Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, February 22, 1894, Image 9

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    Das letzt? Abenteuer.
l'jn Xr.UK J-a::.
ton Ftderizz Acunhi mir schon fünf
..-ddreißig Jahre und zwei Monate alt,
alt ( ihm nsch immer nicht einfiel, zu
heiralhea. Manch mtxnttv, da sei sehr
vernünftig von ihm Andere wieder, el
s?t sehr unvernünftig.
Einmal fragte ihn sogar Ion ägular
de Calatrava, wann er denn endlich hei
rathen werde? Und Ton Agular halte
ielerWl Gründe, die zu fragen; denn
ersten war seine Gattin eine sehr schöne
s till, weiten besag er eine heiralhZ,
fähige Nichte, da schönste MZdchen von
Valladolld. und dritten war er der beüe
Freund isn Ton Federigo, waZ in An
betracht de bekannten Hochmuths und
d:Z Reichthum der Familie Äcunha nich'
zu unterschätzen ist.
Federigs gab darauf zur Antmorl:
Heirathen erde ich nach meinem
letzten Abenteuert
.Dann also schon demnächst!
.Wieso denn?'
.Weil ich weiß, daß Tu meiner Frau
den Hos machst.'
.Deine Frau besitzt aber ein Herz von
Stein, und jede Fiakco reizt zu neuen
Abenteuern. Meine Abenteuer werden
daher kein Ende nehmen. "
Man muß nun miffen, daß, wenn in
Spanien von Kaltblütigkeit übeihaupt
die Red sein kann, Marqui Calatrava
In Musterbild derselben war.
Don Acuuha Covello Maza o Roda,
v:za aber betastete lächelnd seine Seiten
lasche, in welcher ein an Donna Stclla,
an die Gattin Bgular'S, gerichteter l'in
teZbrles knitterte. Dann senkte er die
Hand aus den Griff seine Stogbegcn,
der von Edelsteinen blitzte. E war,
all ob all jene Blutstropfen, welche an
der Klinge desselben entlang geflossen
waren, sich in Rubinen verwandelt hZt
ten. Zu vielen Geschichten hatte ein
Stoß diese gefährlichen Instrumente
da Punctum gemacht, welche dann hie
trieben keine Fortsetzung mehr fanden.
Der Marqui Calatrava sedoch trug
weder einen Stoßdegen, noch einen Dolch,
ach überhaupt eine irgend welchen Na
mea habende Mordwaffe, wohl aber
führte er eine Hundlpeitfche zur Be
strafung der gewöhnlich hinter ihm her
g:henden zwei Jagdhunde mit sich. E
halt indessen noch Niemand gesehen, daß
er die Hunde jemal geschlagen hätte.
E mir ein schiner Sommerabend,
13 diese Gespräch geführt wurde, und
m schönen Sommerabenden pflegt in den
Olivenhainen von Valladolid Militär
ustk zu spielen, die Musik jene Regi.
xrtr.ttt, in welchem Don Federigo den
Rang eine Hauptmann bekleidete.
Ganz Valladolid ging dort spazieren,
u$ die schZne Donna Stella. Die,
mal jedoch nicht in Gesellschaft ihre
Gatten. Don Calatrava hatte nur einige
Minuten mit ihr unter vier Augen ge
forschen und st dann mit einer tiefen
Verbeugung allein gelassen.
Eben zur rechten Zeit. Denn Haupt,
irann Federigs übernahm seine Rolle.
Fr macht der Marquise heftig und lei
denschaftlich den Hof.
Donna Stell entsprach ihrem Namen.
D:: Abendstern strahlt nicht glänzender
unter seinen Sternengenossen am Him
mel, al sie in den Reihen der Schönen
von Valladolid. Sie hat kohlschwarze
Haar und blaue Augen von tiefstem
teuer. Ihr Antlitz ist weiß und flammt
nur aus, wenn ihr Herz heftiger pocht,
aber dabei kommt e bei ihr nicht so
l.-icht.
Hauptmann Federigo glaubt von sich,
daß r selbst den Adendstern erobern
könnte, wenn e sein müßte, wie sollte e
ihm alsdann bei dem irdischen Abbilde
desselben fehlen?
.Donna! Ich lege Ihnen Alle zu
Füßen!'
.Nur Ihr Her, nicht!
.Da in erster Linie.'
.Ihr Her; hat sehr viele Anhängsel.
Die auch?'
.Mit sammt meinem Leben.'
.Mitsammt Ihrer Ehre und Ihrem
Vermögen?'
.Meinetwegen auch mit meinem
Kopfe."
.Den haben Sie schon lange verloren. '
.Daran find Sie Schuld."
.Daß weiß ich nicht. Den haben schon
viele dahwgebracht. Sie beziehen heute
bmd die'Wache?'
.Da ist Ehrenpflicht.'
.Und Sie entsprechen derselben?'
.Ohne Zweifel.'
.Nun, wie können Sie also behaupteu,
iaß Sie mir auch Ihr Ehre opfern,
wenn Sie heute Abend zur Wache ge
h:n?'
,AH!'
Ja diesem Seufzer klang die Erfüllung
be lange gehegten Wunsche durch.
.Ich werde nicht auf die Wache gehen.'
.Und wenn da mein Gatte Nährt? '
.Ich tödt ihn.'
.Hoho! Erst tödtet er mich.'
.Wir warten da nicht ad.'
.Sie entführen mich?'
.Noch diese Nacht.'
.Und wa wird dann au mir, der er
iZzenSlosen, ehrverlufiigen Frau?'
.Alle, wa, ich besitze, gehört Ihnen.'
.Wer haftet mir dafür?'
.Mein Wort.'
.Sie haben ja auch Ihr Wort gegeben,
hMte Abends die Wache zu beziehen.
Wer haftet '
.Die gegebene Wort opfere ich einem
h:iligeren Gefühle auf.'
.Und w weiß, ob Sie da mir gege,
b:ne nicht einem noch heiligeren zuliebe
brechen? Da genügt mir nicht.'
.Ich mache Sie zur gesetzlichen Eigen,
thümeria der Acunha'schen Besitzthü,
::?.'
va
Jahrgang 14.
.Da glaube ich nicht! '
.Ich schmore Jh.en. daß ich Ihnen
noch heute Abend da glaubwürdige Ds-
cument die'er Entsag7a übergeben
werde.'
.Aber doch nicht auf meinen Namen
auSgestelli?'
.Warum nicht?'
.Zowollen Sie mich auszahlen?. . . .'
Bei diesen Wsrten schleuderte sie Fede,
rigo au dem v.auen Htmme! ihrer
Lugen einen solchen Blick zu, daß dieser
in der Eile vergaß, 033 der Himmel un
bewölkt sei....
.Madame....'
Sit lassen in dem Dokumeriteden sür
den Namen bestimmten Raum leer, ich
werde denselben mit dem Namen einer
meiner Verwandten ausfüllen.'
.E sei, wie sie e wünschen.'
.Und nun. Gott befohlen?
Die Kapelle spielte ihren legtenMarsch,
al Don gederias vor dem Thore seines
PalafleS von seinem schweißtriefenden
Pferde abstieg und seinem Kutscher den
Besehl ertheilte, daß er zu dieser und
dieser Stunde vor der Hinteren Thür des
zum Calatrapa'Palaste gehörigen Gar
kenS mit dem Wagen reifebereit zu ha!
ten habe.
Dann stürmte er ohne sich auch nur
Zeit zu nehmen, einen feiner Offiziers
Kameraden zur Stellvertretung bei der
Wache zu bitten zum Bürgermeister
der Stadt hin.
Der alte Sylvia Csrparioa saß eben
beim Nachtmal; er riß diesen unbann
herzig von dieser friedlichen Beschäftigung
fort, schleppte ihn mit sich treppauf,
treppab, von Amt zu Amt, ließ ihn In
oentare, Auszüge, Documente schreiben,
so daß der Arme zuletzt nicht mehr wußte,
ob er schon genachtmalt habe oder nicht.
Federigo mußte ihn damit beruhigen,
daß er ihn vochmal nachtmalen ließ.
Die Glocken von Valladalid verkünde
ten di MiiternachtSstunde, al Don Fe
derigo Acunha an der Thür Donna
Stella' anpochte. Sie war offen, er
trat in.
Di schöne Frau stand im Reisekleide
da. neben ihr ine andere Gestalt, sicher
lich ihr Kammerzofe; Beide waren dicht
verschleiert, allein selbst im Reisekleide
waren di wunderbaren Formen so oer
lockend, daß Federigo nicht zuwiderstehen
vermochte; er wollt die statuenhaft schöne
Gestalt umarmen.
.Zurück! Berühren Sie mich nicht, ehe
wir nicht am Ziele sind!'
Federigs beeilte sich, den durch seine
Unbesonnenheit verursachten Fehler auZ,
zubeffern, und überreichte Stella ein
Bündel Dcc'amente.
Stella warf den Schleier zurück und
übernahm da Schriftenbündel mit dem
bezauberndsten Lächeln, mit einem
Lächeln, welche rur den Sganierinnen
eigen ist und welche die Männer zu
ihren Sklaven macht. Fedr.igs sank
ihr fast auf die Knie.
Stella aber sucht au dem Schriften
bündel jene Dokument herosr, welches
die Cesston enthielt, trat damit zu ihrem
mit Elfenbein ausgelegten kleinen
Schreibtisch und füllte den leer gelaffe
nen Raum mit einem Namen au, bei
dessen Lectüre ihr verschleierte Gefähr
ti zusammenzuckte und ihr in den Arm
siel.
Stella blickte diese ftxtr.y., gleichsam
befehlend an.
.Ich will 3 so. Jetzt können wir
gehen.'
Damit winkte sie Federigs. er möge
der verschleierten Dam den Arm reichen,
und folgte dem über und über erstaunten
Caoalier nach.
Die Treppe war voll besetzt mit Do
mestiken, die der Reih nach Federigs und
die zwei Damen begrüßten. Federigs
rührte beinahe der Schlag. Ihm schwante
Böse und er wendete fsrtwährend den
Kopf zu der hinten nachfolgenden Stella
um.
Stell, indessen maß ihn mit strengen
blicken.
Machen Sie sich wegen der Dome
stiken keine Angst. Sie find eivge
weiht. . . .'
.Ich danke schön!' dacht Federigs bei
sich.
.Schauen Sie lieber auf die treppe
vor sich hin, sonst werden Sie das Genick
breöen.'
,OH! Seien Sie unbesorgt. Donna!'
.Ich bin auch nicht um Sie, sondern
um meine Freundin besorgt.'
Damit traten sie in den Garten. Die
klein Pfsrte war offen und der Wagen
harrte ihrer.
Stella setzte sich in den Wagen und
ließ ihre Freundin neben sich Platz neh
men; Federigs war gestattet, sich auf dem
Rücksitze niederzulassen. Von einer In,
diScretion konnte keine Rede fein. Die
GlaSthüre deZ Wagen fiel zu. Di
Vorhänge wurden zusammengezogen, die
Pferde begannen zu scharren, der Wagen
rollte davon.
Federigs hatte in feiner Verwirrung
nicht einmal Zeit gefunden, dem Kutscher
einige Worte zu sagen, obwohl der
Bursche doch sicherlich Weisungen erwar
tete. Er erlaubte sich dies der: Damen
mitzutheilen.
Sonntagsgast.
Beilage zum Nebrasla 2taats-An;eiger.
.Meine Damen, ich sollte vielleicht
dem Kutscher Wklsunge ertheilen?. . .
.Bemühen Sie sich nicht !' lautere die
kalte Antwort, er .kennt seine Pflicht.'
Federigo begann sich sehr seltsam zu
fühlen. In dem dunkeln Wagen sah er
nicht und wegen der Vorhänge wuzte er
nicht einmal, wo man ihn hinbringe
Die Dskumente begannen ihm Tsrge zu
machen.
Endlich hielt der Wagen. D er Mor
gen graut schon, hinter den Bergen
tauchte der äußerste Rand der Ssnnen
fcheibe aus. Der Wagenschlai ging auf
und heberizs de Acunha fand sich mitten
in der Stadt Valladolid vor der Mar
mortreppe der San Godofreo-.Knche, auf
welcher unzähliges Volk harrte dem
Anscheine nach aus ihn und seine Damen.
Sein Staunen überstieg alle Maß.
Die Kirchenthüren standen offen und die
vielen Lustern im Inner strahlten im
Lichterglanze, gleich'am in ceremomöser
Vorbereitung zu einem feierlichen Acte.
,WaS bereitet sich hier vor, Madame?'
.Ihre Trauung' antwsrtete Donna
Stella gelassen.
,Mer mei. . . .ne Trauung? Und
mit wem?'
.Mit meiner Nichte, mit Donna El
oira, die Sie schsa fett lange liebt und
die Sie folglich ebenfalls lieben, denn
spanische Frauen treiben mit der Gegen
liebe keinen Scherz!'
.Aber Madame? Bei St. Godofreo
schwör ich....'
.Wa,?'
.Daß dr Besitzer der Acunha'schen
Herrschaften
.Sie besitzen gar nicht mehr. Gestern
Abends ließen Sie all Ihr Vermögen
amtlich auf Ihre zukünftige Frau, Donna
Eloira de Montan v Calvads, üdertra
gen, die ich hier die Ehre habe, Ihnen in
bräutlichem Schmucke vorzustellen.'
Damit nahm sie ihrer Gefährtin den
Reisemankel ab, befreit sie von ihrem
Schleier und vor Federigo stand die
Nicht Donna Stella', da; tteueste,
jedoch verjüngte Abbild ihrer Tante!
Federigo sank auf die Kni.
,Oh Madam! Verzeihen Sie mir ... .
Ich habe sie unverschämt beleidigt....
Und vielleicht außer Ihnen noch mehrere,
wenn ich aber auch nicht mehr besitze,
mein Ritterehre ist mir noch geblieben,
und bei dieser Ritterehre schwör ich
Ihnen, daß Sie die Letzte waren, die ich
auf diese Weise beleidigte ! Donna El
oira, demüthigen Sie Ihr Herz bis zu
mir herab. Ich bin der Ihrige !'
Und r stieg au dem Wagen aus.
Draußen erwartete ihn r hatt in
dessen die Kutscherlioree schon abgeworfen
der Marqui Calatrava.
Federigo vermochte sich kaum zu fassen.
.Gehen wir in die Kirche,' sagte der
Mai quiZ, indem er der Braut seinen Arm
reichte. . Zie führen meine Frau! '
Die TrauungSceremonie fand statt, die
ganze vornehme Welt Valladolid war
zugegen. In Valladolid schlafen die
Magnaten nicht bi 10 Uhr Morgen.
Dort sind sie bi I Uhr Morgen wach,
dann legen sie sich nieder und durchträu
men den Tag.
Allein das letzte Abenteuer ist noch
nicht zu Ende! Vom Altar zurückkam
mevd, wollte sich Federigs in den Wagen
feiner Braut setzen. Calatrava vertrat
ihm aber den Weg.
.Sie find mein Gefangener. Ich,
al Befehlshaber de Regiment Infam
Michael,' verurtheile Sie, Hauptmann
Federigo, wegen Wacheoersäumniß zu
sech Monaten Kerkers. Setzen Sie sich
in mkinen Wagen und folgen Sie mir!'
Der glückliche Bräutigam hatte di
Empfindung, als ob ihn in niederfahrender
Blitz zerschmettert hätte. Er war ver
nichte!.
Er wurde in den FesiungSkerker ge
bracht. Dort quälte er sich den ganzen
Tag bis zum Adenb. Er wollte sich den
Kops an der Wand zerschmettern und
Schande hin, Schande her er we nie
wie ein Kind.... Er bereute seinen
Leichtsinn, bereute, fein Vermögen, seinen
OsftzierSdegen und seinen guten Ruf ver
loren zu haben; er schwor und gelobte,
an Calatrava furchtbare Rache zu neh
men, und in diesem Augenblick ging die
Thür auf und herein trat zu derselben
der MarquiS Calatrava.
Federigo wollte auf ihn hinstürzen, um
ihn zu ermorden, Calatrava aber bst ihm
eine echte Cabanes an.
.Nur langsam, mein Freund!'
.Sie werden mir Rede stehen
.Schon gut, schon gut! Komm' nur
erst früher zu deiner Braut!'
.Zu meiner Braut....?'
.Ja. Kleide dich um "
.Wie? Und der Kerker?....'
.Du Schlingel! Ich selbst habe ja
gestern bi Mitternacht für dich die Wache
bezogen.... Und von da anspielte ich
den Kurscher. wie du weißt.'
Federigo siel seinem nunmehrigen
Oheim um den HalS.
.Nun, habe ich recht gehabt?' fragte
Calakaoa.
.Womit?'
.DaS die dein
.Jawchl, mein letztes Abenteuer war!'
Und al Abenteuer gehört viel
leicht auch nicht zu den letzten.
Die Reisetasche.
Hu:sreZ?e an ff. von A'.nra.
.Eben fährt Großmama mit Finchen
vor, Hurrah?' fchrj Otto, der jüngste
Sohn de Hause, und stürzte die Treppe
hinunter.
Man wir eifrigst mit den Vorberei
tungen zur Hochzeit der achtzehnjährigen
Tochter LaleSka beschäftigt, schon morgen
sollte dieselbe stattfinden. Die Mama
hatte daher Otto den ehrenvollen Austrag
ertheilt, d: Großmama, welche als
Ehrengast ihr Kommen zugesagt hatte.
einstweilen zu empfangen. Otto wäre
am liebsten schon nach dem Bahnhofe
getauren. aber: .Da ist nicht nöthig
mein Sohn,' sagte Papa, .die Groß
mama hat ja ihre Gesellschafterin, d:e
treue Josefine, bei sich und bei dem Ge
dränge aus dem großen Bahnhof könntest
du Ne verfehlen.'
Nun waren die Beiden also glücklich
da und Ott, führte sie voll Triumph in
ihr Zimmer. Ja, er ließ e sich in einem
nfau von ivalanterr nicht nehmen,
Finchen' Reisetasche selbst hmaufzu
tragen, während der Droschkenkutscher
mit dem Koffer der Damen hinterherkam.
Otto' Mama, di Frau Hosrath P..
fand sich zu einer kurzen Begrüßung bei
iUrsw i;iH.i.MHMi(t.. . s.t lt.". .
lytit .uiitytiuiuiiti ein, cyi m i&.ic.
.Da Brautpaar macht noch Abschieds
oisiten,' berichtete sie, .mein Mann be
sorgt den Wein aus morgen, wir werden
ja vierzig Personen haben. Alle hier
im Hau'e, die Trauung natürlich in der
Kirche. Ich hoffe, du bist hier einst
weilen gut aufgehoben, theure Mama.'
O wunderschön.' sagt b'e alte Dame
freundlich. .Aber ist die nicht Valeka'
Zimmer?'
.Ja, gewig.' memte Frau P,.. sie hat
e heute für dich geräumt und schläft für
diese eine Nacht im Bügelzimmer, mor
gen Abend tritt sie ja schon die Hochzeit
reife an. Finchen.' wandte fi sich an
die langjährige Stütze ihrer Schwieger
multer, muffe nur entschuldigen,
daß etwa eng für sie ist. Al ich da
zweite Bett hineinstellte, mußten andere
Möbel hinausgesetzt werden und sa ist
nur ein einziger gemeinsamer Schranktür
Kleider und Wäsche vorhanden.' .
.Da thut gar nicht, Frau Hgfraih'
versicherte das allzeit bescheidene 'Frau
chen, .ich bringe unsere Sachen schon
unter.'
Nachdem die Hausfrau ihren viclen
Geschäften wieder nachgegangen war,
machte stch Finchen an'S Auspacken, und
da sie fand, daß die oberen Fächer de
Schranke gerade nur für die Fächer der
Großmama reichten, lieg sie dl.lhttgen in
der Reisetasche, in der sie nur das Nö
thigfte entnahm und sie dann sorgsam in
in Ecke steckte.
Großmama bedürfte etwas der Ruhe.
da zu diesem Abend auch schon die näch
ften Verwandten erwartet wurden, und
schlug daher Finchen vor. einen Gang
durch die Straßen Berlin zu machen.
Otto bot sich zum Begleiter an; er machte
zwar oft hinter ihrem Rücken sehr über
müthige Bemerkungen über da weder
hübsche, noch junge Finchen, und pflegte
gern den Witz loezulassen. sie habe gar
keine ytaie, sonvern itart dessen nur einen
Knopf; aber ginchens große Gutmüthig
keit verfehlte doch nicht ihren Eindruck
auf ihn, und eZ waren seine schönsten
Zeiten, wenn r in den Ferien zu Groß
mama nach der kleinen Stadt reisen
durfte. Dort machte Finchen an Stelle
der alten Dame ihm die Honneurs und
koch: mit ruhrenoem Elser feine
lingSgerichte. Nun war e nicht ehr
wie billig, daß Otto stch hier ihrer an
nahm.
.Weißt Du, Otto,' sag! st, .äber
morgen, wenn die Hochzeit vorbei ist,
will ich meine hier veiheirathete Schwe
fter besuchen, und da möchte ich ihr doch
gern etwa mitbringen. Du sollst mir
auswählen helfen!'
Otto fühlte sich äußerst geschmeichelt
dadurch, und sehr mit einander zufrieden
langlen sie wieder zu Hause an. Otto
trug eine Cartsn mit einem lsganten
Spitzenjabot für die betreffsnde Schwe
fter und Finchen ein große Packet mit
einem gestickien Fristrmantö, den sie sich
bei dies Gelegenheit spendirt, d. h. vom
Kaufmann hatte aufhäng: lassen. Bei
de wurde von Josesine dann in der be,
wußten Reisetasche geborgen. .
Der sogenannte Polterabend, die
Trauung und das Diner verliefen fo
glsnzooll wie möglich. Da junge Eb
paar, Hauptmann S. und ValeZka P.,
sahen strahlend und unendlich glücklich
aus. Nur zuletzt, al di Stunde der
Abreise herannahte, wurden Valetta
Augen etwas feucht.
Unbemerkt hatte fi sich den Blicken
der Gäste entzogen, um in ihrem bizheri
gen Zimmer, da jetzt die Großmama
inn hatte, ihr Reisekoilett anzulegen.
Finchen allein half ihr dabei.
Ungeduldig klopfte der jrrnge Gatt an
di Thür.
.Bist du fertig, liebe Herz ? Der
Wagen wartet; mein Bursche kann wshl
dein Handgepäck holen?'
Der Bursche kam; ValeSka und Fin
chen traten auf den Vorsaal, ws beide
No. 40.
Eltern nsch einen Ab'chiedZkuß auf die
Lippen der Scheidenden drücken. Dann
ging e dem Anhalter Bahnbsfe zu, und
vrt bestieg da junge Paar den Courin
zug nach München.
Al die letzten Gäste da Hau verlas
sen hatten, zig sich d:e Grsgmama mit
Finchen tn ihr Zimmer zurück. Plötzlich
wurde die Letztere unruhig.
Meine Reisetasche ist verschwunden,
wer kann sie genommen haben?'
DaS ganze Hau wurde wieder mobil
gemacht. Niemand hatte daS Ding ge
sehen. Finchen meinte: .All' mein
Geld ist darin und sie war nicht ver
schtopenl"
.Wer hat da Zimmer heute Nachmit
tag betreten?' forschte der Hausherr.
.Niemand, Herr Hsfrath.' schluchzte
Finchen. .Ich hatte den Schlüssel abge
zogen und ging erst wieder hinein mit der
lungen Frau, a'.i ich ihr beim Ankleiden
hals.
.Finchen. wissen sie was?' krächzte
Otts dazwischen, .als sie mit ValeSka
schon mieder hinau waren, ist der
Bursche Friedrich ganz allein drinnen ge
wesen ich Hab'S gesehen.'
Dem Vater ging plötzlich ein Licht
auf.
.Der Friedrich stiehlt nicht,' lächelt:
er, .wohl aber ist eS möglich, daß er die
Tasche zu ValeZka'S H,ndz?päck gezählt
hat.'
.Ach. du meine Güte,' jammerte
Finchen, .dann sind alle meine Sachen
jetzt auf dem Wege nach München I'
.Wohl möglich.' meinte die schon vor
Müdigkeit zusammensinkende Hausfrau,
.heute ist nicht mehr zu machen, liebes
Kincke. Msraen krük sende ick da
Hausmädchen in die Wohnung de
rungen Paare und laffe den Burschen
ausforschen. Nun aber wollen wir
Alle zu Bette gehen!'
Trüben Blicke sucht Finchen ihr
Lager auf und fand erst den ersehnten
Schlaf, al nnse? junges Paar sich schon
der dainischen Residenz näherte.
Dort angekommen, erklärte der Haupt
mann, die KunftschZz München ein
gehend betrachten und dafür weniqstenS
zwei Tag verwenden zu wollen. Va
leSka zog eZ eigkntlich mehr nach der
Schweiz, aber wie hätt sie ihrem theu
ren Lothar zu Liebe nicht gern tn diesen
Aufschub willigen mögen l
,Ss, mein geliebtes Herz' sagte
Lothar, indem sie in einem hübschen
Salon den Morgenkaffee eingenommen
hatten, .wenn du jetzt etwa Toilette
machen willst, so unternehme ich indessen
eine klein Morzentsu? in' Frere; e ist
mir ein Bedürfniß nach der langen
Fahrt. Später hole ich dich zu einem
größeren Spaziergange hier ab.'
Nach einem zärtlichen Kusse ver
schwand er und Velaska begab stch tn'S
Nebenzimmer, wo sich da Gepäck be
fand. Zurächst der Thür stand auf
einem Stuhl eine große, sllgeftopfte
Reisetasche, auf der mit bunter Wolle
die Worte Boa voy3g9" gestickt
waren.
.Wa Lothar für eine unmoderne
Tasche mitgenommen hat,' dachte sie,
die ammt gewig noch von seiner feit
gen Mutter. Mein erste Geschenk an
ihn soll eine neue, elegantere sein.
Aber hübsch ist e doch, daß er die
Sachen seiner Mutter so in Ehren hält. '
Sie strich fast zärtlich mit der Hand
darüber; bei dieser Bewegnng öffnete
stch die Tasche ptotzttch.
.Wa ist das?' frug sich ValeSka
staunt. .Richt einmal verschlossen?
Für so nachlässig hätte ich Lothar nicht
gehalten, da konnte unterwegs ja alles
Mögliche herausfallen.'
Sie beugte ihr ötZSchev tiefer herab.
.Run, da ist aber stark, obenauf liegt
sogar ein Portemsnnaie!'
Sie nahm e! tn die Hand und öff
nete e.
.Sogar Gold darin! Und mir sagt
Lothar, ich müßte noch viel sorgsamer in
Geldangelegenheiten werden, nur weil
ich mein Portemonnaie zuweilen in die
Manteltasche stecke! Aber wa mag in
den großen Packeten sein? Wenn die
Tasche offen ist, darf e Lothar doch nicht
übel nehmen, wenn ich mir sein Reisege,
päck ein wenig ansehe.'
Sie öffnete einen Karton und schaute
ganz verdutzt auf das Spitzenjabot, wel
ehe darin lag.
.Ja, wa will er denn hiermit?' re
siektirte sie weitkr. .Ach. gewiß soll eö
ein Geschenk, eine Ueberraschung für
mich sein; u?,d was haben wir denn sonst
noch?' fuhr sie fort, da nächste Packet
herausnehmend und auSeinanderfchla
gend. .Was. ein Frisirmantel? Aber
Lothar weih doch, daß ich alle diese
Sachen jetzt fo reichlich zur Aussteuer er
hielt! Wie kommt er nur auf so Etwa?
Oder sollten o gütiger Himmel die
Sachen gar nicht für mich fein? Sollte
er hier noch einer Anderen Geschenke
machen wollen? Wäre S möglich? Diese
Eile, mit der er, kaum angekommen,
gleich wieder ausging, diese Freude, mit
der er von dem. schönen München und
früher hier verlebten Tagen sprach; der
Wunsch, mindestens ein paar Tage hier
zu bkiben, um, wie er sagte, alle die
Di-ger, die Theken a?zufehe, . rrnn
oeheichdalAlle,!'
S:e warf sich aus daS Sopha, groß:
Thrän errtstürzte ihren Auzen.
.O. ich a-rti, unglückliche i
schöpf!'
In diesem Moment klopfte Lothar e
d'e Thür.
.B st du fertig, lebe, Friuche,?'
Keine Antwort! Er glaubt ein leise
Schluchzen zu hören. Erschreckt trat er
ein. BaleSka sprang auf und trat ihm
hochqlühendea Antlitze! entgegen:
.Wann geht der nächste Zuz ach
Berlin? Ich möchte zu meinen Eltern
zurück!'
-UaUi'i lud wa, gesche
hen?'
,Dai fragst du noch anges'ch:! viel
Thalsachen? (Sie zeigte auf die Tasche.)
.Ich verstehe noch immer nicht ' sagte
Lothar ganz erstaunt, .was hat dein
Rkifetaiche mit dein plötzlichen Af.
regung zu thun?'
.Meine Retsetasche,' wieseryott a
leZka mit einem spöttischen Zucken der
Lippe.
.Nun ia, mirnJCir.Di .: e laiche
brachte Friedrich mit deinen Sachen u
dem Zimmer der Großmama tn den Wa
gin. 'kch nahm fte piter mit tn Eoupe,
weil ich sah, daß sie nich! vfch!ossn
war, doch wollt? ich dir nicht an unserem
Hochzeitstage gleich Vorwürfe darüber
mach. Jedenfalls nah-r ich mir vor,
daß mein erstc Gefch:? an dich eine
neue, elegante fein sollte. Und nun sage
mir vor allen Dingen "
Hier wurde plötzlich an die .hur ge
klopft. ValeSka, die gar: fassung!o
dem Berichte ihre Gatten z:fslgt war,
drehte schnell ihr verweintes Geficht dem
Fenster zu. Lothar nahm eine Depesche
tn Empfanz, und als er sie zeleszn, lachte
er lant auf.
.Nun höre, liebes Herz, wa wir an
gerichtet haben. Pap telezravhirt: Ja
esine 3 Rsetasche verschwunden, na
mitgcnommen. ssgleichi gut emdallirt zu
llckzuschlcken!'
O. Lothar !' flüsterte ValeSka, den
Kopf an seiner Schulter bergend, .frage
mich jetzt nicht, weshalb ich geweint habe
und abreise wollte, aber verzieh mirl'
DaS geschah natürlich von Herze
gern, lttach der seierltchen Aersohnunz
wurde eiligst starke Leinwand besorgt.
und während Valeska mit einer grobe
Stopfnadel da Werk deZ EarballirenZ
vollzog, saß Lothar stillvergnügt neben
ihr und benutzte jeden nur denkbaren in
laß, um die zierlichen weißen Händ zu
küssen.
Dag Gekühl innige Glücke. m:t dem
das junge Paar dann in München und
pater in der schonen Schweiz umher
streifte, konnte aber kaum größer fein,
al Finchen'Z Wonne, mit der sie nach
anderthalb Tagen ihr Wiederfehen mit
der geliebten, unversehrten Tasche feierte.
Die or.atnellft ftattfaomftf
dürfte im Jahre 1814 tn Frankfurt 0. M.
naffirt sein. 5?m Anril jene akrzG
ließ man in Frankfurt eine Kollekte für
Tchteswtg Hgiein herumgehen uns
schickte diese zuerst dem bekanntlich ziem
lich sparsamen Ftnanzfürftea Maye? Sn
felm von Rothschild zu. Das Ergebnis
übertraf alle Erwartungen: Rothschild
zeichnete volle II Gulden. Da mike!
dem Frankfurter Volke. ES that stch
zusammen, wechselte die 13 Gulden tn
Kupfergeld um, füllt dasselbe in zwei
Säcke, die eZ einem Ekel auflud, und ii
nun mit dem Esel, Tausende hinterher.
nach lNothschNv 3 Hause, um ihr aus
diese Weise seine 1 Gilden zurückzu,
bringen. .Gegen II Uhr vernahm ich.'
so erzählte ein Augenzeuge, der Bremer
Senator Duckmitz. .in der Ferne eine
schrecklich Musik von verstimmten Blas
Instrumenten, Trommeln und Pfeife.
Dann wälzte stch die Zeile herab ein
großer Volkshaufe, welcher neben der
erwähnten Musik die schrecklichsten Töne,
Nachahmung von Hundegebell u. s. .
ertönen ließ und vor dem isrsthschild'fche
Hause tobend Halt machte. Da erschien.,
der Esel. Derselbe wurde vor die Thür
geführt, diese eingeschlagen und nun da
Thier in das Hau geführt, u seine
Schätze abzuladen.'
Boshaft
Seitliche Kokette: .Der Affeffsr Nu.
mann hat behauptet, ich fei 3 Jahre alt
na, dem werde ich 'mal u n z e,
schminkt die Wahrheir sagen l '
Freundi: .Dann räth er auf 431'
Die Yaptsa,1e.
Wa? lassen Sie Ihren Sohn mrr
den?'
.Vislinvirtuosel'
.Welchen Lehrer haben S!e denn?'
.So weit sind wir noch nicht xak
laffe ihm erst das Haar lang
wachsen!'
fataler Zrrthum.
.Aber, bester Freund, Sie haben mich
schön in Verlegenheit gebracht ; ich faß
während des Essens wie auf Kohle
So über die aberntn i..
ziehen l Wissen Sie denn nicht, daß die
d W nr. . . . w i . . '
Vr, oer onen oet tsche via-a-vu sah.
einer der Modernsten ist!'
.Rein, das wußte ich nicht! . . Warum
gaben Sie mir denn keinen Wink?'
.Ich habe Sie doch mehrmals mit dem
Fuße getreten!'
.Nicht ein einziges Mall'
.Herrgott, dann habe ich wahrhaftig
den -Mal er getreten !'
21 U3 der Schale geplaudert.
Lehrer (bet'm Unterricht in der Natur,
geschichtc): .Wer von Euch k,nn mir ein
Beispiel von der Falschheit de?
Katze sagen?' '
JPS U0 (-S'ach-n ete,
W'rtheS): .Sie gibt sich gerne für -Hafenbrittn
auZI