Was die kiebe vermag. GMne lustige Geschichte on Blrna Sonn Ire Unrecht gewesen, wenn man behaupten wollte, daß Bertha von Dah len ihre Tanten nicht herzlich lled geyavk hätte; und ebenso wär tt Unrecht, wenn man annehmen wollte, daß die beiden alten Damen nicht ihr Herzblut sür ihre Nichte hergegeben hStt.cn, wenn es für deren Wohlergehen hätte sein manen; und doch gab e ftetl ein ewige Bnusen und Zurechtstutzen aus der einen Seite und ein ewige Schmollen und ütfler wissen auf der anderen Seite. Dieser scheinbare Widerspruch hitte seine Ursache in der Erziehungsmethode des Baker Bertha, der seine Tochter nach allen Regeln der Kunst verzog; und der. da fein LiebltngSwunsch nach einem Knaben, bei BerthaS Geburt, die seiner Gattin da? Leben gekostet hatte, nicht in Er jüllung gegangen war, Alles daran setzte, ein Benehmen bei seiner Tochter zu erzielen, welches dem eines naoen, so viel wie nur irgend möglich, nahe kam. .Hummel, hatte er eine TageS, als er annehmen zu können glaubte, daß sie ihn verstehen werde, zu ihr gesagt, .Hummel, Du kannst thun und lasten, a Du willst. Du bist leider kein Junge, aber dafür wünsche ich, daß Du Dich gegen jeden Menschen, der Dir nicht gefällt, kratzbürstig benimmst.' Bertha wußte allerdings nicht, was kratzbürstig ist, und ebenso wußte sie nicht, warum ihr Vater ihre Mädchen haftigkeit bedauerte; denn sie war zur Zeit, IS ihr dieser etwas eigenthümliche väterliche Rath ertheilt wurde, erst vier Jahre alt. Aber trotzdem wußte sie ihr Benehmen instinktiv so einzurichten, daß sie auch, ohne daß ihr dieses zum Be wußtfein kam, in des Wortes verme genster Bedeutung kratzbürstig wurde, so daß selbst ihr Vater nicht mehr mit ihr auskommen konnte, und froh war, als fein beiden Schwägerinnen, Hildegard und Gertrude, sich erboten, die Er tiehung dieses .Balges', wie er sich dann und wann auszudrücken beliebte, zu übernehmen. ES war keine ieneidenSwerthe Auf- alt, welcher die beiden Tanten BerthaS ch unterzogen halten: denn die Er ziehungsmethvde dcS Rittergutsbesitzers ven Dahlen hatte bei feinem Sprößling Erfolge gezeitigt, die emsach unglaublich waren. Dennoch gelang eö endlich, nach lan gen, vergeblichen Versuchen, Bertha, die gut angelegt war, zu einem im Beneh wen menschenähnlichen Wesen zu er ziehen; und mit der Zeit wäre sie sogar, aller Wahrscheinlichkeit nach, vollkom men gesittet geworden, wenn ihr Vater dann und mann nicht zu Besuch gekom men wäre: Eine Zierpuppe sollte auS sei ner Tochter gemacht werden; und wenn er nach zwei, drei Tagen wieder abzog, länger konnte er eS bei seinen SchwL gerinnen, die bei jedem kräftigen Don ermetter zusammenfuhren, gerade so, als wenn er einen seiner Jagdhunde eins über das Fell zog, dann war feine Tochter von ihm derartig wieder verdor den worden, daß ihre Erzieherinnen ibre liebe Noth mit ihr hatten. Leider kam BerthaS Vater sehr oft zu Besuch, denn seine große Liebe zu ihr veranlaßte ihn jedesmal, kurz nachdem er zum so und so v leisten Mal einen Schwur geleistet hatte, nie wieder einen Fuß in das Haus der .vertrackten alten Jungfern' zu setzen, wieder einmal nach dem Rechten zu sehen. So vergingen Jahre. Bertha hatte die Prophezeihungen ihrer Tanten, welche diese ihrem Vater machten, nicht wahr gemacht. Sie war ein guteS.herzigesMäd chen geworden, welches mit spielender Leichtigkeit die Aufgaben in der Schul bewältigte, und die sich infolge ihres aufrichttqen, ehrlichen Charakters, trotz mancher übermüthiger Streiche, die Liebe aller ihrer Lehrerinnen und Lehrer ermor den hatte. Herr von Dahlen war mit diesem Re- sultat allerdings nicht zufrieden. Seine Tochter war ihm zu zahm, zu blöde. Die emgemorfenen Fensterscheiben, welche er zu bezahlen hatte, waren entschieden zu wenig. Die Garderobe des Mädchen war ihm zu heil, zu abritt; nirgends die Spur eine tollen, waghalsigen Streiches. Mit einem Worte: Bertha war nicht da geworden, was er von ihr erhofft hatte. Kein so wilder Racker, wie r sich ihr von ganzem Herze gewünscht hatte. Aber, da sollte anders erden. Gleich nach Bertha'S Konfirmation sollte sie zu ihm aus' Schloß, heraus aus der Stadt, wo man dem Mädel nicht allein den Kopf .verkeilt' hatte, sondern wo eS noch schmalmangig und blutarm gewor den war. Und wie er eS sich vorgenommen hatte, so führt er es auch auS. Das heißt, mit einer kleinen Zugade ; und die Zugabe waren seine beiden Schwä gerinnen, welche Bertha erzogen hatten. Diese hatte nämlich kaum gehört, was der Vater mit ihr vor hatte, als sie auch schon mit ganzer Freude darauf einging. Nur von ihren Tanten wollte sie sich nicht trennen, und erklärte diese mit ine? solchen Energie, daß Herr von Dahlen heute wie immer nachgab. .Hummel hat entschieden Charakter,' sagt r zu sich selbst, als er sich auf seinem Zemmer befand. .Die wird ine Freude haben, wenn sie mit mir über die Felder oder zur Jagd reitet. Und wirklich empfand sie ine .klotzige' Freude, wie sie sich auszu drücken beliebte, wenn sie mit ihrem Bater durch Dick und Dünn jagte. Herr von Dahlen hatte seine Freude an dem Prachimädel. Nur schade, schade, daß sie kein Junge war. Das Benehmen eine? Jungen hatte sie ja. Aber damit war sie denn doch in Wirk lichkeit noch kein solcher. j Der Jahrgang 14. Herr von Dahlen halte einmal in Lertha'S Gegenwart eine derartige Aeußrrung geihan: und sie beschloß daher, so viel, wie in ihr lag, diesem Mangel abzuhelfen. Am andern Tage hatte sie sich von dem PastorSsohn im Dorfe dessen Sonntags anzug auSgeliehen und überraschte ihren Bater damit, daß sie ihn trug, und hoch und heilig schwur, nie wieder Frauen, klelder anzulegen. Herr von Dahlen bekam doch einen gewaltigen (schreck, alS er diese Ber wandlung sah; denn der .Racker' hatte nicht allein Mannerrleider angezogen sondern sich auch das Haar kurz ge chnitten. ' Die Tante nlamenttrlen natürlich ganz entsetzlich über diesen Stre ch; aber dies veranlaßte Herrn von Dahlen nur, Bertha Recht zu geben. Als sie jedoch über die Felder ritten, wobei Bertha sich eine Cigarett in den Zviund gesteckt hatte, die ihr allerdings abscheulich schmeckte, begann ihr Vater plötzlich: .Hummel, warft Du nicht etmaö voreilig von wegen des Abschneiden der Haarn' .Nicht die Bohne. Papa. Männer kleider und lange Haare passen nicht zu einander.' .Aber Du wirst doch nicht immer als Junge herumlausen wouen." .SelbstoerNSndlich will ich das. .Aber dann kannst Du doch nicht hei rathen. .Will ich auch nicht I Dem scanne, der mich heirathen will, kratze ich die Augen aus.' Aber sie kratzte doch nicht, als Einer kam. der sie heirathen wollte, sondern doch ich will nicht vorgreifen. Vater und Tochter rttten eines Tages wie gewöhnlich über die Felder. Herr von Dahlen paffte seine Pfeife und Bertha paffte ihre Cigarette, woran sie sich im Lause der Zeit ganz gut gewohnt hatte. Da begegnete ihnen einer ihrer ycom barn. Curt von Trautwitz, der ihren Vater nach den ersten BegrüßungSworten nach seiner Tochter fragte, die jetzt, wie er gehört habe, bei ihm auf dem Schlosse wohne. ,DaS Madel rönnen gleich tn Augenschein nehmen,' antwortete Herr von Dahlen, hier ist sie," und davct deu tete er auf Bertha! .DaS ist Ihr Fräulein Tochter'i' ragte Herr von Trautmitz, und eine große Verwunderung mal! sich auf sei nem Gesichte. .Ja, daS ist meine Tochter,' antwortete Hm von Dahlen. .Ein fixer Junge, was?' Herr von Trautwitz gab keine Ant, wort; nur einen eigenthümlichen Seiten, blick warf er auf Bertha, die bis in die Haarwurzeln roth geworden war, und am liebsten gesehen hatte, daß der Boden sie verschlinge. DaS geschah aber nicht; und da Herr von Trautwitz sich sehr bald empfahl, so fing Bertha an, auf ihn zu schimpfen. Am liebsten aber hätte sie gemeint. Am andern Tage ritten sie nicht aus, ebenso am zweiten und dritten Tag nicht. Dann kam Tant Gertruden? GeburtS tag; und da eS sich doch nicht geschickt haben würde, in Männerkleidern ihre Gratulationen bei der geliebten Tante anzubringen, so verwandelte sie sich wie der in ein Mädchen. Tante Gertrude war glücklich, alS sie ihr Nichte wieder in der alt gewohnten Kleidung sah, und herzte und küßt sie. Ebenso sprach Tante Hildegard ihre Freude über Ber thas Sinnes und Kleiderveränderung au und auch sie herzte und küßte sie. Daß lieh sich das junge Mädchen auch gern gefallen; und plötzlich brach sie in heftiges Weinen aus. Die beiden alten Jungfern machten gar kein verwunderte Gesicht, als sie diese unmotivirte Wei. nen bemerkten. Sie warfen sich nur einen verständnißoollen Blick zu und nah men das junge Mädchen auf das Sopha in ihre Mitte, wo sie es auswtinen ließen. Dann faßte Gertrude Bertha an die Hand und indem sie diese liebevoll ftrei, chelte, bat sie Bertha, ihr zu ihrem Ge, burtdtage das Versprechen zu geben, von nun an stets wieder Frauenklcider zu trage. DaS sei ihr daS liebste Geburt, tagsgefchenk. Bertha gab dieses Versprechen, und froh. Jemandem einen Wunsch erfüllen zu könne, der tief in ihrem Innern alS ihr eigener verborgen schlummerte, gab sie sich ihrer wieder erwachenden Luftigkeit hin. ES waren etwa vierzehn Tage ver strichen, Bertha ' halte ihr Benehmen gänzlich geändert. AuS dem wilden, tollendenMSdchen war eine sittsame junge Dame geworden. Da brachte ihr Vater eines Tages seinen Nachbarn, Herrn von Trautwitz, mit auf'S Schloß, der dort zwei Pferde ansehen wollie. Nachdem die Herren ihr Geschäft er ledigt hatten, führte Herr von Dahlen seinen Gaft zu seinen Damen. Die beiden alten Damen maifm sich wieder einen verständnißvollen Blick zu, wäh rend Lertha ganz gegen ihr sonstige Gc vohnheit dem Gaste ein steife, form, volle Verbeugung machte und im Verlaufe ttl Aber.dS diesem rur die nothiokn Soinikst$pi Beilage zum Nebraska Staats-Slnzelger. digste Antwort gab; dagegen wenig oder gar nicht an der allgemeinen unterhat tunq theilnahm. Nachher allerdings, als Herr von Trautmitz gegangen war, schalt fit sich tüchlig auS über ihre Ungeschicklichkeit, die dem Besucher ja unbedingt aufge, fallen sein müsse. Aber dennoch war sie froh; sie wußte selbst nicht warum. Sie mußte immer an Herrn von Traut witz denken, der so ernste und doch so gute Augen hatte; dann kam jedesmal diese Fröhlichkeit über sie, die so ganz anders war, als sie sie bisher gekannt hatte. Und Herr von Trautwitz? Der ritt ganz langsam über die Felder feinem Heim zu, vor feinem geistigen Auge stand daS Bild BerthaS, die fo ganz anders war, als wie er sie das erste Mal ge sehen. Und eigenthümlicher Weife siel ihm erst jetzt ein, daß er mit Herrn von Dahlen wenig nachbarliche Freundschaft, wie eS doch eigentlich gaz natürlich ge wesen wäre, gepflegt hatte; und da er sich an diesem Umstand am meisten schuld fühlte, so beschloß er, von nun an in die ser Beziehung eine Aenderung eintreten zu lassen. Nach wenigen Tagen wiederholte er seinen Besuch, und da Herr von Dahlen immer mehr Gefallen an diesem prächti gen Menschen fand, lud er ihn ein, doch recht bald wieder zu kommen. Bertha war bei dieser Aufforderung ihreS VaterS roth geworden, und da Kurt dieses gemerkt hatte, so fragte er sie, al sie gegen Abend allein durch den Garten gingen, da BerthaS Vater nach den Ställen gegangen war, um ein neues Pferd zu besehen, und die beiden Tanten zufällig im Vordergarten Reseda pflücken mußten, ob sie etwa dagegen habe, wenn er dieser Aufforderung Folge leiste. Sie war stehen geblieben und hatte ein Blatt vom Baum gebrochen, daS sie jetzt aufmerksam betrachtete. .Gnädiges Fräulein, haben Sie keine Antwort auf meine Frage?' Bertha schwieg abermals. .Soll ich der Aufforderung Ihres Herrn VaterS folgen, oder soll ich fort bleiben?' .Um GotteSmillen nicht!' Erschrocken hielt sie inne. Kurt jedoch hatte ihre Hände maßt und sah ihr in das erglühende Gesicht. .Fräulein Bertha; so sehen tote es Sem, wenn ich wiederkomme; wenn ich a'.d und häusiq wiederkomme?' .Ja!' Warum Kurt sich wohl jetzt zu ihr niederbeugte, und warum Bertha eS geschehen ließ, daß er sie küßte unzählige, mal?' Die Nachtigall schlug so wunderbar schön und zwei liebende Menschen hatten ich gesunden. Taute Elsriede sowohl wie auch Tante Gertrud thaten allerdings erstaunt, als sie nach einiger Zeit erfuhren, was sich an jenem Abend zwischen den Beiden zu getragen hatte. Ader sie thaten nur so; denn sie wußten ja längst, waS die Glocke geschlagen hatte. Herr von Dahlen schüttelte aber ernst lich verwundert den Kopf. Seine Hum mel war Braut. I, das war doch son derbar! Deßhalb also wieder die Mäd chenkleider. Wieder zu Zweien. Von A. Fromme. Wir haben fünf Kinder, drei Söhne und zwei Töchter. Sie waren auf klei nen Füßchen durch HauS und Garten ge sprungen, sie waren größer geworden und hatten den Weg zur (schule und zurück gemacht, sie waren endlich der Schule entwachsen und inS Leben hinausgegan gen. Zuerst unser ältester ösohn, dann unser Tochter, die sich beide früh oerhei, ratheten, dann ging unser Zweiter, und nicht lange ach ihm der Jüngste. Das Nest war leer. Wie leer mir daS HauS. wie öde mir der Garten vorkam, nachdem die letzte und schwerste Trennung vorüber war! Wir leben auf dem Lande, aber unser Haus liegt fo nahe der Stadt, daß die Kinder jeden Tag nach den Schulstunden nach Hause kamen. Zum erstenmal saß ich allein meinem Manne gegenüber am Eßtisch. Rur einer mehr hatte in der letzten Zeit mit uns daran gesessen, aber dieser eine hatte alle anderen gleichsam vertreten. ES war nicht nur daS Tren nungsaieh, was mir die Kehle zuschnürte, eS war daS bange, dunkle Gefühl, wie leer es um mich und tn mir war. .Das wird sich geben,' dachte ich. Aber eS gab sich nicht, eS wurde nur stärker. Wir beide hatten, ohne eS zu wissen, eigentlich nur durch die Kinder miteinan- der verkehrt. Nun da wir ganz auf ein ander angewiesen waren, sah ich ant Schrecken, daß keinS von uns an das an. dere etwa herzugeben hatte, daS wir, der Vnbindung zwischen uns beiaubt, eman der wie Fremde gegenüberstanden chlimmer als Fremde, die sich loch kennen lernen und sich näher kommen können. Wir hatten außer den Kindern kein gemeinsame? Interesse. Mein Mann war Landwirth mit Leib und Seele, während ich mich niemals ganz in das Landleben hatte hineinfinden können und letzt noch eine halbe Städterin war. Selbst das einzige Interesse, das wir theilten, einte un nicht: sein Liebling war von icher unsere illnqste Tochter ge wesen, deren anmuthige Schalkhaftigkeit feinen schwerfälligen Ernst so schon er, gänzte; ich hing mehr als an den anderen an unseren Jüngsten, an meinem über müthigen, muthwilligen, armherzigen raiiskops. so lang; er bet uns war, hatte ich gelacht, wenn mein Mann mich mit meiner Schwäch für meinen Prinzen Sonnenschein so nannte er ihn neckte. Aber als er jetzt einmal ein scherzendes Wort darüber sagte, war e mir, als versetzte er mir einen (schlag Er bemerkte es und verstummte sofort Wir waren meistens stumm. O, die schrecklichen, endlosen Stunden, die wir Abendö einander gegenüber zubrachten, jedes mit einer Zeitung in der Hand, wie um es vor uns selber zu verbergen, daß wir uns nichts zu sagen hatten. Mein Mann merkte eS wie konnte er wohl anders! daß ich immer stiller und trübseliger wurde. .WaS metnft Du,' sagte er IneS Abends, .wenn wir eine Reife unternehmen' .Eine Reise? Wozu?' fragte id wenig erbaut. .Um uns zu erholen und Dich zu zer streuen. Es ist hier zn still sür Dich, nachdem daS Haus leer geworden t st. .WaS würde eine Reise da nützen? ES würde mir um so stiller vorkommen, wenn ich wieder zurückkehrte. .Wir könnten unsere Kinder be suchen.' .Wir müßten sie immer wieder ver lassen. Ja, wenn wir wenigstens mit einem von ibnen zusammenlebten wenn wir an den Ort zögen, wo Ella wohnt Ella war sein Liebling. .Wie wär das möglich?' fragt er erstaunt. .Ganz einfach, indem Du das Gut verlaust. ES ziehen so viele GutS besitz in vorgerückten Jahren nach der Stadt, warum sollten wir das nicht auch xqnni" Verkaufen? Kronwalde verkaufen? Wo ich geboren und aufgewachsen bin? Helme, daS kann nicht Dein Ernst sein!' Ich zuckte die Achseln und schwieg. Wir hatten, wie immer, mit unseren Reden nichts erreicht, als einen neuen Beweis, daß wir in allen wesentlichen Punkten himmelweit von einander ent fernt waren. .ES muß Ihnen wunderbar vorkom men, letzt wieder zu Zweien zu leben.' sagte die Frau deS Inspektors einmal zu mir. Wieder zu Zweien? Ich fann nach, wie es wohl das erste Mal gewesen war, aber ich fand nichts, woran ich mich halten konnte. Wir hatten zuerst eine mehrwöchentliche Hochzeitsreise gemacht, dann nahmen die neuen Verhältnisse, an die ich mich nur mangelhaft gewöhnte, meine Gedanken in Anspruch, und dann kam unser Aeltester. Zu einem rechten Einleben zu Zweien war eS nie gekommen. Das einzige, womit ich die Leere, die mich beängstigte, einigermaßen ausfüllte, war der Briefwechsel mit meinen Kin, dern. Ich achtete nicht sonderlich dar, auf, dag mein Mann häufiger als sonst in der Stadt zu thun hatte, daß er ost in gedrückter Stimmung war; ich lebte ganz in und mit meinen fernen Lieben. Sie beschäftigten meine Gedanken; da gab eS immer etwas zu rathen, zu for gen, letzteres meistens, wenn ein Brief zu lange ausblieb. Zu der Zeit, von der ich sprechen will, war es mein Jüngster, um den ich mich beunruhigte, weil er länge? als gewöhnlich geschwiegen hatte. .Erich läßt nichts von sich hören,' sagte ich zu meinem Mann, der. die Hände auf dem Rücken, am Fenster stand. .Er hat wohl gerade jetzt viel zu thun,' war die gleichmüthige Antwort. .Aber ein paar Worte könnte er doch schreiben! Ich hoffte heute mit Bestimmt heit aus einen Brief von ihm.' .So wird er morgen kommen. Ver zeih,' sagte mein Mann und wandte sich nach mir um, .ich dachte an etwas anderes. An etwas, was auch Dich, und zwar recht nahe, anseht,' sitzte er aus eine unmuthige Geberde von meiner Seite hinzu. .Du hast vordem den Wunsch ausgesprochen, nach der Stadt zu ziehen, wie wäre es, wen ich Ihn Dir jetzt erfüllen könnte? Ich sah ihn groß an. .Die Sache ist die,' sprach er lang. sam weiter, als hätte er sich vorher jedes Wort zurechtgelegt und wieder holte eS jetzt aus der Erinnerung: .Es ist in der letzten Zeit nicht so gut in der Wirthschaft gegangen wie bisher. Die Kinder, besonders die Söhne, laben viel gekostet, wir haben ein paar schlechte Ernten gehadt dazu kommen man cherlei Zärtlichkeiten, die sich nicht im VsrauS berechnen ließen, mag sein, daß ich fetbtr ms und das andere versehen habe kurz, wenn nicht einige gute Jahre kommen, vorauf mau verständi- gerweise doch nicht bauen darf, so saunte eS mir bald schwer werden, mich auf dem Gute zu halten. Jetzt eben bietet sich mir eine Gelegenheit, vortheilhast zu No. 3l. verkaufen. Thue ich eS, so bleibt un immer genug, daß wir an einem nicht zu theuren Orte mit Behagen leben können. So steht eS,' sagte er und sah mich hei ter an. .Ueberlege dir, wo du am lieb ste wohnen möchtest; jedenfalls an einem Ort, wo du nicht von allen Kin dern so weit entfernt bist wie bisher. Zu übereilen brauchst du dich nicht.' Er nickte mir freundlich zu und ging hinaus. Ich stand ganz betroffen da. Er hatt mich mit seiner Mittheilung vollständig überrascht. Mein Wunsch sollte also in Erfüllung gehen! Aber der Weg, auf dem eS dazu kommen sollte? Ja nun, mein Mann hatte e ja selbst gesagt; es zwang ihn nicht, ihn bestimmte nur eine verständige Vorsorglichkeit. Ersah so heiter au, alS er davon sprach. Gewiß, er hatte einsehen gelernt, daß auch für ihn daS Leben in der Stadt, wo er sich nach so vielen Arbeitsjahren Ruhe gönnen würde, daS Beste wäre. In der Stadt leben, in der Nähe der Kinder fein, es war ein herrlicher Ge danke! Mir wurde das Zimmer zu ng, ich ging in den Garten hinaus. Es däm merte schon stark, und der Himmel war bedeckt, daS Laub der Bäume und die Blumen in den Beeten sahen farblos aus. Für mich aber konnte der hellste Sonnenschein ihnen nicht die Farbe und den Glanz wiedergeben, die ste verloren hatten, feit der Kinder Schritte und der Kinder Stimmen zwischen ihnen verhallt waren. WaS verschlug eS mir, wenn das alles bald todt für mich war! Ich ging rasch auf dem breiten Wege in der Mitte des Garten hin. An einer Biegung blieb ich plötzlich stehen. Unter einer Eiche, der einzigen im Garten, saß mein Mann. ES war sein Lieblingsplatz und der Baum war denkwürdig für ihn. V ' c r - 11 fr. . I c . irr r . .. ein maiex oai:e iyn vei oer Geouri dieses seines einzigen SohneS gepflanzt, er war mit ihm aufgewachsen und ein kräftiger, stattlicher Baum geworden .Mein Baum,' pflegte er ihn mit lächelndem Stolz zu nennen, und er wußte den Kindern viel davon zu erzäh len, wie er in seinem Schatten gespielt und gelernt hatte. Die Eiche war ncch im frt ehesten Wachsthum begriffen, aber der darunter saß, ganz in sich zusammen gesunken, den Kopf an den Stamm ge lehnt, der sah greisenhaft aus, todten blaß und so müde! Jetzt erst meinte ich zu sehen, wie grau er geworden war! Die vielen Arbeitkiahre! Ja, und die vielen Jahre, di wir nebeneinander gelebt hat ten, ohne miteinander zu verwachsen, wie er mit seinem Baum! Ich ging in mein Zimmer und horchte hinaus, bis auch er zurückkam. Dann stand ich eine lange Weile unschlüssig, ich wagte nicht, zu ihm zu gehen. Ader eS mußte sein. Ich faßte mir ein Herz und klopfte bei ihm an. Er machte ein verwundertes Gesicht. als ich auf seinen Ruf eintrat. .Warum klopfst du an?' fragte er. Ich wußte nicht, ob ich dich nicht störte', sagte ich zaghaft, und dann mit einem raschen Entschluß: .Franz, muß eS denn fein? Mußt du Kronwalde ver kaufen?' Er stutzte. Muß? Ein Muß ist es nicht noch nicht, wie ich dir sagte. ES ist nur verständig, wenn eS jetzt ge fchieht. Ich möchte nicht Hilf bei Andern suchen, da ich ihnen nicht die ab solut Gewißheit geben könnte, daß sie keinerlei Nachtheil dadurch erleiden.' DaS ist ia aber gar nicht nöthig, Ich habe ja die Erbschaft von meinem Onkel?' Du veraissest,' sagte er streng, .daß du daS Geld für die Kinder bestimmt haft.' Ach was, die Kinder! rief ich unge- duldig. .ES handelt sich nicht um die Kmder, fondern um Dich. Und wie er mich ganz versteinert ansah leider hatte er Grund genug dazu I fuhr ich immer erregter fort: .Nicht um Dich allein, um uns, Franz? Als ich Dich vorhin unter Deinem Baume sah, da ist etwas in mir aufgewacht und mir immer klarer geworden: Du bist nicht enger mit ihm verwachsen, als ich mit Dir. Wir sind eins, nicht wahr, Franz? Und was dem einen von uns zum Leide gereicht, kann dem an, deren kein Glück bringen. Laß unS hier bleiben, mein liebster Mann, auf dem Grund und Boden, auf dem wir bisher zusammen gelebt haben, bei Deinem Baum, der mich gelehrt hak, wie wir ein müssen, ins. ganz ins, nicht wahr?' So ungefähr sprach ich, bis die Thrä nen mich nicht weiter reden ließen. Er sagte gar nichts, er hielt mich nur fest in seinen Armen, und ich weiß, wir fühlten uns völlig eins. .Franz,' sing ich nach einer langen Weile an, .ich schäme mich, daß ich eS Dir jetzt erst sage: ich will thun, was ich kann, um Dir Deine Last zu leichtern. Ich will tüchtig werden, ganz gewiß. Du glaubst doch nicht, daß Deine Frau zu alt ist, um noch zu lernen?' .Alt? Aber,' sagteer jubelnd, .mir ist, als hielt ich erst jetzt meine junge Frau in den Aimenl' Und dann, ja, dann benahmen wir uns so, daß ich ihn mit der Zeit ermähnen mutzte, daß nix mit Rücksicht auf unser grauen Haare wohl vernünftiger sein sollten. Ab r wollt da nicht gelten lassen. .Schatz.' sagt er lachend, ,ba weiß ich besser. Unter manchen Verhältnissen ist rt da einzig Vernünftige, sich genau so unser, nünftig zu geben, wie man ist.' Wir sind jetzt alte, weißhaarig Leute, unsere Kinder find sämmtlich verbeirathet und glücklich in ihrem Ehestand. Sie besuchen un häufig, und wir suchen sie in ihren Heimstätten auf und freuen un an ihrem Glück. Aber wenn wir wieder allein find, sage wir un: .Die wahr Prob auf da Glück der Eh wird erst gemacht, wenn man wieder zu Zweie, P- j ß r chule. Bei der Schulprüfung in B. geht der Serr Kommissariu, nachdem er di ard der Klasse gemustert, zum Schrecken de Lehrer immer weiter in der Bankreihe zurück und verschont auch jen Bank nicht, di in ihrem landläusi gen Namen zoologisch Anklänge d. h. an die Benennung eine langbeohrten Grau thiere hat. AIS er beim letzten ihrer Insassen angelangt ist, beugt der Lehrn vor e wird gerade Rechne geprüft indem er den Schüler al absolut un fähig bezeichnet, Zahlenbegriffe in sich auszunehmen. .Giebt'S nicht, Herr Lehrer,' meinte der Prüfungskommissar, .ich werd ent wickeln. Kleiner, wenn Du heut uS der Schule kommst, hast Du Hungrr. Was verlangst Du von Deiner Mut ter?' .Ein Stück Brot.' .Das denke ich auch. Wie viel Stück verlangst Du?' .Ein Stück.' .Zeige mir eS auch an Deinen Fin gern, wie viele Stücke Brot Du ver langst!' Der Schüler zeigt es richtig, und der Herr Inspektor wendet sich zum Lehrn: .Sehen Sie, schon der Zahlenbegriff einö l' Darauf fährt er fort: .Morgen kommst Du aber nach Haufe und haft einen noch größeren Hunger al heute. Ein Stück Brot reicht Dir nicht, Deine Mutter giebt Dir noch eine dazu. Wi viel Stücke Brot haft Du jetzt?' .Zwei.' .Zeige mir e an den Fingern. Mach mir so viel Striche auf die Tafel, als Du Brot bekommen hast!' Alle geschieht richtig. Der Inspektor lächelte den Lehrer an und spricht: .Nun weiter, aller guten Dingen sind dr bricht hier aber rasch ab und fäh:t siegesgewiß in der Ent wickelung fort:, Ein anderes Mal kommst Du aber nach HauS nnd hast in dn Schule noch Arrest absitzen müssen, jetzt haft Du noch mehr Hunger und willst noch ein Stück Brot mehr, al Du da letzte Mal bekommen haft. Wie viel Stücke verlangst Du?' Keine Antwort. .Deine Mutter hat Dir noch ein Stück mehr gegeben wie damals, als Du zwei bekamst; wie viel Stücke haft Du jetzt?' Der Schuler bleibt abermals stumm. Nach verschiedenen vergeblichen Fragen wendet sich der Gestrenge zuletzt in ärger lichem Tone nochmals an den Knaben: Sage mir doch, wie viel Stück Brot Du jetzt hast?' .Jetzt hab' t grad gnua,' war die Ant, wort. Oessnet die Fenster. Beim Eintritt der rauben JabreSnir werden in vielen Wohnungen die Fenster geschlossen und womöglich während des Winters nicht mehr geöffnet, und mn ein solch' ungelüftetes Zimmer betritt, dem duftet eine Lust entgegen, welche ihn ge radezu anwidert und ihm den Athem de nimmt. Wie unwissend und unpraktisch sind solche Leute, die da glauben, bei ge schlossenen Fenstern eine wärmere Stub zu haben und an Heizung zu sparen! cicht unreine, andern eine reine Lust wärmt am meisten. Wo in Räume große Menschenmengen zusammenge drangt sind, da möge man wahrend der nun kommenden Zeit nach jeder Stund die Fenster fünf Minuten lang öffnen; lese Wohnung werde täglich zu wieder, holten Malen gelüftet. Niemand braucht sich zu fürchten, bei offenen Fenstern zu schlafen, um frische Luft tn das Zimm zu bringen, genügt im Winter oft in kleine Spalte des geöffneten Fenster. Nur reine, frische Lust schützt vor allerley Krankheiten! Der Befehl. Daß die freien Reichsstädte manchmal sehr unfrei dachten, beweist die Weisung des Nürnberger Rathe an HanS Sachs im Jahre 15:37. Dieselbe befiehlt dem Dichtn, .fortan seines Handwerkes und Schuhmachers zu warten und keine Büch lein und Reime zu schreiben und unter die Leute zu bringen.' Bekanntlich hat der wackere Poet weiter gereimt, bi Freund Hain ihn am 20. Januar 1576 küßte. kin guter Rath. . . . .Wie oft soll ich Ihnen noch wie drholen, daß ich Ihre Sachen nicht oer, wenden kann? ! . . . Sagen Sie mir 'mal, warum dichten Sie eigentlich?' .Ach, Herr Redakteur, ich möchte meinen Namen für mein Leben gern gedruckt khn!' Ja, warum lasten Sie sich dann nicht einfach Visitenkartn machkvl' Kubner Schluß. Fiäulein Bertha: .Wie leise derAffef. or immer spricht !' Sti fitilfln Paiira? flifcf rnnfcr t . dabei kommt er mir manchmal so seltsam vorl.. Ich fürchte immer, daß ich ein mal eine Liebeserklärung von ihm überhört habe!'