velila. Novelle Hanna Xr?stli. Dal als war ihre Hochzeitsreise! Allein um 10 Uhr Abend in dem un freundlichen Hotel.Zimmer, dessen kahle WZnd und abgenutzke Möbel lhr so iderwärtig waren! Sie hätte ja mitgehen können, der nein, nie wieder wollte sie jene Saal betreten ! Da halte sie geschworen. Kannte sie doch da ganze Repertoir ihre, Manne, Note sür Note aulmen. dig. wußte sie doch ganz genau, bei welchem Takle seiner Serenade er die Augen schieß. - und bei elcher Stelle seine, Scherzo er sich so genial dt Locken au der Stirn schüttelte. Wie gemacht und unnatürlich ihr nun da, alle, erscheint! Sie glaubt ihn vor sich zu sehen, wie er gerade jetzt, gleichsam erdrückt von unverdienter Huld, bei dem ihn umdrausenden Beifall immer wieder sich lächelnd verneigt. O, und sie oxplaudiren hier viel, fana tisch, besonder, die Damen! .... Und jetzt, jetzt umdrängen sie da, Podium er muh ihnen die Hände dlücken. Und dann, o, dann erwarten sie ihn draußen am AuSgange de Saale, umringen ihn dankend für den Hochgenuß, schieben ihn orwält, geleiten ihn zum Wagen. Er wird förmlich hineingetragen. . . . Gestern war e, so, und vorgestern, und alle Tage. Frau Ello Andre mochte weinen, besonder, wenn sie an ihre gestrigen Abenteuer denkt. Da hatte ein Schwärm von Verehrerinnen ihre, Gatten sie von ihm getrennt, und er, offenbar in der Absicht, dem ihm lästig werdenden Begeisterungsstürme zu ent, gehen, und in der Meinung, sein junge Frauchen fitze neben ihm, war ohne sie davongefahren. Sie aber stand da und konnte mit an hören, wie die kunstbegeisterten Damen von ihm schwärmten, von dem begna digten Manne', vor Allem, wie schön er sei, von der hinreißenden Gemalt seine Blicke und von seinem genialen Haar. Ja, sein alleiding, einzig prachtvolle Haar schien e den Schwäimerinnen am meisten anzuthun, mehr noch wahrhaftig al seine Künstlerschaft selbst. Und wie viele Briefchen erhielt er! Eben hatte sie noch eine gelesen; na türlich ward er wieder um eine Locke darin gebeten, und er würde sie auch wohl hergeben! Da Blatt entfällt ihren Händen. Die schlanken Finger krampfhaft in einander geschlungen, die Lippen fest ge schlössen, sinkt sie in den Sessel zurück. O, sie werden ihn abtrünnig machen mit ihren Schmeicheleien, mit ihren Lockungen, abtrünnig ihr und seiner Kunst. Noch ist Richard treu, noch liebt er sie ! Aber er ist eitel wie jeder Künst ler. Er ist e vielleicht mehr wie viele andere, weil er ja auch mehr Ursache dazu besitzt, ja, natürlich mehr Ursache, weit mehr! Und sie beginnt in Gedanken seine Vorzüge aufzuzählen. Die strengen Linien ihre feinen Gesichte lösen sich, ein warmer, freundlicher Strahl leuchtet au ihren braunen Augen. Dann erhebt sie sich rasch und geht einige Male ausge regt im Zimmer auf und ab. Ihre Züge nehmen einen eigenthümlich entschlossenen Ausdruck an. Nun muß er bald beimkommen, ihr Richard, ihr Geliebter I Wie sie e nur so lange hat aushalten können ohne Ihn! E ist recht spät geworden. Eilig schlüpft sie in ein elegante Neglige. Ihr hoch aufgesteckte Haar fällt Ihr, al sie die Nadeln entfernt, in wilden, schwarzen Ringellocken über Wangen und Schultern. So, nun wird noch die Lampe ein wenig her abgedreht, und hierauf lehnt sich Elly zurück, schließt die Augen, al wollte sie schlafen, und erwartet ihn. Bald hörte sie seine Schritte. Jetzt wird die Zimmerthür hastig auf gerifse, aber die an der Schwelle er scheinend, hohe Männergeflalt stürzt nicht so ungestüm weiter. Leise schließt Andre die Thür und thut ganz vorsichtig auf den Fußspitzen einige Schritte in' Zimmer. .Richard, Du? Guten Abend!' tönte e vom Fauteuil her. .Ach. Schatz, Du bist noch wach? Da ist schön von Dir!' Er begrüßte sie. .Da war ein Abend, Ella, ein Abend....!' Nun legt er seinen langen, faltigen Havelock ab und schraubt die Lampe in de Höhe. Der helle Schein fällt auf seine elegante Gestalt. Die regelmäßigen Formen des etwa bleichen, männlich schönen Gesicht werden durch den Glanz der dunklen Augen, die jetzt in freudiger Erregung blitzte, wunderbar belebt. Wa aber diesen Kopf besonder interessant macht und ihm den Ausdruck de Aus'rgewöhn lichen verleiht, da ist in der That da lange, schwarze Haar, das in weichen, wie ungeordneten Locken bis an die Schulte, reicht. Diese Haartracht gibt dem Manne etwa? Kühnes, ja geradezu Dämonische. Richard hatte an Ellu'S Seit Platz genommen. .Ach, wenn Du Dich doch entschließen wolltest wieder mitzukommen, Ella!' meinte er fröhlich, nachdem er sich vor allen Dingen ine Cigarette in Brand gesteckt hatte. .Diese Begeisterung, die, fer Applaus, diese Blumen! Du weißt ja,, ich bilde mir gar nicht viel darauf ein, aber Dich mühte eS doch recht stolz machen, Deinen Mann so gefeiert zu sehen." ,DaS ist nun nicht der Fall,' gibt sie, etwa gezwungen lachend, zur Antwort. .Ich selbst komme mir dabei, aufrich tig gestanden, gar zu klein und unbe deutend vor. Und dann, weißt Du, Liebster, liebe ich in Dir doch weniger den Künstler al, den Mann meine, dum men Herzen, und der bist Du nun zu Hause einmal mehr al, im Covcertsaal.' .Du haft Recht. Schatz, hier bin ich Mensch, hier da.s ich , sein, und des halb, siehst Du Er küßte sie rasch. Dann vertauschte er seinen Frack mit einem bequemen HauSrock und setzte sich auf', Sovha, während Ella den Spiritu, der Thee maschin anzündet. Eine Weile plauderten sie scheinbar ganz heiter miteinander. Richard hatte sich lang ausgestreckt. Ella sitzt am Tisch neben ihm und ihr Finger wühlen in seinen Locken. Er erzählt von seinem Programm sür die nächsten Concerte: .Und so bald reisen wir nicht. Ello, ich will ihn ausleeren bi, zur Neige, den Becher de Ruhme; noch ein solcher Erfolg wie der heutige, und.... Au, au, Ella!' schreit er plötzlich ein bischen ärgerlich aus, ,wa machst Du denn da? Jetzt hast Du mir wohl gar Haare auSgerissen?' .Aber Man....' .Jawohl, Haare! Sieh' nur zu, e sind wenigstens ein Dutzend gewesen!' Er hebt den Kopf und blickt sie vor wurfsvoll an. .Ja, aber Ella, wa ist Dir denn, Du bist so sonderbar ' .0, nicht, Richard,' unterbricht sie ihn mit kinem Lächeln, da die merkwür, dige Aufregung, die sie erfaßt hat, ver bergen soll. Aber erinnerst Du Dich vielleicht nicht mehr, daß Du mir noch al Bräutigam eine Locke versprochen?' .Und weil ich bi heute mein Wort nicht hielt, willst Du mir so viele Haare einzeln auSreißen, bis Du die Locke hast? Du bist entschieden eine der zärt lichften Gattinnen, die man sich denken kann.' .Das will ich nicht. Wenn ich Dich wirklich ein wenig zauste, geschah eS nur zufällig; vielleicht bewegte ich meine Finger etwas zu hastig, weil mich der Gedanke aufregte, daß Du damals nicht Wort hieltest.... ja, das war'!' .Damals, Schatz, wurde doch aus der Relse nicht; ich blieb eben bei Dir mit meinem ganzen theuren Lockenhaupte. Wa sollte Dir denn da da Andenken?' .Ganz gleich. Du hieltest nicht Wort, und dieser Gedanke ist mir noch heute peinlich, zumal Du Dich gegen Fremde weniger ablehnend verhältst Bitte, lass' mich die Locke jetzt abschneiden! Ja?' .Aber Frauchen, bedenke doch die Iah reszeitl' .Nur eine einzige Locke, Richard! Weißt Du, nicht von dort unten am Halse, wo Du frieren könntest.' In ihrer Rechten blinkt eine Schenk. .Ja. darf ich?' Ihr Stimm zittert. .Meinetwegen, Ella, aber....' Ihr aufgeregte Gesicht verschwindet für eine Sekunde in seinen schwarzen Locken. Er sühlt einen Kuß darauf und dann hört er ein zischende Ge täusch .Um Gottes Willen, Ella, da vorn, an der Stirn? Und so viel! Herr gottl' Er will zum Spiegel stürzen, da plötzlich wird eS finster im Zimmer. Ello hat die Lampe ausgedreht. Zwei weiche Arme legen sich um Richards Hals; an seiner Brust ruht der Kops Ello, die zu schluchzen anfängt, wie ein Kind, daS fühlt, Unrecht gethan und Strafe verdient zu haben. Richard vermag den Umschlag in der Stimmung seiner Frau nicht zu erklären. Aber als sie ihn so rührend anfleht, ihr sür daS, was sie gethan, zu verzeihen, ertheilt er ihr die Absolution. Die helle Morgensonne leuchtet ins Zimmer. .Entstellt, abscheulich entstellt sehe ich aus l Wie sie mir nur das anthun konnt!' Wüthend wendet sich Richard vom Spiegel und ergreist Hut und Stock. .Adieu!' rust er laut, um Ello, die noch schläft, zu wecken. Sie fährt empor. .Wohin so früh. Richard?' .Zum Friseur, mir die Haare schnei den lassen.' Seine Stimme klarg förmlich drohend. .Richard, liebster Mann, siehst Du, ich wollte . . . . ' Schuldbewußt ver stummte sie. .Ach, schon gut! DaS hier verdanke ich Deiner Zärtlichkeit!' Er stellte sich so, daß da Tageslicht voll auf ihn fällt, nimmt den Hut ab und sieht sie starr an. Ella erschrickt nun freilich selbst über ihr Werk. Bon der Mitte feiner Stirn bis zur rechten Schläfe steht ein Büschel schwarzer Borsten senkrecht in die Höhe. Die legen oder beugen sich nicht, drohend ragen sie empor und geben Richard'S zornigen Mienen ein seltsames, ganz lächerliches Aussehen. Er stürzt aus dem Zimmer, während Ello unter Thränen murmelt: ,Viel leicht verzeiht er mir nicht, aber eS mußte sein!' Der erste Theil des Programm ist zu Ende. Jetzt, während der Pause, beginnt sich erst der große Concertsaal zu füllen, da nun Richard Andre spielen soll. Seine Verehrerinnen strömen herbei und nehmen auf den ersten Sitzreihen Platz. Wie mit einem Schlage hat sich dem Publi kum, daS bisher ziemlich theilnahmslos gewesen, die erwartungsvollste Stim muvg mitgetheilt; nur die Pause dauerte etwa zu lange, viel länger al ge aöhnlich. Endlich erscheint der Bewunderte auf dem Podium und ein Sturm von Beifall scheint sich erheben zu wollen. Einige Blumensträuße fliegen durch die Lust und fallen dem Künstler zu Füßen. Aber der Axplau, verstummt sehr bald. Die Hände, die vorher wie rasend geklascht, halten mit inem Male inne. Ein merkwürdige, Murmeln geht durch den weiten Raum, man blickt sich erstaunt und fragend an. Da, ist nicht mehr der Künstler mit der dämonischen Schönheit, den man da vor sich steht, sondern nur in ganz ge aöhnlicher Mann, wie tausend ander! Ja, in fast komisch aussehender, da da, geschorene Haar gleich Borsten von dem evtgöttlichten Haupte absteht! Richard verbeugt sich, für den freundlichen Em pfavg dankend, dessen jäher Abschluß ihn einigermaßen verstimmt. Dann, während er sich wilder aufrich tet und die Violine an die Brust setzt, macht er jene Bewegung mit dem Kopse, mit der er früher seine Locken au, der Stirne zurückwarf. Während der ersten Takt bemerkte er noch die Unruhe im Saale und fühlt sich selber eigenthümlich unsicher, dann aber hat er sich in sein Spiel vertieft und hört nicht al die herrlichen Töne, die er seiner Geigt knt lockt. .Er übertrifft sich selbst!' flüsterte die Kenner und Kritiker, und wie ver zückt blickten Orchester und Kapellmeister zu dem großen Künstler empor, der sich und sein Umgebung vergessen hat. Al da Stück beendet ist, kommt Richard wieder zu sich und L lieft wie er starrt in den Zuschauerrum, woher ihm nur ein ungewohnter einzelner Applaus entgegenschallt; die groß Schaar der Schwärmerinnen verhält sich heute merk würdig zurückhaltend, und so bleibt eS bi zum Schlüsse. Am Fuße des Podiums neigt sich eine Dame zu ihrer Nachbarin. .Nicht nur abscheulich, lächerlich sieht er au!' .Ja, wie kommt er nur dazu! Einem Verbrecher oder einem Clown ist er ähnlich geworden, mit feinen abstehen den Ohren!' .Er hat die Perrücke zu Hause vergeh sen !' flüstert eine Dritte. Richard hat die Worte, wie eS auch von den über ihn empörten Damen be absichtigt war, vernommen ; sinster mit zusammengebissenen Zähnen, verläßt er, in seiner Eitelkeit tief gekränkt, die Stätte seiner Triumphe. Man versteht sein Spiel nicht mehr ! Er ist eine lächerliche Figur geworden I Und das alles verdankt er Ello, diesem thörichten, eifersüchtigen Weibe l Er beißt die Zähne aufeinander, das Blut steigt ihm zu Kopf. . . Sie soll eS büßen! Richard beachtet e nicht, daß Ello heute mit ihm in den Wagen steigt. Er denkt nur an die Niederlage, die er erlitten, er, der gespielt hat wie ein Gott. Ello hat sich scheu in eine Ecke des Rücksitze gedrückt und weint. So oft ein Laternenschein das Innere des Wa genS beleuchtet, späht sie ängstlich nach den Zügen ihres armen Manne, der schweigend vor sich hinstarrt. Alles hätte sie jetzt ertragen: Vor würfe, ja selbst feine Verachtung, aber Richards Schweigen, da bedrückte sie zu sehr ! Wie unglücklich muß er sich sühlen, er, der stegesgewohnte Künstler ! .Richard', sagte sie endlich leise und innig, .verzeih' mir.... ich weiß es ja, daß ich ein schwere? Unrecht gegen Dich begangen habe....' Er antwortete nicht. .Sprich nur ein Wort, Richard', fährt sie aufschluchzend fort, .nur ein Wort. . . Siehst Du, die Briefe, die Du mir zu lesen gabst... alle verlangten Locken von Dir. . . das hat mich schließ lich zur Verzweiflung gebracht I' .Daß Du auch dabei sein mußtest, Ello', murmelte er, .bei diesem Concert. . . .' .Ich hab' so viel, ach so viel für Dich gelitten', klagte sie leise. .Wie sie mich behandelt haben!' braust er auf, indem er die Hände ballt, .mich! Und warum? Unglaublich, aber wahr! Weil ich nicht mehr meine lan gen Haare trage!' .Ja Richard, und die Gunst dieser Menschen, da war Dein Stolz, Dein Ruhm! Was verstehen die von Deiner Kunst! Und herrlich, ganz herrlich hast Du gerade heute gespielt! Ich weiß es, i ch verstehe Dich zu schätzen, auch ohne Dein Haar!' Richard versinkt milder in tiefes Schweigen. Aber plötzlich, ehe der Wa gen vor dem Hotel hält, schlingt er den Arm um sein Weib und zieht es leiden schaftlich an seine Brust. .Ello!' stößt er hervor. .Du hast Recht! Jetzt hab' ich's erkannt und er fahren. Es hat mich geschmerzt, aber auch geheilt Solche äußeren Eitel ketten sind eines wahren Künstler? nicht würdig! Diese Erkenntniß verdanke ich Dir, Du neue Deltla, und und von heute an bleibt mein Haar so kurz wie es ist!' Abermals fällt der Lichtstrahl einer vorüberhuschenden Laterne auf ihr Ge sicht, und Richard sieht, daß Ello noch unter Thränen schelmisch lächelt. .Höre Du, Richard,' flüsterte sie, .wir wollen eS doch lieber wieder wachsen lassen! Jetzt hat eS keine Gefahr mehr für Dich und mich, und mit den Locken, Schatz, bist Du wirklich hübscher!' wie Beethoven's ZNondschein Sonate entstand. ES war an einem Winterabend, als Ludwig Beethoven am Arme eines Freun des durch die Straßen Bonn? schritt, um nach einem Tage angestrengter Thä tigkeit einige Ruhestunden zu genießen. Sie wanderten gerade durch eine schmale, dunkle Gasse, als der Meister plötzlich vor einem kleinen, ärmlich aussehenden Hause stehen blieb und lauschte. .Horch, segle er, ist da, nicht au, meiner Sonate in Fi' Wirklich klang durch da, ge öffnete Fenster jene Melodie, oa kunft ! geübter Hand vorgetragen; aber mitten m Finale brach sie ab, und seufzend sagt in weiblich Stimme: .Ach, e, ist zu groß und schön, al, daß ich einer solchen Aufgabe gerecht erden könnte. Wa, gäbe ich darum, wenn ich nach Köln in', Konzert gehen könnte!' .Aber Schwester,' erwidert vorwurfsvoll in Anderer, .wa, seufzest Du über Dinge, die nicht zu ändern sind? Wir haben kaum genug, um recht und schlecht leben zu können.' .Du haft Recht.' sagte die Schwester, .mein einziger Wunsch ist auch nur, wirklich einmal gut Musik zu hören.' Beethoven sah den Freund an und sprach leise: .Komm, laß uns hinein gehen,' und ehe sein Begleiter es hin dern konnte, war er schon eingetreten. An einem Tisch faß ein bleicher junger Mann und flickte Schuhe, in seiner Nähe, vor einem altmodischen Klavier, ein jun geS Mädchen, dem eine Fülle lichtblonden Haare über Nacken und Schulter siel. Beide sprangen auf und gingen de Ein tretenden entgegen. .Verzeihen Sie,' sagte Beethoven, ich hörte Musik hier und wurde versucht, einzutreten, denn ich bin selbst auch Mu siker,' Da, junge Mädchen erröthete, und ihr Bruder sah ernst und verlegen darein. .Ich danke Ihnen,' sagte er, .aber unser Klavier ist klapprig und wir haben keine Noten.' .Wie? Keine Noten?' wiederholte Beelhosen erstaunt, hielt jedoch plötzlich inne, als er dabei dem Mädchen ins Ge sicht sah und jetzt erst erschrocken bemerkte, daß sie blind sei. .O, Verzeihung,' stammelte er, .ich hatte nicht bemerkt, daß Sie nicht sehen können. So spielen Sie also nach Gehör? Aber woher haben Sie die Melodien, wenn Sie keine Kon zerte besuchen?' .Vor einigen Jahren, al wir noch nicht hier wohnten, hörte ich stet des Abend eine junge Dame spielen, die in unserem Hause lebte. Ich ging immer vor ihrem Fenster spazieren und lauschte ihrem wahrhaft meisterhaften Spiel.' Beethoven antwortete nichts, sondern setzte sich still an das Klavier und ließ die Finger über die Tasten gleiten. Er schien förmlich begeiflei t zu sein, nie halte ihn der Freund so herrlich, so zum Herzen gehend spielen hören. Die Geschwister standen wie verzaubert. War das ihr alteS Instrument? Sie erkannten eS kaum wieder; jetzt hörten sie, wie schön die Sonate in F klingen könn. Da plötzlich erlöschte daS FISmmchen, welches auf dem Tische gebrannt hatte und eS wurde dunkel im Zimmer. Beethoven brach daS Spiel ab, doch der Freund ging zum Fenster, stieß die Läden auf, und eine breite Welle des bläulichen Mond lichts fluthete herein, daS alte Klavier und den blonden Scheitel de jungen Mädchen mit leuchtendem Silberglanz überziehend. Doch die Unterbrechung schien die Gedanken deS Meister der Töne auf andereBahnen gelenkt zu haben; er blickte sinnend auf die lichtübergossene Gestalt neben ihm, dann hinauf zu dem stillen Freunde der Nacht und sagte plötz lich: .Ich will dem Mondlicht eine So nate weihen.' ES war eine melancholische, aber un gemein liebliche Weise, die er begann, so sanft, wie die Strahlen deS MondeS, die über die schlummernde Erde gleiten, dann aber ging sie in eine wilde, märchenhaft klingende Melodie über, bewegt und tan zend, wie daS geisterhafte Licht Lunas auf dem plätschernden Wasser eineS WaldbacheS oder auf den wogenden Hai men eineS geheimnißvollen SchilfmooreS und schließlich endete sie mit einem Final agitato, daS Aller Herzen in Begeiste rung und Entzücken mit sich fort riß. .Wunderbarer Mann, wer seid Ihr,' rief der junge Mann, als Beethoven ge endet. Dieser lächelte und sagte, indem er noch einmal einige Akkorde der Sonate in F anschlug: .Ihr sollt eS hören.' .Beethoven', riefen Bruder und Schwester wie aus einem Munde, und derJüngling bedeckte die Hände des größ ten Komponisten mit Küssen. Der je doch erhob sich schnell. .Ich werde wiederkommen,' sprach er bewegt, .und dem Fräulein einige Stun den geben; ich komme öfter, glauben Sie mir, aber jetzt muß ich heim und die So nate aufschreiben.' Damit faßte er den Freund bei der Hand und stürmte daoon. In seinem stillen Stübchen aber saß er die ganze Nacht und schrieb, und als die Sonne deS jungen Tage durch die Schei, ben blickte, da beleuchtete ihr erster Strahl ein Meisterwerk, daS mit dazu beigetragen, den Namen seines Schöpfers unsterblich zu machen, und das nach dem Geschwisterpaar in dunkler Schuhmacher Werkstatt schon Tausende von Hörern ge rührt und begeistert hat. Abbazia. Peradovich, der tapfere kroatische Gt neral und feinsinnige kroatische Dichter, erzählt uns ein Märchen, da mit zu den schönsten der slavischen Sagenwelt ge hört: Stanko, ein junger kroatischer Fischer, ist in seinem Kahn hinauSgefah ren auf die glatte, spiegelnde See. Dort haben die Vilen deS Grunde ihn durch ihren Gesang und ihre Schönheit verlockt und bethört, und haben ihn zu sich hinab, gezogen in da kalte, feuchte Reich de Meeres. Herrliche Tage verlebte er dort in Luft und Liebe, allmählich aber erfaßte tiefe Sehnsucht sein Hrz; Sehnsucht nach dem öden, steinigen Lande, das ihm dennoch um so viel schöner dünkte, als das Reich der Feen des MeereS, denn eS war seine Heimath, seine goldene, slavi sche Heimaih. Er beschloß zu fliehen. Nicht, wollte er au, dem Feenreiche mit sich nehmen, al, einen Smaragd. Allein seine Flucht wurde entdeckt. Die Vilen deS Meere, jagten ihm nach und als er die Heimath schon sah, zogen sie ihn wi, der hinab in die Tiefe; doch nur seinen Leib, denn seine Seele löste sich le und floh in Gestalt einer Möoe dem steinigen Ufer zu. Hier ließ die Möve, die den Smaragd in ihrem Schnabel hielt, sich nieder. Die Möo aber ist Voloika, der Smaragd Abbazia. Wie ine Möo, di weiß, regungilo, auf dem Meere ruht, so liegt auch da, kleine Vo loSka da, mit seinen weißen, weitschim mernden Häusern, daneben aber hebt sich wie ein Smaragd der ewig giüne Lor beerhain Abbazia, von dem nackten, kal tn, dunklen, massigen Gestein de, Monte Maggior ab. Die Lage Abbazia ist, so schreibt Arthur Bremer in d:r .Magd. Ztg.' die denkbar schönste. Ssnft hin gegossen am Fuße de Montt Maagiore, liegt eS an dem von den Inseln Leglia und Cherso seeartig umschlossenen Golse von Fiume, durch di: vorgebauten Berge vor dem kalten Ost und'Nordwindt ge schützt, und nur sür den milden, aarmen Sirokko, den letzten Ausläufer de afri konischen Samum, zugänglich. Daher zeichnet e sich so sehr durch fein milde Klima au, welche noch sanfter und noch wärmer, al da Nizza und der liguri schen Rioiera ist. Da Meer liegt meisten, ruhig da wie ein stiller See; seine Fluthen schlagen leise an die klippigen Ufer an, wie flüsternde LtebeSwerbev. Und ganz in der Nähe locken die Wunder der Karst weit. Da ist da .Teufelsloch,' durch welche das Meer sich in daS Innere der Erde ergießt; da ist serner drüben aus der Insel Cherso derselben Insel, aus welcher TheseuS Medea verließ ein See, der dreihundert Meter über dem Meere liegt, dieses auf steilem Fels über ragend, gleichsam als wachse er auS ihm empor. Wenige Stunden weit ab die herrlichen Grotten von Adelsberg, Ottok und San Canzian, kurz deS Schönen, Sehenswerthen, Gewaltigen genug. Der Lieblichkeit der Natur aber wird in dem herrlichen Parke Rechnung getragen, in welchem vielhuiidertjährige Lorbeer stämme ihr dusliges, undurchdringliches BlStterdach entfalten, blühende Mag, nolien ihren Farbenzauber entwickeln und mächtige Palmengruxpen und breit blöltrige AloeS uns daran erinnern, daß wir in eine andere Welt versetzt sind, in die Welt des Südens! Ja des Südens, denn nichts gemahnt uns hier an den Norden, außer durch eine bizarre Laune der Natur das Gestade. Diese gleicht nämlich, allerdings im Kleinen, den Gestaden und Usern Norwegens. Klippig, wild, zerrissen, mit lang in daS Land sich hineinziehenden Fjorden, wie im Süden der Fjord von giancna, im Osten der Fjord von Buccart. Und als wolle die Mutter Natur so recht anzeigen, daß sie sich hier wissentlich selber kopiit habe, hat sie diese Fjorde mit Wesen be lebt, die nur hier und in Norwegen vor kommen, die berühmten norwegischen Scheerenkrebse, die mit ihrem süßen Fleische das Entzücken des Feinschmecker bilden. Reu Erfindung für Haus. Ueber ein solche theilt das Patent und technische Bureau von Richard Luc ders in Göllitz Folgendes mit: Unser Petroleumlampen mit Milchglasglocken zerstreuen, wenn sie nur beim Arbeiten, wie Lesen, Schreiben :c., benutzt werden, einen großen Theil des Lichtes unnütz nach allen Seilen, während undurch sichtige Schirme wiederum ein unange nehme? Dunkel im Zimmer verursachen. Eine bedeutend verstärkte Beleuchtung nach unten hin kann nun erreicht werden, wenn man nach einer in Frankreich auf gekommenen Anordnung der Milchglas glocke oben, etwas unter der Stelle wo der Cylinder hindurch geht, innen einen kreisförmigen, in der Mitte den Cylinder durchlassenden Spiegel giebt, der mit einigen Haken oben am Glockenravde horizontal aufgehängt wird. Der Spie, gel reflektirt fo viel Licht nach unten, daß die Wirkung der Lampe bedeutend erhöht wird. Wi in Name entsteht. An der Tafelrunde des Kaisers Wil helmS des Ersten faßen eines TageS seine Cavaliere und Gäste, darunter auch der ehemalige russische MilitSrbevollmSchtigte Graf Kutufoff. Man fand im Laufe deS Gesprächs, daß außer dem Russen sich ausschließlich Deutsche am Tischt be, fanden. .Na, kin halber Deutscher bin ich auch', meinte Graf Kutusoff .nach einer Familienüberlieferung stammen wir aus den Oftseeprooinzen und hießen ehe dem .Kut'. Worauf Graf Fritz Eulenburg, da mal Minister des Innern, schlagfertig hinzufügte: .Und der .soff' wird wohl in Rußland dazu gekommen sein!' Di ganze Gesellschaft, der betagte Kaifer nicht minder, lachten herzlich und Kutusoff lacht tüchtig mit. Unvorsichtig. Braut: .Weßhalb haft Du denn den Kcpf heute so eingewickelt?' Bräutigam: .Ach, ich habe mir einen Zahn bet'm Zahnarzt Zangerl ziehen lassen ; der hat mich mindestens eine halbe Stunde furchtbar geschunden !' Braut : .Wie kannst Du aber auch zu dem Zangel gehen!.. Weißt Du denn nicht, daß ich dem früher 'mal einn Korb gegeben habe?!' Aus dem Rasenitof. Einem Soldaten war die N a h t am Stiefel in wenig geplatzt; sofort sah eS daS scharfe Auge deS Unteroffiziers : .Ich glaub' gar', ruft er dem Soldaten zu. .der Keil will hier die Kneippkur gebrauchen l' Ueberflüsng. Gutsbesitzer (,um Freier, der sich um die Hand seiner Tochter bewirbt) : .All' die Felder und Wälder, welche Si ringsum blicken, sind mein ! Wohn und Wirtschaftsgebäude alle neu!..' Freier : .Jetzt brauch' ich Ihr Tochter nicht mehr zu sehen!' Bei der Aufführung ine neuen 5au spiel. .Warum nur die Schauspieler heute so ltis sprecht I?' .Sie wollen halt da Stück demPubli kum möglichst schonend beibrin genl' boshaft. Aellliche Eoquette : ...Auf diesem Bilde sehen Sie mich a! kleine Mädchen!' Befuch: ,Ah, in Her Meister!' furiose Auffassung. Johann : .Weißt Du. Kathi. unser gnädiger Herr, der sowieso ungeheuer viel ißt, gedenkt von nun an noch viel mehr zu essen!' Köchin: .Wieso?' Johann : .Ich hab' gehört, wie er mit dem Dcctor schon wegen einer Magen, erweiterung gesprochen hat!' atbeöerbliithe. Wer siegte in der Schlacht bei Man tinea?' .Die Athener!' .Da sieht man wieder, Schultze, daß Sie den ganzen P e l o p o vn es is ch n Krig vtrschlaskn hab!' Schätzung. Kunsthändler (zum Maler): . . .Wa, für Ihr B,ld verlangen Sie zehntausend Mark?! Da ist ja ein Preis, al wären Sie schon zweihundert Jahr todt!' freundliche Mahnung. ' Sekundant (zum Duellanten): .Aber zittern Sie doch nicht so sehr! Ihr Gegner kann Sie ja sonst nicht treffen !' Am Stammtisch. Ehemann: ....Ja, ja, e hat doch etwa für sich, wenn man oerheirathet ist l Dann weiß man wenigstens, wo man deS Abends sein sollte!' Streng nach Auftrag. 1. Gast: .Kellner, bringen Sie mir zwei weichgekochte Eier!' 2. Gast: .Mir auch zwei Eier aber sehr frische !' Kellner (am Sprachrohr) : .Vier eiche Eier wovon zwei sehr frisch !' Moderne wirthschaft. Gatte: . . . Einen Mantel will ich Dir ncch kaufen. Versprichst Du aber auch, mich dann in Ruhe zu lassen?' Gattin: .Ganz gewiß! Wenn ich einen feinen Mantel hab, be komme ich schon gepumpt, 'was ich sonst noch brauche!' Genau. Hausherr: ,WaS geschieht denn hier? Wie können Sie Ihre Wohnung anftrei chen lassen, ohne mich um Erlaubniß zu bitten?!' Partei: .Aber, Hausherr, wenn ich auf meine Kosten anstreichen lasse, so geht das Sie gar nichts an l' Hausherr: .So, das wär' schögl Wissen Sie denn nicht, daß die Zimmer durch's öftere Anstreichen immer kl ei ner werden?.. Wer trägt dann den Schaden?' Schonende Kritik. Schriftsteller (gefürchtet wegen seiner endlosen Schreibfertigkeit): .Wie gefällt Ihnen mein neuester Roman in der .Abendpost'?' Professor (der Naturwissenschaft) ; .Er ist mit großer Wärme ge schrieben!' Schriftsteller: .Ist das wirklich Ihr Ueberzeugung?" Professor: .Natürlich Wärm dehnt ja aus!' Uebertrumxft. Erster Lieutenant : ...Habe gestern durch mein Erscheinen auf Ball kolossal Furore gemacht!' Zweiter Lieutenant: .Ich sogar durch bloße Nichterscheinen!' Auf Umwegen. Herr (auf der Promenade) : .Guten Abend, mein Fräulein!' Dame: .Kennen Sie mich denn?' .Herr: .Jawohl! Sie sehen m e i ner künftigen Frau, wenn Si wollen, aus's Haar ähnlich !' Im Restaurant. Stadiosuö: .Kellner!' Kellner: .Sie wünschen, mein Herr!' Studiosus: .Ich möchte zahlen.. . Wie viel darf ich Ihnen schuldig bleib?' Ideen-verbindung. Fräulein: .Ach. Herr Doctor, in letz ter Zeit ist mein Kops immer so ein genommen!' Arzt: .Und wer ist der Glück, liche?' An die richtige Adresse. Theatersekretär : .Soeben kommt eine briefliche Anfrage an die Intendanz, welch Oper unsere Hofbühne zur Feier der Anwesenheit Napoleon I. im Jahre 1810 aufgeführt bat? Wissen Herr Intendant vielleicht?' Intendant: .Nein,., aber fragen Sie doch einfach die Damen vom Ballet die Meisten müssen ja dies denkwürdige Vorstellung noch mitgemacht haben!'