib
scl der untergegangenen Rasse.
Ein Advokat entrüst soll dein
liächst in Baltimore z Stande kommen.
3T Grosser
UUMlllö - DMMl
J
von
Ecke IO. und P Strasse
Heute wird der grofze Ausverkauf unseres gznzen Borrathes. um unseren
Umzug vorzubereiten, beginne.
"J knser neuer Laden, an der 6)
Strasse,
ein Block flldlich vom gegenwärtigen Platze, wird aus's eleganteste ingerichllt.
Der Perkauf wird 3 oder 4 Wochen währen. Dies wird ein Sxerial Verkauf auf
jede Dollar sein. Riesige Auswahl in Flühjahrs'Artilkln. Wir lasst liier
Preise einiger Artikel folgen:
4Szöllige ganzwollene EraxeonS, 85c , 20 Dutzend granverniischie Ttri.mpfe
werth, zu S3e. für Damen, 5c das Paar.
34-zölIigc Mulls, 12.lc werth, zu 5c. 15 Dutzend Valbriggan Slrunipsc für
!jO-zöll. Silkaline, 10c werth, zu öc. Damen, 7c das Paar.
Corsetle, groß und klein, werth 50c, ) 15 Dutz. bunle Stiüinpse für Dumm,
zu 25c. ! 3c das Paar.
20-zöll. Faille Silk, werth 51, zn !8c. j 15 Dutz. schwere vermischte Sirümpse
2l) zöll. Grosgrain Silk, velschirden? , für Damen, ic dos Paar.
Farbe, zu 75c. I 1,000 zids Seiving Silk Peiling.
10 Glucke Apron Chca Gingnams. zu
3Ze.
10 Stücke Doumctle Flanell, zu 5c,
15 Stücke DresS Guighains, zu Sc.
tt Dutzend Agate Knöpfe für Sc.
Gute ttlcider.Knöpfe, 3c das Dutzend.
5 Stücke Bed Ticking, zu 6,U
Tie Ccltjulnic.
Sehr richtig des Negers Freund
genannt, liefert sie s,'it Aushebung deS
Sklavenhandels den einzigen bedeute'
den entwickciuugbfahigeu Ausfuhrge
gcnftand WestafrilnS. Sie findet sich
von Scuegambicii bis Angola, im gan
zcn vngolaud, und steigt den Niger
undBiuue iveit auswärts. Aber fiirdie
Küstenländer ist sie am wichtigsten. An
gepflanzt wird dieser nützliche Baum,
welcher außer d uvch Flechtfasern,
Teckmaterial, Zunder, Palmenwein
und sogar eine eßbare Larve liefert, fast
nirgends. Was häufig den Anschein
eines planmäßigen Anbaues erweckt, ist
nur eine spontane Entwickelung von
Palmenhainen um die Hütten durch die
weggeworfenen Kerne. Tie Erntemc
thode ist eine äußerst einfache. Mit
einem schweren Winzcrmesscr bewasf
nct, erklettert der Reger die oft 20 bis
30 Meter hohe Palme uud zerschneidet
mit einem einzigen Hiebe den oft arm
dicken Stiel des Palmkolbens, der nnn
krachend zu Boden fällt. Dauu löst
man die rothschwarzen jvfüchte, deren
Große zuweilen die eines Enteneies
erreicht, vom Stiel los, kocht sie in
einem eisernen oder kupfernen Kessel
kurze Zeit und bringt sie dann unter
die Stampfe. Die breiartige Masse
thut man darauf in dicht gewebte Säcke,
ans welchen das Cel abläuft, zuweilen
wird es auch ausgepreßt, aber fo nach
lässig, daß oft nur ein Drittel des vor
handelten e(s gewonnen wird. Die
Palmnüssc enthalten bis zu 71 Prozent
el. Das fertige xl wird in Kürbis
schalen oder irdenen Gestißen nusbe
wahrt uud von kleinen hansireuden Ge
schäftöleuten gleich au Ort und Stelle
gekauft, a:t die Küste getragen und
gegen Geld und Waaren an die Fakta
reien verhandelt. Die einzigen Trans
portmittel sind Menschen, meist haben
die vielgeplagten Weiber die Last'.hiere
zu ersetzen. Und so gehen denn zur
Erntezeit lange Züge mit Kalabassen
oder thöneruen Geschirren auf dem
Kopfe zn den Märkten der Küste. Ein
jedes dieser Marktweiber schleppt aber
in ihrem kleinen Gefäß höchstens 2 bis
3 Liter Ocl auf cinmal zum Verkaufs
platz. Hier entfaltet sich dann ein rege?
Leben, so zn sagen, eine Börse im afri
kanischcn Stil. Schnarrn von Reger
wcibern setzen unter Geschrei und Ge
irciich die schweren Oel topfe nieder,
verhandeln nnter Gesten. Lachen und
chlmpsen nut dem ellänrer und
suchen, wenn sie handelseinig sind,
dürren Kattus und sonstiges Breunma
terial zusammen, um daö Oel slüssig
zu maclzeu. Beim Einfüllen in die
Fässer setzt eö neuen Lärm ab, denn
immer glauben sich die Lieferanten
iibcrvortheilt. Sie selber aber haben
das Oel bereits mit Waffcr und' Erde
zn verfälschen gesucht. In Europa bc
reitet man aus dem Oel Seife, Par
fintierten, Stearin it. ct.. in Afrika
wird es aber auch als Nahrungsmittel
gebraucht, ja Lenz lobt es wegen seines
angenehmen süßen Geschmackes. Viel
werihvoller aber als das aus den slei
schigeu Theilen der Frucht gewonnene
Oel sind die sehr harten Palmkerne,
die. da die Einrichtungen zum Auspres
sen fehlen, nach Europa verschifft wer
den. Tie schwarze Ttadt.
Das durch sein Navhtha bekannte
Baku am kaspi schen See hat einen
Stadttheil, der Tschorin-Gorod, d. h.
die schwarze Stadt," genannt wird.
Alles, was sich dort dem Auge darbie
tet. ist schwarz, d. h. verräuchert und
nüt Ocl imprägnirt oder beschmutzt, die
Gebäude, die Menschen uud Thiere.
Selbst die Straßen sitid schwarz von
dem Ruß. der hier Taufendeu von
Schornsteinen entströmt. An der See
feite Tschorui Gorods befinden sich
icle Ladebrücken, an denen umiibUcc
r
wcriu 2c, zu i'ihc. cur emcn grria
gen rvorraly.
Eastile Seife, lc das Stück.
Earpct Swccpers, 90c das Stück,
1,000 i)axU Beilings, 9c pcr )!ard.
10 Tuh. Eoisettc. werth soc, ,n 2,',.
Gute Hcrrenhcmdkit, 4c das Slück.
Dampfe'r'nniZ Segelschiffe die flüssige
Fracht in ihre Zisternen einnehmen: an
der Nordseite der Fabrikstadt zieht sich
ein Höheuzug in weitem Bogen hin,
den die nach den Naphthaguelleu füh
reude Eisenbahn übersteigt. Die Stra
ßen von Tschorui Gvrod sind von einem
wahren Ehn?s aller möglichen Rohrlei
tungen, Kanülen für Absallwässer dcr
Fabriken und Eiienbahngeleisen durch
kreuzt. An dcr Nvrdseitc der Stadt rei
hcn sich offene Sainmelbassins au, von
denen viele so groß sind, daß sie mehr
als 1,000,000 Pud 'Raphtharefiduen
fassen können. Mit diesen Vorrathsgc
lassen ivechscU: greß? Reservoirs für
Rohöl nnd fertige Waaren ab. ;
Auf einem weiten Platze liegen die
Destillationen, Raffimricn, Mineral
ölfabrilen, Pumpstationen nnd Schwc
fclsäuresabriten. Sämmtliche Test! 11a
tionskessel, Kühlcr, Mischer nnd sonsti
gen Apparate sind unter freiem Himmel ,
aufgestellt, nnd nur die Dampfmaschi
uen und Raffinirapparate der Schmier
ölfabriten hat man überdacht.
Schon seit einer langen Reihe von
Jahren wird das kolossale CUiarnnm
Schwefelsäure, welches die Mineralöl
fabrikation zur Raffiniruug ihrer De
stillate verarbeiten, an Crt und Stelle
fabrizirt. Fast ausschließlich wird von
diesen Fabriken sizilianischer Schlvefel
verarbeitet. Ter Benutzung des kau
kasi scheu Schircfels, der in vielen
gcnden iu ergiebigeu Zagern von schöner
Qualität vorhanden ist, steht bis jetzt
noch die kostspielige Zufuhr desselben,
bei den schlechten' Verkehrswegen des
Kaukasus, hinderlich int Wege, Außer
den Schwefeifänrefabriken gibt es in
Tsckiorni - Gorod ilvch versciiiedenc ckic
mische Fabriken, die sich mit der Auf
arbeituug der Alnallstosfe befassen.
Auch werden in Tschorui (:or Siegel
fabriken für gewöhnliche und feuerfeste
Ziegel, sowie eine große Anzahl von
Keftel schmieden und Maschinenfabriken
betrieben. Unter den in ?schorni-orod
befindlichen Fab, iten di'r Eisenindustrie
verfertigt die eine aus den Abfällen der
Kesselschmieden ein sehr gutes Schmic
deciscn. aus dem großtentbeilS ohrin-
i struiiicure für Balachana verfertigt wer
den.
Unter d:m Arbeitern der Fabriken in
Tschorui i'iorod find Deutsclu', Scbwe
den, Rusfeii, Armenier ui,d kaukasische
Tartaren am zahlreichsten vertreten.
Als Fabrikarbeiter in der schwarzen
Stadt'' aber qualifiziren sich aus jeden
Fall die kaukasischen Zartaren und Per
ser am Besten, da diese den doppelten
Vorzug der Nüchternheit uud der Un
cmpfäuglichkeit gegen die gcsundheils
schädlichen Einflüsse dcs dortigen Kli
maS besitzen.
Tchirsrick)tcrhiilor. Vci dcr Hin
richtung dcr Störtcbccker'fchcl, Scciäu
der (1702) soll, wie die Ehronik bc
richtct, dcr Hamburger Scharfrichter
Rofcnfcld mit seinen geschnürten
Schuhen bis über die Knvckcl im Vlute
gcwalct sein, worübcr ilnn dcr ai:
kvcscnde Rath dcr Stadt sein Bedauern
ausgesprochen." Der reche Gesell aber
habe lachend erwidert, das: er sich noch
kräftig genug fühle, um iigcnb'.ick
dein gcsamw'leu hochweiien Rathe dir
Köpfe vor die Füße zu legen - welches
ihm freilich die Henen übe! et merket !"
(f tc intercffante Berordming hat
im Jahre 1699 dcr Magistrat der
Reichsstadt Nürnberg für dic Stadt
Altdorf in Betreff dcS Alniofcitgcbcus
erlassen. Es sei),' heißt cs darin,
zwar Niemand z dcm Almoscngebeu
zu nöthcn. hingegen sollen dic Häuser
derjenigen, welche sich z nichts ver
stehen wollen und doch wohl vermögende
Leute sind, mit vollem Schwärm der
Bettler, durch den Bettclvogt angcführr,
überfallcn werden, damit fie durch ihren
Geiz zu Schauern gemacht weiden nno
sich um so viel mehr zu dcr gebenden
Partei schlagen möchte,,.-
r