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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Jan. 25, 1894)
A r ksmmt! ?!lltIt von JU. von shkndZlll.n. Die Männerwelt liebte e von jeher, s.ch die weiblich: Schönheit in drei Ge stallen vor,uftellen. Du Antike feierte die drei Grazien und ließ den Pari zZiNchen drei Göttinnen schwanken In der MZrchenzeit spiel drei Schkveflera, von denen Aschenbrödel die jüngste war, eine bedeutungsvolle Rolle. in moderner Maler hat, angeregt aöi durch Diese Idee, drei mnge Bis chkn auf einem Bilde ereiniqt. Sie seh, au nie drei Rosen auf demselben Zweige und sind auch wie solche in rosig schimmernde Dustsarbe gehallt. Da reizend, GkmZlde hängt in einer berührn im Gallerte im oberen Stock, wo die hervorragenden Künstler einen Ehren platz haben. Man weis, wie er heißt. der Meister, der die Werk schuf, und die Schaulustigen werden nicht müde, e zu betrachten. Sie fragen immer wieder nach den Ramen der drei Huldinnen! Ella, Bella und Stell wurden sie ge annt: man eriählle mit leisem Ge munkel ein Geschtchlchen von ihnen ob Wahrheit oder Dichtung, ist nicht genau zu ermittetn gewesen. Nach einer mund lichen Ueberlieferung soll e hier berichtet erden. E war war kein Märchenprim. der die Wahl zwischen den beiden Schwestern halte, aber doch ein Kavalier ersten Ran- e. Er huldigte ihnen in austollender eise, und da Publikum tnteresstrte sich, wie für ein Kavitel au einem span enden Roman für die Frage, welche von den Schwestern er schließlich durch einen ntrag beglücken wurde. Den drei Kästchen gleich, die einst Porlia töten Freiern zur Wahl aufst:llte, waren die verschlossenen Mädchenherzen für den Bewunderer ihrer SchZnheit. Er fürchtete sich, die echte Liede nicht ent decken zu können. Dich sehnte er sich nach dieser Wunderblume de Glück, wie der durstige Wanderer in der Wüste nach einem erfrischenden Quell schmachtet! Die Echtheit der Liebe zu erkennen ist eine schwere Kunst: durch solche Blend werk sind schon oft die scharfsichtigsten uqen getauscht worden. Ein Kavalier wie Graf Merluck, der jung, schon, reich, vornehm und klug war, konnte wirklich nicht missen, ob nicht ein oder da ander seiner zahl reichen Glückigüter: Sein Geld, sein Schloß, sein Stellung oder seine Equipag da Herz der jungen Dame ge onnen hatt? Diese Befürchtungen hielten ihn ab als Fre'er aufzutreten und brachten ihn in den Ruf, kaltherzig zu sein oder doch min besten kein Verständniß für den Zauber reiner Weiblichkeit zu haben. Eine Abend lehnte der Graf im Hintergrund seiner schönen großen Loge, der theuersten im ganzen Theater. Die grünverschleierte Lampe warf einen blei chen Schein über sein blühende Gesicht. Der ungewöhnliche Ausdruck von Trüb sinn kleidet ihn sehr gut, wie die Damen fanden, welche verstohlen ihr Augen gläser nach ihm richteten. Er selbst benutzte den Operngucker weniger, um die Bühne als vielmehr den Zuschauerraum zu betrachten. Wi in lebende Bild im Goldrah. men der Fremdenloge de ersten Ranges saßen die drei schönen Schwestern ihm gegenüber. Sie waren wieder vollftän, big übereinstimmend in rosenrother Seide rößt Aehnlichkeit. Nur Stell, die Jüngste, hatte ein schwarze Sammet band, mit kleinen silbernen Sternen be seht, um die blonden Locken geschlungen ; wahrscheinlich sollte man darin eine An spielung auf ihren Namen finden: Stell heißt ja Stern ! Al Ehrendame faß eine würdige Tante mit grauen Haaren und grau ge kleidet, neben der jungen Damen; sie ar fast anzusehen wie eine böse Fee und paßte deshalb zu der Märchenerscheinung der schönen Nichten. Doch meinte sie es mit ihnen gewiß sehr gut, denn sie rückte dieselben besorgt auf den Vordergrund und späht umher, ob sich auch Bereun d:rer bemerklich machten. .Seht nur, Kinder, eben tritt Euer Vetter Willibald in die Loge des Gra fen; beide Herren plaudern eifrig kämmen und sehen zu unS empor; r der Wetter wird Merluck jetzt gewiß bereden, zu un heraufzukommen !" flüsterte sie erregt und schob einen Sessel hinter Bella, machte ein Zeichen für Ella, wel che bedeutete, die Achsel mehr zu ent. nullen, auch bauschte sie der neben ihr sitzenden Stell die Locken mehr in die Höhe. E war augenscheinlich, daß sie für all drei Nichten dieselbe liebevolle Sorgfalt fühlte und den Wunsch hegte, daß ein derselben den reichen Grafen erobern möchte. Vetter Willibald war ein eleganter Diplomat, der sich auch I solcher lt rechtigt glaubte, ein wenig al Intrigant thätig zu sein. Seine schönen Cousinen standesgemäß zu verheirathen, lag ihm ebenso am Herzen, wie der wohlmeinen den Tante. Er umspann deshalb die wenigen aünschenSaerthen Freier der vornehmen Welt mit freundschaftlichen Beziehungen, ganz besonder aber den Grafen Merluck; er brachte ihn auch jetzt mit Geschicklichkeit auf daS HeirathS. thma, wobei der Graf, wie schon oft, die Furcht auSsprach, nicht um feiner selbst willen gewählt zu werden. .Wenn Ihnen wirklich ernstlich so viel daran gelegen ist, die zu erfaren, so könnte ich Ihnen ein Mittel vorschlagen, durch welche daS Herz auf die Zunge tri:t... ' .Bitte, rennen Sie eS mir." .Nun, ich möchte ti gleich beiveisen, indem ich Sie und meine hübschen Cousi. neu noch heute Abend zum Souper nach dem Theaier einlade. Im Hotel Belleoue i Der Jahrgang 14. giebt e guten Ehampazner, der gewiß seine Wirkung "in viua verita" nicht verfehlen wird. .Da acceptir ich natürlich mit dem größten Vergnügen, aber aus Ihr Ver antwortung. Willibald. .Versteht sich von selbst! Die lungen Damen dürfen nie etwa von dieser Weinprobe erfahren, und jede Ent dkckäna. welche Sie dabei machen, bleibt ganz unier un. Wenn Sie vielleicht erfahren, daß alle drei in Sie verliebt sind, haben Sie die Wahl und die Oual Für welche Sie sich entscheiden, ist mir nämlich nicht ganz gleichgültig, denn ich will iwnen nur aettehen. da ich eine meiner Cousinen selbst gerne heirathen möchte!" .Ich werde Ihnen ge, nicht tn Gehege kommen, freue mich aber wirklich auf Ihr Erperiment. Arm in Arm gingen d,e beiden Herren unmittelbar nach dem Aktschluß von dan nen. und kure Zeit nachher hörten die drei jungen Damen in der ersten Rang loge, daß die Thur derselben geöffnet wurde ein angenehme Geräusch, wel che willkommenen Besuch verkündete! Viele neidliche Blicke flogen tn die Loge, al die beiden eleganten Kaoaliere dort erschienen und nach dem üblichen HSndefchütteln ein sehr belebte Unter haltunq begannen. Willibald sprach alsbald leise, ader eindringlich mit der Tante, die scheinbar ansang Widerstand leistete, sich ,edoch schließlich von ihm überreden lieh, feiner dreisten Einladung zaghaft zu folgen. Die jungen Damen waren starr vor Erstaunen, als dieselbe ihnen mitgetheilt wurde. Aber Ella, die älteste, wechselte einige vielsagende Blicke mit dem unter nehmenden Vätter Willibald. Wenn Graf Merluck die beobachtet hätte, würde er gleich gewußt haben, welche der Cousinen die Erwählte de Betters warl Der Weg vom Theater di zum Hotel Bellevue ist sehr kurz, doch erschien er dem jungen Grafen als Führer der alten Tante sehr lang: er vermochte nicht da Flüstern zu verstehen, welche Vetter Willibald, mit seinen Cousinen langsam hinterhergehend, begonnen hatte. ES kam dem Lauschenden beinahe vor, als würde ein Komplott gegen ihn geschmiedet; r vergaß ganz, daß er selbst ja eigentlich auf eine solche gegen die jungen Damen eingegangen war. Auf einen Wink Willibalds wurde die kleine Gesellschaft von den dienstfertigen Kellnern in einen eleganten Salon-a-part geleitet, wo man unter den Fenstern den prächtigen Elbftrom erblickte, in des, en Wellen sich die zahllosen Laternen der Brücke spiegelten, während d,e Umrisse de gegenüberliegenden StadttheilS sich malerisch auf dem dunklen Horizont ab zeichneten. DaS schöne Bild wurde ader nur nach tig betrachtet; man war begreiflicherweise so zerstreut und beklommen, daß man nicht auf Außendinge zu achten fähig sein konnte. Die peinliche Stimmung verlor sich jedoch, nachdem einige saftige Braten chüsseln dargereicht waren, und die erste Flasche Schaumwein au den Gläsern verschwand. Dem körperlichen Behagen, welches durch Speise und Trank ent stand, folgte alsbald auch ein geistige Erregung. Schönheit, Jugend und Hetlerkeik, diese drei Mächte, bewährten sich als Sieger gegen die Fesseln und Schranken der Konoenienz. Es roar bezaubernd, zu ehe und zu hören, wie ein leise begln nender Rausch die Lippen der jungen Damen erschloß. Lieblich, frisch, rein und klar wi in Quell sprudelte die unschuldige Lebens luft hervor, und entzückte die beiden jun gen Männer, die jedoch kein kecke? Wort wagten, denn bei ihnen war natürlicher Weise die Wirkung deS Champagners nicht so aufregend, wie bei zarten weib lichen Nerven, die an solche Berauschungen nicht gewöhnt sind. Vetter Willibald gtaudte, woht etwas zu früh, sein iLrperrment unternehmen zu dürfen; der Erfolg, den er erhofft hatte, blieb wenigsten unter seinen Er wartungm. Er schlug nämlich plötzlich an sein GlaS und rief: .Nun ader wollen wir anstoßen auf die Verlobung deS Grafen Merluck. .. . Wissen Sie denn, meine Damen, daß er sich die schöne Ballerina Bleich erwählt hat?' ,Verlobt!" hallte e wie ein Schmer zenSschrei durch die Luft; Ella und Bella wurden dunkelroth, sie stießen ihre Gläser mit wilder Geberde an einander und lachten. Die arme Stell aber sank in tiefe Ohnmacht; gleich einer Marmorstatue lag sie aus dem Purpurkissen de SophaS. Entsetzt sprangen ihre Schwestern aus, während die Tante mit zitternden Händen den Inhalt ihre? RiechfläschchenS auSzu, gießen versuchte. Die beiden Herren eilten chreckenS- bleich di Treppen hinab. .Einen Waarn,' rief der Graf. .Nein, eine Portechaise tft besser,' agte Willibald, und lief nach der Lchlcßst aze, wo ti roch solche veraltete, Soiiiifiii3$jjiil Beilage zum Nebrasla Staats-Slnzeiger. aber nützlichen Vehikel mit den dazu ge hörigen Trägern gab. Vorsichtig luden dieselben die Ohn mächtige aus. denn sie sind geübt, mit Kranken ummgehen. E sah unheimlich auS, al sich der Zug in Bewegung setzte; die verstörten Geftchter, die ihm folgten, die eilig sich ausmachende Gesellschaft, die Ueberreste eine lustigen Gelages mit vollen Gläsern. leeren fflaschea und strahlender Beleuchtung hinter sich las send, alle dies machte einen mahrhaft ergreifenden Eindruck aus die Umstehen den. ,Wa war da nur? Ist Jemand vom Schlage gerührt oder vielleicht nur be trunken wurde flatternd gefragt. DaS letzte Wort klang sehr hämisch und traf wie ein zweischneidige Vchvert Die geängstigt Stell vernahm e. al sie eben au ihrer Bewußtlosigkeit er wachte. Sie wollte ausstehen, sich zeigen und reden oder laut rufen, um zu beweisen, doß dieser erniedrigende Verdacht unbe gründet sei. Aber eS hörte Niemand aus sie, denn der Klan ihrer Stimm war u schwach und vermochte nicht die polternden Tritte der Träger zu über tönen. Sie kam sich fast vor wie in Lebendigbegrabene und verlor abermals da Bewuhisein. Al sie au ihrer Erstarrung am fol enden Morgen sich völlig erholte, be fand sie sich mit einem wohlthuenden Sicherheitkgesühl in ihrem trauten Schlafftübchen, von den beiden Schme ftern liebevoll behütet. Sie saßen neben ihrem Bett und lauschten aus ihre Athem züge mit angstvollen Mienen. Stell richtete sich auf und sagte Ach, wa hat mich denn überfallen? Erzählt mir, liebe Kinder, alt alle kam und was ich geredet habe. Es war gewiß Unsinn!" .Du haft gar nichts gesprochen, du hattest nur einen Ohnmachtsanfall, der starke Wein war dir wahrscheinlich zu Kopse gestiegen," sagte Ella mit be schwichtigendem Ton und legt die Kissen in bequemere Lage, während die kleine Bella liebkosend die Hände der Wider- erwachten an ihr Herz drückte. .Der starke Wein, meinst du, märe daran schuld? Sollt wahr sein! Denke nur, ich hörte ganz deutlich, daß Jemand sagte, ich sei wirklich betrunken, als man mich fortbrachte I' rief Stell und sprang auf, sich mit fieberhafter Eile in ihre Kleider werfend. ' Die Schwestern halfen ihr beim An kleiden und suchten sie aus ander Ge danken zu bringen. .Ihr wollt mich trösten und erlaubt Euch fromm Lügen, um mich zu beruht gen. Bitte, sagt mir lieber di Wahr heit; ich habe gewiß meinen Schmerz zu erkennen gegeben, al ich durch Willi- bald erfuhr, daß di .reizende Tänzerin di Lieb deS Grasen errungen hat. Ich bin verloren, bespottet, man wird mich nun auslachen, während .sie" auf dem Gipfel des Glücks steht! Oh, welche Wonne ist es, geliebt zu werden, .mich ein Segen, welch ein Trost! Die Liebe ist ein Führer durch alle Gefahren, sie gewährt eine holde Täuschung über alle eigenen Fehler; man hält sich für voll kommen, wenn man das Glück hat, ge liebt zu sein. Ach, warum konnte ich daS nicht erringen?' sagt daS junge Mädchen schluchzend und warf sich auf einen Sessel, der am Fenster stand und di Aussicht auf die Straße darbot. Rathlos folgten ihr die Schaieftern; sie mußten nicht, wodurch sie diesen AuSbruch einer bisher ungeahnten Lei denschafk mildern konnten. Plötzlich schmieg Ttella und lehnte sich weit zum Fenster hinaus; in Wagen zog ihre Aufmerksamkeit an. ES war ein elegante Equipage, die Dienerschaft trug rothe Livree, den Wagenschlag zierte in wohlbekanntes Wappen! Alle drei Schwestern stießen in Freudengeschrei aus. .Nun ist alles gut er kommt!" rief Stella und eilte in den Salon, wo sie erfuhr, daß sie geliebt sei, ganz so, wie sie es sich gewünscht hatte. Jetzt war sie wirklich berauscht .... nämlich trunken von Glück! ori! Bon Aurelia Berg. Der Tanz Arrangeur commandirte: .Die ersten Paare!" .Fraulein! Sie dürfen mir nicht zür nen, wenn ich Ihnen sag, baß ich Sie'.... .Herrensolo!" Daß ich Sie liebe, daß diese kur,en seligen Augenblicke genügten, mich zu überzeugen, daß". . . . Wieder unterbrach ihn da Commando deS Tanzarrangeurs. Erst das Finale der Quadrille und die darauffolgende Promenade durch den Saal machten eS ihm möglich, feinen Satz zu vollenden und ihr zu sagen, da ihm von nun an ein Leben ohne sie vollständig unerträg lich erscheine und daß sie ihm gestatten müsse, sie wiederzusehen, mit ihr sprechen zu dürfe. Ein ie, ei Hä ledruck, in stumme Ja-die-. Augen dlick.n. .Remember" flü? fterten seine Lippen; da blonde Köpfchen nickte zustimmend und al da Musik ftück beendet war, führte er feine Tänzerin würdevoll zu ihrer Begleitung und ver schwand im Tanzgewühle. Lill von Gutherz, ine kleine, herzige Blondine mit keckem StülpnäSchen und Grübchen in den Wangen, war väter, licherseitS verwaist. Herr Moritz von Gutherz hatte, durch glücklich gewagte Spekulationen begünstigt, I verstanden, sich ein großes Vermögen zu rwerben und da er nicht nur geld, sondern auch ehrgeizig war, so benützte er die Macht deS König Mammon, spendete sür einen wohlthätigen Zweck eine große Geld summe und auch diese Spekulation schlug nicht fehl ti würd ihm gestattet, sei nem Namen Gutherz da kleine und doch so viel bedeutende von hinzuzusügen. Nun war er geadelt. Nicht lange aber konnte er sich dieser neuen Würde freuen, er starb und an seinem Sarge trauerten die Gattin, Frau Marie von Gutherz, over wie oie leneriqasl sie nennen mußte, .die Frau Baronin" und ein Töchterchen, die kleine Lilly. Die Frau Baronin entstammte einer ehrsamen Handwerkerfamilie von der .enter'n Gründen" und hatte bereit die Dreißig überschritten, als sie dem gleich alterigen, damals noch vermögenslosen Gutherz die Hand zum ewigen Bunde reichte. DaS spätere Vermögen und nun gar der Adel verwirrten ihre bis zu die sem Zeitpunkte ganz gesunden Sinne. Um sich nichts zu vergeben, um durch Nichts ihre Würde zu verletzen, übertrieb sie dieselbe bei jeder Gelegenheit und ver sicherte stets, daß sie ihr Tochter nie und niemals einem Bürgerlichen zur Gattin geben werde. So standen die Verhältnisse im Hause Gulherz, als Lilly bei einem der Kunst leiseste im Künstlerhause die Bekannt, schaft Harry Horden' machte. Er war ihr von einem der anwesenden Künstler vorgestellt morden. Natürlich hatte sie bei dieser Vorstellung seinen Namen nicht verstanden, doch vorsichtiger als Elsa in .Lohengrin" frug sie weder nach Name, Stand und Herkunst, fon dern begnügte sich damit, in ihm einen entzückenden Tänzer und famosen Gesell schafter zu finden. Mama hatte sie z diesem Feste nicht begleitet, sie war nur in Gesellschaft einer alten Tante, denn die arme Frau von Gutherz trauerte tief um den Verlust ihre Papageies, ihres Lieblings, der vor einigen Tagen in einem Anfalle von Altersschwäche da Zeitliche gesegnet hatte. Wi lieb, wie hold klang stets sein schnarrendes .Gut Morgen, Frrrau Larrronin I" und nun war er hin. Der Schlag war doch entsetzlich. Lilly aber theilte nicht den Kummer der Mutter, sie besuchte das Fest, das für sie ftetS unvergeßlich bleiben sollte, lernte sie doch Harry, ihren Harry Har den dort kennen und lieben, und IS sie gar am zweitnächften Tage, wie verab redet, unter Chiffre .Remember' ein für sie bestimmtes Briefchen behob, ein Brief, chen, in welchem er ihr nur von Lieb' und Treue sprach, da hatten ihr Glück, ihre Lebensfreudigkeit den Höhepunkt er reicht. Sie schrieben sich von nun an recht fleißig, sahen sich auch öfters, ohne daß Frau von Gutherz die geringste Ahnung von alldem hatte, wag das Herz ihrer Tochter fo sehr in Anspruch nahm. Seit jenem Feste waren zwei Monate verflossen, als Lilly eines schönen Tage folgenden Brief erhielt : .Angebetete Lilly I Ich glaube ein Mittel gefunden zu haben, um im Flua die Gunst Deiner Mama zu erobern, Sie beklagt noch immer den Verlust ihre Papageis. Ich werde ihr einen viel schöneren und sprachgewandteren Vogel dieser Gattung bringen. Doch darfst Du mich nicht kennen, wenn ich morgen als Fremder bei Deiner Mama vor, spreche. Alles Nähere mündlich. Tau send Küsse. Harry." Am nächsten Tage um di Mittags- stunde machte Harry Harden der Frau von Gutherz seine Aufwartung, Ans dem Zeigefinger seiner Rechten saß ein wunderschöner Papagei. .Gnädigste Baronin, man sagt mir. Sie hätten einst das Prachtixemplar eines Papagei'S besessen. Da nahm ich mir denn die Freiheit,' Ihnen al Ken nerin, diesen Papagei vorstellen zu dür. fen, der, ich bin überzeugt, den Ihrigen in Redegewandtheit bei Weitem über trifft.' .O, Sie haben meinen Lolo nicht e kannt, er war das Ideal eines PapaserS. DeS MorgkS, wenn ich in das grüh ftückszimmer trat, schrie er mir schon Gut Morgen, gnädigste Baronin I' entgegen. Er schmatzte wie ein Mensch : ihm gleicht wohl keiner!" Da kreischte der Papagei, aus Harro Harden'S Zeigefinger stehend, das Duett auS der .Caoalleria": .Turiddu, darfst mich nicht treulos ver lassen I Santuzza, reize mich nicht!" ic. :c. Entzückt starrte ihn Frau o. Gutherz an. sie wollte das Tbierchen um eben No. 36. Prei sofort kaufen, doch da lag nicht in Harry Hirden' Plan. .Frau Baronin, ich dachte gar nicht darin, diesen Papagei zu verkaufen. .Lori". so heiß! nämlich der Papagei, ist mir an' Herz gewachsen. Wir sind gar gute Freunde und ich fürchte, .Lori" sprächt kein Wort, wenn ich nicht in sei ner Näht wäre. Nur der Gedanke, daß ich als Junggesell ihm nicht jene Pflege angedeihen lassen kann, die er In Ihre Hause sände, könnt mich bestimmen. . . " Und Frau von Guther, bat und bat, bi er sich scheinbar recht schwer entschloß, .Lori' im Hause Gutherz zu lassen, doch nur unter der Bedingung, jeden Tag kommen zu dürfen, um .Lori' all das zu lehren, aS der künftige Liebling der .Frau Baronin' Lolo bereits gekonnt hatte. Mit Freuden willigte Frau von Gutherz in diese Bedingung, und von nun an war Harry Harden ein täglicher Gast im Hause. Selige Stunden für Lilli, die Schlauheit genug besaß, um durch nicht ihre Beziehungen zu dem Papageibesitzer zu verrathen. Auch Frau von Gutherz sand großen Gefallen an dem liebenswürdigen jungen Mann, dessen Gesellschaft ihr nun ganz unent behrlich schien, umsomehr, als der Papa gei thatsächlich nur dann sprach, wenn sein Herr und Meister in seiner unmittel baren Nähe weilte. Oft äußerte sie mit Bedauern, daß der Mann ein, wie er ihr sagte, nur bescheiden besoldeter Beamter und noch dazu ein Bürgerlicher fei, sonst hätte sie sich keinen Augenblick lang be sonnen, bei gegenseitiger Neigung ihm ihre Tochter zur Gattin zu geben. So aber fiel eS ihr nicht im Traum ein, sie duldet nur den Bürgerlichen in ihrem Kreis al Spaßmacher und Zeitoertrei ber. Doch an einem schönen Frühlingstage sollte eS sich entscheiden. Harry Harden war zur festgesetzten Stunde rschienen, um mit Lori Sprechübungen vorzuneh, men, und da Frau von Gutherz an einer Migräne litt, empfing Lilly den Liebsten Im Salon, ganz allein. Nicht sollte sie stören, lag doch Mama In ihrem Zimmer und legte Compressen um di kranke Stirn. Sie herzten und küßten einan der, eS siel Hany gar nicht ein, an den Papagei zu denken, da plötzlich erschien Mama zwischen den Portieren. Trotz der heftigen Kopfschmerzen hatte sie sich dennoch entschlossen, den Sprechübungen ihres Lieblings beizuwohnen, und sah nun zu ihrem Entsetzen, wie Harry. Harden mit ihrer Tochter Kußübungen oorzuneh men schien. Fast gelähmt starrt sie die Beiden an. Ein Fräulein v. Gutherz, ihre Tochter, läßt sich von einem simplen Harry Har, den küssen. Unerhört!! .Schamloses, erbärmliches Gkschöpf!" .Mama, theure, einzige Mama, segne unseren Bund!" flehte unter Thränen Lilly. .Ja, gnädigste Frau Baronin, ver zeihen Sie uns und segnen Sie unseren Bund!" sprach Hany, vor der Alten aus den Knieen liegend. Frau von Gutherz schien nach Worten zu suchen, da ließ sich das Krächzen des Papageis vernehmen: .Theure Mama, segne unS! Theure Mama, segne uns! Lori, Lori!" und der Papagei streckte ihr zum Kusse den Schna bel entgegen. .Still. Lori!" schalt die Baronin, doch der Vogel ließ sich nicht irr machen und krächzte fein Sprüchlein fort. Frau von Gutherz war auch abergläubisch. Daß der Vogel so rasch diese Worte ge lernt und un die Bitten der Beiden un terftützte, schien ihr ein Fingerzeig. Auch war sie von Natur aus äußerst gutmüthig und konnte die Thränen ihrer Tochter nicht seyen. Sie gab ihren Segen und nach einigen Wochen trat da junge Paar bereits feine Hochzeitsreise an. Harry Harden hatte beruhigt feine Beamtenstelle, von der er den beiden Damen erzählt hatte, nieder- legen können, denn das Vermögen seiner Frau gestattete ihm, nur dem Vergnügen und der Lieb zu leben. Nach ungefähr zwei Monaten kehrten die beiden, jungen Leutchen von ihrer Hochzeitsreise heim. Mama Baronin hatt daS ganz HauS festlich schmücken lassen, um die geliebte Tochter feierlichst zu empfangen. In der Freud deS Wie Versehens dacht Niemand an den Papa gei, der ruhig, bewegungslos in seinem Sftg hockte. Da plötzlich aber ließ sich das heisere Gekrächze de Papagei ver nehmen: .Willkommen, liebe Kinder I Will kommen!" Frau o. Gulherz wurde bleich, wankte und schien einer Ohnmacht nahe. .Kinder, habt ihr', gehört? Der Pa. pagei hat gesprochen!" stöhnte Frau von Gutherz. .Gewiß, liebe Mama, er sprach," ant wortete der junge Ehemann und besah sich den Vogel etwas näher. Da be merkte er denn zu seinem Entsetzen, daß der Vogel nicht mehr lebte, sondern be reitS schon ausgestopft war. Während ihrer Abwesenheit hatte der Sprecher des Hauses da Zeitliche gesegnet; dieser Um and verrieth Harry Harden, und .die Frau Baronin" konnte lange nicht ' I verwinden, ihre einzige Tochter, da Fiäukein von Gutherz. einem .Bauch redncr" zur Gattin gegeben zu haben. Sonderlinge. El ist durchaus nicht Ungewöhn liche, daß Frauen im gewöhnlichen Leben sich der männlichen Kleidung bedienen; weit seltener findet man e, daß der ernste Mann sich der weidliche Kleidung be dient und gerade da Außergewöhnliche solchen Betragens macht folgende ,u thkntifchk" Fälle lemerkenwerth. Mr. Jame Robdin, Commandeur der Mili, tärftatioa in Cooper Mill, Missouri, trägt in seiner eigenen Behausung ur weibliche Bekleidung und setzt seinen gan icn Stolz darein, daß seine Kleider di in da geringste Detail genau der letzte Mode entsprechend sind. Rock und Taille müssen auf da Perfekteste sitzen und der würdige Commadeur trägt sogar einen Damenhut I Keine der Frauen in ganz Cooper Mill, sogar die der anderen Ossiziere, haben eine solche Auswahl an Kleidern, wie er sie befitzt; alle sem Kleider sind vom feinsten Material. Er kauft nur da Beste. Seine weiße Wäsche ist vom feinsten Leinen, mit PlisseeS, Emfatzen und femea Spitz besetzt. Der zweite Fall ,ft ein sranzöftscher Bauer, der in der Umgegend von Paris wohnt. Er trägt seinen Weiderrock au Ge chä gründen!" Mehrere Frauen. wie Rosa Bonheur, Madame Dieulafoy, haben von der Polizei die Erlaubniß er, halten, männlich Kleidung au .Ge schäflSgründkn" zu tragen, und dieser Bauer thut umgekehrt dasselbe, va er eine Beschäftigung hat, die im Allge meinen von Frauen ausgeführt wird, nämlich eine Art Marklgärtnerei, bei welcher fein Weiberrock scheinbar in nothwendiger Theil feiner Ausrüstung für ihn ist. Capitän John Brooks vom Minne tonkasee in Minnesota trägt zwar kein Frauenkleidung, sieht aber mit seiner Haarfrisur nicht weniger merkwürdig au. Er hat prachtvolles, langes, dun kelbrauneS Haar, welches er in ine zierlichen griechischen Knoten verschlun gen, mit Haarnadeln aufgesteckt, tragt. Diese Marotte wird folgendem Umstand zugeschrieben: Vor 25 Jahren hatte er mit seinem Zwlllmgsbruder einen hes tigen Streit, und zur Buße verpflichtete sich Beide, ihr Haar nie mehr zu schnei den und ferner in Hundehalöband tu tragen! Der Bruder ist längst gestorben und der Capitän hat das Halsband daher durchfeilen lassen und entfernt, sein lange Haar hat er aber au eigener Wahl behalten. Elektrische Licht am nfanae sere Jahrhunderts. Interessant ist eine Mittheilung auS vom dem .Bamberger Jntelligen,blatt" Jan. 1803. Dieselbe lautet: .Nach. richt: Der Schlossergesell in Langheim, Johann Propst au Döringftaat, wurde ohne fein Wissen dem Publikum der tut irischen Nachtlampen wegen empföhle, die er seit einigen Jahren in nächtliche Freistunden ohne Drehbank verfertigt. Der großen Erwartungen und viele Mißverständnisse wegen, die diese öffent liche Bekanntmachung in unserer Stadt und auch schon in entfernten Ländern er, regte, fühlen wir un bewogen, zu miU den, daß den vielen schon gemachten Be stellungen in mehreren Jahren nicht wird Genüge geschehen können. Im Ankaufe mag vielleicht eine solche Lampe mehrere Karolin kosten die jährliche Unterhak, wng aber nicht über 10 bis 20 kr. Bloßen Manipulatoren, Ansängern und ganz Unkundigen in der Physik dient fer, ner zur Belehrung, daß diese Maschine vorzüglich zum Dienste der Nacht be stimmt sind: auf einem sehr guten Elek trophor kann man in finsteren Rächt ein dünne Feuerwolke wahrnehmen, beym Anfall der Trommel an da Glöck chen und deren Rückschlag auf den Elek. trophor gibt e mehrere da ganze Zim, mer hell erleuchtende Funken, und au einer dem Au kaum sichtbare Mün dung bricht ein Strom hellglühender oder perlenfärbiger brennbarer Luft hervor. weswegen werten dies Masainen klektrisch Nacht Lampe gnannt, di Form der Letzteren sie haben, und deren Stelle sie vertreten. Sieh Er leben, Gehler, Lichtenberg, Weber, Green, Fischer u. a. m. Intelligenz, komptoir." Line sonoerbare Medizin. Ein kleiner Bauernjunge, der Sohn eine bekannten Wilderers, kommt zu einem Puloerverschleißer und verlangt 4 Kreuzer Pulver. Der Kaufmann frägt ihn, seiner Pflicht gemäß, zu a dS Pulver gehöre. .Für' Vata", sagt ber Bua. .zum Ein. n e h m a I . . und um zwei Kreuzer Kap sein dazu und a' wen'g Schrot' ! ' Auch ein Lnverbszweig. .Wie fängt es nur der BürstenFranzl an, daß er den ganzen Tag im Wirths. HauS sitzen kann und nichts zu arbeite braucht? !" .Ganz einfach. Der stellt sich jede Sonntag in den Wald und schaut den Sonntagsjägern zu. Die trkffen natür. lich nichts, und geben ihm deßhalb immer em gutes Trinkgeld, damit er üb.r das Geschehene schweigt!" Zn bescheiden. i'm A"""): .Wie. Si gehen schon heim?!" Jetzt kommt ja noch ein solooortrag und die große Ouvertüre!" B: Ja wissen Sie. ich hab' von mei. M em Freibillet bekommen, und da möcht ich mcht so unbschidn sein und m das rnmi K,. - hören!" 0 0