Niemals. t'tx Sltnt fioantt. .Ich ottfce mich heute skhr furz fassen, Hrrr Präsident," sagte der Advokat Pilidi. indem r sich hob. ?r war in wohlgenährter, untersetzter Mann mit einem seiften, von einem Dunklen ait umrahmten Gesicht, darin et kohl schwarze, glühend AeugUin. Er schaute zuerst mit souveräner Gleichgiltigkeit sei. nen Gegner an, dann winkt er leicht der lientin desselben zn, ein jungen. schZ nen, mldchenhast schüchternen Frau, der Madame Ralioa Costin, die vor drei Wochen erst Herrn Costin die Hand zum ewigen Bund gereicht hatte. .Ich Beide mich heute sehr kurz faf. sen.' wiederholte Herr Pilidi und lächelt. Sein Lächeln hatte einen be, stimmten Zweck; 8 galt den drei Frauen, die in der ersten Bank im Zuschauer räume saßen. Drei wunderbare Frauen: Die eine mit goldblondem Haar, da Geficht wie au Milch und Blut, so eth, so zart, so rSlhlich schimmernd, mit einem Mund zum üssen, so süß, so oll, so roth, mit Augen, in denen ein FrühlingShimmel blaute, die Formen so ebenwSszig wie von Kllnstlerhand ge eiszelt, die Gestalt mittelgroß, aber Sxptg, von Gesundheit strotzend, sprühend von LebenSgier. Die Andere mit kafta nienbraunen Locken, schlank, zierlich, die bleichen Zuge deS klassischen GeflchtS vom feinsten aristokratischen Gepräge, da Haupt aus dem länglichen HalS ein wenig zur Seite geneigt, und in den dunkeln, von bläulichen Ringen umzir kellen Augen, etwas Rälhselhafte, Schmärmirischc eine jener nervösen Frauen, die äußerlich von einer vorneh, wen Kühle, innerlich aber leidenschaft lich, feurig, wild sind, die sür Musset und Chopin schwärmen und die Dich mit ihren Küssen ersticken,... Die Dritte: durch natürlich Zuchtwahl veredelte Zigeunerblut, w man es hie und da unter der Bukarester Aristokratie an, trifft, lockige scharzc Haar, ein brau ne, pikante Gestchichen mit blihblan sen Zähnen und rollenden feurigen Augen. ES find die drei intime Freundinnen. Sie haben bis heute Früh um fünf Uhr auf dem Hosball ge tanzt. Von Rechtswegen hätten sie also jetzt um els Uhr Bormittags noch träumen müssen von dem Glanz uns ver Pracht de verrauschten Ballfefte. Aber der armen Ralina, deren Gesuch um die Auflösung der Ehe mit Herrn Costin heut zur Verhandlung gelangen sollte, der armen, lieben Ralina mußte man schon in kleines Opfer bringen. Und dann, gibt eS etwas Pikantere, Jnteref, saniere, Schönere als so eine Ehe fcheidungSoerhandlung? Sie erwiderten also alle Drei da Lächeln deS Herrn Pilidi und dann schauten sie alle Drei den verklagten Ehemann an, Herrn Eostin. einen jungen Mann mit ein' interessanten bleichen Gesicht, der neben Herrn Pilidi sah, in Aktenstücken blät, erte und mit der Linken in nervöser Hast di spitzigen Enden seine? großen, schmar, zen Schnurrbarte zwirbelte. Herr Pilidi begann zu sprechen. Auch wenn Herr Pilidi sich sehr kurz faßte, wie heut, so fing er doch mit der großen französischen Revolution an. Herr Pilidi war nämlich Demokrat, war sogar Füh r der äußersten Linken in der Kammer. Und wenn er redete, so muhte er inner lich glühen, und er konnte innerlich nur ifcflnn glühen, wenn er von der großen , französischen Revolution sprach. Darum begann er auq jeut icrne meoe mir oer Nacht de 4. August 1739, in welcher bekanntlich die ewigen Menschenrechte proklamirt wurden. Bon den Menschen rechten kam er mit einem kleinen Sprung auf die Frauenrechte und dann auf die Rechte der Frau inner und außerhalb der Ehe. Und nun war er mitten in seinem Thema drin. Bis jetzt Halle er geglüht, jetzt begann er weich zu werden. Er schilderte seinen Klienten, den Herrn Demerer Coftin: als Junggeselle ist er da Muster eine anständigen Mannes, keine Centime Schulden, keine Spur on einer Liebschaft, ein Poet, ein Träu mer, eine zukünftige Leuchte dS Vater, landes. Dieser musterhaste Junggeselle verliebt sich, verlobt sich, er vergöttert seine Braut; er vermählt sich, wird ein MusterEhemann und trägt sein schönes junge Weibchen auf den Händen. Das sind Thatsachen fährt Herr Pilidi fort, .und nun, hoher Gerichtshof, kommt ein schicksalsschwerer Moment: eine Mor gen genau zwei Wochen nach der Hoch zeit überrascht Madame Ralina Costin ihren Gatten in dem Augenblicke, da er da Stubenmädchen auf den Mund küßt. Daraufhin Zank, Streit, daraufhin die Klage auf Ehescheidung.' Herr Pilidi machte eine kleine Kunst, Pause, dann fuhr er, im Geiste seine Klienten redend, innerlich zerknirscht fort: Wir haben ein Unrecht begangen! Wir haben, hoher Gerichtshof, da Stuben mädchen auf den Mund geküh'.I Ja wohl, da haben wir gethan. Aber es geschah in einem Momente süßer Selbst, vergefsenheit, in einem Momente, da wir die ganz Welt geküßt hätten, beseligt vom Bewußtsein, daß ein so liebe, so schöne Weib unser eigen ist." Und nun wurde Herr Pilidi auf ein mal mild. Der gegnerische Advokat, Herr Pruncu, hatte es nämlich gewagt, die eheliche Treue des Herrn Costin durch einige verdächtigende Anspielungen anzu tosten. Herr Pilidi schaute seinem Gegner finster, mit rollenden Augen ins Gesicht. .Das ist eine Persidie," schrie er und wurde dabei puterroch im Gesicht; .wie können Sie es wagen, den blanken Ehren fchild der ehelichen Treue meines armen Klienten durch Ihren G'fthauch zu trü den! Wie können Sie S wagen, in daS dle, großmüthige Herz dieser treuen Gattin einen sosch' unbegründeten, h!ß Ml Jahrgang 14. lichen Verdacht zu senken?' Jetzt wurde Herr Pilidi auf einmal wieder tief ge rührt, Thränen kamen ihm in die Augen. Er schilderte mit bewegten Worten die ausschließliche, die verzehrende Liebe deS Herrn Coftin sür seine junge, schöne Ge mahlin, er schilderte den brennenden Schmer, der in seinem Herzen wühle, und ließ zum Schluß einige Anspielungen fallen, daß sein Klient, im Fall di Ehe. scheidung ausgesprochen werden sollte, zu einem verzweifelten Schritte getrieben werden würde. Ich habe gesprochen.' LaS waren di letzten Worte de Herrn Pilidi. Er fuhr mit einem seinen Bat, tisttuch über die Stirne, ließ sich nieder und lächelte die drei schönen Franen an, die ihm freundlich zuwinkten. .Madame Costin ' sagte der Pröfl, dent, .würden Sie nicht zu einer Ber söhnunq geneigt sein?' Die junge Frau e.'hob sich. Sie würdigte ihren Gatten keine Blicke. .Nein, nein, niemals!' stieß sie leidenschaftlich und mit felse, fester Ueberzeugung hervor. .Dann er theile ich Ihnen, Herr Pruncu, das Wort. Herr Ununcu, der Vertreter der jungen Frau, war ein hagere Männlein mit einem glattraflrten Gesicht, in wel chem die Rase wegen ihrer winzigen Kleinheit und der Mund wegen seiner unmäßigen Breite ausfiel. Herr Pruncu hatte vor sich ein Aktenbündel liegen, er stöberte darin eine Weile, dann begann er: .Mein verehrter Kollege liebt keine Anspielungen, nur Thatsachen. Ich werde also nur Thatsach? vorbringen, Thatsachen, die er nicht kennt, die auch meine Klienttn bis jetzt nicht kennt, Thatsachen, welche beweisen werden, daß meine Klientin von einem dioinatorischen Instinkte geleitet war, al sie auf Grund eines scheinbar geringen Vorkommnisse die Auflosung der Ehe verlangte, ehen wir un zunächst den musterhaften Bräu tigam an,' fuhr Herr Pruncu fort und brachte au dem Aklenbündel ein Päckchen Briefe hervor. Madame Costin, welche bis jetzt die Blicke gesenkt hielt, schaute empor und horchte. Diese Briefe,' fuhr der Advokat fort, .geben uns Kunde davon, daß im Monat September dieses Jahres, in welchem Herr Costin ein musterhafter Bräutigam war zwischen ihm und einer Dame, di nicht seine Braut war, ein sehr sagen mir freund schaftliches Verhältniß bestanden hat. Diese Dame scheint sehr jung, sehr schön und goldblond zu sein, wie ich aus diesen Bliesen entnehme ' Er hielt inne, lächelte, steckte das Päckchen Briefe in seine Seitentasche und warf einen raschen Blick auf die Frau mit dem goldblonden Haar in der ersten Bank, die feuerroth und die Blicke zum Boden gesenkt dasaß. Madame Costin war aufgesprungen. Eine flammende Röthe war über ihrGe stcht gehuscht und rasch verschwunden. Sie schien nach Worten zu ringen, ihre Kehle war jedoch wie zugeschnürt. Aber in ihren Augen, welche voll Wuth, voll Haß auf die schöne Frau mit dem gold blonden Haar starrten, lag eine ganze Welt von Worten. Einige Augenblicke stand sie so da, todtendlaß, fast kalkweiß, wie zu einer Statue erstarrt. Dann sank sie auf den Stuhl nieder, und wäh rend ihre weißen, schimmernden Zähnchen ihre Unterlippe zernagten, flog es ihr durch dm Kops: ,O, diese Cäcilia, diese Scheinheiligel Meine Freundin, meine intimste Freundin nannte sie sich, diese Schlange I Also darum hat sie immer so gegen minen Mann gehetzt, darum! Jetzt begreife ich Alles. . . . wenn ich ihr nur etwas anthun, wenn ich mich au ihr so auS vollem Herze rächen könnte, an diese Katze!' Thränen kamen ihr in die Augen, ihr war, als müßte sie aus tief ster Seele über die Falschheit, Bosheit und Niedertracht der Menschen fschluch zen. Da schlug wieder die hart, kalt Stimme ihr Advokten an ihr Ohr. .Jktzt', sagte Herr Pruncu, und brachte wieder ein Päckchen Briefe zum Lorschein, .jetzt ollen wir un einmal den musterhaften Gatten näher ansehen. Ich habe wieder Briese e find ihrer nicht mehr al in halbe Dutzend aber st genügen vollständig. Diese Briefe find tn der zweiten Hälfte deS Monat Oktober geschrieben z einr Zeit also, da Herr Coftin bereit erheirathet war, da er in der zweiten FIttterwoche in jenem Stadium de Rausche lebte, in welchem er, wie mein verehrter Gegner eben so schön als wahr sagte, neben dem Stubenmädchen alle Welt vor lauter Glück und Liebe hätte umarmen mögen. An diesem überschäumenden Glücke deS musterhasten Ehemannes scheint auch, wie ich auS diesen Briefen ersehe, eine Dame theilgenommen zu haben, die nicht die rechtmäßige Gattin deS Herrn Costin war. Diese Dame scheint brünett und etwas melancholischer, schwärmerischer Natur zu sein.' Er hielt wieder inne, lächelte und warf einen raschen Blick auf die elegante, aristokratische Frau in der ersten Bank, welche aber, ohne eine Miene zu ändern, gleichgiltig, sogar etwa müde, etwas gelangweilt vor sich hin schaute, dann niederftarrte und auf ein mal die Lider hob und die Blicke zur jungen Frau neben dem Advokaten schweifen ließ. .Die arm Ralina,' flüstert fi ihrer sch warzlocktgen Freundin Beilage zum Nebraska StaatS-Anzeiger. zu, .die arme Ralina scheint ganz ge, brachen z fern, und dem war auch so Die zweite Enthüllung ihre Advokaten war wie ein Keulenschlag aus vaS Haupt der langen Frau gefalle. Sie war be täubt, vernichtet, inmitten des GewirrS von Gedanken, die ihre Seele wie mit scharfen Krallen zerrissen, stand fest, kla und deutlich da Eine: .Das zweite Weib, da Dich um seine Liebe betrog, da ist die Helene dort, sie ist eS und keine Andere!' Sie war dem Blicke ihres Advokaten gefolgt, sie hatte das leise Ducken um Helene 8 iviundwtnrel de merkt. .Sie ist e und keine Andere,' schrie e in ihr. Und nun stand auf in mal Viele mit lebendiger Klarheit vor ihr, wai ihr früher dunkel, räkhselhaft erschien. Jetzt wußte sie, warum ihre beiden lieben Freundinnen so eisrig, so feurig für die Ehescheidungen eintraten, warum sie täglich neue Gründe hierfür ausspürten, letzt mußte sie, warum sie sich den Schlaf qeraudt, um der Bcr Handlung beizuwohnen! Es war der grüne Neid, ti war die Eifersucht, es war die blasse Furcht, Costin könnte vielleicht in den Armen seiner Gattin ein volles, reineS, auS, schließliches Glück finden. Das mußte verhindert werden! Un jeden Preis! Da rum schürte man da Feuer nach Leibes kräften! Und der Elende er hatte Jede, welche mit vollem Herzen an ihm hing, betrogen! Jede jI Aber sie nicht, sie hatte er geliebt! Und tn wirrer Hast flogen jetzt durch ihre Erinnerung alle jene Minuten, alle jene Stunden, da er zu ihren Füßen lag, da er ihre Hände mit glühenden, leidenschaftlichen Küssen bedeckte, da aus seinen schönen Augen eine Liebe sprach, so tief, so treu, so uncnd, lich. . . . Die Anderen hatte er betrogen, ja, aber sie, sie allein! Und während all dies in ihr wirbelte, hörte sie nicht, was ihr Advokat weiter sprach, sie sah nicht, wie er ein neue Päckchen Briefe her vorzog. Stumm und bleich, wie geisteSabwe send sah sie da und erwachte wie aus einem bangen Traume, als der Präsident ihren Namen rief: .Madame,' sagte er, .nach den vernichtenden Argumenten, die Ihr Vertreter mitgebracht, wage ich es kaum, die übliche Aufforderung zur Ver, söhnung an Sie zu richten. Aber daS Gesetz schreibt e vor und so frage ich Sie: Wollen Sie sich mit ihrem Gatten versöhnen?' Sie hatte sich jäh erhoben. Sie stand eine Weile sprachlos da, dann starrte sie ihren Gatten an, der einige Schritte vorgetreten war. Er war so bleich, so schön. Der Arme! Da wankte sie zu ihm hin. .Ja, ja, ja!' rief sie unter Lachen und Weinen und schloß ihn stür, misch an ihre Brust Amor im Quartier. Sine Kriegs- und LiebeS ,ch!e. Von E. Waldeck. .Dulde, gedulde Dich feinl .Ja, das kannst du mir glauben,' er tönt die derbe Stimme der Tante, .die Dichter missen das Alles ja ganz schön und gut zu beschreiben, aber in der Wirk, ltchkeit ist eS doch anders ! Unsereins, die wir zum zarten Geschlecht gehören (die auf dem Tisch stehenden Tassen erzitterten leise, während die kleine Frau daS Zim, mer durchschritt), hat ja zu dulden und zu leiden, daß eS oft einen Stein erbar me könnte! Da (mit einem heftigen Rsck zog sie di an ihrem Gürtel be festigte Uhr heraus), da, sieh' selbst, be, reits süvf Uhr und die Lene ist immer noch nicht mit der Küche fertig, daß sie daS Kaffeegeschirr holen kann!' Dieser zarten Auffordkruxg Folge zu leisten, erhob sich das junge, schöne Mädchen, welches bisher am Fenster ge festen und legt da Büchlein, in welchem sie gelesen, au der Hand, um die ver nachlässtgte Pflicht der Köchin zu ver bessern. .Nein, mein Kind, laß du nur, unsere Einquartirung, der Herr Lieutenant, könnt dir aus der Treppe begegnen, und ich weiß noch nicht, ob e sich schickt, daß du als unsere Nicht solch grob Arbeit verrichtest.' .Aber liebe Tante, ersten ist S j kaum eine Arbeit, geschweige eine grobe zu nennen, und außerdem kennst du nicht da schön Kaulvach'sche Gemälde, wo Goethe'S Lotte ihren kleinen Ge schwistern Brod schneidet? Solche Handreichungen adeln in junges Mäd. chenr .Nein, mein Kind, diese adeligen Goethe's habe ich nicht gekannt, und ihre Tochter Lotte uzd die andern lütten 3 ren auch nicht, aber denn meinetwegen, trag eS nur runter. Lieschen verbarg ein Lächeln und ver, schwand mit dem Theebrelt hinter der Thür. Ein Weilchen später klopfte eS, und auf daS, Herein' der kleinen corpulen? ten Dame erschien, um eS kurz zu sagen, daS Ideal der Mehrzahl junger, acht, zehnjähriger Damen (Sechzehnjähriger ist es ja bekanntlich der junge Doctor, welcher ihnen di sehr nothwendigen Stunden über Chemie und Algebra giebt) also da Ideal achtzehnjähriger Damen, ein Lieutenant und zwar, der Wahrheit die Ehre, schön wie Paris Er durcheilte mit elastischen Schlitten den Salon und verbeugte sich vor der Frau deS Hause, indem gleich daraus feine Augen suchend da Zimmer durch. forschten. .Gnädig Frau befinden sich wohl?' .Danke Ihnen, min lieber Herr Lteu, tenant, ganz wohl, bis auf den Aerger, den man alle Tage mit den Dienstboten hat! Na, Herr Lieutenant, Sie können gewiß auch ein Lied davon finge, Sie haben 1a auch so nen Burschen!' .Allerdings, allerdings, aber wir hel, fe un schon. Darf ich fragen, wo sich Fräulein Richte befinden?' 'üie iir MODI au? mr immer ge gangen, um Toilette zu machen. Wes halb fragen Sie denn, Herr Lieute nantV" .ES thut mir leid, gnädige Frau, auS die em gastlichen aus sort zu uiüsien, allein eS ist Befehl für unser Regiment gekommen, zum Ersatz nach Düppel zu gehen, und so muß ich mich diesen Abend noch von Ihnen und Ihrer lieben Familie verabschiepen. .I, mag Sie sagen, Herr Lieutenant, nehmen Sie sich denn man ein bischen in Acht. Ach, wenn doch dieser schreckliche Krieg erst zu Ende märe! Was ich och sagen wollte (ne strich ihr Kleid glatt) da sie nun weiter reisen und wohl schwerlich hier einguartirt werden (der Herr Lieutenant verbeugte sich lächelnd), so kann ich Ihnen wohl 'mal mein Herz ausschütten, vielleicht können Sie mir rathen.' Gespannt blickt Kurt auf. .Sehen Sie, das Lieschen ist daS Kind meine verstorbenen Bruders und, offen gesagt, gänzlich mittellos. Nun kommt da neulich ein Geschäftsfreund meines Mannes au Leipzig, ein sehr ver mögender, stattlicher Wittwer, so um die Vierzig 'turn, steht das Lieselund vkrliebt sich sogleich in daS Mädchen!' .Das begreife ich wohl,' sagte der Offizier, inöem eine fein Nöthe fein Geficht überflog. .Nun,' fuhr die Tante fort, .das Lieschen war auch ganz freundlich zu die sem Herrn Hartmann, aber wte'S zum Klappen kam, ich meine,' verbesserte sich die kleine Frau, .wie er anfing, Farbe zu bekennen und zärtlich wurde, da ward sie so unfreundlich, daß er abreiste. Wir haben ihm aber versprechen müssen, un seren ganzen Einfluß aufzubieten, die dumme Dirne zur Heirath mit ihm zu überreden. Na, sie schien auch schon anderen Sinnes zu werden, das heißt, sie weinte nicht mehr, wenn wir von Hartmann sprachen und hörte still zu. Mein Mann und ich faßten wieder Hoff nung, sie würde Vernunft annehmen und sich zu der schönen Parthie freuen, denn eS wäre ja doch eine für das ind l Aber seit acht Tagen, gerade seit der Zeit, wo ie hier sind, Herr Lieutenant, ist'S wieder die alte Geschichte, sie will nicht mehr hören und sehen von dem Leipziger! Können Sie nicht mit dem Mädchen in mal vernünftig reden I' Nach diesem langen Sermon, der ihr, wie st meinte, ausnehmend gelungen, hielt die kleine Dame inne und blickte den Lieutenant fragend an. Aber er staunt, ja erschrocken sah sie den freund lichen Offizier, den sie zu ihrem Ver trauten gemacht, grimmig auf fle nieder schauen und nervös au seinem Bart zupfen. .Ach Du lieber Gott, wa fehlt Ihnen denn, Herr Lieutenant!' rang es sich von den Lippen der Erschrockenen. Einer Antwort wurde der Gefraate übcihoben, denn die Thür öffnete sich, und lte Erwartete trat ein. ES war wohl der Widerschein der untergehenden Sonne, welcher durch's Fenster fiel und da junge Menschen paar in Purpur tauchte, doch währte es nicht lange, denn kaum begann Kurt von Gehring von der Abreise zu sprechen, so trat ein iahn garbenwechsel bet Lieschen ein und di blau strahlenden Augen, die ihr Gluthen soeben noch unter den langbefranzten Wimpern bargen, erhoben sich angstvoll zu dem Sprecher. E war nur ein einziger, kurzer Blick, und Beide wußten plötzlich, wie eS um sie stand. Aber die Tante auch, und das war schlimm l , Zwei Monate waren vergangen. Nie in ihrem Leben Halle Lieschen Interesse sür Politik gehabt, aber das hatte fich seit Kurzem gründlich geändert. Sie stand täglich eine Stunde früher auf, als sonst, um sofort die eingegangenen Zeitungen durchstöbern zu können. Die Nachrichten vom Kriegsschauplatz waren ja Gottlob siegreiche, aber wie viel Ver mundete und Todte gab es. Wie un, zählig viele Thränen waren geflossen, und Lieschen hakte ihr reichlich Theil daran. Da eines Tages ein Brief auS Jütiand, worin Herr von Gehrinq seinen freundlichen Gastgebern sein Wohlsein meldete und einen kurzen Bericht über die stattgefundene sieghafte Erstürmung dr Düppeler Schanzen gab. Im Stillen war Lieschen der Mei, Ro. 3. nung, dieser Sieg wäre speziell dem Herrn von Gehring zuzuschreiben; doch hütete fte fich wohl, auf die Bemerkung zu erwidern, di der Onkel machte: wenn der Herr Lieutenant, Allen, bei denen er einquartiert gewesen, so au führlich schreiben wollte, müsse er wohl inen besonderen Sekretär im Felde haben. Ja, Onkel und Tanten denken oft ganz ander al Nichter,. Da kam denn, daß eines Tages die stattliche Figur de Lieutenant wieder den Vorsaal de Haufe seines früheren OuartierS durchschritt, um sich pochenden Herzen anmelden z lassen. Die Herrschaft ließ nach zwei bis drei Minuten bitten. .Willkommen, Herr Lieutenant, Will kommen! tönte es ihm von den Lippen deS Hausherrn und seiner kleinen Frau ent gegen und .Willkommen' klang es auch von dem ihm unbekannten Herrn, der da so selbstbewußt am Tische faß und mit den brillantberingten Fingern seine Ci garre balancirt. .Aha, der Leipziger,' dachte Herr von Gehring, und seine Ahnung halte ihn nicht betrogen. Die Vorstellung erfolgte und bald war man in ein Gespräch vertieft. Doch vergeb, lich wartete Kurt auf das Aufgehen deS Sternes, welcher ihn hierhergczogen, Lieschen erschien nicht. Gesprächsweise erwähnte die Tante, daß sich in ihrer Häuslichkeit eigentlich seit der Abreis deS Herrn Lieutenants nichts, rein gar nichts verändert habe, nur ihre Richte, der Herr Lieutenant wisse ja wohl noch, das junge Mädchen, die sei seit acht Ta gen zum Besuch in Hannover, wohin eine Pensionsfreundin sie zur Ballsaison eingeladen. Ja, der Herr Lieutenant erinnerte sich der jungen Dame! Du lieber Himmel, daS war nun die nackte Wirklichkeit! Und wie ganz, ganz ander hatt fich Kurt diese Stunde vor, gestellt! Wie sreudig war r hergeeilt, wollte er Lieschen sagen, daß er nicht habe reden dürfen, als er hinauszog in den Krieg, aber jetzt gesund heimgekehrt, jetzt könne und wolle er sprechen I Daß er, sobald er entlassen, denn als Land wehrofsizier hatte r 3 zu beanspruchen, daS väterliche Gut übernehmen und sie, fein Lieschen, zu seiner lieben, kleinen GutSsrau machen molle. Und nun da saßen der Onkel und die Tante und der Leipziger; oh, wie er den plötzlich haßte, er hatt gar nicht gewußt, daß er einen Menschen so hassen konnte. Bald darauf empfahl er sich. Da stand er nun vor der Thür des Hause, welche er so frohen Muthe be treten, um e fo trüb Sinnes wieder zu verlassen. Schon hatte er den Fuß erhoben, um die Stufen hinabzusteigen, da ein Schlag auf seine linke Epaulette, und ein au dem Fenster gefallener Blumen topf rollte von seiner Schulter auf die Erd. .Ach. Herr Lieutenant! Ach. der Topf! Warten Sie doch, bitte, einen Augenblick, ich komme schon!' rief ihm eie lieb, noch so unoergeßliche Stimme zu, und einen Augenblick später stand Fräulein Lieschen in eigener, lieblicher Gestalt, e war kein Traum, vor ihm, in der Hand die Bürste, um Herrn Kurt von Gehring von den Spuren der Erde zu befreien. .Ja, sind Sie denn nicht verreist? Man sagte mir doch In diesem Augenblick erschien die Tante, von dem Lärm aufmerksam ae macht, und erblickte ihre Nichte neben dem Ossizier. .Aber Lieschen, Du soll te!t doch abgereist fein und nun flehst Du hier?' Onkel und Tanten sagen manches Mal nicht die Wahrheit, aber der Dichter sagt fl, wenn r spricht: .Dult, gedulde Dich fein, Ueber ein Weilchen Ist Din Kammr voll Sonn!' alsch Haart. Falsche Haar wrdn nirgends so sebr getragen wie in Pari. Di deutsche Frau pflegt ihre eigenen Haare, di ihr ja der Kamm bi jeder Morgentoilette massenhaft entsührt. sorgfältig zu sam, mein, um fich soäter daraus einen onf machen zu lassen, wenn ihr die einst so vouen gieqren vunner zu werben begin, nen. Sie trägt also wohl gewissermäßen einen falschen Zovf. aber keine salscken Haare. Die Französin sucht den Coiffeur aus. wie man oen onseclionsiaden auf sucht; je nach der Mode wechselt fie mit der Cotffure wie mit einem neuen Hut. oyer vezieyr nun ver Pariser Haar künstler daS Material u den erlckikd,.. nen PerrScken, Toupet, und Flechten? Die Haare werden in ganzen Ballen im pornrr, aus nvlen, aus China, auch aus Italien. Ei stammen, die asia tischen wenigstens, von Leichen. In Ehkna und Indien sterben ja die Men fchkn massenhaft dahin, an der Cholera, an Typhus und an sonstigen Epidemien; in genugenv Menge, um deren abge, Ichnit'en Haar zu wem lhnnden Ex, xortartikel zu machen. Wie oft rrZgen die AnsteckungSkeime iökartiger Krank, heilen an diesen Todtenhaaren haften ge blieben und nach Europa geschleppt an den sein! Zwar den eleganten Perrücken trägerinnen konnten fie nicht mehr ge jährlich werden; bi solche Haar afiati lischer Cholera und TzxhuSleichen dazu kommt, al Verrücke auf dem hübsche, Haupte einer koketten Pariserin zu thre nen, hat e so viel Waschungen und che mische Behandlungen durchzumachen g, habt, daß e al vollkommen desinsizirt gelten muh. Wohl aber konnte e je Arbeiterinnen gefährden, die zurft df eingeführt Haar, direkt vorn Schiffe weg, in di Hände bekommen, die e den ersten Waschungen zu unterziehen, nach Farbe, Stärke und sonstiger B schassevheit zu sortiren haben. Erft neuerding geht man in Pari damit??, alle imporlirte Menschenhaar gleich nach der Ausladung gründlich zu deSinfiziren. Wa nun dessen .Bkbeitung' anlangt, so wird e erst einem Bad unterworfen,, da den Zweck hat, di Haarsträhnen fein und schmiegsam zu machen. Chinesen haar ist ja dick und hart wie da v Pserdemähnen. E würde fich Übel au, nehmen al Ponvlocke auf der zarte Stirn der Pariserin. Ein zweite Bad hat die Farbe auszuziehen oder doch nigsten zu mildern. Chinesenhaar ist von einer so intensiven Schwärze, daß ti seltsam auf einem Zuropäerschädel nzu schauen wäre. Dann erst kommt e die verschiedenen Laugen und Beizen, mit denen daS eigentliche Färben beginnt, daA Färben vom matten Aschblond und lench tenden Goldroth bi zum glänzenden Rabenschwarz. Da ist eine so kompli zlrte chemische Behandlung, daß fl der gründlichsten Desinfektion gleichzuacht, ist. UeberdieS werden nur kleine Tva vet und Perrücken geringerer Sorte au Todtenhaaren verfertigt. Für ganze Flechten und bessere Perrücken sind diese zu spröde und brüchig, überhaupt wenig haltbar. Dazu muß man' schon t Haarmaterial verwenden, das man noch lebenden Personen abgeschnitten hat. Der Preisunterschied zwischen diesem und jenem ist allerdings auch ein enormer. Die asiatischen Haare kosten tn Pari nur fünf Franken das Kilo, die inlän dischen dagegen, die von lebenden Per, sonen stammen, müssen mit hundert Fra ken da Kilo bezahlt werden. Serffrent. Professor Schmeckele hat seine Woh nung gewechselt, und als ihn am andere Tag spät Abends der Weg au der Stammkneipe an seiner srüheren Woh nung vorübersührt, bemerkt er daselbst eine Leiter lehnen und Jemand' in seiner sruyeren Behsusung mit einem Licht han tiren. Um einen Irrthum zu verhindern klettert er pflichtschuldigst unter großer Anstrengung bi zu sein Wohnung an der Leiter hinauf und ruft zu dem, aller ding über die geräumte Wohnung ent täuschten Gauner hinein: .Ach, entschul digen Sie, mein Gutestcr, wenn ich viel leicht störe, aber ich wollte Sie nur auf. merksam machen, daß ich seit gefter Waiierskrage wx. 10 logt i" Sicheres Kennzeichen. Ltlg (zu ihrer die Kochschule besuchen den Freundin): .Du Mizi, verstehst Du schon recht viel in der Küche ; weißt D vielleicht gar schon, mann die MUch kocht?' ' Mizi (voll Stolz und entrüstet z gleich): .Aber natürlich, das riechd man ja!' Schlechte Unterhaltung. Schneider: .So, Ihr Freund ist krank l Da wird'S wohl keinen Zweck haben, wenn ich in dieser Woche mit der Rechnung zu ihm gehe?' Student: .Doch, besuchen Sie ihn, nur... dr arm Mensch hat furcht bare Langeweile!" Ein gewissenhafter Schulonee. Hauptmann (zu einem Rekruten, ixt trotz seine Alter on 21 Jahren schon verheirathet ist): Wie kommen Si ur bei Ihrem jugendlichen Al'er schon ,u einer besseren Hälfte?' Rekrut: .Der Herr Hauplmann er den entschuldigen, aber ich war meiner jetzigen Frau 10 Mark schuldig; die konnt' ich ihr nicht wiedergeben und da hab' ich sie halt geheirathet ' Lintheilung. Ella (zu ihrer Freundin): .. Anna, Ihr habt ja jetzt et Abonvkment. Wie gesällt Dir dnn im Thratn? Backfisch: .O sehrl Ich gehe in di klassischen Stöcke, Papa fleht, am likbsttn luftig Oprtte. und Mama geht in' Unpas. send!' Aufrichtig. Mutter: .Mit den kleinen Kinderr hat man doch ein rechte Kreuz ; . . wen fie nur erst ein wenig größer find, dann geht e schon leichter !' Besuch (ohnehin schon ergrimmt über das ungezogene Benehmen der Buben): .ja v.aven ai inecor, gnaoige Hrau dann kann man fie wenigstens alle Taee ein paar Mal gehörig durchhauenl' Fatale Situation. Student: ....Jetzt weiß ich auch. was eS heißt: ,Zwtsch?i zwei Feuer ae rathen'!' .Wieso?' Denke Dir nur, neulich sitzt im Wir'.hshau recht neben mir mein Schneider und Unk neben mir mei schufter !' Anspruchsvoll. Stammgast (der fich mit seinem Tisch, nachbar zertrazen hat): .Kellner, brin gen Sie mir inen anderen Gaßl