Die Hoffers. Au, dem Ütbm bn iiornatt. en n ton Andrea. Jdk Jahr zogen die Hoffer um. Du Mieihe bezahlten sie immer nur da rfl Viertel, die andern drei blieben sie schildig. Daß man sie unter solche Umstlnden ziehen ließ, geschah um der 8? willen, die mit der Beredtsamkeit unverschuldete Elend, und dem gelben Duldergeficht da härteste Hauwirth? herz zu rühren verstand. In jeder enen Wohnung wiederholten sie den alten mrftgriff, bi sie im ganzen Stadt, viertel al gefährliche Miether verschrieen waren. Richt, daß die Leute auf BeKug au, ginge bewahr! Sie hatten nur nie. mal Geld. Im übrigen föbrten die Hoffn ein anfllerleben die Nachbarn sagten: eine Zigeunerwirthschaft. Die Frau stammte au einer wohl, badenden leinbargerfamilie, sie wollte in ihr Jugend al SonlertsSngerin be rühmt aemefen sein. Wo? da verschwieg fi vorsichtiger Weise. Der Mann, da al junger Reporter für mehrere Ber Liner Zeitungen letzten Nanze, hetrathete st gerade, al er ihr kleine Vermögen brauchen konnte für eine ZettungSspeku lation und sie durch irgend eine Unoor fichtigkeit die Stimme verloren hatte. Außerdem liebten sie sich und bildeten sich ein, ein Künstlerxaar von Gotte Gna den abzugeben. Solange sie Geld hatten, verstanden sich ihre Seelen. Sie gaben sich mit Schwung den großstädtischen Vergnügua. gen hin und entwickelten dabei eine un. erwüstliche Genußfähigkeit. Da ZeitungSunternehmen scheiterte natürlich, und die Frau sah nicht inen Pfennig wieder von ihrem Erbtheil; aber sie tröstete sich leicht darüber hinweg mit dem .Genie' und der .großen Zukunft" ihre Manne. Er lieferte politische Rotizm in Hülle und Fülle Theater, befxrcchungen, Feuilleton und Ge. schichten für Jvgendschriflen und Sonntagsbeilagen. Ein Chefredakteur, der sich gern mit seinen Schülern" brüstet, stutzt da schriftstellerische Talentchen de jungen Hoffer nach sei-, ner .Schule' und befürwortete e in Uterarischen Vereinen; sein Name stand sogar in Kürschner' Literatur Jtalend! Dabei blieb 8 ein paar Jhr, dann ging langsam, aber .sicher, rückwärts. Doch wirklich schlimm urde e erst, als er sich In dm Kopf setzt, in modtrn-realiftische Drama zu schaff. .Ein Kleinigkeit', wie er den TempelhoferBock-Freunden gelegent lich auseinandersetzte, .die jeder, der schreiben kann, heutzutage spielend fertig bringt I Man muß nur da Theater ken oen, gut Rerven und da gehörige Bi. chen moralischer Frechheit haben." Abend für bend drückte er sich im .Belleal ticrn" hinter den Kouliffen herum, kneipte mit einem oder dem andern Schauspieln bi spät in die Rächt, kam mit wüstem Kopf nach Haus und schlief fei an dn nächsten Mittag. Den Rest be Tage duselt n auf dem plundigrn - -Sofa in seinem .Arbeitszimmer" bei 'Äner schlechten Zigarre und dem Fünf, akter eine jungen .Strebsamen" von der dramatischen Literatur, der sich sei, ner Kritik anvertraute. Braucht dann der kleine Paul in paar Pfennig für Schulheft, oder weigerte der Fleischer sich länger anzuschreiben, so arbeitete er tief in seinem dramatischen Konflikt und geritig kivfcch außer sich, wenn man ihn m olchir .Lappalien' willen stört. -&i anre tzrau mochte doch sehen, wie fi mit dem Fleischer fntig wurde! Ihm war genug, daß man ihn in Frieden ltef bet feiner Muse und ihm Mittag .fa gute Brüh und in Stück Ge trateneS vorsetzt nicht mehr, al sein .aufreibende geistig Thätigkeit' rfor erte. Wer an die nicht recht glaubte, ar Eis, sein Aeltefte, ine nase. weist Sechzehnjährig, die, ganz au der Künstierart geschlagen, nicht von Schwung hatte, wohl aber ein unübrr. windliche Abneigung gegen .Pump', Nnschreiben', und ähnliche künstlerische Bedürfnisse. Auf siexroar in bedrängten - Augenblicken nicht zu rechnen ! Dr .Vatr hätt sie gern für das Theater ausbilden lassen, die Mutter lieber al Konzerlsängertn; doch Elsa be stand darauf, weder Talent noch Stimme zu haben und verschaffte sich eine Frei stelle im Letteverein, um da Photogra Thiere zu erlernen. Einer von de jüngeren .Kollegen' des Vatn, der sich jeden Sonnabend zum Thee einstellte, bet welcher Gelegen heit auch ein Fläschchen Mosel getrunken und Semmel mit Kaviar gegessen wurde, macht dem niedlichen Mädchen verliebte Augen, und al er gerad 'mal inen Kolportttgt! Roman honorirt bekommen "hatt, fault r auf in Heirath an. Aber Eltchen rümpft da NäSchen; sie hätt ke.ne Luft zu einer Künftlerehe, wi die ihxtx Eltern. Ein Handwerker, der fein Familie bei guter, grober Arbeit redlich rnährt, wär ihr lieber!" .Klein Krämerseele, du!" sagt Herr Hoff zu seiner Tochtn; aber er schmun zelte dabei, denn sie halte ihn eben au einer peinlichen Verlegenheit geholfen mit einem funkelnagelneuen Zylinder, ohne welchen er dem Leichenbegängniß eine .Kollegen von der Presse' nicht hätte beiwohnen können. Sein Frau hatt sich vergeben abge müht, dem alten neuen Glanz anzubürften und Form beizubringen, di er im Sofa - lasten unter allerhand Plundn einge büßt. In ihrer Noth schickte sie Elfe zu dem Hulmacher nebenan, um für Geld und gut Worte eine passende Kopf bedeckung zu entlehnen auf die Zeit der feie, lichcn Handlung. Elfe, mit der Miene eine Menschen, der ein gute Geschäft gemacht, kam diesmal nicht, wie sonst bei ähnliche Aufträgen, mit lenk Hände zurück. .Da." sagt si und stellt inen bolzen, schwarzglävzenden Hut aus den Tisch, .den schenk' ich Dir, Baterl Ich hab' ihn nämlich gekaust aus Abarbei ten!" Und al die Eltern große Augen mach ten, erklärte sie unbefangen, daß sie mit der Frau de Hutmachn! in Abkomme getroffen, ihren kleinen kränkliche Jun. gen einen Monat lang täglich ein Stünd chen fxazine zu führen: dafür de schö. oen Zylindn! Der kleine Vorfall macht auf Herrn Hoffn, dn ja hoch üb dem Alltägliche stand, wenig Eindruck; um so mehr die Notiz i der .Bosftsche' de nächste Tag: daß unter de vielen Vertretern d Litnatur und dn Presse im Gefolge de Dahingeschiedenen auch der Schrift stelln Herr Hoff zu bemnke gewesen wäre. De nächsten Herbst fand Else durch die Zeitung eine Stelle al Gehilfin in einem großen xhotographischen Atelier mit mem hübschen Gehalt, welche Herrn Hoffn in den Stand setzte, sorg, lo über seinem dramatische Konflikt zu brüten und jeden Sonnabend einen oder zwei gut Freunde zum Abendessen zu be. Wirthen. Daß seine Frau trübe und hohle Au ge bekam von dem ewigen Malen bei der Petroleumlampe, daß sie immer gel ber wurde, immn mehr zusammenfiel über dem Bng von Ledermappen, den sie wöchentlich ablieferte. Da merkte er nicht. Eine Abend im frühen Winter, al e stark glattkifte, hatte Elfe sich beim Retouchiren einign Photographien, die nothwendiger Weise fertg sein mußten, verspätet. In dn Haft trippelte sie so stürmisch den Bürgersteig entlang, daß si auSglitt und inem vorübergehenden Herrn beinahe vor di Füße siel. Er be eilte sich natürlich, ihr aufzuhelfen: .Haben Sie sich verletzt?' .Ach nein,' stammelte sie: aber eigent lich wußt sie e nicht, den der Schreck und ein stechender Schmerz an irgend ein Gliede der rechten Seit machte si ganz verwirrt im Kopfe. Sie suchte einen Halt an der Gartenmauer, recht im Licht dn Gaölatnne; da sah der Fremde, daß die Röthe dn Scham jäh von ihrem jungen Gesicht schwand und sie seh? bleiH wurde. .Soll ich Sie lieber nach Haus be gleiten?' fragte er theilnehmenb. Sie schüttelt den Kopf. .Odn eine Droschke hol?' .Nein, danke! Ich wohne in der Bergmaanftraße, keine zehn Minuten weit " .Na, dann stützen Sie sich ruhig auf meinen Arm," sagte r. .Wenn Sie noch 'mal fallen, so möchte da nicht so gut ablaufen Wa zittern Sie so fürchterlich?" fuhr er gutmüthig fort. .Haben Sie vielleicht Angst oder Schmerzen?" Sie hätt mit gutem Gewissen: Bei. de! sagen können; sie meinte indeß klein lauter .Schmerze in der Schult und in der Hüft auch." Si ging so unsicher, baß er den Arm j um ihr Taille legt. .Hoffentlich wird nicht schlimm sein!" bemerkte er ernst haft, während ihr so jämmerlich zu Muthe war, daß fi sich nicht 'mal widersetzen konnt, sondern kraftlos in der unfreiwillige Umarmung hängen! blitb. Cr guckt von der Seite in ihr blasses, ängstliche Gesicht. Wa sie bei dem Wett draußen zu suchen gehabt, fragte er etwas barsch. Sie wäre Gehilfin in dem großen photographischen Atelin in dn Jäger strafe. .Bei Kartschin?' 1 .iwohl r Er brach ab in einem kurzen Lachen' der Ueberraschung und schaute verwun dert aus sie nieder. Si wäre wohl noch sehr jung? Doch nicht. Siebzehn ööll schon. .Da haben Sie ja noch ein schöne, lange Zeit vor sich, um sich Ihr Brot zu verdienen und die Plackereien des Lebens zu genießen!" sagt r, und unter seinem dunklen Bollbart zuckt S halb bitter, halb mitleidig. Ob sie denn mit ihrer Stelle zufrieden wäre? Freilich! Ein wahre Glück wäre e, daß sie schon auf eigene Hand sooiel ver diente, um sich zu kleiden und der Mutter ein paar Mark in die Wirthschaftskasse zu geben. Der Batn wäre wohl todt? Bewahre Er schriebe für Zei. tungen. Dabei käme nicht viel heraus bei dn Schriftstellers überhaupt nicht! .Aha " machte er; und dann wollt r wissen, was denn Kartschin, der In Haber der photographischen Anstalt in der Jägerftraße für in Mann wär. Elf konnt darübn Auskunft nicht gkben. Sie hättte den .Prinzipal" nie gesehen, obgleich sie bereits drei Monate im Geschäft wäre. Der Sekretär enga girte da Personal und spielte sich als oberster Letter auf. Im Uebrigen wäre der ein unangenehmer Kerl; den jungen Mädchen im Atelier machte er der Reihe nach den Hof; wenn eine e sich nicht ge fallen lassen wollte, dann würd rr nie derttächtig. .Gegen Sie. zum Beispiel?" .Na, ja!" rwidnic Eise. Si hatttn endlich das Hau in der Bergmannstraße erreicht. Elsa stammelte einen Dank. .Wohnen Si unten?" .Nein vier Treppen. ' Die konnte sie unmöglich allein er. klettern. Er hatte recht. Sogar von ihm unter stützt, wurde s dem armen Kinde so schwer, daß e fast usammenbrach, al si auf dem letzten Treppcvflur standen. ; Er klingelte und la dabei den ö!amen der Hoffn auf dem Thürschild. Tann faßte höfttch a seinen Hut: .Gute Abend, Fräulein gute Besserung!' Eh man noch öffnete, war schon nten, auf dn zweiten Treppe. Al Herr Hoffer vo dem Abenteuer hörte: sagte er: Else hätte sich wi ine dumme Gan benommen und nicht wie ein Mädchen au guter Familie. Sie hätte den höfliche Fremden hneionöthi. gm und ihn suche müssen, sie ihren Eltern vorzustellen. Diese Nacht schlief Elf recht schlecht. Sie hatte viel a sich z kühlen mit nasse Umschläge, und wenn der Schlummn sie überwältigte, dann träumt st von Giattti einem fürch terliche Fall in Unendliche und einem fremden Man, der fi auffing und mit in schönen, sympathischen Stimme in de Schlaf sang. Den nächste Morgen fand sie sich pünktlich im Geschäft ein; ab sie hatte mit der Pfndebaha fahren müssen; die rechte Seite war ihr ziemlich steif gewor de, und die rechte Schult schmerzte bei jeder Bewegung ganz empfindlich. Sie traf ihr beiden Genossinnen im Vorzimmer, aufgeregt über in Reuig keit, die dn Pförtner ihnen unten, frisch oou der Quelle, übermittelt hatte. Die große Blonde, in öltre Fräulein, da Else mit einer kleinen Gönnermiene zu behandeln pflegte, zupfte ihre Stirn löckchen vor dem Spiegel zurecht und schmatzte geheimnißooll: Da wäre sich 'wa lo. So oft der Prinzipal sich 'mal blicken ließe, bätte da 'wag Besondere zu bedeuten. ' Ob Elf ihn gesehen hätte? Richt? Ra ste sollt sich nur nicht iu ihn verlieben! E wäre sonst in hoffnungslos? Fall. Herr Kartschin hätte in Vnhältniß mit in Schauspielerin vom ParodieThea ter, der n sogar eine Equipage geschenkt haben sollte. Schon bei dn Arbeit tuschelten die beide andern noch in einem fort, wäh rend Elf in groß Beklommenheit verspürt: wenn jetzt dn Sekretär sie verklatschte! Si halt ih ein paar, mal gründlich abfallt lassen. Wenn der gefürchtet Prinzipal sich unzufrieden mit ihr Arbeit erklärt Da steckte der Sekretär wahrhaftig de Kopf durch die Thürfpalte und grinste da arm Mädchen schadenfroh an: Herr Kartschin ließe Fräuleiu Hoffn in sein Bureau herüb bitten! ,Ra, Hoffnchen, wa haben Sie denn ausgefressen?' sagte die große Blond, selber ganz verblüfft, zu dem zitternden Mädchen, das vor innern Erregung kein Wort über die Lippen brachte und die Augen nicht aufzuschlagen wagt. Auch dann noch nicht, als eö wie ein lektri, scher Schlag durch ihre Körper fuhr beim Klänge in frmdbekannten Stimme, die sie die ganze Nacht im Traum gehört als die Wintnsonne goldene Lichtreflere streut auf ihr ge senkte Köpfchen, und ihr junges Antlitz erglühte in der Nähe des MavneS, b in dem hellen Schein am Fenster stand und sie mit feinen freundlichen Blicken zu entrZlhfeln sucht. .Wi geht es Ihnen. Fräulein Hof. fer? Hat dr kleine Unfall auf dem Glatteis keine bösen Folgen gehabt?" 0 nein " .Sie sehen ab ganz verstört au hoffentlich nicht über die Entdeckung, daß cS Ihr Prinzipal war, dn Ihnen gestern Abend den kleinem Dienst leistete?" .Doch stammelte si ängstlich und kam sich entsetzlich albern vor. Er lächelte und schob ihr einen Stuhl hin ; abr Else verlor all Standhaftig keit, die schlaflos Nacht hatt sie nervös gemacht: es flimmerte ihr vor den Augen, und in ihrer Brust arbeitete irj heftiger Wkinkrarnpf. Dann faß sie auf dem Stuhl Herrn Kartschin dunklen Bart gerade üb sich, ihr heißes Händchen zitternd in ein großen, fremden. .Si haben wahrhaftig Fieber!" sagte Herr Kartschin. .Ihr Pul laust Sturmschritt. Warum sind Sie nicht hübsch zu Hause geblieben? Das Beste ist schon, Sie steigen gleich in meinen Wagen und lassen sich von Ihre? Mutter ein paar Tage pflegen. So geht 3 wirklich nicht." Was weiter geschah, sie mußte sich ist spater darauf besinnen, als sie unter einer warmen Pelzdeck faß und wie eine große Dame durch die Straßen Bnlins rollte. Zum Glück merkte sie nicht, daß ihre Kolleginnen am Fenster die Hälse reckten und tuschelten: .Re, so was ! Das kleine, dumme Ding! Sollte das nicht richtig sein mit der Schauspielerin vom Parodie Theater?" Sie fühlte sich recht elend, den ganzen Tag, die kleine Elfe I Sie lag regungS loS, mit geschlossenen Augen, und ihr Köpfchen brannte und brannte. Gegen Abend wurde eS bessn. Elfe trank eine Tass Thee im Bette und schaute wehmüthig zu, wie ihr Mutter so emsig an den Ledermappen pinselte. .Weißt du," sagte sie plötzlich, ,eS war mein Principal, Herr Kartschin, der mich gestern Abend nach Hause brachte. Denke nur, Muttn, er hat mich heute fortgeschickt in seinem eigenen Wagen. Ich soll nicht eher wieder komme, bis ich ganz gesund bin." Die b.ave Frau äußerte ihre Verwun derung und Betrübniß : hoffentlich würde Herr Kartschin ihr nicht die feh lendin Tage von ihrer Gage abziehen! DaS that er freilich nicht, aber Elfe war was anderes in die Krone gefahren. Sie warf das Geld auf den Tisch und rief empört : .Da I Wenn eS so fort geht, dann hat die Herrlichkeit nächstens ein Ende." WaS denn wieder loS wäre? ,D Lümmel von Sekretär!" er eiferte sich da junge Mädchea. Al er ihr ausgezahlt hätte, in Gegenwart der andern Gehllfmnm, hätt er mit in niedntrichtigea Miene gegrinst : .Friu lein Hoff können auf Zulage rechnen vielleicht hm! auf eine große Zu kauft.' Va! Hoff rieb sich vergnügt die Hände: .Du Gan I Merkst Du nicht, daß e, der reiue Reib ist, wen der dumme Ge selle Dich utzt? W weih Du machst am Ende noch Dein Glück bei diesem Hnr Kartfchia." .Vater !' rief Elf in hellem Zora. .Du willst doch wohl, daß ich in recht schaffen Mädchen bleibe?' Ra, gewiß I Er, ei deutscher Schrift steller, wollte e Niemand rathen, da anzuzweifeln. Herr Kartschin kam jetzt häufig in sein Geschält. Else sah ihn fast ,edeS. mal, wenn auch nur im Vo beigeheu. Er redete sie nicht wieder a. Trotzdem klopfte ihr heftig da Herz, und ihr wurde heiß unter feinem Blick, auch wenn er sie ganz von weitem traf. Si mußt dann immer an die Schauspielerin denken. Einmal kam er in da Atelier und musterte die Arbeite der Malnlinnen. Al er an Else Tisch trat, schielten die beiden Fräulein neugierig herüber, so daß Elfe vor Aerg errölhete. Herr Kart, schin nahm eine große Photographie auf, die Elfe den au dn Hand gelegt, und betrachte! sie aufmerksam. .Sehen Sie, Fräulein Hoff,' sagte er plötzlich, .hier, auf der linken Wange ist ein klein Fleck !' Eis beugte sich vor, sehr beschämt, daß er etwa zu tadeln gesunden hatte. Er bezeichnete ihr die Stelle mit dem Finger; sie faßte nach dem Bilde da berührten sich ihre Hände. Elfe prallte zurück, als wär etwas Unerhörte ge schehen. Er ließ seine Hand ruhig auf dem Bilde liegen; aber sie zuckte ein wenig, und al er die Verwirrung de armen Kinde bemerkte, lächelte er unter seinem vollen Bart. Gleich darauf grüßte n höflich und ging hinaus. Am End des Monats kündete der Sekretär den drei Gehilfinnen an, daß der Prinzipal jeder von ihnen ein Zu lag von zehn Mark vierteljährlich be willigt hätte. .Sie werde sich wohl bei Fräuleiu Hoffer zu bedanken haben, meine Da men!" fügte r zweideutig hinzu. .Sie sind in unvfchämt Mensch! ' rief Else und lief voll Zorn nach Haus. Hier gab e Zank zwischen den SU tnn. Frau Hoffn, die einer Augen, entzündung halber des Abends nicht mehr an den Mappen arbeiten konnt, hatt sich schüchtern erkundigt, ob da Drama im Kopfe ihre Manne ihm nicht 'mal ein kleine Feuilleton gestat ten würde? Nächste Woche müßt di Miethe bezahlt werden, und Elsa hätte Geld nöthig für einen neuen Winter anzug. Nuu wettkrt Herr Hoffn über die .gemeinen Sorgen" des ge benS. Ach, hätt doch nie gehei, rathet! .Wer würde Dich dann versorgt ha den, Vatn! sagte Elfe, die den Lärm eine Weil ruhig angehört hatte. DaS machte ihn erst betroffen, dann gerührt. Er umarmte Frau und Toch ter nnd nannte sie fein Schutzengel. Den nächsten Tag stöbert er in der königlichen Bibliothek ein Feuilleton zu. fammen, über Charlotte von Kalb und ihre unglücklichen Hnzensgeschichtchen ein zwar nicht mehr euer, aber gang barer Artikel. Von dem Honorar dafür trank er eine Flasche Rheinwein extra und aß im Vorbeigehen ein Dutzend Austern alles in dem Bewußtsein, sich wieder 'mal für seine Familie ge oai zu haben. Nachher gab er sich von Reitern seinem dramatischen Konflikt hin und machte wochenlang keine profane Zeil mehr druckreif. Inzwischen rückte ein große Familienfest heran: sein Geburtstag! Die HofferS überlegten Ine würdige Fei mit inem Festessen von, etwa zwölf Gedecken. Batn Hoffer befand sich in einer freudigen Aufregung, Mut ter In großer Sorge um das nöthige Geld. Endlich wandte sie sich an ihrer Toch ter: .Sag' ElZchen könntest Du Herrn Kartschin nicht um Vorschuß bit ten? nur dies eine Mal." Elfe wurde ganz bleich, so lehnte sie sich gegen diese Zumuthung auf: .Ich kann nicht, Mutter I wahrhaftig nicht ! Ihn anbetteln ö brächt mich um vor Scham." Di Frau seufzte. Nicht l Nun dann, müßte sie eben die Nacht durch arbeiten; vielleicht brächte si in paar Dutzend Mappen fntig. Sie saß auch wirklich und malte bunte Blumen auf die Lederwaren, als alles schon im Hause schlief und Hnr Hoffer in seinem Bett sanft schnarchte. Gegen Mitternacht fielen der armen Frau mit Macht die Augen zu. .Leg' Dich aus das Sopha, Mutter!" sagte Else, gleichfalls bleich und müde. .Ich weck Dich, wenn Du ein halbes Stündchen geruht haft." .Ja ab keine Minute länger!' Fröstelnd sank di Frau auf das abge nutzte Kanapee, und Else deckte sie zu mit ihrem eigenen, warmen Winterman tel. Aber si hütete sich die Mutter zu wecken, obgleich eine Stunde nach der andern verrann. Sie arbeitete in fliege der Haft für zwei, bis ihr Gestchtche glühte und sie nichts mehr von Müdig keit verfpürte. Als die Mutter erwachte, war eS hel ler Morgen. Elfe, fertig zum Ausgehen, trug eben den Kaffee auf. .Mütterchen," sagte sie fröhlich, .daß Du die paar Stunden geschlafen haft, ist mehr werth, als ob wir zwanzig Mark iaar hier auf dem Tisch hätten. Mit den Mappen bin ich allein fntig gewor. den. Hoffentlich bekommst Du gleich Dein Geld dafür ausbezahlt." Da bekam sie ab nicht, die arm Frau ! E war gegen die GefchäftSord nung, Sonvabknd wmde aukgezahlt keinen Tag her. Weinend vor Ent tZuschuvg kam Frau Hoff unverrichtet Sache heim. Ihr Mann, in geheimer GeburtStagSstimmung. öffnete ihr selbst die Thür. AI er ihr Gesicht sah, flog sein gute Laune in all Wind. Er begann ihr Borwürs zu machen, daß sie die Sache wieder 'mal dumm verfahren hätte. Die Frau entschuldigte sich; er würd böse, und in häusliche Szene brach lo. .Nanu!' rief Paulchen dazwischen, d mit seinen schmutzige Fingern die Fenstnscheiben vollschmiert, anstatt seine Schularbeiteu zu macheu. .Else kommt ja schon nach Hau. Wa, will die so früh." , ' In Frau Hoffer Seele flackert in Hoffnungsftämmchen auf: Geld ! Rein Thränen, Zorn, Berzmeif. lung ! Eis warf sich schluchzend auf inen Stuhl. - Sie ginge nicht mehr in da Atelier. Sie häte gekündigt. ,D bist wohl verrückt!" rief dn überraschte Vater. .Ich bin ein rechtschaffene Mäd chen und braucht mich von niemand l beleidigen zu lasse!" versetzte Else energisch und trocknete ihr Thränen. ,Si habe mir saft in Gesicht ge. sagt heut, im Geschäft der Prinzipal Oh! oh! Ob er mir auch in Equipage schenken würde?' Sie ftrampfte vor Zorn mit den Fußchen, und ihr sanften Augen sun. kellen wild. Aber tief In ihrem Hn zen, da that e fürchterlich eh. Herr Hoff kehrte jetzt den Ehr, man herau : da also wagt man sei n Tochter zu bieten? Er würde 'mal gleich eine schriftlich Beschwert an Herrn Kartschin verfasse und setner Tochter glänzend Genugthuung v. schaffen. Eine Hoff sollt nikmand ungestraft beleidigen! Da faßte Else ihn beim Arm und schaut ih a mit inem Blick so voll stummer Tragik, daß ihm ine Gänse haut üb, lief. .Vater," sagt flr unhumlich ruhig, .wenn Du in inzige Wort von diesem Skandal an Herrn Kartschin schreibst, dann spring ich in den Kanal, verlaß Dich darauf l" Run fegt In Sturm durch di Stube in Gestalt de Herr Hoff, daß die Schöß de schäbigen Schlafrock sich blähten und den Staub in den Ecken auf, wirbelt. Elf, schnell gefaßt, nahm den Wedel von dem Nagel hinter der Thür und sing an abzustäuben und aufzuräumen, t der haarsträubenden Unordnung de Wohnzimmn. Ein grenzenlose Ent muthiguvg trieb ihr von neuem Thränen in die Augen; sie hatt da Gefühl, als müßt si dies häuslichen und bürgn, ltchen Vkommenheit rettungslos zum Opfer fallen, wenn nicht ein Wunder a schähe. ' .Da meldet eö sich!" schrie ihr gequöl. teö, junges Herz auf. E war ab nur die Thürglocke, die ibr den wahnsinnigen Jubelruf entlockte. Doch dann die Stimm draußen Die Errkgung der Eltern! .Führe den Hnrn in mein ArbeitS zimmer, Guftel' rief Herr Hoffer dem Dienstmädchen zu, während in feinen schwarzen Rock fuhr und in der Haft die ausgetretenen Filzschuhe an seinen Füßen vergaß. Ein paar athemlose, tödtlich selige Minuten .Else!" rief Herr Hoffer großartig in die Wohnstube: .Komm 'mal gleich herein. Hnr Kartschin wünscht Deine Rechtfertigung zu hören." Sie warf das Köpfchen trotzig in den Nacken; der tolle Traum von einem Wunder war verflogen, während sie ihre Hände wusch in dem Scherben von einem Waschbecken. Was brauchte ein Mädchen von Ehre sich klein zu fühlen vor einem Manne, dn ein Schauspiele, rin So trat sie über die Schwelle, bleich und finster, den Blick feindselig auf den gefürchtet Prinzipal gerichtet. .Sie lassen mich wohl bei dieser Auö einandersetzung allein mit Ihr Tochter, Herr Hoff?' .Mit dem größten Vergnügen ! . Dicht hinter der Thür blieb Herr Hoffer indeß stehen und lugt neugierig durch das Schlüsselloch: Unrecht thun sollte man seinem Kinde aber nicht. Er wachte und paßte auf! I dem .Arbeitszimmer" wo am wenigsten im ganzen Haufe gearbeitet wurde spielte sich eine merkwürdige Scene ab, fast wie auf der Bühne. Herr Kartschin ergriff ohn weitere die Hände der kleinen Else und redete eine gute Weile eifrig auf si in. Schlimm mußt das nicht fein, denn Elfe widersprach nicht. Sie hatte doch sonst da Mündchen stets bereit! Ab nun weinte sie ja nein, fi lächelte und wurde roih wie ein gekocht Krebs. Sollten sie sich schon vertragen haben wa!? Herr Hoff riß den Mund auf vor dem Schlüsselloch. Dieser Kartschin faßte seine Eise beim Köpfchen und küßt sie und küßte so lange, bis das Mädchen still a sein Brust liegen blieb. Nun war eS ab genug. Wehe, wenn der Kartschin leichtfertige Absichten hatte! Mit einem effektvollen Ruck stieß Herr Hoffer die Thür auf: .Mein HerrI deklamirte er. Ab Herr Kartschin lachte, und feine Elf im Arm blieb er ruhig stehen in dem weißen Tageslicht des WinterS, das breit und flimmernd durch die unsaubnen Fensterscheiben ftiömle; e war in schö ml Paar wahihaflig! Und au sch e, al ob der stattliche Mann da zarte junge Ding eigen an fein Herz Henom, men hätte, um e fein Leben lanz za hegen und zu pflegen. .Papa Hoffn! Diese süße, kleine, eigensinnige Else will meine Frau wer den, damit d Klatsch, welch behaux tet, ich wäre sterblich verliebt in sie, wie der 'mal recht behält. Sie haben hos scntlich nicht dagegen?" Behüte! Er gab sogar seinen vät lichen Segen, in dem gute schwarzen GelegenheitSrock und den plundrlgen Filzichlurren. Frau Hoff uelnt vor Freude, und Elfe, im Arme ihrcPrinzi pal für' Leben, dacht in einem fort: ,E geschehen doch noch Wund so schöne, große die da H,rz allein fasse kann." Wi lang ttutrt di ,,tnl,h, och? Sorgfältig Schätzungen von Gelehr te haben ergeben, daß auch diese Heiz Mittel nicht in unerschöpflichen Lorräthen in dem Erdenschooß aufgespeichert ist. Die Kohlenoorräth erde Voraussicht lich iu Oeflerreich'Ungarn, Frankreich und Belgien, und zar nach 500 Jahren, dann in Großbritannien nach etwa 600 bi 700 Jahren und zuletzt in Deutsch land nach 800 bi 1000 Jahren aufge, braucht fein und auch in Amerika dürf ten die Vorräkh nicht länger al 650 Jahr reichen. Solche Ausblicke In die Zukunft regen natürlich zu Rückblicken auf die Ent deckuug der Steinkohlen an. Entdeckt wurde di Stkinkohl in grauer Vorzeit und selbst ihr Verwendung ist dem Alterthum nicht ganz fremd geblieben. Theophiaft überliefert un, daß sie schon vo de Griechen in Ligurie und Eli gesammelt und al geschätzte Brenn Material von Schmiede benutzt würde. Im Reiche der Mitte, in China, soll ihre Verwendung bi in 3. Jahrhundnt vor Christ, Geburt nachweisbar fein. Marco Polo, dn bnühmle Weltreisendc, fand sie im 13. Jahrhundert schon in großer Ausdehnung angewandt. In Eng land scheint auch die Verwendung von Kohlen aus sehr'frühen Zeiten herzuftam men. Au dem 9. Jahrhundert wird über Steinkohlenabbau schon berichtet. In Deutschland sind an den äußersten westlichen und nordwestliche Grenzen bereit im Anfang de 12. Jahrhundert Steinkohlen gefördert und benutzt wor den. Zuverlässig weiß man, daß schon im Jahr 1113 nördlich von Aachen Steinkohlensörderung stattfand. Die Entdeckung und Benutzung der Stein kohle in Belgien fällt t da Jahr 1198. Die wichtigste Steinkohlen-Ablagerung Deutschland, Im Ruhrbecken, ist schon im Jahre 1302 ausgebeutet worden. Der Abbau des großenKohlengebiraeS zwischen dem sächsischen Erz und Riesengebirge soll bereit im 10. Jahrhundert von den Wenden im Zmickauer-Gebiet betrieben worden sein nnd reicht wett über di Mitte de 14. Jahrhundert zurück. DaS Stadtrecht von Zwickau von 1348 nt hält bereits Artikel über Anwendung von Steinkohlen. Ander Nachrichten au den Jahren 1319 und 1443 beziehen sich auf de Steinkohlenbergbau Inner halb der Grafschaft Dortmund, au dem Jahre 14S0 auf di Gegend bei Maiheim, au 1466 auf den Wettin Steinkohlen, Bergbau, aus 1S20 auf den in der Abtei Werden, aus 1508 auf den bei Osnabrück und au 1755 auf Dölau Steinkohlen- Bergbau. Die Anfänge der Steinkohlen gewinnung im Saargebict reichen zwar bi zum Beginn des 16. Jahrhundert zurück, aber erst in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts beginnt dort in eigent lich bergmännische Gewinnung. Blttzfcuex. Unter den Hypothesen, wi der Mensch zur Kenntniß und Fortführung deS Feuers gelangt sei, steht jene obenan, die von der Entzündung deS Holzes durch den Blitz handelt. So wahrscheinlich diese auch kiinqt, lag (in thalsächlicher Beweis dafür bis jetzt nicht vor. Run meldet Walter Hougb, dem wir verschiedene Ab Handlunge über das Feuermachen bei Naturvölkern verdanken, nach Professor Huntingdon, welcher vor Kurzem aus der Neger RepMik Lide ria zurückkehrte, daß die GolaS sich dort nicht der bekannten Hölzer zum Feuerreiben bedienen, sondern nur Feuer vom Blitz erzeugt fortpflanzen. Bei den sehr häufigen Gewitln in ihrem Lande eilen sie sofort dorthin, wo der Blitz inen Baum entzündet hat, fangen daS Feuer auf und entzünde da mit ihre dauernd unterhaltenen Herd feuer; nachdem zuvor das alte Feuer abgelöscht morden ist. Nach Büttikofer sinZ die GolaS ein sehr scheue, wenig zu gängige? Negervolk, das am rechten Ufer dS St. Paulsflusses landeinwärt von Morovia lebt. Schweres leiden. Studiosus A. (seinen Freund em Mittage noch im Bett sindend): .Ja. mal ist denn da, am hellen Mittag noch im Bett? Du wirft doch nicht krank sein? Haft Du schon einen Arzt gefragt?" Studiosus B. (wehmüthig), .Ach, mir kann kein Arzt helfen." Studiosus A. (schreckt): .Ja, um GotteSwillen, wa fehlt Dir denn eigent lich?" Studiosus B.: .Meine Kleider, die heute früh der Gerichtsvollzieher geholt hat." Im Eifer. ... .Daß Du' nur weißt, Ernst, für jede unfreundliche Wort, nelcheS Du mir als Ehemann gibst, mußt Du mir allemal gleich einen Kuß geben I' .Geh' ,u, Kind, diese ewige Küsse, rei wäre Dir bald zuwider!"