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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (April 5, 1894)
Der Blumentopf. $umoifS! von Hkinnch lanblfcagei. E klingelte. Eise sianb gnade in der Milche und letzt den Schmorbraten aa. El war nämlich zwölf Uhr und in einer halben Stunde kam War oder, um un auisührllcher auszudrücken, der wohlbeftallle SparkaffewSekrelSr Herr M Hoffmann au dem Bureau. Wir fügen hinzu, daß Elfe ditfen Augenblick mit der sehnlichsten Ungeduld entgegen harrte, wa sich dadurch erklärt, dah diese beiden Menschen erft seit drei Tagen mit inander vnhetrathet waren und daß sogar da! so berühmte Liebespaar Romeo und Julia kaum ein größere Zärtlichkeit für einander fühlen konnte, al Herr War Hofsmann und seine liebe junge grau. Also e klingelte. Sehr verwundert setzte Elfe den Deckel auf den Trxf. Wer konnte jetzt klmgeln? Sie schlüpste hinau, sah erst durch da Guckloch, er blickte die Gestalt eine Dienstmannc und öffnete. Der Dienstmann hielt etwa in seiner Hand, einen Blumen topf, eine wunderbare herrliche Kamelie. .Sind Sie die Madame HoffmanvZ' fragte der Mann. , Za," erwiderte Else. M sU Ihnen la hier abgeben. Antwort ist nicht. Adieu 1" Mit diesen Worten überreichte n ihr den Topf, sprang die Treppen hinunter und war verschwunden. Else machte ein höchst erstaunte Ge ficht. Dann betrachtete sie den Gegen stand in ihren Händen, ungefähr wie der AlterthumSsorscher irgend einen räthsel, haften Knochen betrachtet, den er soeben in einem einst verfchülteten und wieder entdeckten Hünengrab gesunden hat. In diesem Topfe lag ein kleines Briefchen. Sie machte e auf. Darin war eine Karte. Nur zwei Worte standen darauf: .Ein Verehrer".... Mit einem Male lächelte Elfe vor sich hin. DaS war doch ganz klar. Der Spender dieser herrlichen Kamelie war Mm. Allerdings feine Handschrift war 8 nicht. Wahrscheinlich hatte es ein Kollege geschrieben. Damit ste'S also nicht rächen sollte! Deshalb! Nicht errathen! Wer sollte ihr sonst so elwaS schenken? Nein, sehr schlau hatte er da wirklich nicht angefangen, aber hübsch war e von ihm doch, sehr hübsch. Der Topf kostete gewiß seine zehn Mark, Ka melien sind so theuer. Eigentlich war S eine Verschwendung. Aber eS war doch hübsch von ihm und Else stellte den Topf auf den Tisch, betrachtete ihn noch einmal zärtlich und sah bann wieder nach dem Schmorbraten. ES klingelte abermals. Der Zeiger auf der Küchenuhr stand gerade auf halb Eins. Else stürzte mit einem Ausschrei hinau und gleich darauf ertönte das Entree von jenem eigenthümlichen Ge röusch, das sich, wenn sich vier Menschen, kippen auf einander drücken, mit Regel Mäßigkeit bemerkbar macht. . .Komm.' sagte Else. Auf der Schwelle blieb Max stehen. Sein Auge war an den Tisch gebannt. ,WaS ist das?" fragte er. .Schatz?" lachte Elfe. .Das ist ein Blumentopf, eine Ka melik sagte Max, .woher?" .Ich danke Dir auch tausendmal," erwiderte Elfe. .Mir? Du dankst mir? Ja, Herz. chen wofür i' ffllax sah durchaus verwundert au. ." j,Wofür? Haha! Ja, meinst Du, ich hab' e nicht errathen. Von Dir ist der Topf." El schlang ihre Arme um sei nen HalS und wiewohl ein dreitägiger Ehemann sich solchen Ltevkosungen sonst nicht zu entziehen pflegt, so geschah das doch in diesem Fall und mit einem merk würdigen Blick sah Mar in ElsenS Augen. .Von mir ist der Topf? Von mir?" Dann lachte er. .Ja, aber mein Herz, wie kommst Du daraus?" .Da," sagte Else. MarenS Augen hefteten sich auf ein Stück Papier. .Ein Verehrer?" sagte er endlich und zwar sprach er das Wort .Verehrer" mit einem sonderbar lang gezogenen und gc dehntem Tone ouS. Elf lachte laut auf. .Und Du hast wirklich gemeint, ich er rathe eS nicht? Du bist der Verehrer, Du! Und soviel Geld auszugeben! Aber eil Du mich so lieb hast, Schatz!" Von neuem machte E se den Versuch, ihre Arme um MarenS HalS zu schlingen, aber in dem Mienenspiel Maxens gab sich ine aufsällige Veränderung kund. .Von mir ist der Topf nicht!" sagte er kategorisch, .ich gebe Dir mein Wort, ich versichere Dir's, von mir ist er nicht." Elfe ließ ihre Arme sinken. .WaS," sagte sie, .von Dir ist er nicht?" .Nein," wiederholte War und zwar diesmal mit lauterer Stimme, als gerade nothwendig war. Auch schien sich seiner ine gewisse Unruhe zu bemächtigen. Else schüttelte den Kopf. .Ja aber," sagte sie, .von wem ist er denn?" .Da frage ich auch !" Mar rief das jetzt mit der Stimme eine StentorS, auf feiner Stirne trat eine Ader hervor und aus seinen Augen schössen Blitze. Elfe sah ihn an. .Mein Gott," sagte sie, .was haft Du?" ,WaS ich habe?" fuhr Max fort und die Posaunen von Jericho konnten nicht ge waltiger dröhnen, die Ader auf seiner Stirn schwoll zusehends und aus seinen Augen brannte ein ganze Raketenfeuer werk, ,maS ich habe? Ich habe gar nich!s. Aber Du! Du! Du hast einen Verehrer!" .Max!" fuhr Else heftig auf. .Du hast einen Verehrer. Da steht S auf dem Papier. Ich will wissen, wer eS ist!" In Eisens Augen glänzt 9 verdächtig. Der Jahrgang 14. .Aber Max!" Mar schien ElsenS Augen nicht mehr zu beachten und wenn wir vorhin Herrn Mor Hoffmann mit Shakespeare' Re meo verglichen, so lag in diesem Augen blicke die Erinnerung an desselben Dich terS Othello beträchtlich näher. .Drei Tage nach der Hochzeit," schrie er auf, .und von sowaS keine Ahnung zu haben! Ich will nicht hoffen," setzte er hohnlachend hinzu, .daß Du e bestreiken willst! Hier steht'S, schwarz aus weiß. Wenn'S noch ein sauler Witz wär', den Einer auSgehcckt hat. Aber nein, da ist kein fauler Witz. Da schickt einer eine Fuchsie oder Hyazinthe, aber nicht so eine theure Kamelie. E ist ein wirklicher Verehrer. Ich will wissen, wer der Mensch ist. Nun, wer ist der Mensch, wie heißt er?" Else schluchzt laut in ihr Taschentuch hinein. .Ich habe keinen Verehrer. Ich hab' niemals einen gehabt. Tu bist mein Einziger gewesen." Mor tobte nicht mehr, er war plötzlich ruhig wie eine Statue und sprach mit einer nun schier unheimlichen Gelassen hcit: .Also doch! Du leugnest eö! Elfe! Ist eS möglich? Bis jetzt konnte ich nur annehmen, er liebt Dich! Aber nun? Du willst mir ihn nicht nennen, Du ver schweigst mir ihn! Warum? Du hast Angst für ihn, Du fürchtest, ich könnte ihm aaS anthun! Nicht genug also, daß er Dich liebt, Du liebst auch ihn! Ist eS möglich? Und Dich hab' ich ge liebt, Dich hab' ich gehetraihet. Jetzt ersah ich daS, drei Tage nach der Hoch zeit. Allmächtiger Gott!" Vernichtet sank der bedauernswerthe Mann aus's Sopha und eS war natürlich in Anbe tracht der bestehenden Thatsachen ganz vergeblich, daß Else ihre Unschuld be theuerte und schluchzend erklärte, den Uedersender de Blumentopfes nicht zu kennen, sowie niemals einen anderen Mann geliebt zu haben als Mar. Als ein besonders betrübender Umstand sei noch erwähnt, daß sich von der Küche her plötzlich ein merkwürdiger Duft bemerk bar machte, worauf Else in den Schrei auöbrach: .Der Schmorbraten brennt an!" Dieser Schmorbraten schien vom Schick sal dazu auserlesen, die Katastrophe zu beschleunigen, denn Mar versiel in eine neue Erregung und rief: .Jetzt denkt sie an den Schmorbraten. Das hat sich auSgeschmorbratet. Ich gehe in' Restaurant und morgen bean trage Ich Scheidung! Adieu!" Mit diesem fürchterlichen Entschluß ergriff er seinen Hut. An der Thür kehrte er noch einmal um. Schweigend, aber mit kräf tiger Hand erfaßte er den Blumentopf, ging damit zum Fenster, das beiläufig gesagt nur zum Hofe hinausging, öffnete eS und schleuderte den Tops hinaus, worauf ein dumpfer Aufprall erklang, der die Vermuthung zuließ, daß der kost, bar Topf in tausend Scherben unten auf dem Pflaster lag. Else blieb mit ihrer Verzweiflung allein. .Scheidung' hatte er gesagt und der Himmel wußte, daß sie unschuldig war. Jetzt mar ihr Alles gleich, sogar die Brühkartoffeln und der Schmorbraten. Vor einer Stunde noch das glücklichste Geschöpf auf Erden und jetzt, wie unten der Topf, so auch ihr Glück in Scherben. Ja, eS war hin, für alle Zeiten. Jetzt in dieser Stunde erft hatte sie ihn in sei ner wahren Gestalt kennen gelernt. Wie gut er sonst war, aber das alles war nur Verstellung gewesen, auch seine Liebe zu ihr. Und war es nicht unmöglich, ihm diesen unglücklichen Verdacht zu nehmen? Wie konnte sie ihm beweisen, daß sie un schuldig war? Nein, ihr Schicksal war besiegelt, eS war aus. Jawohl, besser sie gingen bei Zeiten auseinander. Ja, Scheidung! Um die sechste Abendstunde nachBureau schluß kehrte Mar zurück. Ein düsterer Ernst lag auf seinem Gesicht, .Zum letzten Male." hob er an, .willst Du mir den Namen dieses Menschen nen nen?" .Ich weiß nichts," schluchzte Elfe. .ES ist gut," sagte Max ur.b setzte sich seinen Hut wieder auf. Offenbar er, füllte ihn ein Entschluß. Was für einer, ob er wie sein Mittagessen so auch sein ASendbrod im Restaurant verzehren wollte, oder ob eS im Angedenken an den berühmten Mohren von Venedig noch etwas Entsetzlicheres war, das blieb da hingestellt, jedenfalls näherte er sich wie der zur Thür. .Max," rief Elfe noch einmal. Er hörte nichts, er ging, und dumpf siel hinter ihm die Thür. In diesem selben Augenblick ertönte die Klingel. Mar hatte schon die Klinke in der Hand und öffnete. Draußen stand ein Dienstmann. .WaS wünschen Sie?" fragte Mar. .Ich habe heute Morgen einen Blu mentopf hier abgegeben." sagte der Mann. Im nächsten Moment aber fuhr er bereits erschrocken zurück, denn Max streckte seine zehn Finger nach ihm aus und hielt ihn fest wie in einem Schraub stock. .Aha," sagte er, .Sie haben also den $ Beilage zum Nebraska Staats-Anzelger. Topf gebracht. Sie werden mir den Namen diese Herrn nennen, lieber Freund. Wa wollen Sie jetzt? Brin gen Sie wieder was?" Augenscheinlich war der Mann sehr bestürzt. .Entschuldigen Sie," entgegnete er, .ich bitte um den Tops zurück. Ich habe ihn falsch abgegeben. Das Haus hier ist Nummer Siebzig, er kommt aber nach Sechsundsiebzig. Die Ziffer war so un deutlich geschrieben. E hat sich jetzt erst herausgestellt. Er ist an eine andere Frau Hoffmann." Aengftlich, als hätte er'S mit einem Menschen zu thun, der jedenfalls in einer Kaltwasserheilanstalt am angenehmsten aufgehoben war, be trachtete der Dicnstmann den Herrn. .An ine ander Frau Hoffmann?' .Ja,' fagte kleinlaut der wackere Mann, und mit wachsender Befremdung gcrrahrte er in dem Gesicht seines Gegen übers einen Ausdruck, den man nur an zunehmen pflegt, wenn man daS große LooS gewonnen hat. .Hier haben Sie zwanzig Mark." sprach Mcx. .der Topf ist nicht mehr da. er ist in tausend Stücke zerschlagen. Kaufen Sie der Frau Hoffmann einen anderen ur,d grüßen Sie auch schönstens von mirl" rächend frei die t.hür zu, .Elfe! 'rief Mar. .Max!" rief Else. Wie Mir sich vor Eisen auf die Knie warf und was weiter erfolgte, unterläßt der Verfasser näher zu beschreiben, da eS so zu sagen unbeschreiblich ist. Mein Abenteuer in Indien. Von JameS Pratt. Während unserer Expedition in Ober, birma benutzte ich meine freie Zeit dazu, Ausflüge in die Berge zu machen. DaS Klima war mäßig warm und gestattete leichte Kleidung. Ich belastete mich mit keinerlei Gepäck, nicht einmal ein Waffe hielt ich für nöthig, da ich keinerlei Ge fahr zu befürchten hatte. Mit einem leichten Bambusstöckchen in der Hand, gut beschuht, stieg ich Stunden lang in der Gegend unseres HaupiquartlerS um her und entdeckte immer neue Reize einer Natur, welche im Thäte eine üppige Pflan zenpracht, aus den Höhen fast einen alpi nen Charakter entfallet. Eines TageS gelangt ich, etwa 12C0 Meter über der MeeresflSche, in eine Bejglandfchaft, die mich lebhaft an meine früheren Partien in Südtirol er innerte. Ich kam auf inen ziemlich steil ansteigenden Weg, der zwischen den Fei sen sich hinwand und so kunstvoll ance legt war, daß man hätte glauben können. er sei in deutschen Alpen für Touristen gebaut. An manchen Stellen war dieser Weg ziemlich breit, dann aber kamen wieder Strecken, auf denen der Pfad offenbar den Felsen abgerungen war, die ihn schroff überragten und zur Rechten in jähem Absturz sich Hunderte von Metern tief fortfetzten. Ader überall mar der Weg durch einen weniger kunstvollen als mühsamen Steinwall gegen die Gefahr des HerabsturzenS geflchert. Ich be wunderte die Sorgfalt und die Ausdauer. womit hier, in anscheinend stundenlanger Ausdehnung, Tau ende von Felsolöcke aufgeschichtet und die Lücken mit kleineren Gesteinsbrocken ausgefüllt waren. Dieser Wall war gewiß schon viele Jahrzehnte, vieueiiyi zao:yunoerie an un cie Ver witterung langer Zeiten hatte ihn mit graugrünem Stetnmoos überkleidet; nur hier und da zeigten sich Nachbesserungen einer neueren Zeit. Wohlgemulh und begierig, die Endbe ftimmung diese Weges zu ergründen, wanderte ich aufwärts, von Zeit zu Zeit zur Seit in die steilen Tiefen blickend. Einige Male eröffneten sich Ausblicke auf ein tief unten sich hinbreitendes maleri sches Panorama. Plötzlich stand ich wie vom Blitz ge troffen. Um eine scharfe Felskante die gend, sah ich mitten im Walde einen Tiger. DaS voll ausgewachsene, schön gezeichnete Thier kam ganz langsam den Weg herab und sowie eS mich erblickte, blieb eS stehen und richtete seine funkeln den Augen auf mich. Ich stand wie ge lähmt und Entsetzen durchrieselte meinen Körper. Wer, wie ich, die Gefährlichkeit des TigerS in seiner Heimalh in Hunderten von Fällen kennen gelernt, wird meinen Schrecken begreiflich finden, da die Er scheinung ja ganz ungeahnt vor meine Blicke kam. Im sumpfigen Röhricht der Dschungeln kann man in Indien überall den Tiger treffen, wie aber kam diese Bestie hierher, auf das kahle Ge birge, das nur stellenweise kurzes Ge strüpp darbot? Felsenklüfte waren ja allerdings vorhanden, aber noch nie halte ich davon gehört, daß sie dem Tiger um Ausenthalt dienten, und noch niemals wird wohl der ersahrene Tigerjäger ein solches Ungethüm auf Berghöhen ange troffen haben. Gerade das Unerhörte der Erscheinung ersüllte mich mit Schaudern, und ich war ganz hilflos; außer einem kleinen Ta schenmesser besaß ich kein Mittel zur Ab, wehr. Meinen Stock ließ ich sofort fallen, er würde d! Bestie nur gereizt omitagsmst. haben und konnt mir nicht da Mindeste nützen. Sobald ich stehen blieb, fetzte der Tiger mitten auf dem Wege sich nieder, er starrte auf mich und ich starrte auf ihn. Seine Kinnbacken knetschten, als hätte er mein Fleisch schon zwischen sei nen Zähnen, die ich unheimlich auS der Schnauze hervorblicken sah. Ich sühlte mich unrettbar verloren, hier mußte ich sterben. Im nächsten Moment mußte daS gewaltige Thier sich auf mich stürzen und mit einem Schlage seiner Pranke mich zu Boden schmettern. Wenn S mich nur wenigstens mit diesem Schlage sofort tödtete und nicht mit seinen Zähnen und Krallen Stück für Stück von meinem lebenden Körper riß! Da war der nächste Gedanke, der durch mein Gehirn zuckte. Hu! von einem Tiger bei leben dem Leibe gefressen zu werden, das ist in ganz Hölle von Vorstellung. Hätte ich wenigsten ein Gewehr bei mir ge habt, obschon mich auch dann das Thier, selbst tödtlich getroffen, noch mörderisch angesprungen haben würde, da e mir viel zu nahe war. Jetzt bewegte der Tiqer. ganz nach Katzen Art, wedelnd den Schweif, richtete sich wieder aus und kam aus mich los Ich wich, lautlos, unwillkürlich bis an den Rand des Steinwalls zurück. Weiter konnte ich nun nicht; selbst wenn ich den lebenSgesährlichen Sprung über den Wall in die Tiefe, die ich an dieser Stelle nicht mit den Augen gemessen hatte, hätte wagen wollen, so würde der höchsten Wahrscheinlichkeit nach das Thier sofort auf mich gesprungen sein. ES ist eine Eigenthümlichkeit wilder Thiere, sich auf ihr Opfer zu stürzen, sobald diese sich bewegen, indem sie vielleicht annehmen, die Opfer würden ihnen durch die Flucht ntgehen. Dem Menschen gegenüber ist dieS besonders dann der Fall, wenn er sich umwendet und ihnen den Rücken zu kehrt. Einen gewissen Eindruck übt das menschliche Auge doch auf wilde Thiere aus. Soöald ich an den Steinwall ange kommen war und mich auf diesen stützte, setzte sich der Tiger wieder vor mir nieder. Wir verwendeten keinen Blick von ein ander. Je länger ich regungslos stand, desto deutlicher empfand ich den Mangel an Bluiciikulation; eS war, als ob ein kalter Strom mich durchrieselte, meine Hände und Füße schienen abzusterben, aber mein Herz pochte vornehmlich laut. Die Szene verlängerte sich, sie dünkte mir eine Ewigkeit. Wenn doch nur ir gend ein Umstand eingetreten wäre, der einen Wechsel hätt herbeiführen können, etwa durch das Erscheinen eines anderen Wesens, eines Geiers in der Luft, oder eines Menschen, ineS Bewaffneten aber nichts, nicht! Der Tiger schlug zeitweise mit dem Schweife den Boden und beleckte mit der langen rothen Zunge feine feuchten Lefzen. Warum zauderte er nur mit dem Sprunge? Hatte er überlegenden Verstand und weidete sich an meiner Qual? Wollte er sich den Genuß, in sicheres Opfer in der Gewalt zu haben, verlängern? Oder war er noch zu satt und sparte mich als seine letzte Mahlzeit auf? Ja meine Verzweiflung mischte sich eine Art von Wuth über die sicgesgewisse Beharrlichkeit der verwünschten Bestie und über die Hilflosigkeit meiner Lage. Meine Gedanken gingen sprungweise von einer Möglichkeit znr anderen über, aber alle diese Möglichkeiten bewegten sich nur im Kreise meines Verderbens. Je län ger ich den Tiger anstarrte, desto mehr verwirrten sich meine naturwissenfchaft lichen Begriffe. Ich kannte diese Bestien nur als blut gierige Geschöpfe, dir, ungleich dem Lö wen, auch dann ohne Zögern auf ihre Opfer springen, wenn sie kein NahrungS bedürsniß haben, während die Kenner des Löwen behaupten, er morde nur, wenn er Hunger habe, ausgenommen wenn er an gegriffin werde. Also welch' ein sonder bareS Thier hatte ich hier vor mir! Es war mir unbegreiflich. Dennoch drängte sich mir immer wieder die entsetzliche Vor stellung auf: in der nächsten Minute wirst Du niedergeschmettert, zerrissen und gefressen. Hätte ich einen Mantel bei mir gehabt, ich würde ihn, in der Ver zivciflungSfliinwung, in der ich mich be fand, ohne Zögern über die Bestie ge worfen haben. Gab eS denn gar keinen Ausweg, nicht das geringste Hilfsmittel? Ha, wäre ich ein Herkules gewesen, ich würde einen der daliegenden FelSblöcke gepcckt und auf den Tiger geschleudert haben! Oder wäre ich ein Samson gewesen, der den Rachen des Löwen vonemänder riß! Ich suchte mit den Augen umher, ich blickte aus mein win'iges sockchen, ich fum. melte an meinen Taschen herum eS war ja Alles Unsinn, ich hatte ja absolut nichts zur Wehr. Und doch etwa etwas, das vielleicht die Katastrophe be schleunigte, oder eine Veränderung her betsühUe! Eine Paxierdü! sühlte ich in meiner Rocktasche, aber dies Tüte enthielt Pfeffer, gestoßenen Pfeffer. Ich hatte in meiner Angst gar nicht mehr daran gemacht, daß ich diesen Pfaffer noch bei mir führte, den ich für unsere Menage in der Stadt besorgt hatte und bei meiner Ro. 46. Heimkehr von der Erkurflon abliefern wollte. Ein ganze Pfund gepulverten Pfeffer! Wie, wenn ich ihn als Waffe gebrauchte und der Bestie in' Gesicht schleuderte? Wozu meine Todesqual noch verlängern? Fort ließ mich die Bestie doch nicht. Der Gedanke erfaßte mich wie ein Fieberwahn und er trieb mich wie einen Wahnsinnigen zur That Ich griff, ohne meine Stellung zu ver ändern, möglichst behutsam in die Tasche zog die Düte heraus und öffnete sie, wobei meine Hände zitterten. Das Thier folgte mit seinen tückischen Augen jeder meiner Bewegungen. Die Düte schien seine Aufmerksamkeit zu erregen. Jetzt geschah S ich hob dn Arm mit der Düte und schleuderte den ganzen Inhalt derselben über den Kopf deS Tiger; e entstand ine förmliche Staube wölke zwischen ihm und mir. Der Tiger begann zu pusten und zu niesen, beugte den Kopf zu Boden und fuhr sich mit der Tatze über die Augen und Nase. Der Boden war mit Pfeffer bedeckt und das Pusten verstärkte sich, sobald das Thier die Nase dem Boden näherte. In dies! Augenblicken war daS Thier so vollflänl dig mit sich selbst beschäftigt, daß S alle Aufmerksamkeit für sein Opser verlor Jetzt galt eS jetzt oder nie I Ich ent raffte mich meiner Lähmung, ich wendete mich, immer die Augen auf den Tiger gerichtet, ,ur Flucht. Der Tigkr folgte mir nicht, ich kam glücklich um die scharfe Felsecke herum und von da an lief ich mit großen Sätzen den Berg abwärts, wie ich noch nie im Leben gelaufen war ich hätte mit der Wchnelligkeit einer Lokomotive wettlair fen können. Eine halbe Stunde lang behielt ich diese Schnelligkeit bei, dann mußte ich athemlos anhalten, die Wir! kung des Schrecken machte sich jetzt mechanisch in meinen Gliedern geltend. sie zitterten vor Schwäche und ich war wie in Schweiß gebadet. Langsamer ging ich nun weiter, ich kam in bewohnte Gegend ich suhlte mich gerettet! Als ich zu den Meinigen kam, sank ich erschöpft auf eine Bank und erzählte in athemlosen Pausen mein Abenteuer. Nun kommt aber da Ucberraschendste, etwas, das mir eine namenlose Selbst bcschämung zuzog. Zwanzig bis dreißig vsstztere un eres Regiments be chlos en, wohlbewaffnet aufzubrechen, um den Tiger zu jagen und zu erlegen. ES war eine angenehme Ausregung m dem Einer lei deS Dienstes. Da, inmitten unserer Zurüstungen, meldete sich ein Burmese. der in unserer Truppe diente, und sagte: der Fürst Amaru, ein Abkömmling deS Boa, habe oben im Gebirge ein Schloß. in welchem er ganz zurückgezogen feine Tage verbringe. Der Fürst besitze zwei gezähmte Tiger, kl ihn, gleich Hunden. begleiteten und den Zugang zum Schlosse dewachten. Wer sich dem Schlöffe nähere. komme schwerlich an einem dieser Tiger vorvei, wenn er am Wege liege. Ich hatte eS also mit einem dieser ge zähmten Tiger zu thun gehabt. Dai war ine Enttäuschung, aber der Ge dank, daß diese Bestien kriegSgeübten Männern chreaen einzuflößen vermocht ten, war den Offizieren doch so wider, wärtia, daß man beschloß, sich ihrer zu entledigen. Zwei Tage nach meinem Abenteuer machte sich ine Jagdpartie tn' Gebirge aus und der dieser Gelegen heit wurde einer der Tiger erschossen. Den zweiten bekam Niemand zu Gesicht; der alt ergrimmte Sonderling, der sich nur widerwillig der britischen Herrfchaft fügte, ließ ihn wohl nicht mehr umher strolchen; aber der Weg war seitdem für zeoermann sret. Allerlei HirathSwrduge. Gar so willenlos, wie etwa anaenom men werden mag, steht selbst bei wilden Völkern das Weib dem Freier nicht gegen, über. Bei den Abigonen, einem Jndia nerstamme in Argentinien, zahlt wohl oer ivcann ven Eitern deS iviSlchenS, das er zur Gattin haben will, einen verein barten Preis, aber eS kommt häufig vor, wie der berühmte Südamerikasorscher Äzara mittheilt, .daß ein Mädchen Alles. was zwischen dem Bräutigam und den Eltern abgemacht wird, umstößt und hart nackig die Heirath verwirft." Bei den Patagoniern werden die Ehen immer durch Neigung bestimmt und das Mäd chen wird nie gezwungen, einen ihr miß, liebigen Mann zum Galten zu wählen. Im Feuerlande erhält der Freier die Einwilligung der Eltern erft dann, wenn er ihnen einen Dienst erwiesen hat; da nach erst bringt er seine Werbung bet dem Mädchen vor. Gesällt er ihr nicht, so läuft sie fort und versteckt sich; aber ,S kommt sehr selten vor, versichert unser Gewährsmann. Auf den Fidschi-Jnseln fängt der Mann die Frau, die er zum Weibe haben will, mit wirklicher oder fingirter Gewalt und führt sie in sein Haus. Ist jedoch das Mädchen mit der Sache nicht einverstanden, so läuft sie, wie Lubbock in seinem Ursprung der Ei ilisation ansührt, zu Jemanden, der sie bischutzcn kann. Bei den Kalmücken sin, bet ein Wettlauf zwischen Braut und Bräutigam statt, wobei Ersterer in Vmsprung zu theil wird. Und es ist, wie versichert wird, noch nie vorgekom- men, daß der Freier da Mädchen er häschen konnte, wenn nicht erhascht werden wollt. Ein ähnlicher Brauch herrscht auch, wi der bekannt Reisend Kennan in seinem bei Siegfried öronbach in Berlin erschienenen Buche: .Zelt leben tn Sibirien' mittheilt, bei den Zellbewohnera auf Kamtschatka. Hie, muß der Freier da Mädchen sangen, welche von Zeit zu Zeit flüchtet, wobei di Frauen dem Verfolger allerlei Hin dn nisse in dn Weg legen. Selbst Ut den so tief stehenden Buschmännern in Afrika muß der Mann ebenso die Zu ftimmung d Mädchen, wie die der El lern erlangen. Warum ist 100 sei Schaltjahr? In vielen Zeitungen wird jetzt den Lesern diese Frage beantwortet. Sie ift die Folgende. Unter Juliu Cäsar im Jahre 45 vor Christi Geburt wurde da Jahr auf 365 Tage und 6 Stunden fest, gesetzt. Da waren II Minuten zu viel, da e in der That 3SS Tage, S Stunden und 43 Minuten und 49 62 100 S künden hat. Um die gut zu machen, wurde jedem vierten Jahr ein Tag zuge geben. Das waren aber wieder IS Minu ten zu viel. So kam eS, daß man im Jahre 1583 um IS Tage fast in der Zeitrechnung gegen die Zeit selbst vorau war. DaS veranlaßte den Papst Gregor auf Be schluß deS Concilium von Trident zehn Tage vom 5. bis IS. Oktober 1582 au, zulassen. DaS ist der Gregorianisch Kalender, der außerdem jede viert Jahr zum Schaltjahr macht, aber jedes Jahr hundert, das nicht durch 420 heilbar ift, nicht zum Schalljahr machte. Deshalb ift 1900 kein Schaltjahr. So wurde daS Sonnenjahr mit der bürgerliche Zeitrechnung in Uebereinstimmung ge bracht. - Es ist bekannt, daß der Gregorianische Kalender zunächst nur in den katholischen Ländern eingeführt wurde, auch im katho Iischen Deutschland. DaS protestantisch Deutschland verstand sich erst im Jahr 1703 dazu, ebenso die Niederlande, die protestantisch; Schweiz und Dänemark. England kam erst 1752 für sich und sein Kolonien, also auch für die jetzigen Ver einigten Staaten, nach; Schweden erft 1753. Beim alten Julianischen Kalender, den man den Kalender alten StvlS nennt, blieben die Russen und alle Bekenn der nicht unirten griechischen Kirche. St sind seit 1880 um 12 Tage hinter unsrr Zeitrechnung zurück, in 1900 werden 13, und im Jahre 2000 würden es 14 Tage sein. ZU rchst" - 6 Mark. Als der Arbeiter Franz Thiemermann eines Tages in Berlin durch die Frank furter Allee ging, bemerkt r in Grupx von Personen, welche ein weinen des Kind umstanden. Er trat näher und sah, daß das Kind zu Falle gekommen war und sich dabei die Pulsader an einem Glasscherben zerschnitten hatte. Wäh rend die umstehenden Personen Worte der Theilnahme äußerten, aber sonst unthä, tig blieben, sah Thiemermann sofort, daß Gefahr im Verzüge war. Er hob daS Kind auf und erklärte, eS zur Sani, tätSwache bringen zu wollen. Der Ser geant Kühn, der ebenfalls so lange un, thätig dabei gestanden, äußerte nun: .So schlimm ist es ja nicht.' Die brachte Thiemermann dermaßen in Har nisch. daß er dem Sergeanten die Wort zurief: .Sie Ochse! Sehen Sie dnn nicht, dah das Kind sich verbluten kann?' Er trug da Kind dann zur SanitätS wache, wo ihm ein Nothverband angelegt wurde. AIS er das Samariterwerk be endet hatte und wieder auf di Straße trat, hielt ihn ein Schutzmann an. da der Sergeant seine Persönlichkeit festgestellt wissen wollte. Thiemermann stand neu lich wegen Beleidigung vor der 137. Ab theilung des Schöffengerichts. Der Vor sitzende machte ihn darauf aufmerksam, daß er bestraft werden müsse, hob aber gleichzeitig hervor, daß er sich sonst bei der Gelegenheit sehr brav benommen habe. Dag Urtheil lautete auf sechs Mark Geldstrafe. MtttorologischtS au der kche. Die junge Hausfrau, die in ihrem sparsamen Sinne auch Mitglied deS Kon, sumoereinS ift, wurde, als sie ihre Köchin um anderthalb Kilo Seefische ausschickte, durch die Hiobspost überrascht: .Sturm in den nördlichen Meeren daher diese Woche keine Seefische.' Dieser meteoro logische Küchenrapport hat sich in der Folge wiederholt. DaS Fischmenu für den Freitag bereitete der Hausfrau daher nicht geringe Sorge. Si begab sich selbst zur gilial deS Konsumverein und laS nun mit eigenen Auaen di nrn6 gedruckte Anzeige: .Sturm in den nörd lichen Meeren daber u. s. rn. Slk,r die Dam ift nicht umsonst höhere Tochter gewesen! Sie hat Kenntnisse in der höhe, ren Geoaravbie mit in den beilinen kk stand hinübergenommen. Mit diesen auegeruuei, trat it in daS Verkaufs lokal und wandte sich an einen der Ange. stellten mit derraa. warum n imm.r- kein Seesische zu haben wären. Dieser ,um veoauerno mtt den Achseln und sagte: .Sturm in den nördliAen Mn daher u. f. w." .DaS weiß ich schon," antwortet ärgerlich die junge Hausfrau. .WaS geht unö Frauen der 'Sturm in den nördliSen ? Warum decken Sie nicht Ihren Bedarf fc 7-. : n nm 7 ' uusi mi ucn rjjeani " Voraussicht. Mutter : .Nun. VäteriK? k Du? Unsere Alma bat da ffmm ... standen sie soll Doctorin werden!' Vater: .Ich halte nicht viel davon die wird gewiß zu jedem Recept einPost. scrixtum schreiben I' V