(a Marseillaise. Man schrieb da Jahr 1791. An einem bitterkalten Tczembertage jenes Iah, landen sich zwei Männer in dem Wohnzimmer eine großen Hauses der lte Sladt Straßburg gegenüber, zwei Männer, eiche in ihren Personen voll, kommen die beiden streitenden Elemente der damaligen Zeit repräsentirten; denn der ältere war der Baron de Lau na. iin ea, er velmann vei ancien regime, der jüngere ein armer In gknteurlieutenant und glühender Re iblikaner. mit Kamen Rouaet de LiSle Da kostbar ausgestattete Gemach mit seinen zahllosen (Spiegeln, reichen Goe liataveten. den hochlehnigen, mit vergoß beten Kronen verzierten Stühlen und dem aie Gla schimmernden getäfelten Fußboden durchströmte eine von dem Feuer eine tiefen Kamin ausgehende behagliche Warme. Desto unbeyag licher war die Stimmung, die sich au den Gesichtern der beiden Männer ab spiegelte. An einer Seite de Kamin lehnte in nachlässiger Haltung der Baron ein kleiner, schmaler Grei mit vornehmen, hochinüthigen Gestchtszügen. Er trug ine weiße Perrücke und einen schwarzen ammctantug. Ueber seine mageren, weißen Hände sielen breite Svibenmanschetten und an seinen Schuhen glämten werthoolle Dia: manlschnalle. In sichtbarer Ungeduld trommelte er mit den Fingern auf dem Zeckel einer goldenen Schnupftabaks- iDsse. Ihm gegenüber stand der Lieutenant ein hochgewachsener, blasser Jüng lin.z. dessen ausdrucksvolles, ernstes Ge licht reiche, kaslanienbraune l'oaen um rahmten. Um seine Hüfte schlang sich eine dreifarbige Schärpe, und den breit krempiaen Hut hielt er unter den Arm gedrückt. .Mein Herr sagte der Baron in ge reizrem Tone, ,ej ist wahr, die Zeilen sind schlimm, und der Adel erduldete und duldet noch immer die unerhörtesten Be leidigungcn von der Canaille, aber, dem Himmel sei Dank, noch ist der Tag nicht angebrochen, der unsere Töchter den Bauern in die Arme wirft. Parbleu! Gehen Sie ihrer Wege, Mensch Sie müssen wahnsinnig sein! Das bleiche Gesicht de Lieutenants nahm einen entschlossenen, drohenden Ausdruck an. ' .Herr Baron, ich nehme von Ihnen keine Antwort entgegen, erwiderte er. Ich liebe Ihre Tochter und bitte um die Erlaubniß, ihr die Geständniß mit eige, ncn Lippen machen zu dürfen. ,Ah, Sie lieben meine Tochter wie derholie der alte Edelmann mit bebender Stimme. .Ja, Sie senden ihr zärtliche Verse spielen zur Nachtzeit fremdar, tige Weisen auf Ihrem Instrument un ter ihrem Fenster denn, wie es scheint, sind Sie ebenso wohl Poet und Musiker, als Soldat. Ma toi I Auf einer Seite wollen Sie mit anderen Sansculotten und Revolutionären die Aristokratie vernichten, auf der anderen beten Sie sie in der Person meiner Toch ter, Mademaiselle de Launau, an. Ab sonderliche Gegensätze! Diese Worte enthielten so viel Wah, reg, daß der Lieutenant schwelgend sein Haupt senkte. .Nun wohl fuhr der Baron fort, ,da Sie auf ihrem Willen beharren, werde ich meine Tochter hierherbitten lassend Er zog an der Klingelschnur, und einen Augenblick später betrat Mademoi seUe de Lailnay das Zimmer. Sie war eine echte Aristokratin, schön, blond, an muth'g und schlank. Auf ihrem wunder vollen Haar lag feiner, kaum sichtbarer Puderftaud, welcher, nach dem Aus kpruche George Sands, den Damen erst die echte Noblesse verleiht. Rouget de LiSle ward bei ihrem An, blick blaß wie der Tod. Er machte ihr eme tiefe, ehrfurchtsvolle Verbeugung. .Meine Tochter sagte der Baron, indem er mit verächtlicher Geberde auf den jungen Mann hinwies, .dieser Herr erklärt sich als einen Bewerber um deine Hand. Er hatte die Dreistigkeit, dir Briefe und Sonnctte zu schreiben, deinem Wagen durch die Straßen zu sol gen, dich in deiner Loge im Theater zu bewundern und deine Nachtruhe durch allerhand musikalische Experimente auf den Terrassen unsere Garten zu ftären. Und, um Allem die Krone aufzusetzen, er kennt er meine deines Vater Ant ort nicht an und wünscht von dir selbst abgewiesen zu werden Die junge Baroneß ich mit einer Bewegung der Entrüstung fast bi zur Thür zulück. Der ganze unnahbare Stolz und Hochmuth ihre Standes prügle sich in den geringschätzig gekräu selten Lippen und dem kalten Streifblick ihrer Augen au. Wußte dieser Mensch nicht, welch' tiefer, unübersteigbarer Ab rund zwischen ihr, einer Tochter der de Launay's, und einem republikanischen Lieutenant lag? Aber Rouget de LiSl;, durchaus nicht eutmuthigt durch die ab sende Miene der jungen Schönheit, rief mit wilder Energie: .Ja, ich lieb Sie, mein Fräulein! Ich beanspruche da Recht, Ihnen meine Liebe gestehen zu können. Jetzt ist nicht die Zeit, um über Rang und Stande unterschiede zu streiten. Ich bin ein Mann Sie sind ein Weib da ge ügt. ES ist wahr, ich bin Ihren Schritten gefolgt berauschte mich an Ihrem Anblick im Theater, durchwachte ganze Nätte in der Nähe diese HauseS, welches Sie beherbergt. Können Sie mich dafür verdammen? Mein einziger Gedanke, mein Leben, meine Seele sind Sie? Wa bedeutet der Zufall der Ge burt gegen eine Liebe wie die meinige? Seine Leidenschaft überwältigte ihn jetzt und besch Hörend streckte er die Hand au. Jedoch die Baroneß hatte sich zu ihrer vollen Höhe aufgerichtet und unheiloer kündend blitzten ihre Augen ihn an. .Mein Herr sagte sie ausgebracht, .erwähnen Sie nicht da Wort .Liebe in meiner Gegenwart: e ist eine bei spieUose Frechheit. Ich glaube noch an Stand und Rang, denn ich bin eine Aristokratin, keine Revolutionärin, und Frauen mei.ieS Standes heiralhen nicht Männer au Ihrer Sphäre. Hier sind Ihre Verse sie übergab ihm eine Rolle Papier .ich fand sie höchst aliern. Mein Herr. Ihr Antrag ist ab gelehnt. Ich gestatte Ihnen, sich sofort zu entfernen. Mit spöttischem Lächeln blickte der alle aron aus seinen Besucher, welcher, aschfahl im Gesicht, die Papiere in' Kaminfeuer schleuderte. Sein große, dunkle Auge heftete sich noch einmal wie in stummer Anklage auf das Gesicht von Mademoiselle de Launa, worauf diese sagte: .Mein Herr, ich bin die Tochter einer Rasse, welche zu Grunde gerichtet, aber nicht gevemulhigt werden kann, und unsern Stolz wirö weder das Gefängniß noch vaS ischanot beugen!' Er wußte, daß sie die Wahrheil sprach. Von Verzweiflung ergriffen, wandte er sich und verließ daS Zimmer, das HauS. ES war eine finstere Dezembermacht. Nur hin und wieder huschte ein Mond strahl über die Festungswälle der Cita dclle und den hohen, gen Himmel ragen den Thurm des berühmten Straßburger Münster. Zweihundertfünfzig Meilen weiter, in Paris, tobte der Aufruhr Auch hier, in dieser alten Stadt, reg,, sich die Revolution. Der unglückliche Rouget de Llöle rannte blindlings durch die Straßen, ohne zu wissen oder zu fragen, wohin er seine Vchrttle lenkte. Nur hmauS wollte er, fort, immer weiter, um feinen Schmer, auslosen zu la en. iso gelangte er schließlich, auf 3 tiefste erschöpft, in eine ärmliche, schmale Gasse ohne Pflaster und Beleuchtung. Die niedrigen Dächer der elenden, winkeligen Häuser konnte man fast mit den Händen erreichen, und der unebene, verwahrloste Fußstieg wie so viele Vertiesungen auf, daß Rouget plötzlich stolperte und zu Boden fiel. Zu müde und willenlos, um wieder auszustehen, schleppte er sich bis zu einem Maueroorsprunqe, gegen den er seinen Rücken lehnte, um einen Halt zu gewinnen, und in dieser halb liegenden, halb fitzenden Stellung, mit tief aus die Brust gesenktem Haupte, überwältigte ihn alsbald der Schlaf. Stunde um Stunde verrann, die Lust wurde immer schneidender: die Glieder des Schlafenden begannen zu erstarren er merkte e nicht. Der Mond war schon fast gänzlich hinter dem hohen Thurme der Kathedrale verschwunden, als das Echo nahender schritte in dem engen Gaßchen wider hallte. Nicht lange darauf stand ein schlankes, dunktkS Madchen neben dem betäubten Mann. ES beugte sich tief zu ihm nieder und berührte leise seinen Arm, während ihre großen glänzenden Augen die Finsterniß zu durchdringen versuchten. .Es ist Bürger Rouaet, Vater sagte sie zu einem ihr auf dem Fuße folgenden Greise, welch einen Violinkasten unter dem Arme trug. ,Mei Gott, waS mag mit ihm vorgegangen sein ? Der alte Andre Dierick riß seine Auoen auf. .Rouget l schrie er, indem er die regungSloS am Boden liegende Gestalt derb schüttelte. .Mann ! Schlafen Sie, oder haben Sie Wein getrunken ? Him- mel I Sie gehen hier zu Grunde er muntern Sie sich ! Die Freundesstimme erweckte Rouget wie ein Betrunkener blickte er um sich. .Dierickl murmelte er, .und die kleine Bettina I Ich sehe. Es ist wohl pät Ihr kommt aus dem Theater. Geht weiter und laßt mich allein. .Rein!' erklärte Bettina fest; .Sie erfrieren hier. Die Nacht ist fürchterlich. Es ist Ihnen etwas Böses widerfahren, Rouget. Kommen Sie mit uns kom, men Sie sofort I Ihre warme, weiche Hand umschloß die feine. Er leistete nicht langer Wlkerstand. sondern duldete eS, daß sie ihn die Straße entlang bis zu einem kleinen armseligen Häuschen führte, in welchem die Diericks wohnten. Bettina öffnet die Thür, und die drei überschritten die Schwelle eines höchst einfachen Zimmers, dessen ganze Einrich tung au mehreren eichenen Stühlen, einem runden Tisch unv einem niedrigen, altmodischen Schrank bestand. In einem Winkel lehnte eine Harfe neben einem mit Noten gefüllten Notenständer. Schon nach wenigen Minuten hatten Bettinas flinke Hände das kalte Gemach in einem warmen, behaglichen Raum umgewandelt. Die beiden Männer saßen dicht am hell flackernden Kaminfeuer, während da junge Mädchen den Tisch für die frugale Abendmahlzeit deckte. E war nicht viel, was d e Tafel bot: einen Laib Brod, einige Schnitte Schin ken und eine Flasche Landwein, doch Rouget de Lisle wurde auf die liebe vollste Weise zur Theilnahme an dem Mahl genöthigt. Seit vielen Monaten verkehrte er als häufiger Gast in dem kleinen Hause. Der alte Dierick spielte die Geige im Orchester des Straßburger Theater, an dessen Bühne auch Bettina sang. Rouget selbst war kein unbedeutender Musiker. Er componirte gute Melo, dien und verfaßte die schönste Verse. DaS langweilige Garvifonslcben machte ihm den Umgang mit den Diericks, mit welchen ihn so viele gemelnschastliche Neigungen verbanden, noch mehr zum Bedürfniß. .Den Magen werden Sie sich bei un- serem .Festessen nicht verderben, mein junger Freund, sagte Dierick traurig. .Die Zeiten sind schlecht das Brod ist theuer. Doch Muth! Wir haben ja noch unsere Trösterin, die Musik, und gute Kameradschaft. Ah, Rouget, Sie hätten heute im Theater meine kleine Bettina hören müssen! Welche Stimme! Sie versprachen doch, ihr ein Lied als Einlage zu componiren. Vergessen Sie nicht. Der junge Lieutenant riß sich gemalt sam au seinem düstern Sinnen und warf einen freundlichen Blick auf da iqone, vrunelke Mavchen thm gegen der. ,ie oj lyr rico yaden. mm auter Dierick', sagte er. Der alte Andre schenkte ihm ein GlaS Wein ein, füllte auch fein eigenes GlaS und erhob eS gegen feinen Gast. .Trinken wir sprach er feierlich, .auf die Freiheit, aus den neuen Tag, ver user granrreich herausoammert!' .Mit ganzer Seele!' rief R-uget de geistert. .Bürger Rouget begann Dierick, auch Sie haben schon genug von dem Elend in unseren Dörfern gesehen, aber lange nicht so viel wie ich, der ich in der Gegeno von Montceau geboren und aus gewachsen bin, wo, zur gelegentlichen Belustigung des Hofes, Wilö gejagt und cultioirt wurde. Schaaren von Wild durchstreiften nach Belieben das Land und oerwüstcten die Saat des Bauern; da halfen weder Bitten noch Klagen, im Gegentheil, merken Sie auf! Es existirte em Edlct, welches bei Strafe das Jäten und Hacken untersagte, damit die jungen Vögel nicht aufgestört wurden, und auch die Stoppeln durften nicht entfernt wer den, so lange die Vögel noch in denselben Unlerschiups suchten. .Das Wild hatte meines Vater Snn licheS Feld zu Grunde gerichtet. Um den Hunger feiner Kinder zu stillen, tödtete er eines Tages einen Hirsch. Zur Strafe für jenes Verbrechen sandle man ihn aus die Galeere. AIS meine Mutler im Alter von dreißig Jahren vor Kummer und Verzweiflung starb, hatte sie den weißen Kopf einer Matrone. .Nach meiner armen Mutter Tode erzählte der alte Mann weiter, .nahm sich der Geistliche der benachbarten Ge meinde meiner an. Er unterrichtete mich in Musi? und lehrte mich viele an dere Dinge. Dierick stand aus und ging nach seinem alten Platz am Kamin zurück. Rouget folgte ihm. Vielleicht errieth der alte Musikant halb und halb den Grund der Verstimmung deS Jünglings ; denn mit lauter Stimme rief er aas: .Zum Teu fel l Jetzt ist keine Zeit, an das eigene Vergnügen, an das eigene Leid zu denken; Frankreich liegt in den Wehen einer neuen Geburt; bei seinen Schmerien müssen wir der unsrigen vergessen! Er lehnte sich erschöpft m seinem Stuhle zurück; das Alter machte sich gel um, vaiv war er fest etngeschlasen. DaS geuer im Kamin war tief herun- tergebrannt, die Kerzen verbreiteten nur noch spärliches Licht im Zimmer. Bet tina saß schweigend, bewegungslos und Rouget mit ihren großen Augen verfol gend an einer Veite des Tisches. Ihre chlanken, bräunlichen Hände ruhten lässig im Schooß, die langen, glänzen den, schwarzen Locken sielen schmor über die Schultern und das schmale Kinderge lcyt nug einen eigenthümlich schwer müthigcn Ausdruck. Plötzlich sprang Rouget auf. nahm deö alten Diericks Geige aus dem Kasten und begann zu spielen. Mit der Musik ftos en ihm die Worte zu, in seinem Gehirn erzeugt er wußte selbst nicht wie. Sein Herz brannte, sein Kopf schien zu zerspringen. Bald entströmten die Töne dem Instrument und die Worte folgten. bald nahmen letztere Gestalt und Leben an und die Melodie folgte. Bettina lauschte, staunte, zitterte; Thränen schim muten in ihren dunklen Augen. Sie wagte kaum zu athmen. Das Gemach cylen quitt von Kamps und Rachege chrei. Eine seltsame und schreckliche, bcrau chend wirkende Macht, zu gleicher Reit klagend, drohend, anfeuernd, alle Leiden- chasten entseijelnv, wohnte den Tonen inne. Die Revolution halte Stimme gesunden. Etwas, das nie wieder unter gehen sollte, ward hier unter des alten Andre Dierick's bescheidenem Dach in's reden gerufen. Instinktiv ergriff Bettina eine anae- brannte Kohle und schrieb die Crmpo, fttion Rougel'ö an die Wand. Der Al:e tchltts weiter. Die Kerzen erloschen, das Zimmer wurde nur noch vom Kaminfeucr erhellt. Außen klagte und heulte der Slurm um die Fenster, wie in Uebereinstimmung mit den Em pstndungen des Spielenden. Und immer noch war das junge Menschenpaar bei- ammen. und der Mann componirte, und das Mädchen schrieb die Wort nebst der Melodie an die Wand. Im Osten däm inerte schon der Morgen, als Roua?t. bleich vor Erschöpfung, die Violine in den Kasten zurücklegte. Strahlenden Blicke? sah ihm Bettina zu. Ah!' rief fte, .endlich haben Sie Ihr Versprechen eingelöst einen Ge sang für mich geschrieben!' Er schien sie gar nicht zu boren. Wie in einem Traum sah er sie an, griff nach seinem Hut und taumelte, ohne ein Wort deS Abschieds, aus dem Haufe und heim in seine Wohnung. Am folgenden Abend sang Bettina daS neue Lied Rougel'S im Theater. Ihre Stimme war die eiste, welche die Hymne von Frankreich in die Welt sandle. Zur seiden stunde saß der lunqe Lieutenant in seinem einsamen Gemach, eine Beute der schre'lichsten Verzweif lang. Er hatte deS Morgens, beim Passiren eine öffentlichen Platze. Ma demoiselle d Launav in ihrer Eauipage vorbeirollen sehen, und die stolze Aristo kralin hatte ihn mit einem Blicke kalter Verachtung gestreist. Die Dierick mit Allem, wa in der vergangenen Nacht in ihrer Wohnung sich abgespielt, ent schwanden au seinem Gedächtniß, nur der ahnsinnige Schmerz verschmähter Liebe blieb zurück er sehnte sich nach dem Tode. Vor ihm lag eine gela dene Pistole, die er krampfhaft mit den Händen umschlossen hielt. Sein junge Antlitz zeigte die puren tiefsten Kum merS. .eikiald oll ich solches Lesen er terschlexpen? .Die'e Leidenschaft entehrt mich, und doch bin ich außer Stande st zu unter drücken. Ich lieb und werde verab scheut. Schmacher Narr, der ich bin Nur der Tod kann mich von meinen Oua- len befreien!' Die wenigen Werthaeaenflände. die er be ai), packle er in eine Schachtel. versiegelte dieselbe und adressirle sie an seine Mutter. Dann hob er die Pistole und richtete die Mündung gegen seine Stirn. In diesem Momente tönte ein furchte barer Tumult von der Straße hcrau ein Brausen und Toben, wie dS flurmgepeitschte Meer eS hervorbringt. Näher und näher wälzte sich der Slrom der Stimmen, und au der tausend und tausendköpsigen Menge erschallte immer lauter, immer deutlicher, immer begeil sterter der Name: Rouget de LiSle. Er ließ die Waffe sinken und eilte an da Fenster. Ein unabsehbarer Menfchenknäuel. der Aiaire von slrakburg an feiner Spitze. drängte sich vor feinem Hause zusammen und verlangte jauchzend nach seinem An dliii. Inmitten der Volksmassen erhob ich, von rennenden ackeln umgeben. ein Triumphstuhl, in dem die lordeerge krönte Bettina lerlck sau. W'.e au einer einzigen, ungeheuren Brust lächle, weinte, brüllte Alles durch einander. Lange lebe Rouaet de Lisle ! Lange leve der Schöpfer der Hymne Frank- reichs!' Bis daym hatte Rouaet gant leneS Lied vergessen, und auch jetzt noch war er viel zu erstaunt uns betäubt, um den Zusammenhang zu verstehen. Aber man holte ihn auS seiner Wohnung, umringte ihn, überschüttete ihn mit Lob und krönte ein Haupt mit Lorbeer, le man das- ienige Bettina's gekrönt hatte. Der Ruhm wand ihm die todbringende Waffe auS der Hand. Beim rolhalübenden Schein der ttaZeln blickte er innig in Bettina'S große, sanfte Augen. .Und du sangst mein Lied von der Bühne? Während ich in feiger Schwäche ein thörichtes Leid beenden wollte, ae wannst du tapferes süßes Kind Ruhm und Ehre für un beide? Sie lächelte schmerzlich. .Ich sang es, weil ich Sie liebe. Rouget.' Der junge Soldat dachte niemals wieder an Selbstmord. Jene Nacht in Strafzburg war nur der Beginn des Applauses, welcher überall das neue Lied begrüßte. W,e ein ildeS Feuer flog eS durch die Städte von Frankreich, in allen öffentlichen Versammlungen, in allen Clubs und Theatern, von den So! baten auf dem Felde, von den Opfern auf ihrem Weg: zum Schaffst ward eS gesungen. Die mrchldaren Manner von Mar eill donnerten es den Weg entlang, als sie ihren berühmten Marsch vom Mittelländischen Meer nach Paris in's Werk setzten. Unter den Klängen der berauschenden Melodie dieser Sieges Hymne, dieser Rache und Tod athmen- den Composition betrat jene wilde. bronzefarbene Horde, mit den feurigen Augen und den roth umbundenen Köpfen, den gaubourg St. Antoine am 10. Juli im Jahr 1792. Geführt von dem Brauer Sanier machte sie Paris erzittern mit der Hymne Rouget de Liöle's. ES waren die Männer von Marseille, welche dem Liede den Namen gaben. Die Revolution griff mit rasender Geschwindigkeit um sich. Der alte An dre Dierick legte sein Haupt unter die Guillotine, auf seinem letzten Gange begleitet von den Tönen jenes Liedes, welches in seiner Wohnung nieder geschrieben ward. Buch der Baron de Lauvay nebst seiner wunderschönen Toch ter konnten weder der Hymne Rougets noch dem Schaffst entrinnen. Selbst de Lisle mußte bald in's Gefängniß wan der. Die Geschichte seiner Unglück lichen Leidenschaft für Mademoiselle de Launay war zu den Ohren der Macht hab er gedrungen und brachte ihn in den Verdacht des RoyalismuS. Kurz vor seiner Verhaftung hatte er in einer Srm lichen Bauernhütte Zuflucht vor den Verfolgungen der Polizei gesucht, und dort hörte er eine! Tges die Kinder vor der Thür fein Lied singe. Ergriffen lauschte er. .Wie heißt jene Hymne? .Die Marseillaise antwortet der Mann. Bei der Gelegenheit hörte. Rouget zum ersten Male den Namen, mit wel chem die Nation seine Composition ge tauft hatte. Eine Zeit lang schien aS, als sollte den Autor deS FreiheilssangeS dasselbe Schicksal treffen, wie die. von ihm einst so heiß Geliebte, jedoch der 9. Thermi dor öffnete ihm ganz unerwartet die Kerkerthüren und rettete sein Leben. Nach dem Ende der SchreckcnSherr schaft wandte er sich nach Paris. Dort traf er zum ersten Male feit Jahre wie der mit Bettina zusammen. AuS dem zarten Mädchen, mit den traurigen dunk len Augen, war ein bezaubernd schöne Weib geworden, welches, als eine der be, deutendsten Sängerinnen, der Haupt anzilhung?xur.kt des Theater war. Leichenblaß starrte Bettina auf Rox et. II sähe sie eine Viston. .Gedenken Sie och jener Nacht mei ne! ersten Triumphe in Straburg, Bettina? Erinnern Sie sich an die Worte die ich zu Ihnen sprach, die Antwort, die mir gaocn: fang Ihr Lied, weu ,q sie liedte, ouget. Sie wurde glühend roth. ,AH, Bettina, rief er leidenschaftlich .wenn Sie wußten, wie theuer Sie m seit jener unvergeßlichen Stund waren. wie ,ch mich in Sehnsucht nach Jhne verzkhite, di? vielrn. vielen Jahr bin durch! Bettinas Geliebte! Würden Sie auch heute noch dieselben süßen Worte wiederholen, wo sie kein Kind mehr sind sondern dt: gefeierte, b.rühvite Künst leitn? Bettina, lieben Sie mich noch? Der Ausdruck ihrer thränenden Augen gao iym die gewunschle Zlnlaort. Nach der Vereinigung führte der Schöpfer der Marseillaise sie fort von Paris nach feiner Heimalh im Jura. II. F. Sin hübscher R,v,anftoff findet sich in den Memoiren deS MaiqiiS von Eyarnay, eine Zeitgenossen Lud wigS XV., der in feiner Jugend Page diese Kö.iigS gewesen war. Der Herr MarqiS hittU in seinem sechzigsten Le- beniiahre eine junge hubjche Frau ge nommen, die ihm zwar herzlich zugethan war, ihm aber in Anbetracht deS großen AlterkunterschieleS doch nicht wenig Sor gen machte. Was er fürchtete blieb auch nicht aus. Die Frau Marquise lenkle die Augen der jungen Herren auf sich. und eines Tages kam sie selbst und zeigle ihm einen glühenen Liebesbrief, den ihr der KaoauerleKoptlan von Breteuil qe schrieben hatte. Sie wicS ihn lachend vor, mit der ganzen Kindlichkeit ihres Wesens, als sie aber sah. daß der Herr MaiquiS die Sache ernster nahm, ver suchte sie, ihm seine Grillen zu verlrei- den. .Du glaubst also irklich, ich könnte le aufhören, dich zu lieben? fragte sie schmollend. Der MaiquiS sah sie nachdenkend an und dann meinte er. da er den Kapitän nicht auS Paris wel sen könne, müsse eben die Marquise sort, sie dürfe dem Kapitän nicht mehr beqeg nen. Nun stiegen der hübschen Frau plötzlich die Thränen in die Augen. .Dann wird er ich umbringen. Er chreibt eS ja hier. Wenn ich ihm nicht meinen Anblick gönne, dann will er sich lödten. Und mir sollten seinen Tod auf dem Gewissen haben? Der Marquis schwieg. Seine Lebens erfahrung hatte ihn nicht betrogen. Er erkannte, daß das kindliche Herz feiner Frau durch das Geflunker des lungen Kavaliers gerührt worden war, und er agt ?ch auch, daß eine Trennung die Sache nur schlimmer machen, die mit leidige Wallung vielleicht in Liebe ver wandeln könnte. WaS also thun ? In derselben Nacht noch verschwand die Frau Maiquise und am andern Tage erschien ihr Gemahl betrübt bei Hose und meldete, daß seine Frau aus seinem Schlosse Charnov plötzlich schwer erkrankt sei, daß er auf dem schnellsten Wege zu ihr müsse. Zwei Tage später kam .die Nachricht, daß die Frau Marquise gestorben, und der plötzliche Tod der hübschen fangen Frau bildete einen Tag lang daS Gespräch in den aristokratischen Zirkeln der Haupt stadt. Acht Wochen später vermählte sich der Kapilän Breteuil mit einem rei chen Mädchen und an diesem Tage gab der MarPlis von Charnay seiner Frau, dre er aus einem einsamen Befttzlhum verborgen hielt, die Freiheit wieder, nach- dem er ihr alles erzählt und sie um Ver zeihung gebeten hatte. .Du haft nun gesehen, in Kind sagteer, .daß die Marquis Breleuils nicht gleich Nerven. Ich mußte ungefähr, wie es kommen mußte und war nur im Zweifel, ob er die schöne Grimmani entsühnn oder die hagllche Villaret Joyiuse heirathen würde. .Fühlst du noch Mitleid für hn ? Die kleine Marquise flog ihrem Gemahl an den HalS, und am andern Tag füktte er die Wiedererstandene dem König zu, der nicht wenig lachte über oiefen letzten Pagennrelch seines Lied- lings. TeriVtesergesundene Diamant. DaS grüne Gewölbe in Dresden be- sitzt bekanntlich eine Juwelensammlung, die wohl von fast allen Besuchern der Schsischen Hauptstadt in Augenschein ge nommen wird, unv dies auch verdiene, ist sie doch mit den her, lichen Schätzen mittelalterlicher Goldschmiedekunst vor einigt. Vor etwa hundert Jahren wurde sie nur mit spezieller Erlaubniß des Kurfürsten gezeigt. Damals lagen die Schätze auch nicht in Glaskästen, die niemals geöffnet werden. Am 5. Oklo ber1739 wurde das grüne Gewölbe wie der auf Befehl einer Gesellschaft der höchsten polnischen Aristokratie erschlos- en. Der herumführende Kastellan re- merkte, daß eine junge Komtesse einen prächtigen Diamanten einsteckte. Er that, als ob er nichts gesehen habe, beim AuSgang bat er jedoch, eine kleine For malilät zu erfüllen. Er brachte darauf eine Schüssel mit Weizenkleie und bat jeden der Anwesenden, sich darin die stände zu waschen. .Weshalb " fragte man. .Man sagt erwiderte der Kastellan, während r die Komtesse firirle, .daß, was an den Fingern kleben geblieben ist, vsn der Kleie fortgenom men wird. Es ist eben ein alter Brauch. Die Komtesse verstand den Wink. Sie wusch sich zuletzt die Hände, in der Kleie aber sand sich der Diamant, se'ldem werden die Schätze niemalz mehr aus ihren Glaskästen genommen. Ländlicht Hok,,eittbittr tn Polen. Wie bei allen slavischen Völkerschaften st auch bei den Polen die Rolle der ländlichen HochzettSbitter eine ganz ori ginelle. Die HochzeilSbitter erschee, nämlich mitter, in der Rächt auf den Bauernhöfen, ao sie durch Pistolen schüsse und entsetzlichen Lärm die be, treffenden Persone, welche sie zur Hoch zeit einladen wollen, au dem Schlafe wecke. Bauern, die nicht aus dies Weise in der Rächt, sondern am Tage eingeladen werden, sühlen sich durch diese .unpassend Form der Einladung auf' Höchste beleidigt und leisten der Ein ladung nicht Folge. Die polnischen HochzeitSbitter tragen dann noch bk LiebeZgeschichte de jungen Paare in einer Art Knittelversen vor. In dem Bauernhofe, wo die Hochzeitibitter er schienen sind, muß die Hausfrau für eine Mahlzeit sorgen und ter Haukherr für die nöthigen Getränke. (Ein neues H?ort. A (sein Klavier zeigend): .Da haben wir uns auch was NeueZ an schafft... B: .Aha. seh' schon -Nerve. reib eisen!' Falsche Auffassunz. Dame zu einer jungen Frau, die ihrem Manne selbst kocht): .Nun. wie lebt Ihr denn miteinander?' Junge Frau: ,O außerordentlich ant! Mein Mann ist recht glücklich nur bei'm Essen thut er noch etwas gezwun gen!' Sicher .Hobt. .A: .Wenn ich nur erfahren könnte. ob mich meine angebetete Laura wirklich tleot r B: .DaS ist ganz einfach. Setze Dich beim nächsten Ball unter den großen Spiegel und paß' genau auf: Wenn Deine Angebetete zueist Dich ansieht und dann erst in den Spiegel schaut, dann hat sie Dich sicher lieb! kompetent. (Lei einem Familiendiner entstehe MetiiungS, Verschiedenheiten über die S o l d a t en - Un i f o rm e n.) ausyerr: .a werden wir alercb haben. . . Elise, rufe 'mal die Köchin herein !' Ein gut Bedienler. Baron: .Jean, ich habe Dir doch auf. getragen, Du möchtest mir die Briefe, welche für mich eingehen, in's Bad nach. chlaei,!' Jean: .Weiß schon. Herr Baron. aber eS ist nichls G'jcheidt's d'rinaestan. den und da dacht' ich, eS wär' schade um' Porto!' Varch die Blume. Die Frau Assessorin schmollt mit ihrem Manne seit einigen Tagen, möchte aber gern wieder mit ihm gut werden. Doch irr sie nicht zuerst anfangen will, und uch er keine Miene hiezu macht, so ent schließt sie sich am achten Tage, die Suppe zu versalzen. Die en Wink verstand ,hr Mann und gab ihr den VersöhnungSkuß. Nur darum. .Warum haben Sie Ihre Tochter igentlich Pianistin werden lassen? ,Za, ste wußte absolut nicht, was sie mit ihren zehn Fingern ansangen sollt I Zweierlei Ansichten. Onkel (sehr reich. ,u seinem etwa leichtsinnigen Neffen): , . . .Nun bitte ich um einigen Ernst, Herr Neveu! I Geldsachen hört bei mir die Gemüthlichkeit aus! Neffe : Schau , lieber Onkel, und Ich kann mir gar keine Gemüth lichkeit ohne Geld denken! Bestrafte Bonhomie. Vertheidiger (um Angeklagten) : WaS meinen Sie. bade icb nickt kür Sie gesprochen, als ob Sie mein eigener Sohn wären? I Angeklagter: .Ist daS auch so 'n n Lump?' Bei'm Mittagessen. Pepi, warum heulfcht? Der Karli hat a' länaersck Schnürle am Würschtle l .Aber das schnurl, kann mer doch vit sf.I' ,Ekse kann merfch nit, aber ab. chleckel Die kzasptperscm. Gerichtsdiener (zu einem Bauern, der. nachdem er bereits abgefertigt, noch immer im Wartezimmer herumsteht): Was willst D' denn noch der öerr Bezirksrichker hat Dir ja schon meine Meinung gesagt! Dae,Unerwa riete. Er: .Fräulein. bitte um lSntlckml, digung ich ich habe schon die ganze Woche an Sie gedacht. Sie (entthend): .Wirklich, haben Sie an mein, Wenigkeit gedacht?' Er: .Und wünschte immer. Sie ein. mal sprechen zu können. sie: .Wie llkdeuswurdigvonJhnen! Er: .Mit einer gewissen einer tu wissen Hoffnung. . . . Sie: ,Oh, ich Sie machen mich neugierig, Herr Zeitig. Bitte, sorecken Sie!' Er: .Kaum waac ick eS Rhv.tn läsliit r ,r " . " --- i- a zu sollen...' Sie leifricn: Ob. Sie ,'all:n mir ia gar nicht lästig ; im Gegentheil fec: .Wirklich ' sie machen mir Muth. Fräulein! 5lck möckte minn c8 Ihnen nicht ganz unangenehin wäre.... Sie (leisk): .Garzurd garnicht Er: .Nun rvobl. wenn Sie ci'.iunui ich weih, daß Sie bei ihrem ruer alle gellen. Möchlen Sie n.chl l,e Güte haben, ihn lu bemeatn. da rr mir hundiN Mark leiht? Tableau!