Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, April 12, 1894, Image 7

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    NEBRASKA STAATS - ANZEIGER, Lincoln, Neb.
)m O.ulnrdrrC.nttlur.l.
Souaii Den SSclBtmar Urksr..
1. H o V i t f 1.
(3 fcHic licint? U'öctici. Tic 2oni;c
emnnte mit ctnrr dtudetiden. dumpscn
drütccuf die lie-bUiieu ix:o,;ui fc
tolfe do:i ".'icapa herunter, cn dencit
llsern ein? iiiieu'ohiite iiiiibe stille und
Ruht l)tri jd'.tc. X if eniwcljiitr. sonst
so lasit nd unentniblid) lärmend. l)at
Ich sich vor dct inislciiden skraiiic dcr
Ctuttfotittc in dit dunkeln Haustr ;tt
luckge;ogen und eiwaiteten sck!ach!knd
d Sbeitdfuhle. Taö llKeer lzz ruhig,
glänzte und fllitntt ober in einer 'Leise
unter dcm grellen svliiiknschriii. das;
tSintm dit lliipH fdunerzteü. selbst
te quellenden iKandirnotfeii dtS Pcsnvs
zogt sich langsam und trägt durch dic
tlcifai bcne Vu?t.
An den. Hast,, da iifei (5apli. dcr
fcie Au?sig,t ans '.'tapcl b'ftet, ging ein
junger Htrr keuchend lind leite vor sich
ki fluchend durch den sand. ör
mochte tlwa vicruud',wa;i ahrt all
sein und war mit der ttira? asfcktirte
dlcgan: der juiic capolitancr gcklci
dct. aber bei dcr l)cn jchcndcit Hitze vcr
gas; er fein nad?lassig elegantes spiel
mit dem Monoclc. seine grellsiNbenen
Haiibsduiljc und seine zieilichcn Vaef
iticfelchcii. soiini' sei nein tvottflf. der
elwaS hinkend war. euttoo, er biege
wohnte Ausnierlsaiukeit, mit der er
sonst bcn:iilt ii'sir. den vchlcr zn rr
beigen, liljecco !" rief er laut und
mehrere Male.
Vtiiö einer cflclliürfc erhob sich bei
dein ;nie ein junger chisstr von fer
niqer, gedrungener Gestalt. Dunkle,
funkelnde Vliigen, dicke, schwar;!ockige
Haare, aus denen nachlassig verschoben
die roll,e schissermiie saf;, siaifc. iitnc
kulbse Vlniic und n'iiic, von denen die
Kleider znriickgesireiit waren, verliehcn
dem jungen i'iiifdicii ein last bedroh
liche? Anseilen. Aber die nngedändigke
Energie der sti ölenden Zugendkrast, die
au? seinem ganzen cicii sprack. linkte
gleichwohl etivaS anßcrordentlich ruin
yatl)ijd)e$, ivas fiir il,n einnahm. Ein
Vergleich mit dem blassen, mageren,
llinkenden Herrclien. das ihn anrief,
konnte nur zn (iinftat des jungen
Mischers ausfallen.
Waö gil't's. Ton nigi?" fragte er
jiiri'uf.
Wir müssen fort. ES hilft Älles
nichlö. Richte das Äoot her."
Wir werden stnrm haben, ehe wir
drüben sind."
Warum nicht gar. Wo soll denn
der Sturm herkommen ? Du fürchtest
Dich nur vor der nt,e. Äber wenn eö
auch Schweiß kostet, Eheeco. nur vor
wärt. Es kommt mir auf zwanzig
Soldi Trinkgeld nicht an."
Ds versteht sich. Don Vuigi, daß
man bei einer solche OHutl) nicht für die
gewöhnliche Taxe fährt. Aber ich mache
Sie nochmals daraus aufmerksam, das?
wir Sturm haben werden, ehe wir nach
Positatio kommen, ja vicUeidü sogar
noch ehe wir die Miste von Sorrent er
reichen." Ei. sa laß den Sturm memetwegen
koninikn und richte da Äoot ijcr J Ich
mnß heute Ädeud noch auf dem Schloß
fein und morgen früh i Neapel. Älfo
vorwärts !"
Eheceo richtete den Blick prüsutd auf
den Himmel, wo aber zur Z,eu nichts
Besonderes zu sehe war. Außer leicht
ten, rauchigen Schleiern, dic utem lautn
bemerkte, blantc der Himmet in feiner
ganzen Unendlichkeit.
Don i'nigt, cS kostet sechs Stire,"
7agic er dann.
Bist Du ei Eamorrist?" fragte
der Andere hitzig, haben wir nicht Joter
Vire für die ,vahrt anügemacht 'i"
Äber nicht bet diesem Better."
El ivaö, da? Kelter ist heiß, aber
nicht gefährlich. Du bist ein Spih
bnbe, der mir mehr abverlangt, weil ich
eilig bin."
Da? Wetter ist allerdings gefähr
lich, Don Vuitji, und ich fahre Sie nur
auf Ihre Verantwortung und nur für
fechs Viie. -soll man seine iiochin
insonst wagen?"
Eheeeo sprach ruhig und bestimmt.
nic Jemand, der überzeugt davon iji,
daß er Recht hat. Dem Andere blieb
weiter nichts übrig, als sich zn fugen.
Er bezahlte de Schiffer, und dieser
setzte im Schweiße seines Angesichts sein
Boot zur Abfahrt in Stand. Das
Segel blähte sich nur ganz wenig.
l'oveni Itulia !" raisonnirke Don
uig.t wieder, als er im Boot Platz ge
nommen hatte, wir haben keine Aützc
voll Wind."
Wir werden mehr habe, als uns
,lieb ist, sobald wir ans dem Schutz der
Felsen von Eapri heraus sind. Sehe
Sie die langen weißen Wellenkämmc
bort draußen auf dem Meer, Ton
ünigi's' Das ist Sturm!"
Uusiiin, Eheceo, sahr' nur zu."
Der junge stischcr erwiderte nichts,
legte sich aber mit nerviger crasr in die
Nnder. so daß das Äoo't bald mit einer
ziemlichen Geschwindigkeit über die jetzt
noch glatte ftlnth dahin flog. Aber
wen 'auch Eheeeo vorzog, stakt unnützer
Rederei seiner Arbeit, für die er bestellt
und btzctljlt war, obzuliegen, so konnte
ein nfmerlfamer Beobachter an seinen
leicht bewegte Lügen doch wahrneh
meii, doJ die eigenthümliche, rasch er
fassende Intelligenz der süditaliener
in ihm nicht schlies. Er suchte sich klar
zu machen, was Don Vnigt wohl so
eilig in Positano zu thun haben mochte.
Er kannte den jungen Herrn schon län
gere Jahre. Sein Uater. der ein an
geblich sehr wohlhabender Advokat in
'.'ieapel war, halte sich in Positano vw
einigen Jahren angekauft und sendet
immer einen Weinberg naef) dem au
feien hinzu trwerben. so daß er jetzt
schon einen ziemlich bedeutenden Grund
besitz in der liegend it'e. Dazu kam,
daß Eheeeo vor Kurzem gewahrt halle,
wie Ton VnigiEasmiM sich in nnssäiliger
Weise iiiit einem jungen Mädmen. der
ernten, aber scheuen Earmela Eiosfi, zu
schaffen machte.
Earmela galt für die Perle des gan
zen Golfes von Sakerno. Mit der
mißlraiiiicheu. cisersiichtigeit Schärfe
des Geistes, die nur die Victe gibt, sah
Eheeeo in dem jungen, vornehmen und
reiche Herrn seinen 'ebeitbuhler. Er
hatte keinerlei Beweis dafür. Es war
mir die leise oimii'.e dkö Herzens, dic
Sluiiiii X- dir uu wainnid cn rb. :Uet
o:iil) dic't zer.i'.:;!C. -fit Lfa'.n. sie
Ehcces bc dichte, war zu groß, als daß
tr iiiä'l üH'urhiiiütj Luiüc fein sollen.
Eui juc.ztr, seiibri Heu . der dem atmen
fViidier.iiadche ein ViJiiztndts. an
nehuicö Vcl:n, eine sichert, vlrueüiüt
sicllini litten f o im r c und tr. tut
armer Icniel. dct von feiner Haute
Aibeit !a;g!:i1i und ärmlich geiiiiq lebte :
das war ein lluteiselued. der wohl gteia
net war. nuindient Madeben den opf
zu vetdikhen. Sclbit wenn Eaimeta
ihn liebte, worüber er bei ihrer schnippt'
sehen, lustig übermüthigen Art sich noch
nicht cinninl klar war. konnlt sie dock
bei einer Bewerbung dtS Don Vnigi
Icielit in Bersuckmug konimen, ihn fallen
zu lasse. Und dann 's Eheeeo durste
nicht daran denken. waS dann werden
würde.
.sechs irc!- rief Dr uigi wieder
mit tmtr gewissen höhnischen Ironie,
ich möchte nur wissen, was Du mit
dem viele Gelde machen willst V"
O Mailonna niia," versetzte Ehecco,
.sechs Vtrc ist nicht viel O'eld."
)HA)t viel Geld ? iJon sedi Vire
kannft Du doch mit Deiner Mutter eine
ganze Wodie leben, und die Woche hat
dod sieben Zage und nicht blos einen.
Was thust Du also mit dem Verdienst
dcr anderen scd'S Tage? Ich glaube
gar. Du laufst Dir Slaatspapicre,
Ehecco.'
Eheeeo zuckte verächtlich mit den
Sdiuliern, Er wußte sehr wohl, ein
wie armer Teusel er dein Don Vuigi
gegenüber war, und suhlte dcu Spott,
der in dessen Rede lag, sehr wohl her
ans. Ja, er hatte sid, in den letzten
zwei Jahren tast vierhundert Vire er
spart. Er wollte och mehr sparen, itnt
sid, einen Hausstand gründe, ein Ge
schäftchcn ansangen und Earmela hci
rathen zn tonnen, er sparte sich jeden
Bissen am Mund ab, weil cr wohl
wußte, daß er der schonen, abcr etwas
eitlen, sehr am Acußcrliäien hängenden
Earmela nicht mit teeren Händen kom
inen durste. Aber was war das sür
eine Bagatelle gegenüber dem Reich,
thnm. über den Don Vuigi verfügen
konnte.
,,'.'üin, Eheceo," neckte Don Vnigi
weiter. ,,D tagst gar nichts? Was
thust Du mit dem vielen Geld ? Iä
glanbc gar. Du trägst cS auf die
Bank."
..Warum nicht? Man will doch
auch einen Avthpsennig haben."
,.ah, Aothpfeniiig ! Wo soll denn
in Deinen Jahren die Roth herkom
ten. Aiir d,c paar ttastanieit und das
bischen Polenta. das Du und Deine
Mutter brauche, wird es wohl immer
reiche. Ich wette, Du willst heira
thc." Run. und wcun das wäre, Don
Viiitzi Juäre das zn verwundern ? Da
thun doch alle Männer."
Was für leichtsinnige Bursche Ihr
seid. Wen willst Du den hciratheu?
Ich glaube gar. Du hast ein Ange auf
die kleine Earmela gctvorscit. He?"
Ehecco sagte nichts, abcr er wurde
dunkclroth im Gesicht, was sür Don
Vnigi klarer sprach, als alle Worte.
Die Zukunft an der Seite Earmclas
war für Eheeeo immer wie ein goldener
Zauber, wie ein irdisches Paradies, ein
märchenhafter Traum von Glück nd
Liebe gewesen, der sei ganzes Innm
belebte, ihn mit immer neuem Wagc
mnth. neuer Hoffnung erfüllte. Er
hatte nie in seinem Vebc gewagt, zu
irgend Jemand von diesem Miick zu
sprechen, nd als er nun sein tiefstes
Geheimniß in halb neckischer, halb höh
nischer Weise an's Tageslicht gezogen
sah, war er darüber so empört, so be
ti offen und betreten, daß er errothelc.
Don Vnigi lädicltc überlegen, setzte
das Motioeic auf und näselte für sich
in seiner spöttischen Weise : Du armer
Jterl!"
Ehceeo war einer von jene Ralnr
menschen, deren Gefühle sid) in Extre
men bcivegcn und die keine allmäligcn,
saust abgestuften Bcrmitteliinge ten
neu, sondern ans der innigsten, zärt
lid)sten Zuneigung mit Blitzesschnelle
in den wildcstc Haß, in die tobendsie
Vcideiischafilichkcit verfallen. Obwohl
Don Vnigi seine letzte Aeußernug nur
halblaut gemacht, so hatte Ehceeo sie
doä), vernommen, und ein wilder, finste
. rer jug glitt über fein Gesicht hin.
Mit einem raschen funkelnden Blick
maß, cr dcu jungen, ihm gegenüber
sitzenden Herr vom opf bis zn den
üßen. Wenn man dem Menschen, so
anochte cr sidi denken, die eleganten, vor
nehmen Kleiber .auszog, was für ein
bünneö, arutfcliges, dü! ftigcö Gcsdiöpf
chcii würde da zum :i'orjd,eui kommen !
Er chätte ihn mit einer Hand packen und
in'ö Meer werfen könne. Und dicsc
toatnr sag!,c von ihm, cr sei ein armer
Kerl?
Do.u .Viiigi mochte auch ähnliche Ge
danken haben und erwog, wie mißlid) es
sei. ferne Sclbsthcrrli'chkcit allzufchr
hcrauSzurdircii. Wenn sic erst wieder
aus öm'. Tiockcnen waren, konnte cr sidz
ja EinigcS crlanbcn. Bis dahin hielt
er es aber für besser, sich mit dem kräf
ligeu iiub leidit erregten Burschen, der
vermntlilid;, einmal 'int Zorn, nicht viel
veberlefe.!ts mit ihm gemacht haben
würde, nicht zu überwerfe, und schwieg.
Da sie jutii schon ein ziemliches stück
von dcr Insel entserut .waren, und so
aniv dem Schutz , dcr hobcri Felsen von
Eapti her,'lSkaien, jüb'., sie auch
schon de Wind stärker. Es war ein
steifer Westwind, der sich mit eine!' stoß
weisen Wucht in das Segel tvarf, so
daß sich das kleine Boot frlundenlang
gan; auf die Seite legte und der
We'leusdiau!!' herein schlug.
Dou Vuigi rückte vorsichtig ans einer
Ecke in dic andere, damit seine Kleider
nicht von dcm salzigen Raß erreidit wer
den könnten, aber auch diese Vorsicht
half bald nichts mehr. Die Wellen, die
Min Ufer liiio klein und ungefährlich
ausgesehen hatten, zeigten sich min in
ihrer ganzen Große und Wucht. Sie
warfen das kleine Fahrzeug, das wie
eine Riißschalc auf und nieder tanzte,
wie im übermüthigen Spicl hin und
her. so daß den Insassen bald dcr ganze
Ernst der Vage klar wurde.
Zieh' das Scgel ein, Ehccco, sonst
werfen wir unt!" schrie Den Yr.igi deut
Schiffer ;n.
Ehecco hatte die Ruder schon längst
weggelegt und hielt jetzt das Steuer in
der Hand. Mit finsteren Mienen ließ
cr den Blick, wicdcr über den Himmel
glcilen. wo ,iai ditttis raunt iraartitlin:
laieu sücter immer dichter und massi
ger unamaiesUantfu, 'o das: jetzt auch
t.r raie sai). tvn iuli ucdi dem sd wulcn
tiiufetidta ia. ein "'eir ttcr bildete.
Es uTä' nrel iüi'i'.Uu'. rat; der stutu
da icrinei' da cdci certttt untrratt.
t l en ute c'.'ei cjd gerade über
ihiie (ntiadea. Jedenfalls hatten sie
mit einem och größeren Änwacb'ei! des
s tuiuics zn rcäüicn.
.Bon kiiiern llinsdüagc ist jctzt nock
keine Rede," ei iviferle Eheeeo, .wollt
aber davon, daß nS der Sturm das
Steuer öbbndit, und dann -"
.Und dann?" fragte Don Vnigi und
sah besorgt und ängstlich aus das alle,
wie ihm sdiicit etwas morsche Steuer.
Dann wirft uns der Sturm auf die
Fclfcn und die Wellen zerreiben nnö in
Acren."
Don i'uigi war innerlich empört über
dit licdcrlidit Berfassung deß BoottS.
sah aber wohl tut, daß ts zn 'pat sti,
sidi jetzt darüber auszuhalten.
Der Sturm wndis noch immerfort,
die Wellen sdilugen in's Boot.
Wir sollten doch lieber umkehren. "
meinte Don Vuigi. dcm cs immer utt
hcimlid'cr wurde.
Räch Eapri?"
Ratürlich."
Wie wollen Sie denn gcgcn den
Sturm ankämpfen ? Es ist nidit daian
zu denken, wieder nach Eapri ;n getan
gen. Wir müssen sehen, daß wir das
Posüaner Ufer nreidicii. So odcr
so."
Das war das Vctzlc. toaS dic Bcidctt
mitciuaitdcr sprachen. Der Sturm
wurde so stark, daß sic sich trotz allcö
SchrcicnS idzt ichr vcrsiäudigcu louu
tcu, wiewohl sic kaum vier Sdirilic von
einander entserut saßen. Ehccco zog
naä einer Weile mit .'lusbietnug seiner
ganzen Hraft die Segel ein. so daß das
Boot, nur nori) ein Spiel dcr Weifen,
stoßweise nach Südostcn geworfen wurde.
Wahrend etwa einer Stunde trieben sie
so mit großer Sdinelligkeit dahin und
näherte sich dcm felsigen User sehr
rasch. Wenn es ihnen nun gelang, an
dcu änßcrstcn zackigcn Borfprüngc dcr
vandznnge, wcldic vor Positano iu's
Mccr hervorragte. vorbei;iisteuern, so
konnten sie hoffen, in der Rähc des
Vandes, wo sie dcr Wucht dcS SlnrincS
weniger ausgesetzt waren, als aus hohcm
Mccr. einen sicheren Ankerplatz zu er
reichen. Abcr leider sollte sich diese Hoffnung
nicht vcrwirllichcn. Räch -einer wcitc
rett halben Stunde der Angst und Be
sorguiß prasselte daö Gewitter, das sidz
Über ihnen gebildet, mit großer Gewalt
und Rcgcnincnge hernieder, znglcid)
aber sdstug der Wind uadi '.liordwcstcn
nin und trieb sic direkt i den Golf von
Salcrno hinein. Kein Ruder und kein
Steuer half uichr. Die Wellen gingen
viel zu hockt, und in icr Roth seines
Herzens griff Don !.'uigi selbst mit be
haudschnhter Hand zum Sdjöpfer, um
das Wasser, das sich in immer bedenk
licherer Menge im Boote ansammelte,
uszusck)öpseu. Waren sie and) den ge
fährlichen Felsen glücklich .anSgewichen,
so drohte ihnen jetzt die nicht 'geringere
Gefahr, an dem kleinen Hafen von Po
fitano vorbcigttricbcn und weiter süd
lich an dic Küste geschlendert zu werden.
Don Vuigi verwünschte innerlid) feine
verderblidtc Eilfertigkeit, dic ihn in solche
Gifcchr gebracht, Eheeeo hingcczen saß
starr am Steuer, das er wie mit einer
Faust von Eisen festhielt.
Da stürzte plötzlid) mit einem gcwal?
ligen Donncrn eine berghohe Woge
heran nd riß mit einer soldicn Sdzncl
Ugkcil und Veichiigkeic das Steuer weg,
als ob es ein Papicrsctzcn gewesen wäre.
Run war dcr gcfürchtctc Zeitpunkt da,
und die Gcsahr, an das, Ufer gefchlen
bat zu werden und zu zcrschcllcn, stand
ruuuitlelbar bevor.
,l,anu al.!ima !" murmelte
Ehccee nud feljante fiel) finster um.
Sie waren fast auf dcr Höhe von
Amalsi. wenigsten eine Stunde südlich
Dou Positano, dcm Zicl ihrer Fahrt.
Das ganze User, so weit cr blicken
tonnte, bot keinen Unterschlupf ; überall
Risse und Felsen. Und der Sturm wü
Ihelc noch mit geschwächter Kraft,
bcr Donner des Gewitters vcrmisd)tc
sich mit dcm Donncrn dcr Brandung,
das sie jetzt schon ganz dciillid) vom
User her vernahmen.
Eheecv sah sogar, wie einige Yculc
am Uscr zusainmcnliescn und ihrer
Roth zusahen. Aber von Hilsc war
leine Rebe.
Don l'iiigi lag .ans dem Boden und
kugcltc hilflos hin und hcr. Er war
erdfahl im icsicht und hin .und wieder
richtete cr vcrzweifluugsuollc Blicke auf
feinen Gefährten, als wen er ihn an
flehen wolle, zu helfen, wo doch nicht
mehr zn helfen war. Der arme
Kerl." für den cr Ehccco noch kurz
zuvor angcfchcn hattc, war jetzt fcicic
einzige Zn.-c-ficht, fein einziger Trost.
Da rollte wieder eine gewaltige Welle
heran. Ehccco sah sie kommen, hanö
hoch, sich überstürzend, ganze Wolken
fdiäilincndcn Gischtts vor sich hcr schlcn
dcrttd. Achtung, Achtung 1" fchric Ehecco in
das Gebrüll der See hinein, um feinen
Gefährten ans dic Gesahr ansinciksam
zu macchcn. Dann siihltc er noch, wie
daö Boot in die Höhe gehoben und mit
gräßlichern Krachen ans den Felie.it ge
schlendert wnrdc.
Mit der Berzwcislnng der Todes
noth sprang Eheeco ans dem Boot
heraus und klammerte sich mit feinen
kräftigen Armen an einen FelSvorsprnng
fest. Zum Glück konnte er hier festen
Fuß fassen, aber dcr wirbelnde Schaum
schlug für einen Augenblick über ihm zu
sammen, so daß er wcdcr sah noch hörte.
Erst als dic Wcllc wicdcr znrückfliithctc.
lonnlc cr Umschau halten.
Da sah erteiln mit einem Schauder,
der ihm durch Mark und Bein ging,
wie das Boot, zwischen zwei gewaltigen
Felsblocken festgeklemmt, hoch über dcm
Wasser hing, wohin cs die Gewalt dcr
Brandung gcschlcudcrt haltc. Don
i'nigi lag bleich und regungslos in dcm
sclbcn. Vielleicht ist cr schon todt," dachte
Ehecco. Born Uscr her horte cr mich
ans Scluudcn das Scbrcicii der Mctt
scheu, Ein Unglück, eö ist ein Unglück ge
schehen. Heilige Mutter Maria fleh'
ihnen bei!" Hang es hcnintcr. Ihm
war. als wäre cs dic Stimme Eanncles
gewesen.
EycccoS e war cnlsctzüch. Icdc
stknnc lonutt kit L'iaiikung wieder
lehren uud Bool und Mtniclit von
Rtucrn loercißkn, von Rcutm dem furch,
tcrliä-cu Wuibcn dcrWcll.n ubeilicietii.
Er selbst kalke sich wohl ti;it einigen
uieiikiti Sprunge uticti leuiicn. aber
j in kirn furdnti tuten Vage sprach
gletd nubl die Stimmt dcr Menid lid,
keil in iiim, lind tr bcdad'it wtdcr die
cigcuc Gsabr. iiedi die . boliiiiichcn
Woite, die Don Vnigi ittui gesagt, noch
auch sein cigcncs Viebcogluck. da? Jener
so bedrohlich in Fragt stellte.
In zwei gewaltigen Satze war er
wicdcr an dem Boote, riß dcu Körper
Don VuigiS heraus uud klomm mit
seiner Vafi dic Felsen hinan. ES war
die hodisit Zeit. Denn eben kehrten die
btrgcShohen Wogen zurück, prasselnd
und donnernd wütheten sie in dit Fels
spalten hinein, als ob fit mit teuflischer
Vust ihrt Cpfer snäitcu. Abcr Eheeeo
war fdion so hoch, daß nur ohnmächtige
Schanmwcllcit ihn erteiditen.
.Ehecco, Ehccco!" rief tö jetzt von
oben her. wo die Straße hinlief.
Als Ehccco diese erreichte, sah cr. daß
außer Earmela. die schon vor Stunden
das Boot ans deut Meere ant Segel als
das Eheccos erkannt hatte, noch einige
Fischer da waren, die Earmela von
Positano ans zur Hilfe angetrieben
hatte. Auch Eaimclas Latcr. dcr alle
PaSqnalc, war da.
Ehccco legte zunächst, kendiend und
zitternd von dcr tibcistandcncii Anstrc
gnng. den Körper Don 'nigiS auf die
Straße nieder. Roch wußte cr nicht,
ob er cincit Mcuschen vdcr nur dic i.'cche
ciucs solchen gcretkct habc. -
Don -.'nigi gab kcin !.'cbcnS;cicheii.
, Earmela knickt bci ihm nicdcr, schrie
ihm i dic Cljieii und tieb ihm die
Schlasc. Einer der Fisdicr verband
nothdiirftig den Arm, von dcm dic Klci
dcr in Feycit hcrabhingcn und dcsscn
Haut ganz blutrünstig und abgeschürft
war.
Erst nach langem Bemühen bemerkte
man, daß Don Vuigi uod, athmctc.
Man lud ihn. so gut das gehen wollte,
auf die Schultern und trug ihn auf dcr
Straße uadi Positano zurück, nach dem
Vandhauie. dae fein Bater dort besaß.
ES stellte sich bald !rünS. daß dic
Berletzimgeu, dic Don Vnigi davongc
tragen hatte, nidit von Bedeutung
waicn. Dcr schwächt, chc und furcht
famc Mensch war nichr vor Schreck uud
Todesfurcht in sThuinacht gefallen.
Gleichwohl wurde seinem Bater uod)
an demselben Abend Rachricht von dcm
Unglückosal! gegeben. Don Vnigi hatte
das selbst gcwüiisdt, weil er wichtige
Augclcgciihcitcii mit seinem Batcr zu
bcsprcdcn hattc. Dieser tras denn
auch odz in der Rächt von Rcapcl, wo
cr wohntc, ei und ging alsbald in das
Zimmer, wo man seinen Sohn nntcrgc
bracht hattc.
Piclro Eastaldi war ein Mann von
etwa fünfzig bis zweinndfünszig Iah
rcn, ein echter Rcapolitancr. In sci
ticn Bcwcgnngcn hastig, außerlid) Icich!
aufbrausend und große Worte machend,
innerlich aber schlau nnd von einer kal
ten, gewissenlosen Berechnung, stets sci
ncn pekuniären Bort heil im Auge hal
tend ; mit dunkeln, skcdiendcn Augen,
dichten, buschigen Braucn und f lästiger
Habichtsnase lachte er auf den auf
merksamen Beobachter den Eindruck
eines gefährlichen RaubthicreS, eines
Menschen, vor dem man gut thut, aus
seiner Hut zu sein. In seiner äußeren
Ersdicinuiig war er elegant, vornehm,
höflich und von einer gewissen verbind
lichc Liebenswürdigkeit, so lange das
nidns kostete. Damit glaubte cr Die
jciiigen. mit dcnen er' zn thun hatte.
Über seilte übrigen, wenig mcnsd)cn
freundlichen Eigenschaften zu tauschen.
Don i.'nigi lag im Bett, als sein Ba
tcr bci ihm eintrat.
WaS ist den los ? Was hat's ge
geben, yuigi?" fragte cr in seiner
raschen, hastigen Wcisr.
Richtö, Papa ; sctc Dich ruhig her
und höre zu, was ich Dir zn erzählen
habe. Der dnmmc Ehccco hätte mich
bci cincm Haar crsausen lassen, nnd wir
wären dann .tun ein gutes Geschäft ge
kommen." Mau muß dcn Kcrl einsperren, wenn
cr feine Sachen nicht bcffcr i Ordnung
hält. Wie kau cr mit ctnem verfaul
ten Boote anständige 'eutc befördern?"
vasz das jetzt nur, sein. Es hat
nichts zn sagen. Du weißt, ich war in
Eapri."
Ja doch. Und was weiter?"
Ich traf dort dcn juugcn Herzog
Attilio bei Tibaldi. Er war mit einigen
Frcutidcn von Rcapcl as nadi dcr In
fcl hinübergefahren und im Hotel Qui-.
fisana abgestiegen. Wie Du Dir den
kett kannst, war daS kein so harmloser
Ausflug, wie cs dcn Anschein hattc.
ES war eine abgekartete Sache. Die
Vcnte spielten dort und spielte hoch."
Und Herzog Attilio hat verloren?"
Ratürlich. Weiler halte ja die
ganze Geschichte feinen Zweck. Heute
Morgen vertraute mir nun Herzog
Attilio an, daß er nothwendig eine grö
ßete Summe schaffe müsse, die er auf
Ehrenwort verloren habe und morgen in
Rcapcl bezahlen müsse."
Um wie viel handelt cs sich?"
Er hat nichts davon gesagt, aber id)
glaube, daß mindcslcuS hnndcrttanscnd
Franc crsorderlid) sind, um das Ge
sdiäst zn machen."
Weshalb glaubst Du das?"
Ich hörte es von Do Gtaiiino.
Du kennst dodt Don Gianino ?"
Freilich. Äber :vu glaubst doch
nid)l, daß ich so ohne Weiteres hnudcrt
tausend Francs aus dcm Aermcl sd)iit
lein kann?"
.Papa, darum handelt cS sich and)
nicht. Ich kenne ja Alle, mit denen dcr
junge Herzog gespielt hat und deutn cr
schuldet. Es sind Alle, vielleicht mit
Ausnahme des Grasen Tozzo, der ein
Escl ist, Geschäftsleute wie wir. Sie
werden mit sid) rcdcii lassen. Es hau
dclt iiäi vielmehr dann, vorn Herzog
Attilio dic Sduildvcrschrcibnng voit
hnndcrttauscitd Francs zu crwcrbcu,
wogcgcn mau sid) dann vcrpslichlcn
müßte, das Arrangement mit seinen so
gciiailtitcn Frcuitdcn zu trcffcn."
..Hrn. ich verstehe. Wett nur dcr
alle Herzog Eesare uns nicht eine
Strich durch die Rechnung madit. Du
weißt. Vuigi. riskante tcjchiclitc üchrnc
ick, grnndsäylich nicht in dic Hand. Dic
Sdi!ilc".'crsclicibuug des jungen Aililio
hat schließlich doch nur Werth, weitn
sei Pater zahlt, und dicsc, lraiic ich
''.!, daß er i et i cnerzizch ans die Hinter 1
iciut (.eiü.
.Papa. Du kamst doch den altert
Herzog Eciart. Et ist io stelz, daß tr
nidt einmal mutn ti.zrncn Schatten
neben sich dulden will. Aus tiiit sold:c
iclci hin 'aun man sou ciwacwaacn.
Jch bin s,dc. ci w,!0 die schuldvcr
schlcil'uug iv.nc Ztinitz bezahlen,
wenn tua.i nur richtig aniuii.it.
llud dann och Eiue-j! Sclbiivtr
standlidi bezahlt mau au die ,'.i,,cklid,en
Gtiviinttr nidit flicr auch nur tintn
soldo. ch idk der Alte mit dem Gel)
herausriickt Du siehst also, daß kein
Risiko bei der sacht ist.
.Hm. ja. wenn sich dic Vcntt darauf
cinlaffen."
.Dafür !aß nnr den Gianino sorge.
Er will natürlich seinen Theil nnd das
ist ja nicht mehr als recht und billig."
.Was das anbelangt, so will ich schon
mit ihm fertig werden. ES ist nicht
das erste Mal. daß ich mit dem Gianino
arbeite."
.Run also, höre nur weiter. Ich
stellte midi, als mir der Gianino die
Sache mitgetheilt hatte, sofort dcm Her
zog Attilio zur Beifügung, nm das
Arrangement der Angelegenheit in die
Hand zn nehmen. Anfangs maß er
mich vom Kopf bis zu den Füßen und
that sehr vornehm und aristokralisd).
Abcr ich ging ihm gehörig nm den Bart,
und endlidi wurde er auch mürbe. Er
nannte midi sogar feinen giitcit Frcnns."
Ha, ha."
Der alte Eastaldi lachte, und das sah
wuiidctlid) tzcr.tuj aus. Der dicke,
struppige, pechschwarze Schiuirrbarl zog
sich in die Breite und die Rascuspitzc
senkte sich ein wenig herab, während dic
wulstige Unterlippe sich hcrvorfdiob, als
ob cr sich in die Rase beißen wollc.
Don Vuigi fuhr sott : Er beauf
ttagtc mich also schließlich, dic Sache in
dic Hand zn nehmen und zunächst bei
feiner Schwcstcr, dcr jungen Herzogin
Eesinci, einen Bcrsuch zu machen, das
Gelb zn bcschaffcti. Er saglc mir. daß
sic dic Summe sehr wohl auf treiben
könne, wenn sie welle, ich möchte sie nur
bitten, sid) an ihre Mutter zn wenden."
Aber wo bleiben wir dann?"
Höre nur weiter! Id, versprach
ihm natürlid). Alles zn thun, was in
meinen Kräften stünde, und haltc auch
wirklich die Abfid)t, zum Schein nod)
hcntc Abend einen Besuch auf deut
Schlosse zu madicii. Da wirst mich dcr
Tölpcl iii'ö Waffer, wvdntch id) natür
lich verhindert bin, zur Herzogin Ecsina
zn gehen.
Daß dcr Besuch unterblieben ist,
darin schc id) nichts Schlimmes.
Schließlich wären die Weibelcute wohl
gar im Stande, das Geld zu schaffen,
und wir hätten daö Nachsehen."
Gleid)wohl müssen wir aber den Be
fud) wachen, und wcii er anch nur zu
dem Zwecke wäre, zu verhindern, daß
Herzog Attilio sich selbst an seine
Schwcstcr odcr an seine Mutter wendet.
Ratürlid) muß man dabei dic Sache so
ansangen, daß nidstö daraus wird, und
Attilio in feiner Bcdrängniß keine an
dere Zuflucht hat. als uns."
Run gut. Ich werde au Deiner
Stelle ans das Schloß gehen und mit
der jungen Dame reden."
Der junge Eastaldi sah feinen Batcr
überrascht au. Dann sagte cr vcrlc
gen : Es ist hcntc schon zu spät dazu."
.Wieso? Um einen Bruder zu ret
ten, ist es nie zu spät."
.Vaß das. Morgen früh ist es od
zeitig genug, und morgen früh werde ich
selbst in .dcr Vage sein, die Sache zu bt
sorgen." Warum deiui ? Es ist doch ganz
glcichgiltig, ob ich oder Du"
'.'kein. Papa, es ist nicht gleichgiltig.
Du darfst tiid)l vergessen, daß es sich
,untcr nt,s .jungt Nuten nm einen
Freundschaftsdienst handeln würde,
lvährcud bei Dir dcr Geschäftsmann zu
' sehr herausschaut. Auch hat mir Her
zog Attilio einen Brief an feine Schwe
jicr mitgegeben, den ich dinchans selbst
' .--.,..:.),,. sti.'.,, i',;i,
.uia ii nun u tun., .'jii'iiuit i'"M i'uui
ich das Bett wieder verlasscit zu kvuiirn
und gehe direkt ans das Sd)loß."
Gut," sagte Eastaldi glcichgiltig,
also madse Du das ! Aber sci ge
schickt und zeige, was Du bci mir ge
lernt hast I"
2. Kapitel.
So schnell, als es hcrangezogen war,
hatte das Gewitter ausgetobt, und über
dem herrlichen Eapri lachte wicdcr dic
Sonne. Anch das Mccr bcgann sidi
bereits wieder ;n glätten.
Ans dcm Fclscnwcg. dcr von der
Stadt Eapri hinunlcrsühit nach dcm
klciucii Hasen der Jnscl, gingen zwei
mit großer Eleganz gcllcidclc Herren
langsam hinab. Die feinen Salonlack
sticsclchen, die sie trugen, schienen nicht
für die mit fd)arfkatigcm Fclsgcröll
übcrsäclcn Wege gemacht zn sein, ebenso
wenig wie die beiden Herren für die In
sel überhaupt. Sic sprachen den ncapo
titanischen Dialekt, abcr and) ohne dies
hätte sic cin kundiges Auge sosorl als
Rcapolitancr reinster Klaffe erkannt.
Dic lebhaften, etwas gierigen, ewig uu
befriedigten Augen, die ctivas gebogene
Rase iiiiö dcr wachsfarbcnc Teint diaral
tcrifirtcn sie hinlänglich. Für die präch
ligen manncshoheu Kakteen, mit denen
die Wcgc zaunartig eingerahmt find,
wie für ihre ganze herrliche Umgebung
hatten sie lein Auge nd schiene viel
,zn sehr in ihre Angelegenheit vertieft zu
fein, al? daß sie sich darum hätte flim
mern riivgen.
Warn ut eilen Sic so. wieder ttadi
Rcapcl zurückzukommen?" fragte der
Eine von ihnen, dcr etwa sechs bis acht
Jahre jünger zu sein ldiicu als sci
Begleiter. Habcu wir nicht unsere
Zeit hier vorzüglich angewandt und dcn
Herzog Attilio dci Tibaldi in verhalt
nißniäßig kurzer Zeit in etwa hundert
kausciid Vire citcidilcrl? Idt sollte
meinen, Sic fönntcit sidz eine Richt
pause wohl gönnen."
Der Andere erwiderte nichts. Er
sd)ien lanm zu hören, wnö sei Beglci
tcr sagte, und in feinen hcriifchcu. har
ten Zügen, in dcn starr auf dcu Boden
gehefteten Augen sprach sich eine Ueber
legcnhcit, eine Energie und Kraft auc,
dic dcu Mann unter Umständen zu
einem höchst gcsährlichci: Gegner machen
sonnte!!.
Hvicn Sie nidil, Dou Romes?"
fragte der Jüngere uneeaf.
Bei den, '.'('amen zuckie dcr Andere
auf und sagte kurz und barsch: Was
das sür cine laelieilichc Augcivohnhei!
ist. die Vcutc alle Atigtubiieic dtini R'
meii zu rufen ! Der Raine N 7.r tincn
Manchen, was dit Färbt für tatcn
Hund oder der Abgangssicinpel für
i'incn Biict. Äan wird ihn übt wie
dcr los. er ist nuc twi ze Kouiiellc."
.Aber "
seien sie still ! Id, beiße r.ntt
Den Romeo. Jdi tut tur sie wie für
Jeden, der mich kennt, dcr ,'cuciab.
und damit ist dic Sadit gut. Ein Her
zog dct Tibaldi kann sich cincn Ramcn
leisten. Einern Herzog dci Tibaldi wird
fdion in die Wiegt gtttgt. was nnr das
Menfd'tnhtt; sich wunichtn mag. was
das Veben leicht und angenehm macht.
Wir aber, an deren Wiege Roth. Elend
und ein hartes Schicksal standen, die
wir mit allen möglichen Künsten, mit
Vist und Berfchlagcnhcik. mit Klugheit.
Berwegcuhcit und Ausdauer um unsere
Eristcu; kämpfen müssen, wir. die wir
im twigtn Widerstreit mit Gesetz nur
Ordnung stehen, weil sie uns zu Hun
gerfünstlcitt und Arbtitssklavtn madicu
wollen; wir. dit den ganzen Jammer
Jahrhunderte langer Mißwitthsdiast
und Unterdrückung in unserem guten
Königrcicki '.'icapcl ererbt haben, wir
braucbcn feinen Ramtn. Wir find dic
Ramcnlosc. die gcborcnc Eamor
listen."
Dcr Andere stieß einen rohen Fluch
auS, wie ihn nur dcr neapolitanisdic
Dialckt hervorbringt, nd sagte : Ra
tüilid) ! Was sollten, was tonnte wir
ander sein? Wir rnüsscii eben ach
Kräften dic Vaiinc des Schicksals zu
vcrbcffcrn fnche. dic Anderen Alles
und uns nichts gab."
Dcr Gcncral nickte. i iefer Herzog
dci Tibaldi ! Er besitzt eine halbe Pro
vinz" Und wir, und tausend unserer Vt
bcnsgcfährlen nicht so viel, um uns
auf eigenem Grunde nicdcilcgcn zu
können."
Das find ja eben diese verwcrslidicn
Gegensätze in unsere! Pollsicbcn. Die
ticssic Armuth und das vcrlonimcnstc
Elend ans dcr einen Seite, und dcr
fchraukculofesic Besitz ans dcr andcrc.
Das ist dcr Rährdodcu dcr Eamorra.
aus d.cu sie von Jahrhundert zu Jahr'
huudctt bio iu unsere Tage hinein und
wohl and, in Zukunft ihre Kraft saugt,
mit der sie dem Slaalsgcsctz, das dcn
Armcn Allcs nimmt und nidits gibt,
Widcrstand Icislct. Ja. daS macht die
Eamorra in Rcapet so mächtig, so n.
übcrivindlich. Ihr VcbcnSkamps ist cin
uiashöilid?cs stummes Ringen der
natürlichen Intelligenz und dcr Roth
unserer Bevölkerung mit der gcsctz
mäßigen Gewalt und dcm augcclbtcu
Reichlhliui - ein fortgesetztes, heimliches
Unterminircii dcs Bcstchcndi.. Die
Eamorra licgt wie cin nsiditbarcS Gc
webe über Stadt nd Vaiid, das gleiche
Roth und gleiches Iulcresse znsammcn
hält, wie ein Schlcicr, dcn Jedermann
kcunt und doch Riemand ;crrcißcn
kaun."
Aber was hilft ö? Wir bleiben
immer die Vnmpcn !"
Je nachdem mau eö ansieht," ver
setzte dcr Gcncral, Iciccht mit dcn Achseln
zuckend. Wcun id, durd) dic Straßen
und Gassen von Rcapcl gehe nd all'
tic hcimlicbc und offenen Helfershelfer
unserer Sachc betrachte, die Alle bereit
sind, einem halbe Wort, einem Wink
von mir zn gehorche, in dem blinden
Vertrauen, daß es sid) darum handelt,
einem Unterdrückten zn hclscn, einem
Enterbten nnd Elciidcn scin Rccht zu
bringen odcr dcr Polizei cin pscr zn
entreißen, so bilde idi mir darauf mehr
ein, als ei General, der vielleicht nie
eine Sdilacht gesehen, ans feine Uniform.
Meine svlbatcu )uid srcilidi nicht u ui
fonnirt. Droschkeulutfdicr, Fisdicr,
Wafscrvcrkänscr, Bänkelsänger. Bettler
nnd s:oincnbriidci - das it icin .nccr.
nnd alle Armen sind nicinc Bcrbün
dctcn. Sich! so ein Vnuip aus ?"
Und dod) wärc cö bcffcr, wir wären
Herzöge dct Tibaldi."
Bafta, wir sind es nidit ; abcr eS
wird gclliigen. dicsc Hcrzögc um
einen Theil ihrco MammoiiS ,z crlcicb
tcrit. Dcr junge Fant fpiclt das ist
der Angelhaken, an dem wir ihn fangen.
DaS Weitere wird sich finden."
Sie haben clwas Besonderes gegen
ihn vor?"
Das wird sich finden! Jch sage
Ihnen, Don Gianino, cS könnic der
Fall cintrcicn, wo ich nicht dcr Herzog
Ecsarc dci Tibaldi scin nivchtc."
Wölkn Sie mir nicht sagen, was
Sie beabsichtigen?"
. Jch beabsichtige. Ihnen z zeigen,
wer besser daran ist : der Herzog dct
Tibaldi odcr wir,"
Abcr ich verstehe nicht-"
..Daö ist vorläufig and, nicht nöthig.
Wenn die Zeit da ist, werden Sie vcr
stehen." Dic bcidcn Herren hatten mittler
weite den Hafen der Insel erreicht, nnd
Don Romeo schritt nun in dem Ufer
fand nach einer Gruppe Fischer hin, die
sid) um eine auf daS 'auö gezogene
Barke gruppirt hatten, nm ctnc Wasser
mclonc zu verzehren.
Heda !" rief cr einem derselben zu,
mache Dein Boot klar, wir fahren
ach Reapel."
Jawohl. Ercellcnz." ciwidcrtc dcr
junge Fischer etwas frech, abcr cs koftcl
zchn Vire."
Dcr Gencral lächelte. Kleiner Schä
fer!" sagte er nähertretend, hältst D
mich für einen Engländer?"
Dann trat cr rasch noch näher heran
nnd fragte etwas gedampft, aber hatt
nnd herrisch : Kennst Dn mich?"
Es ist der General," rannte jetzt cin
allcr Mann dcm Fisdicr vcrstohlcn zu,
woraus dieser sofort ehrerbietig zurück
trat.
Sic haben mir zu befehlen. " sagte er
höflich und dicustbcslisscii.
Borwaris. vorwärts. Ich habe
Eile. Richte Dcin Boot her."
Sosott, Excellenz."
Wenige Minuten später verlies; daö
Boot mit dem General der Eanumisteu
nnd zwei Fischen, den Hafen.
(Fortsetzung folgt.)
Aiirfi die Kul'iwaf fetfur ist
feine Errungenschaft unserer Seit,
schon die Römer hatten ihren P,,'e,:uw
wci,ig,icus erzählen alle SdmftitelUT ;
luui einen, Mai,,, Rametio Pompm,iiis
Attieu-J, der sid, durd, Anwendung dcS i
Wan'cw ,iobrsvde,e durch Wasser
ti'iulcu, izeinud machte und dann Air
dcre veranlaßte, sciucm Beisvicl zu sol
gen. ' '
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Lt?cIt-Ai!r!tclli!!igS Mrd'Zjge tüid Ti.,!:'.