Der Gslerhase. i'on Martin .Kinder,' hieß (I eins! bei un zu Haus amGründonnerfiag, springt ein total jinau in den Garten und sucht, ob der Osterhase Ei gelegt hat.' Mit hellem Jubel stürmn wir dann hinau tn die Irische Frühlinglluft, die ach langen, trüben Wivteitage nun wieder im reinsten Blau nftrahlle. Wonnig leuchtete die lieb Oftersonne an den knospenden, braunglZnzenden Leften der Blume und Sträucher. 'Hier und da ntsaltete sich schon schachtet ein zarte Blillchen. Wir aber tummelten un aus bim jungen, grünen Rasen im hellen Sonnenschein, ließen die Augen überall in Grai und Strauchmerk und an den Stämmen tn froher Aufregung umher schweifen und suchten nach den Öfter irrn. .Hier, ich hab' ein!" Jauchzend hob die Hand da rothe Ei, da hinter der Wurzel eine Birnbaum heroorgelugt hatte. .Ich auch! Ich auch!' Und allemal erhob sich ein Kreudensturm, wenn wieder in bunte Ei entdeckt worden war. Unter Spaßen und Lachen wurde da Suchen sortgesetzt, bi wir endlich alle Sin gefunden zu haben glaubten, die der Osterhase gelegt hatte. Nun hielten wir sie forgliH in den Händen, die gelben, rothen und grünen Ostereier und zählten, er die meisten aufgefunden hatt und freute un königlich, wenn der Osterhas gar unsern Namen auf ein der Eier ge malt hatte. Ueberglücklich ging e dann wieder in' Hau hinein, um nun den ganzen Tag von dem freundlichen Oster Hasen zu plaudern und zu träumen und seine Eier dabei zu bewundern und zu verzehren. Und wir dachten noch lange heiler und dankbar an ihn zurück und vergaßen ihn nicht, sondern freuten un schon aus sein Wiederkommen am nächsten Osterfeste. Da ist lange her, lange! Ob die alte, gute, deutsche Sitte noch ihr HauSrecht tn vielen deutschen Häusern hat? In den Großstädten gibt' wenig Gärten. Da kann der Osterhase unter tausend Men schen kaum einem Ostereier dringen, wenn dieser eine sie überhaupt haben will. Aber wie ist' in den kleinen Städten und aus den Dörfern? Ich glaube, auch da kann man heutzutage lange seine Wege wandern, wenn man zur Osterzeit einmal fröhliche Kinder in inem Garten nach Ostereiern will suchen Ceben. Dort hat sich aber wenigsten noch der Brauch erhalten, daß zu Ostern, jeden, fall aber am Gründonnerstag, Mittag in Schüssel voll gesottener und buntge, färbter Eier rieben dem Salat von Ra vunzeln oder neunerlei Frühjahrgemllsen auf dem Tische fleht. Di Poesie de, Osterba en ist den Met ten unbekannt, Sie ist au der Erinnerung de Volke auf dem Lande so ziemlich ver chmunden In den Städten, vorzüglich tn der fö-flM ftffit her ri st frfin aber na& hoch in Ehren. Der einfache, bescheidene Osterhase der alten Zeit, von dem man nie twa sah, ist'S aber nicht mehr. Ein neuer Gesell ist'S geworden, der überall hervorguckt. Den bat nicht vte Bott, xoefle erschaffen. Der ist in Kind der Boette de Luru. Viel Wochen vor Ostern spukt er schon in tausend Schaufenstern und tn tausend Köpfen. Denn hat eine ge roisse Aehnlichkeit mit dem Weihnacht mann. Eier bringt er nicht, wie sein biederer penflontrter Kamerad, der achte, alte Osterhase. Er bringt Hetmltchket, ten und Ueberraschungen wie der Wrihi nachtSmann. An Umfang müssen die Geschenke de Osterhasen freilich hinter denen de WeihnachlSmannes zurua, stehen. Sie sind nur mit dem Umfange eine Hasenkotpu oder Eie vereinbar, wenn dieser auch zuweuen oavet die na türliche Größe übersteigen muß. Flanirt man jetzt an Schaufenstern vorüber, macht man eine Visite, so ge wahrt man überall da Zeichen de Osterhasen, ihn selbst oder sein Ei Wahllose raiiöse, liebenswürdige, phan, tastische Gebilde sind tn diesen Zeichen geschaffen worden. Die Damen und die Kinderwelt wird damit von allen Seiten überschüttet. Unglaublicher LuruS tritt dabei zu Tage, namentlich wenn die Ga kantet ie ih Huldigung in den mehr oder weniger kostbaren ltrapen verdtrgt. Riesige, prunkvoll verzierte Zucker, Chokoladen und Blumeneier überragen die ungeheure Menge ihrer kleinen Ge nossen. Mit weißem Atlas gefütterte, von farbigem Sammet und schillernder Seide umhüllte eiförmige Karton der zen Konsilürenmassen, allerliebste andere Geschenke oder gar blitzenden Gold schmuck, Brillantbrochen oder Ringe mit funkelnden Edelsteinen unter ihrer ele ganten Schale. Welche schönen Augen werden da entzückt aufleuchten, wenn die kleine Seidenschnur de reizenden Eie gelöst ist und plötzlich solche werthsolle SächelchkN im Sonnenlichte spielen! Ein minder begüterter oder sinnigerer Verehrer sendet wundervolle, exotische Blumen, reizend zu inem Ei gewunden oder ali Füllung einer originellen At trape. Alle Künste sind aufgeboten wor den, um neue und überraschende Effekte für Ostereier und Osterhasen zu ersinnen, Nachbildungen geplatzter Krautköpfe oder zerbrochener Eier, au denen ein Männ chen machender Hase schaut, gehören zu de beliebten Einfachheit. Auffälliger sind schen Rieseneier ode Körbchen au ichönfarbiger Binse, die da Idyll einer ganzen Hühner oder Hasenfamilie au Marzipan beherbergen. Au zahllosen, halbdurchbrochenen Eierchen lugen schalk haft und ängstliche Hühnchen und HSS chen und dazwischen flattrrn lächelnde Amoretten. Seidenerer sind mit hu tnoriflischen, köstlichen LiebeSscenen be alt. Ein schwebender Engel hält den j Ver Jahrgang 14. Verschluß. Beim Oeffnen taumeln Libellen und Schmetterlinge au dem mit leuchtendem Atla gesütterten Ei. Selbst im Tafelaufsatz regiert der Osterhase. Mächtigen Füllhörnern von frischen oder künstlichen Blumen nt strömt in tausend bunten Süßigkeiten ein Meer von Eiern, neugierigen Küchlein, noch mit der Schaale behängen, und drol ligen OftethöSchen. Gemaltiqe, gleiche Fiucht tragend Blumenschiffe zieren ebenfalls die Tafel. Aehnlich gefüllt sind kostbare Pompa doure. Au weichen Konfttürmassen sind Genrebilder de Hühner und Ha senleben geformt. Wer da schlichte liebt, kann wenigsten ein Häschen oder ein große, hellgelbe Küchlew au Pa piermache kaufen, da sich, wenn da be wegltch Köpfchen herausgezogen ist, mit Konfekt gefüllt zeigt. Die Osterei.Jn dustrie befriedigt jeden Geschmack. Und wer Ausmerksamkeiten von bleibendem Werth liebt, kann auch diese zur Öfter, saison haben. Ihm bieten sich Schmuck kästchen, Aschenbecher und Tintenfässer in Eierform, Petschafte mit dem auf einem Ei balancirenden Amor, Briefbeschwerer von Bronz mit Hasen oder auS Elfen dein, auf deren massiven Block kleine, un gemein ausdrucksvoll gearbeitete Häschen mit farbigen Ostereiern spielen. Da ist der Oberhast im Lurus und in der Großstadt. Er ist von fesselndem Reiz und bietet künstlerischen Phantasien weiten Spielraum. Mir gefallen die neckischen, künstlerischen Gestaltungende Osterhasen und seine Eie auch. Aber ich muß e offen sägen: seine künstlichen Sprünge erregen mir ein gewisse Miß behagen. E ist ben nicht der richtige Osterhase, der da springt. E ist nur sein Geist, und hier meine ich Geist im Sinne einer Todtenerscheinung. Den echten Osterhasen, den der alte Volksglauben schuf, darf man gar nicht sehen und r muß nur bunt, gesottene Eier bringen, am liebsten in den Garten. Woher stammt die Sitte de OsterhafenS eigentlich? E ist in altgermanischer Brauch. Ostern ist daS germauische FrühlingSfest, wie schon sein Name sagt. Oft bedeutet den Anfang der Sonne. Auch die meisten Ostergebräuche sind ger manischen Ursprungs. Eier, ol Sinn, bild des in der Verborgenheit auskeimen den LebenS, treffen wir bei den Frühlings festen der meisten Völker. In der Welt anschauung der Alten begegnen wir dem Ei als Symbol der Schöpsung über Haupt. Nach einer ägyptischen Sage ging aus dem Munve ves oros, oe Sohnes von Isis und Ostri, ein Ei her. vor, auS dem sich die Welt entwickelt. Nach dem Glauben der Chinesen ist die Welt auch auS einem Et herosrgegangen. Aul den Scbalen fei der Himmel, au dem Eiweiß die Luft und au dem Dotter die Erde entstanden. Und da sei im Winter, da die Tag am kürzesten sind, und zwar um Mitternacht geschehen. Ostereier fehlten am heidnisch ger manischen Feste nie. Sie waren mit der Farbe der Sonne, gelb und roth, ge färbt, um sie al Festeier zu kennzeich, nen. Man trieb allerhand Eierspiele mit ihnen, die sich hier und da, meistens nur noch unter den Kindern, erhalten haben, wie das Eierhätten oder Eier picken, das Eierwalzen und die in Schma ben noch in manchem Dorfe als Volks keft gefeierte Eierlese. Die Eierspiele sind eine Uebertragung der altgermani schen Osterkampsspiele in'S Kinderleben. Wie diese stellen sie symbolisch den Wett kämpf zwischen Sommer und Winter der. In alter Zeit galt es bei den Deut schen fast als Sünde, zu Ostern kein hartgesottenes Ei zu essen. Man be schenkte auch die Kinder gern damit, und zwar am Gründonnerstage, natürlich mit buntgefärbten, die man im Freien ver steckte und die der Osterhase angeblich gebracht hatt. Der Gründonnerstag war im altger, manischen Kultu dem Wodan geweiht, dem Wetterer, für ben Donar, wovon der Name Donnerstag herrührt, eignt lich nur ein anderer Name ist. Er hatt den Winter au dem Lande gejagt und das Heroorsprieszen deS ersten GrünS ermöglicht. Darum ist eS althergebrach ter Brauch, an diesem Donnerstag ihm zum Danke daS erste grüne Frühjahr gemüse zu verzehten. Am Donnerstage vor Ostern that man dies aber, weil Donar'S oder Wodan'S Besiegung de Wmter dem Feste der wiederkehrenden Sonne vorangegangen sein mußte. Die se Fest, Ostern, feierten die alten Ger manen zur FtühIingStag und Nacht gleiche, am 2 t. März. Der galt zu gleich ali NeujahrStag. Wie ma die puren deS ersten som merlichen PflanzenlebenS im Freien suchen muß, so ließ man auch die Öfter, eier suchen. Und der Osterhase sollte st gelegt haben, erzählte man den Klei, nen mit freundlichem Humor, weil zu Ostern der erste Satz junger Hasen sein possirlicheS Spiel draußen treibt, neu gierig in die Welt guckt und an den zar ten FrühlingZgräsern und Zweigen zupft. Der Hase war aber eines von den Thie ren, die dem Wodan geheiligt waren. Man wollte also, wenn man dem Öfter Söititt(ig$ii(ii Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. Hasen daS Oftereierlegen unterschob, da mit auch sagen, Wsdan schicke den Kin der durch den Osterhasen die bunten Eier. So entstand der alte deutsche Volks brauch vom Ost Hasen. Er hat sich bi in unsere Zeit erhalte und auf ihn ist auch die Sitte zurückzuführen, daß einst die OfterZehntkier gerade am Grün donnerftage eingeliefert weide mußte. Wie lange wird' dauern, erinnert nur noch da bekannt Kinderlieb: .HäSlein in der Grube Saß da und schlief u. s. . an ihn. Der LuruS. Osterhase und die LuruS. Ostereier haben den alte Brauch vollständig zum AuSfterbea gebracht. Sie habe ihn auf eine neue, feinere, aber auch kostspieligere Stufe gehoben und dadurch dem Volksleben entrückt. So ist r vollständig umgewandelt und seinem ursprünglichen Sinn entfremdet worden. Und da ist', wa mich an den Sprüngen de luxuriösen Osterhasen keine reine Freude haben läßt. Er hat den echten Osterhasen verjagt und einen allen, guten, deutschen Brauch verdreht. Und noch vor dreißig Jahren lebte dieser Brauch. Zwischen der heutigen Kultur und der vor fünszig Jahren ist eben, ma alten Brauch und Sitte betrifft, der Ab, stand größer, al zwischen dieser und der Kultur vor tausend Jahren. ver verrathene Tenorist. Hu!Ik oon iKanin Behnad. Der Herr Direktor war in heiterster Laune. Seit langer, langer Zeit hatte er nicht so gute Geschäfte gemacht, wie in dieser kleinen Stadt der Normandie. Seine Truppe, welche in einem beliebten VergnügungSEtablissement Vorstellun gen, und zwar Schauspiele, Lustspiele, Opern und Operetten in bunter Reihen solge gab, war sehr bald der Mittelpunkt des Interesses der kunstlieienden Beoöl, kerung geworden, und Abend für Abend war das Theater geradezu vorzüglich be sucht. Emmal fehlte sogar nicht viel an einem ausverkauften Hause. War eS da ein Wunder, wenn der Direktor heiter und guter Laune war? Die Sorgen, die sonst seine ständigen Gäste waren, hörten auf, denn er ver dient mehr, al r brauchte, so daß er sogar denken konnte, alte Schulden, wenigstens die drückendsten, zu bezahlen, ES war kurz vor der Vorstellung. Die Tageskasse hatt wieder ein sehr gute Resultat aufzuweisen, und in dem behag liehen Gefühl der pekuniären Sicherheit lteivel stq ver ivlrerior feiner moue ge? mag an. Er bat! beut de Könia im Tann Häuser zu geben; bereit ganz im Geiste seiner Rolle, sang er, nachdem er sich aus einen Sessel niedergelassen hatte, um sein muroevoue Haupt dem grlseur, einem jungen Mann von zmeiundzmanzig Jahren, anzuvertrauen, leise die Worte: Mein Held, entgegne kühn dem Ungeheuer.' Da plötzlich traute er feinen Ohren? hörte er au dem Munde deS Haar künstlers mit wunderbarem Klänge die Worte Lshengrtn S: Sticht Dir, der so vergaß der Ehen, Hab' Nolh ich Rede hier zu steh. " Wie elektrisirt sprang der alte Sänger auf und, den jungen Sänger ungestüm an die Schultern fassend, schrie er ihn förmlich an: Mann, Mensch, Götterknabe, woher haben Sie diese wunderbare Stimme, und warum sind Sie nicht Opernsänger geworden?' Der junge Mann, JuleS Bernard war fein Name, stand sprachlos: Hatte er wirklich eine so herrliche Stimme, daß ter Direktor sogar von ihr überrascht wurde? Aber eS mußte wohl so fein; denn der alte Mann drang jetzt mit einem so heili gen Eifer in ihn, zur Bühne zu gehen, daß er sich, kurz entschlossen, engagiren ließ, um zuerst in der Truppe seines Entdeckers zu singen, und später, wenn seine Ausbildung vollendet, in Engage ment an einer ersten Bühne anzu nehmen. Der Direktor hatte nicht die Unwahr heit gesagt. JuleS machte, als r nach einem halben Jahr die Bühne betrat, gewaltiges Aufsehen. DaS war ine Stimme, wie sie seit vielen Jahren nicht dagewesen, und Jeder prophezeihte dem Sänger, der noch dazu mit einer Vortheil haften Bühnenerscheinung ausgestattet war. ine bedeutende Zukunft. Es war zwei Jahre später. AuS dem arme, bescheidenen Friseurgehilfen war ei wohlhabender, selbstbewußter Buh nensänger gemorde, der von den MSn nern beneidet, von den Frauen vergöttert wurde. Er hatte in Pari in Gastspiel absol oirt, in Folge dessen sein Name in Aller Mund war. Man wetteiserte, ihn in seinen SalonS zu sehen, sein Impresario, sein früherer Direktor, mußte all' seine Geschicklichkeit aufbieten, um ihn davon abzuhallen, all zu viele Gesellschaften zu besuchen, wo er, zum Singen genöthigt, gar zu leicht seiner Stimme zu viel hätt zumuthen können. Seit einiger Zeit jedoch wurden alle Einladungen von dem jungen Sänger unbeachtet gelassen. Er folgt keiner, und überlief, e seinem Impresario, Ent schuldigungea für sein Nichterscheinen zu i finden. Der Grund für diese Benehme war sehr einfach: Jule Bernard ging auf Abenteuer aus. Di Gräfin von Karem bourt, in ebenso schöne, wie kokette Frau, hatte nämlich erfahren, daß die Gräsin von Franche, Jule mehreremal t ihre Salon empfangen hatt und. gestützt auf diese mehrmalige Erscheinen deS Sänger bei ihr. eine größer Gesell schast zu geben im Begriffe stand, wo Jute, wie e bereit tn intimen toerann, tenkreifen hieß, ein Lieblingslted der Gastgeberin sinaen erde. Da mußte inhibtrt werdkn! Da durfte unter keiner Bedingung gelingen! Die Gräsin Karembourt war eine erbitterte Gegnerin der Gräsin Franche, welche sich anmaßte, schönere Haar und schönere Hände IS sie zu befttzen. Diese An maßung girig sogar so weit, daß die Gräsin Franche eines Abends in einer Gesellschaft ohne den geringsten Schmuck, weder im Haar noch an den Händen, zu tragen erschien, obgleich sie mußte, daß ihre Rivalin ebenfalls zugegen fein werde. Und was das Empörende bei der Sache war, diese Schmucklosigkeit gefiel 0 allgemein, da sie sogar chul machte. und mehrer hochgestellt Damen ganze vier Wochen lang tn gleicher Weise sich trugen. O, wie diese Niederlage an dem Herzen der Gräsin von Karembourt fraß, und wie sie vor Begierde brannte, sich zu rächen. Und jetzt bot sich die Gelegenheit: Der berühmte Sänger sollte, trotz der Zustche cung ihrer Feindin, nicht in deren Salon singen; weder deren LieblingSIied, noch irgend ein anderes. Er sollte übethaupt nicht erscheinen, sondern an demselben Abend, an dem die Grästn Franche ihre vielbesprochene Gesellschaft gab, mit der Siegerin im Theater in deren Loge ge sehen werden. JuleS Bernard schwamm in einem Meer von Wonne. Er hatte allerdings während feiner kurzen Laufbahn als anger manche Eroberungen gemacht, und war sogar in Folge dessen, wenig ftenS äußerlich, blasirt geworden, obgleich eS jedes Mal in ihm aufjauchzte, wenn er eines der duftenden, zarten BillelS erbrach. Jetzt aber, wo eine Gräfin von Karemyourt ihn mit ihrer Gunst auszeichnet, fühlt er sich geschmeichelt, wie noch nie, und er gab sich nicht allein keine Mühe, blasirt zu erscheinen, son der sprach sogar von diesem Erfolg. Die Gräfin war als ine kokette, aber auch kalte Schönheit bekannt, die es liebte, Männer gleich Motten, welche um das Licht flattern, in ihren Bannkreis zu locken, um st dann sxötnsch lachend von sich zustoßen. ES hätte ja auch ihm ein gleiches Schicksal blühen können, wenn er nicht bereits' einen Erfolg hätte verzeichnen können, wie noch keiner vor ihm: Die Gräfin hatte ihm die Erlaubniß ertheilt, zu jeder Tagesstunde bei ihr zu erscheinen, und in seiner Gegenz?t ihre Zofe in ftruiit, ihn stets vortulcsscs. Einen größeren Beweis ihrer Gunst hätte ihm die Gräfin wahrhaftig nicht geben können. Es war an dem Tage, an welchem die Gesellschaft der Gräfin Franche stattfin, den sollte. Jul.s hatte keine Probe, und gelangweilt schlenderte er durch die Straßen, als es ihm einfiel, daß die Gräfin um feinen Besuch gebeten hatte. Stach iner halben Stunde betrat er die elegante Villa der Gräfin, wo er von deren Zofe empfange wurde, welche den rechten Arm tn der chlmge trug. Gleich daraus betrat er das mit rafft nirtem LuruS ausgestattete Boudoir, dessen Besitzerin ihm mit einem ernsten Zuge in dem schönen Gesicht die Hand reichte. .Ich habe heute Unglück gehabt, lieber Freund,' begann die Gräsin. .Meine Zofe that heut Morgen einen bösen Fall, 0 va n stch die and verstauchte. Die Folge davon ist, daß sie mich nur nothdürflig fristren konnte, und da die Friseuse, uach welcher ich geschickt, noch nicht erschienen ist, so bin ich leider ge zwunzen, Sie nur als halbe Schönheit empfangen zu können.' Diese Worte sprach sie mit iner so wohlgeschulten Koketterie, daß JuleS in eine Stimmung versetzt wurde, in der er bereit gewesen wäre, Alles für dieses be rückend schöne Weib zu thun. Ueber da Gesicht der Grann huschte ein zufriedenes Lächeln. Sie sah ihren Triumph und beschloß, ihn auszunutzen. .Lasten i uns ein wenig plaudern.' begann sie nach einer kurzen Pause, .die Pariser Friseusen sind etwa verwöhnt und belieben auf sich warten zu lassen. Wenn mich daher nicht alles trügt, bin ich in der angenehmen Lage, ihre ange No. 44. nehm Gesellschaft noch recht lange in Anspruch zu nehmen.' .Und wenn di Dam, welche daS Vor recht hat, Ihr schönes Haar ordnen zu dürfen, kommt, muß ich fort,' entgeg nete Jule betrübt. .Allerdings; doch will ich Ihnen er, lauben, mich heute Abend in' Theater zu führen. Ich hoffe, daß ich Ihnen da mit Entschädigung genug biete.' .Gewiß, gewiß! Aber wenn ich Sie nun inständig bitte, heut während de ganze Tage i Ihrer Nähe bleibe zu dürfen?' .Dann will ich i Ihnen bi auf die kurz Spann Zeit, welche meine Friseuse gebraucht, um ihr Werk auszuführen, gnädigst gewähren.' .Und wen ich Sie nun auch noch bitte, mich gar nicht fortzuschicken, son, der statt der Friseuse mich versuchen zu lassen, deren Werk auszuführen. Ein glühender, verheißungsvoller Blick flog zu dem Sprecher hinüber. Jetzt wußte sie, daß er ihr ergebener Sklave war, und daß sie nicht zu befürchten brauchte, ihn heut Abend nicht an ihrer Seite zu sehen. Nur wenige Sekunden zögerte sie, dann gab sie ihm mit einem koketten Augenausschlag die erbeten Erlaubniß. Lachend sah sie seinem Gebaren zu. Lachend ließ sie ihn ihr Haar lösen, auf welche er verstohlen einen Kuß drückte. Dann aber nahm die Geschicklichkeit, mit welcher Jule sein Amt versah, ihre Aufmerksamkeit in Anspruch. Immer ernster sahen ihre Augen drein, die, wi faözinirt allen Bewegungen de hinter ihrem Stuhle stehenden Manne in dem Spiegel folgten. Eine solche Geschicklichkeit war ihr noch nicht vorgekommen l Unter den ge, wandten Händen JuleS' entstand eine Frisur, die geradezu vollendet schön war. DaS sah die Gräsin; aber auch ebenso sah sie jetzt in, daß der Mann, um den sie sich, wenn auch nur, um ihrer Freun bin einen Streich zu spielen, bewarb, diese Geschicklichkeit durch jahrelange Uebung erworben haben mußte, mit einem Worte, daß er, bevor er Sänger gewor den, Friseur war. Bleichen Antlitzes wartete sie, bi JuleS fein Werk vollendet hatte; dann aber sprang sie auf, und mit höhnischer Miene dankte st ihm für sein außerordentliche Liebenswürdigkeit. .Sie haben sich nicht allein al Meister im Gesänge, sondern auch al Meister in Ihrer früheren Kunst bewiesen; und noch einmal, mein Herr, meinen besten Dank. Wenn Si aber beute Abend bei der Gräsin Franche ines ihrer Liebling lieder singen werde ich vergaß, als ich Sie vorhin bat, mich in' Theater zu führen, daß Sie bereits versagt seien so grüßen Sie die Dame von mir und sagen ihr, daß ich Sie vorkommende Falles als einen ganz vorzüglichen Friseur empfehlen kann Jule sang an diesem Abend nicht bei der Gräfin Franche; r packt feine Koffex und reiste schleunigst ad. Die Gräfin von Karembourt jedoch machte, bevor sie an diesem Abend in' Theater fuhr, besonder forgsältige Toilette. Si wußte im Voraus, daß ihre heutige Haartracht infolge der fel tenen Kunstfertigkeit, mit welcher diese angefertigt war, Auffehen erregen werde, und ihre Toilette mußte demnach eben falls vollendet sein. I hew e Buljett! Sitzt da im Wartesaal der Okibab ein biedere? Männlein und wartet aus den abgehenden Zug. ES sollt seine erste Reise mit der Eisenbahn werden, denn biS dabin war er über eine Meile im Umkreise seines öeimatbSdorseS nickt bin, ausgekommen. Von einer gedrückten und beengten Stimmung über dies rft Fahrt war aber bei ihm nichts zu merken, im Gegentheil, r war beiier Laune und lieb sich sein GlaS Bier vortrefflich schmecken. Dem Rath des Restaurateurs, er solle gui Achk geven, daß er den Zug nicht ver säume, begegnet r mit den Worten: ,JH. ick he jo all een Buljett, un min Fru hett feggt, kos Di mon irft en Bul je, do mttt Du mitkemen, un wenn Dusend up de Affohrt luren. Ne, dat weiten wi grad so gaud, als Sei, mit kamen mött ick.' Da brauste der Zug heran. Passagiere eilen hin und her und umdrängen das Büffet. Unser Männlein betrachtet di Sach tn aller Ruhe, denkt aber nicht daran, einzusteigen. .Wollen Sie nicht nach D.?' fragt thn in Passa gier, der ebenfalls im RestaurationSsaal den Zug erwartet hatte. ,Jau dat wull ick.' .Na, dann steigen Sie man schleunigst in; eS ist die höchste Zeit.' .Jh, bi mi het dat keene Jl nich, ick hew all n Buljett, ick mött mitkommen.' Im Wattesaal wurde S leer, und der Restaurateur sieht zu seiner Ueberraschung unseren ErftlingSreisenden noch ruhig da sitzen: .Mensch, sind Sie noch da, laufen Sie schnell, sonst geht der Zug ab.' Diesem schien schließlich die Sache auch bedenklich. Schnell stürzt er hinaus. Hier setzte sich der Zug gerade in Bewegung. ,Hi Buljett, h: is no ener mit en Buljett,' schrie er au Leibeskräften und rannte dem tavonrollende Zuge nach, wobei er die Hand mit dem Billet empothielt. I großen Sätzen setzt er über die Schwelle und da ihm die schließlich unb'qaem wurde, lief er in dem nebe dem Buhn dämm befindlichen Graben weiter, fort während .Bul,ett, ht Buljett' rufend. AI er schließlich einsah, daß sei Zu berwort den Zug nicht zum Stehe bracht, dieser vielmehr in der Ferne zu verschwm. den begann, setzte er sich an den Graben, rand und wischt sich pustend den Schweiß, o der Stirn. .Na. son Düellag von Tag, sohtt mi as uu lelt mi tauiügg, u ick hew da en Buljett, da mött ick , melkomen.' Während r fg noch sein. Verwunderung Raum gab, sah er einen Zug iu umgekehrter Richtung herkommen. ,Na, nnlick hewe se do markt, dat sei mi vezettev hewen. und kommen taurügg, uu holen mi. Ick mltt mi Lmerft nu och so hinstellen, dat sei mi ock sehen,' und damit kletterte er auf den Bahndamm. Der Zug rollte heran und .... vorbei: .Hi bin ick, hi bin ick jo,' schrie nun mehr unser Reisender; indem er sich i die Höhe reckte, aber weg war der Zug. ,Nu hewen mi do oit seihn. Nu mott ick man slünigst lopev, denn wen sei mi nich up den Bahnhof finde, den fohren sei wedder taurügg, un ick wer em Schöll kregen, bet ick sei so vel Umftänn mal' Und damit lief er spornstreichs zurück. Als er auf dem Bahnhof ankam, war der Zug schon weg. Wo i drr Tog blewen?' war seine erste Frage an den erstaunten Restaurateur. .Welcher Zug?' .Na de ewen hi wor, hewen si nich na mi fragt?' .Der letzte? Der ist ach Branden bürg weitergefahren. Ich denke. Sie wollen nach Demmin?' Jh, versteihl sick, wüll ick na Demmin. Äewerft der Tog i taurügg kamen, ick hew dor a de Schinen stöhn, sei hewn mi Lmerft nit seihn.' .Ja, da müssen Sie schon vier Stun den warten, da geht wieder ei Zug.' ,Wat, ver Stunnen? na dunn fohr, ick leiwer na HuS, un fohr nächste mit min Fohrwerk. Mit de Jfenbohn latt ick mi nich wedder in. Tu HuS wer ick Lwerst nu mit min Fru en irnft Wart reiben, sei i do fünften so klaug.' ine MerJagd. Ein aroöer fini Butt bereit fünf Tage lang da Schiff ine Ostindien sayrkr verfolgt und mit unglaublicher Gefräßigkeit alle verschlungen, wa man über Bord geworfen kalte: aber trot, aller Mühe, welche man sich gab, war er doch nicht zu sangen. Da starb der SchiffSjung und nach seemännischem Brauche sollt er in die Flutben binabae lassen werden. Noch hatt di mit Ka nonenkugeln beschwerte Leiche den Wasser spiegel nicht erreicht, als da gefürchiete Ungeheuer erschien, die Leiche sammt Brett und Kanonenkugel fortschnappte und alle verschlang. Beinahe wären di erschrockenen Seeleute, die ihrem ver storbenen Kameraden die lebte Ebre er, weisen wollten, al sie ihn schwebend an einem Schiffstau hielten, mit hinabge rissen worden, so plötzlich holte der Hai seine Beut. Jetzt steigerte flch der Un. wille der Mannschaft aber auch bi zur Wuiy unv man iqwor der Bestie den ge wissen Untergang. Zu diesem Zweck v, fertigt man ine Bombe, die auch unter dem Wasser nach einer gewissen eit fleö entzünden mußte, wickelte dieselbe in eine, Kuhhaut und warf sie dem Hai zu, al er sich ieder sehen ließ. Spielnd ver schlang derselbe den kleinen Happen und jeder rief ihm ein Profit Mahlzeit.' zu. In der Regel hatte sich das Ungeheuer ' bisher immer eine Streck vom Schiff entfernt, wenn inen Gegenstand er hascht hatte, und das erwartete man auch diesmal, weil sonst das Schiff bei der bevorstehenden Erplosion leicht selbst in Gefahr kommen konnte. Doch zum Ent setzen aller blieb das Thier jetzt in un mittelbarster Nähe des Schiffe. Ein Matrose urtheilte gan richtig, der Bissen sei zu unbedeutend für den Magen de. Hai gewesen, deshalb halte er eS nicht der Mühe werth, sich zu entfernen und man müsse ihm schnell einen größeren Gegenstand opfern. Gesagt, gethan! (Sinln. Q.. t,n. tS.X v" ' vi.n.v itwi yvtiiu mim vi,uu, utn man mit Tauenden, Lumpen und dergleichen füllte und dann ins Meer warf. Wieder haschte der Hai gierig danach und schwamm lustig plätschernd damit fort, als er ib nicht gleich herunterwürgen konnte. Jetzt mußt aber auch jeden Augenblick di Bomb platzen und mit höchster Span, nung wartet die ganz Schiffsmann schast auf das eigenthümliche Schauspiel. Eben sah man noch den Fisch in die Tiefe tauchen, da ertönte ein dumpfer Schlag, die Fluthen theilten stch on der selben Stelle, eine hohe Feuersäule von Dampf und Wassergischt umgeben, stieg empor und gleich darauf stürzten die au, einander gerissenen Theile deS Seethier hoch aus der Luft ins Wasser. Ein Stück vom Unterkiefer fiel auf' Verdeck und wurde von den an Rache befriedigten Seeleuten als corpusdelinqaentis auf vewayrt. Dexlacirte Redensart. Vertheidiger : .Mein Client ist in der Iftm litt flrti rtT4n T.klTlX ö ö1- l VllUHi durch jenen verkommenen, gemeingefähr Tlsftfn ftrf.rtjriii- nrltt v. M 04s V VVitkUVt VVlVllf Vil ich in der gestrigen Sitzung zu vntheidi gen die Ehr hatte!' Deutlich. Soldat: ,Wa ist denn das mit Dir, Kathi! Du haft ja seit drei Tage gar kein Lebenszeichen von Dir gegeben!' Köchin: .Habe ich Dir nicht erst gestern inen Brief geschrieben!' Soldat : A was, in Brief ist doch kein Lebenszeichen den kann man ja nicht sj!'