Pas Veihnachtszewitter. ton (rihaid sott Amqf.ivr. E, war ein starrer, widnhaaliger Weidknkorb, Mn Deckel in seinen Bast gelenken beim Aus und Zuklappen trotzig quietschte; ein Korb, etwa ein Meter hoch und in der größten Achle seine oberen, eirunden Umsangi ein Meter breit; nach unten verjüngte er sich, so daß er beinahe einem abgeschnittenen Kegel glich. Gott eisz. wozu er einft gedient haben mochte; er hatte jahrelang in einem Winkel der Bodenkammer gestanden, und heut am lag vor Weihnachten hatte ihn die Frau RechnungSrSlhin Jürgen von dort her. untergeholt und dem Gatten übergeben, damit dieser die Spenden be 8 Hause an den abwesenden Erstgeborenen darin er packen möchte. ler Herr RechnungSrath sah den Korb durch seine goldne Brille prüsend an. .Da ist ja aber ein ganz lose Ge stecht, Mutter,' sagte er stirnrunzelnd. ,man kann ja beinahe mit den Fingern durcharei en. Hast 5Cu reine se,tere ist?' Frau Klara schüttelte den Kops. .Der Korb ist ganz geeignet be ruhig sie den Gatten, .ich bitte dich, diese Weidenzweige sind ja singerdick und s fest wie Eisen. Wir packen alle hinein, wa unser Emil haben soll; ich lege dann ine Serviette darüber, und dann erst schließen wir den Korb. Du wirft sehen, e geht vortresflich.' Auf dem Tisch lag schon der lecker duftende Weihnachtsstollen, der eben erst vom Bäcker zurückgekommen war, und au dessen goldbrauner Kruste vereinzelte neugierige Rosinen mit von der Back ofenhitze getrübtem Blick hcrvorlugten. Frau Klara holte au dem Nedenzim wer ein halbe Dutzend nagelneuer Ober Hemden, deren frisch gestärkte und ge bügelte Bordertheile so blank wie Har nische aussahen und auch so krachend rasselten, wie hartgeschmtedete Eisen panzer. .Ich will erst die Hosen hineinlegen, sagte der Rechnunasrath, .die Wische kommt am besten obenauf.' Ja, aber der Striezel?' bemerkte seine schönere HIlste, .wird er nicht durchfeil ttn und die Hosen beschädigen? -Hu, hm," brummte Herr Jürgens, .arte, ich habe da Irgendwo noch einen Bogen Pergamentvavier der soll un helfe. So kam denn erst die neue Winterhost in den Korb, darauf der in undurchdring licht Hülle gewickelte Stollen und zuletzt da halbe Dutzend krachender Oberhem den. Die kleineren Zwischenrilume füllte Frau Klara mit einem Exemplar des llerneuesten Modeschriftsteller aus. des, sen weihnachtliche Produkt der geriebene Verleger in allen Zeitungen und Wurst blättern marktschreierisch ausposaunt hatt, indem er den halben Dezember lang täglich ine neu Auflage de be deutenden Werkes einem hohen Adel und -erehrungSwürdigen Publikum anzeigte; jeu Leute, die .nie alle werden', waren auch diesmal sämmtlich auf den Leim ge gangen, und Frau Klara warf noch, ehe sie da Buch verstaute, einen befriedigten Blick auf den Titel desselben und erfreute sich an dem fett gedruckten Vorbemerk: .Fünfzehnte Auflage'. .Ein paar Pfefferkuchen und Marzi, xanherzen gehen immer noch hinein', rief sie gut gelaunt, und die Ausführung folgte schon dem Borsatz: sie schob die leckeren Dinge, in mehrere kleinere Tüt cheg vertheilt, in die ZwischcnrSume, die sich hier und da noch zwischen den Korb wänden und seinem Inhalt ertasten ließen. .So!' quoll es befriedigt aus ihrer gehobenen Brust, .Emil wird sich freuen! Der arme Junge verleb! die ersten Weih nachten fern vom Elternhaus.' ..Run. nun tröstete der Rechnung Tal?, tv sich den Schein einer gewissen männlichen Festigkeit gab, .da wird ihm hoffentlich noch recht oft xassirer ; wie ich so alt wie unser Junge war, hatte ich schon seit sünf Jahren von meinen guten Alten Abschied genommen; ich habe die Heiligen Abende immer still und einsam auf meiner Bude geseffen und Trübsal geblasen. Wag bringst du denn da noch?' Frau Klara hielt ein Paxpkästchen mit Briefbogen in der Hand. .Ich hätte e ja beinahe vergessen so, das muß noch oben auf nun hat Emil wenigsten Material, auf dem er uns melden kann, wie er die Festtage vertrauert hat.' Sie legte das Kästchen in den Korb und fuhr sich mit dem Handrücken über die feuchten Augenlider. Herr Jürgens holte feine Geldtasche hervor und kramte in derselben mit den Fingerspitzen. .Hier, diesen Fünfmarkschein stecke ich al Portoentschädigung noch mit in da Kästchen.' Er that wie e? sagte, und nun perlten die hellen Thränen über die Wangen der empfindsamen Mutter. Der Gatte mußte seine Frau aus andere Gedanken zu bringen. .Höre, Alte!' hob er mit fester Stimme an, .wir wollen den Korb mit hundert Mark versichern. Man kann nicht wissen in der Weihnachtszeit kommt allerlei vor er kann verloren gehen, wir find dann doch für alle Fälle gedeckt wa meinst du?' Sie nickte und holte schon Bindfaden, Siegellack, Petschaft, Papier, Leim, Schreibzeug und den Deckel einer Cigar renkifte, damit der Herr Gemahl den Korb vorschriftsmäßig verschnüren und adresfiren könnte. Herr Jürgen beklebte einen Theil deS CigarrenkistendeckelS mit Papier, schrieb daraus: An Herrn Emil Jürgen in Hamburg, freit Große Bleichen 290. schnitt den also bezeichneten Theil deS kleinen Brett chcnS mit einem ziemlich stumpfen Messer nach einiger Mühe ab und band ihn an den Teckel deS Korbes sen. ?tua umichnurle er den ganzen xoro um einem Netz von Brndsaden und zog die einzelnen Fäden da, wo sie über den Rand de Deckel liefen, jedesmal mit HU e einer von Frau Klara borge reichten Haarnadel durch je ein der starren laichen bei erbgeflechlS. E war eine langweilige und peinoolleArbeit. DerHerr Neqnungsraiy, der mit größter Leichtig, keit zwölf Bogen Formaipaxicr mit Zah lenreihen angefüllt hatte, verletzte sich mehrfach die Hände und zerbrach sich den Nagel de richten Zeigefinger. Er stand uver den auf ö,n Tisch gestellten Korb gebückt, und im Schein der über dem Tisch hängenden Lampe konnte man sehen, wie ihm die Adern an den Schlä sen immer dicker und dicker von der un gewohnten Anstrengung hervorquollen, .Uff!' stöhnte er. .dieser nichlswür, dige Korb! die Wetdengeflecht ist so halsstarrig, wie die Stacheln eine Sta chelschweine! So hilf mir doch, da Ungeheuer umwenden! ich muß hierunten ein leget ausoruaen. . . . 0l envlich! Wi der flüssige Siegelleck zwischen dem moyr ymvurch verschwindet. Hier kann rein Mensch ein vernünftiqe Siegel an bringen! Hättest wahrhaftig besser eine voizrljte genommen, o ein Kord ist zu unserm Zweck da allerungeeignetfle Mö bell' Aber, Karl, du scheinst zu vergessen, wa wir an Porto mehr zu bezahlen ge habt hätten. Laß mich einmal heran. Du bist zu ungeübt in dergleichen Per rtchtungen.' .Rein, nein! ich kriege e schon ser tig, habe ich einmal A gesagt, so will ich nun auch B sagen, siehst du? jetzt sitzt das Siegel. Die halbe Stange Lack ist sreüich daraus gegangen.' In der That, die Bindfadenenden waren glücklich angeflegelt, und da au K. und I. gebildete Monogramm de Petschafts hatte sich deutlich abgedrückt. .So,' rief der Rechnungsrath auf athmend, .jetzt noch die Begleitadresse geschrieben, und danu kann das Mädchen mit der ganzen Prosit. Mahlzeit zur Post gehen.' Er eilte an den Schreibt! ch. füllte eineB der bekannten gelben Formulare au und trat dann an' Fenster, um durch die trüben Scheiben hindurch nach dem Wetter zu schäum. Es war schon dunst! braunen, aber im Scheine der GaSIttterntn konnt er erkennen, daß e8( aufgehört hatte, zu regnen. .Gott sei Dank!' rief er der mit dem Dienstmädchen auS der Küche zurückkeh renden Gattin zu, .da Wetter scheint sich aufzuklären, jetzt ist die beste Zeit. Mari muß sich eilen, die Post wird jetzt auch noch nicht so belagert sein.' Da Mädchen nahm mit Hilfe der Frau RechnungSräthin den ziemlich schwe ren Korb auf die Schulter und trollte dienstwillig von bannen. Herr Jürgen ließ sich ermüdet auf dem Sofa nieder und stöhnte: .Wag man sich doch in dieser lieben Weihnacht zeit für unnöthige Sorge und Mühe macht! wäre e nicht viel vernünftiger gewesen, wir hätten den Werth unserer Gaben in vaar an Emil gesendet Bann hätte der Junge kaufen können, wa er wollte, und wir hätten uns nicht den halben Nachmittag mit diesem abscheu lichen Korbe herumgcquält. .Das ersteht ihr Männer nicht,' sagte freundlich lächelnd Frau Klara, die sich neben den Gatten gesetzt hatte und sich nun traulich an ihn schmiegte, ,baar Geld ist eine kalte Gabe; alle die Liebe, die ich mit zu unseren Geschenken gepackt habe, hätte der arme Junge dann entbehren müssen.' Plötzlich ernster wer dend, fügte sie mit dem Ausdruck der Besorgnis hinzu: .Wenn die Post nur keine Schwierigkeiten mach!! es wäre entsetzlich, wmn UNS Marie den Korb zurückbrachte.' .3," beruhigte sie der Gatte, .daran ist gar nicht zu denken; ich habe ja alles vorschriftsmäßig verschnürt und erste, g'It .Die Postbeamten sind aber gerade jetzt so außerordentlich schmi-rig,' wandte Frau Klara ein, ,eS wäre eine nette Be fcheerung.' j Ein schriller Ton der urninge. schnitt ihr da Wort vom Mund ab. .Mein Gottl wer kommt denn dar Sie sprang empor und eilte hinaus. Mit langem Gesicht trat sie wieder übn die Schwell, das korbtragende Mädchen folgle. .Die Post nimmt den Korb nicht an,' keuchte Marie, indem sie das Ungethüm von ihrer wundgedrückten Schulter auf den Tisch gleiten ließ; .der Bindfaden ist viel zu schwach; der Beamte am Schalter meinte, eS müßten dicke Stricke fein, aber noch besser wäre es, wenn die Herrschaft den Korb in Packleinwand einnähte.' .DaS fehlte noch!' polterte der ent täuschte RechnungSrath loS, .Packlein, wand! die Herren glauben wohl, ich habe ein Schnittwaarenmagazin? eS ist um toll zu werden! in dieser gesegneten Weihnachtszeit fährt in die Postbeamten der reine Teufel! Solche Ouängeleien! warum soll denn der Bindfaden nicht stark genug fein? freilich, wenn man ein Messer nimmt, kann man ihn ja zer schneiden; aber die Kunststück kann ein Spitzbube auch mit einem Stricke fertig bekommen. Ich sage eö ja.' wandte er sich unmittelbar an seine Gattin, ,daS kommt von dem Unsinn, überhaupt solche Geschenke zu versenden; baar Geld hätte man nicht beanstandet; das wäre ohne alle Umstände angenommen worden; aber ihr Weiber müßt immer was Apartes haben, nun kannst du alle deine Liebe wieder auspacken.' .Aber Karl,' unterbrach ihn Frau Klara, .du hast ja eben noch selbst er klärt, daß der Korb in Ordnung wäre, und unzweifelhaft angenommen werden würde, wag ist denn nun großes dabei? wir nehmen inen dickeren Strick, Pack leinwand habe ich nicht, der dickere Strick thut e auch. Hier, Marie, find zwan zig Pfennige; laufe schnell zum Krämer ntoenan; er sou dick: Packchnur geren tröste dich, Männchen, da Unglück wird chnell genug reparirt sein.' Herr Jürgens fügte sich stöhnend in das Unvermeidliche; au seinem Klub Besuch sollte nun einmal heut nicht mehr werden; er schaff! schere, eu gellack und Petschaft, die er schon fort, gelegt hatte, wieder herbei und delrach tete mit einer Art finsterer Entschlossen heit den Korb, der ihm den halben Nachmittag verdorben halte und auch den Rest de Abend verderben zu wollen schien. Da forkgeschickte Mädchen kam mehreren Metern dicken Hanflaue rück. Der Rechnungsraih prüfte Tau und brummte: .Dick genug, mit u das um jeden Nörgler daran aufzuhängen. Al er sich anschickte, den oib auf' Reue zu umschnüren, rief er erschrocken .Herr ve Himmels, Her orv ist a ganz vaszl Schon wischte Frau Klara mit ihrer Schürze über ka Weidengeflecht. ,E hat nicht zusagen,' beschwichtigte sie den Galten, ,e ist nur bom Nebel, der draußen fällt; noch innen hinein ist keine Feuchtigkeit gedrungen. er RechnungSrath fchüttelte den Kopf und verbiß seinen Aergcr; eö galt zunächst den Weisungen de überangfl lichen Postbeamten zu genügen. Nicht fester hat einft der hinkende Hephäftv seinen ungetreuen Haussegen mit ehrenem Retz umsponnen, alS jetzt der wulhknir schende nervöse Herr den knisternden Korb umschnürte: er zoq und zerrte an dem ungefügigen Hanstau, daß ihm der Schweig unter der Perrücke hervorsickerte und ihm dicke Schmielen aus den Händen anflehien. Endlich! DaS Tau saß so st gestrafft, daß auch der geschickieste Langfinger den Deckel nicht mehr hätte lütten rönnen. .Nun soll mich der Teufel holen, wenn ch mich noch einmal mit diesem Korb her umquäle! wenn ihn jetzt die Post nicht nimmt, so beschwere ich mich bei der kai erlichen Obcrpost , Direktion ledes Ding hat sein Maß gegen Feuer cha den und gewaltsamen Einbruch läßt sich reilich solch ein Postxacket nicht sicher stellen; dasur bezeichnet man eS eben al? Wertbftück mag sich die Post doch selber vorsehen." was thu wir nun aber, wenn nun doch noch etwas an der Verpackung auszusetzen istk' fragte die unsicher ge; wordene Gattin. .Weißt du Männchen, daS beste ist, du gehst selbst zur Post und redest dem Beamten zu. wenn er etwa aus'S neue Schwierigkeiten macht.' .Ha, ha, ha.' lachte der Rechnung; ralh höhnisch auf, .es ist die reine Affen komooie I Lieber lalle ich mir einen Beckenzahn ausziehen, als daß ich noch einmal so ein Paket erpedire! Das nächste Mal kriegt der Junge Geld, baar Geld. Nun i, ich will ja mitgehen; vorwärts, Marie, buckeln Sie sich den SatanSkorb wieder auf!' .Nein, liebes Männchen, so habe ich eS nicht gemeint,' wandte die Gattin sehr sanft und mit den süßesten Schmeiß chellauten ein, .Marie brauche ich jetzt im Hause, eS giebt in der Küche noch viel zu tyun wie wär'S, wenn du selbst den Korb trügest? eS ist ja stockfinster draußen; Niemand erkennt dich.' Herr Jürgens befand sich in einer Lcr fassung, die zwischen Wuth und Berzmetf lunz unschlüssig hin und her schwankte; um die fatale Kcrbangclegenheit nur endlich auS der Welt zu schaffen, würde er sich auch wohl zu etwas noch Schlim merem bequemt haben. .9 muh eS kommen!' verspottete er sich selbst, .man wird zum Dienstmann, ''m Packträger, um diese Tollheit des eihnachtsseitcS mitzumachen I Nun wohl, ich kann mir ja auch diesen Korb noch ausladen helfen Sie, Marie! rloch höher ! so, jetzt wird eS wohl gehen.' Er hatte die Last auf die linke Schulter genommen, und um das Gleich gemicht zu erhalten, bog er den Ober kZrxer fo weit nach rechts hinaus, daß feine Gestalt mit einem riefiqen Frage- zeichen eine verzweifelte Aehnlichkeit ge; wann. Frau Klara würde den Lermfun be. dauert haben, da aber die ungewöhnliche Dienstverrichtung deS Gatten ihrem ge- liebten Emil galt, dem eine freudige Weihnachtsüberraschung zu Theil werden sollte, so hüpfte ihr heimlich da Herz im Leibe, und sie mußte sich Gewalt anthun, um ihrer heiteren Stimmung keinen Aus- druck zu geben. .Nimm einen Schirm mit, lieber Karl, der Nebel könnte dichter fallen.' Der schmtr Beladene riß Mund und Augen auf. .Bin ich etwa ein Jongleur, ein Degenverschlucker, daß ich außer die, sem nichlSwürdigen Korb noch ein Regen dach balanciren soll? Du hast cS zu verantworten, wenn ich naß werde ich wüßte wahrhaftig nicht, mit welchem Glied ich noch einem Schirm halten sollte.' Schon war er zur Thür hinaus; die Gattin hörte feinen schweren polternden Schritt auf der Treppe; endlich wurde die Hausthür dröhnend zugeworfen, und tiefe geheimnißvolle Stille umfing die sorgende Mutter. Sie setzte sich aus' Sopha; auch sie war müde geworden und dankte Gott, daß dieser wichtigste Theil der Weihnachtsgeschenke glücklich voll, bracht war. Oh, wenn sie doch Emil'S Gesicht sehen dürfte, wenn er den reich gefülllen Korb öffnen wird ! Wie ihm die Augen strahlen werden beim Anblick der neuen feinen Hemden, der eleganten Winterhose und deS prachtvollen Rosinen stollenS! Ein leises gleichmäßiges Trommeln an den Fensterscheiben stört sie in ihren Träumen. Sie hebt den Kopf und horcht auf. .Mein Gott, wie da gießt! das ist ja der reine Woikenbruch! Mein armer Mann! den Korb muß er freilich längst abzegeben haben: ober er hat keinen Schirm wenn er zum Rückweg nur die Pierkebahn benutzen kann!' chwere langsame Schritte kommen die Treppe herauf; eS wird an der Flur klinge! gerissen, slS gälte es. Todte aus dem Schlaf zu erwecken. Frau Klara schnellt empor, stürzt noch dem Korridor und öffnet. Triefend, den unseligen Korb aus der Schulter, winkt der Gatte über die chwell .Da haft du deine Bescheerung wie- dcrl' ftchnt er völlig geknickt. Er schleudert den gänzlich durchnäßten Korb aus den Fugboden und richtet sich zum erstenmale wieder zu einer menfchenwür digen lotrechten Haltung aus. Um seine Füße bildet sich ein kleiner See; der Kord hat sich in einen geheimnißvollen Born verwandelt, aus dem durch alle Fugen deS WeidengeflechtS kleine ge fchmätzige Wasserbäche munter hervor quellen Verzweifelnd schlägt Frau Klara die Hände zusammen. .Wie ist denn daS möglich gewesen? unsre ganzen Geschenke sind verdorben ! Barmherziger Gott I fo sprich doch I fo sage doch, warum man den Korb nicht angenommen hat' Herr Jurgen gleicht einem Irren Er hat die durchweichte Kopfbedeckung sammt der Perrucke aus den Tisch gewor sen und trocknet mit einem Handtuch sich Geflcht und Glatze. Auf die Frage sei ner Gattin kneift er lächelnd die Augen zusammen und flüstert in süßesten Flöten tone, als hätte er ihr daS Alleranqe nehmste von der Welt zu sagen: .Weil wir vergessen haben, die Enden de neuen Vtrtckeö anzuflegeln.' Jetzt mache den Korb nur aus und nimm deinen Plunder wieder heraus, er ist heillos verdorben! Ich war geradeaus halbem Rückweg, als der Platzregen loS brach, von der Pferdebahn natürlich nicht zu sehen! auch weit und breit keine Droschke! ich hätte mich ja noch in einen offenen Hausflur retten können, aber der Korb war schon so durchnäßt, daß mir daS Wasser aus demselben wie ein Sturz bach am Rucken herunter lief, es hätte nichts mehr geholfen. So schneide doch nur den Bindfaden durch und krame aus, damit wir sehen, was noch zu retten ist I' Ach, es war nichts mehr zu retten; der ganze Inhalt des Korbes war so völlig verdorben, daß man dem Platzregen eine Art absichtlicher Planmäßigkeit hätte zu, trauen können. Ein betrübendes .Ib, dieses rech- nungSräthliche Paar, das, wie einft Scipto auf die Trümmer von Karthago, o auf die ausgelösten und mit klebrigem Zuckcrftoff durchtränkten Fragmente der geplanten Weihnachtsbescheerung blickte. Besonder die Hose schien von kundiger Konditorhand mit Marzipanflüssigkeit karmelliert; der Stollen hatte sich chwammarllg vollgesogen und bröckelte nur in loen feuchten Flocken ausetnan der; die Hemden krachten nicht mehr, sie waren schlaff und weich wie eben ge brauchte Waschlappenzder rothe Einband deS goldgeschnittenen ModesangerS hatte die Farbe fahren lassen, die boshaft zmi chen die Blatter de Buches gedrungen war und sich dort mit der Buchdrucker chrärze zu einer ganz neuen Farbenmi, chuna vereinigt hatte; das Kästchen mit den Briefbogen war aus dem Leim ge. gangen und brach beim Anfassen auSein- ander, der durchweichte Fünsmarkschein lieg sich nur schwer von der breiigen Masse des VriesbogcnS ablösen; die klet neren Tütchen mit den Leckereien aber waren üverhaupt ver chwunven, nur atslreicht. durch den aanien Korb e- pülte klebrige Papierfetzen gaben von deren einstiger Existenz ttaurigbercdte Kunde. Ein ingrimmig gurgelnder Laut (er würde etwa an daS Lachen eine Löwen gemahnt haben, wenn ein Löwe über Haupt lachen könnte) quoll aus der Brust des Rechnuiigsrathes. .Ha, hc, ha, da liegt der Dnck! ich habe es gar nicht an, der erwarte!; wer nicht Vernunft anneh men will, der hat den Schaden zu tragen. Run xccke nur wenigstens deine Liebe wieder allein ein und schicke sie ihm. die ist wasserfest und wird wohl keinen Schiffbruch leiden. Mit deinem Grei nen machst du die WasserSnoth nur. noch ärger! hier ist Geld, telegraphire dem Jungen, daß er erst in einigen Tagen Kitte erhallen wird, die Hosen müssen zu Spindler, die Hemden können gewaschen und neu gestärkt werden, und wenn eö deine Wirthschaftskasse noch er laubt. dann kannst du ja noch einen neuen Stollen backen, das bunte weibische Briefpapier braucht der Junge nicht, er kann auf Postkarten schreiben, und den Modemufikanten hier ' (er hatte da triefende rothe Buch in die Hand genom men, betrachtete es höhnisch grinsend und schleuderte eS verächtlich wieder in die Sintfluth), .kannst du auswendig ler nen; in solche Bücher braucht Emil über Haupt nicht feine Nase zu stecken. Ich gehe in den Club, ich mag nicht zum Weihnachtssest die Gelbsucht bekommen; mögen Andere die Narren sein, die sich mit der Post und den Elementen herum ärgern, lrockne dein Gesicht und die Siubel Nässe verdirbt beides.' Er stürmte nach dem Nebenzimmer, wechselte dort mit fliegender Hand die Kleider und verließ dann ohne weiteren Gruß, bewaffnet mit einem großen Re gcnschirm, das HauS. Frau Clara stand, zur Bildsäule er starrt, vor ihrer zu Wasser gewordenen Weihnachtsfreude. Erst nach einer ge räumen Weile kam Leben und Bewegung in ihre Glieder. .Oh, diese Manner I' seufzte sie händeringend, .wenn ich nicht müßte, daß er im Herzensgrund ein guter Mensch ist, für ein Kieselberg müßte man ihn halten.' Sie rief den dienstbaren Geist, und mit dessen Hülse kam nach und nach Ordnung in das ChaoZ. Als das Zimmer aufgetrocknet, der unselige Korb beseitigt und Hose und Hemden aus der Trcckenleine ausgehangen waren, saß Frau Clara wieder in der Soxhaecke und dachte trübselig über die Unsicherheit aller menschlichen Berechnungen nach. Halte der Gatte denn recht? war e wirklich thöricht, sich Sorgen und Mübe u machen, um einem geliebten Wesen eine Freude zu bereiten? Der Mann baut die Welt aus Begriffen auf. da Weib au VesUyleu; der Mann handelt praktisch, er spendet Ralh oder Geld, wo er helsen will; da Weib folgt dem Zug de Her zev, unv ,ugr zum Naty et Thran de Mitgefühl oder zur Spende den Reiz ver mmiio ,oute jolchcS Thun enl ger Werth haben? Gefaßt stand sie auf und begab sich an die Arbeit, um für den rückkehrenden issiren va au behaglich zu machen. Sie hatte die Antwort auf jene Fragen lang,, jc,unven; auch ,m nächsten Iah, soll Emil seine Wethnachiskiste erbalten uvo ,ouie ,i der Gat! an solcher Sen dung nicht celheillgen wollen, so würde sie heimlich ,hr Kiste zur Post geben aber sie kannte ihren nervösen Karl vener er wurde schon wieder lustim men und elb st. wenn e nöthig wäre. da Packet zur Post tragen: sein Rom wat jetzt sicher schon verraucht 8 war ein kurzes Winkergerviltcr gewesen, nach dem die sterve nur um so freundlicher nrayien wunen em achtes Mutterherz läßt sich feine Weihnachtsfreude so leicht nichl oeroerven. AlS Herr Karl wieder heimkehrte. sanken sich die Gatten einander örtlich in die rme. .Nun hat sich der Schade rerariren lassen?' fragte sehr sanft der Herr Rech- nungsraiy. .Gewiß, Geliebter, selbst dein Fünf markschein ist unter dem Bügeleisen wie, der trocken und glatt geworden; wenn die nose von ispindler zurückkommt, soll unsere Sendung abgehen; diesmal neh men wir der eine sejte Holzklste.' Herr Jürgens lächelte und küßte die Stirn der Gattin. Auch hier siegte die Weihnachtsstimmung; auch im Hau de Rechnungsraths war Friede und den Menschen ein Wohlgefallen l von der Ernte des Ueeres. Da SeegraS, welches man vor fünf zig Jahren kaum kannte, ist heute ein bedeutender Handelsartikel. E kommt von den Küsten der Frankreich und Eng- ind trennenden Merenqe, deö Kanals, und gehört zu den Seepflanzen und zwar zur Familie der Algen, die unter dem Wasser in von Felsen umschlossenen Räumen wachsen, welche das Meer nie ganz trocken erden läßt. Die Bewoh ner jener Gegenden nennen diese Umzäu nungen, welche eine Art grüner Wiese aus dem Grunde deS Meeres bilden, VerdrierS. Man sammelt da durch die Meeres, wogen losgerissene und von der Fluih an die Küste gespülte SeegraS sehr sorg Sliia und benutzt eS zur Streu für die HauSihiere, wo es dann wegen seiner chemischen Bestandtheile einen der reich- ften Dunger giebt. leeS uoerreise, vom Seemasser bereit halbzersetzte See graö besitzt nämlich weder die nothwen dige Widerstandskraft, noch die Dauer und Elastizität, die es besitzen muß, wenn man es um Füllen der Matratzen be, nutzen will. AuS der chemischen Analyse hat sich ergeben, daß daS Seegras Soda, Pot tasche, Kalk, Magnesia, Eisenhalbsäure, Chlorür, Jodür, Schwefel und PhoS xhorsäure, Kohle und Spuren von Kie selerde enthält. Um sich nun Seegras zu verschaffen, welches die Eigenschaften besitzt, die eS als Handelsartikel haben muß, muß man eS in der See selbst ernten, mag in fol gender Art geschieht. Die Zeit der Ernte des Seegrases ist im Interesse der Fischzucht, weil die Fische an diesen Stellen zu latchen liebm. auf die Zeitbauer vom Ib. Juli bis 15. Oktober festgesetzt. Sobald die Zeit der Ebbe eintritt, folgt man dem Meere, wie eS sich zurückzieht, die einen zu Fuß, die anderen mit besondere für diesen Zweck gebauten und von Pferden gczoge nen Karren bis an die VcrdrlerS, wo dann die Männer anfangen, das Seegras in die See zu mähen, während andere Männer mit den Frauen das auf die Oberfläche des WssserS heraufsteigende GraS mit Rechen aus den Sand ziehen und die Karren damit beladen, mit denen man dann, wenn das Ende der Ebbe sich nähert, der Küste zueilt, um nicht von der Fluth überrascht und ein Opfer der Meereöwellen zu werden. Das ist daS Verfahren, das an den meisten Orten und besonder da, wo die VerdrierS nicht allzu reichlich mit Seegras bedeckt sind, üblich ist. Ganz anders aber verfährt man in Linareville, wo diese Industrie feit bei nahe 50 Jahren besteht, wo ein Einwoh, ner, welcher hatte erzählen hören, wie diese? Seegras am Baltischen Meere ge erntet und benutzt werde, ein weit sinn reicheres Verfahren erfunden hat, das den ganzen Reiz eine HazardfpieleS dar bietet. Denn Fortuna spielt mit der Ernte der Arbeiter und unter den Augen derselben in den MeereSwogen. Man bringt nämlich in die VerdrierS Hürden von runder Form und mit einem kleinen Rande, die beinah? drei Meter im Durchmesser haben und von Weiden und anderen Zweigen geflochten sind. Diese Hürden, welche bestimmt sind, bald ein schwimmende Floß zu werden, beladet man in den VerdrierS und befestigt den großen Haufen Seegras auf denselben mit Stricken und Stöcken, so daß eö eine feste und unauflösliche Masse bildet. Wenn dann die Zeit der Fluth sich nS hert, überläßt man diese Hürden, die man DromeS nennt, der Willkür der Meeres wogen, während die Arbeiter in großer Eile der Küste zuiegen. denn die See ist in strenger Gebieter, vor welchem Gc horsam ta! einzige Millel der Rtüurg ist. Jedermann flteht. und die Küste ist bald vom Wasser überschwemmt. Die Karawan kehrt in einer Linie aus dem bekannten Weae. der unter dem Wasser zmtscheu den Felsen gebahnt wor den ist, zurück; dann zerstreut man sich am Strande und sieht aus dem Meere die DromeS schwimmen, welche von den Wo gen und dem Wind der Küste zugetrieben werden, doch bald nördlich, bald südlich, je nach den Launen de Winde. Ein Jeder folgt der seinigen, so lange er S vermag, mit besorgten Blicken. Wenn da Strandgut dort antreibt, wo man , erwartet, so ist da ein Glücksfall, doch wenn e an ine ganz andere Stelle der Küste treibt, so ist e entweder ganz ver loren, oder man muß eine mühsame Reise machen, um sich in den Besitz desselben zu setzen. Wenn diese zahlreichen Drome, die soeben noch, mit groben Flaggen besetzt, als schwarze Punkte den Ozean über säeten, an die Küste gewoisen worden sind, so erkennt ein Jeder an der daraus befestigten Flagge mit Leichtigkeit sein Eigenthum. Nichts ist belustigender, als mit den Augen diesen Floiillen zu folgen, die der Laune deS Meere überlassen sind, und zu sehen, wie die ganze Bevölkerung eine Orte sie mit Aengstltchkeit er wartet, wie sie sie erkennt und ihr folgt und im Voraus die Richtung zu bestim men sucht, welche diese oder jene Drome nehmen wird, waS diese Leute bei der praktischen Kenntniß, die sie vom Him mel und der Fluih besitzen, oft mit Sicherheit zu thun vermögen. 500 Kilogramm Seegras zu Ma trotzen, daS getrocknet ist, werden mit 50 bis 60 FrS. bezahlt; daher kann ein Fischer in wenigen Stunden 10 bis 15 FrS. gewinnen. In ocr Gegend, wo das SeegraS ge- Wonnen wird, ist die See von Dünen de grenzt; auf diesen wird da nasse See gra in dünnen Lagen auf dem Grunde, den man zu diesem Zwecke pachtet, aus gebreitet. Dort lät man das SeegraS vierzehn Tage der Sonn, der Luft und dem Regen ausgesetzt liegen und eS ist m Glück, wenn sich in dieser Zeit Regen einstellt. Indem daS süße Regenwasser daS See-' salz auflöst, das sich zwischen dem See, gras befindet, giebt S ihm die Eigen, chast, vollkommener auszutrocknen, keine Feuchtigkeit aus der Lust mehr an sich zu ziehen und sich besser zu halten. Sobald die Erntezeit zu Ende ist, führt man das in Bündel gebundene Seegras auf sehr großen Wagen nach Coutances, von wo e dann in die großen Städte spedirt wird. Da SeegraS verkauft sich um fo leichter, je besser gewaschen und ge trocknet ist, und je besser und klastisch,? die Halme sind. DaS SeegraS läßt auf den Dünen, wo eS getrocknet worden ist, viel Salz zurück, welches die Entvicke, lang eines feinen, wohlschmeckenden Kraute befördert, welches von den Scha- en begierig gefressen wird und da ihrem Fleische den Geschmack von eingesalzenem Hammelfleisch giebt. Da Seegras giebt nicht blos ein gute, sondern auch ein sehr esundeS Lager und ein um so empseh, lenswerihereS, weil nie ein Insekt sich darin einnistet. leine Ursachen, arstze Wirkungens Wie Friedrich der Groß nach den Un, fällen deS Jahre 1761, als Tottleben Berlin besetzt und Romanzow Colberg eingenommen hatte, von seinen über mächtigen Feiaden plötzlich wunderbarer weise befreit wurde, wird von einem Zeit, genossen wie folgt erzählt: Trotz deS Drängens der Oesterreich: zögerten die russischen Generale mit dem letzten ent- cheidendkn Angriff aus die geringe Streitmacht des großen Königs. Sie wollten diesen Schritt nicht ohne den zwingenden Befehl der Kaiserin Elisabeth unlernehmt, weil sie wohl wußten, daß mit der Vksundhelt der arin nicht gut stehe, und der Thronfolger Peter der Dritte, ein glühinder Verehrer Fried- Ich s, jeden Tag den Thron besteigen konnte. Natürlich wurde Elisabeth zor- nig über die Unthäiigkcit ihrer Armee, it la mehr als doppelt so stark war, wie das preußische Heer. Ein strenger Be ehl zum schleunigen Angriff, verbunden, mit harten Vorwürfen gegen die Gene rale, wurde ausgefertigt und der Mo narchin zur Unterschrift vorgelegt. Schon hatte Elisabeth die Feder ergriffen, schon wollte sie dieselbe eintauchen da flog eine Wespe durch das offene Fenster, setzte sich auf den Rand des Tintenfasses und siel plötzlich hinein. Die abergläubische Zarin hielt das für eine üble Vorbedeu- tung und unterzeichnete nicht. Die Russen ließen Friedrich unbehelligt, und als Elisabeth bald darauf starb, hatte die Noth deS Königs definitiv ein Ende. Eine Wespe hatte ihn gerettet. Boshafte Gutmutdigkeit. Frau Stichelhofer: Ich kann Ihnen beim besten Willen die Miethe nicht vor dem nächsten Monat bezahlen, Herr Ziegler. Wir haben leider wegen Krank heit die letzten vier Wochen uichts ver dient.' Hausherr: .Ja, liebe Frau, dann müssen Sie ausziehen.' Frau Stichelhofer: .Haben Sie Mit- leid mit unöl' Hausherr: .Nein, Sie müssen ziehen. und zwar vom fünften in den zweite Stock herunter ! Sonst hol' ich mir bet dem häufigen Mahnen noch die Schwind, ucht." Schmale Mtigift. .Was wirft Du mir denn Klärchen eben. Papa, wenn ich mich oerheinthe? Geizhals : .Meine Einwilligung. Klärchen !'