Durch die j?oft. Sine launige ?ri!ng o 9. ?lnlchhaun. .Rein Brief für mich da? Postlagernd Vhlffre S. U. Nr. 15?" Schon oft hakte der am Schalter dienftlhuende Postafsiftent Fritz Staub, er die Frage von den rothen Lippen de vor ihm stehenden junge MZdchen je Hirt. Doch wie immer, f auch heute. Neiu, bebau sehr, mein Fräulein!" Enttäuscht wandte sich die junge Dame zum Gehen. Doch war' Täuschung, oder war' Wirklichkeit, ei schien al ob die Blicke der jungen Leute auf Sekunden in einander hafteten. .die!' Empfehle mich!' Da find eigentlich Complimenle, zu denen man für gewöhnlich im Pofldienste keine Zeit hat! Doch nun zunlchst Ort und Personen der Handlung. Ort: eine mitteldeutsche Badestadt mit regem Postverkthr und einem entsprechen den Gebäude dafür. Personen: Fräulein Zllma Uebrecht, deren Valer, Major . D. Philipp Ueb recht, Fritz Staudner. Postafsiftent mit der Hoffnung auf Steigerung in seiner Lebensstellung. Fräulein Alma ist eine mittelgroße Blondine mit allerliebstem StumpfnSs chen und Grübchen in den Wangen, die schon auf manches JünglingSher, einen tiefgehenden Eindruck gemacht hat. Sie füh,t im Verein mit einer AufvSrterin irem Vater den Haushalt. Herr lieb recht, wie gesagt, Major a. D. und Wtltwer, hatte sich in der lebhaften Bade stadt, die ihm manche zusagende Gesell schaft bot, niedergelassen und eine Etage der Villa, die der Post gerade gegenüber lag, gemiethet. Im Sommer machle er es, wie viele Miether de Städtchens, er ließ ab und zu einem besonders ihm sym palhischen Kurgaste ein oder zwei Zimmer seiner Etage ab. Da gab zu der Pension immer einen nicht zu verach tenden Zuschuß. Wie gesagt, da ge (iah (a Dielfad). Tan Nogaliiitenten ssrib Staudner haben wir eigentlich zur Genüge kennen gelernt. Doch darf nicht verschwiegen werden, daß er ein schlank gewachsener Jüngling war, dem da Bärtchen auf der Oberlippe gut stand, der auf sein AeukereS etwa aab und treu und gemis. senhaft im Dienste, für seine Carriere nicht besorgt zu sein brauchte. ES war im Nachsommer, als Fräulein Alma nun schon zum öfteren Male nach dem betreffenden postlagernd! Briefe fragte. Der Dienst war zu Ende und ffriv Staudner sag m femem vtubchen, Er hatte eine Lange" zwischen die schneeweißen Zähne geschoben und stmu lirte. Was war das für ein Brief, nach dem die schöne Alma immer fragte?! Zum ersten, zweiten und dritten Male hatte Fritz ein kimcs View als Antwort ge habt. Nach und nach war für die schöne Madchenaestalt das Interesse wach ge worden. Und jetzt, nach einigen Wochen? Sr konnte fich's nicht verhehlen, er war verliebt. Mächtige Dampfaolken stiegen zur Decke seines Zimmers. Ber liebt, wahrhaftig, verliebt! Wenn aber Einer verliebt ist und daS Ideal feiner Seele fragt allwöchentlich nach einem poftlagernden Briefe, so ist das gewen rein paß. Ha er Brief! Fritz Staudner griff an seine Stirn. Er sann nach. Die Fragen nach dem Briefe, fit waren gekommen, nachdem der letzte und einzige Gast des Herrn Major a. D. für diesen ommer abgereift war, Ja, so war's. Aber das war doch ein Herr in gesetztem Alter gewesen, wie sie der Major sich immer aussuchte. Hätte er doch einmal auf die Hand deS Herrn gesehen, ob sie jenen kleinen Goldreif trug. BaS hatte er nicht gethan, das war unaorsichkig giwesen, aöer wer hätte auch gedacht, daß er er Fritz Staub ner gewiß, ganz gewiß, er war er liebt, ein anderes Geluhl war e nicht, - das in ihm gährte und kochte. War's aber nicht schon öfter vorgekommen, daß ein junges Mädchen einem älteren Manne feine Neigung schenkte? Sollte denn aber der Mensch so schlecht, so treulos sein, daS liebliche Kind angeführt, ihm Be fprechungen gemacht haben, die er fo bald nach der Abreise vergessen Fritz Staus nerS Hände ballten sich, hätte er ihn hier gehabt, den Wicht, er wurde thu zer schmettert haben. Aber wäre eS denn nicht gut für ihn, wenn der Rivale von f:!bft auS der Kampflinie weiche, war ihm dann nicht das Feld frei und offene El, und nach der ersten Tauschung wen .dct sich ein verachtetes Heiz leicht einem andern zu. Wo hatte er doch das ge lesen? Mit großen Schritten durchmag der Erregte sein tuochen. Ich wag'S!" rief er plötzlich, .ich wag's 1 Dann setzte er sich nieder, zu schreiben. Mehrmals zerriß er das weiße Blatt, endlich schien er zufrieden. DaS zusam mengefaltete Schreiben wurde in einen Umschlag gethan und als Aufschrift dar, auf gesetzt: .A. Ue. postlagernd Nr. 15 in 23." E ist Sonnabend der nächsten Woche, so lange hat Fräulein Alma unterlassen, nach einem poftlagernden Briefe zu fra gen. Heute trippelt sie wieder die Frei' treppe vor der Post hinauf und drinnen ertönt die bekannte Frage: .Kein Brief für mich da? Postlagernd" doch sie flockt mitten in der Frage, sie hat empor geschaut, der Herr vor ihr hat nicht das bekannte Gesicht, das sie oft hier gesehen. Der neue Postbeamte schaut fragend uS dem kleinen Fensterchen heraus, sei- Jahrgang 14. dessen Griff er mit der rechten Hand noch festhält. .Postlagernd, tzhNre,' .Postlagernd. Chiffre A. Ut. Nr. 15." .Hier!" und der Beamte reicht den sehnlich erwarteten Brief herau. Hastig ist derselbe ergriffen und in dem eleganten Täschchen verschwunden. Doch merkwürdig, in daS Gefühl der Freude über da endliche Eintreffen de Briefe mischt sich leise ein andere, da leiser Unzufriedenheit, worüber? Mechanisch ist zu Hause da Couvert aufgeschnitten, ein seiner weißer Bogen fällt auf den Tisch und Fräulein Alma beginnt zu lesen. Doch was ist da? DaS Papier zittert in den kleinen Händen und jetzt lassen dieselben den Bogen gar fallen, und ein leiser Schrei tönt durch da Gemach. Hohe Nöthe ergießt sich über Nacken und Wangen der Leserin, die jetzt den Brief wiederum aufgreift und noch einmal lieft: Hochverehrtes Fräulein! Sie haben gewiß einem Unwürdigen Ihre Neigung geschenkt. ES schmerzt mich, wie ich so lange habe sehen müssen, daß Sie vergeblich warten und hoffen. Vergessen Sie den Treulosen, eS schlägt sür Sie hier ein treue Herz. Ein klei neS Zeichen Ihrer Zuneigung würde glücklich machen Ihren ewig treuen Fritz Staudner. DaS war da Opus, das unser Freund Postassistent mit Mühe verfaßt, er war ein Neuling in Liebesbriefen. Und dies Opus wanderte in ein Käst, chen hinter festes Schloß und festen Nie- gel Fritz Staudner war auf Reisen. Er wollte noch vor Weihnachten seine Mut ter in der -ReichShauptftadt besuchen. Wenn erst daS Fest nahte, war wegen der Arbeit an Urlaub nicht zu denken. Er hatte einen Zug verspätet und war ge, zmungen, in einer Provlnzialstadt zu übernachten. In seinem Hotel saß er soeben beim Abendtisch, als sich auf dem gegenüber leer gebliebenen Sitze noch ein Herr niederließ. Staudner blickte auf, hätte aber in dem Augenblick fast die Gabel aus der Hand fallen lassen; denn ihm gegenüber faß derselbe Herr, der im verflossenen Sommer bei Herr Major Uebrecht als Aftermiether gewohnt. Ein eigenes Gefühl durchströmte den jungen Mann; war eS Haß, war es Freude, er wußte eS selbst nicht. Doch einen raschen Blick warf er auf die Hand da drüben, die eben zum Löffel griff. Wahrhaftig, da glänzte daS goldene Reiflein und leise Beruhigung zog durch das Gemüth des Erregten. Muß denn jeder Brief, den ein junges Mädchen erwartet, ein Liebe, brief sein? .Wir scheinen uns nicht ganz unbe, kannt zu sein begann der Fremde, in dem er den leeren Teller zurückschob. Am Tische eines Hotels knüpft sich leicht ein Gespräch an. .Sie haben recht; wenn ich nicht sehr irre, waren fett im sommer zur ur in W., dort haben Wie mich oft gesehen, wenn Sie Briefe zur Post brachten Pota stflent Fritz istauduer " und Fritz verbeugte sich leicht. .Wahrhaftig, so ist eS, doch erlauben Sie Daniel Fix, Weinreisender für Collman & Co. in Hamburg. .Sehr angenehm!" .Apropos," fuhr der Weinreisende fort, .Wie geht's meinem werthen HauSmirth und seiner hübschen Tochter Alma?" .Danke, gat!"' war die etwas ge preßte Antwort. Donner" sagt plötzlich Herr Daniel Fix und griff an seinen Kopf " .wie man doch so vergeßlich sein kann, habe ich dem Fräulein ein Versprechen gegeben und " Fräulein Alma hat zum öfteren nach einem poftlagernden Briefe gefragt, sollte " .Freilich, freilich, der hängt mit met nem Versprechen zusammen. Donner ja. daS ist mir nicht lieb. Wissen Sie. der alte Major ist ein leidenschaftlicher Münzensammler, er hat prächtige Erem xlare in seiner Sammlung. Gelegent, ltch kam zwischen mir und Fräulein Alma die Rede hierauf und ich erwähnte, daß ich bei einem Händler der Reichs? Hauptstadt einen .Kaiser Nero" in Gold gesehen. Der Händler ist ein Bekannter von mir, müssen Lsie wissen. Nicht jedem, aber mir hätte er das Prachtstück abgelassen. DaS nun sollte für den alten Herrn ein Geburtstagsgeschenk aus der Hand der lieblichen Tochter werden, und ich sollte Nachricht geben, aber damit der alte Herr nichts merkte, in einem poftlagernden Briefe; wahrlich eS ist mir unangenehm, undankbar zu erschein nen, aber die Geschäfte " ' Verzeihen ste, verehrter Herr, wäre das Prachtstück noch zu haben?" Das fragte Fritz Etaudner, der ln einer Stimmung war, in der er sein Gegenüber an die Brust hätte ziehen mögen. .Ob eS noch zu haben t u Warum niük? Woll'n sehen!" Noch eine Weile saßen die beiden Her, ren bei einer Flasche Rotheg der Firma Collrann und Co. aus Hamburg und SoiBifüj$ji(ii Beilage zum Nebraska taats-Anzelger. Fritz Staudner hatte dem gemüthlichen Herrn fein Herz ausgeschüttet, alle seine Befürchtungen und Muthmaßungen ihm erzählt. Herr Fir lachte herzlich. ,Na, der Kaiser Nero kann Ihnen vielleicht zum Glück verhelfen, junger Mann. Wie ich höre, reisen Sie ja nach Berlin und ich werde Ihnen einen Brief an den betreffenden Händler mit geben." Mit herzlichem HZndedrucke schieden die beiden. .Aber die erste Verlobungsanzeige" .Bekommen Sie, Hen Fn." Fritz Staudner war von seiner Reise zurück. Wieder saß kr, wie sonst am Schalter, klebte Marken, wog Briefe, zählte Gelder. Aber die Tage vergin, gen und daS Antlitz, nach dem er sich sehnte, erschien nicht wieder am kleinen Fensterchen. Der erwartete Brief war ja angekommm ! Na manchmal überlief eS unsern Freund doch mit Grausen, wenn er an den Brief dachte. Wie war er wohl aufgenommen? Von drüben kein Zeichen, nichts I Hatte er beletdtqtV Fand seine Neigung nicht Widerhall da drüben? Sein Kaiser Nero brannte ihm dann in der Tasche wie Feuer. Wie sollte er das Stück an seinen Mann bringen i Auf das Schlackenmetter de Vorwiir ter war Schnee mit Ei gefolgt. Die Kleinen suchten voll Freude die Schlitten, bahn. Die Großen untersuchten die 'schnallen der chlittschuhn. Und so zieht dann an einem Sonntag Nachmittag Fritz Staudner auf der dlan keu Eisfläche seine eleganten reise. Da Wer stößt dort vom Ufer ab und schwebt in zierlichem Bogen dahin? Fritz reibt sich die Augen, wahrhaftig, Fräulein Alma. Da heißt e handeln, die Ge lkgenhcit bietet sich so leicht nicht wieder. und mit energischem Schwünge sauft der Verliebte dah'n! Wag ist das? WeiHt ihm das Ziel seiner Sehnsucht aus? fcs scheint so. Fräulein Alma sieht ihren Anbeter nahen, eine scharfe Wendung auf den Hacken und o und ach, sie prallt mit dem dicken Provisor auS der Apotheke am Markt zusammen. Der Provisor ist oer lobt, seine Braut, die von der edlen Kunst deS Schlittschuhlaufens nicht er sieht, sitzt am Ufer; deshalb ist der Dicke sroh, daß er dem herbeisausenden Post assistenten mit einigen Worten der Ent, schuldigung die sorge für das hingesu! kene Fräulein Alma überlassen kann. .Mein Fuß", stöhnte Fräulein Alma .Sie haben sich weh gethan." Sie nickte. .Darf ich Sie nach Hause geleiten?' Ich bitte!" Es war eben kein anderer alh. Bald waren die Schlittschuhe abae schnallt und das Paar wandelte langsam der Stadt zu. Mit dem Fuße ging eS seden schritt de er. Vchweiqen beider seilS. Die Gelegenheit war eigentlich nicht passend, man soll nicht die Noth des Anderen zu seinem Nutzen ausbeuten. Doch mann traf sich vielleicht eine bessere Gettgenyetlk .Zürnen Sie mir?" frug Fritz leise. .WesyatdV .Nun wegen deS des Briefes . ,O o doch nicht der ein Miß Verständniß . Der Abend war herniedergekommen und die Lichter der tadt schimmerten Wäre doch der Weg weiter! .Ein Mißoerständniß? .Ach, bitte, lassen wir . Man war in der Nähe der Post und der Wohnung des MaiorS. .Noch einen Augenblick, Fräulein Alma, ich habe da einen Kaiser Nero, Ihr .perr arcr, rcy weiß, oursie lcy -.Einen Kaiser Nero? Woher wissen sie i Und da galt es zu erzählen mit flie genden Worten. Man stand vor der Hausthür. .Darf ich Ihnen vielleicht den Kaiser Nero Y .Nein, nein," wehrte Fräulein Alma, .führen Sie sich mit dem oerhängniß vollen Geldstück beim Vater ein. Sie huschte tn's Haus. .Ein prächtiger Mann, auf Ebre. ein prächtig Mensch I " too sagte am andern Moraen der Derr Major a. D. zu seiner Tochter. Eben war Fritz Staudner auS dem Hause ge treten. Er hatte sich nach dem Befinden des Fräulein erkundigt, die Miin.famm: lang deS alten Herr eingehend betrach. ter und der aijer vitxo war ein Haupt, ftück derselben geworden. .Wahrha tia ein prächtiger Menscb. Freilich vom Münzwesen versteht er wenig, muß ihn in der Beuebuna nocd in die Schule nehmen. Aber mir das Stück zu senken, durste es wohl nicht anneh men, mußte partout, eigenthümlicher Mensch, würde vielleicht ein Aequivalent verlangen mit der Zeit, wag er wobl meint?" Fräulein Alma erröthete und ging hinaus. Fritz Staudner war ein gern gesehener Gast geworden im Hause deS Major. Da er der Münzsammlung de alten Herrn große Interesse entgegenvraqie, mehrte sich da Interesse de Sammler an dem Schüler. Ja wenn der alte Herr manchmal gesehen hätte, wie die Augen de Poftmanne oft über ein seltene Stück der Sammlung, da eben einer ge naueren Betrachtung unterworfen wurde, hinüber zum Fenster schweiste, n dem Fräulein Alma stickend saß und den Blick, so oft e eben zugänglich war, er widerte. Dann wurde Fritz Staudner befördert und seine Versetzung stand bevor. Dem alten Herrn ging die Trennung nahe. Doch wer gar nicht an Trennung dachte, waren die jungen Leute. Und so stand denn eine schönen Morgen Herr Staudner vor dem Herrn Major und bat in aller Form um die Hand der Tochter, .Sind Sie einig mit einander ?" Schon lange l" .Hm, also das ist das Aequivalent für den Kaiser Nero? Wahrhaftig, nicht chlecht spekulirt. Hm, hätte ich das ge dacht ? Doch ich habe Sie schätzen ge, lernt. lunger Mann, ich geoe Euch mci nen Segen, Kinder, machen Sie mein Kind glücklich. Fritz I' .DaS werde ich thun!" war die treu, herUge Antwort und die Hände der bei den Männer einigten sich im kräftigen Handschlag. Und dann kam Alma mit einer Flasche Rothen vom Hause Collmann & Co. in Hamburg. Zum Schluß tritt noch eine vierte Per, son m die Handlung: die Mutter taud ners. Sie ist herbeigeeilt, da Glück ihrer Kinder zu sehen. Bit schmieger, tochter gefällt ihr ausnehmend. .Wie seid Ihr nur so rasch bekannt und einig geworden, Kinder, als Fritz mich letzthin besuchte, hat er noch gar nichts gesagt, er war freilich so zer streut " .Wie sie bekannt geworden sind?" knurrte der alte Major, .durch meine Münzsammlung ist's gekommen !' Fchlae choflenl sehige choneni' ne, fen die jungen Leute wie auS einem Munde, .nicht durch Deine Munziamm lunz, Vater, durch die Post, durch die Post !" vlut für Blut. Von Wilhelm Stein? reis. .Ich frage Dich zum letzten Male, willst Du meine Frau werden?" Es war ein junger Bursche, der so sprach, wohl kaum 18 Jahre alt und doch zeigte der ent chlos ene Ausdruck seines Gesichts, daß er die Frage sehr ernst nahm. Die Angeredete war ein hübsches Mädchen, kaum der Schule entwachsen. .Du weißt doch, daß meine Mutter dies nicht zugebe würde, selbst wenn ich es wollte," entgegncte sie sehr be. stimmt. .Dann verlassen wir die Stadt heim lich." .Niemals I Diesen Schmerz mag ich meinen Verwandten nicht zufügen; übn, genS bin ich noch nicht alt genug, um zu heirathen." .Du willst also nicht?" .Nein!" .Dann trage die Folgen Deiner Wei gerung!" Bei diesen Worten zog der erzürnte Liebhaber einen Revolver und feuerte einen Schuß in das Gesicht deS jungen Mädchens. Die Kugel fuhr durch ihren Kopf und sie siel todt zur Erde, ohne einen Laut von sich zu geben. Wie von einem bösen Traum er, wachend blickte der Mörder auf sein Opfer nieder, stieß einen witden Schrei aus und wandte sich zur Flucht. Da die That jedoch an Hellem Tage und auf offener Straße geschehen war, so konnte er kaum hoffen, zu entkommen ; der Schuß hatte die Aufmerksamkeit der Passanten erregt, die sich auch sogleich an die Verfolgung d:S Flüchtlings machten und denselben nach kurzer Zeit ergriffen; er wurde nach dem Orte des Mordes zu, rückgcbracht, wo er zitternd gestand, die That verübt zu haben. Die wzwischen herbeigeeilten Polizeibeamtcn bemächtig? ten sich deS Mörders und brachten ihn zur Station, gefolgt von einer großen Menschenmenge, welche nicht übel Luft zu haben schien, Lynchjustiz zu üben. Unter Denjenigen, welche bet dem er mordeten Mädchen zurückgeblieben waren, befanden sich Mehrere, welche sie als die Tochter der nahebei wohnenden armen Wittwe Schulz erkannten und sich berett erklärten, die Leiche dorthin zu tragen. Die unglückliche Mutter siel bet dem An blick ihres todten Kindes in Ohnmacht, wahrend die jüngere Schwifter der Ver ftorbenen sich auf den blutbefleckten Kör per stürzte, denselben umklammerte und laut zu meinen begann ; der hinzuae. rufene Arzt brachte die ohnmächtige Frau wieder zur Besinnung, während er in Bezug aus das junge Mädchen nur kon ftaliren konnte, daß dasselbe wirklich todt M- . .. . . . Der vor den Richter gebrachte Mörder gab feinen Namen als Hugo Reimann an und gestand, daß er da Mädchen, No. 34. welche feine Nachbarin war und die er seit 9 Jahre kannte, erschossen habe, weil sie nicht mit ihm entfliehen und seine Frau erde wollte. Die Polizei-Aklen selbst ergaben, daß er schon mehrere Male wegen Herumstreifen und Ge waltthätigkeiten bestraft war. Nachdem da Protokoll geschlossen, wurde der Tag der öffentlichen Anklage festgesetzt und der Gefangene i einer Zelle un!erge bracht. Die Zuschauerräume des Gerichts Saal waren am Terminstage bis zum letzten Platze mit Neugierigen gefüllt, welche da Erscheinen de Angeklagten mit Zischen begrüßten. Die Zeugen bänke wurden von der Wittwe Schulz mit ihrer zwölf Jahre alten Tochter Marie, den Eltern von Hugo Reimann, sowie einigen Augenzeugen des MordeS eingenommen. Nachdem der Staats, anwalt seine lange Anklageschrist vor getragen und namentlich den schlechten Charakter deS Mörders und die Bruta lität seiner unerhörten That hervorge hoben hatte, beantragte er die TodeS strafe für den Angeklagten, welcher Aus spruch durch ein Beifallsgeschrei deS an, wesenden Publikums unterstützt wurde. Hierauf ergriff der Anmalt deS jungen Menschen daS Wort und suchte zu be? weisen, daß sein Client an periodischem Irrsinn leide, verursacht durch eine frü here Krankheit, und daß er in einem solchen Anfallt die That begangen habe. Die Zeugenaussagen unterstützten diese Theorie jedoch nicht und nach kurzer Verhandlung wurden die Geschworenen ersucht, sich zur Berathung zurückzuziehen. Dieselben schienen Alle mit dem Urtheils, fpruche des StaatSanwaltS übereinzu stimmen und stießen nur auf den Wider stand eine alten ehrwürdigen Kollegen, welcher sich erhob und folgende Ansprache hielt: .Meine Herren, ich muß erklä ren, daß ich ein entschiedener Gegner der Todesstrafe bin, denn dieselbe hat alle möglichen Nachtheile für sich und bietet nicht den geringsten Nutzen; auch halteich keine mmschliche Gemalt für befugt, ein menschliche , Leben zu zerstören. Die kaltblütig berechnete und vollstreckte Todesstrafe wirkt übrigens verheerend auf baZ Gemüth deS Volkes, ohne einen anderweitigen Vortheil zu erzielen, denn daS Geschehene wird dadurch nicht un geschehen gemacht. Auch hat die Ersah rung gelehrt, daß der Mensch durch die Strafe für ein Verbrechen von dessen VerÜbung nicht abgehalten wird, weil er tn solche Augenblicke meisten nicht att die Folgen denkt, sondern nur der entfachten Leidenschaft folgt. Verbrechen werden au Dummheit verübt und tön nett nur durch richtige Erziehung und Bildung verhütet werden. Da es nun aber auch selbst einem sittlich verkomme nen Menschen mit der Zeit noch möglich in, bessere moralische Anstchten zu ge, winnen, sein begangenes Verbrechen zu erkennen, bereuen und durch ein ferneres tadelloses Leben wieder gut zu machen, so ist eS unnatürlich, dem Menschen diese Möglichkeit einer moralischen Wiedergeburt und daraus folgender wirklichen ühne zu nehmen. Auch würde durch die Vollstreckung einer To besstrase nicht allein der Schuldige, sondern auch der Unschuldige getroffen, da die Verwandten und Freunde des Hingerichteten ebenso hart gestraft wer den, als er selbst. Bit träfe ist grau sam und der heutigen Civilisation wi versprechend, der fortwährende Gedanke eines zum Tode Berurtyeitten an sein sicher bevorstehendes Ende läßt ihn denselben tausendfach fühlen und er, leben, er ist während der Zeit bis zu seiner Hinrichtung einer fortwährenden Tortur unterworfen, welche viele zum Wahnsinn treibt. Ich bitte Sie deö, halb, Ihre Ansichten zu ändern und dem jungen Verbrecher Gelegenheit zu geben, sich zu bessern und so zum Bewußtfein seiner grausamen That kommen zu la en Ich schlage deshalb für den Angeklagten eine zehniShrtqe uchlhausftrase vor und hoffe, daß wir darin übereinstimmen werden." Die schlichten Worte deS Redners hatten ihren Eindruck auf die übrigen Geschworenen nicht verfehlt, und nach einigem Neberlegen stimmten sie ihrem Kollegen bet und begaben sich nach dem GerichtSsaale zurück, wo ihr Vorsitzender den Urtheilsspruch verkündete, welcher auS Rücksicht auf die Jugend des Mör, der auf zehn Jahre Zuchthaus lautete. Im Zuschauerraum wurde dadurch lauter Unwillen hervorgerufen, hatte man doch bestimmt erwartet, da TodeSurtheil ausgesprochen zu hören. Selbst der Verurtheilte blickte sehr erstaunt und fragend auf seine Richter, als wenn er deren Milde nicht verstehen könne. Seine Eltern jedoch vergossen Freudenlhränen und näherten sich ihm, um Abschied zu nehmen. Die Wittwe Schulz verließ mit ihrer Tochter unwillig den Saal, die Strafe schien ihr zu leicht. Nachdem die Eltern den Verurtheilten endlich verlassen hatten, wurde derselbe aus dem Saale geführt, um seine Strase anzutreten. J'kn labre find seitdem verstrichen. Die Ellern von Hugo Reimann waren i dieser Zeit gestorben; die Wittwe Schulz lebte uoch in demselben Hause bet ihrer Tochter, welche einen Eise, bahnbeamten geheirathet hatte und deren Familienleben nur och hin und wieder durch eine Erinnerung an die todte Schwester getrübt wurde; sie hatte einen liebevolle Mann und ihr kleine einjäh rige Kind, ein Knabe, vervollständigt ihr Glück. Nach Ablauf der zehnjährige Zucht hau strafe wurde Hugo Reiman fretge setzt, begleitet von den besten Glückwün schen de Doktor und der Wärter, die den Gefangenen in den letzte Jahre wegen seine stillen und zurückhaltenden Wesen lieb gewonnen hatten. E schien eine große Verwandlung i seinem In ner vorgegangen zu sein, denn da Ge sieht trug den Stempel tiefer Schwermuth und sein Benehmen verrieth deutlich, daß ein verzehrender Kummer sein Gewissen bedrücke; er schien zur wirkliche Er kenntniß seiner grauenhasten That ge kommen zu sein und sein reuevolle Herz verzweifelte bei dem Gedanken, daß er i nie ungeschehen machen konnte. Der erste Gang war nach dem Hause seiner Eltern; er fand jedoch nur fremde Gesichter und erfuhr, daß die Gesuchten schon seit Jahren todt seien. Tief er schütten verließ er die heimathliche Stätte, verzweifelte Gedanken durch kreuzten fein Gehirn, von Gewissensbissen gepeinigt irrte er durch die Straßen bi sich der Abend herabsenkte; unwillkürlich hatte er sich dem Hause seiner früheren Geliebten genähert, eine fremde Geaalt schien ihn anzuziehen. Er nahm sich vor, die Wittwe Schulz aufzusuchen und ihre Vergebung zu er bitten und so neuen Muth zum Leben zn gewinnen, welches er mit aller Möglich keit den Unglückliche und Bedrängten widmen wollte. Nur in solchen Gedan ken fand er Ruhe. Als er sich mit die. fem Vorsätze dem bekaunten Haufe näherte, wurde feine.Aufmerksamkeit mit einem Male durch eine große Menschen menge vor ihm und das Läuten der Feuerglocken geweckt. Jetzt erblickte er auch einen Feuerschein in der Gegend de Schulz'schen Hause. Mit Gewalt, wand er sich durch die Menschenmenge, welche vor dem brennenden Hause standp seine Vorahnung hatte ihn nicht getäuscht, da Haus der Wittwe Schulz stand in Flammen; die durch das Feuer über raschten Bewohner kamen mit. verstörten Mienen auf die Straße gestürzt und unter ihnen als die Letzte auch die Wittwe, welche ihre Tochter mit Gemalt nach sich zog. Plötzlich riß sich die Letz, tere los, blickte wild um sich und schrie mit herzzerreißender Stimme: .Mein Kind! rettet meiu Kind, eS verbrennt Int Schlafzimmer!" Da Niemand den Muth hatte, das brennende Haus zu betreten, so wollte sich die schrecklich geängstigt Mutter selbst in die Flammen stürzen, als schnell tink ManneSgestalt, welche die Worte der unglücklichen Mutter gehört hatte, auS der Menschenmenge twit . brach und in dem brennenden Gebäude verschwand. Ein allgemeiner AuSruf der Ueberrafchung erscholl von den Um flehenden, die junge Frau sank ohnmäch tig in die Arme ihrer Mutter. Eine er martungSoolle Stille erfolgte, nur unter brochen von dem Knistern und Fallen des brennenden Gebälks. Viele gaben de Fremden für verloren, doch nach einigen Minuten erschien derselbe wieder in der hellerleuchteten Hausthür, da Kind- in seinen Armen. Laute Freudenschreie be grüßten fein Erscheinen, in dem Augen blicke jedoch, als er aus dem Haufe her auöstürzte, wurde er von einem herunter fallenden brennenden Holzstücke auf Kopf und Schulter getroffen, er taumelte noch mehrere Schritte mit dem Kinde vor wärt und fank dann schwerfällig zu Boden, halb aufgefangen von den Nabe stehenden; daS Kind war unbeschädigt und wurde von der glücklichen, inzwischen wieder inS Leben zurückgerufenen Mutter empfangen. Der kühne Retter schien jedoch daS Bewußtsein verloren zu haben, lheilnehmend näherten sich die Wittwe und ihre Tochter und ergrissen die Hände des Schwerverwundeten. Er schlug die Augen auf und blickte unruhig umher, die beiden Fronen schienen ihn nicht zu erkennen, bis sie seine Stimme vernäh men. .Frau Schulz," hauchte der Uu glückliche, .ich fürchte, daß ich sterbe, möchte aber nicht aus der Welt scheiden, ohne Ihre Vergebung sür mein schweres Verbrechen erhalten zu haben. Können Sie mir vergeben?" Oh Hugo, bist Du es I" rief die alte Frau erschüttert aus, Du, welcher meine.... aber nein. Nichts mehr davon, wir vergeben Dir von Herzen, denn Du hast gesühnt. Stirb in Frieden." .Habt Dank jetzt fühle ich leichter.... Mir ist ver geben. . . . Lebt wohl!" Ein tiefer Seuf zer entrang sich seinen Lippen, er war todt. Die Vorauösaguvgen deS alten Ge schworenen waren in Erfüllung gegan gen, der Verbrecher hatte erkannt und gesühnt. v?ortsxielerei. Ohne Moneten werden oft Minuten zu Monaten. verkhrte TX)tU. Backfisch (aus der Stadt, bei einer Gebirgstour): .Fabelhaft, jetzt jodeln sie hier auf dem Lande auch schon wie im Theater I" Naiv. Damk (zum Mädchen): .Hanni, ich glaube, es läutet I' Mädchen: Ja. das t kein Anderer. als mein Franz, der schlechte, ungetreue Menschl ES ist unter meiner Würde, ihm zu sagen: daß er mir nie mehr vor die Äugen kommt! . . Bitt' chön, ans grau, gehen S i e hinaus und sagen See ihm!"