Isabel. NovcNe pcn Hklmann Heiderg, Dir Lokomotive brauste blitzschnell dahin, obschon e kein Eilzug war. Aber etne bereu, eingetretene Bereitung mußte eingeholt werden, und schon bei der nächsten Station, einem Villenort, war ein fahrplanmäßiger Zlusenlhilt von einer halben Minute. Hier stiegen zwei ihrer Erscheinung ach den bevorzugten Ständen angehä Ttnde junge Leute au dem goupee und nahmen lebhaft plaudernd den Weg recht am Bahnhof vorbei, nach einem etwa zwanzig Minuten entfernt liegen. htn Wäldchen. Diesem zur Seite lag er schloßartige, weiß schimmernde Ha, da sich um so reizvoller von sei er Umgebung abhob, al der Frühling eben gerade da erste Grün gezeitigt hatte, und eine da Auge durch ihre Farben entzündende Laubsulle Bäume und Gebüsche bedeckte. .Also die Tochter heißt?" hob, da begonnene Gespräch fortsetzend, der eine der beiden Fußgänger an. .Jsabel.' .Schön?' .Sogar sehr. So schön und eigen artig zugleich, daß ich, wenn ich nicht so glücklich verlobt wäre, diese Mädchen zu meiner Frau gemacht haben würde.' .Da heißt, wenn sie gewollt hätte, lieber Freund.' .atürlichl E ist sogar sehr wahr, schtinlich. daß ich einen Korb bekommen haben würde. Entweder hat man ihr schon im Leben sehr viele schöne Dinge gesagt und sie ist innerlich äußerlich tft davon kaum etwa zu spüren recht eitel, aber sie ist eben ander al andere. Ich glaube es! Bi jetzt bin ich noch nicht klug au ihr geworden.' .Und die Mutter?' .Die Mutter ist ebenfalls sehr schön. Viele geben ihr sogar den Vorzug. Sie fleht durchaus nicht wie eine Mama ant, nicht einmal wie eine kleine Mama'.' .Und hat noch den Wunsch zu ge. fallen?' .Sie würde keine Frau sein, wenn der wäret Aber sie ist e jedenfalls nur im besten Sinne, und überhaupt finde ich die Familie Fecito untadel, Eben war die Tafel aufgehoben. Herr Fecito. ein reicher Mann, der feit einer Reihe von Jahren von Südamerika ach era Norden übergesiedelt war und sich hier au irgend einer Laune neben der Großstadt angekauft, hatte sich nach dem Kaffee zurückgezogen, um ein wenig zu ruhen. Die Frau des Hause blieb plaudernd mit dem älteren Freunde, dem Assessor von Cmden, im hinteren Balkon zimmer sitzen, und Ernst, Baron von Jasper, der Reueingeführte, ebenfalls ein junger Jurist, stieg in Begleitung von Jsabel die Treppe in den Park hinab. Sie hatten sich bei Tisch etwa ge zwangen unterhalten. Jsabel gab sich so Jasper nahm t an wie man sie zu schätzen verstand, oder richtiger, wie sie angeregt ward. Mancher hätte dar auf geschworen, daß sie nicht lachen könne, ein anderer würd vielleicht ihre Laune nicht genng gerühmt haken. Jasper ver muthete, daß sich hinter diesem gesetzten Wesen och in anderes Naturell ver bergt, und suchte, während sie Seite an :ite vahtnschrüten, dem Gespräch eine leichtere Wendung zu geben. Aber wenigsten ihm gegenüber blieb Jsabel gemessen. Sie lächelte wohl, aber ohne eine ernste, mit stolzem Selbst gefühl vermischte Zurückhaltung aufzu, qeden, und alö Jasper ihr einmal eine Artigkeit sagte, zog sie den fein geschnil tenen Mund und bewegte den Kopf mit einer Miene, als od sie sagen wollte: Ich bitte, lassen Sie dergleichen.' Emden hatte Recht gehabt, Jsabel war eine bedeutende Schönheit. In der ei chen, schlanken Fülle ihre Körpers lag e wie knospender Drang nach Entfal tug, und die feingeschnittenen, klassisch vornehmen Züge gkmahnten an eine antike Kamee. Jasper brachte das Gespräch auf Em den, dann auf dessen Braut. .Sie kennen sie?' fragte Jsabel ficht lich angeregt. .Gewiß ein allerliebstes, lustiges Ding. Eine echt deutsche Erscheinung' .Klug?' .Richt eben sehr ' .Also ein gute Gänschen!' meinte Jsabel und ihr Mund verzog sich etwa? spöttisch. E war da erste Wort, da Jasper nicht gesiel. ES drückte sich Ueberhebung, aber auch Mißgunst darin au. Wenig sie wollte es ihm fo erscheinen, (r war enttäuscht und zugleich gedrängt, von ihr noch andere Urtheile über Menschen zu hören. Vielleicht war sie kalt und be saß noch andere versteckte, wenig an ziehende Eigenschaften. .WeShald nehmen Sie ich bitte um Berjtihung gleich das Schlechteste an? Ein junges Mädchen ein Gänschen zu nennen, ist da Ungünstigste, was von ihr sagen kann,' .Wirklich?' Jsabel sprach's verwun dert. .Aber ich beherrsche die deutsche Sprache nur unvollkommen und habe nicht immer den richtigen Maßstab. Be lehren Sie mich doch, bitte!' Also hatte sich Jasper doch wohl ge täuscht. Wie leicht gelangte man doch zu falschen Schlüssen. .Ja diesem Falle bitte ich Ihnen meine Worte ab,' sagte er, .zumal wirklich ein Fünkchen Wahrheit in Ihrer Beurlhei lung liegt. Aber wenn man Jemanden kennt und schätzt, mag man ihn nicht gern Verkleinert sehen. Man lrhnt sich un willkürlich dagegen auf ' ' .Ich verstehe Sie nicht!' entzegr,eie Jsabel kalt, indeß sie ihn ansah. i Ich meine,' fuhr Jasper halb t troffen, halb zum Widerstände gereizt fort, .ein ritterlich veranlagter Mensch tritt unwillkürlich für den Abwesende ein. Er möchte stet da Schwert für ihn erheben. In einem solchen Fall so 1 unS da Herz regieren, nicht der Kopf.' .Davon weiß ich nicht,' gab Jsabel abermals schroff zurück. Und in spötti schern Ton: .Sie sind wohl ein wenig sentimental, Herr Assessor?' Jasper war' al sei ihm ein Schlag versetzt worden. Wa Jsabel sagte, klang nicht nur unhöflich, sondern ver letzend. Weshalb? War' ihre Eigen art, oder hatte er sie durch seinen Frei muth herausgefordert? Jedenfalls wollte er sie noch einmal prüfen. Er warf höf lich, aber nicht ohne Betonung hin: .Ich scheine Sie verletzt zu haben. Aber ich nahm natürlich eine gleiche Auffassung bei Ihnen an. Ich kann mir nicht denken, daß eine vornehme Natur das Bestrebe verläßt, einen Abwefcn den, den man angreift, zu vertheidigen.' .So bin ich wahrscheinlich keine vor nehme Natur!' entgegnete Jsabel stolz, .doch wohl nur in Ihren Augen, denn Ihre Behauptung ist kein Bewei. Ich beschönige nicht, ich tadle, was zu tadeln, und lobe, wa zu loben ist. Ich glaube, da ist das Wesen wahrer Ge rechtigkeit. Und Wahiheit und Ge rechtigkeit sind meine Erachten daZ Höchste.' Jasper wollte etwa erwidern, aber er erinnerte sich rechtzeitig, daß er Gast dcS Hauses sei. und schwieg. Mit einem kurzen: .Ich beschetde mich, gnädige Fräulein,' und einer tiefen Berneigung gab er dem Gespräch eine andere Wen dung, da sich in der Folge ganz auf der Oberfläche bewegte. Das junge Mädchen blieb steif, gemessen, Ihre Ac tigkeit hatte etwa Gezwungenes. Ihm war äußerst unbehaglich, und als sie bald darauf den Rückweg antraten, beherrschte Jasper lediglich der Gedanke, möglichst bald Abschied zu nehmen. Er fühlte, daß er wenigsten heute nicht mehr den rechten Ton finden werde. Jsabel war ihm zu nüchtern klug, sie war unbiegsam und streitsüchtig! Als sie wieder in' Gartenzimmer tra ten, zog er bei der ersten schicklichen Ge legenheit Emden bei Seite und bat ihn, aufzubrechen. .Bitte, laß un gehen. Ich habe meine Gründe.' Ja den Zügen de Freundes erschien ein sehr enttäuschter Ausdruck. .Sie erwarten, daß wir den Abend bleiben und noch den Thee einnehmen. Ich habe auch bereit zugesagt. Wa soll ich nun vorschütze?' Einen Augenblick schwankte Jasper. Dann entschied er sich, zu bleiben. .Gut wenn Du meinst, daß es auffällig ist. so feie!' erklärte er. sich fügend, und wandte sich nunmehr an den Hausherrn und an Jsabel'ö schöne Mutter. Um Jsabel zu reizen, ließ Jasper in der Folge alle Mwen springen, die ihm zur Verfügung standen. Er spielte und sang beide verstand er meisterhaft las etwa auS Strachwitz' Gedichten vor, auf den zufällig die Rede kam und dessen Werke sich in dem Bücherschrank des Hausherrn fanden, und knüpfte daran Bemerkungen, die ein zutreffendes und geistvolles Urtheil bekundeten. Späiei e, zählte er von verschiedenen ReiseerlcS nissen in der anregenden und amüsanten Art, die ihm stets in der Gesellschaft ein Uebergcwicht verschaffte. Jsabel richtete während deS ganzen Abende kein Wort an Ihn. Sie lachte wiederholt herzlich, ja einige Male völlig bezwungen, ohne Aufhören. Er sah auch, daß er sie durch seinen Vortrag fort riß, aber keine Aeußerung der Anerken nung kam über ihre Lippe. Nur gegen Ende deö Abends wußt: sie sich nicht zu beherrschen. Sie sagte mit gehobener Stimme zu Emden, und eZ unterlag keinem Zweifel, daß ihre wirk lichen Empfindungen zum Vorschein ge langten, und daß, wenn schon der To: spöttelnd war, die Worte eine Abbitte enthielten: Fragen Sie doch ihren Freund, der Alle zu wissen und zu können scheint und ein so kluger Lehrmeister der Unge zogenen ist.' Mit höchstem Erstaunen crhzS Jasper daS Haupt und heftete den Blick fest und forschend auf JsabclS Antlitz. Aber sie. ihm nicht minder selbstbewußt begegnend, wandte mit einer unnachahmlich ftlze! Geberde den Kopf und that, aiS ob er nicht anwesend sei. Wenig später fand auf dem Flur der letzte Händeauötausch statt. .Auf baldiges Wiedersehen!' beton ten Herr und Frau Fecito mit warmer Freundlichkeit, und die letztere machte fo gar gleich Vorschläge zu einer neuen Be gegnung für die nächste Woche. Nun näherte sich Jasper Jsabel. .Ich empfehle mich Ihnen, gnädiges Fräulein' Er suchte mit liebenS- würdiger Unterordnung ihr Auqe. Dies mal enöthete sie gegen ihren Willen und ihre Hand venteib, daß sie innerlich etwas tief bewegte. Sie zitterte. ÄlS sie bereit im Vorgarten waren, siel Jafxer ein, daß er seinen Regenschirm vergessen hatte. Rasch eilte er, den eil, fertigen Diener vor sich, zurück. Durch daS Geräusch herbeigelockt, er schien in der geöffneten Wohnftubenthür die Gestalt Jsabels. In diesem Augen blick stand e bei Jafper wie durch eine plötzliche Erleuchtung fest, daß er diese stolze Kind nie mehr lassen könne. Er fühlte, daß er sie leidenschaftlich liebte. Alle Rücksicht auf Etiquette vergessend, nur seinem Gesühl folgend, warf er ihr unter nochmaliger AbschiedSocrbeuguiig einen langen werbenden Blick zu. Und sie erwiderte diesen Blick, aber auf eigene Art. Sie sah ihn für S; künden, ohne die Miene zu ändern, starr, wie verzaubert, mit leidenschaft- lichcr Hinzabe an. Und er sah die Augen, sah die ungestüm athmende Brust, und ein stürmischer Hoffnung? schauer ließ ihm da rascher kreisende Blut für einen Augenblick im Herzen stocken. Acht Tage später war Jasper zu einem Ball bei einer ihm befreundeten Familie eingeladen. Anfänglich hatte er ab sagen wollen, aber schließlich nahm er an, gerade weil er hoffte, mißmuthigen Gedanken, die ihn eben beherrschten, eine andere Richtung geben zu können. Ge gen neun Uhr betrat er die Gesellschaft räume, begrüßte die Gastgeber und mischte sich dann in'S unruhige Gesell schaftSgewühl. Zuletzt begab er sich in den lichldurchsunkelndea Tavzfaal. Die erste Erscheinung, die ihm in's Auge siel, war Jsabel Fecit. Sie be endete soeben einen Walzer, den sie mit einem jungen GeneralstabSossiier ge tanzt hatte, und ließ sich nuu auf ihren Platz zurückleiten. Dann blieb ihr Blick, wie er von einer Gruppe zur anderen schweifte, an Jasper hasten, und eine tiefe Röthe überzog ihr dunkles Gesich'. Er aber, von jenem Widerspruchs-Gesühl geleitet, wie e nervösen Menschen oft eigen ist, näherte sich ihr nicht. Er neigte nur au der Entfernung mit höflichlr Ehrerbietung den Kopf, verließ mit der Miene eine anderweitig Beschäftigten den Saal und begab sich in einen der an stoßenden Räume, in dem Karten gespielt wurde. Hier blieb er, sich neben einem jüngeren Bekannten niederlassend, äußer lich gemessen, aber Innerlich von wachsen der Unruhe erfüllt, bis kurz vor der Tischzeit sitzen, suchte nun erst Herrn und Frau Fecito auf, mit denen er ine Weile plauderte, und bot später der jün gcren Tochter des HauseS zum Souper den Arm. Al er sich nach Aufhebung der Tafel, früher al alle übrigen Geladenen zum Fortgehen rüstete, und nur noch eine kurze Weile plaudernd neben einer als Schön heit gefeierten jungen Dame, einer Kom tesse Brannell stehen blieb, machte ihm einer der aufwartenden Diener ein ver steckte Seichen und übergab ihm eine zu fammengefaltete Tischkarte. Auf Jasper' fragenden Blick ergänzte er: .Ich habe sie Ihnen von einer Dame zu überbrin gkn; ihren Namen kenne ich vichl.' In diesem Augenblick ward die Kom tesse abgerufen, tauschte noch einige luftige Worte mit Jasper auS, und schlüxfie dann in eines der Nebenzimmer. Schnell entfaltete Jusper die Karte und las: .Wie tief muß ich Sie jüngst verletzt haben, daß Sie mich heute fo kränken können! I. F.' Jasper fühlte, wie ihm ein Blutftrom zum Herzen fchrß Wie leidenschaftlich mußte sie geartet sein, da sie sich zu einem so dloßstelleaden Schritt entschloß ! Im nächsten Augenblick war er aus dem Zim mer um Jfbcl aufzusuchen. Er wußte nicht, waS er ihr sagen würde. Er wußte nur, daß jeder Augenblick Ver zug die unerträgliche Unruhe seiner Seele erhöhte. Äder er fand sie nicht mehr. . . . Fünf Minuten vorher hatte sie, wie er von einem Lohndiener erfuhr, in Begleitung ihrer Eltern das HauS verlassen. JasperS erster Gedanke uach dieser Eniläuschung war gewesen, FecitoS am kommenden Mittag den ohnehin etwas lang verschobenen Besuch zu machen, ob schon Frau Fecito ihm davon entbunden hatte. .Wir legen gar keinen Werth auf For malttäten, lieber Herr Assessor! Kommen Sie zu Tisch und bleiben Sie den Abend, oder eines von beiden, ganz nach Ihrem Gefallen. Immer sind Sie uns herzlich willkommen!' So und ähnlich hatte sie auf die entschuldigenden Wort gesprochen und hinzugefügt: eS passe am kommenden und am folgenden Tage. Er brauche sich vit anzumelden. Um fünf Uhr werde! gcspcist. Nach kurzem Besinnen entschloß sich Jasper, den kurz vor vier Uhr abgehenden Zug zu benutzen, und dreißig Minuten tpäker war er bereits vor der Thür d,r Lilla Fecito. Herr und Frau Fecito würden erst mi! dem nächsten Zug: aus der Stadt zurück kehren, aber das gnädige Fiäulein sei zu Hause, erklärt der Diener. Zugleich öffnete er daS Emxfangögemach und en! feinte sich, um feine junge Herrin zu be nachrichtigen. Bald darauf trat unter sichtlicher Ver, legenheit Jsabel in Zimmer und sagte, sich zu einer fieiiuülhigen Sprache zmin gend : .Sie werden denken, ich sei sehr eitel, weil ich fo lange zur Toilette gebrauche. Ich, war wirklich nicht im Stande, so vor Ihnen zu erscheinen. Verzeihen Sie die ungebührliche Verzögerung.' .Ich bitte. Ich selbst habe um Ent schulvigung nachzusuchen, gnädiges Fräu lein! Sie hätten mich abweisen sollen. Ich danke Ihnen verbindlichst, daß Sie es nicht gethan haben. Ich erkenne daraus, daß Sie mir nicht mehr Er sprach nicht aus, da ihre Mienen, ohnehin befangen, sich jetzt auffallend veränderte?!. Sie stand, den Körper leicht an einem vor dem Dioan stehend.'n kleinen Tisch gelehnt, schwer athmend da, und erhob nun langsam das gesenkte Auge. Und wieder hingen ihre Blicke an den seinen, wie das letzte Mal, macht IoS sich verlierend, wie verzaubert. Und er, durch diesen Blick verwirrt und gebannt, verlor völlig die Bestn nung. War es Liebe, wie er eS zu deu ten wagte? Er verstand sie nicht, aber er ertrug eS auch nicht, noch ferner so neben ihr herzugehen. So griff er denn nach ihrer Hand, als sei eS sein zweifelloses Anrecht, bat sie, durch eine sanfte Bewe gung sich niederzulassen und sagte weich : .Wollen Sie mich anhören, Fräulein Jsabel? Es ist etwa zwischen uns. das der Klärung bedarf. WaS mich bewegt, ist mir zweifelhaft, aber ich vermag ihr Wesen nicht a deuten. Alls darf ich? Sprechen Sie? Ich bitte Sie!'' .Aber sie schwieg. Sie faß da, kämpsend, mit einem Ausdruck, a!5 ob sie Alles wisse, wa er sagen wolle, ja, all ob sie schon jegliche gehört habe, und gerade dc gehört habe, wa sie nicht wollte. .Noch einmall Ich flehe Sie an! Geben Sie mir ein Wort!' diängie er stürmisch, Und wa Sie auch immer mir erwidern, es soll für mich Gesetz fein. Wünschen Sie e, so sehen mir unS r,ie wieder. Vorher aber lassen Sie mich sagen, wa ich für Sie empfinde, Jsabel! .... Wa ist Ihnen? Warum verstecken Sie Ihre Augen vor mir, hören Sie ' Er sank vor der Erbleichenden nieder und griff nach ihren Händen. Ec küßte sie heiß, zärtlich, und sie ließ e ge scheheo. Aber noch mehr! Sie faßte plöglich feinen Kopf, zog ihn, sich herab neigend, fest a sich, und ehe er so viel nur zu denken, viel weniger zu hoffen wagen konnte, hatte sie ihre Lippen aus seinen Mund gepreßt, und noch einmal, und noch einmal in stürmischer Leiden schaft. Dann aber sprang sie jählings empor, schritt tiefathmend, in sieber hafter Erregung und mit Mienen, als od er, den sie soeben in heißer Glulh umfangen hatte, gar nicht mehr anwesend sei, auf und ab und siel endlich, das Haupt auf die ausgestreckten Arme fen kend wie eine Zerschmetterte in den Sessel nieder. In demselben Moment machte sich i dem Vorzimmer ein Geräusch bemerkbar. De Dieners S imme war vernehmbar, und gleich daraus die von Frau Fecito selbst. Da schoß Jsabel ans, und ehe Jasper noch einen Entschluß zu fassen vermochte, hatte sie das Baikonztmmer erreicht und mt in'S Freie geeilt. Und er ihr nach in fiebernder Hast. Ader al er die Treppe hinabstürmte, war sie schon seinen Blicken entschwunden, und um selbst die nöthige Sammlung zu gewinnen, betrat er einen durch BoSketS bedeckten Seiten gang. Was zu thun sei, würde sich sin den. So, in diesem Zustande war's un möglich, der Frau des HauseS entgegen zutreten. Drei Wochen waren vergangen. Jeden Tag hatten Jasper und Jsabel nach die sevi schrankenlosen i'Usituch ihrer bis dahin zurückgedrängten Empfindungen, Briefe zärtlichsten und leidenschaftlichsten Inhalts gewechselt, und ohne sich aus Jsabel'S Bitten ihren und feinen El tern noch anzuvertrauen, auch durch einige versteckte Zusammenkünfte sich ihrem Glückstaumel hingegeben. Jasper befand sich wie in einem Rausche, und jeden Tag hoffte er, daß sein schier unfaßbares Glück die Erklärung Jsabel'S krönen werde, daß nunmehr alleS so weit vo:6e reitet sei, um ihm seine Werbung vor ihren Eltern zu ermöglichen. Unter solcher glückseliger Hoffnung öffnete er eine Morgen ein Schreiben, das abermals Jsabel'S wohlbekannte klare Handschrift trug. ES lautete: .....Mein zärtlich, über AlleS ge liebter Minn! Nun ist doch alle so trau rig geworden, daß jahrelange Weinen, wäre der Schmerz eine Flamme, diesen Schmerz nicht löschen könnte. Jcde Hoffnung ist dahin. Wir können uns niemals angehöien. Gestern ist etwa! geschehen, daß alle unsere Wünsche xtU tungSlo versinken lassen. Auch du, mein Lieb, mußt aus Liebe zu mir welch' ein widersinnig klingendes Wort! verzichten! Und nun vernimm. Und während du mir zuhörst, drücke mich in Gedanken fest en dein Herz, sonst muß ich noch vor Schmerz und Qual er ftickcn .... .Vor zweieinhalb Jahren war ich noch ein halbe Kind, verlobte ich mich ver zeih, daß mein bangendes Herz da Ge stSndniß nicht über die Lippen brachte in Paris mit dem Sohn eines früheren Kompagnons meine Vaters. Meine Eltern sprachen mir z, weil der junge Mann von hochgeachteiem Hause war, ein braveö Herz befaß und einen selbst für größere Auffassungen ungewöhnlich bedeutenden und zugleich gesicherten Besitz sein eigen nennt. .Schon nach wenigen Monaten mein Bräutigam ging wieder hinüber, weil er sich noch ausbilden wollte und zum Hciraihkn zu jung war, während ich mit meinen Eltern die Welt durchreifte fühlte ich, daß ich ihn nicht liebte. Der Vergleich mit anderen Männern hatte mich gelehrt, wie gering seine GeifteSga ben seien, und nur indem ich mich ganz deS Nachdenken entschlug, schon um mci nen Ellern durch Rücknahme meiner Zu sage keine Enttäuschung zu bereiten, ver mochte ich der Qual und Unruhe Herr zu werden, die mich bei dem Gedanken er griff, dermaleinst seine Frau werden zu sollen. .Sonst milde und versöhnlicher Natur, machte mich mein vernichtetes Dasein oft schroff und absprechend. Du windest, mein theurer Freund, ebenfalls davon betroffen. Ich war dir schon gut b:t unserer ersten Begegnung, oder da ich dich doch niemals besitzen zu können glaubte, wußte ich nur durch Schroffheit und Widerspruch mein zuckendes Herz zu besänftigen. DaS sage ich dir zur Er klärung meines anfänglichen Verhalten?. Nicht Mangel en Zuneigung war es, waS mein Wesen bestimmte, sondern ach! daS Gegentheil: ein Ausfluß metner Zu neigung. Wie wnig ich über ihr stand, wie rafch sie sich in Liebe verwandelt hatte, sahest du am ersten Tage beim Ab schied, davon enthieltest du bei deinem Besuch einen leidenschaftlichen Beweis , . Aber nicht wahr, du denkst deshalb nicht weniger gut von mir? Glaube mir, daß mein Mund niemals vorher die Lix pen eine Mannes berührt hat. Meinen Verlobten habe ich noch niemals geküßt. Ich weigerte mich d.,mal m meiner sind liehen Hülflosigkeit. Äfctr uua konine ich ictich zum Schluß. Eben im Begriff, mich meinen Eltern zu entdecken, zu eikläien. daß ich unter keinen Umständen jene Mannes grau werden könne, vielmehr Dich mit ganzer Leidenschaft liebe, erreicht meinen Laier die Nachricht, daß er durch Neben Spekulationen scine jetzigen Partner Alle verloren hat, dj wir fo gut wie Bettler geworden sind. Wir verlassen bereit morgen Europa, da e meine Vater einzige Hoffnung ist, daß mein Verlobter, der mich ncch immer mit lcicher Stärke liebt, die Firma durch Opferung eine Theil seine Vermögen retten wird. Habe ich noch etwa hin. zuzufügen? Ja, zweierlei! Da e,ne: ich bete zu dem barmherzigen Schöpser täglich inbrünstig, daß er mir die große Sünde verzeihen möge, Dich so namew log zu lieben, aber bete jetzt auch für die Schuld, Dir diese furchtbare E.it täuschung bereitet zu haben. Da andere ist: ich werde Dich, mein Freund, lieben bis an mein Ende, immer, immer!' .Nicht wahr. Du meinst, da sei ein Widerspruch! Und doch nicht. Jene Buße, jene Flehen zu Gott, mir zu verzeihen, daß ich. obschon ich mein Wort verpfändete, Dich liebe, diklirt mir mein künstlich erzogenes Herz, aber da unverfälschte, unbeeinflußte, natürliche redet eine andere Sprache, daS Herz, das sich nur einmal äußern kann, und das Dich, mein heißgeliebter Maaa. er wählt hat! Und nun leb' und laß' e Dir sagen: .Wenn Du meinst. Da könntest so viel Qual nicht vertragen, fo denke zum Trost, daß ich weit mehr leide, als Du. Ich ginge ja wie gerne ! für unser Liebe in den Tod, wenn ich nicht meiner armen Eltern gedachte! Um ihretwillen muß ich weiter leben, ob auch meine Seele in Thränen erstickt. .So, und nun drücke Dein Lieb schnell noch einmal an Dich und fühle den heißen Kuß meiner brennenden Lippen! Leb' wohl auf immer! Jsabel.' Als er in fliegender Hast zu Ende ge lesen, saß Jasper wie gelähmt. So uu geheuer war die Enttäuschung, daß über hauxt nur di Qual, nicht aber klar Gedanken Raum in seiner Seele hitte. Und als endlich diese wieder sich ein stellten, al sie sich richteten auf da, wa er thun solle, ob" verzichten müsse oder ob eS wohl ein Mittel gäbe, diesen köstlich Schatz zu gewinnen, da sank doch AlleS wieder zusammen vor der Er wägung, daß er, wenn er auf feine Wün fchc bestehe, die Existenz und da Glück einer ganzen Familie vernichte. Und noch Anderes erschwerte einen Einwand gegen Jsabel'S Entschlüsse. Welchen Eindruck mußte eS hervorrufen, wenn sie gerade in diesem Augenblick ihre Eltern erklärte, daß sie ein heim licheS LtebeSband mit ihm verbinde? All: seelischen Schmerzen, die mit Liebesent täuschungen verbunden sind, folterten den Mann, und erst als der Gedanke, Jla bel jedenfalls noch einmal zu sprechen, sich zu einem festen Willen gestaltete, ge wann er einigermaßen die Ruhe seines Innern zurück. Ohn auf di abrathende Stmme in seinem Innern zu hören, verließ er di Wohnung, bkgab sich zur Stakion und fuhr mit dem bald darauf abgehenden Zuge nach W. Während er unterwegs war, kam ihm die Erinnerung an damals und heute. Einer flüchtigen Laune fol gend, hatte er sich damals dem Freunde angeschlossen, der ihn in dem gastfreien Hause halte einführe wollen. Und wie war'S jetzt? Er war heim lich verlobt mit einem Mädchen, daS schon einen Bräutigam befaß, Sie hatte ihm Zusammenkünfte gewahrt, ohne ihm von ihren Beziehungen zu jenem Andei en Mittheilung zu machen. Pflichtgefühl und Scham hatten in ihr gekämpft, ihm und ihren Eltern sich zu eröffnen. Und ei nun der Tag gekommen war, an dem er fein Glück greifen sollte, war'S nun doch weniger als ein Schemen! WaS konnte er ihr sagen? Daß er sie bitte, trotzdem auszuharren. U;:d was würde sie ihm antworten? Dasselbe, wa sie ihm geschrieben hatte, daß ihr Herz ihm bleib, ihr Leib aber einem Anderen angehören müsse. Konnte aber aus einer doppelten Sünde etwas Gute und Gerechtes entstehen? Nimmermehr I So wollte r vor die Eltern Jsabel'S hintrkten und rklärn, daß r Einwand erheb gegen die Uaehre und Lüge. Und wenn er aus sie einsprach, wenn er ihnen schilderte, welche Verantwortung sie aus ihr Seele lüden, würden sie st nicht verkaufen an einen ungeliebten Mann? . War'S njcht ein elender Schacher? Si soll! sich hingeben, damit ineö Geschäftshauses Aasehen gerettet werde? War sie ein fühl und willenloses Ding, über das man verfüzte? Und sie, Jsabel, er wußt eS, auch sie wücde sich roctgun, duS Tauschobjekt zu sein, wenn er mit ihr sprach, wenn er ihr vorstelle, m.'lch' ein Unrecht sie beging g'gen ihn und sich. Dies Gedanken beschäftigten ihn un ausgesetzt, wählend er nach dem Ver lassen d:Z KoupeeS eilig dahinschritt, und so tief war er in fein Sinnen ver funken, daß r plötzlich vor dem Gitter der Villa stand, ohne eS bemerkt zu haben. Freilich zögerte er nun. Ein solches Heer von abrathenden Stimmen erhob sich in ihm, daß er wenigstens erst wie der Ruhe gewinnen muhte. So nahm er denn den Weg an dem Hause vorbei und schaute von einem versteckten Platze aus herüber, ohne jemanden zu feh:n. Er empfing den Eindruck, als ob der Jammer im Inneren sich auf di: äußere Physiognomie nicht übertragen habe, und schritt bis an's Ende der jetzt um dies Morgenieit mnschclkeren Villen Kolonie. grlich änderte sich du? il3, a'.i er einen kleinen Ianr.er.jfq du chm,sskn , an (inen stillen, waiduaikiZiizen Weiher a, l'ncte. Hier fand er da! Herz wollte ihm still stehen Jsabel allein auf einer der Bänke sitze, und al sie ihn erblickte, flog sie ihm mit einem stürmt, chen Freu denfchrei an den Hals, umschlang ihn mit leidenschaftlicher ZZrtlichk.lt und blieb so liegen an seiner Brust i stum mer Ergriffenheit. .Hier lie!' kam e endlich von ihre Lippe, nachdem sie sich von ihm gelöst und einen Brief herausgezogen hatte. .Eben, nachdem ich Dir gsschiiedm, sandte mir da der Himmel, Und Dich auszusuchen, Dir es zu verkünden, war mein einziger Gedan?. Zunächst eilte ich hierher, um Sammlung zu gewinnen. So unfaßbar war der Gegensatz zwischen dem Gestern und Heute, daß ich erst meiner Seele die Ruhe zurückgeben mußte. Mein Bräutigam bietet mix weil er meine spärlichen Briefe und den liebeleeren Ton richtig gedeutet hat edelrnüthig die Rückgabe meiner Freiheit an. Allerdings,' schloß Jsabel. ließ das Haupt sinken und starrte nun wieder angstvoll vor sich hin, .machte ich noch meinen Eltern keine Mittheilung, St packe ahnungilol, um am Nachmillaz abzureisen.' .Und wie merdin sie, meinst Du, ent scheiden?' .Ach, Du mein geliebter Fielrid, da ist'S ja eben, wag mir daS Herz ab drückt ' .Und waS hast Du beschlossen, wen,, sie sich weigern?' zitier!::! die Worte auS feinem Munde. Jfabel antwortete nicht. Ein Blick, in dem LiebeSqual und Verzweiflung wie im Irrsinn sich begegneten, traf den Ge liebten. .Komm,' entschied Jasper entschlossen und rgriff ihr Hand. .Wir wollen zu sammen zu ihnen gehen, ihnen sagen, wie die Dinge stehen. WaS wird, steht bei Gott. Ein neuer Himmel oder zurück in den Abgrund!' Sie nickte mit thränenfeuchtem Auge und schmiegt sich morllo an ihn. Fast drei Wochen waren verstrichen. Durch den nebligen Tag schritt in Mann, Jasper, schon seit Stunden. Im Hause hatte eö ihn nicht gehalten. Zu eng wa, ren die Wände für den Druck furchtbarer Erwartung, der auf seiner Seele lastet. Heute war der Tag. Eine Depesche sollte die Entscheidung bringen. In der an jenem Morgen ftattgefunde ncn Unterredung hatte Jasper sein Wort verpfändet, sich wicderftandlos in daS z fügen, wa da Ergebniß sein werde nach der Begegnung mit Jsabel'S Ver lobten. Er hatte eS gegeben, weil er sah, wie Jsabel um ihrer Eltern willen litt, weil er Mitleid hatte mit dem duich den Sturz seines HauseS wie gebrochenen Mann. Sie wollte, hatte sie e, klärt, vor ihren Verlobten niederstürzen und tyn Villen, tc nicht nur frei zu geben, sonder auch ihrem Vater zur Seite zu stehen. Den Gott in seiner Brust wollt )t anrufen mit allen Worten und l'au ten, die dem Verzweifelten zu Gebote stehen. Wiederholt schaute er nach der Uhr. So ungeheuer war sein Errkgung, daß r das Klopfen seines Herzens nicht zu dämmen vermochte, daß er zu ciftick fürchtete, wenn nicht bald feine Entfchei dung die qualvoll Spannung löste. Endlich wandte er sich wieder der Stadt zu, schritt durch die Straße bis an feine Wohnung, betrat sein Gemach, forschte mit haftigem Blick hinüber zu eine:n Schreibtisch, sah ine Depesche und stand im Augenblicke wie gelähmt. Erst mußt das allzusehr gemarterte Herz wied,r Kraft, erst mußte die von Zweifeln zerrissene Seele neue Wider standöfZhigkeit gewinnen.... dann aber ein kurzer Griff, ein Ruck und ein Blick. Und dann ein Freudentaumel und ein Glücksschrei, wie r sich nicht oft der Brust des Menschen umringt. . . . .Ich küsse Dich tausendmal. Mein Laier gerettet, und ich Dein für im mer! ' Jsabel.' inen GeschästSbries mit einer Fülle unfreiwilligen HumorL sandte kürzlich ein biederer oftpreußischer Viehzüchter an einen Könizsoerger gleis schermeister. DaS Schreiben lautet mit Beibehaltung aller ortdographischen und stylistischen Lizensen wörtlich folgender maßen: .Da Sie lieber Freund ein Schlechter sind, fo habe ich mich einen Ochsen für Sie angekauft, auf den wir woll handeln. Da ich nicht interessant bin u. Sie so feines Gefühl haben, daß er so gut bei Leibe ist gesund wie meine übrige Familie die bestens grüßen läßt. Unter 70 Thaler kann ich mich aber von dem Vieh nicht trennen und sollen Sie für den Preis auf Michaeli noch zwei Ochsen in einem Bliese erhallen. Es glebt zwar noch andere Ochlen genug, die wohlfeiler sind aber die sind keinen Schuß Pulser werth. Kürzlich flnd auch Kälber fertig geworden. Meine fetten Hammel sind die Jahr etwas mager, weil e in die greße Trockenheit nicht ge regnet hit. Noch bitte ich, ob ich in der Wurstzeit nicht eine Parlhie von ihren Gedärmen bekommen kau, denn ich gebe mich hier nicht mehr mit Schweinen ab. Schreiben Sie mir nur, ob die Ochsen noch früher kommen sollen als Michaeli kommt, denn mache ich mich mit Ihnen auf den Weg, fönst bleiben Sie so lang bei mir auf ein ehrliches Gewissen in Fülterung, denn was ich nur so im Kl'pse h '.be, sind an die zehn F x'Dn Ha'oerstroh und ich habe mich ach andirs tl'.chiig Dreschen lassen. Bis auf weitere Ver antworlung verbleibe ich bis auf meive Ochsen der Ihrige.'