Der jtcrfujj. 4!ou Eduard iöilbe. Sit birgt da Öfter brod unter ihrem weilen, blauseidenen Umlegeiuch ; ei ist ein ae her Brodlaid. vom Popen ge weiht. Dann entludet sie die beim Kircheneingang fauste, dünne Wach, kent und steckt sie bei den übrigen auf einen Sllnder in der NZHe eine, Hei. ligenbilde, auf. Da Osterbrod und die Kerze find zum Heil für' kranke Väter chen deheim bestimmt : erftere für da de siechen Körper, letztere für die Seele. E ist Osternacht in der JsaakS Kathedrale. Da Meer von gelbem erzenlicht Überströmt trZge, gleichsam dickflüssig die schwere, basiert Pracht de gewaltigen Raume. Malachit, und n s , . 9n sirn$rtTlh hinauf zu den RiesengeaZlben, unter welchem gelbrSlhliche WeihrauchgewZlk lagert. Der melodiöse, feierliche Ge sang der psalmenstngenden Chorknaben durchfluthet die schwülen Räume mit langqezogenen, wunderbare Nachhall. GerSuschlo gehen die vergoldeten Thü ren de llerheiligflen auf und zu; Popen in goldglSnzenden Meßgewändern erscheinen und ziehen sich wieder zurück, nachdem ste ihre Gebete und Lobprei jungen in tiefem, sonorem Baß vorgetra gen. Die gewaltige Masse der GlSu feigen füllt die Kathedrale vom Eingang bl zum Hochaltar; sie wogt auf und nieder wie ein dunkler BambuSsald im Sturm. Marfa will sich niederlassen, da er blickt sie über sich ein lächelnde Männer antlitz. da ihr grüßend zunickt. Ueber ihr Gesicht huscht ein Schatten: sie dankt, aber ihr Blick verfinstert sich. Sie sucht sich zu entfernen und bohrt sich mit aller Gewalt in die Menschenmauer ein, diese weicht aber nicht. Dabei entfällt ihrer Hand da? OsterbrSdchen. Während sie sich suchend dannach niederbückt, ist er schon wieder neben ihr, beugt sich gleich, fall hinunter und hebt den von einem breiten Männerfuß bereit glattgedrück tin Osterlaib auf. Sie nimmt, schäm, vielleicht auch zorngerötheten Gesicht und ohne zu danken, ihr Eigenthum wie der an sich und birgt e unter ihrem blauen Tuch. Der lächelnde Mann drängt sich eng an ihre Seite. Christas woskresl Der Priester mund verkündet', im Lodgesang der Psalmensänger hallt e in mächtigen Akkorden wieder, e pflanzt sich fort im dumpfen Jubelbrausen durch die tausend köpstge Menge : Christos woskres I Christ ist erstanden. Woistenno wos kres! r ist wahrhaftig auferstanden I Und nun entfesselt sich der Taumel de Umarmen und Küssen. Ob Hoch, oder Ntediig, ob fremd oder bekannt Alle verbrüdert sich bei der Siege, und Freudennachricht über die Auferstehung de Heiland. Bei der Ofterkußscene in der orlhodoren Kirche kommt die Ueber schmänglichkeit de russischen Volkscharak ter so recht zum Ausdruck. Christo woskres! ruft auch der junge Mann seiner Hübschen Nachbarin zu. Er umfaßt ihren Nacken und sucht sie n sich zu drücken. Marfa windet sich aber heftig lo und mirft ihm einen er. t rüsteten Blick zu. .Sie verweigern mir den Aufer stehungskuß, Marfa PetromnaZ .I.' .Da dürfen Sie nichtl' Und nun entwickelt sich eine peinliche, die feierliche Stimmung profanirende Scene. E ist ein Glück, daß in der allgemeinen Bewegung Niemand darauf Acht giebt. Der junge Mann will sich einen Osterkuß erzwingen. Er preßt da zierliche Köpfchen te jungen Mädchen fest an seine Brust und beugt sich nieder nach ihrem rothen Mund. Doch da er unterdrückt einen leisen Schrei, läßt er die Hinterlistige fahren und zieht seine Rechte, die auf dem blauseidenen Tuche und Marfa Wange mehrere Blutflecke hinterläßt, zu sich. Mit einem Fluch wendet sich der junge Mann den AuSgang der Kathedrale zu. Das M-ZSchc steht zitternd, mit glühendem Blick, aber in großer Verwir rung d. Sie glaubt sich von allen Seiten betrachtet. Ob man nicht gesehen hat, wa sie gethan? Auch sie wenket sich zum Gehen. draußen ist mondscheindezlänzte Mit ternacht. Sämmtliche Kirchenzlscken der Residenz läut:?. Die AufcrstehunzZzu rufe tönen in der Straße fort und fort. Nun öfs.iet sich die Hauptthür der Jsaak, Kathedrale vor dem Zuge der Geistlich, keil, eiche die Prozesion de Umschrei teil der Kirche mit dem vorangeiragenen Auserstkhunz'ssarge beginnt. Mfa hat sich nach allen Seiten um geschaut, nun schlagt sie schleunigen Schritte die Richtung nach der NewSky PerZxek:ive ein. Auch der junge Mann geht diesen Weg. Da junge Mädchen hat ihn schon von Weitem gesehen. Bald hat sie ihn eingeholr. .Alexander Jarjemitsch, that'S weh?' Ah Sie, Marfa- er schaut sich überrascht um und bleibt stehen; in seinem finstern, zornigen Gesicht wird e etwa Heller. Natürlich that e weh, Sie j habe mir ja den kleinen Finger bge bissen. Ich kann mit Ihrem Osierbiß zufrieden fein." .Ihre Hand blutet wohl? .Mein Herz noch mehr Ich will sie verbinden, Aler ander Jurjemitsch l Kommen Sie mit mir, ich führe Sie in meine Wohnung. ' Sie bogen in der Ziegelgasse in einen breiten Thorweg ein; Marfa erfaßt feine linke Hand und leitet ihn eine dunkle schmale Treppe hinauf. Ein kleine, reinliche Zimmerchen, nur durch die Oellampe vor dem Heiligen bilde erleuchtet, nimmt sie auf. Auf einem sauberen B.'tt neben dem großen Kachelofen schläV. ein alter, granbärtiger Mann. .Mein Vater erklärte Mars, aus ih'.ei Bereiter srazendeg Blick flüsternd, da keim Fenster nehmen Sie Platz ' Er läßt sich in der tiefen Finsterniß auf einen allen Lehnstuhl nieder ; sie zlln de! eine giür.kpeüge Lampe an und ähert sich mit Handtuch und kaltem Wasser. Ihr Hand, Alerander Jurjevitsch !' Und während sie seine beschädigte Rechte ergreift und dieselbe nach kurzer Prüfung der blutenden Slßmunde mit ihrer weichen Hand umfaßt und im kal tea Wasser zu spülen beginnt, da schaut er sie halb wehmüthig, halb beglückt an. ,Marfa Petrowna, Sie wären mir doch ein wenig Freundschaft schuldig .Wegen der geschenkten Brillantennadel am Benisiabend unsere Chor und wegen der Älumen nein I .Nein, Marfa, daran denke ich nicht Welche Absichten haben Sie? Wa vollen Sie von mir? Wollen Sie mich heirathen?' Daran habe ich freilich nicht ge dacht ' Nun also ! Welche Art Freundschaft suchen Sie mit der Chorsängerin eine öffentlichen VergnügungSloral? Sie verfolgen mich auf Schritt und Tritt. Ich will Ihre Freundschaft nicht, mein einziger Freund ift der alte Mann dort Der Grei erwacht und scheint ver wundert über die helle Beleuchtung de Zimmer. Marfa springt mit freudigem Ruf : "Christos woskres batjuchka!" auf dem Vater zu. Sie umarmt und küßt ihn mehrmals, fetzt sich zu ihm auf den Bettrand, ordnet feine Kissen, und mit der Hand fein graues Haar zärtlich streichelnd, erzählt sie, wie hell die Kerze gebrannt hab, die ste für die Seele des armen, gelähmten Väterchens angesteckt. Der junge Mann beugte sich nieder zu dem Alten im Bett und den Ostergruß sprechend, küßt er ihn auf die welke, abgezehrte Wange. Der GreiS heftet seinen klaren Blick auf ihn und murmelt: Ein feiner Mann, ein sehr feiner Mann ! (Und zu Marfa gewendet) : Dein Bekannter, sagst Du .... Hüke Dich ja, hüte Dich, mein Kind 1 Jetzt wendet sie sich wieder dem jungen Mann zu. Sie umwickelt gewandt und behutsam seinen beschädigten Finger. Er schaut sie dabei immerfort an. Al der Verband angelegt, läßt er die Arme sin ken und macht eine unschlüssig-dittende Geberde. Nun?" fragte sie, nach seinem Cvlin derhut sich umblickend. .Ich werde bei Ihnen den Thee trin ken, Marfa Petrourna. Gut, e steht Ihnen frei Auf dem kleinen Tisch, den Marfa an de Vater Bett gestellt, dampft bald der Samooar. Der junge Mann darf neben Marfa am Tischchen Platz nehmen. .Darf ich Sie nächsten wieder be suchen, Marfa Petrowna?' fragte Alex ander nach einiger Zeit. Nein, Sie werden nicht wiederkam men Warum, Marfa Petrowna? wa habe ich Ihnen zu Leide gethan?- Sie schweigt. Nur ein neugierig finsterer Blick streift ihn. Dann steht sie haftig auf, öffnet ein Fach ihrer klei nen Komode und kommt mit einer Pho togravhie wieder, die sit dem Gast über reicht. Sehen Sie, da ift da Bild meiner Schwester. Ich will Ihnen etwa erzäh, len, damit Sie nicht wiederkommen, Alexander Jurjemitsch. Al Ehrenmann werten Ste nicht wiederkommen. Sie sah mir sehr ähnlich, und er er hatte Aehnlichkeit mit Ihnen. Er war hoch gewachsen, wie Sie, und hatte einen lan gen schwarzen Schnurrbart. Auch trug er einen goldenen Kneifer und sprach mit leiser, bescheidener Stimme. Er konnte schmeichelnd bitten, und wenn er etwa? sagte, so mußte man ihm glauben. Er war sehr reich; sie war Sängerin, aber eine bessert al ich; sit trat in den fein sten Conzertsälen auf und wurde mit Beifall überschüttet. Er schenkte ihr vielen Schmuck, wunderbaren, glühenden Schmuck; es brannte und lohte um ihren Körper, wenn sie sich damit schmückte. Er log, und ste wußte es und glaubte ihm doch. Er log und beschenkte sie, bis er endlich die Wahrheit sagen mußte, bis er ihr eine Tage eine Anzeige über seine Verlobung mit einer kleinen häß lichtn, aber vornehmen Dame zukommen ließ. Und so ist es immer, sie Alle den, ken, sie sind überzeugt, jede arme Künst leria, die lächelnd, mit entblößtem Arm und Nacken, tanzend und singend vor dem grinsenden Menschenhaufen erscheint, sie 212 denken. . . . Sie haben bei mir das selbe gedacht, Alexander Jurjewitsch Möglich, Marfa Petrowna!' Und deshalb' sie zittert am gan zen Leibe .hasse ich alle die reichen, hübschen Herren mit ihrem Gold und den Zauberfteinen, und mit ihrem leisen schmeichelnden Sprechen. Und vor un bändig Wuth habe ich Sie in den Fin ger gebissen .Und was wurde au Ihrer Schwester, Marfa Petrowna?' .Sie wollte de Vater graues Haupt nicht schamgebeugt sehen, lieber richtete sie ihn so zu, wie er da auf seinem Kranken lager liegt. Er brach an ihrer Blutlache zusammen. Mir röchelte die Sterbende eine Lehrt in' Ohr: .So Dir Jemand freundschaflfuchevd naht und er ist reich, so fliehe ihn Er hatte während ihrer Erzählung da große Medaillon von seiner Uhr kette logelöft und legte eZ ihr auf den Schooß. .Wa soll da? Wa machen Sie, Alerander Jurjewitsch?' Er lächelt, greift ihre linke Hand, und ein röthlich'goldener Brillantring, der ebenfalls als Breloque an seiner Uhr kette gehangen, blitzt an MarfaS kleinem Finger. Er zieht die Hand langsam an feinen Mund, seine Lixpen glühen darauf und sein Blick richtet sich flehend, offen, lesbar ihrem starrem Auge u. Ich lüge nicht. Willst Du da Me daillon nicht öffnen. Marfa? E birgt einen edlen, gütigen Geist, der Dich an mich glauben machen wird: e ift da Bild meiner Mutter. Ein solche Klei nod schenkt man nicht jeder lächelnden Künstlerin. Ich denke von Dir da, Schönste, Reinste. Ich bin entschlossen, Dein Angst, Deinen Haß vor Zudring- lichkeit für immer zu beseitigen Marfa Petrowna, bekomm ich nun den Osterkuß?' Nein sagte sie heiser und schüttelt den Kopf. Dann flüchtete sie sich, de Medaillon fest in die Hand drückend, zum Vater, der apathisch vor sich hin, schaut. Sie umschlingt wie schutzsuchend seinen Hai. .Ist der Fremde noch nicht fort, Marfa?' fragte der Alte. Er ist noch da .Hüte Dich, er ist ein feiner !' .Ich gehe schon. Vater, aber ich komme morgen wieder, Marfa ruft Alexander Jurewitsch. Sie öffnet da Medaillon ui.d schaut sich da Bildchen der alten freundlichen Dame an lange, lange.... Dann blickt ste sinnend zu ihm empor: ,Mor gen flüstert sie und reicht ihm ihr kleine bebende Hand, an der sein Ring blitzt. Ein allzu nachgiebiger Ehe mann. Nach dem Englischen. .Jzwohl sagte Frau Cameron, .Ich glaube, daß ich ihn ziemlich gern mag!' Frau Cameron war eben neunzehn Jahre alt, seit fech Monaten verhei rathet und eine allerliebste Brünette, mit sprechenden braunen Augen. Da sie alles hatte, wa ihr Herz begehrte, war nichts mehr von besonderem Reiz sür sie. Frau Cameron liebte rosa, deshalb hatte Herr Cameron ihr kleines Boudon rosa ausschmücken lassen, und weil sie Blumen liebte, hatte ihr Gemahl einem Gärtner den laufenden Befehl gegeben, ihren Blumentisch mit den schönsten Blumen zu versehen; auch Vögel hatte sie gern, daher hingen drei bi vier ver goldete Käfige an der Decke, au welchen ihr der lieblichste Gesang entgegen klang. Mit einem Wort: Frau Cameron hatte alles, was ste nur wünschen konnte, und doch war ste, wie oben schon angedeutet wurde, keineswegs befriedigt. .Ich glaube, daß ich ihn ziemlich gern mag!' wiederholte Anna Clarke, welche, soeben der Schule entwachsen, noch vor aussetzte, daß eine junge Frau, welche den Mann aus Liebe geheiralbet. unauS sprechlich glücklich sein müsse. ,OI Mina, wie kannst Du so kalt darüber sprechen!' .Nun wohl, ich kann nicht dafür sagte die kleine junge Frau, während ste ihren Kopf mehr oder weni ger schmachtend rückwärts gleiten ließ, gegen die Lehne de niedrigen bequemen StühlchenS mit rosa AtlaS-Puffen, auf welchem sie faß; .aber auf die Dauer ist es langweilig, immer mit Torte und Champagner genährt zu erden; manch mal denke ich, daß ich glücklicher wäie, wenn Clären mich nicht so schrecklich anbeten würde .Aber. Mina!' .Wirklich, auf die Dauer ift S so lang, wellig sagte die junge Frau vertraulich ihrer Freundin, ,eS würde mir so gut thun, wenn er einmal etwa Unrechtes an mir sehen würde, er ist wirklich zu gut! Nimm zum Beispiel Sophie Marlow an: die fürchtet in der That ihren Mann, ein prächtiger, großer, sechs Fuß hoher Mensch, mit einem wunderschönen, seidi, gen, schwarzen Bart, wie ein italienischer Räuber. O, eS muß herrlich sein, ein wenig Angst vor seinem eigenen Mann zu haben!' .Aber, Arminal!' rief verwundert Fräulein Clarke, .wa für Unsinn schwatzest Du doch!' .Daß eS Dir so vorkommt, liebeS Kind, verstehe ich sehr gut sagte Frau Cameron in gönner haftem Ton; .aber wenn Du je hei rathest .Natürlich werde ich heirathen sagte daS schöne Änlichen, deren Absicht keine wezs war, eine alte Jungfer zu bleiben. .Nun wohl, wenn die Zeit kommt, da Du zu heirathen gedenkst, dann nimm vor allen Dingen keinen weichmüthigen Mann, denn da wird auf die Dauer schrecklich widerlich!' .Du würdest im Gegentheil Jemanden empfehlen, der recht zornig und boshaft ift, nicht wähl?" sagte Anna lachend. DaS nun wohl nicht, aber immer Süßigkeiten und immer Sonnenschein, o, davon ist man so schnell übersättigt sagte Frau Armina, während sie ihre Hand nach der Stickerei ausstreckte. Er zähle mir jetzt einmal etwa von der AuS statlung bei Albright, wie Du mir ver, sprachen hast.' Cameron eleganter Salon war durch Portieren von dem Boudoir getrennt. Herr Cameron, welcher hinter diesem Vorhang im Salon seine Zeitungen lag, mußte gegen seinen Willen Lauscher des Gespräches fein. Sein Gesicht wurde feuerrolh, er biß sich auf die Lippen und da Blut brauste und sauste in seinen Adern, als ob man ihn mit Stecknadeln steche. So so, er langweilte Mina also? Nun, auf jeden Fall war eS besser, von allem unterrichtet zu fein. So so. sehr schön Mina, meinst Du da wirklich? Bei diesen Erwägungen erhob sich Herr Cameron, warf die Zeitungen fort und durchmaß einigemal! die volle Länge deS ZimmerS. Ich werde dafür sorgen, daß dieser Fehler verbessert wird sagte er mit einem bitteren Lächeln zu sich selbst und ging dann seinen Geschäften, ohne feine? Frau den üblichen AbschiedSkuß zu geben, nach. Am Nachmittag ging Frau Cameron au, um Besorgungen zu machen. Sie wurde unterwegs länger aufgehalten, doch war ihr die keine Sorge. ,,Cla. rence macht doch keine Bemerkung, wenn ich auch zu spät zurückkomme sagte sie sich, und verschwendete noch eine halbe Stunde mehr, indem sie sich nicht evtschei den konnte, ob ste braune oder graue Handschuhe nehmen sollt und a ihr wohl besser stehen würde: ein Hütchen mit Dünenrosen garniert oder mit ein fachen Maßliebchen. .Ich fürchte, daß ich etwa zu spät komme sagte sie, indem sie da, Speise zimcrer betrat, in welchem Herr Carre on auf und ab lief, in einer Art, die unwill kürlich n das Sprüchwort von dem Löwen rinnklt, welcher im Käsig ge fangen saß. .Spät, gnädige Frau! Da wollte ich memen antwortete ihr Gemahl mit einem Tone, welcher Frau Cameron er schreckle. .E ist gleich halb sieben, aber Du denkst, daß meine Zeit nicht von großem Werth ist .Aber, Clarence....' .Ich habe ei lange genug ertrag: versetzte der zornige Gemahl, .und ich erkläre Dir, daß ich es nicht länger ertra gen will. Jane' sich zu dem Dienfl mädchen werdend .trage sofort da Essen auf und sorge, daß e morgen ge nau um fech Uhr auf dem Tisch steht, ob die gnädig Frau zu Haufe ist oder nicht .Jawohl, Herr Cameron sagte Jane, während sie heimlich kichernd nach der Küche zu verschwand. Frau Cimeron setz! sich, während sie bi hinter die Ohren errölhete. .Clären sagte ste, mit Mühe ihre Stimme beherrschend, war e nöthig, mich so in Gegenwart der Dienstboten zu beleidigen?" .Ja, wenn ine Frau ihre Pflicht nicht kennt, dann ist s nöthig, daß man ihr den Standpunkt klar macht! Darf ich Dich jetzt um eine Tasse Kaffee bitten?' Frau Cameron war gekränkt, er schrecken und entsetzt über diese Art der Zurechtweisung, welche sie garnicht ge wohnt war. Einen Augenblick vor dem Nachtisch, worüber Herr Cameron natür lich auch die nöthigen Bemerkungen machte und die Meinung äußerte, daß e wohl besser wäre, wenn seine Frau mehr zu Hause bliebe und nach der Wirthschaft sähe, anstatt draußen umher zu bummeln, wurde draußen an der Thür geklingelt. .Da ist Mama und Tante Lizzie, die kommen heute Abend zu uns sagte Mina, indem sie aufsprang. .Ja drei Teufels Namen!' brüllte Herr Cameron, während er mit seiner Faust auf den Tisch schlug; kann ich denn niemals einen ruhigen Abend sür mich haben?' .Ich ich hatte gesagt, daß Du unS heule Abend zum Theater begleiten würdest stammelte Mina, bald er rölhend und bald erbleichend. .Wirklich? Aber darf ich fragen, wer Dir di Erlaubniß gab, Ihr. dies mit zutheilen?' fragt ihr Gemahl mit schneidendem Hohn. Es kommt mir vor, als ob ich in Deinen Augen nur eine Puppe bin ohne Willen und Wünsche, nur für Dein Vergnügen .Aber Du wirst doch gehen, nicht wahr, Clären?' stotterte die arme Mina. .Nein, ich will nicht gehen sagte Herr Cameron, stand auf und suchte seinen Hut. .Ich werde meinen Abend im Klub zubringen,' Während er dies sagte, verließ er das Speisezimmer, ftol pert im Korridor beinahe über seine Schwiegermutter, während er in sich selbst hinein murmelte: .Donnerwetter, wenn ich noch eine Minute länger ge blieben, wäre mir schlecht ergangen Arme, kleine Mina! Es war nach Zwölf, al er nach Hause kam. So lange war er, seitdem sie verheiraihet, noch nie ausgeblieben. .Was soll da! Noch auf? Gut, so sorge, daß da nicht wieder geschieht, sonst muß ich andere Maßregeln neh men .Ach. ich halte solche Angst um Dich entschuldigte sich kleinlaut Mina. Angst wiederholte er höhnisch. .Denkst Du denn, daß etwa John Mar low seiner Frau erlaubt, seinetwegen aufzubleiben?' .Aber Clären, ich möchte um nicht in der Welt, daß Tu so wärst wie John Marlow!' rief Mina, während sie in Thränen ausbrach. '.Du möchtest eS nicht?' sagte er, während man in den Mundwinkeln ein Lächeln bemerken konnte, aber ich dachte, eS wäre so angenehm, ein wenig Angst vor Deinem Mann zu haben, denn Du weißt: süß Kuchen und liebe Worte langweilen immer auf die Dauer Frau Cameron flog von ihrem Stuhl auf und rief auS: Hast Du vielleicht gehört, waS ich heute Morgen gesagt habe?' .Das hibe ich, Frau Cameron, und danach wollte ich mein Betragen richten. ' O Clara, thue e doch nicht mehr sagte sie mit zitternder Stimm, wäh rend sie ihn mit ihren klaren Augen flehentlich ansah; ich finde e nicht an genehm; nein, e ist doch gar nicht schön, vor seinem eigenen Manne bange zu sein Wie Du willst sagte ihr Gemahl lachend, ich wollte nur Deinen Wüu schen nachkommen, Mina Aber e war furchtbar thöricht von mir!' sagte sie; ich habe mich heute Abend halb blind geweint, während ich zu entdecken versuchte, was Dich so v:r ändert haben könnte, und Du hast a leS nur zum Possen gethan, nicht wahr?' Nur zum Possen stimmte er zu. Dann küßten sie einander, versöhnten sich und feierten zum zweiten Male ih-.e Fiilterwochen; doch Armina beklag', sich nie wieder, daß Herr Cameron .ein allzu nachgiebiger Ehemann' sei. Tlt arme Löitlwe. Herr E., Junggeselle, Rentier und Hausbesitzer im Osten von Berlin, war im allgemeinen nicht besonder beliebt; seinen Miethera gegenüber zeigt er sich alS der rechte HauStvrann, die näheren Bekannten beschuldigten ihn der Hart Herzigkeit. Die Löchrige Wittwe L,. die in inm kleinen Laden feine Hause! ein Posamentierwaarengeschäst wx.t hatte, dessen Ertrag sie und ihre beiden Kinder kümmerlich ernährte, konnte End vori gen Quartal nicht di ganze Muth tnU richten, nur ein Naterz2hlu".g sandle sir durch ihr Töchterchen an den W'.tth mit dem schriftlichen Versprechen, den Reft baldmöglichst herbeizuschaffen. Entrüstet verweigerte E. die Annahme, schob die Kleine auS seinem Zimmer ur d b:zab sich in das Geschäft der Frau L., um ihr kurzer Hand mit der Ermijsion zu drohen. Al er seiner Mietherin gegen! überstand und in ihr verhärmtes, aber hübsches Gesicht blickte, siel ihm der Muth; statt eine donnernde Standred zu halten, forderte er kleinlaut: .Nähnadeln und Stecknadeln Frau L. verabreichte ihm diese und entschuldig! sich zugleich wegen ihrer augenblicklichen ZahlungS Unfähigkeit. Der HauSwirlh erwiderte, daß sie sich deswegen nur kein Kopf schmerzen machen solle, und trat mit den Einkäufen seinen Rückzug an. Seit dieser kleinenEpisode erfreuten sich die Kinder der Witkve seiner Gunst; auf einmal konnte er Kinderlärm vertragen. Inzwischen war die Posamentierwaaren Händlerin im Stande, den Rest ihrer Schuld zu tilgen; sie erhielt aber zugleich mit der Quittung seitens ih:es Wi'riheZ die Versicherung, daß ihm da Jungge, sellendasein erhaßt sei und er bestimmt glaube, in ihr diejenige gefunden zu haben, die seinen Lebensabend angenehm machen könne, ihre Kinder wolle er als di seinigen betrachten. Die Antwort muß nicht ungünstig ausgefallen fein, denn vor einigen Tagen fand die Ver mählung deS Paares, daS sich so seit samerweise näher kennen gelernt hatt, statt. Tie htftortsch lasche Wein. Flügeladjutant Graf vonMoltke, der, wie bekannt, dem Fürsten BiSmarck jene Flasche Wein und die Einladung zu deS Kaisers Geburtstag nach FriedrichSruh gebracht hat, hatte, wie jetzt ein Dre, dener Blatt erfährt, vom Ksiser dn Be fehl, über daS Ziel der Reife, sowie die Sendung an den Fürsten die strengste Verschwiegenheit zu beobachten. Graf Moltke bestieg deshalb in Berlin auch nicht den Hamburger Kourierzug, sondern löste sich ein Billet für einen Lokalzug nach Wittenberge. In Wittenberge war tcte er den Hamburger Kourierzug ab und ließ sich, als er diesen bestiegen und der Zug bereits wieder auf der Fahrt be griffen war, den Zugführer in'S Koupe ruftn. Zu diesem wendete er sich mit den Wortkn: .Im Namen Er. Majestät deS Kaiser befehle ich Ihnen, in Fried richSruh halten zu lassen und über diesen Befehl absolute Schweigen gegen Jeder mann zu wahren.' Hierauf notirte sich der Graf den Namen de Zugführers und des verantwortlichen Maschinisten und entließ den etwa verdutzten Beam ten. Al er dann mit seiner Sendung vor den Fürsten BiSmarck trat, zitterte eine starke innere Bewegung über die Ge, sichtszüge de alten Kanzlers, die jedoch nur einen Bugenblick bemerkbar wurde. Im nächsten Moment war der Fürst schon wieder der unerschütterliche Staatsmann, der die Botschaft seines Kaisers mit der scheinbar ruhigsten Miene von der Welt la und Moltke mit so gelassener Höftich, keit al Gast behandeile, als ob dieser mit einer längst erwarteten Meldung vor den Fürsten getreten wäre. Die Be hauptung, Fürst Bikmarck habe im Jahre 1390 die Aeußerung gekhan: Is roi ms reverrä (Der König wird mich wieder sehen) wird von den .Hamburger Räch richten' für erfunden und erlogen er, klärt. Ter Mtlltonür. Ein unternehmender Geist hatte alle erdenklichen Wege eingeschlagen, um zu Geld zu gelangen, aber alle vergeben. Da Glück schien ihm abhold und er konnte sich verloren glauben, al eine schwere Krankheit ihn befiel. Der Dok, tor, der ihn behandelte, hatt ihn bereit aufgegeben, während der Patient noch immer seinen Träumen von Millionen nachhing. Di Haltung deS ArzteS, der offenbar auf das Leben deS Kranken nicht mehr zu rechnen schien, brachte ihn ur plötzlich auf einen Einfall, den er äugen, blicklich in Werk setzte. Er erklärte, sein Testament machen zu wollen, schickte nach einem ihm als geschwätzig bekann ten Anwalt und diktirte ihm ungeheure Legate für Frau, Kinder. Verwandte und WohIthäligkeitS Anstalten in die Feder. Die große Zeitung verbreitete sich mit Windeseile, und die Bekannten' deS Kranken hörten mit Schrecken, wie vor eilig sie dem reichen Mann den Rücken gewandt, wie thöricht ste veifäumt hatten, dem sterbenden Millionär ihre Theil nähme zu beweisen. Allein der Sterbende, der nicht so krank gewesen war. al e der Arzt vor, ausgesetzt hatte, erhalle sich bald, nach dem er seine Kriegslist ausgebeutet hatte, und ging schließlich seiner völligen Ge inesung entgegen. Alsbald stürzte der Haufe der Glücksritter auf ihn ein, drängle ihm Kapitalien auf und räumte ihm einen unbeschränkten Kredit ein. Anfänglich wies der Gesundete all diese Anerbieten spröte von sich, ließ sich nach und nach jedoch zr ihrer Annahme be wegen, leble eine Zeit lang herrlich und in Freuden und hat dann viit einer sabel hasten Summe Bankbruch gemacht. Ein zurerlässizer U'ächter. Ein Bankier hit sich in einer ziemlich einsamen Gegend eine Villa gekauft. Da ihm die Gegend IwaS unsicher er scheint, nimmt er sich einen Wächter kür die Villa. Eine Tage trifft er einen Bauern und frägt ihn, ob denn auch der Wächter ein Mann sei, auf den man sich verlassen kann. DöS trenn' i", erwidert der Vauer. da g'schieht Ihn nir; der i' mit alle Dieb' ur-d Wilderer per Du!' SIrkIZrlich. Mstlen, Herr Premier! Wie geh,'?' Danke, gut! Kolossaler Dienst. Ganzen Tag über Hauptmano in der K asern !' Nanu! Wohl Parade oder so 'r. Jnspicirung in ZluSsich!?' .Nee! Aber beim Hauptmann 'wa angekommen!' .Ah so, verstehe! Mädchen oder Junge?' Nee! Schwiejermutterl' Zwei llunftfreunde. Metzger: ,No, Du hast ja an' neue Flügel 'kauft, hab' t' g'hört ; möcht' nur schavg'n, der welche der bessert i, der mkin' oder der Dein'!' Wirth : Ja, er kost't zwar 40 Mark aber i' hab' irrn' halt 'denkt, kaufst Dir lieber gleich 'was G'fcheldt'I l' Metzger (der den Flügel durch An schlagen der Tasten prüft, hebt plötzlich den ganzen Kasten in die Höhe) : ,K o st ' t hat der mein' nur SS Mark, aber da schwerere iS do' der m e i n i g !' In der Atznengalerie. Nickelstein (eben geadelt): , . . .Malen Se mer meine Frau sür die Ahnengalerie aber als Schönheit!' Frau Nickelstei (sehr wüst): Aber, Männchen!' Nickelstein : WaS willst De, Sarah ! Die fpäler'n BaronS kennen Dich doch nicht!' Schonungsooll. Mädchen (das TagS vorher gekündigt hal): Gnädige Frau, ich habe einmal gelesen, daß plötzliche Freude tödten kann; darum bereite ich Sie langsam vor, daß i ch w i d r bleibe!" Vorahnung. .Du, wa hat denn heute Deine Frau vor? Die kramt in allen Modejournalen herum und ist so aufgeregt !' Ach, da sind Ohnmacht Symptome!' vorsichtig. Bill: .Nun, Bob, warum rauchst Du nicht mehr in Gegenwart von Damen?' Bob: .Das thu' ich niemals wieder. AIS ich kürzlich in Gegenwart iver Dam rauchte und Ringe in die Luft blieZ, steckte sie den Finger in einen der selben und erklärte, sie betrachte sich al meine Verlobte!' Auch eine Kritik. Kritiker (der während der Vorlesung eingeschlafen, erwachend): Ihr fünfakti geS Trauerspiel ift sehr schön. . . I' Dichter: .Pardon, daS, waS ich Ihnen vorgelesen, war ja erst die erst Scene des rsten Aktes!' Neues wort. Jakob Meyer geräth in Concur. Sagen Sie, Herr Mever', frägt ihn der Verwalter, .wie ift es nur möglich, daß Sie, ein so wohlhabender Mann, so zurückgekommen sind?' Der Gefragte kratzt sich hinter den Ohren und sagt endlich : .Weiß ich'S, Herr Verwalter?!' Ja einen Grund müssen Sie mir doch angeben', erwidert dieser, .damit ich Ihren Gläubigern im Termin Vor trag halten kann !' Nu' gut sagen Se, ich hab' mer oeracceptirll' Enfant terrible. Dichter: Ich habe mir erlaubt, mein Gnädige, Ihnen einen Band meiner Ge dichte zu übersenden ; hatten Sie vielleicht schon die Güte, einen Blick hinein zu werfen?' Baronin: Gewiß, ich bin entzückt darüber!... Wo habe ich das reizend Lüchelchen nur gleich hingethan?' Der kleine Karl : .Du haft eS unter den Tisch gelegt, damit er nicht wackelt!' Auch ein Nutzen. . . .Finden Sie S nicht auch gut, Herr Hofrath, daß ein gebildete junges Mäd chen musicirt?' .Gewiß, meine Gnädigste! Dann kann e seinem späteren Ehemann einen Beweis seiner Liebe dadurch gebe, daß eS aufhört !' passend. Du, Aujuft. wat iZ denn eigentlich aus Deinem Bruder jeworden?' .HundefSnger!' Wat? Hundefängkr?.. Wie kommt Ihr den da druff?' Na, weil der Junge immer so spitz findig war!' Immer SeschZftsmann. Sie (im Seebade, am MeereSflrande das Wellensxiel betrachtend, zu ihrem Gatten): .Seh' Der an, Moritz, wie romantisch ist doch das Spiel der Wellen!' Er: .Da, ist gerade so, als wie wenn de Zinsen werden geschlagen zürn Kapital!'