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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (April 19, 1894)
Der Affe der Frau Rzxellmei sterin. fort aico Brociner. Ct. 0" .3 u.c r itjti mnx ein echt jaa vefisch gafft. XUin, xuy'g, lig. mit zwei munteren Aeuglein, die un ablllflg im altklugen Gesichtchea hm und hnliesen. Seine Bildung ar sehr mangelhaft, verstand nicht von jenen Künsten, die sich seine Stammekgenoffea s, leicht aneigne. Und er hatte fern Gemüth. Da durst man sreilich der grau apellmeisterin Röder, die Jocs vn sech Monaten von der Heroine de Stadtthealer al Geburtstagsgeschenk erhalten, nicht in, Gesicht sagen, darüber konnte die junge Frau, die sonst sehr gut. müthig. geradezu wild werden. Joco kein Gemüth! Die Leute haben ja keme Augen, nicht da mindeste LerstZndmß für da, Seelenleben eine armen Wesen ! Ist Je aufopfernde Freundschaft für unseren Pudel aro nicht ein schlagender ewei für die GesühISitefe de armen Thierchen ? Man wage e nur, aro anzurühren und man wird sofort ein blaue Wunder erleben I Und dann, seht euch diese euglein an: Spricht nicht au ihnen ein fast menschliche Gefühl? Ar. mer, guter Joco !' In solcher Weis pflegte die junge Frau ihrem Groll Luft zu machen, so Jemand Zweifel an Joco' Gemülhtiese zu äußern sich erkühnte. Niemand wagt denn auch in ihrr Gegenwart daran zu zweifeln, und am allerwenigsten der Ka. pellmeister selbst, der wehmüthig erklärte, daß seitdem der .Japanese' seine Gaft. fteundschaft genieße, dieser di erste Geige im Hause spiele. Er ertrug ansang sein Geschick mit Ergebung und nicht ohne Humor. .Warum di kleine Marotte meiner Frau übelnehmen? dachte er, .wenn un der Himmel einmal ein Kind schenkt, dann wird der .Japanese' gar bald in den Hintergrund gedrängt wer, den.' Al aber Joco der Mittelpunkt de gesammten HauSwefen wurde, um den sich Alle bewegte, al di junge Frau fast den ganzen Tag mit ihm sich zu be schSfligen anfing, ihn eigenhändig wusch, badete, ausputzte, bald HSSchen, bald HSuffchen für ihn verfertigte, und al sie gar eine Tage mit einem Nachbar, des. sen kleiner Dachshund Joco arg zerzaust hatte, in einen heftigen Streit gerieth, da wurde die Sache dem Kapellmeister denn doch zu bunt. Sein Mißmuth über die exzeptionelle Stellung de Affen in seinem früher so ruhigen Heim äußerte sich jedoch zunächst blo durch eine stille Verachtung Joco'S und ab und zu durch unwirfche Bemerkungen, auf die seine Frau stet eine Entgegnung fand von ei ner Schärfe, die ihr sonst vollständig fremd gewesen. Der Kapellmeister wurde nachdenklich. Er sah sein ehelich Glück, da volle sech Jahre ungetrübt gedauert, durch den Äff gefährdet. Als ein be. sonnen Mann rang r sich nach inem schweren inneren Kampf den Entschluß ab, fügsam zu fein und sich jeder öffent, lichen Bekundung feines Unmuthe zu nthalten. Al er jedoch eine Tage in seinem ArbeitSkabtnet an dem Plafond haken, daran sonst die Lamp hing, ine dünne Stahlkette niederbaumeln sah, de. ren Zweck ihm sofort einleuchtete, da schmoll sein Unmuth zu Hellem Zorn auf. .Ich will meine Lampe wieder!' schrie r seine Frau an, da Gesicht von einer flammenden RSthe übergössen, .Joco kann sich in seinen Voltigir. und Kletler küisten produziren, wo Dir beliebt, nur nicht in meinem Arbeitökabinet. Das fehlt mir noch gerade jetzt, wo ich mit meiner Operette beschäftigt bin. Bist Du on Sinnen?' Sie schaute ihn eine Weile starr an. So hatte er mit ihr noch nie zu sprechen gewagt. Nun war es ihr endlich völlig klar, was sie längst geahnt: daß ihr Mann egoistisch, herzlos, ein Tyrann war, der ihr nicht die geringst Freude, nicht die mindeste Kurzweil gönnte. Die Augen wurden ihr feucht. .Ich habe foist nirgends einen Pla. sondhaken,' sazt sie scheinbar ruhig. .Meine Lampe will ich. fort mit der Kette,' rief er und pochte mit der Faust auf den Tisch. Sie wurde todtenbleich. .Nun weiß ich. wer Du bist,' flog S über ihre Lippm, .nun kenne ich Dich. Aber ich bin schon unglücklich genug, tvrannisiren lass' ich mich nicht, das sag ich Dir!' Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen, bedeckte das Gesicht mit den Händen und begann leise zu schluchzen. Die Folge dieser Auseinandersetzung war, daß die Kette blieb, daß Joco eine halbe Stunde spater aus ihr sich produztrte und daß TazS darauf in der Nähe derselben ein kleiner Turnapparat auftauchte. Der Kapellmeister ließ AlleS ruhia geschehen. Er sprach kein Wort mehr. Aber die düsteren Schatten auf seinem Gesichte wollten nicht verschwinden. Heute aber ist sein Antlitz nicht ftnfter wie sonst, e strahlt vor Freude und seine Augen leuchten. D;e Operette, an der er seit einem Jahr arbeitete, ist glücklich be endet, und auch das Wiegenlied, das der Träger der Titelrolle zum Schluß singen soll und darüber er Wochen hindurch ge brütet, ist ihm glänzend gelungen. Diese Melodie, au dem seine eigene Sehn sucht singt und klingt, summt ihm jetzt durch den Kopf, während seine Feder über das Notenpaper dahingleitet. Und er lacht leise vor sich hin. Da durch bricht plötzlich die Stille in verzweifele ter Ruf. Die Feder entfällt seiner Hand. Er sahrt empor und horcht. . .Joco! Wo ist Joco? Um Gotte. willen!' so gellt di Stimm der Frau Kapellmetstertn hinab in den Hof, wo um inen orgelnden Werkelmann ine Schaar lärmender Knaben herumtollt, während ein Dutzend halbwüchsiger Mädchen nach den Takten de Waller im Kreise wirbelnd dahinfliegt. Aber all den Lärm, da fröhliche Lachen der Knaben, da scharrend Schleifen der tanzenden Mädchen, da Dröhnen der Drehorgel übertönt der gellend Rus: .Joco! Wo ist Jcs? Um Gs:te. willen!' Und e wird plötzlich still. Joco ist im ganzen Hause bekannt, be liebt, eine populär Erscheinung. Da Gericht, daß er abhanden gekommen, flattert von Stockwerk zu Stockmerk, von Partie zu Partie. An den Fenstern tauchten Gesichter auf. Man frägt, man äußert verfchiedentliche Ansichten, maa debaltirtl Zwischen der jungen Frau und dem Hausmeister, der auf die Nach, richt hin, daß Joco verschwunden, her beigeeilt, fliegen Rede und Gegenrede. Man veranstaltet endlich eine Streife, an der sich unter der Führung de Hau, meister die gesammte männliche und weibliche Jugend de Hause eifrig be thetligi, man durchsucht den Keller, man durchforscht jede Abtheilung de Dach boden, aber alle Muhe t,l vergeblich. Nirgend in Spur von Joco! Die junge Frau steht noch immer am Fenster, bleich, erregt, mit zuckenden Lippen. Allerhand Möglichkeiten, darunter recht abenteuer liche, blitzen ihr durch den Kopf: Vielleicht hat Herr Sohm, der Besitzer de Dachs, Hundes, Joco vergiftet! Vielleicht hat ihn der Werkelmann unten gestohlen! Am End ist er gar unter die Räder eine Steinwagen gerathen. Vielleicht hat er sich verlaufen! Aber wenn die der Fall, so muh man ihn ihr wieder zurückstellen! Um jeden Prei! Sie wird e sofort der Polizei anzeigen, in Annonce in die Zeitung geben, Demjenigen, der ihr Joco miederbringt, eine Prämie von zehn, von zwanzig, von dreißig Gulden zahlen! Die Prämie, da wird wirken! Und mit fliegender Hast seht sie ine Anzeige auf, wirft ihrem Gatten, der stillvergnügt lächelnd an der Thür seine Arbeit, kabkikt steht, einig unverständliche Worte zu und stürmt hinaus. Der Kapellmeister lächelt stillvergnügt. Jawohl! Joco ist nicht mehr! Da tönt mie in Judelruf in seiner Seele. Nun mird Alle wieder in' Gleiche kommen! Nun wird der trübe Schatten, der ihr eheliches Glück verdunkelte, sich verflach, tizen. Die arme Frau! Seit Wochen hat er ihr kein freundliches Wort gesagt. Wenn sie heimkommt, wird er ihr um den Hai fallen, ihr mittheilen, daß fein Arbeit vollendet und ihr da Wiegenlied vorsingen. Da wird in Jubel werden! Er lacht laut auf, setzt sich an den Tisch, durchstiegt die Partitur seiner Operette und bcginnt wieder zu schreiben. Eine Stunde vrrinnt. Da öffnet sich tik Thür. Er hört e nicht. Aus einnial klirrt etwas hinter ihm. Er wendet sich hastig um. .Joco,' entringt s tch seinen Lippen. ES war in der That Jccol Er hält die Stahlkette umklam- mert, blinzelt mit oen eugtetn unv riet tert auf und nieder. Der Kapellmeister starrt Joco verwundert an. Er will seinen Augen nicht trauen. Da schlägt ein Kichern an sein Uyr. VüslS Menjt mädchen steht hinter der Thür und steckt den Kopf in' Kabinet hinein. .Denken Sie sich gnädiger Herr,' sagt st, .Joco war im KindSwagerl versteckt.' .Wal für Wagen?" flammen r. Das Dienstmädchen schließt lachend die Thür. Er fragt nicht we!t,r. Das wonnige Gefühl, da soeben noch seine Brust geschwellt, t verschwunven. neun mird die alte Misere wieder anfangen, denkt er und betrachtet grimmig den Affen, der plötzlich mit einem Satz auf den Schreibtisch sich schmingt. .Fort, Du elende Vieh, Du Satan!' schreit der Kapellmeister auf und versetzt Joco eine schallende Ohrfeige, die ihn vom Tisch hinabfegt. Dann springt er auf, wandert eine Weile mit hastigen Schrit ten im Gemach umher, läßt sich endlich auf da Kanapee nieder und lehnt, schmerzlich lächelnd, das Haupt zurück. Und wie er fo verdüstert und in sich ver funken dasitzt, befällt ihn eine schwere Müdigkeit. Er hat die letzt Nacht sast kein Aug zugethan, so sehr hatte ihn daS freudige Bewußtsein, daß seine Arbeit beendet, erregt. Nun umfängt ihn ein leichter Schlum. mer. Aber in den Ohren tönt ihm noch immer sein Wiegenlied, so süß und lockend, und ihm dünkt, er stünde vor dem Orchester, da Elfenbeinstabchen tn der Hand, und seine Melodien summen und rauschen wie klingende, singende Wellen um ihn. Auf einmal wird ein schneidender Mißton. DS rührt von der Primgeige her, die ein putziges Männchen an da Kinn gepreßt hält. Und das Männchen hat Joco'S altkluges Gesicht, Joco'S boshaft blinzelnde Aeug lein. .Joco!' ruft r. rmacht und fährt mpor. Er steht eine Weile wie versteinert da, mit weitgeöffneten Augen auf den Schreibtisch stierend, auf dem Joco ruhig sitzt, vor sich einen aufge schichteten Hausen zerfetzten Notenpa vier, die er immer wieder und wieder zerstückelt. Ein dumpfer Schrei entquillt ber Brust des Mannes. Dann faßt er einen Bergstock, der neben der Thür stand, holt aus und ein wuchtiger Schlag kaust auf Joco' Schädel nieder. Der Affe bricht lautlos zusammen. In die fem Augenblicke klingelt es. Die Thür Seht aus. junge grau tritt, ote Sangen vor Erregung geröihet, in' Gemach. Ihr erster Blick trifft den starr Mit. aenden Assen. Die Farbe weicht von ihrem Gesicht. Sie stürzt mit einem Schrei zum Tisch und umklammert Joco .Du hast ihn ermordet!' schreit sie, und ihr Augen funkeln. .Ja,' sagte r ernst, .sieh' her, di Arbeit eines ganzen Jahres hat die Unvernunft Deines Joco vernichtet.' Sie eilt hinaus. Er aber sinkt auf einen Stuhl nieder, stützt die Ellenbogen auf den Tisch und preßt mit beiden Handen seine orennenoea schla fea. Eine Stund verfliegt und wieder in. Er fitzt immer noch regunqSlo und von inem dumpfen Weh bedrückt ta. Da geht wieder die Thür und die junge Frau schlüpft leise herein. Sie schaut lange auf da bleiche, gramdurchfurchle Antlitz ihre armen Manne. Um ihr Lippen beginnt e zu zucken. .Fritz !' ruft si ndlich und au ihrer Stimme bebt etwas, da er schon lang nicht mehr vernommen, etwa Weiche, Süße, Zä tliche. Er hebt da Haupt und blickt sein Frau fremd an. Seine schönen Augen sind von Thränen gefeuchtet. Da sieht sie erst jetzt. Sie tritt an ihn heran, neigt sich zu ihm und fragt leise: .Kann nicht da Unheil, da da arm Thier angerichtet, wieder gut gemacht werden?' Er schüttelt verzweifelt den Kopf. .Ich habe den Muth, die Kraft nicht mehr!' Da spielt in seltsame Lächeln um ihre Lippen. .Und menn ich Dir,' sagte sie, .etwas mittheile, daß all' die Me lodien, di Joco zerrissen, in Deiner Seele wieder lebendig machen, daß Dir neuen Muth, srische Kra t zur Arbeit verleihen wird?' Er schaut si in Weile stumm an. ,Wa?' stammelte er endlich und eS blitzt freudig in feinen Augen auf, .was. . . . n Ende....' Da flüstert si ihm tief erröthend einige Worte in' Ohr. Jetzt schnellt er empor, schlägt den Arm um ihren Nacken, vrefit sie an tt unv bann lacg ten sie alle Beide so glücklich, fo toll mie noch nie. . .. .Und den .Joco?' ruft er endlich. .Den stopfen wir auS ,' jubelt sie mit glückselig strahlenden Augen, .und nun komme in die Garberobe. iCu oll da KindSwagerl, das ich im Geheimen ge kauft, bewundern....' Des Nächsten Hausfrau. Humoreske von Paul Roderich Lehnhard. Doktor Wilhelm Derksen war schlech- ter Laune. Vor kaum drei Monaten hatte er sich als praktischer Arzt, Wundarzt ;c. niedergelassen und schon wollte man ihm seine hübsche Wohnungseinrichtung, die er seinem biederen Onkel verdankte, grausam abpfänden. DaS AlleS wegen einer Schuld aus luftiger Studentenzeit. ES blieb ihm nichts weiter übrig, IS eine Treppe höher bei Meyer, Besitzer einer Pfandleihe, fein schönes Harmo nium zu versetzen. Eben sollte das Jn ftrument nach oben geschafft werden, als plötzlich der alte Erbonkel unerwartet zum Besuch kam. Man kann sich natür lich die grosze Verlegenheit des jungen ArzteS denken. .Nanu. wunderte sich ber etwas korpulente Kleinstädter, nachdem die erste Begrüßung vorüber war wohin läßt Du denn die Orgel tragen? .OS. oben hinaus!' .Oben hinauf?' wiederholte der alte Herr fragend, unwillkürlich eine Fingerbewegung nach oben machend. Ja, was soll denn die da oben?' .Da? Wa sie da soll? Na, da soll d'rauf gespielt werden!' .So? Wohl Gesellschaft dort und Du borgst sie dazu her?' Der Doktor athmete erleichtert auf. .Ganz richtig sagte er, Gesell, schaft, und ich borge sie dazu her!' .Wie heißen denn die Leute?' .Meyer! sagte der Doktor. Sehr gefällige Menschen! Lieber Mann, hübsche Frau!' .Hübsche Frau? Onkelchen zwin kerte verständnißooll mit den kleinen Lugen. Da bist Du wohl viel oben?' .Oh nein! erwiderte der Doktor, dem das Gispräch unangenehm wurde. Sehr selten!' .ha! lächelte der Onkel. Ver. stehe! Der alte Meyer ist eifersüchtig?' .Kolossall' nickte der Doktor; dann lenkte er die Unterhaltung auf andere Dinge. .Du, ApropoS, ich will jetzt gehen,' sagte der Onkel, .ich habe Einiges zu be sorgen und kenne mich in Berlin aus. Du gehst ja doch wohl zu MeyerS.' Der Doktor ließ den Alten gern bei dem Glauben und verließ bald nach ihm daS HauS. Onkelchen hatte feine Besor gungen schneller, wie er glaubte, erledigt und kehrte zurück. Plötzlich wurde heftig die Glocke ge. zogen und da die Wirthin nicht anwesend, bcquemte sich Onkelchen selber zum Oeff. nen. Ein hübsches, junges Mädchen trat ihm entgegen und sah ihn befremdet an. .Ach, Sie entschuldigen sagte sie schüchtern ist denn der Herr Doktor nicht zu Hausei' .Aha! Eine Patientin! dachte der Onkel bei sich, daS Fräulein wohlgefällig betrachtend. .Bedauere sagte er dann zu ihr augenblicklich nicht an wesend. Sprechstunden: 9 bis 10 und 4 bis 5.' .Ich weiß. erröihele die Dame aber ich komme nicht IS Kranke. . . . ' .Ach so? machte der alte Herr ein psitsigeS Gesicht. Sie wollen meinen Neffen prioatim sprechen? Ja, dag thut mir leid, der ist heute eingeladen.' .Eingeladen? lächelte die junge Dame. Ach fo! Sie mtinen wohl, er ist zu feiner Braut gegangen?' .Braut? wunderte sich der alte Herr. Na, das kann man doch fo eigentlich nicht behaupten. Die hübsche Frau Meyer, bei der er jetzt wahrschein lich da oben ist, hat doch schon gewisser, maßen einen Man!' .Wie, bei der hübschen Frau Meyer ist Willy ingelaben? Der Ungetreue. mich so zu hintergehen!' Mit diesen Worten stürzte daS junge Mädchen laut ausschluchzend zur Thur hinaus. .Na, das sind ja nette Geschichten. sagte der Alt zu sich, .da muß ich mir doch mal Klarheit verschaffen!' Damit begab er sich ein Trepp höher zu Meyer'. Man führte den alten Herrn in wen eleganten Salon. .Aha!' machte Onkelchen, sich über all umblickend, .da fleht ja auch die ge borgte Orgel. Merkwürdig! Nach ,Ge sellschsft' sieht e ja aber hier gar nicht auS'.?' Ehe er noch weitere Betrach tungen anstellen konnte, trat der Herr de Hause in. .Meyer!' stellte r sich mit höflicher Verneigung vor. .Freut mich!' nickte Onkelchen. ihn musternd. .Ich bin der Onkel de unter Ihnen wohnenden Doktor Derksen.' ,Ah, sehr angenehm! Wollen Sie nicht gefälligst Platz nehmen?' Herr Meyer bot ihm einen Fauteuil an. ,O bitte, ich möchten meinen Neffen gerne sprechen', meinte der Onkel. .Ja, hier ist er nicht.' sagte Meyer. .Sie kommen mohl wegen der dtöereten Angelegenheit?' .Aha,' dachte der Onkel, .Eifer, sucht,' und zu Meyer gewendet: .Ich glaube, daß Sie sich unnölhig beunru higen, Sie können meinem Neffen ver. trauen, r ist in Ehrenmann.' .Daran zweifle ich nicht, bin auch außer Sorge,' sagt Meyer, wenn Sie aber die Angelegenheit lieber gleich er, ledigen wollen, so geben Sie mir einfach 500 Mark und dann schickte ich si sofort hinunter." Der alte Herr sah den Sprecher ganz verwirrt an. Pfui! Sind da Zu stände in der großen Stadt !' dachte r bei sich. .Herr Meyer bracht er dann mit zitternder Stimme hervor Si haben ja nette Ansichten....' .Finden Sie? Freut mich!' rieb sich Meyer vergnügt die Hände. .Aber, fuhr der Onkel erregt fort wa sagt denn Ihr Frau dazu?' .Meine grau? Na, die ist mit Allem einverstanden!' .Auch mit dem Hinunterschicken?' .Freilich nickte Meyer sowie ich da Geld empfangen habe.' Nun wurde eS aber Onkelchen doch zu bunt. .Hören Sie sprang er von seinem Sitze auf bedenken Sie doch, daß mein Neffe bereit? eine Braut hat I' .Das hat doch damit nichts zu thun? lächelte Meyer. UebrigenS braucht sie eS ja gar nicht zu erkahren I' .Oh, diese franMschen Zustände!' dachte der gute Onkel ; dann trat er dicht an Herrn Meyer heran: .Herr, ich verachte Sie!' schleuderte er ihm entrüstet entgegen, und ehe sich der ver dutzte Meyer die Situation noch recht er. klären konnte, stürmte er an ihm vorüber zur Thüre hinaus Sofort wollte er da Hau diese leichtsinnigen Neffen, der .seine Nach, sten Weib' begehrte, verlassen. Da wurde plötzlich die Korridorthür aufge schlössen und gleich darauf trat eben die ser Neffe, gefolgt von dem vor Kurzem dagewesenen jungen Mädchen in'S Zim mer. .Onkel rief der junge Mann gut. daß Du da bist I Du mußt mir be. zeugen, daß ich kein schwarzer Verräth bin! Ich halte mich bet einem Freunde verspätet und kam erst nach der verabre beten Zeit zu meiner Braut, dieser Dame hier, die ich in Thränen aufgelöst vor. fand, tm Begriff, mir einen Absagebrief zu schreiben.' .Wozu sie auch vollständig berechtigt war l warf jetzt der empörte Onkel ein. Du verdienst fo ein nettes MSdel gar nicht! Denke an Deines Nächsten Hausfrau, denke an Frau Mtyer da oben!' .Ab Onkelchen lachte der Docior Frau Meyer kenne ich ja gar nicht I' .Wie? ereiferte sich der Onkel Du willst noch leugnen?' und näher an ihn herantretend, sagte er ihm in ver nichtendcm Tone : .Für sünfhundert Mark schickt er sie Dir 'runter !' .Also Du weißt und haft vielleicht be zahlt? Du lieber guter Onkel!' rief der Doctor aus, ihm um den HalS f al lend. .Wie freue ich mich, daß ich so bald die Orgel wiederbekomme !' ,WaS, die Orgel?' staunte der Onkel. .Nun ja, die Orgel, die ich dem Meyer für 500 Mark verpfändkt habe! Was glaubtest Du denn?' Daß, nachdem sich fo Alles zur all. gemeinen Zufriedenheit aufklärte, Onkel chen die fünfhundert Mark für Herrn Meyer herausrückte und feine Unter, stützung bei der baldigst in Aussicht ge. nommenen Hochzeit feines Neffen zu sagte, bedarf wohl kaum der Erwähnung. .Ich bin nur froh, sagte er bei seiner Abreise zu dem sich zärtlich von ihm verabschiedenden Pärchen daß daS nichts war mit der Frau Meyer da oben; denn man soll nie begehren deS Nächsten Hausfrau!' Die Gkschicht in Haupttreffers. AuS Wien wird unter'm 14. Mä,z geschrieben: In einem hiesigen Gast, hause saß letzter Tage der Beamte der Anglo österreichischen Bank, Herr Walther, mit mehreren Freunden bei sammen und daS Gespräch drehte sich um Loose und Haupttreffer Chancen. .Ach,' meinte ein Freund des Genann ten, ein Geschäftsmann auS der inneren Stadt, .lassen Sie mich auS mit Loosen; eS ist schade um daS Geld. Hat ja letzt hin ein Statistiker ausgerechnet, daß man eher viermal vom Blitz erschlagen werden kann, als daß man einen Haupttreffer macht.' Darauf natürlich Opposition, und man erzählte von verschiedenen Sei ten Haupttreffer-Geschichten und erörterte die Gewinnsthoffnungen bei diesen und jenen Loosen. Schließlich wurde der Geschäftsmann, der so entschieden gegen eine Kapitalsanlage in Loosen aufge treten war, gefragt, ob denn er selbst schon das Glück versucht habe, und er erwiderte: .Freilich habe ich scbon s'it Jahren zwei Loose zu Haus im Kasten liegen, in ommunalloo und ein Theilöloo, aber, wie gesagt, e ist ja nur lajaoe um da Geld!' Und der Herr war so obstinat, daß ber Wider, spruch schließlich Aerger erregte. Wie kann maa nur so reden, murd ihm zuoe rufen, solche kraftmeln'schk Gesinnung ist xarador und thöricht, und Herr Wallher fragt schließlich: .Haben Sie denn immn di ZiehungSIiiten durchgesehen?' Ab dn Geschäftsmann beharrte bei seinem ,' ist schad' und sag: lachend: .Seit Jahren kommen sie nicht herau, meine Nummern, oder e fällt höchsten ein Miniaturtreffer darauf. ' Nach alle dem verstand er sich aber schließlich doch dazu, Herrn Wallh die Loolnummern anzusagen, der tn der Bank nachsehen wollte; und al nun Herr Walther die Nummern, die er in seinem Notizbuch notirt halle, in den Listen nachsehen ließ, mer beschreibt seine freudige Ueber raschung, al i$rn nun mitgetheilt wurde, daß das Kommunalloo bereit am 1. Oktob 191 mit dem Haupttreffer von 200,000 fl. gezogen mm den sei. Er ließ sofort den glücklichen Gewinner ver ständigen, dieser holte, noch immer un gläubig, da Loo herbei, die Serie 933 Nummer 49 wurde mit der Restantenliste verglichen und stehe da, Alle stimmte genau. Da groß Glück vermochte in deß den in zwar bescheidenen, ab doch behaglichen Verhältnissen lebenden Ge schäsiSmann nicht aufzuregen. Er über qab der Angloöstreichifchen Bank da Loo zum Inkasso und gestern, Mittag, präsentirten zwei Kossendien der Anglo Bank daS Haupttrefferloo bei der städti sehen Hauplkasse, wo ihnen nach Abzug der LOprozenligen staatlichen Gewinn steun der Betrag von 160,000 fl. au, bezahlt wurde. Bemerkenömerth ist, daß in den letzten Jahren die Haupttreffer der Kommunallooj regelmäßig .kleinen Leuten', die' brauchen können, zuge fallen sind. (sin Sonderling. Dr. Abernethy ist in England noch unvergessen durch feine Tüchtigkeit, feine Grobheit und Wortkargheit. Letztne Eigenschaften bewirkten, daß auch Die jenigen, an denen er sie noch nicht er probt, die nur davon gehört hatten, sich in feiner .Sprechstunde' de Sprechen nach läften enthielten. Eine Tages kommt eine Dame zu ihm, um ihn wegen einer schweren Wunde zu konsultiren, die ihr ein Hund am Arm beigebracht hatte. Ohne ein Wort zu sagen, entblößt sie den verwundeten Arm und zeigt ihn dem Arzte. Doktor Abernethy betrachtet ihn einen Augenblick, dann sragt er: .Quetschung?' .Biß.' .Katze?' .Hund.' .Htutc?' .Gestern.' .Schmerzhaft?' .Nein.' So wortarm war unter feinen Pa tientinnen noch keine gewesen, und er wandte ihr di sorgsamste Behandlung zu. Nacht ließ der gute Abernethy noch weniger gern mit sich reden. Ein mal steht er gerade im Begriffe, um 1 Uhr Morgens (er war noch um Mitter nacht zu einem Kranken gerufen worden) sich in's Bett zu legen, da klingelte es wieder. .Wa ist log?' schreit er wüthend. .Ach, Herr Doktor ach, Herr Dok tor rasch, rcsch mein Sohn hat eirieMauö verschluckt!' .Zum Donnerwetter, fo soll er 'ne Katze fressen!' Rufr's, wirft daS Fenster zu und legt sich zu Bett! Sin Stückchen ttabinetsjustiz. Im Jahre 1741 erließ der Herzog Ernst August I. vsm Sachsen Weimar (gestorben 1748) eine .Mühlenordnung', d. h. ein Gesetz üb das Mühlengewerbe, in welchem die herkömmlichen Ueberoor theilungcn der Mahlgäste strengstens un. terfagt und mit schwerer Geldstrafe be droht wurden. Die Regierung kümmerte sich nicht im Geringsten darum, ob das Gesetz befolgt wurde oder nicht, nach Jahresfrist jedoch erschien plötzlich zu Jedermann? Ueberraschung ein neues ge harnischteS Edikt folgenden Inhalt: .MSnniglich werde sich zu erinnern missen, was Ihre Durchlaucht für ein heilsame Mühlenordnung hätten aus gehen lassen. Da nun aber, daß alle Müller Diebe feien, mclt und offen, kundig uud deshalb mit Bestimmtheit anzunehmen sei, daß kein einziger solcher landeSvätcrlich Verordnung nachgelebt habe, fo sollten sie nunmehr kraft dieses Mandats durchgehend in die wohlver diente Strafe tondemnirt und gehalten sein, solche fördersamst an die herzogliche Rentkasse zu entrichten, oder aber zu ge wärtigen haben, daß besagte Strafgelder durch militärische Erekution beigetrieien würden.' Vergebens b:theuerten nun die unge. hört Verdammten in zahllosen Eingaben die Reinheit ihres Mehls und ihres Ge wissenS der Herzog blieb bei fein Ansicht, daß ein ehrlicher Müller ein Un ding fei und die mehr oder weniger be dauernSwerthen Opfer dieses Vorurtheils mußten wirklich die angesetzte Strafe be zahlen. Ach so l A : Ist dn H. eigentlich ein wohlun terrichlet Mann? B : Ich glaube ja, denn er weiß in anderer Leute Angelegenheiten besser Be. scheid, al diese selbst. Kindermund. Frihchen: .Du, Mama. Du haft wirklich recht, daß man für' theure Geld nicht Ordentliche bekommt. Jetzt hab' ich die Hos rft zwei Tage sd si ist fcbrn hm !' 0?eiter N'kg, Her? (dem bei Laset eine Wurst in den Rhein gefallen): ,Ha, wird d Seehund sich freuen, der di auf schnappt!' Jtebaft tröst. .Ach, lieb Freundin, ich bin schrecklich unruhig und mache mir alle möglichen Vorstellungen I' ,Wa ist denn lo?' Mein Mann hat heut zum ersten Mal an in großen Treibjagd theilgc nommen !' .Nun, nun, er wird doch nicht gleich da erste Mal Jemanden treffen!' Rangordnung. Werkmeister (,um neu eingetretenen Arbeiter, der ihm auf sein Niesen Prosit geantwortet hat) : .So, jetzt passen Si auf, wie ich' mit dem Niesen gern ge halten hab': Zum Prinzipal sagt man ; Zur Gknkfung!' zum Werksüh ur: .G'sundheitI' zum Arbeitn : .Prosit!' und zum Lehr lwg: Halt' ' Maul!" Lin Pechvogel. Vorsitzender: .Angeklagter, sind Sie vnheiralhet?' Angeklagter : .I' hätt' schon 'möcht, ab vor laut Einsperr'n bin i' net dazu 'kommal' Boshafter Onkel. Ein Reicher setzt seinen Neffen zum Erben seine ganzen Vermögen in unter der Bedingung, daß sich derselbe alljährlich am Sterbetage seine Oheim einen Zahn ziehen lasse und so mit unge heucheltem Schmerze an den Tod seine Verwandten denke. Dauerhafter 5toff. Familienvat : .Wie leicht und schwach doch diese Regenschirme heutzutage sind ! Mein Vater hat ein Parapluie ge, habt, au dem hab' ich noch, al da Gestell hin war, einen ganzen Sommer anzug bekommen!' Das Linfacbfte. Theaterdirektor: .Ich kann Ihr Drama, welches gestern zum ersten Male gegeben murde, nicht mehr aufführen las, sen e wurde ja vom Publikum fort mährend gelacht!' Dichter : .Nun, da können Sie e ja als L u st s p i e l aufführen !' Auf den Lusch geklopft. Kaufmann (zu einem jungen Braut paar, das feine Ausstattung bestellt): . . . .Werden die Herrschaften auch einen Geldschrank nöihig haben?' Bräutigam(zu dem zukünftigenSchmie gervater): , Was meinen Sie, Papa?' wess' das lerz voll ist ic rc. Gouvernante : ... .Großartig ist der Hafen in Kiel, in Hamburg I . . Wissen Sie mir sonst noch einen interessantm Hafen zu nennen?' Emmy: .Der Hafen der Ehe!' Variante. A: .Wie geht e Ihnen in Ihrer neuen Wohnung?' B: .Ich bin unglücklich! Ich habe eine Zimmernachbarin, die Klavier spielt und ' A: .Jung oder alt?' B: .Sie ist zu jung, um nicht zu spielen, zu alt, um ohne Hund zu sein I' Aasernhofbliitlze, Wachtmeister : .Rekrut Müller, stel len Sie sich nicht so nahe zum Kopf Ihres Pferdes, sonst frißt eS Ihnen da Stroh bei den Ohren heraus ! ' Nobel. Prirzipal (dem Lehrling dictirend) : .Herrn Schulze in Breslau l' Lehrling : .Entschuldigen Sie. Hnr Prinzipal, schreibt sich Herr Schulze mit einem tz oder blos mi, einem z?' Prinzipal: .'s ist 'n guter Kunde bei dem kommt's auf das bischm Tinte nicht an. . Schreiben Se tz I' Entsetzlich. .Denken Sie sich, als ich gestern da neue Schauspiel gesehen, hatte ich in der Nacht darauf einen schrecklichen Traum!' 'So! Wa träumte Ihnen denn?' .Mir träumte, ich müßte da Stück noch einmal ansehen!' Ein Pessimist. Nandl : .Nun. Hank, Du hast gehet rathet wie gesällt Dir die Sach'?' Han : .Ja weißt D', Nandl, da kann ma' die ersten fünfundzwanzig Jahr' ir G'wisse sagen!' Milderung. Kritik: ,Wa, da Stück Ihre Sohne ist gestern durchgefallen?' Protz : .Ja aber bei e r h L h. ten Preisen!' ver Gelehrte im lvirthshaus. Professor (dem der Kelln ein sehr magere Huhn gebracht hat) : .Kell ner, nehmen Sie'S weg ' ist mir zu abstrakt!' was ist unangenehm? Wenn man im Wirthshaus einen Ha sen ißt und kriegt darauf einen Katzen jammer. Anspruchslos. Erster Officier: .Donnerwetter, Herr Kamerad, muß da aber öde sein da in Dingsda, in Ihrer Garnison. Wa haben Sie denn da eigentlich für Zer ftreuungen?' Zweit Ossici: ,Na verschiedenk, wenn wir un aber einmal ganz gut amüstren wollen, dann knobeln wir au, wer sich meisten langweilt.'