Line alte Jungfer. .Zwing Tich nicht. Hedwiq. wenn Cu seinen Hunger hart," sagte iflultm Ananana Xnoii mit toter kühlen. ruyi gen Stimmt zu einem jungen Mädchen in lrauerkleibern, bol cm ttx ihm not aesedlen keinen Mehlspeise, nebenbei einem Wunderwerk der Kochkunst, mit der urnqekehrten Gabel, wie man zu sagen pflegt, ah. Hedivig blickte oerblufit aus. dann kam ihr da Wasser in die Augen. ? war ihr aus einmal klar geworden, aal dal hart kalte Fremd für sie bedeutete. Daheim wäre e sicher all in National Unglück angesehen worden, wenn dal Prtnzeßlein seinen Teller unberühit lieh. Mama nöthigt aus dal Zärtlichst, Papa wollte den Arzt zu Rathe ziehen, selbst die alte Köchin sann in Zerknirschung darüber nach, wa sie an der Mah!?,eit wohl versehen haben mochte, und Fiäu lein Anaflafla, deren Obhut die Waise übergeben worden war, versetzte blos kaltblütig: .Der Appetit wird sich bei einem so jungen und gesunken Menschenkind schon wieder von selber einstellen; bei einer rltcn Person, wie ich bin, ist das etwas Andere.' So kalt, so gefühllos I Und da war da Wesen, da Hedmig Vater und Mut, ter ersetzen sollte. O, nicht umsonst hat ihr kranke Mama noch auf dem Todten bett lang und schwer mit sich gekZrnpft, bevor sie ihr Stiesschwester au der Ferne herbeirief, um den größten Schatz, den sie besaß, in ihre Hände zu legen. Nicht umsonst hatt sie dieselbe einmal in einem unbewachten Moment verknöchert, eine wlrmerenGefühl unfähig genannt. Seit sie ihrem Gatten nach dessen Wohn sitz in einer nördliche,, Stadt de Staa. te New Fork gefolgt war, hatte fast jeder Verkehr der Stiefschwestern aufge kört. Hedwig erinnert sich nur an inen Besuch ihrer Tante, Dies war auf Vollkommen unerwartete Weise in den Besitz einer Erbschaft von einer ihrer mütterlichen Verwandten gelangt und hatte kurz nach diesem Ereigniß eine große Reise, wi e hieß, nach Califor nien unternommen, wobei sie zu einem kurzen Aufenthalt im Hause von Hed wig' Eltern vorsprach. Da junge Mädchen kann sich noch sehr genau der außerordentlich nützlichen Geschenke erin ncrn, die jene ihr mitgebracht; da war kein Spielzeug, kein Putzstück darunter, Alle war sehr praktisch, sehr nüchtern und hatte dik Kleine nur äußerst mäßig erfreut. Ihr schwebt noch dunkel vor, daß e bei diesem Besuch zu unangeneh men Erörterungen über Tante Anastasia's Reise und den Zweck derselben gekommen war, daß dies erzürnt da Hau auf Nimmerwiederkchr verlassen und Mama sie ine überspannt, alte Närrin genannt habe, wa eigentlich, wenn man e nach, trSglich überlegt, nicht recht zu ihrem ganzen Austreten und den praktischen Ge schenken gepaßt. Nach ihrer Rückkehr erfuhr man, daß sie sich wie in Karlhäuserin jn ihr er erbte Hau einschloß, daß 'sie keinen Verkehr mit andern Menschen pflegte und für hart und geizig galt. Hätte Mama einen anderen Ausweg gewußt, so hätte sie gewiß ihren Liebling nicht dieser alten Jungfer anvertraut, die alle Lebenslust, allen Frohsinn in ihrer jungen Haus genossin rtödtkn, dt sie mit kränkender Sorglosigkeit und Mißachtung behan dein würde. Aber Hedmig war nach dem Tode ihrer Eltern beinahe mittellos und Taute Anastasta ihre einzige Verwandte 'in Amerika. Eine Art von Trotz r achte in ihr bei den Worten de alten Fräulein, sie griff zu und aß herzhaft. Aber wenn da junge Mädchen die Lieblosigkeit vorher geahnt hätte, mit elcher ihre Tante sie behandelte, die ge ringe Aufmerksamkeit, die jene darauf verwandle, ob dem armen Kinde diese oder jene Speis munde, ob ihr Be wegung oder Ruhe gesünder sei, ob ihr der Verkehr mit andern Menschen oder die Einsamkeit leichter über die Trauer ach den verstorbenen Eltern hinweg helfe, dann hätte sie S vorgezogen, als Lehrerin oder Erzieherin in ihrer Hei malh zu bleiben, wo st unter den Be kannten ihre! Haufe gewiß Fürsprache und Schutz gefunden hätte. Dann hätte sie wenigstens nicht zu allem nieder drückenden Kummer auch den der Tren mung von Fritz Hollfeld hinzuzufügen gehabt; von Fritz Hollfeld, der ihr erst allerdings noch etwas grüne N:igung be saß und auf da Glühendste erwiederte. Herr Hollfeid hatt glänzende Aussichten (ür seine Zukunft, sein ganz Lausbahn lag vor ihm, denn c stand noch am ersten 'Anfang derselben. Hä!te der Tod von HedwigS Vaier nicht so nützlich störend ingegrifscn, dann wär der strebsam jung Mann durch Fleiß und Tüchtigkeit ohne Zweifel vom Buchhalter zum Theil, haber emporgerückt und der Verwirk Itchung von seinen und HedwigS rosen farbene Träumen wäre nicht im Wege geftnden. Leider zog da jähe Ende itints BrincioalS und die Auflösung deS -Geschäfte einen dicken schwarzen Steich 'durch die Rechnung. Fritz stand wieder ,am Fuße deS BergeS mit allen seinen .glänzenden Aussichten vor sich, und Hed ig mußte sich wi in verzauberte Prin zesftn tu da Haus der bösen alten Fee einmauern lassen. Nicht einmal der Trost TW !ie!nden. die in unerbittliche Geschick getrennt, wurde ihr zu Theil; kein Bries kam in ihre Hände. Und sie fl für die ,rvei gleich verlocken. den Erklärungen entscheiden, daß Fritz sie vergefsen habe, oder daß die Tante sie .fiitli die hartherzige alle Jungfer selbst .i.r fnlien Schändlichkeit fähig Be flfc von allen rührenden LiebeSepisteln .. n ... fci. vi4ili,i - ergreife uno n nii u. r.n. nelanaen lasse. cr ,,, an einem Sonntag das Dienstmädchen in Visttkart vor Hd ;t g hin. Der Jahrgang 14. .Der junge Herr wartet im Parlor sag! si. giSuletn Hedwig la, wurde xrxur roth und warf inen Blick zur Tante hin über, die am Fentter die Zeitung stud'.rte. Nein, Drache, der sie war, si traf doch kein Anstalten, da junge Mädchen zu rückzuhalten, oder zu begleiten. Laut, klopfenden Herzen empfing dies allein den ersten Besuch in ihrem neuen Heim, da ihr noch immer nicht al solche er, scheinen wollte. Da Zwiegespräch im Parlor dauerte geraume Zeit, die Wahrheit zu gestehen, e dauerte ungewöhnlich lange. Endlich ging unten die Thüre, aber nicht um den gremden, sondern nur um Hevirtg her auszulassen, welche die Treppe hinaus und in Tante' Wohnzimmer hereintrip pelte. Seitdem ihr vor nun bald einem Jahre di Eltern gestorben waren, hatte sie kein so glückliches Gesicht gezeigt. Aber da war auch nicht gerade zum Ver mundern. Fritz hatte ihr soeben mttge theilt, daß er es, nachdem sie fortgezogen war, nicht länger daheim ausgehalten habe und daß er eine bescheidene Stelle in New Pork gesucht und gefunden. So lange diese einschneidende Veränderung in seinem Leben im Werke war, wollte er keine Nachricht von sich geben, nun aber dürfe er hoffen, wirklich am Anfang seiner Lausbahn zu stehen und S mit der Zeit vorwärts zu bringen. Aber so glucklich Hedwig Gesicht gewesen war, ein Blick in dt alten Züg ihrer Be schützerin verwischte sehr viel von dem Glanz, zaaha t und stotternd brachte sie die Bitte vor, einen alten Freund au ihrer Heimath der Tante vorstellen zu dürfen. Tante Anastasta neigte gleich mülhig den Kopf. Sie glaubte gewiß sehr entgegenkommend und freundlich zu sein, al sie den jungen Mann zu Tisch einlud, aber während der ganzen Mahl zeit saß sie wi ein EiSzapsen in Men schengröße zwischen den jungen Leuten und Fritz Hollfeld hatte all seinen ange borenen Frohsinn und seine Warmblütig keil aufzubieten, um nicht zu erstarren. Wa Hedwig betraf, so gab sie nach den ersten hoffnungslosen Versuchen alle Be mühungen auf, wurde wortkarg und trüdselia und thaut erst auf, al die ungemüthliche Dritte sich nach Tisch zu rückzog. Hedmig staunte, daß Fritz trotz dieser erkältenden Hauögenosftn dennoch nicht abließ, sehr häufig seinen Besuch bei ihnen zu machen, und wenn sie je ein Zweiskl an der Aufrichtigkeit und Tiefe seiner Neigung beschlichen hätte, die mußte ihn zerstreuen. Uebrigen mußte man der Tante Eine zum Lobe nach sagen, sie brachte ihr abkühlend Per, sönlichkeit ziemlich feiten und dann nur für kurze Zeit wi e ucyszimmer, wenn Fritz anwesend war. Sie saß meist in ihrer Stube, und wenn bi zu ihr da Lachen und Scherzen hinaufdrang, dann seufzte sie tief und schmerzlich. Schüchtern kam eine Abends, nach dem Hollfeld da HauS verlassen, Hed wig zur Tante hinein. Wa hätte da arme Kind darum gegeben, wenn s einen Schemel herbeiziehen, sich zu Füßen der alten Frau niederkauern und, da! Gesicht in den Klelderfallen der elven verborgen, ihre Beichte hätte ablegen dürfen. Aber die kalte. ,uaeknSptte grau war yr. trotzdem sie ihrer Güte viel zu verdanken hatte, innerhalb fremd geblieben, und sie mußte allen Muth aufbieten, beoor sie, vor dem alten Fraulein stehen vieivenv, zu sprechen vermochte. .Du wirft mich schelten. Tante, " sagte sie und die Thränen traten ihr in die Augen, .aber " und dann mit einem tiefen Athemzug stieß sie e heraus .ich habe mich verlobt." Die Tante machte ine Bewegung, aber sie schwieg, und ihren Bedenken und Abmahnungen haftig zuvorkommend, fuhr Hedwig fort. .Wir wollen warten, Fritz und ich, bis er eS zu etwa? gebracht, und wenn Du nichts dagegen hast, ich will nun auch nicht langer unnütz in den Tag hinein leben; ich kann Unterricht ertheilen, oder so etwa und sparen, damit, wenn wir nach Jahren zusammenkommen können Sie kam nickt weiter vor Schluchzen. Wie verbittert, wie vergällt wurde ihr der glücklichste Augenblick ihre Leben durch die harte, iwt, iyeiiriai,ms!o,e Frau! Aber im nächsten Augenviici rnieie sie wirklich auf dem Schemel, hatte ihr thränende Gesicht an die Tante ge schmiegt und sühlte deren Hand auf ihrem Scheitel, denn zu ihrem maßlosen. Er staunen hatte sie aus dem Munde der alten Jungfer folgende, im weichsten mitleidigsten Tone gesprochene Worte, gehört. .Bis Ihr nach Jzhren zusammen kommt? alternde, zweifelsüchtige Men, schen, denen e am eigenen Herd nicht rne&r warm werden kann, weil die Flamme Euerer Neigung von traurigen Erfahrungen, von Enttäuschungen, von Mühsal mit Asche überdeckt wurde? Nein, mein Kind, wenn Fritz und Du übtneuat leid. dak. wa Ihr empfindet, sür'S Leben vorhalten wird, wenn Ihr Euch wirklich und herzlich zugethan seid, dann sollt Ihr nicht warten, bis Euere Juqend entflohen ist. bis der harte Kampf Beilage zum Nebrasla Staats-Anzeiger. um' Dasein Euch alle Illusionen geraubt hat; dafür will ich sorgen. ' .Tante, Du Du willst un helfen.' voll Selbstoorwurs der geringen Nei gung denkend, die sie ihrer Verwandten entgegengetragen, stammelte Hedwig diese Worte. .Wer sonst al ich? Wer könnte e besser begreifen, aa es heißt zu warten, bis man alt und kalt geworden'; die Tante sprach eS leise, wie zu sich selbst. Dann hub sie an, und ihre Stimme klang argwöhnisch: .Hat Dir di Mutter niemals von meinem Jugenddrama erzählt?' .Niemals,' sagte Hedwig ehrlich. Ich dachte eS mir,' versetzte Anastasie und fuhr bitter fort: .Du mußt wissen, daß die Geschichte meiner thörichten Ju gendlieb den guten freundlichen Men schen viel Unterhaltung gewährt hat. Wie bin ich versteckt und offen verhöhnt und verspottet worden, weil und eS ist daS ja auch heutzutage lächerlich genug, weil ich meinem Wort und meiner ersten Liebe Treue bewahrt habe.' .Tante, ich würde gewiß nicht lachan.' .Nein, ich glaube Dir, denn heule ist Dir ungefähr so zu Muthe wie mir vor laß sehen fünfundzwanzig Jahren. Du wirst mich voreingenommen nennen,' fuhr die Tante fort und ihre Worte spcu Kelten so schnell hersor, wie au einem Brunnen, von dem man die verschütten den Steine entfernt, .aber ich glaube noch heute, kinen hübscher, freundlichern, treuherzigern Menschen als Kurt Ber nauer hat e nie gegeben. Er war Mechaniker und geschickt und tüchtig in seinem Fach, aber nicht beson der praktisch. Ich Halle mich seit meiner frühesten Jugend mit Stundengeben durchgeschlagen, und mix außerordentlich prakiisch, man lernt da dabei; wir ergänzten un vortrefflich und mir lieb tin unS. Ach, wag für Luftschlösser hab: wir gebaut! Wenn ich Deine und FritzenS Stimme zuweilen zu mir heraus tönen hörte, so glaubte ich, es sei vor 25 Jahren und Kurt sitze neben mir. Nur hatten wir keinen freundlichen Par lor zur Verfügung, fondern ein schäbig elegantes Ziminerchen in einem Boarding house, wo ich mich eingemiethet hatte. Kurt lebte von der Hand in den Mund und mit meinen Ersparnissen ließ sich auch kein Haushalt anfangen. Und darauf bestand ich; unsere eigene HäuS lichtest, wenn auch n'ch so bescheiden und noch so klein, wollte ich haben; daS er borgte, zigeunerhafte Wärmen am frem den Herd, da MiethshauSleben war mir ein Greuel. Kurt wurde ungeduldig und wir hatten manchen Streit über die fen Gegenstand. Aber ich bildete mir ein, da größte Lob zu verdienen, weil ich fest blieb und erklärte, so lange er nicht ine gesicherte Stellung habe, hei, rathe ich nicht. O, ich war sehr weise, aber wenn ich meine Jugend noch einmal zu leben hätte, Hedwig, dann wäre ich thöricht und äße bi an mein Lebensende am Boardinghauötische, und wohnte in einem finstern Winkel, der eng und dumpf wäre, wie ein Gefängniß. Jahre gingen hin. Hätte meine Verwandte den kleinsten Bruchtheil des Mammon, mit dem sie mich reich gemacht, als eS zu spät war, als AlleS vorüber war, ange wendet, um mir die Gründung meines Haushalts zu ermöglichen. ja, dann säße Deine Tante nicht als ocrtrocknete alte Jungfer, arm an Glück und an Liebe, Dir gegenüber. Der arme Kurt fing daran zu verzweifeln an, daß es un je gelingen werde, da Ziel zu erreichen, damals liegen Die guten Freunde und theuern Verwandten Ws angelegen sein, mich zu warnen, ein schlimme Ende zu prophezeien, mir zu zuraunen, mein Bräuiigam spiele, mein Bräutigam vernachläsffge sich, und al ich, wie selbstverständlich, von bem Un glücklichen so wenig lassen mochte, wie einst von dem lebenslustigen, frohen Mann, spotteten und lachten st über mich. Ihre vergifteten Pfeile harten aber doch ihre Schuldigkeit gethan, ich machte Kurt Vorstellungen, ich weinte und jammerte thu' die nicht, Heb wig, wenn Dein Bräutigam je ander handeln sollte, al Dir' wünschensmerth erscheint, mit einem freundlichen, herz lichen Wort kannst Du ihn zu Dir zu rückführen und zu sich selbst; aber Vor würfe und Klagen verbittern meist. Kurt entzweit sich mit mir, und eine Tageö hatte er die Stadt verlassen. Er wolle schnell reich werden, schrieb er mir, denn sonst würden wir eisgrau, bis meine Bedingung erfüllt werden könnte.' Dik Tante schmieg und barg ihr Et ficht in den Händen. Voll wärmsten Antheils hatte Hedwig gelauscht. .Und hast Du nichts mehr von ihm vernommen?' fragt sie. ,Nnr einmal,' sprach dikTani, .nur einmal schrieb er mir aus Calisornien, daß r in einigen Jahren zurückzukehren und seine Braut zu holen hoffe; ich habe nie wieder ein Lebenszeichen von ihm er halten. Er hat weder Glück noch Stern g?habt, mein armer, geliebter Kurt. ÄlS mich das Abieben meiner Verwand ten unabhängig machte, e war man cheS Jahr nach seinem Verschwinden i reiste ich ihm nach. An seinem eingesun kenen, vernachlässigten Grabhügel habe icb mit monier bitteren Thräne seine und meine verwüstete Jugend, unser armeS, oerpsuschte Leren beweint. Er ist, ein einsamer und verbitterter Mann, in Ar mulb und Entbebruna gestorben, icb babe einsam und verbittert mit meinen Reich thumern wettergelebt, bi Du mir in S Hau geweht wurdest, wie in Blatt im Sturm, und zu meinem Staunen habe ich an mir erfahren, wie da verknöcherte, erkaltete Herz noch einmal für ein warm Regung empfänglich wurde. Du sollst nicht so unglücklich werden, Hedwig, wie ich e geworden bin. .Mein Hau soll Dein Hau sein' und da Deine Man ne. Ihr werdet e mit dem Sonnen ein Eurer funden siebe erfüllen, und mein verschattete Leben wird in dem An blick Eure Glück heiterer, freundlicher abschließen, al ich seit Kurt's Verschwin den hoffen durfte. P. Hann. Eine Stunde der Gefahr. Aus dem amerikanischen Leben. John Warner saß vor seinem Tele graphentische, ein wenig bleich vielleicht, aber scheinbar ruhig und in keiner Weise aufgeregt durch seine momentan außer ordentliche Situation. Ein Fremder, der einen breitkrämpigen Hut trug und in daS rauhe Kostüm eine Hinterwäld lerS gekleidet war, lehnt hintkr dem Tische, auf welchem sein rechter Ellen- bogen ruhte, und m seiner Rechten hielt er inen starken, sechSlSufiqen Revolver. Di Mündung war auf John Warner gerichtet: und dabei gab e folgende Gespräch: .Um welche Zeit kommt Nach! der Erxreßzug?' .Er sollte in einer Hai ben Stunde da fein, aber er hat über eine Stunde Verspätung; er hält hier nicht' .Hat er nicht manchmal hier gehalten?' .Ein oder zweimal.' .Was veranlaßte ihn dazu?' .Ein Befehl von dem Absender des Train.' .Wo lebt dieser?' .In Center (Situ. .Wohlan, Telegramme von Center City nach Bloomoille müssen die feg Telegraphenamt passiren, nicht wahr?' .Natürlich.' - .Ganz recht. Dann könnten e von hier ein ele gramm absenden, von dem die Leute in vloomotlle nicht wissen würden, daß es nicht von Center City kommt, nicht wayrk' .Ich konnte, aber wurde e nicht thun.' .Ah. Wie würben nicht? Nun, ;un ger Mann, ich will deutlich mit Ihnen reden. Wenn Sie da nicht absenden. wa ich Ihnen sage, wrd ich ein paar Kugeln durch Sie senden. Wir haben da Geleise gerade an der Krümmung der Bayn ausgeristen, so wird der jug aus jeden Fall halten und es wird unabänder lich ein Zusammenbrechen geben. Nun wünschen wir aber Niemand zu quälen. Wir wollen nur ein gewisses Packet, daS in einem Erpreßwagen ist Villeicht sind wir gezwungen, einige von dem Zugpersonal zu tödten, und wahrscheinlich wird auch ein Erlramann daS Pccket bewachen; denn e ist werth, voll. Wenn Sie jedsch nicht dafür for gen. daß der Zug hier anhält, so kostet S vielleicht fünfzig Personen daS Leben und Sie selbst werden erschossen. Thun Sie eS, so werden di Leute in den Schlaf, waggans qar nicht missen,- daß etwas nicht in Ordnung ist. und wir bekommen daS Geld, ohne irgend Jemand zu belästigen. Verstanden?' .Ich verstehe. Ich werde den Erpreß zug anhalten.' .Gut, junger Mann. Wenn Sie aber irgend einen Narren streich versuchen, werden Sie unS nicht sangen und Sie werden erschossen. Nie mand kann hierher kommen, denn meine Freunde umlagern die Station. Wir haben Alle schnelle Pferd;, und wenn Sie auch ein Regiment nvt dem Train bräch ten, könnte es un nicht fangen, und Sie würden einige Kugeln in sich haben, ehe ich zu Pferd säße.' .Ich verstehe.' Ganz recht. Dann vorwärts. Der Teltgraphist legtr feint Hand an den Apparat, aber er saß nachdenklich, ohne daraus zu drucken. .Nun, halten Sie sich dazu, und schnell! Ich lasse mich nicht narren!' Der Telegraphist wen bete ftch so rasch gegen ihn, daß der Mann seinen Revolver ein wenig erhob. Werden e Ihr verdammtes Maul halten!' sagte der Beamte. .Ich werbe anfangen, wenn ich bereit bin. Ich kenne meinen Apparat. Wenn e Ihnen nicht recht ist, so schießen Si und telegraphi ren Sie dann selber.' .DaS ist die recht Art zu rrden,' rief der Wegelage rer mit Bewunderung.' Ich will ver dämmt sein, wenn ich je einen Menschen vor der Mündung einer Schießwaff so reden hörte. Aber nun gehen Sie daran, und wenn Sie Ihre Sache richt machen, sollen Sie einen Antheil an der Beute haben. ES ist etwas ermüdend, hier zu stehen, so will ich einen Stuhl nehmen.' .Gut, thun Sie, a'.S ob Sie zu Hause waren, sagte der Telcgraphist. Dann begann er zu lelegraphiren. Klick a.klick, klick a kl'ck, ging eS rasch in dem oparat. ,WaS ist das?' fragt der Wegelagerer. ,E ist ja immer d selb Ding.' ,So ist's. Ich rufe die No. 47. Office in Bloomoille.' Klick-a-klick, klickaklicktschuck!' .So, jetzt hat man mich gehört. Nun unterbrechen Sie mich nicht. Wenn ich sertig biu, werde ich Ihnen sagen, wa ich telegra xhirte.' Der Verbrecher lehnte sich vorwärts mit einem Ausdruck von Ver wirrung, und ohne Zwkifel wünschte er jetzt über da Telegraphiren so viel zu missen ie über da Schießen. .Ist Steven da?' fragte der Tel, graphist der Station in Bloomoille. .Sagen Sik ihm, Warner wünscht ihn.' Dann folgte eine Pause, bi der Apparat auf der einsamen Eisenbahnstation ant wartete. Warner sendete rasch da fol gende Telegramm: .Die Station ist in der Macht eine? Schurken, der mit einem Revolver auf mich zielt, während ich ar beit. Ich denke, eS ist die Bande von Zama, welche die Slation umlagert. Sie wollen den Erpreßzug berauben. Man nimmt an, ich tklegraxhire, daß der Erpreßzug hier anhalten soll. Kann nicht ein Specialtrain kommen mit dem Sheriff und genügender Mannschaft, um die Bande festzunehmen?' Die Antwort war: .Es soll geschehen. E ist ein Train da mit sechs Waggons, in denen die Mannschaft kommen wird.' .Nein, thun Sie das nicht,' wurde entgegnet. .Lassen Sie einen Passagier Train abgehen, mit einem Pullman Waggon hinten, daß eS aussieht, wie ein Erpreßzug.' .Gute Idee,' war die Antwort. .Aber maS werden Sie thun? Man wird Sie erschießen.' .Kinnen Sie eine Verbindung mit dem Bogenlicht der Stadt herstellen, daß der volle Strom hierhkr kommt? Ich mürbe ihn dann mit dem Kerl hier in Conner bringen und er wird niemals wissen, wa ihn niedergeschlagen hat.' .Wir haben nicht Zeit dazu. Wir müßten in die Dynamo-Office hinab gehen und da würde zu lange dauern. Aber ich kann Ihnen alle Vollströme zusenden, die wir haben, und da muß für jeden von der ZamaBande genug sein.' .ES scheint, daß man viel telegraphi, ren muß, um einen Train anzuhalten,' sagte jetzt der Wegelagerer unruhig. .So ist eS. Sie wissen, dkrZug hat Verspätung, und man will ihn nicht wie, der halten lassen. Ich sagte ihnen, daß es hier einen besonderen Grund gäbe, und sie wollen alle Details wissen. Nun muß ich mich ein wenig bewegen. Ich muß den Draht nach Centre City ab schneiden. Thue ich es nicht, so können sie dahin telegraphiren, betreffs des be sonderen Grundes und dann ist es mit uns au.' .Das ist recht; vorwärts!' Der Telegraphist ging zu einem Schrank und nahm in Stück Draht heraus, an dem er an inem Ende eine Scheere befestigte. DaS andere Ende würd mit dem dicken Draht von Bloom oille verbunden. Dann setzte sich der Telegraphist wieder an seinen Platz. ,KlickoKlick' ließ sich der Apparat ver nehmen. Im nächsten Augenblick war ein blendende grünliche Licht im Zim mer. Der Wegelagerer sprang empor. .Donnerwetter,' rief er, .was ist das?' Sie haben das rechte getroffen. Es donnert und blitzt irgendwo.' .Wenn er uns nur nicht Hindernisse in den Weg legt. ,Ah, das kann ich schon ab wenden. Reichen Sie mir rasch den Schraubenzieher dort.' Der Schrav! benzieher wurde ihm gereicht, aber die Pistole wurde dabei immer auf ihn ge richtet. Der Besucher war nicht der Mann, inen Augenblick unachtsam zu sein. Warner arbeitet inen Augenblick mit dem Schraubenzieher, dann sagte er yaflig: .tAeben ik mir die Ächtere; aber im nächsten Augenblick flog der Verbrecher mit einem gellenden Ausschrei gegen die Wand und stürzte dann zu ooen. Die Haube empor, Schurke ' rief Warner, feine eigene Pistole auf ihn richtend. Bald nachher wurde die ganze Bande gefangen, und der Sheriff brachte sie mit seiner Mannschaft nach Bloomoille. Dt stummen Zuschauer. Eine Reminiscenz. Dem lünaft verstorbenen Berliner Theuterdirektor Anno hat einst ein Kol lege, der bekannte Komiker einen nerq ge,pleli, ver tym von dem sonst leicht versöhnlichen Anno lange Zeit übel vermerkt wurde. Während der Probe zu einer Tragödie, die dem trwähnten Schalk vielfachen Anlaß zu Schelmereien gab, bemerkt Anno, der als Regisseur wie immer mit großem Eifer fungirte, auf der Gallerie mehrere Herren, die den enauf ver Prove zu versolgen scheinen. Aergtrlich ruft kr mit scharfer Stimme durch den Raum: .Meine Herren, ich muß Sie ersuchkn, den Zuschauerraum zu verlassen, ' Dann wendet er sich wie der der Scene zu. Nach wenigen Mi nuten schleicht P. zum Regietisch und flüstert Anno in's Ohr: .Hör' 'mal, die 1i;d ncch immer da oben, und dabei so unverschämt, daß fle nicht 'mal die Cy linder abnehmen. Das brauchen wir un doch nicht gefallen zu lassen?!' Anno wendet sich nochmal aa die Zu dringlichen: .Meint Herren, die Hüle auf Ihren Köpfen scheinen auch Ihre Ohien zu bedecken, sonst hätten Sie schon einmal höien müssen, daß die Anwesen heit Fremder in den Proben nicht ge stattet ist!' Seine Thätigkeit nimmt ihn wieder in Anspruch, bi sich P. abermal seinem Tische nähert. .Wenn Du die Kerl nicht bald au dem Tempel 'rauskriegst, xrobir ich nicht weiter,' flüsterte er ihm zu. .Flintscher!' schreit Anno und der Theaterdiener erscheint. .Winkt Sie 'mal den Herren von der Gallerik hinun ter, aber deutlich, denn sie scheinen sehr dickfellig zu sein.' Nach sünf Minuten meldet der Thea terdiener, daß Niemand mehr aus der Gallerie sei. Befriedigt blickt Anno nach oben, dann verdutzt aus da Per sonal, dann wieder hinauf, er traut seinen Augkn nicht, dtnn dik Cylinder blinken ihm abermals entgegen. .Flintscher I' schreit er nun aus' Höchste empört, .man pflegt zwar, wenn man über den Durst getrunken hat. Alle doppelt zu sehen, aber Vorhandene gar nicht zu bemerken, widerstreitet jeder nüchternen Auffassung.' .Aber, Herr Direktor, e ist ktine menschliche Seele oben,' betheuert der von der Stichelei auf seinen röthlich an gehauchten GestchlSoorsprung tiefge kränkt Flintscher. .Nun, daS wollen wir doch 'mal sehen. Kommen Sie mit!' Damit stürmt Anno, von dem Thealerdienkr gefolgt, auf die Gallerik. Oben angelangt, starren ihm mehrere, mit profanen Cylln dern auöstasfirte Lanzen entgegen, mährend daS Gelächter der auf der Bühne Versammelten an sein Ohr schlägt. Da beugt sich Anno über die Brüstung und mit dem ihm eigenen liebenSmürdigea Ton ruft er hinunter: .Meine Herrschaf ten, der .Witz' war gut, aber er kostet Ihnen auch viel Geld, und wahrlich, der arm Direktor kann'S brauchen. Ich dank Ihnen in seinem Namen.' Die wirkte. Momentan war Stille eingc treten. Nur Einer lachte noch der Kassirer; r freute sich offenbar auf die Strafabzüge am nächsten Gagetag. Berhängnißvoller Austrag Des berühmten Schriftsteller Herber ältester Sohn Gottfried hatte als Hof. medikuS täglich im herzoglichen Schlosse zu Weimar zu erscheinen. Als einst ein hoher Beamter am Fleck typhuS erkrankt war, wurdt Hrrder von der Erbprtnzessin Carl Friedrich nach dem Befinden deS kranken Herrn gefragt. Herder antwortete, er sei nicht der be handelnde Arzt, doch habe er erfahren, daß die Krankheit bereits den Höhepunkt überstiegen habe und ein günstiger Auö gang zu erwarten fei, .Ich wünsche aber.' fuhr die Erbprinzesstn Maiia, die Tochter Paul's des Ersten von Rußland, fort, .daß Sie den Kranken selbst sehen und mir dann weiter berichten.' Herder ging nach Hause, ein melancho lisazeS Lächeln lag auf seinem Antlitz, und mißgestimmt sagte er zu seiner un gen Frau und einer anwesenden Schwester derselben: .Soeben habe ich mein To desurtheil empfangen. Die Großfürstin hat mir besohlen, den in der Genesung am Flecktyphus befindlichen o. N. zu be suchen. Ich habe schon viel Typhus kranke behandelt und niemals die ge ringste Furcht vor Ansteckung gehabt;, die hohe Frau meint eS auch gut, si ist, wie Viel, deS Glaubens, daß mir Arzte vor Ansteckung sicher seien. Aber diS mal hab ich in sichere Gefühl, ich werde mir bei dem eigentlich unnöthigen Besuche den TyphuS holen.' Frau und Schwägerin suchten ihn zu bereden, den bedenklichen Besuch unter irgend einem Vorwand zu unterlasse. Herder lachte und sagte, wieder heiter, mit ruhiger Miene: .Fort mit dem dum men Zeug, daS man Ahnung nennt! Ich müßte mich vor mir selber schämen, wollte ich mich von dieser nervösen Anwandlung, nur zwei Minuten beherrschen lassen. Macht euch also um mich kein Sorg!' Sogleich war er wieder zur Thür hin aus und begab sich zu Herrn v. N. Er fand ihn bereit außer Bett auf dem Lehnstuhl sitzend, wechselte mit dem Ge nesenden einige Worte, und als er, nach Hause zurückgekehrt, bei Tische sah, scherzte er darüber, daß ihm, der in Laza reihen und Krankenstuben so viel verkehrt hatte, jener Besuch unglückoerheißend vor gekommen war. Indeß schon am drillen Tag ergriff den jugendfrischen, liebenswürdigen Mann die entsetzliche Krankheit, und nach weiteren fünf oder sechs Tage stand seine trostlose junge Gattin, mit der er die glücklichste Ehe geführt hatte, an sinm Sarge. Die Ahnung, die aus dem tiefen Dun kcl der Seele in'S Bewußtsein tritt, in tausend Fällen nur ein Spiel der Ein bildungSkraft, hatte ftch diesmal in trau rigster Weife erfüllt. Absichtliches Mißverständnis. Sie: .Ach, Männchen, wenn Du jetzt mit mir in Deinem neuen Anzug fpazie ren gehst, da sehe ich ja in meinem alten Kleid Dir gegenüber ganz päuvr au!' Er : .Da ist leicht zu helsen, mein lieber Schatz! Ich ziehe einfach, wenn wir miteinander gehen, meinen alten Ueberzieher an!' Lin Schlaumeier. .Du', meint Frau Schulze, die ihre Mann zu seinem Skatabend begleitet hat, .eS ist elf Uhr vorbei nun gehen wir ; Du bist heute Nacht erst um e t n Uhr heimgekommen!' Aber, Kind', antwortet Schulze orr weisend, .ich kann doch nicht an einem Tag zweimal heimkommen l'