Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 08, 1894, Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    ttt
' S'W"-J13J,
j
Die Gnade des Kalifen.
Hin Sin. OiIcmchzsSk?.
Der Khalis trgmg sich in seinem fcuft.
Satten. Tilge lch'derte er dhia.
ahrau jahru seit rielen Jahren ar
er denselben Weg gewandelt, ohne Reue
xu erleben. Hete aber sollte ihm ein
Abenteuer widerfahren. In der NShe
de Springbrunnen gewahrte er xlkg
lich an der Gartenmauer ine niedere,
kleine Eingangölhür, an derselben blieb
er flehen und überlegte. Wohin mag
wohl diese TH2r führen? Nach llngerem
Nachdenken wag sonst nicht seine
Sache war saßt er den großen Ent
schluh, di, klein Thür zu öffnen.
Er fland aus einem Feldwege. Link
und vor ihm, so weit da nge reichte,
sah n blühende Gärten und Aecker,
recht aber, nur wenige Schritte entfernt,
dtsand sich in armseliges Hilukchei, und
vor demselben saß ein Mann und
einte.
Ein weinender Mann! Der Khalis
braucht geraum Zeit, den unerhörten
Fall zu fassen. Die Weiber seine
Harem hatten ihm gar manche Stunde
durch ThrSuen verbittert: aber er lernn
konnte ftch doch nicht erinnern, je gemeint
zu haben, und seine Minister hatten ihm
noch nie zu melden gemußt, daß e auch
weinende Männer gebe.
Entschlossen trat r näher und srug
.Warum weinst Du?'
Jener blickte empor und al er einen
vornehm gekleideten Mann vor ftch sah,
stand er auf, kreuzte di Hände dem2lh!g
über die Brust und erwidert :
.Ach. Herr! Mein Unglück ist zu
grogl'
.Erzähl 1 befahl der Khalif.
.Ich bin Said, der Lastträger. Bon
Früh bi Abend arbeite ich um geringen
Lohn, doch habe ich nie Hunger gelitten
und war stet zufrieden, in arbeit,
fame, wenn auch arme Mädchen sollte
demnächst in da Häuschen al Herrin
einziehen. Da lieh mich heute der Kadi
rufen und wie mir alte Schriften vor,
nach eichen mein Vater bei Abdullah,
dem Wucherer, 300 Goldstücke ntlehnt
und sich, fein Hau und seine Kinder
dafür zum Pfand verschrieben hatte.
D?r Kadi gab mir acht Tage Zeit, da
Geld auszubringen, wollt mir va ge
lingen, müßte er nach dieser Frist mein
Häuschen verkaufen, und überdies müßte
ich, wie er drohend hmzulugte, für den
Rest der Schuld dem hartherzigen Abdal
Iah in Zeitlang als Knecht dienen. O,
ich Unglücklicher?'
Heiß Thränen rannen über seine ge,
bräunten Wangen.
.Warum wendest Du Dich nicht an
den Khalisen?'
.Herr, wie käme ich zu ihm!? Seine
geheiligt Person ist von Hunderten
Wächtern umgeben und ich wäre ein todter
Mann, h ich stn ntltd gesehen. "
.Nun, Said, fei getrost!' sprach der
Khalif und der Schimmer eine Lächeln!
zeigt ftch aus seinen erschlafften Zügen
.Dir soll geholfen werden. Wisse, ich
bind Halls I"
Mit einem Schreckenlruf warf sich
Said zur Erd,, sein Gesicht berührte saft
den taud der rd : .Herr, verzeihe
daß ich Niedriger mit dem Nachfolger des
Propheten gesprochen wie mit meines
gleichen ,"
,Sth' auf und fürcht nichts. Ich
send Dir 300 Goldstücke, damit Du di
Schuld bezahlen und Dein Mädchen
heimführen kannst, "
.O, Herr,' stammelte Said, .Deine
Gnade ist wie die Sonne, welche Licht
- und Leben spendet. Glücklich, daß ein
huldvoller Blick Deiner Augen mich un
würdigen gestreift.'
Der Khalif lächelte ihm nochmals zu
und wandte ftch zum Gehen.
Ja das Gemach de Vezier trat der
Schatzmeister. Sein Schreiber, der ihm
folgte, stellte sechs grüne Beutel auf das
nieder Tischchen und entfernte sich dann.
.Hier ist da Gold,' sprach der
Schatzmeister, .mit welchem unser gnä
big Gebieter den Lastträger Said zu
ö.berschütten geruht.'
Der Vezier wog die Beutel in der
Hand.
.Wer weiß,' fuhr der Schatzmeister
fort, .ob dem Beschenkten Heil erwächst.
Da unverhoffte Glück wird vielleicht
fein Unglück und morgen hat unser Herr
vielleicht jenes Menschen schon wieder
vergessen. DaS Gold aber bleibt für
immer verloren.'
Der Vezier errieth sofort die Gedanken
feine würdigen AmtSkollegen. Mit
iner haftigen Bewegung schob er zwei
der Beutel ein.
.Die mir,' sagte ?, .ebensoviel
Dir! Jener Elend mag sich glücklich
preisen, wenn er hundert Goldstücke er
hält.'
Ehe er noch geendet, waren zwei andere
Beutel in dem weit Gewand de
Schatzmeister verschwunden.
Der Vezier klatscht in di Hände.
Sogleich erschien der Schreiber, welcher
vor dem Gemache geharrt hatte.
. .Sende dies hundert Goldstücke Said,
dem Lastträger,' sprach der Vezier, .und
verkünde ihm, sofern ihm da Leben lieb
sei, möge er e nicht ein zweites Mal
wagen, vor den Khalifen zu dringen.'
Mit verschmitztem Lächeln nahm der
Schreiber die beiden übrigen Beutel und
entfernte sich eiligst.
Wenige Augenblicke später übergab er
dem Offtzier der Palastwache einen
Beutel und wiederholte die Worte de
Vezier. .
Kurze Zeit darauf stand einer der
Kamassen de Khalifen vor Said, dem
Lastträger, überreichte ihm einen halb
leeren Beutel und sprach : .Hier sendet
Dir der Khalif fünfundzwanzig Gold
stücke. UebrigenS mögest Du nie mehr
wagen, vor seinem Angesicht zu erschei.
nen. sonst hat Deine letzte Stunde ge
chlaae. iTC.r jedoch kU:va sans
Goldstück als Botenlohn
Said wers ihm den Beutel vor die
Füße. .Nimm den ganzen Beitel', ries
er verzweisinngivoll. .Der Khalif hit
mir dreihundeit Goldstücke versprochen.
Mit dem Wenigen ist mir nicht gehoi
en.' Weinend warf r sich zu Boven.
Der Kawaß erschrak. .Wie.' erwiderte
er erstaunt, .der Khalis selbst? Mir find
nur fünfundzwanzig Geldstücke übergeben
worden. Doch rathe ich Dir, guter
Freund, zu fchweizen. E gitbt viel,
leicht Leute, denen daran sehr gelegen ist,
daß D für immer stumm wirft.'
Eatd murmelt seufzeno vor slq rnn:
.Ich bin verloren!'
.Sohn iner Hündin!' fuhr Tag
daraus Khalif den Schatzmeister an,'
habe ich Dir nicht besohlen, Said. dem
Lastträger, dreihundert Goldstücke zu fen
den?'
Herr, nach Deinem Gebote habe ich
gethan. Der Vezier wird e bezeugen l '
.Wa hast also Du mit dem Gelde
gethan?' wandte sich der Herrscher zorn
schnaubend an den Genannten. .Said
hat nur fünfundzwanzig Goldstücke er
halten!'
Die beiden Würdenträger machen ein
unschuldiges Gesicht. .Herr, das ist
nicht möglich!' erwiderte der ivezier.
.Nicht möglich !' rief der Khalis und
schleudert dem Vezier einen Beutel, den
er aus seinem Gewände zog, an den
Kopf. Diesen Beutel überbrachte gestern
ein Kawaß dem Said. Fünfundzwanzig
Goldstücke sind darin; fünf davon wollte
ihm noch der Boote abpressen. Und wer,
Elende, hat eS gewagt, dem Lastträger
mit dem Tode zu drohen, wenn er noch
malS vor mir erschiene? Redet, Sklaven,
oder ich vernichte Euch!'
Herr,' sprach der Vezier. ,hi,r ist
mein Kopf, wenn ich mich eines UnnchteS
bewußt bin. Du bist betrogen, aber
nicht durch un. Gestatte, daß ich die
Untersuchung pflege.'
.Da sollst Du auch!' ries der Herr,
scher, .bis morgen gewähr ich Dir
Frist. Morgen werdet Ihr nebst Said
vor mir erscheinen und dann wehe den
Schuldigen I'
Rücklings entfernten sich die Bei
den....
.Wir sind in Gefahr.' sagt dr
Schahmeister Vezier; .nie sah ich unseren
Gebieter so zornig. Aber wo ist da
übrige Gold beblieben?'
.Der Schreiber muß e wissen, ' ent
gegnet der Andere, .ich sende nach ihm.'
Bald stand otejer vor dem Gewallt,
gen. Finster herrschte der Vezier Aus,
kunft von ihm.
.Ich habe,' antwortete er, .wie be.
fohlen, dreihundert Goldstücke in sechs
Beuteln dem Schatze entnommen und in
die Schatzliste eingetragen für Said, den
Lastträger. Diese Summe bracht ich
hierher. Du, o Herr, haft mir, wie Du
weißt, nur zwei der Beutel zurückgegeben,
davon behielt ich einen, um die teuer.
welche ja auch von Geschenken zu leisten
ist. zu entrichten.'
.So?' sagte der Vezier mit höhnischer
Wuth, .und u hast also leoensall auch
schon die teuer bezahlt i"
.Nein,' vkrsetzt dr Schreiber ruhig,
.ich wollt Dich vorder fragen, ob die
selbe von einhundert oder vonduihundert
Goldstücken zu leisten sei.'
Es entstand eine Pause. Der Vezier
bückt den Schatzmeister an; dieser zuckte
die Achseln.
.Wem haft Du den letzten Beutel über
gedenk
.Achmed fühlte gestern die Wache.'
.Sende ihn hierher! Und auch den
Kawassen, der zu Satd ging.'
Der Schreiber entfernt sich.
.Er weiß zu viel; man muß ihn sehe
nen,' bemerkte der Vezier.
.Achmed ist der Bruder de Ober,
Eunuchen. Ihn können wir nicht fassen.'
.Just weil er im Harem Freunde besitzt,
muß er unS beistehen. Ich habe mein
Plänchen. Höre!'
Leise und angelegentlich sprachen beide
Männer Ine geraume Zeit. Dann rief
der Vezier frohlockend: Ja, so geht eö!
Warte, elender Lastträger, die Gnade des
Khalifen gleicht der Sonne, welche durch
ihre trahlen auch tobten rann.
Dunkl Gerüchte von einer entdeckten
Verschwörung du'.chschwnrtenden Palast.
Schwer bewaffnet schritten Wachen hin
und her. llederall flüsternde Gruppen.
Bis in den Harem drang die Unruhe und
Fatme, die Favoritin, warf sich weinend
vor dem Khalifen nieder und flehte um
Rettung ihres Lebens.
Kreidebleich vernahm der tapfere B
Herrscher der Gläubigen die Kunde und
begab sich zitternd in da Empfang?
gemach, wo der Vezier schon seinerharrte.
Von einem schrecklichen Komplott wußte
dieser zu erzählen.
Dem vermeintlichen Diciftahle auf die
Spur zu kommen, habe der Vezier den
Kawafsen verhört. Der Mann sei ihm
verdächtig vorgekommen. Said, der Last,
träger, wurde geholt. Er kam, ein Bild
de bösen Gewissens. Die Beiden ver
wickelten sich in Widersprüche. Um die
Wabrheit zu erforschen, ließ ihnen der
Vezier die Baftonad geben und diese
hätte sie zum Geständnisse gebracht. Der
Khalif sollte ermordet, die Schatzkammer
ausgeraubt, der Palast angezündet wer
den. Mitschuldige waren zwei Armenier.
Alle befanden sich bereits im Gewahrsam.
Di Baftonad hatte ihren Trotz ge
krochen. Da aber wahrscheinlich der
Mitschuldigen noch viel mehrseien, welche,
um ihre Genossen und sich zu retten, vor
keiner Gewaltthat zurückicheuen dürsten,
so flehe der Vezier, der Khalif wolle sich
sofort auf seinen Landsitz begeben. Er
bleibe und werde machen.
Der Khalif umarmte seinen treuen
Diener und verlieh ihm den Titel
.Schirm de, Reiche,'. Er rklärt sich
zur Abreise bereit und überließ die Schul
dize dem Vezier zur strengsten Strafe.
Wenige Stunden später verließ der Be
Herrscher der Gläubigen mit seinem Hof
ftaate die Sladt, um sie lang Zeit nicht
wieder zu betreten.
Zu gleicher Zeit beendeten lm Kerker
die .Schuldigen' ihr Leben; unter ihnen
Sa:d, den die .Gnade' de Khalifen ge
treffen.
fjerr kekzmann aus Hamburg.
Sine Episode au dem Leben btt Xonigi
vaiol on Rumänien. Vtiigeihmt von
Aug. d A!ion.
Man schrieb daS Jahr 1806. Cusa,
der Einiger der Donaufürftenthümer
Moldau und Walachei, wurde tn iner
schönen, mondhellen Nacht vom Throne
gejagt und mit unglaublicher Geschwm
digkett über die Grenze gebracht. Weniger
rasch wollt S den Herren Politikern an
der unteren Donau gelingen, einen neuen
Fürsten für den vacant gewordenen Thron
zu finden. Di Abgesandten de Lande,
welch di Mission hatten, einen neuen
Landesherrn zu suchen, fanden so ziemlich
überall in Europa verschlossene Thüren,
und schier wären sie unverrtchteter Dinge
wieder heimgekehrt, wenn nicht der Füh,
rer der rumänischen Notablen, Bratianu,
im letzten Augenblicke daS Herz eine
deutschen Fürsten, de damaligen preu
ßischea Gardelieutenants, Karl, Prinzen
von Hohenzollern, zu erweich verstanden
hätte. Dr jugendliche, fürstliche Lieute.
nant ntlchioß sich also, gurst von NU
minien zu werden, und die ache wäre
somit für die rumänischen Diplomaten
recht günstig gewesen, wenn die ganz
Affaire nicht noch in unangenehmes
Häkchen gehabt hätte.
Di polnische Constellation in Europa
ließ e als dringend geboten erscheinen,
die Wahl deS Prinzen bi zu seinem Er
scheinen im Lande in tiefste Geheimniß
zu hüllen. Di allermeisten Schwierig
fetten machte di Ret e de Prinzen, ganz
besonder der Aufenthalt de jungen
Hohenzollervxrinzen in Wien, allvo der
Prinz warten mußte, bi alle Vorberei
tungen zu seinem Empfange aa der ruma
nischen LandeSgrenz fertiggestellt waren.
Wie eS aber anstellen, daß keine Wiener
Seele eine Ahnung von der Anwesenheit
des Prinzen habe? Man sann hin und
saun her, und endlich kam Brattanu aus
einen famosen und höchst schlauen Ge
danken.
Auf dem Fleischmarkt in Wien war
damals ein Commission, Herr B. G
Popomicz, tablirt, ein ausgezeichneter
rumänischer Kaufmann, der eS vermöge
seiner großen geschäftlichen Verbindungen
in Rumänien zu einem ansehnlichen Ber
mögen gebracht hatte. Ein ehrenwerthkr,
durch und durch solider Charakter, war
G. B. Popowicz vor Allem Kaufmann,
der ein ihm angebotene Geschäft, dabei
irgend in kleiner Vortheil herausschaute,
nicht mehr auSIitß.
Im Comptoir dikse Herrn G. '
Popowicz erschien nun In des fraglichen
Zeit Herr Brattanu. ueber den illustren
Besuch sehr erfreut, fragte Popowicz
unterthämgfl nach dem Begehr des Mi,
nifter. Bratianu hub also an: .Mein
lieber Popomicz, ich bin gekommen, um
Sie um in große Gesalligkett zu er
suchen!'
Popowic; knickte wi in Taschenmesser
zusammen. Wer erweift nicht einem
Minister sehr gerne einen Gefallen?
.Also hören Sie mich an,' fuhr Bra
ticmu fort. .In einigen Tagen trifft
hier in großer Kaufmann aus Deutsch
land, Herr Lchmann, ein Hamburger,
ein. Der Mann sührt viel Geld mit
sich. Er reift nach Bukarest, um mit
uns mehrere bedeutende Geschäfte zu
entriren. Ich selbst Haie ihn aufgefor
dert, dahin zu kommen. Nun möchte ich
sehr gerne, daß Lehmann'S Anwesenheit
in Wien ganz unbekannt bleibe. Möch
ten Sie ihn nicht in'S Quartier nehmen?'
Da eS sich hierbei um eine dem Mini
ster zu erweisende Gefälligkeit handelte
und Herr Popowicz zudem die Aussicht
hatte, so im Handumdrehen einige ein
trägliche Geschäfte mit dem reichen Ham
burger Handelsmann abzuschließen, er
klärte sich Popowicz sofort mit großem
Vergnügen bereit, Herrn Lehmann gast
freundlich zu empfangen.
Zwei Tage späler traf Herr Leh
mann ein.
DaS war in wirklich sehr feiner,
vornehmer Kaufherr, Herr Popowicz
erwies ihm alle erdenklichen Aufmerksam
keilen und benutzte auch jeden sch'cklichen
Anlaß, dem jungen, sehr distinguirt auS,
sehenden Hamburger Handelsmann unter
schiedlich Geschäftsoolschläge nahezu
legen. Lehmann ging immer mit großem
Eifer ans die Ideen de Herrn Popomicz
ei, doch kam S niemals zu einer endgil
tigen Abmachung, da Lehmann schließlich
(Popowicz sekkicte mit feine Geschäfts!
Vorschlägen den Gast oft bi in die späten
Nachtstunden hinein) immer wieder er
klärte: .Warten Sie. bis ich In Bukarest
festen Fuß gefaßt habe, dann besuchen
Sie mich dort, und wir schließen
Alles ab.'
Da war nicht zu machen, und Popo
icz entschloß sich zu warten. Nach
einem mehrtägigen Aufenthalte reifte
Herr Lehmann ab. Popomicz schüttelte
ihm kräftig die Hände und rief: .In
Bukarest sehen mir un wieder, da müssen
wir handelöein werden!' .Gewiß,
natürlich I ' erwiderte Lehmann ....
Zwei Tage nach dem Erzählte la
die rftaunte Welt, und mit ihr auch
Popowicz, die Kunde in den Blättern,
daß Prinz Karl von Hohenzollern als
freigewählter Fürst von Rumänien an
der Landekgrenze festlich und unter unbe
schreiblichem Enthusiasmus deS Volkes
empfangen morden sei. Popowicz kam
das Ganze nicht geheuer vor, aber
schließlich schlug er sich llt 5cche eu
dem Koxs.
Erst al er mehrere Monate sxäler in
Bukarest weilte, wohin ihn wie gewöhn
lich Geschästiangelegenheiten sührten,
bekam Popowicz wieder den Namen
.Lehmann' zu höhrea. Bratianu sagt
nämlich zu Popowicz: Wollten Sie
nicht Herrn Lehmann besuchen?' Na
türlich war Popowicz zu diesem Besuch
sofort bereit. Bratianu und Popowicz
bestiegen einen Fiaker, der sie zu Leh
mann brachte. Der Kutscher hielt vor
einem ansehnlichen Palail, an dessen
Thor Schild irachen xastirt waren.
Dem guten Popowicz stiegen beim
Anblick der schulternden MarSsöhne un
terschicdliche Bedenken auf ; als r aber
wenige Secunden später in einem rrur.r
voll ausgestatteten Salon geführt wurde,
folterte ihm ine dunkle Ahnung so sehr,
daß ihm schier die Sinne vergingen.
Seine beareifliche Erregung erreichte den
Höhepunkt, al plötzlich die Flügelthüren
geöffnet wurden und vor ihm tn großer,
sürstlicher Uniform Herr Lehmann
au Hamburg dastand ....
Alle Wettere mitzutheilen, t,t wohl
überflüssig. Nur Ein sei noch erwähnt :
Herr B. G. Popowicz war der erst
Kaufmann, dr den Titel eines ,fürft
lich rumänischen Hoflieferanten' erhielt.
Später wurde er .königlich rumant cher
Hoflieferant.' Vor sechs Jahren hat
der brave Mann, der nicht wenig stolz
war, unter so eigenthümlichen UmfiLn'
den den Träger einer europäischen Krone
beherbergt zu haben, da Zeitliche geseg
net.
letfedern.
Ueber die Herstellung der Bleisedern
bringt die .Deutsch. Handelizeitung'
in Belehrung, in der auch unsere Leser
vielleicht einiges ihnen noch Unbekannte
finden. Gewöhnlich glaubt man, ver
leitet durch den Namen des Bleistifte,
daß das Material au Blei bestehe; e,
findet sich indessen in ihm auch nicht die
geringste Spur diese Metalle, vielmehr
besteht e au einem eigenthümlichen
mineralischen Stosse, dem Graphit, der
in gediegenem Zustande nur reinen Koh
lenstoff enthält, in der Regel aber mit
Eisentheilen sehr vermischt ist. Diese
Mineral befindet sich fast auf der ganzen
Erde al ein mattglänzende, ftarkabsär
bende, schuppen tiges Pulver von llei
artigem Aussehen und wird in vielen
Bergwerken als ein Nebenprodukt ge
wonnen, wo man e außer zur Verferti
gung der Bleistifte noch zur Bereitung
von Schmel,tieacln benutzt. Nur in
einem einzigen Theile unserer Erde, väm
lich in England, findet sich der Graphit
nicht al ein lose Pulver, sondern in zu,
sammenhängenden Stücken vor und die,
fern Umstände hatten bi zur Mitte un,
sere Jahrhundert die englischen Blei
stifte ihr besonderen Vorzüge zu vertan
ken, weil der Graphit anderer Länder
erst durch Beimischung eine klebenden
Stoffe zu festen Stücken vereinigt wer
den muß und hierdurch nothwendiger
weise einen bedeutenden Theil seiner fär
benden Kraft und seine eigenthümlichen
schmelze verliert.
Da englische Fabrikat hatt sich in
Folg seines vorzüglichen Materials
weiihin einen bedeutenden Ruf erwor
den und wurde zu äußerst theuren Prei
sen überall abgesetzt. Da mit der Zeit
die Graphitmasse, die man in England
gewann, sehr knapp geworden, so ver
suchte man, eine diesem ähnliche Masse
auf chemischem Wege herzustellen. Der
bäuerische und böhmische Graphit hatten
sich hizu am geeignetste erwiesen. Die
kchwtertgkei: dejtand dann, den tn Pui
versorm gefundene Graphit durch Zu
setzung eines anderen S osseS zu einr
festen Masse zu verbinden. Gummi,
Leim und ähnliche Stosse eigneten sich
nach mannigfaltigen Versuchen hierzu
nicht, es mußte vielmehr ein Bindemittel
gefunden werden, welche mehr dem Fette
al dem Waffer verwandt war. Man
stellte deshalb Versuche mit Schwefel an,
indem man den Graphit mit diesem zu,
sammenschmolz, erhielt indessen eine
viel zu svröd und weiche Misse. Schel
lack und Kolophonium gaben ebenfalls
kein genügendes Resultat, obgleich man
dieser Mischung WschS und tenruß hin,
zusetzte.
Von epochemachender Bedeutung war
daher die Erfindung des Franzosen Conte
im Jahre 1795. Sie bestand darin, daß
man durch Zufetzung von Thon, wie
ihn unsere Topfer gebrauchen, zu dem
Graphit ein billige und hinsichtlich der
Sorten mannichsalttges Malerial erzielte
Die Herstellung ist folgende: Nachdem
man den Graphit, um ihn milder und
zäher zu machen, in wohloerschlossenen
Gesöfzen ausgeglüht und den Thon at
hörig gfchlemmt hat, vermischt man beide
Stoff möglich t genau mit einander.
Zu der hierbei erforderlichen Anfeuchtung
des Thons darf aber durchaus kein
Brunnenwasser, weniger noch Salzwasser
angewendet werden, weil sich dieses beim
Trocknen kriftalliflrt und in dem Bleistift
harte, kratzende Stellen erzeugt. Ander
seits darf man der Thon auch nicht zu
naß halten, sonst reißen die Stiste b:im
Trocknen, und e erzeugen sich söge,
nannte Endenblei. Ist mit Berückflchti
gung aller dieser Umstände die Graphit
mssse gthörig zubereitet, so drückt man sie
in Cylinder ein, deren Bodenftäche mit
Löchern versehen ist. Ein Kolben mit
starkem Druck wird nun in den Colioder
hineingetrieben, die Masse tritt durch die
rund Siebfläche in Form von Stäbchen
aus, und letzter werden je nach der
Härte, di sie nthalten sollen, stärker
oder schwächer in einem von der Luft völ
lig abgeschlossenen Raum geglüht. Zu
den Holzröhren verwendet man bei dem
besseren Sorten von Bleistiften in der
Regel Cedernholz, welches durch einfach
konftruirte Maschinen derart geschnitten
wird, wie man allgemein di Schwefel
Hölzchen verfertigt. Man macht hierbei
die Holzrkhrchen ti-.twirer aul einem in
zigen Stück mit einer sehr tiefen "Sinne,
welche mit der Erzmasse gehörig auSze.
füllt und nachher mit e:nem feinen Holz,
fxänchen verklebt wird, oder a? zwei
Stücken, wo die zur Aufnahme de
Minerals bestimmte Rinn in den große
Theil eingeschnltlen wird, während der
kleine Theil nachher ausgekeimt wird.
Zuletzt werden die Hölzer zusammenge
reiht und gleichmäßig beschnitten.
lieg Handwerk.
In den cioiliftrtkn Staaten Europa
sind Krieg und Handwerk zwei unserem
bar Begriffe; die militärische AuSbil
duvg nimmt so viel Zeit tn Anspruch,
daß dem Soldaten zu irgend welcher
Ntbevieschästiguna überhaupt keine Zeit
bleibt. Weit idvllischere Zustände herr
scheu dagegen in der Türkei. Dort
kommt es nicht selten vor, daß di Vater
landSoertheidigcr neben ihrem Waffen
handmerk auch noch einem anderen Ge
schäst nachgehen, und zwar zeigen sie eine
besondere Vorliebe für daS Schlächter
gewerbt. In Tauris in KIkinasien z. B,
steht man häufig di GtmehrPvramiden
vor den Wuchtlokalen mit Fleifchstücken
behängt, um die sich eine kauflustige
Menge schart und lustig mit den Eolda
ten feilscht und handelt. Di Wacht.
Mannschaften haben nämlich die löbliche
Gewohnheit, ihre Sxargrofchen zufam
men zu schießen und dasür einen Hammel
zu kaufen. Derselbe wird kunstgerecht
geschlachtet, zerlegt und dann in der er
wähnten Weise zum Verkauf ausgehängt.
So machen sie nicht nur in ganz in
ttäaliches nd friedliche Geschäft, son
dern sie schlagen nebenbei auch noch ihr
Mittagessen herauS; denn den Kopf und
die Füß behalten sie zurück, um ihren
Rei damit zu kochen. Di Offizier
pflegen sich a diesem Geschäft nicht zu
betheiligen; aber müßig verbringen sie
ihre freie Zeit auch nicht. Sie benutzen
dieselbe, um Strümpfe zu stricken, ein
Geschäft, da sie aber nicht etwa in ihrem
Kämmerletn resorgen, fondcrn vor dem
Wachtlokal und unter den Augen des
Publikums. Zum vollen Bewußtsein
kommt einem daS komische dieser Zustände
erst, wenn man sich vorstellen würde, wie
ein derartiger Handel sich etwa vor der
Neuen Wache tn Berlia ode? tn einer an,
deren großen Stadt ausnehmen würde,
Interessant aber bei der Sache ist. daß
die türkischen Soldaten sich trotzdem tm
letzten großen Feldzuge gegen die Russen
ausgezeichnet gechiagen hauen.
Der hrenpokal.
Eine seltsame Ehrung ist durch die
übertriebene Soarsamkelt eine Gesang
oeretnS dem Vorstand des letzteren zu
Theil geworden. Derselbe blickt auf
ine LSiährige Thätigkeit ,m Verein zu,
rück, welchen hochbedeutsamen Anlaß die
Mitglieder nicht vorübergehen lassen
wollten, odne ihrem orftano ein Aus
merksamkeit zu erweisen. Zu diesem
Zwecke kauften sie von einem Liehhänd
ler inen Pokal, welchen dieser seiner
Zeit als Prämie erhalten hatt und nun
zu billigem Preise osserirt. Mit nicht
geringem Stolz wurde diese Ehrenge-
schenk dem Jubilar am Syloesterabend
tn feierlicher Weise übergeben. Der also
Beschenkte dankte tiefgekühlt. Al r zu
Haus da Kleinod eingehend mustert,
sand er am Kuk de Pokal vie mn
schrift angebracht: .Prei für den besten
Ochsen'. Wa er sich dabei gedacht
haben mag, wissen wir nicht; jedenfalls
waren eS für die Weder kein Skgens
wünsche zum neuen Jahr.
Jft elektrische leuchtug de
uge zuträglich?
Diese Frage, sowie jene, ob die neueste
künstliche Beleuchtung den Augen zutrag
lich oder schädlicher sei, als Gas oder
Pktroleumltcht. i,t schon o t gestellt wor
den. ReuerdingS hat, nun, nach einer
Mittheilung vom Patent- und Technischen
Bureau von Richard LSder tn Görtttz,
der Vorstand des Roval Weftmtnster,
Hospitals zu London in der Abtheilung
für Augenkranke eingehende Versuche in
diesem Sinne anstellen lassen, die zu dem
Resultate führten, daß es für die Augen
kein angenehmeres und unschädlicher
Licht geben könne, wie in ruhig brenz
neodc. gut uns vanend angevrachke GMy
lampe. Nicht allein für gesunde Augen,
sondern sogar für leidende, Operationen
unterzogene Augen stellte es sich heraus,
daß elektrisch: Beleuchtung viel wohl
thuender ftch erwies, IS GZ, oder Pe
troleumlicht.
ffine Schweizer Flotte
ist nicht etwa ein Scherz, fondern e hat
eine solch einstmals wirklich aeseden.
Vor einigen Tagen machte bei einer
Sitzung der historischen Gesellichast on
Bern ein Mitglied derselben der vis
Särwi,er Flotte interessant Angaben
Die Berner hatten die Landschaft Waadt
von den Herzogen von Savoyen roden,
diese bedrohten aber vom link, User des
Genfer See aus die nu Eroberung oeS
Staates Bern. Behufs Bewachung fei-
neS Eigenthums beschloß Bern im Jahr
1583 den Bau einer gewissen Anzahl
armirter nd bemannter Fahrzeuge, welche
di Küftm beschützen sollten. Diese
Flottille wurde von einem Techniker kom
mandirt; außerdem Beauftragte der Staat
Bern eine Ingenieur mit der Leitung
des SchissebaudienfteS.'
Rasernenhosblnthe.
Unterosficier: .Richt' Euch. . Zurück
treten. . . Zurück, Hofmann noch ein
wenig! Streckt der Kerl wieder den
Bauch heraus und hat gar keenen !'
Bedingt.
. A: .Und Du denkst noch immer nicht
an's Heirathe? Wie lange bleibst Du
denn eigentlich verlobt?'
25: .So lange mir ihr Papa pumpt l'
TiS U?a!?rsche!n!ichert.
CcmmiS : .Morgen. Senntag. mache
ich auf jeden Fall inen Rill !'
Prinzipal: .Sagen Sie dcch lieber:
Auf jeden Ritt inen Fall !'
Grob.
Kemmerzienralh: .Sie hallen um die
Hand meiner Tochter an, haben Sie denn
Eristenmittel?'
Brautwerber: .Ich habe gute uk
sichten.'
Kommerzienrath: .Was? Aussichten?
Dazu brauchen Sie doch blo ein Fern,
rohr und keine Frau.'
Ioräschavt.
Schwiegermutter (mährend der Schwie
ersohn mächtige Tabakwolken von sich
läst. lächelndj: .Schön, Herr Schwie
gerfohn, wollen sehen, wn' am längsten
aushält !'
A5 dem medizinischen ikzamen.
M.k.a . Ml tnftt-hn i&f f&ltn
4.1VIIV4 WM.... w ,
rvknn Gik bei der Secirung eine Men
schen wahrnehme, daß noch Leben in
dem Körper ist?'
.. . t .. t m.i.s
etucttcncer: wuroe oen ücitcj
.-.W.m fPrt ti mit bitt t At-tfttitfttA
iua'" 0-..v"3
dr Operation einverstanden ist !'
heimliche jrage.
Mutter: .Wa hat nur Dein Arlhur
heute kür Heimlichkeiten?'
Tochter: .vmchlsi loerlegen,, c
wollte nur wissen, ob Du auch noch bei
un wohnen bleiben wolltest, wenn er
mich nimmt.'
Kindlich.
.Na, Häuschen, wie hat Dir' denn
im Theater gefallen?'
..Gut, Papa, und ich möchte Schau
pieker werden 1"
.Warum denn?'
,,Ach. da wird Einem fo hübsch vor
gesagt!-
Unfaßbar.
Tante (lieft vor)): .Und drei Lieute-
nant fielen bei dem Angriff!'
Backst ch: .Wie man nur überS
Herz bringen kann, Inen Lieutenant zu
tödtenl'
Gut abgefertigt.
Ein nicht mehr ganz junge Mädchen
holte vom Brunnen Wasser. Zwei
Gecken stellten sich ror ihr hin und sag
ten : .Guten Morgen, schön Rebekka !'
Mädchen: .Scll ich vielleicht zwei
Kam:ele tränken?'
Selbstbewußt.
Lieutenant: ,WaS ist denn das für
ein Buch, daS Sie da durchblättern, gnä-
dige Fräulein?'
Fräulein: .Mein Tgebuch I'
Lieutenant (sich in den Sluhl zurück
lehnend): .Ach, da lesen Sie mir doch
'mal etwas von mir vor!'
Macht's wie die Meisten.
SonntagSschullehrerin: .Will, denkst
Du tn diesem kalten Winter, wenn Du
reichlich zu esse und zu trinken hast, auch
an die armen Kinder die Hunger und
frieren?'
Willy: .Jawohl.'
Lehrerin (erfreut): .Da ist recht,
mein Jung. Wie denkst Du denn
an sie?'
Willy: .Ich freue mich, daß ich nickt
an ihrer Stell bin !'
Farbenblinoheit.
.Warum sind Sie au dem Dienst
der Bahn getreten?'
.Ich hab' inn Beamten, der noch in
recht grüner Junge war, Geld
schnabel geheißen, und da wurde mir
wegen Farbenblindheit gekündigt.'
Av5 den kedrjahren.
.Nun, Franzl, wie geht' Dir in der
Lehre?'
.Schlecht. d'Meisterin kocht mit Fleiß
Alle, wa ich gern ss'.'
.Nun also?'
.Ja, aber ich krieg' nicht davon.'
Ein boshafter Zreund.
.Nein, wie die Zeit vergeht ! Jetzt bin
ich bereit 10 Jahr oerhetrathet 1 Meine
Frau und ich npräsentiren zusammen
schon In Altr von 70 Jahren. Rath'
einmal, lieber Freund, wie wir uns in
diese 70 Jahre theilen?'
,Nui, Deine Frau ist die Sieben, und
DublftdieNullI'
Bedenkliche ntschuldigung.
.Warum so aufgeregt. Herr Doctvk!'
.Gnädige Frau, Ihre Tochter hat
mich entsetzlich beleidigt, si nonnte wich
einen arroganten Gecken.'
.Beruhigen Sie sich, Herr Doctor,
da dürfen Sie meiner Fritzi nicht so übel
nehmen, sie ist eben noch etwa gerade
herau.'
verfänglich Antwort.
.Wollen Sie sich nicht auch an dem
neuen Unternehmen, laut Profrect hier
belheiltgen?' '
Nein, da Unternehmen erscheint mir
nicht gut.'
.Seien Sie ohne Furcht, ich habe auch
gezeichnet.'
.Ja, ich lag es bereits ans der Activ
nairlifte ; Sie sind nämlich mit den andc.
n zusammen angeführt.'
Ja so, (
'Du haft doch ein ganz blaues Auge,
woher rührt das?' B '
Vom Taubenschlag I"
.Hast Du denn jetzt Tauben?'
nn?u9K b" gestern kam ich
11 VÄ' und nannte meine
Frau .Mein Täubchen', da gab sie mir
die en Taubenschlag ,' ' " 1
TT