Das Abstandsgeld. B,n VI. chmarr. Herr Wlppchen war Junggeselle und in dem Alter, wo fciti cfinoTuie 5xitS der Menschheit am a'Jme;pef laberen zu sein pflegt, End der Fünfziger. Seit inunbiwanjig Jahren ohnte k, im selben Hause und m der nlmllchen Wohnung det Frau Lämmchen. Diese war eine noch recht hübsch, munter Frau, namentlich wenn man be denkt, daß ftc den lieben, oft im Munde geführten Seligen schon seit zehn Jahren betrauerte, und eine kleine, aus Gut mülhizkeit deutende Behäbigkeit kleide! sie ganz vortrefflich. Herr Wlppchen dagegen war lang und hager, mit einem kleinen Stich in Cho lerische, mal da Temperament anlangt. Der Choleriker trat indessen meist nur in zwei Fällen zu Tagt: Wenn ihn Jemand nicht ausreden lieh oder ihm im Karten spiel mehrere Partien auf einmal adge wann. Beide konnte Herr Wippchcn in ten Tod nicht leiden. Trotz oder vielleicht eben wegen der Verschiedenheit ihre, Wesen hatte flch im Lause der Jahre zwischen ihm und seiner HauSwirihi ein sreundschaftliche Ver HZltniß entwickelt. Herr Wippchen er schien alle Abende, an denen ihn keine Ska!part!e in seinem Stammlokal ses' selte. bei Frau Lämmchen zu einer Partie Sechsundsechzig. Machte sich dabei hin und wieder da ermähnte Temperament geltend, wenn Herr Wippchen z. B. Ärgerlich behaup' tete, e sei kaum möglich, so oft Zwanzig anzusagen, wie seine Partmrin, so wie ihm diese alle Mal mit der größten Lie. benZwiirligkeit da betreffende Pärchen hin und sagt : .Sehen Sie, da, ich habe wirklich wieder ein Ehepaar!' ,Na ja,' brummte dann Herr Wippchen, .die Weiber können auch beim Kartenspiel da tzhestiften nicht lassen!' Ja, Frau Lämmchen kam mit dem langjährigen Miether recht gut zurecht, denn sie hieß nicht nur, sondern war auch in Wirklich-, keit ein sanfte Lämmchen; nur nicht zu einer Zeit de Jahre. Das war der Termin, an dem die lieben Miether außer mit der Miethe auch mit ihren Ertlarun gen. ob sie bleiben oder ausziehen woll ten, bei ihr anruckten. Die Ersteren pflegten, namentlich seit die Miethpreise etwa gesunken waren, dann alle Mal mit so schier unverschämten Forderungen an sie heranzutreten, daß Frau Lämmchen e sllr geboten fand, die ganze Strenge der HauZwirthtn aeaen sie herausmkeh ren. Wie machte da die kleine Fru Lämmchen? Sie setzte zunächst eine große Brille von Fensterglas auf ihre kleine StupLnase und zwang mit krampfhafter Anstrengung ein paar winzige Fältchen auf ihre son t so glatte tun. Al o aus gerästet erwartete sie stet am ersten Juli die rebellischen Miether, und kam ihr dann einer mit Ablassen von gleich zman iia Thalern oder wollte der andere sämmtliche Stuben tapetirt und die Fuß böden dazu gestrichen haben, dann ward da Lämmchen zum reißenden Tiger und schlug mit den unvernünftigen Miethern die heißesten Schlachten, bis ein der Wirthin genehmer Frieden geschloffen werden konnte. Nur ihren alten Freund, langjährigen Insassen, empfing Frau Lämmchen auch an dem gefürchteten Termin stet mit gleicher Milde; von ihm hatte sie ja ketzerische Gedanken wie .Kündigung' oder .nöthige Reparaturen' nie zu be fürchten. Wieder einmal ar der dreißigste Juni gekommen. Herr Wippchen stellte flch al sehr pünktlicher Mann wie immer so auch diesmal schon am letzten des Mo- natS zur MielhSzahlung ein. Freund l'ch ernpstna ihn die HauSwirthin und nöthigte ihn auf den Lehnftuhl de Sell gen, welche Ehre von allen Miethern nur ihm allem widerfuhr. err Wlppazen zahlte unk der ge wöhnlichen, feierlichen Miene bei diesem Akt seine Voldsilchie hin und begann bann: .Merne Hebe grau Lammchen, ich zteye aus " .Wabl' rief diese, wie von einer Na! ter gestochen auffahrend. .Sie wollen ausziehen?! Ja, wohnen Sie denn nicht seit einundzwanzig Jahren brquern, (djör. uno an;:nnoig ver mir? .Aber beste Frau, Sie lassen mich ja qar nicht ausreden!" versetzte SStxx Wippchen in vorsulfSoollem Ton. .Was übrigen da B.queme anbelangt, da ver gessen ste nur vte zwei Treppen nicht, die ich zu steigen habe. Denken Sie nur, wie viele Treppen ich in den einund. zwanzig Jahren schon bei Ihnen habe neigen muiseni öu trauen, glaubeich, big in den Himmel gereicht I Ist das bequem?' .Ja, einen Fahrstuhl kann ich Ihnen sreiiiq niqi anregen lauen!" enlgegnete grau rammazen etwas empfindlich. .Dazu reichen die Mittel einer armen Wittwe nicht.' .Verlangt auch Keiner! Aber aus reden könne Sie mich lassen, da kann ich wohl verlangen!' sagte Herr Wipp- coen piki in vkiienoem nonc. .Neh men Sie wir' nicht Übel, aber da ist ine schlechte Gewohnheit von Ihnen, den reuten tmmer tn'S Wort zu fallen Also, ich mollte sagen: Ich ziehe aus .Da habe ich nicht um sie verdient! schaltete Frau Lämmchen mit einem trauervollen Blick gen Himmel ein. .Gut, daß da mein armer Seliger nicht mehr erlebt!' .Ob die Fru einen aber wohl auS reden läßt!' rief Herr Wippchen jetzt sehr ärgerlich. Haben Sie doch endlich die Güle! Ziehe also au .Ich sage kein Wort mehr, daß sie bleiben sollen, reden Sie so viel Sie wollen vom AuZziehen,' klärte die ge kränkte HauSwirthin. .Ausreden, aukreken lassen!' schrie Hirr Wippchen erbrüt. .Z'ehe au .Haut, na ja, und zu Michaeli oer muihlich, da übrige kann ich mir schon dazu denken,' Irj'.j Frau Lämmchen, die Unverbesserliche. .Und,' fuhr sie mit erstaunlicher Zungenzellkfizkeit fort, .ich sage wie mein Seliger auch gesagt haben würde: Wenn Sie da! nach einundzman igjährlger Freundschaft über' Herz bringen können, dann nur zu I' .Werden Sie mich jetzt endlich mit Ihrem Seligen, diese Waschlappen, un geschoren lassen l schrie Herr Wippchen. .Ziehe, ziehe au Ihrem au Ihrem Ihrem Ihrem ja, wa wollte ich denn gleich sagen Ihrem Haus au, wenn sie mich nicht ausreden lassen !' platzte er endlich ganz fuchswild heraus. .Nein, da wollte ich eigentlich nicht fegen, aber die Frau kann einen ja ganz verrückt machen mit ihrem ewigen Da zmischenfahren I Run gut, ja ich werde wiederkommen, wenn Sie in der Stim mung sind, mich ohne Zwischenbemerkun, gen anzuhören und ausreden zu lassen!' Und damit ergriff Herr Wippchen den Hut und rannte ie besessen davon. grau Lämmchen aber stemmte die runden Arme in die Seiten und sagte, ihrem ra biaten Freund und Miether verwundert und ärgerlich zugleich nachschauend: .Nun s,h' einmal einer! Will mir der in meinem eigenen Hause gar den Mund verbieten! Und einer, der vom Ausziehen spricht! DaS hätte mein Seliger hören sollen! Na warte l' E blieb unklar, ob der Selige oder der noch nicht Selige auf etwas warten solle. Herr Wippchen kam erst am zweitsol genben Tage wieder, um seiner Wirthin anzuvertraum, was er ihr eigentlich hatte sagen wollen. Aber er konnte gar nicht dazu kommen, da Wort zu ergreifen, denn Frau Lämmchen rief ihm gleich bei seinem Eintritt triumxhirend entgegen: .Sehen Sie, Herr Wippchen. Sie hatten kaum gekündigt, wag Übrigens sehr un recht von Ihnen war, das hätte mein Seliger auch gemeint, so habe ich die Wohnung schon wieder vermiethet ! Oh, man reißt sich um meine Wohnungen, denn bei Frau Lämmchen, da weiß die ganze Stadt, wohnt man gut und kom sortabel !' Herr Wippchen sah Frau Lämmchen zu erst sprachlos an. .Was!' rief er dann. .Sie haben sich unterstanden, meine W oh nung zu vermiethen? Meine Wohnung, die ich schon einundzwanzig Jahre habe! Habe ich denn gesagt, daß ich ausziehen will?' .Er muß altersschwach werden, das Gedächtniß läßt nach!' murmelte die HauSwirthin mitleidig. .Ja, gewiß,' sagte sie dann laut, drei oder vier Mal sogar!' .Aber !' rief Herr Wippchen. .Und an einen sehr netten, jurigen Herrn, so Ende der Vierziger habe ich sie vermiethet,' fuhr die Redselige fort. ,Oh, der wohnt bei mir gewiß eben so lange, wo nicht länger a'S Sie. ' .Da hört aber doch verschiedenes auf! Tausend, aollen Sie mich jetzt endlich .einmal ausreden lassen!' schrie Herr Wippchen im höchsten Grade entrüstet und, alle Höflichkett vergessend, auf den Tisch schlagend, daß es nur so kracht. .Ich habe nicht gekündigt, verstehen, Sie? Und ich ziehe nicht aus, verstehen Sie? Ich habe ja nur sagen moller: Ich ziehe aus Ihrem freundlichen Benehmen den wohl nicht unrichtigen Schluß, daß es Ihnen anginehm uno recht ist, wenn ich unter den alten Bedingungen wieder bei Ihnen wohnen bleibe!,! Er hatte diesmal ausreden können, denn Frau Lämmchen war über den Schlag auf den Tisch eben so verblüfft als über ihre Uedereilung mit dem Vermiethen. Zum ersten Mal in ihrem Leben sah sie ein, daß eS doch besser ist, die Leute ausreden zu lassen. .Ja, aber was soll ich denn nun mit dem netten, jungen Herrn machen?' fragte sie kleinlaut. .Ach waS, nett oder nicht nett,' ent Segnete Herr Wippchen sich in seinem Recht fühlend, gereizt. .Mit solchem jmaen Menschen wird man nicht viel Umstände machen! Er muß AbstandS' geld nehmen l" .Wer soll denn daS hüiitc Frau Lämmchen. ater zahlen?" .Unter dreißig Mark tvd et 3 nicht lyun." .DaS werden Sie zahlen,' Herr Wippchen peremptorisch. entschied .Ich denke nicht daran!' rief Frau Lämmchen. .Ich euch ich!! Adieu!' sagte Herr Wippchen und verschwand. Am dritten Tage stellte er sich bei sei aer Wirthin ein. .Frau Lämmchen,' sagte er, .ich habe mir die Sache reiflich überlegt und werde Ihnen einen anneymdaren Borschlag machen, wie sie beizulegen ist. Sie müssen als vernünftig Frau doch ein sehen, daß sie eigentlich an der verzwick ten Sachlage schuld sind, weil Sie mich nicht ausreden " .Nein, das sehe ich gar nicht ein,' fuhr die Keine Frau lebhaft dazwischen, .wie könnte ich auch vermuthen, daß ein verständiger Mann wie Sie, statt einfach zu sagen: .Ich dletve wtederl' diese Erklärung mit einem so gedrechselten, geschnörkelten Satz anfangen würde, der daS gerade Gegentheil zu besagen scheint!' Eben so gut könnte man nach Ihrer Methode einen HeirathSantrag mit den Worten anfangen: .Geliebtes Wesen. Sie sind mir unausstehlich!' Da würde das gelied,e Wesen wohl gleich seggelaus fenfeivl' ,Hm, hm, aber beste grau,' Sie ließen mich übrigens schon wieder nicht ausreden das Abstandsgeld muß doch aufgebracht werden,' versetzte Herr Wippchen. .Nun denke ich, machen wir eS so: Si lasse mir die Wohnung die. se Jahr um zehn Thaler billiger, und ich zahle dafür da Abstandsgeld.' . Da kann ich nicht, daS kann ich un mkzlich!' betheuerte Frau Lämmchen und schwenkte sich mit einem raschen Griffe die bewußte Brille auf die Nase. .Meinem leidlichen Bruder kann ich die Wohnung nicht billigerlassen, das würde mein Seliger auch sagen!' Und dabei blieb die eigensinnige kleine Frau, obgleich Herr Wippchen. empört über die neuerlich: Citation de unau, ftehlichen Seligen, heftig behauptete, der hab hier gar nicht drein zu reden, und r würd sich da schö von ihm verbit tn, seine Nase hier hinein zu flecken!' Der harmlose Selige, al ob er an so etwa überhaupt dächte! Man ließ ihm auch gar keine Ruhe in feinem Grabe. .Nun gut, Frau Lämmch'n,' sagte endlich Herr Wippchen ganz entrüstet, da gir keine Verständigung zu erzielen war, .so lassen Sie nur Ihren neuen Miether zu Michaeli einziehen! Er wird aber Polizeileute bei mir voi sinken, be reit, ihn auS meiner Wohnung hereuSzu werfen, wenn er sich nur untersteht, einen Fuß hineinzusehen! Ich habe richt ge kündigt, und damit Basta!!' Frau Lämmchen weinte, und Herr Wlppchen hatte trotz dieser forschen Er klärung eine schlaflose Nacht. Am nächsten Tage begab er sich wieder zu seiner Wirthin. Er trat diesmal mit einer Feierlichkeit bei ihr ein, die sie bis her noch nicht an ihm gekannt hatte. .Frau Lämmchen,' sagte er, .guter Rath kommt oft über Nacht. Sie sagten ja wohl gestern, daß Sie die Wohnung Ihrem leiblichen Bruder nicht ander lassen könnten? Wie aber würden Sie dieselbe Ihrem Manne lassen?' Frau Lämmchen war zum ersten Mal in ihrem Leben sprachlos. .Das wird, habe ich mir überlegt,' fuhr Herr Wippchen fort, .wenn wir beide da Abstandsgeld durchaus nicht zahlen wollen, der einzige Weg sein, die fatale Sache in Ordnung zu bringen. Wenn wir unZ heirathen, habe ich' auch künftig bei meiner Partie Sechsundsech zig bequemer, brauche nicht immer Abends zwei Treppen hinauf und herun ter zu steigen. Na. und noch eins; Sie sind eine gute Frau, dag hab' ich schon immer gemerkt, weil Sie Ihren Seligen so in Ehren halten. Wenn ich einmal Ihr zweiter Seliger fein werde, dann werden Sie' er lachte so'n bischen hinterlistig .ja wohl gleich einen Hei ligen aus mir im Himmel machen! Na. wollen Sie also? Frau Lämmchen hatte sich inzwischen gefaßt. Sie wollte! .Ihr Antrag ehrt mich sehr,' sagte sie knirend, lächelnd und errölhend, wobei sie ordentlich aller, liebst aussah hm, der Selige hat doch einen guten Geschmack gehabt .und ich nehme ihn mit Freuden an. Oh, wenn daS mein Seliger doch noch erlebt hätte!' schluchzte sie daraus, sich die Au. gen wischend. .Aber eins noch mache ich mir aus,' nahm der vorsichtige Freier das Wort. Wenn sie erst meine Frau sind, Frau Lämmchen Lutschen wollte ich sagen dürfen Sie mir nicht mehr in'S Wort fallen, und zweitens: Meine Wohnung wünschte ich beizubehalten, denn ich habe mich schon zu sehr an sie gewöhnt.' .Und an mich!' lächelte die Braut etwas kokett. .Ja, auch an Sie,' gab Herr Wipp, chen zu, .und unsere Partie SechSund sechzig. Vielleicht auch an den Seligen!' setzte er mit gutmüthigem Spott hinzu. Also wir machen, wenn'S Ihnen so recht ist, zu Michaeli Hochzeit, und Sie ziehen aus. nicht ich!' Das Spaßbafteste bei der ganzen (St schichte war, daß flch das Abstandsgeld schließlich als ganz überflüssig erwies. Der bewußte .junge' Miether von vier zig Jahren und darüber war inzwischen auch auf die Idee gekomntcn flch zu ver heirathen. Er kam nach vierzehn Tagen zu Frau Lämmchen und bat, ihn doch seines Kontrakte zu entbinden, da feine zu künftige Frau eine größere Wohnung wünsche. .Jh, nun sieh einmal, Lui?chen. sagte er zu seiner HauSmirthin-Braut, der junge Mensch will schon hcirathcn? Na, wenn'S so'n junger Mikthn kann, dem kaum der Bsri herausgekrochen ist, dann kann'S Unsereiner, d:r in respektabler. Jahren ist, eben so gut!' U;rb dabei blieb eS und ward gut ii wennjHerr Wippchen es auch spät erst mit der destandslotterte onsuchte so behaup tet er och noch heute, einen Haupttreffer gezogen j yaden. Seine grau hat flch die Geschichie Son dem jungen Miether zur Warnung ctrftert lassen und sich s glücklich abgewöhnt, ihm mehr als ein Mal ins Wort ,u fallen. Sie ist ach klug genug, ilzK cl Frau Wippchen unter drei Partien S?qSund fechSzig nie mehr als eine abugeuklrmen und wenn sie auch alle vier Ehepaare h der Hand halte. Bemerkenswerth ist, daß der Selige letzt enkttch vre lanzverotente Ruhe gt funden hat. Trau, schau, wem? AuS dem Englischen. Meine Erfahrung mag vereinzelt da stehen, aber jedenfalls bin ich nicht mihr darnach lüstern, irgend ern gültiges Werthpapier aufzuheben, welches mir nicht gehört. Ich denke, d! geneigt Leserin wird mir Recht geben, nachdem ich ihr meine bitteren Erfahrungen werde mitgetheilt habe. Selbstredend, wäre ich ein unehrlicher Mann gewesen, Härte ich das Geld eingesteckt und Niemandem etwas davon gesagt, aker das that ich eben nicht. In e ner Zeituna erMen sofort folgender Aufruf: Lstr. 10, . Tefurden vergangenen Dienstag in- bei Stadt eine ZehnpfundSnoke. Der recht mäßige Eigenthümer erhält sie jegen Legülmatiori und Bezahlung der Anzeige: gebühren zurück. Abzuholen u. f. m.' Feiner erwählte ich, daß ich von II di 12 zu sprechen sei. An dem Tage, an radiern die Anzeige veröffentlicht worden war, ging ich zur gewöhnlichen Zeit, ungefähr um 10 Uhr. in mein Kontor, und fand dort zu meinem Er staunen in Anzahl Fremder, die auf mich warteten. .Ich komm zuerst dran, Hrr', sagte in großer Mann, der wie in penstonir ter Hauptmann aussah, der sich zu dieser lHelegenhert besonders fein gemacht hatte Ich hielt ihn, nach seiner Aussprache zu urtheilen, für inn Jrländer. .Und die ist mein Freund und alter Kamerad, Hauptmann Maca'Uiciiddo, sagte er hinzu, indem er mich inem Herrn vor stell:, der da ganze Gegentheil von ihm selbst war. .Er wird Ihnen beweisen, daß das von Ihnen gefundene Papier sei nem Dienstmädchen gehört. Kuqletcg bändigte er mir in Karre ein, auf welcher Folgendes stand: .Hauptmann Barrz, Schiffs Club.' Während der Schwätzer zu reden fort fuhr, drückte Hauptmann Baun zur sei ben Zeit seine Zweifel über die Graub Würdigkeit de Ersteren aus. Die fünf oder sechs anderen mehr oder weniger schäbig aussehenden Wesen zseisetten an der Redlichkeit beider Hauplleute. .Glauben Sie ihnen nicht, Herr; da Papier gehört mir, rief Einer. .Wenn Sie eS mir nicht einhändigen,' saqre ein Anderer sehr heskia, werden Sie vor Gericht gefordert werden.' .Ich bin der rechtmäßige Eigenthü mer,' rief ein Tritter. Dte anderen wegen der Note zu mrr gekommenen Leute schienen dem Weinen nahe, wenigstens wa en sie auf das Eifrigste damit beschäftigt, ihr Augen vermittelst schmutziger Taschentücher zu trocknen. .Seien Sie versichert, meine Herren, daß daS Papier nur dem rechtmäßigen Eigenthümer übergeben werden wird, bemerkte ich, als ich den beiden Haupt leuten winkte, mir in mein Zimmer zu folgen. Als wir uns gefetzt hatten, sagte ich: .Die Sache wird sofort zum Abschluß kommen, wenn Sie mir die Zahl der Banknote airzcöea köiriez.' .Ol Sie brauchen blos die Nummer, hörieft Du das, Gill?' Er wendet sich nun zu mir, erhob seine Stimm und sprach: .Ich muß Si davon in Kennt nih setzen, mein Herr, daß ich mir nie im Leben die Nummer einer Banknote ge merkt habe und es gingen Tausende der selben durch meine Hände. Ist'S nicht so, Gill?' .Sie find nicht lange in Ihrem Besitz gewesen, Barru. Ich habe nie daran ge dacht, mir die Nummer einer Banknote einzuprägen.' .Aber durch was wollten Sie mich denn überzeugen, daß daS Papier Ihnen gehört?' fragte ich. .Durch das Ehrenwort eines OfsizierS und eines Edelmannes, der seiner Köni gin und dem Baterland in allen Welt theilen gedient hat. Wenn d a S nicht genug ist, weiß ich nicht, waS Sie über zeugen soll.' .Wo verloren Sie Ihr Geld?' ,O, wo ließ ich nur das Stückchen Papier fallen? Es wird ungefähr in der Nähe der Bank gewesen sein, denk ich. Ich will Ihnen AlleS wahrheitsgetreu erzählen: Mein Freund hier und ich kamen gestern in die City, wir wollten ,etaS Schildkrötensuppe bei Birch essen; Du sahst doch, daß ich das Papier nicht hatte, als ich den Gasthof verließ, Gill?' .Das sollte ich meinen. Tu wolltest es eben wechseln, um Dein Frühstück zu bezahlen, als ich Dich davon abhielt. .Und Du borgtest mir anstatt dessen ein Goldstück.' .Der Kassenschein muß in deur Auqer: blick herausgefallen sein,' sagte Mac, gillicuddy, .als Du Dein Notizbuch öff, netest, um einem Deiner Freunde, den !r zufällig xav., eine K",rte zu geben.' .Dabei wird's gewesiN sein. Sie können nicht mehr zweifeln, wie eS zu ging. Sehen Sie, mein Herr,' wandle er sich an mich, .wir sind keine Londoner, und wir beabsichtigten einen Sxaziergang um die Börse und andere interessante Ge bSude zu machen, ehe wir nach Pall Ma! zurückkehrten.' mz AlleS an wahr sein. sagte ich. .Aber wiö Sie selbst saben. eS sind noch mehr Leute draußen, die auf mich warien." .ine lumpige ippiq,!, o;e nre m ihrem Leben auch rur eine Zehnpfund- Nvie re e tn oaven. .Aber ich muß sehen, ob mir einer von ihnen dr richtige Nummer vorzeigen kann.' .Jedenfalls. DaS ist nur billig. Und sollten die Schurke sich nicht ausweisen können, was sie nicht werden, stellen Sie un? doch ohne Zweifel das Papier zu, und oklleicht endet die Angelegenheit in einem Merz Wein. .DaS können wir uns überlegen,' er widerte ich. .Nun, Gill, Ir wollen jetzt gehen und diesen Herrn in einer halben Stunde nochmals aussuchen. Ich öffnete die Thür, um meinen Be- such hinauSzulaffen, und sah zu meinem Erstaunen, daß daS Vorzimmer leer war. die anderen Leute waren verschwunden. Barru und sein Landsmann brachen darüber in ein schellendes Gelächter auS. Sie thaten ganz recht, zu verfchwin- den.' sagte Ersterer, .denn sie hatten Angst vor einem Fußtritt meinerseits.' Ich bat die Jrländer, wieder einzu- treten, und stellte folgende Frage an Banu: Wenn ich Ihnen dieses Paprer aus- liefere, sind sie bereit, mir eine Evtschä- digung zu gewähren im Fall, daß Je mand mit der richtigen Nummer hierhir kommt?' Seien Sie überzeugt, daß wir Beide die thun werden. Du hast doch nicht dagegen, Gill?' .Durchaus nicht, der Herr hat qan. recht, er braucht nur die nöthige Vorsicht eine Geschäftsmann?.' Nicht ohn innere Widerstreben über gab ich Barrr) das Papie?; darauf erhielt ich ein von seinem Freunde beglaubig, ten Wechsel und war froh, a'.S mich die Beiden verließen. Aber nun wurde ich ernstlich besorgt. Tagsüber hatte Ich mehrere Besuche und erhielt in halbe Dutzend Briefe; aber da die Nnmmer der Banknote nicht erwähnt wurde, gab ich die Angelegenheit auf und schenkte ihr kein weiteres In tcresse. ES war mir aber klar, wie schwer i sei, seire Pflicht ganz und voll zu erfüllen. Zwischen sünf und sechs Uhr, als ich mich nach Hause zu gehen anschickte, erhielt ich einen Eilbrief. Er enthielt folgende Worte: ,E freut mich sehr, zu hören, daß sie meinen Kassenschein gesunden haben. Ich bin auf dem Wege zu Ihnen. Edith Warburton.' Sofort bemächtigte flch meiner die feste Ueberzeugung, baß ich eS hier mit der rechtmäßigen Eigenlhümerin meineSGeld fundeS zu thun hatte. Ich hakte nicht versäumt, am Vormit tag Erkundigungen einzuziehen und in Erfahrung gebracht, daß ein Hauptman Barry und ein Herr Macgillicudd Kessel, den RangeS thatsächlich Mitglieder der Junior-Armee und deS NaoigationS ClubS seien. Die Absenderin de Rohrpostbriefe ließ flch bald nach dem Eintreffen de letzteren melden. Sie schien nicht älter als 16 oder 17 Jahr zu sein und war in tiefe Trauer gekleidet. Ihre äußere Erscheinung war sehr einnehmend, den noch beschloß ich, auf der Hut zu sein. .Er war mein Ein und Alle,' sagte sie mit zitternder Stimme und mit Thrä nen in den Augen. .Ich bin so froh, daß es sich gefunden hat.' ,E ist noch nicht ermiesen, daß e Ihr Schein war,' antwortete ich. .Wo verloren Sie den Ihrigen?' .Ich kann nicht genau den Straßen namen angeben, aber ich vermag Ihnen zu sagen, wo ich hergekommen bin. Ich war in der Clemensgasse, um eine alte Freundin meiner Mutter zu besuchen. Meine Mutter ist kürzlich gestorben.' Hier fing sie an zu weinen, und eS dauerte ein Weilchen, ehe sie fortfahren konnte. .Und als ich ans Ende der Lombardflraße gekommen war, kreuzte ich dieselbe, um einen OmntbuS zu be nützen. Da öffnete ich meine Börse, um etwas kleines Geld herauszunehmen, und dabei muß mir der Schein abhanden ge kommen fein. Etwas Weitere vermag ich nicht anzugeben. Erst als ich daheim war, entdeckte ich meinen Verlust und wurde sofort ohnmächtig. Si werden verstehen, verehrter Herr, wag der Ver lust für ein Unglück für mich ist, die weder Vater noch Mutter hat und darauf angewiesen ist, ihr Leben als Lehrerin zu fristen." .Aber ich habe Ihr Geld einem Manne ausgezahlt, welcher sagte, eS sei sein Eigen, und einen Zeugen mit brachte!' .Mein Geld I O wie schrecklich ! Aber, mein Herr, wie konnte die Banknote ihm und mir gehören?' Seine Erklärung befriedigte mich und ich bezweifelte nicht, daß seit gestern andere Papiere verloren und gesunden worden sind.' .Aber ganz gewiß konnten doch zwei Banknoten nicht eine gleiche Nummer haben?' .Haben die Nummer Ihres Scheins?' Gewi ,' erwiderte das i ringe Mäd chen. .Der Herr, der ihn mir gab, schrieb vorsichtshalber die Zahl auf ein Stückchen Papier.' .Und dieses haben Sie?' .Ja, hier ist es,' sagte meine Be sucherin und händigte mir einen Zettel ein. Nun konnte Niemand mehr zweifeln. Sie hatte die richtige Nummer des Schei neS und ich war von den zwei Jrländern betrogt rozcn. Ich konnte nichts weiter thun, als ihr zehn Pfur,d aus v?:ir,er K?sl; zu bezahlen. AM nächsten Vormittag besuchte mich ein Kaufmann, den ich oberflächlich 'nti. .Ich höre, !e haben eine Zehnpfundc Not gesunden.' sözke er in seiner oer, traulichen Weis, und z-etn Kassenbote wird sehr glücklich sein, wi?rt Sie die jenige Note gefunden haben, tii er oer loren zu haben glaubt.' .Aber mein Fund wurde mir bereit! abgefordert, und als man mir die Nutt mer vorzeigte, lieferte ich natürlich das Geld au. Hätten Sie an meiner Stelle anders gehandelt?' .Entschiedn nicht. Aber eS ist schlimm Zur meinen jMgen Mann, daß die Sache so steht, denn imn muß ich ihn entlassen Natürlich hüben Sie nicht seinen Schein gesunden. E tht mir leid, Sie jetzt noch in dieser Angelegenheit belästigt zu haben, ab:r ich ar verreift und hörte erst jetzt vsn der Ssche. Uebrigens, welche Nummer hakt Ihr Schein?' Ich nannte fle tyrn. .Aber um's Himmelzsillen, mein Herr, daS ist ja die Nummer meines vermißten Scheines. Setzen Sie doch, bitte. Ihren Hut auf und komren Sie sofort mit mir auf die Bank.' Ich folgte seiner usforderung, und alle meine Zweifel mußten schwinden, als festgestellt wurde, daß der fragliche Schein an jenem denkwürdigen Dienstag mit anderen zusammen ausgegeben wor den ar, um die Bankanweisung des Kaufmannes zu decken. Der Lauburiüie ar vamtt ausge fandt mord, um Kleingeld dafür ein- zuwechseln und hatte den Schein dabei ! verloren. Alle anderen Papier hatt er richiig vrrrechnkt. Nachdem ich meinem , Bekannten zehn Pfund auSgerahlt halte, l erzählie ich , hm den ganzen Sachocrhalt. Sein Mitgefühl äußerte sich ,n einem unmäßigen HerterkellSaukbruch. Ich fürchtete, er würde in einen Lchkrampf verfallen, oder ürde ihm ein Blut geflß springen. V .Verzeihen S-ie mir,' sagteer, ab da ist der köstlich Spaß, den ich seit Jahren erlebte.tJH zwei Jrländer und die fein ausseheMlunge Person, welch angeblich ihr Mutter verloren hat,' waren Bundesgenossen.' Am nächsten lege lernte ich die echte Hauptleute Barry und Macgillicudd, in ihrem Klub kennen und überzeug! mich, daß ich beschwindelt worden sei. Ich hrte daS Au'hclen einer Zehnxfundnote mit der doppelten Summe bezahlt und nicht einmal gelernt, wie ich mich das nächste Mal zu verhalten habe, wenn ich Papiergeld sind. XU Tod5stuo. Der bekannte Clown Grimaldi war, wie man die bei Komikern nicht selten findet, im bürgerlichen Leben grieS grämig und zum Unglück mit einer zänki Ichen Frau gesegnet. Nach vielen häu lichcn Scenen hatten sich beide ihr Leben so widerwärtig gemacht, daß er in der, Tod zu gehen beschloß und sie ihm er klärte: .Bilde Dir nicht ein, dnß ich Dich allein g,hcn lasse, auch im Tode sollst Du mich nicht loswerden!' Grimaldi begab sich zu einem Dro gurstea es ar in England, wo man leicht Gifte kciufen kann und ver langte Arsenik, um Ratten zu beseitigen. Er erhielt eine ziemliche Portion, ging heim und verschlang die Hölste deö Mit lelS in einem Glase Wasser; die Frau nahm die andere Hälfte. Er legte flch aus'S Sopha, sie im anstoßenden Zimmer aus ihr Bett. Die Zwischcnthür blieb offen. Langes, ödeö Schweigen. Endlich ein tiefer Seufzer der Frau, ein dumpfes Stöhnen Grimaldr's. Wiederum Stille. .Bist Du todt, Liebe?' fragte darauf der Clown mit tiefer, weicher Stimme. .Nein!' antwortete sie kläglich. ,Sap. pcrlot, ' brummte er, .da dauert lange!' .Entsetzlich!' stöhnte sie. Nach einer weiteren halben Stunde wurde ihr das Schweigen unerträglich. .Grimaldi! bist Du jetzt todt?' .Nein. Du?' .Ich auch nicht!' So ging eS zwei Stunden lang hinüber und herüber. Endlich rief die grau verzweifelt: .Höre, Grimaldi, fühlst Du noch nicht Dein Ende nahen?' .Nein, Frau, aber kolossalen Hunger!' versetzte er. .Wenn ir Rattengift vertragen können, ist unS der Tod noch nicht bestimmt. Steh' auf und mach' was zu essen?' Sie sprang mit beiden Füßen zugleich aus dem Bett Später stellte sich heraus, daß der Drozuift dem ihm be kannten Clown seine luftigen Streiche mit einem gleichen vergolten und ihm harmloses Magneflapulver gegeben hatt. Die kzauptsache. Ein Kommerzienralh ist geadelt wor den. Am andern Tage laufen Briefe ein, auf deren Adressen natürlich da Wörtchen .von' fehlt. Entrüstet ruft der Herr Kommerzienrath seinem Com mis zu: .Schicken Se zurück de Briefe mit dem Vermerk: .Unbekannt !' 3m rzeirathsbürean. ,. . .Ein E ng l von irrem Mäd chen...' .Ja aber kein Vermögen!' ,Na, daS können S doch auch nicht von einem Engel verlangen I' Bezeichnend. .Wie alt ist denn eigentlich der junge Mann dort am Billard?' .Erzählt 23 Faulenz!' Probatnm est. .Ich denke, Du bringst Deinen Herr Vorstand zu Tische mit', sagt die Fra Asscssorin. die gewohnt ist. ihrem Herrn Gemahl steig ein schr einfaches Essen vorzusetzen. .Er ist leider verhindert', entgegnet der Herr Gemahl und läßt sich mit gro Muntren iü der guten Mahlzeit nie der, die er sich auf diese schlaue Weis verschafft hat. MkitiSs. A: ... Elauberr Sie, daß flch dies Schriftstellcrd, e einen Namen mache rrve B: thet! ,G.'wiß - un sie h i r a Line bos'lzafle'Annoi. .Gestern Abend, als es fo ftark reg nete, mna es doch nicht weniger l drei Herren, di mich begleiten wollten!' .Da hattest Du gewiß wieder En'n großen Familienschirm bei Dir!' Lgler Ralh. Bettler (in einen Schlächterladen tre tend): .Können Se vich eenen armen Mann en bisken helfen?' Schlächter (mürrisch): .Ach was. hiV fcn Sie flch doch selbst I' Bettler: .Wenn Se gestatten, bin ick so frei!' Nimmt zwei Würste und verschwindet damit. Rett tröstlich. Student: .Sie sind heute gerade der dreizehnte Gläubiger, der mich besucht! Das bedeutet nichts Gutes für Siel' Schneider: .Da gibt'S wohl wieder kein Geld?' Student: .Allerdings nicht; aber Sie' kZnr.en sich berubiaen. die andern imkk haben nämlich auch nicht gekriegt l'