Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, February 15, 1894, Image 10

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    vor den Geschworenen.
ZrnialNovkllt on I. ä n b t .
hie riaeklaate ist schuldig, mit
allen in der Frage enthaltenen Umfiän
n, mit mehr all sieden Stimmen.
Dn Obmann der Geschwoienea hatte
mit diesen durch daS Gesetz bedingten
Worten da ZZeidikt der Geschworenen
kund gethan. Ja lautloser Spannung
nahm da Publikum den Aukgang des
ensalionixrozesse,. der die kleine Stadt
schon seit Monaten in Aufregung hielt.
Da plötzlich machte ein lauter, langge.
,,gener Wehrus die Herzen der nwejen
de erschüttern. Matter und matter mer
Vd, ging e in leise Wimmern üb,
ihrend die Augen Aller, die den Schmer,
zeniruf vernommen hatten, denen er in'
Her, schnitt, sich aus die richteten, die ihn
gestoßen, und die jetzt matt, erschöpft.
Udbleich und mit geschlossenen Augen
langsam ,u Boden siel. Indessen, noch
ieor ihr matter Körper denselben be,
röhrt hatte, wurde sie von theilnehmen'
den Männern aufgefangen.
Eine Frau etwa Ansang der Vierziger
e, welche hier durch den bange
lageruf an die Herzen der Menschen
ppelltrt hatte. Dem Arieiterstande
schien sie anzugehören. Dafür sprach
ihre Kleidung, davon zeugten die durch
rbett gehilrteten HZnde. Doch daß sie
trotz rastloser Thütigkeit oft genug Sorge
ud Entbehrung und Kummer al Hau
offen begrüßt hatte, sah man ihrem
bleichen mageren Gesicht nur zu deut
lich an.
Heute hatte sie den herbsten Schick
salischlag erfahren. O. so erschütternd,
wie e nnr eben ein Mutterherz treffen
kann.
Auguste, ihre einzige Tochter, war.
be KindeSmorde angeklagt, durch da
Verdikt der Geschworenen schuldig ge,
sprechen worden. Ach, und gegen da
ist der Geschworrnen giebt e kein
echUmittel:
Aus meine Ehre und mein Gewissen
vor Gott und den Menschen bezeuge ich
l den Sxwch der Geschworenen.'
Da ist die ernste Formel, welche der
Dbmann seinem Verdikt vorausgeschickt
hatte, und jede Wort erfüllte die un
Glückliche Mutter mit Bangen und Hof.
en. Entsetzliche Sekunden waren e,
eiche sie unter Folte, quälen er
brachte, Sekunden nur, von denen je
doch jede einer Ewigkeit gleich, bis end,
lich der vernichtende Schlag siel, der ihr
auch den letzten Rest von Hoffnung
raubte, sie niederschmetterte, ihrer ge
folterten Brust einen bangen Angstruf
entlockt, welcher in den Herzen der
meisten Anwesuden noch lange ach
zitterte. Ob auch in dem Herzen de Staat
anmalte? Ob auch in dem Herzen der
Richter?
Gewiß, doch diese müssen ja ihren Em
xftndungen Schweigen gebieten, müssen
kalt scheinen, wenn jede Fiber in ihnen
vor Aufregung bebt. Sie sprechen Recht
im Namen de Gesetze, im Namen de
König. Nicht darf sie beeinflussen,
keinerlei Eindrücke dürfen Macht über sie
innen. Nur so sind sie ihrer stell
lang gewachsen.
Führen sie die Angeklagte wieder
heni."
Der Gerichtsdiener kam der Auffärbe
rung de Schwurgericht Präsidenten
ach. Wieder richteten sich die Blicke
Aller auf die Anklagebank, jenem kleinen,
unheimlichen Raum, welcher durch ine
Barriere o dem Gerichtöfaal abge
Ichlossen ist und auf dem eine Minute
später eine bleiche, doch überaus fym
pathische Mädchengestalt erschien.
Nur einmal schweiften ihre Blicke ie
suchend über de Zuhorerraum, nur ein-
mal noch wurde dem Publikum auf der
Tribüne Gelegenheit geboten, in diese
tiefblauen Augen zu blicken, in welchen
sich ein ganze Meer von Weh spiegelte,
tarn verhüllten die langen, seidenen
Wimpern die sprechenden Zeugen des
Herzeleides, das ein Menschenkind em
stand.
Auguste hatte, wie der Ertrinkende
ach einem HoffnungSanker ausgeschaut,
nach ihrer Mutter. Sie hatte sie nicht
gesunden. Jetzt stand sie, leicht zitternd,
mit niedergeschlagenen Augen den Rich
lern gegenüber, um da Urtheil entgegen
zu nehmen.
Welch' selten schönes Mädchen, der
selbst die Luft des Kerkers, in welchem
sie bereit als Untersuchungsgefangene
ivionate hindurch geschmachtet hatte, keine
Spur ihrer Reize nehmen konnte. Wie
sie von Schmerz gebeugt den Richtern
gegenüberstand, das feine Gesicht von
goldigem Haar umftossen, bot sie einen
fast bezwingenden Anblick.
Sie war schuldig, und dennoch, keiner
i Saal mochte sie verdammen. War
j, doch auch Magdalena schuldig, und als
ine büßende Magdalena, wie sie uns die
Maler der alten Schule so ergreifend
überliefert haben, erschien auch Auguste.
da einfache Kind der Arbeit, die Tochter
au dem Volke, in dieser Stunde.
- Die Geschworenen hatten ihr Verdikt
gefallt, die Richter hatten sich zur Be
ralhung zurückgezogen, sie waren nach
kurzer Pause wieder erschienen, um da
Urtheil zu verkünden. Dasselbe lautete
auf fünfzehn Jahr Zuchthaus. E
hätte schwerer, härter ausfallen könne,
der Richter hätte auf den Tod durch das
Beil erkennen dürfen. Doch Augsste
war noch jung, sehr jung, und auch der
Richter hat ein Herz. Man wollte der
Verbreche! in nicht die Möglichkeit rau,
ben, nach einer langen Zeit der Buße
ieder zurückkehren zu können in' Leben,
in die Gesellschaft!
Fünfzehn Jahre Zuchthaus!
Wieder machte ein banger Schreckens
-ruf die Herzen der Anwesenden erschüt
ter. .Mutter!' hallte eS in schaurig er
.. greifender Weise durch den Gerichtssaal.
Auguste, die KindeZmörderin, hatte
diesen Auf auSgestoßen, al wär sie der
Ueberzeugung, daß die Mutter sie retten,
sie vor der entsetzlichen, entehrenden
Strafe bewahre konnte. Und die Mut
ter war plötzlich au ihrer Ohnmacht er
acht. Der Appell ihre unglücklichen
Kinde hatte sie aufgerüttelt. Er hätte
sie euch aufgerüttelt, wenn sie bereu
von Todeschatten umfange gewesen
warel
.Auguste, mein arme Kind,' rang e
sich über ihre bebende Lippe. Ihre
ganze Gestalt wogte. Die arme Arbei,
terfrau breitet die Arme au, al wollte
sie die Tochter umschließen, sie an sich
pressen, daß keine Macht der Welt sie ihr
entreiße kann.
Mutter und Tochter standen einander.
durch den weiten Saal getrennt, ge
genüber.
Kein Auge blieb thränenleer. Doch
der Richter dars seine menschlichen Re
gungen nicht folgen.
.Die Sitzung ist geschlossen,' erklärte
der Schwurgericht , Präsident. Die
Sitzung ar aeschloNen. t weiqer oie
Geschworenen ihr Berdict gesällt hatten
über eine Verbrecherin, und wenige Mi
nuten später war der Schwurgerichtssaal
leer.
Roch ein oder zwei Artikel indem viel
gelesenen Tageblatt der Stadt, noch
einige Tage, an dessen da Schicksal der
schöne Sünderin da pikante Gesprächs
thema i hohen und niederen Kreisen 6tl
bete, dann war sie vergesse. Andere
Ereignisse hatten da Schicksal Augusten
in den Hintergrund gediängt. Acht Tage
darauf schlössen sich hinter der Unglück
lichen auch die Psorten des Zuchthauses.
Sie war begraben!
Nur Wenige gedachten noch de an
muthigen schönen Kinde, dem Alle einst
ein sorglose Leben prophezeit hatten und
das nu so namenlo elcnv war. scur
Wenige. Die Mutter oder zahlt zu
diesen. Ach, und nimmermehr glaubte
sie an di Schuld der .ochler, ein mau
terherz verdammt ja niemals, wen e
sich um da eigene Kind handelt.
Sie trug ihre schmerz äx nch, vie
für ihr Jahr noch heitere Frau, welche
sich trotz mühseliger, anstrengender Ar
bett in seltene Frische bewahrt hatte,
sie ar jetzt ftill und einsilbig. Doch sie
arbeitete, mit doppelter Energie, uner
müolich Tag und Nacht, vom Morgen
aranen oft bis nach Mitternacht. Und
kärglich lebte sie bei der Arbeit; eS
schien, al ob in komischer Ge
danke Frau Krause plötzlich geizig
geworden, on ihrem kärglichen Erwerb
sich ein Vermögen zusammensparen
wollte.
Keine Erholung gönnte sich di arme
Frau, und doch, eine Erholung gab e
sür sie: Spät Abends, wenn die Hände
den Dienst versagten, wenn die Äugen
vor Müdigkeit zufallen wollten, dann
griff ft nach dem Bilde, einer Photo
grapht, di sie sorgfältig, wie einen
theure Schatz, in einem Kästchen der
Komode bewahrte; dann betrachtete sie
diese Bild, während heiße Thränen
über ihr bleichen, gefurchte Wangen
rannen.
O, dann war ihr so weh, und auch
wieder so leicht; hier, in der Einsamkeit
der Nacht, von keinem Mensche be
lauscht, durfte sie weinen, durfte sie da
Bild de einzigen, geliebten Kinde käs
sen, da anzuerkennen sie sich vor der
Welt schämen sollte, und da doch ihr
ganze Herz einnahm, das sie nimmer
mehr verleugnet hätte.
Mit welchen süßen Hoffnungen halle
sie ihr Gustchen aufwachsen sehen, die
arme Frau, die ihren Mann, inen wacke
ren Arbeiter, früh in' Grab sinken sah.
Damals, al sie vom Friedhof zurück
kehrte, wo sie ihr Liebste gebettet halte,
wollte sie verzweifeln; da aber siel ihr
Blick auf das geliebte Toch'erchcn.
Stürmisch zog sie das Kind an' Herz,
sie war ja nicht ganz verlassen, eine süße
Menschenblume erblühte ihr, und diese
beschloß sie fortan mit doppelter Liebe zu
pflegen; ja, was Sonnenlcheln und Mor
genlhau der Blume auf dem Felde sind,
da ist Mutterliebe der zarten Menschen,
blume, die sich unter ihrem Lichtglanz
köstlich entfaltet.
Lieblich blühte Auguste empor, nicht
störte ihre Entwicklung. Kein rauher
Wind wehte auf ihrem Lebenspwd, kein
Wölkchen trübte den Hoffnungshimmel
ihrer Zukunft; denn sorglich wachte ine
liebende und geliebte Mutlir über ein
theure Kind, da ihr Alle, ihr Kleinod
war.
Da endlich brach dennoch ein Sturm
herein, der diese liebliche Blum brechen,
ihr ein Grab bereiten sollte.
O, nicht durch 0 en und Grausen
hatte sich der vernichtende Sturm enge
kündigt, nicht drohende Wolken hatt er
oorauögesandt, nein, klar und heiter
lächelte der Himmel, mild und erwärmend
strahlte die Sonne hernieder, während
bereit der Vxian nahte, der das ganze
anmuthiae Bild von Glück und Sonnen
schein vernichtn, tn ein Gemälde banger
Trübsal umwandeln sollte.
Die Liebe war eingezogen tn das reine
Herz des schönen Arbeiterkindes, doch
nicht ein Sohn de Volke, in Gleich-
gestellter hatte S ihr angethan, nein,
Eduard, der Sohn des KommerzicnratheS
Schlösse! war es, der sich ihr genaht, der
ihr in scurigen Worten von Liebe ge
fprochen und den sie erhört hatte, dem sie
sich vertrauend auf seine heiligen Schwüre,
hingab.
Ein kurzer, tußer Wonnerouich war
es, in dem sie lebte, doch war es ja nur
der Vorgeschmack eines baldigen dauern
den Glückes, das sie sich mit dem wunder
vollsten Colorit einer liebenden Mädchen
fecle ausmalte.
Bann, wenn sie ren asen ihres
Glücke? erreicht, dann erst wollte sie der
guten Mutter gestehe, was sie ihr bis
dahin ängstlich zu verbergen wußte.
Dann erfti U, warum geschieht e
doch so oft, daß Kinder gerad in den
wichtigsten Momenten ihr Leben der
Mutter, fcemVal ihr er verlchtleken,
Wie ie! Unheil würde erspart, wenn
OffenheU, Vertrauen, den Elter eine
Blick in die Herzen der Kinder vergönn-
ten!
Auguste wollte der gutcnMutter freude
strahlend alle verkünde, wenn sie tm
Hafen de Glücke gelandet. Sie sollte
diesen Hafen nie erreichen, sollte ersah
ren, n4 Tausend ihrer LeidenSschwester
vorher erfahren mußte, sollt erfahren
da ganze Weh verrathener Liebe, diese
Weh, da schon viele brave Mädchen
ka Herz gebrochen!
Berrmhen verstoßen entehrt!
Nun lief sie wohl auch in in einem
Hafen, aber e war in de der schände,
der Schmach, und da Einzige, wa ihr
den Muth verlieh, tn vielem entsetzlichen
Hafen auSzilhairen, e war der Mutter
Liebe, welche ihr Kind, obgleich dasselbe
gefehlt, nicht verdamme möcht.
Und Eduard, der sie durch feine
Schwüre bethört? Nun, nicht ganz
verleugnete er sie. Noch immer wußte
er sie auf eine nicht allzuferne Zukunft
iu vertrösten, in der er fein Vergehen
sahnen, ihr di Ehre wiedergeben sollte,
und al sie dann einem reizenden Kna
ben, ganz daS Ebenbild feines VaterS,
da Leben gab, da schien e fast, al ob
Eduard, der einzige Sohn de Commer
zienrathe, gewillt wäre, sein Wort ein
zulösen. Häusiger suchte er, wenn eö
unbemerkt geschehe konnt, in den
Abendstunden daS einfache Häuschen der
schlichten Arbeiterfrau auf, weilte auch
wohl einige Stunden am Bettchen seine
SöhnleinS, tn dessen Anblick er sich vev
senkte, während ein glückliche Lächeln
über sein Antlitz glitt.
Dann kam er seltener und seltener und
blieb spater ganz auS. Man erzählte
sich in der Stadt, daß er sich mit einer
reichen Dame verloben solle, daß er sich
aber nicht dazu entschließen wollte, weil
er in seinem Knaben das unauflösliche
Bindemittel sah, da ihn an Auguste, der
Tochter des Arbeiters, fesselte.
Solche Gerüchte drangen auch in das
Arbeiterhäuschen, und dann glitt ein
Schimmer von Glückseligkeit über das
Antlitz Augusten 8, der jungen Mutter
E war dann, al ob sie allen Herzen
gram plötzlich vergessen hätte. Dann
drückt sie wohl ihr süße Knäblein tn-
Niger an 8 Herz, gab (8 ihr doch die
Gewähr dafür, daß der Druck der
Schmach von ihr genommen werden
würd.
Doch nicht ganz verlassen war sie,
nicht ganz vereinsamt. Eine lunge, vor
nehme Dame suchte sie auf, nicht sie,
fondern ihre Mutter, welche al tüchtige
Wäscherin in viele Häusern der Stadt
und der nächsten Umgebung beliebt und
gesucht war.
Gern nahm Frau Krause die Stelle
in dem vornehmen Hause an, wurde ihr
doch reichlicher Lohn zugesichert sür die
wenigen Tag, welche di Arbeit tn An,
sprach nahm. Und die jung Dame war
s herablassend, küßte und herzte da
knäblein in der Wiege s innig, daß
Mutter und Großmutter sie schon oeS
halb in' Herz schlössen.
ES war große Wäsche in einem vor
nehmen Hause. Acht Tage nahm diese
Arbeit in Anspruch, und sür jeden Tag
sollt Frau Kraus neben guter Ver
fleauna ine Ttziier ohn ryaun,
Freudig ging sie a rf diese Bedingungen
in, denn jetzt, w, Auguste der Pfleg
threS Ktndes sich zu widmen hatte, mußte
ja die Mutter doppelt darauf bedacht
sein, zu rwerbkn.
Am nächsten Margen bereits verließ
sie nach herzlichem Abschied von Kind und
Enkelkind die Wohnung, tn die ft erst
nach acht Tagen zurückkehren sollte. So
lange mußte sie auf dem nahe gelegenen
GutShos bleiben.
Wie zärtlich hatte sie da süße Knäb
lein an'S Herz gedrückt, immer und
immer wieder, daS Schreien und lstram
peln desselben nicht achtend, e mit
üssen bedeckend. Acht Tage nur blieb
sie fort, doch als sie wieder kam, waren
die Aeuglein deS Kindes geschlossen für
immer, der Tod hatte es fortgerafft und
damit die eivz'ge Freude, die einzige
Hoffnung, welche seine Äiutter aufrecht
erhielt.
Auch die vornehme Dame war außer
sich über den Tod deS süßen Engel, sie
hatte ihn ja lieb gewonnen, war nm die
fer Lieb halber fast täglich in dem
schlichten Hause erschienen, hatte mit
Auguste, der bedanernSwerthen und doch
so glücklichen Mutter, Stunden lang am
Bettchen de Kleinen plaudernd ver
bracht.
Verzweifelnd rang Auguste die Hände,
al ihr süß 8 Knäblein in Krämpfe ver.
fiel, als der Arzt erklärte, daß eö keine
Rettung gäbe. Doch kaum hat! der
Arzt die unglückliche Mutter erlassen, da
erschien eine Gerichtskommission; man
durchsuchte die Wohnung, man fand ein
weiße Pulver in einer Düte. Es war
Arsenik.
Man untersuchte auch den Inhalt der
Sauaflasche, und die Milch, die sich in
derselben befaud, war nur zu reichlich mit
Arsenik durchsetzt. Man sagte e Auguste
auf den Kops zu, sie sei eine Verbrecherin.
die Mörderin ihre einzigen Kindes, das
ihr eine Last war, vor der sie sich befreien
wollte!
Stumm, ohne ein Wort der Enischul
digung hörte Auguste diese furchtbare
Anklage. Schweigend auch ließ sie sich
in das Untersuchungsgefängniß abführen
und da Uebrige ist uns bekannt.
Nur einmal brach sich der gewaltsam
verhaltene Schmerz Bahn und ur in
einem Wort .Mutter!'
Dieser Ausruf, der die Herzen der
Zuhörer im Schmurgerichtösaal erbeben
ließ, zeugte von der Fülle der Verzweif
lung, die da Herz der Verurtheilten
durchlobte!
Frau Krause schien wirklich geizig ge-
worden zu sein. Roch spät in der Nacht
saß sie am Tisch. Vor ihr stand ein ein
sacheS Kästchen, eine Art Toilette. Sie
öffnete dasselbe und entnahm ihm nach
und nach hundert einzelne Thalerftückc,
deren jede sie liebäugelnd betrachtete mit
fast funkelnden Blicken.
So konnte nur in eingefleischter Geiz
hals sich an seinen Schätzen weiden.
Am anderen Morgen war Frau
raufe, di Arbeiterin, die Waschfrau,
plötzlich au der Stadt verschwunden.
Kein Mensch wußte wohin. Nicht inen
einzigen von de Nachbarileuten hatte sie
in Kenntniß gesetzt. Sorgfältig nur
hatte sie während der Nacht die hundert
Thaler i einen festen, leinenen Beutel
gethan uud dann ängstlich tn der Kleid
tasche verborgen, al ob e sich um ge
stohlene Geld gehandelt hätte.
Wozu hatte sie unter Entbehrungen
aller Art diese Summ zusammenge
scharrt? Was wollte sie mit dem Geld
in der Hauptstadt, wohin st sich begab,
beginnen?
3a8 Ritteraut de SSetxn Lebmann.
eine reich gewordenen Spekulanten, be-
fand sich nur zwei Kilometer von cn
Stadt entfernt. Von der breiten Land
straße führte eine wohlgepflegte schattige
Baum-Allee zum Herrenhaus, uud ein
leichte Cabriolet, in welchem zwei Her
ren anscheinend, nachlässig lehnten, bog
eben in diese Alle in.
Zwei stattliche Herren waren eS, die
sich noch in den besten Jahren befanden;
doch Gefchäftsangelegenheiten mußten sie
wohl nicht zu dem reich gevordenen
Spekulanten und Rittergutsbesitzer füh-
ren.
E laa war in ihren Mienen auch
etwas Berechnendes, das sich indessen
vo dem GtsichtsauSbrucc eines speru
kanten wesentlich uud vortheilhaft unter
schied.
Das Cabriolet hielt vor dem Portal,
zu dem eine breite Rampe emporführte.
.Sie wünschen, meine Herren?' fragte
fe tti& allanirte Diener, welcher be
reits die betreßte Mütze in der Hand.
die Herren, durch vas ma)tin oes Wa
gen aufmerksam gemacht, erwartete.
.Ich wollte fragen, ob wir die Ehre
habe könnten, den Herrn Ritterguts
besitz Lkhmann zu sprechen?' nahm der
Aelttt von Beiden tag Wort.
.Wen darf ich melden?' fragte der
Diener, nach Art dieser Leute die Män
ner, die er zum ersten Male im Leb:n
sah, neugierig muiuino.
.Unsere Namen thun nicht zur Sache,
dürften dem Herrn Rittergutsbesitzer
auch unbekannt sei!'
.Ich muß doch dringend bitten '
.Laß nnr Johann,' unterbrach hier
ein stattlicher Herr von etwa fünfzig
Jahren den Diener, der soeben au
einem Parterrezimmer auf den Hausflur
trat und feinem Besuch höflich entgegen
schritt. Auf dem Antlitz des Herrn
zeigt sich ein Gemisch von Gutmüthig
keil und Berechnung, welche indessen
seiner behäbigen Erscheinung vollkommen
angemessen war.
.Mein Ram ist Lehmann, Sie wün
schen mich zu sprechen. Bitte, wollen
Sie nicht näher treten?'
Er öffnete bi diesen Worten die Thür
de Zimmer, da er soeben verlassen,
ließ seinem Besuch den Vortritt, folgte
dann und bat die Herren in vornehm
verbindlicher Weise Platz zu nehmen.
.Verzeihen Sie, Herr Lehmann,'
sprach der Äklteie, .menn ich Ihnen ge
stehe, daß wir eigentlich hierher gekom
men sind, um Ihr Fräulein Tochter,
Fräulein Lucie. zu sprechen!'
.Meine Tochter?' fragte der Speku,
lant überrascht. .Ja. meine Herren,
ich will doch nicht etwa glauben, daß
föic in derselben Anaeleaenbeit kommen
in der schon verschiedene ptxxtn mich
nttcktn. Dann, ick bone. Sie wer
den mich verstehen, müßte ich Ihnen
erklären, da Jbr Besuch vergeblich ist
da meine Tochter sich heute mit dem
Sohne deS CommerzienrathS Schlösse!
verlobt.
kMi? ein fernsten von Schmerz alltt
es bei diesen Worten Uver vie ise,lqier
der beiden Männer. Doch schnell war
dieser Eindruck verschwunden.
.Sie trrn, err reymann, naym
der Aeltere wieder da Wort. .Es st
ine ander Angelegenheit, die unS her-
führt. Jedenfalls möchte ich Ei bitttv,
uns Jhrm Frautein rochier zu meiven.
.Dann muß ich vos zunaarn um ihre
Namen bitten.'
.Muß denn da fein?'
Kntkckieden. meine fiemn. Sie
werden beareiken. daß ich meiner Tochter
unmöglich den Besuch zweier Herren a.
kündigen kann, vie lyr vourommcn irrm
sind.' ,
Run htnn. Ferr Lebmann. so bitte
ich Sie, Ihrer Fräulein Tochter meine
Karte zu überreichen.'
" . m'u 13
Staunens veiracyrere ver Niiierguls-
besitz die Karte, die er gleich darauf
in Händen hielt, und welche in sauberem
Stiche di Wort zeigie:
Franz Ullrtch
Kreisgerichtsrath und Untersuchungsrich-
ttt veim mi30im zu x.
Kopfschüttelnd verlieh der Ritterguts
gker da immer, um bald darauf tn
Begleitung d Tochter zurückzukehren,
" . . . l v cn w.
Dtt er woyi iroyoem um ymuuw uis
Herrn nicht genannt hatte, denn nnmsg
lich würde das junge Mädchen sonst ein
. n X s (lÄit.Ti. i. rcni&rnt n.
0 unveriangiiiijr t" j av
tragen haben.
.Sie wünschen mich zuipreqen, memr
erren?'
.Am dienen, anädiae Fräulein. Doch
unsere Angelegenheit ist bald erledigt.'
?r nabm bei diesen Worten ein Re-
zept aus seinem Portefeuille und zeigte
e der jungen ame.
.Gnädiges Fräulein, diese Rezept
e handelt sich darin um arsenikhaltige
Gift hat vor genau acht Monaten ein
Mensch, der sich damals im Dienst ihres
Herrn Vater befand, in der Mohren
Apotheke in L, aufgegeben, und dieser
Mensch behauptet nun, daß r die Pul
ver, die er auch sofort in Empfang
nahm, Ihnen überbracht habe. Darüber
möchte ich von Ihnen gern Aufschluß
haben.'
Eine furchtbare Veränderung war mit
Lucie vorgegangen. Einen Moment
wankte sie, während alle Blut aus
ihren Wange wich, denn aber richtete
sie sich, ihre ganze Kraft zusammen rieh
mend, gewaltsam empor und, sich zu
einem verächtlichen Lächeln zwingend,
fragte sie: ,Wa kümmert mich ein
Mensch, de mein Papa schon vor Mo
vatea au dem Hause jagte, und wer
giebt Ihnen da Recht, mich in dieser
Weise auSzusorschcn?'
.Die Vermuthung, mein Fräulein,
daß Sie da Kind der vertrauensseligen
Auguste Krause gifteten, um da
Hinderniß, da Ihrer Vmählung mit
dem Sohne de ComireriiienralheS
Schlösse! tm Wtge fiand, bet Seite
zu schaffen. !Oer Diener ist zwar aus
ihrem Hause entlassen, doch Sie wissen
wohl, da er trotzdem nicht Noth leidet
Lucie Lehmann, ich klage Sie de Mor
de an und verhafte Sie im Namen des
Gesetzes !"
Ein dumpfer Angftruf entrang sich
den Lippen des Gutsbesitzers, während
oessen Tocht unt der Wucht ihres
Schuldbewußtseins zusammenbrach. An
dem .age, ben sie IS den schönsten ihres
Lebens herbeigesehnt, den zu erreichen
sie vor einer Mordthat nicht nrückge
schreckt war, statt dn Arme deS Gelieb
ten zeigten sich ihr die geöffneten Pfoitcn
dc Zuchthauses! Da war zu viel.
och nicht in S Zuchthaus sollte sie
nein, ihr Geist ar plötzlich umnachtet.
lörn JrrenhauS nahm die bedauernS
werthe Verbrecherin auf.
Zwei Tage später hielt Frau Krause
ihre Tochter umfangen. Ein Jahr
darauf führte Eduard die Gellebte als
Gattin heim, der tx nur, eisernem
Zwange gehorchend, bis dahin ntsagen
mußte.
Mutterliebe war als Vertheidigerin für
ihr Kind tn die Schranken getreten; sie
hatte nicht gera tet mit Arbeiten, mit
Sparen, bis sie im Stande war, den
Mann zu honoriren. dessen hervorragende
Begabung, dessen Scharfsinn den Schlei
lüftete, der das unglückselige Verbrechen
bisher eingehüllt halte.
Still, pruvkloS wurde die Hochzeit
Eduard'S mit Auguste gefeiert, doch ein
Leben stillen Glücke ftsnd der so hart
Geprüften bevor, denn Eduard hatte viel
gut zu macheu, wa er verschuldet, und
daher war eS sein einziges Bestreben, den
LebenSpfad des geliebte WeibeS durch
innige Liebe zu erhellen.
L-eruntergekommen.
Skizze von Paul Haiighorst.
Die seltsamsten Geschichten stehen nicht
in den Büchern, sondern kommen im L
ben selbst vor, au dem die Dichtn sie
meist erst entlehnen. Wie oft zählt
uns nicht ein ZeitungSinferat, da die
Konkurseröffnung gegen den Trag eine
historischen Namen auSspricht, einen
ganzen Roman, wie häufig lesen wir
nicht in den .Vnmllchlen Nachrichten"
die wunderbarsten ,i!ebenslause in ab
steigender Linie' von Sprossen fürst
lich Geschlecht, die in Armuth und
Elend oder gar al Verbrecher schwach
voll endeten!
Wir wollen nur einige besonder
charakteristische Falle dieser Art aus neue
rer Zeit hier anführen. An Bord eine8
von Bordeaux nach der Themse fahrenden
Dampfer verschied am letzten Tage de
Jahre 1880 angesichts der englischen
Küste ein augenscheinlich tn ganz darf
tigen Verhältnissen lebender Greis, der
sich Charles ouarv Stuart, Gras von
Albany, nannte. Er war tn der Thit
der letzte Sproß dn Königsfamilie der
Siuart au der Ehe de Prätendenten
Karl Eduard mit der Prinzessin Luise
Stolberg.
Ganz kürzlich erst entdeckte ein Geist
lich im Dorfe West-Brommich Mork
shire) in einem kleinen Laufburschen
den letzten Planlagenel; fein aler war
Schornsteinfeg gewesen, hatte es aber
trotz deS in feinem Besitze befindlichen
StammbaumeS angemessener gesunden,
den Namen Plantagenet in .Plans zu
verkürzen, um nicht verspottet zu werden.
D letzte Tudor ist schon tn den dreißiger
Jahren in Wale als armer Kesselflicker
gestorben.
In dem russisch-lithiuischen Städtchen
Grodno verschied unlängst Fürst Jgnaz
Jagello, der letzte Sprosse de Königs-
Hauses der Jagellonen, vas etnt tn
Lithauen herrschte und dessen Begründer
durch den Siez bei Tannenberg (1410)
die Macht de deutschen Orden brach.
Der Verstorbene war ein schlichter, aber
allgemein geachteter Landarzt.
Das mit den Fürsten Luügnana ver
wandte alle Geschlecht der Mcntmor-i kj
ist derartig heruntergekommen, daß gegen
wärtig in der Umgegend von Paris ein
Montmorency als Ackerknecht dient. Ein
Abkömmling der Baloi , t BriestrSqn
in Saint ChamaS; ein Ma, q iis de Fol
ligne Omnibuskondukteur, ein Saint
Megrin Droschkenkutscher, ein Graf
ChaileS de Busserole Flurschütz im Kreise
Ruffec und eine Babou de la Bourdai
siere Wäscherin.
Ja Grokwardein verschied vor Kurzem
ein bescheidener, stiller und fleißiger alter
Mann, der KomttaiSiqrelver Johann
Sabo. der in ehr kümmerlichen &
hältnifsen gelebt hatte, und von dem uur
wenige wußten, daß sein wirklich ange
stammt Name einst zu den glänzendsten
deS hohen französischen Adels gehörte.
Der alte Szabo war in Enkel des nach l
der französischen Revolution in Un"
gärn eingewandert Maiqris Chabaud
Rohan. Sein Gros)v!er baite l
Sxiachlehrer im H,'use Wenckheim Un
lerkunft gefunden; er schickte si.t in sciue
Lage, heiratlikte und nahm den Namen
Szabo an.
Nur al e hieß, ein Rohan in Frank
reich sei mit Hivter!sffung eine größeren
Vmöflen geflgiben, traten sie mit
ihren Eibansxrüchen aus und wurde
auch al echte Rohan aneikannt. Da
jedoch d Eiblssser ein Testament ge
macht und ihier nicht gedacht hatte, so
blieb die Anmeldung efzlcIo. So ar
bettete denn der alte Ezado bescheiden
und emsig als arm Schreib bi zu
seinem Tode weit, und Niemand wird
von ihm behaupten dürfen, daß er dem
AdelSgejchlechte, dem er entstammte,
Unehre gemacht hätte. DaS blieb einem
anderen Mitglied vorbehalten, dem
Prinzen Benjamin Rohan, der vor zwei
Jahren zu Paris strafrechtlich i
contumaciam wegen Veruntreuung zu
vier Monaten Gefängniß. 2000 Franc
Geldstrafe uud L5,v(0 Franc Schaden
ersah urtheilt wnrde. Dabei konnte
dieser edle Prinz noch nicht einmal Be
dürftigkeit al Entschuldigung oder Mil
derungSgrund vorschieben, denn er be
zieht von sein Familie 0,000 Franc
Jahresgehalt,
Der letzte Vorgia ist vor einiger Zeit
zu Gntgl bei Salzburg gesioib.'N. Frei
Herr Friedrich Calisto vo Borgia, bissen
ißaUx durch den österreichischen Staats
bankerott sein Vermögen verloren hatte
und 1837 al k. k. Tabak, und Stempel-gesällS-HauptmagazinS-Ossizial
in Salz
bürg gestorben war, kam zuerst in die
Kanzlei eines Advokaten, wrde spät
Photograph und lebte al solcher zwan
zig Jahre lang in Deutschland, zuletzt in
Gnigl. Eme langjährige Krankheit
zehrte all Mittel auf und brachte ihn
und seine Frau in die bitterste Noth.
Seine Wittwe ist auf di öffentliche
Mildthätigkeit angewiesen.
Ein Geitenstück hierz bildet dn AuS
gang de berühmten deutschen Adelige
schlecht derer von Sickingen. Auf dem
kleinen Friedhofe de Dorfe Lorch bet
Saunthal stand bi vor wenigen Jahren
unbeachtet und ergessen ein Grabstein
mit der Inschrift: .Hier ruht Franz von
Sickingen, Reichsgraf. Seine Stam
mcS der Letzte.' Und unten am Sockel
Ia8 ma: .Von einem Freunde vaterlän
bisch Geschichte.' Auf der Rückseite
ab stand mit schwarze Buchstab:
,Ec starb im Elend.' Die8 war lie
GrabsiSlte de letzten männlichen Nach
kommens Franz von Sickingen, der einst
mit seinen Waffen einem deutschen Kais
getrotzt und mit seiner Macht Frankreich
in Furcht gefetzt hatte. Dies letzte
Sickingen ftaib, nachdem Besitzungen
und Vermögen vergeudet, 1834 in der
Hütte eine Bauern, der ihn au Mitleid
aufgenommen hatte.
Wie der Pariser .Figaro' neulich sei
nen Lesern verrieth, wtikt gegenwärtig
eine Fürstin Galizyn al Stallmagd in
einem französischen Zirkus; ein Fürst
Krapetfchi ist Droschkenkutscher in Mos
kau, ein Fürst Soltikom Austräger i
einer PetnSburgn Markthalle und in
Fürstin Dolgoruki tritt in einem ameri
kanischen Case-Conzert niedrigster Sorte
al Sängerin auf. In dies Gallui
von .Deklassirten' dürfen auch die in
Tingeltangel gastiiende Fürstin Gaetana
Pignatelli und die Zirkusdirektorin Grä
sin Orofy nicht fehlen.
Bei ein in Berlin vorgenommenen'
polizeilichen Razzia wurde unlängst auch
ein Mann aufgegriffen, der sich al Kut
sch lcgitimirle. Er nannte sich erst Li
x.nSki, gab ab dann an, daß er von
Pirch-Llpinski heiße und Abkömmling
der polnischen Fürsten Lipinkki sei.
Beinahe gleichzeitig verhaftete die Lon
doner Polizei einen Droschkenkutscher,
der beschuldigt war, einen Fahrgast über
vortheiit und außerdem noch übel zuge
richtet zu haben. Das ist nun nicht be
sondere, wa den Fall jedoch interessant
mrchle, war, daß der Droschkenkutscher
sich als ein wirklicher Marquis auSwic,
der aus einer der ältesten ÄdelSfamilien
der Bretagne stammt. Der englische
Polizei -Kommissär, der ihn verhörte,
war ganz erstaunt, als ihm der Kutsch
Papiere vorlegte, die mit Adelskronen
und Wappen verziert waren, deren Echt
hcit und RechtSgültigkeit sich als unan
fechtbar wie. Der Kutscher-Msrqui
ist sogar mit dem jüngst vnstorbenen
Malschall McMahon verwandt. Die
Vorkommniß gab Gelegenheit, festzu
stellen, daß sich unter den London
Cabmen' außer vielen Offizieren, Aerz
ten und Advokaten, ein Lord, ein Baron,
zwei oder drei Herren vom ntednen Adel,
ein ehemalige Parlamentsmitglied und
eine Anzahl früherer Finanzgrößen be
finden.
Einen Grafen IS Elevator ung:'
hat amerikanischen Blättern zufolge zur
Zeit Circinnati auszuweisen. Ueber ha ipt
ist Amerika bekanntlich daS Land, wo
man solche .gefallene Größen' gerad:zu
massenweise antrifft und zwar vielfach i
den niedrigsten Stellungen und in dea
erbärmlichsten Vnhältnissen.
Meist können sie mit Goethe's Schö n
klagen:
.Ich bin hernnterzekommen
Und weiß doch selb nicht, wie'.
bei Vielen aber kann über das .Wie'
auch bei ihnen selber kein Zweifel be
stehen: lüderlich Lebenswandel, W:i
ber, Spiel, Schulden da sind meist
die Ursachen gewesen, die sie über da
.große Wasser' getrieben haben. Dann
giebt e? aber auch unter den von Stufe
zu Stufe Gesunkenen auch wähl haft be
klagenSmerthe Menschen, die geradezu
ein feindliches Verhängniß verfolgt, bi
sie endlich ohne Widerstand am BoZen
liegen eine schulternde Mahnung an
die Vergänqlichkcit all irdischen Größe:
,8ic tranßit gloria mündn"