1 Die leere arfe. Hnt-re C'ddaid. Ueieiikvunz aul dkM Aianzisilchm von Richard frans. E dot im Dezember aeqin zwei Uhr Morgen. varonLoui Monnier gieg, indem er seine Zigarre zu Ende rauchte, langsam seiner Wohnung in der Rue de Grenelle zu. Die Frische der Nacht hatte ihn veranlaßt, zu Fuße au seinem Cercle heimzukehren; den Pel, seine, ragen! emporgeschlazen. die HSnd ,n den laschen, schritt er über die Rival Brücke. Die Seine war noch nicht zugefroren; h der Mitte der Brücke angelangt, blieb der Baron stehen, um da feenhafte Schauspiel zu betrachte, welche die Stadt bot mit mächtigen Schalten von Notre.Dame und dem Justiz Palast im bläulichen Mondlicht, während die dunk In, Flulhen de Strome die Flammen der Gaölaternen widerstrahlten. E wurde ihm kalt und er wollt ei, ergehen, al seine Aufmerksamkeit durch einen dunklen Gegenstand angezogen wurde, welcher die Seine herabschvamm, indem er stch langsam um sich selber drehte. Der Gegenstand kam näher und der Baron konnte unterscheiden, daß e eine Barke war. Niemand befand stch in dem Boote, in dem zwei Ruder lagen. Die leere, langsam herbeischwimmer.de Barke im Dunkel der Nacht bot einen eigen thLmlich düsteren Anblick. Lüui Monnier vermuthete sofort irgend eine tragische Scene, einen Unglückssall oder ein Verbrechen, dessen einzigen Zeu, g,n die Ufer de Strome und die Sterne waren. Der Baron empfand keine Kälte mehr, er blieb stehe, an da Geländer gelehnt, und betrachtete starr die Barke mit ihren groben Bänken und den schweren Rudern, die irgend ein Unbekannter gehandhabt hatte, der zu dieser Stunde wahrscheinlich schon den ewigen Schlaf in der Tiefe de Strome schlief. Die Barke war von der Brücke kaum mehr dreißig Meter entfernt, al der Baron au seinen finsteren Gedanken durch ein Individuum gerissen wurde, da üb die Brücke gelaufen kam, sich in seiner Nähe ebenfalls auf da Geländer stützte und mit verstörten Blicken das Boot betrachtete. Loui Monnier betrachtete genau da Gesicht diese Mannes, seinen schwarzen Bart, seinen hoben Hut mit platten Rändern und feinen Ueberrcck, besser Carreaur sich deutlich im Gaslichte ab zeichneten. Er sah, wie sich der Mann über die Brüstung beugte, um da Boot zu betrachten, al 3 die Brücke erreichte; dann lcbritt er auf die andere Seite der Brücke, um die Barke nochmals mit sei nen Blicken zu verfolgen, worauf er eilig zu gehen beginn und da linke Ufer er reichte. Tec Baron folgte ihm mit den Augen und bemerkte, daß er den Quai entlang schritt in der Richtung der Concorde Brücke. Eine Weile schritt er dabei auf dem Trottoir nächst den Häusern dahin, hielt inen Augenblick inne, um einem Wein schänker die Hand zu drücken, der eben seine Bude schloß. Darauf begann er wieder zu laufen, erreichte die Concorde Brücke und bog sich auch dort über die Brüstung, um die Bark zu betrachten. Monnier war einen Bugenblick er sucht, ihm zu folgen. Dann bedachte er aber, daß er e wahrscheinlich mit einem Verrückten oder Betrunkenen zu thun habe, und ging durch die Rue du Bac nach Hause, nachdem er stch eine neue Cigarre angezündet halte, in deren wohli gem Dufte er den empfangenen unange nehmen Eindruck loS erden wollte. Acht Tag fpSicr hatte der Baron diese Abenteuer vollständig vergessen. An diesem Tag nippte er ruhig seinen Bbsvnth gegen sechs Uhr auf einer GlaZs tenasse des Boulevards, ine Zeitung in der Hand. Da Wetter war milde geworden. Der Boulevard war belebt, eine frohe Menge wogte da dahin. Rar zeitweilig warf der Baron einen Blick in die Zeitung. Plötzlich siel fein Auge auf ine Notiz, die ihn, kaum daß er einige Zeilen ge lesen, erzittern machte. Er la: .Letzten Montag ucde etwa eine Meile von Joiaoille le,Pont unter ge heimnißoollen Umständen ein Verbrechen begangen. Eine ffrau Namen Louis Eauvetre. welche die Ueberfuhr besorgte und ein einsame Häuschen an der Marne bewohnte, war plZtzlich verschwunden. Vorgestern hat man ihre Leiche etwa einen Kilometer stromabwärts im Weidenge büsch des User gefunden. Eine ohne Zweifel mit einem großen Messer am Halse, ausgeführt Wunde beweist, daß die Unglück.iche da Opfer eine Ver brechen geworden ist. Der Verdacht richtete sich auf einen Bauernburschen, der am andern Ufer wohnt, beinahe gegen über dem erwähnten Häuschen. Dieses Individuum leugnet hartnäckig jede Theil nähme an dcm Verbrechen, doch sprechen ernste Umstände gegen ihn. Er wurde gestern in Haft genommen und man fand bei ihm ein Messer ähnlich demjenigen, welches der Mörder benutzt haben mußte. Da Boot, a:lche zur Ucberfuhr diente, ist verschwunden. Man vermu het, daß sich das Verbrechen in folgender Weise vollzogen hat. Gegen acht oder neun Uhr Abend, also bei voller Dunkelheit, mochte der junge Mann die Frau Sau vetre anrufen und mit ihr über den Fluß fahren. Nachdem er sie ermordet und in' Wasser geworfen, kehrte er wohl an da rechte Ufer zurück und stieß da Boot, welche an dieser Stelle Verdacht erwecken mußte, in den Fluß zurück. Da Häuschen de Opfert ist vollständig au geplündert worden. Man hat bei dem vermuthlichen Mörder allerdings nur un bedeutende Summen gefunden, aber man glaubt, daß er d! zwei- bis dreitausend Franc, welche die Ersparnisse der armen Frau ausmachen mochten, au Vorsicht irgeldwo vergraben hat. Dieler junge Mensch. Nimev Thomasstn. ist bereit zwkimal wegen Schmuggel abgestraft morden. Er versuch! e, di Justiz irrezuführen, indem er angab, r hab a dem Abend de Verbrechen ge sehen, wie sich in Individuum dem User näherte, und gehört, wie er di Fährsrau anrief. Aber seiner dir Nachbar hat etwa Aehnliche bemerkt und di Angabe würd unwahrscheinlich gefunden. Wir werden unser Leser über den weiteren Verlaus dieser dramatischen Angelegenheit unterrichten. Nachdem er die Noti zweimal durch ge lesen hatt, legt der Baron die Zeitung au der Hand und begann, di Hände auf seinen Stock gestützt, nachzudenken, Lh rend er mit zerstreutem Blicke die elegam ten Equipagen und schönen Frauen be trachtete, die vorüberfuhren. War die verlassene Barke, welche die Notiz erwähnte, dieselbe, die er in jener Nacht langsam den Strom hinebschwim men sah? Das Datum stimmte; eZ war am Mon ta der vergangenen Woche gewesen. Vorausgesetzt, daß das Verbrechen wirklich zwischen acht und neun Uhr Abend begangen wurde, braucht di Barke, langsam von der Strömung ge tragen und durch manche Brückenpfeiler :c. aufgehalten, zweifellos fünf bis sechs Stunden, um die Marne und die Seine herabzuschwimmen und den Pont Royil zu erreichen. ES war wahrscheinlich, daß sie in dieser Dezembernacht sieben bis acht Meilen machen konnt, ohne von Jemanden le merkt und herausgefischt zu werden, j Aber vielleicht handelte e sich doch um ein zufällige Zusammentreffen. Unter der enormen Zahl von Booten und Bar ken auf der Seine konnt: e wohl auch zwei geben, welche zur gleiche Zeit herrenlos dahinschwammen. Monnier hielt diese Erwägung fest, die ihn von einem Alp befreite, und begann, um feine Gedanken abzulenken, den Be richt über die letzte Sitzung der französt, schen Kammer zu lesen. Trotzdem nun die Sitzung sehr stürmisch und würdig iner Versammlung von Kannibalen ge wcsen war, vermocht r doch nicht seine Aufmerksamkeit auf die Summe von Be leidigungen und Beschimpfungen zu con centrtren, welche eine Kammerrede mit Unterbrechungen seitens zahlreicher ehren werther Gegner bilden. Seine Gedanken waren anderSwo. Er dachte jetzt an das seltsame Individuum, welches mit ihm die schwimmende Barke betrachtet hatte. Das verftörteAussehen dicseö ManneS, die Hartnäckigkeit, mit welcher er das Boot verfolgt, erschienen ihm immer auf fälliger, je mehr er darüber nachdachte. Er erwog all möglichen Hypothesen, schließlich aber festete sich in ihm die Ueberzeugung, daß jener Unbekannte vielleicht allein das Geheimniß deS Dra. maS kannte, welche sich vor acht Tagen am Ufer der Marne abgespielt hatte. Was sollte er nun thun? Sein Gewissen befahl ihm, auf die Polizei'PrLfectur zu gehen, welche mit der Untersuchung deS Falles betraut war. Aber die Trägheit und die Unannehm lichkeiten, die voraussichtlich auS der Ab gäbe einer Zeugenschaft fließen mach ten, hielten ihn zurück. Er wiederholte sich, daß seine Aussage von wenig Wich tigkeit war, daß man sie auf der Präfec tur vielleicht belächeln würde und daß di Justiz schließlich selbst auf den richtigen Weg gelangen mußte. Wenn aber di Untersuchung dennoch fehlgriff und der Verhaftete sich als un schuldig ermieS? Bah, die VerdachtSgr2r.de gegen ihn waren sehr rnst. Und di Irrthümer der Justiz vollzogen sich meistens nur im Theater. So beruhigte sich Baron Louis und nahm sich vor, die Wendung zu beobach ten, welche die Sache am nächsten Tage nehmen würde. Es war ja eben auch die Dinerstund; in der PrSfectur wäre kein SicherheitSchef mehr anzutreffen ge wefen. Er erhob sich also, um sein Zeche zu bezahlen und ging dann langsam, mit hocherhobenem Haupte, über den Boule vard des Capucines, seinem Cercle zu. Am nächsten Tage, nach einer unruhig verbrachten Nacht, in der eS dem Baron endlich klar geworden was feine Pflicht war, begab er sich gegen drei Uhr in die Polizei-PrSfectur. Da er einen in Paris wohlbekannten Namen trug, war seine Karle von bester Wirkung und er hatt kaum zu warten. Er wurde beim Chef des Sicherheitsdienstes ingeführt. Er ntfchuldigte sich vor Allem, daß die Zeugenfchaft, di er abgeben wolle, wahr, scheinlich ohne jedes Interesse fei, er zählte dann mit wenigen Worten, was er in der bewußten Nacht gesehen, die leere Barke und das Individuum, das st hart näckig verfolgte. Al er geendet, wiederholte er lächelnd seine Entschuldigungen, aber der Polizei chef unterbrach ihn: .Ihre Aussage ist im Gegentheil von der größten Wichtigkeit. Die Beschrei bung JhreS Individuums stimmt nämlich genau mit jener überein, welche Tho masstn von dem Manne gegeben, den er gesehen haben wollte. Möchten Sie sie nicht wiederholen? .Bitte sehr. Mittelgröße, magere Gesicht, tiefschwarzer, getheilter Bart; ein hoher Hut mit flachem Rande, ein Ulster....' .Mit großen Carreaur. ES stimmt. Nur über den Hut gehen die Aussagen auseinander. Thomasstn sah einen wei chen Hut. Aber der Mörder, wenn er eS ist. kann den Hut bei der Rückkehr nach Pari gemcchfeit haben. Und nun können Sie uns irgend einen Anhalt puokt geben, wie wir auf dir Spur diese Individuums kommen könnten?' Ich l"h, wie er ine Augenblick inne hielt, um einem Weinschänker die Hand zu drücken.' .Die Adresse I' .Die erste Bude am Quai, linke Ufer, wo man vom Pont Roval zum Poot de I Concorde geht.' .Sehr gut. Der Mann ist dort offen bar Stammgast. Und nun einen Augen blick, ich steh dann wieder zu Diensten. Bitte nur Platz zu nehmen, Herr Baron. Der Polizeichef ging zum Telexhon, rief di Polizeiflube nächst der Roval Brücke an und gab di Ordre, den Mann, dessen Signalement er mit:heilke, in der Weinschönke zu holen. E ist seltsam,' sagte er dann, indem er sich dem Baron gegen'bersetzte, .wie un oft der Zufall bei der Auffindung eines Verbrecher viel besser hilft, als aller Scharfsinn. Man hat oft alle Ver muthungea erschöpft, alle Bekanntschaf, ten deS Opfers verfolgt, und wenn man di Sache als unergründlich fallen lassen will, kommt uS oft irgend eine unvor hergesehene Enthüllung, welche alle Dunkel mit einem Schlage erhellt. Die Enthüllung aber stießt häufig au einem Detail, da scheinbar ohne jede Bedeutung war.' .Sie glauben also, daß der Mör der' .Der Mann ist, den Sie in der Nacht gesehen haben. Wenn ich es wagte, so möchte ich sagen, ich bin dessen sicher.' .Aber Sie haben doch schließlich keinen Beweis eine Aehnlichkeit mit der Per sonbeschreibung, die nicht in allen Punk ten übereinstimmt, ist der einzige An haltspunkt ' .Nun, und die Anwesenheit jene In d!,duums auf den Brücken um zwei Uhr Morgens? Die Hartnäckigkeit eines Hal lucinirten, di Barke zu verfolgen, die er vielleicht schon lange erwartet halte? Mit geringen Ausnahmen steckt in jedem Verbrecher ein Stück Tollheit. Er steht unter dem Banne seiner That, des Schauplatzes oder eines Gegenstandes, der damit zusammenhängt.... Ah, die Antwort!' Das Telephon hatte daZ elektrische Zeichen gegeben. Der Polizcichef nahm die Mitthei lung entgegen und kam auf seinen Platz zurück. .BlleS in Ordnung,' sagte er. .Da Individuum ist gefaßt. Man fand eS in der SchSnke. In fünf Minuten wird der Mensch hier sein. Wir werden dann Alle wissen.' Bald traten auch die Agenten mit dem Manne in, den sie in einem Fiaker her beigeführt hatten. Er war bleich; feine Züge waren verzerrt. Der Polizeichef ließ ihn Platz neh men, sucht einig Sekunden den Blick, der sich ihm entziehen wollte, und fragte plötzlich: .Seit wann kennen Sie die Frau Sauvetre?' .Ich?.... Aber....' Er zögerte, fürchtend, sich bloßju stellen, wenn er eine Bekanntschaft leugnete, die ihm nachgewiesen werden konnte. .Antworten Sie.' .Aber ich kenne sie sehr wenig Ich habe sie einmal gesehen, im vergangenen Jahre, als ich über die Marne fuhr.' .Gut. Das genügt. Und nun, was suchten Sie auf dem Pont Royal, am Montag der vergangenen Woche, um zwei Uhr Morgen?' .Um zwei Uhr Morgen auf dem Pont Roval?....' .Ja. Der Herr hat Sie gesehen.' Der Mann verlor den Kopf, als er den Fragesteller so gut unterrichtet sah. Er fiel auch sofort in die Fall, die ihm gestellt wurde mit der weiteren Frage: .Und was suchten Sie denselben Tag um acht Uhr vor dem Hause der Frau Sauoetre, am Ufer der Marne?' .Ich.... Ich wollte nach Joinville, um mit dem Zuge heimzukehren.' .Das genügt. Das Uebrige missen wir. Aus welchem Grunde haben Sie diese Unglückliche ermord?' .Ich hab sie ermordet, ich!' .Versuchen Sie nicht zu leugnen. Wir wissen Alles.' Nach einigem weiteren Zögern und Schwanken gestand der Verbrecher, die Beute der Verzweiflung, Alles. Er gab an, wie er den Gedanken zur That ge faßt. Di Agentie. die er betrieben, warf schließlich kein Erträgniß mehr a's. Er blieb ohne Mittel und erinnerte sich der Frau Sauoetre, welche, wie er wußte, Ersparnisse besaß. Er beging daö Verbrechen in größter Heimlichkeit und hielt sich sicher vor jeder Verfolgung. Er war mit dem ersten Zuge nach Pa ris zurückgekehrt, gerieth aber nach und nach unter den Bann feines Verbrechens. Er ging von Cafe zu Cafe, entsetzliche Furcht ergriff ihn, alS alle Locale ge fperrt wurden und er allein blieb. Da kam ihm der Gedanke an da Boot, das er in den Fluß zurückgestoßen hatte. Er rwartete das Erscheinen der Barke 40 ode? S0 Minuten auf dem Pont Neuf, wie gelähmt durch diese Er Wartung in der stummen Nacht. AlS er seinen Bericht beendet hatte, wurde er von einer Nerven!: isiS ergriffen. Die Agenten mußten ihre ganze Krast aufbieten, um eS zu verhindern, daß r sich nicht zum Fenster hinausstürze. Der Polizeichef dankte warm dem Ba ron, welcher der Justiz einen Schuldigen überliefert hatte. .Ja, aber ich schätze mich besonder glücklich,' sagte der Baron, .daß ich die sen armen Teufel von Thomasstn Euren Händen entrissen habe.' Mitleid. .....Ja, gnädige Fräulein, eine Nacht am Nordpol dauert ein halbes Jahr!' ,O Gott, die armen Nachtwächter!' ülfe in der Noth. üli:5 dem Leben einer großen Künstlerin. Lon Allste ?urchidl. Die Malibran, die göttlich Sängerin, die nicht allein eine echte Künstlerin, fon der auch ein rechter Mensch war, riß seit einiger Zeit die Besucher de San Carlo Theater in Neapel zu stürmischen Bei fallsdeztugungen hin. An einem Abend, als sie mit ihrem Part fertig war, begab sie sich früher, als e ihr Gewohnheit war, au dem Theater fort, um zu Haufe der Ruhe zu pflegen. Sie war jedoch kaum in Stunde vom Theater fort, al plötzlich ihre Thür aufgerissen wurde und in ihrer Kolleginnen stürmisch in' Zimmer trat. .Mein Gott, wie sehen Sie au? Was ist pajfirk?' fragte die erschrockene Malibran. .Schreckliche, Entsetzliche! ' '.Aber so sagen Sie mir doch, was ei ist. Sie spannen mich aus die Folter!' .Denken Sie sich, was im Theater, nachdem Sie eben fort waren, geschehen ist! In dem große Ballet, welches am Schlug des drillen AkleS der heutigen Oper aufgeführt wurde, strengte sich unser Solotänzer derartig über seine Kräfte an, daß r, kaum mit seinem Part fertig, hinter der Koulisse, von einem Schlaganfall getroffen, todt zusammen brach.' .Um GotteSvillen, da ist entsetzlich I Hinterläßt er Familie?' .Ja, eine Frau und mehrere Kinder.' .Die arme grau, die armen Kindirl' .Ja, die arme grau, die armen Kiuder sind durch diesen furchtbaren Schlag in eine schlimme Lage versetzt.' .Jedenfalls muß etwas geschehen, um die Roth von den Hinterbliebenen abzu wenden.' Nach zwei Tagen war die Beerdigung des in seinem Beruf Dahingeschiedenen. E war ein großes Gefolge, welche dem Todten di letzte Ehre erwies. Fast sämmtliche Mitglieder deS San Carlo Theaters folgten dem Sarg, denn die Malibran halle für diesen Akt der Pietät für den verstorbenen Kollegen gesorgt. Die Theilnehmenden hatten sich auS dem Trauerhause entfernt und Stille, unheimliche Stille war eingetreten. In einer Ecke des einfachen Zimmers faß die junge Wittwe und gab sich einem tiefen, thrünenlosen Schmerze hin. Stieren Auges saß sie so, und merkte, ganz in ihren Schmerz versunken, gar nicht, daß die Thür sich geöffnet hatte und in Dame in das Zimmer getreten war. Leicht legte diese ihre Hand auf die Schuller der Dasitzenden, die wi geisteS abwesend jetzt das Gesicht hob und den Besuch apathisch ansah. .Meine liebe, gute Frau,' begann die Malibran, denn keine Andere war es, .Sie dürfe stch nicht so sehr Ihrem Schmerze hingeben. Bedenken Sie, daß Sie sich erhalte müssen; denn Sie haben Kinder, Kinder, für die Sie sorgen müssen.' Ein Zucken ging bei diesen Worten über das Gesicht der Angeredeten, und dann, urplötzlich, schlug sie die Hände vor da Gesicht und Thränen, die ersten Thränen rannen darüber hin. ES war ein wilder, verzweiflungs voller Schmerz, dem sich jetzt die junge Wittwe hingab. Ihre Kinder, ihre armen, vaterlosen Kinder I Was sollte auS ihnen werden? Sie waren des Er nlhrerS beraubt, denn sie selbst war un fähig, einem Erwerb nachzugehen. Sie kannte nicht, hatte nichts gelernt; zudem war sie zu schwach, eine grobe Arbeit zu verrichten, etwa als Magd sich zu ver dingen. Sie fühlte nur zu gut, daß man sie nach den ersten Stunden ihrer Thätigkeit bei fremden Leuten wieder fortschicken würde. Wi sollt fi ihr Kinder, die beiden Mädchen, die ihr Gatte so abgöttisch geliebt hatte, durch bringen? Ein furchtbares Gespenst stieg vor ihrem inneren Auge auf; dies Ge sperrst hieß: Betteln Das junge Zöeib schüttelte sich in na menlosem Weh; dann schrie sie plötzlich auf: .Betteln müssen wir, sie und ich Meine Kinder, meine armen, armen Ktn der!' Die Malibran stand erschüttert vor diesem tiefen Weh. Dann trat sie auf das Weib zu. .Sie sollen nicht betteln, weder Sie, noch ihre lieben Kinder. Sie erden in den Stand gesetzt werden, für stch und die Kleinen auf gute Art zu sorgen. Sie werden das Geld zur Eröffnung irgend eines Geschäftes, welches ihnen behagt, erhalten; ich sorge dafür.' Am selben Tage noch sprach sie mit ihrem Direktor, den sie zu veranlassen wußte, eine Ertraoorstellung zu geben, deren Ertrag für die Hinterbliebenen des unglücklichen Tänzers bestimmt wurde. Daß fie selbst in hervorragender Wcise hierbei thätig sein wollte, war selbstver ständlich. Schon wollte sie sich entfernen, als der Director sie bat, noch etwas zu bleiben. Dann begann er folgendermaßen: .Ich bin Ihrem Wunsche betreffs der Vorstellung selbstverständlich mit großem Interesse nachgekommen. Aber uun ge stalten Sie mir eine Frage: Wie soll das Geld, welche wir einnehmen, für die Familie angewendet werden?' .Ich denke, daß wir der Frau irgend einen kleinen Laden einrichten werden.' Ueber da gutmüthige Gesicht de Director zuckte ein spöttische Lächeln. .Da geht nicht, meine Liebe. Ich bin sicher, laß, wenn man diese Frau, die als junge Mädchen nicht Anderes kannte, als sich zu schmücken, und al oerheirathete Frau nur für ihren Hau halt zu sorgen hatte, plötzlich eine größere Summe in die Hände giebt, durchaus keinen Dienst erweist. Glauben Sie mir, daß sie in kurzer Zeit von betrüge- rischen Lie?er2ten so ausgebeutet sein wird, daß ihr nicht mehr bleibt. Nein, da müssen wir ander sorgen ; und da, fürchte ich, wird ua nicht in einem glücklichen Resultat bringen. Wir wer den nämlich mit dem Ertrage der Ertra Vorstellung unter keinen Umständen eine solche Summe zusammenbringen, daß die Familie vor, den Zinsen de Kapital ristiren kann, und da wäre da Ein zigste, welche auf die Dauer Hilfe brin gen könnte.' .Aber wa sollen wir denn machen, um helfen zu können?' fragt di Malibran ganz rfchrocken. .Ich weiß nicht.' .Sollte eine Kollekte nicht zum Ziele führen?' .Die Kollegen können die forderliche Summe nicht zusammenbringen.' .Aber Neapel ist groß.' .Sie meinen, da Publikum wird sich für die Sache interefflren? Wer sollte e übernehmen, das zu arrangiren?' .Ich selbst?' .Dann allerdings dürfte e von Er folg geklönt fein.'' Am anderen Tage ging die Sängerin an Werk. Aber Sie hall sich die Sache doch leichter gedacht, als sie war. Sie hatte geglaubt, daß man ihr, der man so häusig zugejubelt halte, auch sofort mit vollen Händen geben werde, wenn sie bat. Leider war dies nicht der Fall. Man versprach, die Wohllhätigkeitövorstellung zu besuchen, und einige Wenige nur zeichneten einen verhältnismäßig kleinen Betrag. Entmulhigt von diesem Erfolge, klagte die Malibran einem Kollegen ihr Miß geschiek. Doch dieser mußte Rath. .Sie müssen vor allen Dingen eine Persönlichkeit auf Ihrer Lifte Hasen, die einen vollwichtigen Namen ha!.' .Und wohin soll ich zuerst gehen?' .Zur Königin.' .Zur Königin?' .Ja. Und von der Königin zum KZ nig.' .Und Sie meinen, daß ich E:solg haben werd:?' .Unbedingt!' .Gut. ich geh.' Am anderen Morgen that die Mali bran Schritte, um vor die Königin zu kommen. Sie hatte Glück. Schon zum anderen Tage wurde ihr eine Audienz ausgewirkt. Ihr Herz schlug doch höher, als fie vor der hohen Frau stand. Aber mit der ihr eigenen Energie wußte fie stch zu beruhi gen, und in bewegten Worten trug sie ihr Anliegen vor. DerErfolgwsr, daß sie fünfhundert Francs von der Königin und ebenso viel von dem Prinzen von Talents hielt. Kühn gemacht durch diesen Erfolg, wußte sie sich am anderen Tage eine Audienz beim Könige zu verschaffen. .Sire,' begann sie, .ich flehe um ihre Gnade für die Familie meines Unglück lichenKollegen Durante.' .Ich sehe, Signora, Sie besitzen eine ebenso schöne Seele, als herrliche Stiirme.' .Sire, ich bin eine Hilfesuchende Die Königin und der Prinz von Salerno haben mir fünfhundert Francs zum Ge, schenk gemacht; ich hoffe, Ew. Majestät werden gimiß nicht weniger großmüthig sein, als Ihre erhabenen Verwandten.' .Wie viel denken Sie, daß ich Ihnen geben werde?' fragte der König lächelnd. .Tausend Francs.' .Hier sind sie.' Der Kollege der Malibran hatte mit seiner Behaupturg, daß ein vollwichtiger Name unter denen der Spendenden sein müsse, Recht gehabt. Von allen Seiten drängte man sich heran, einen Beitrag zu zeichnen, und für die Wittwe mit ihren Kindern war gesorgt. Die Malibran war glücklich über ihren Erfolg, und nie fang fie schöner, als an dcm Abend, an welchem die Wohlthätig, keitsvorstellurig stattfand. Sie dankte mit ihrem herrlichen Gesänge für die Wohlthat, die man einer Fremden wie sen hatte. Tr3w,ck heiligt dt Mittel. In den Nachrufen, welche dem Mar schall MacMahon gewidmet sind, wird hnvorgehoben, daß Frankreich seiner Tüchtigkeit die endliche Erstürmung des Malakoff zu danken habe, nachdem an dem entscheidenden Tage zwei Angrisse zurückgeschlagen worden seien. DaS ist richtig und nicht richtig, wie man es neh men will vielleicht war eS mehr der Muth, welche MacMahon dem Kaiser Napoleon gegenüber als gegenüber den russischen Kanonen zeigte, der an jenem Tage den AuSfchlag gab. Zweimal war der Sturm auf den Malakoff, dessen Be feftigung ftar? gelitten hatte, durch das Feuer der russischen Kanonen abgeschla, gen worden; die französischen Generäle waren der Anficht, daß die Vertheidiger einem dritten Angriff nicht mehr Wider stand leisten könnten, aber die Schwierig keit war, die durch das russische Feuer stark gelichteten Regimenter zu einem neuen Sturrn zu veranlassen. Die Sol baten waren erschöpft und durch den zweimaligen Nichterfolg entmuthigt, und die Offiziere meinten, sie würde schwer lich einen nuen Angriff mit dem r.ö!hi gen Elan in Szene seyen. Da sagte in junger Ossizier in der Umgebung WacMahous, das einzige Mittel, die Truppen zu einem dritten Sturm zu bewegen, bestände darin, daß die Marseillaise gespielt würde. All Ge neräle sahen sich bestürzt an und keiner wollte das unter Napoleon III. ver oehmte Wort gehört haben; MacMahon aber sagte nach kurzem Besinnen: .Dann soll die Mufik in drei Teufels Namen die Marseillaise spielen!' Das geschah, und unter den Klängen deS .Allem enfante de la patrie" wurde der Ma lakoff gestürmt. Als die Truppen nach Paris zurückkehrten, soll Napolkgn zu MacMahon gesagt haben: .Wenn Pari eine Messe werth war, so wird wohl der Malakoff auch die Marseillaise werth ge aesen sein.' Wie da Schicksal doch so wunderbar sich oft gestaltet! Der Russenbeflezer wurde zu der Ze.t begraben, al die Franzosen di Russen wahnsinnig in Pa ris vergöilerten! Heitere au der ZQult. Ein Wiener Gumvaflallehrer, Prof. Dr. Umlanft. bat durch zahlreiche Um frag! bei feinen Kollegen ein schön An zahl komischer Aussprüch aus Schüler mund gesammelt und in einem Büchlein ,Au der Schule' veröffentlicht. Wir entnehmen demselben folgend Proben: In ine Aussatz über den .Nutzen großer Flüsse' schreibt ein Schüler : .Endlich haben große Flüsse noch de Nutzen, daß man einem ertrinkend Menschen in einem Schiffchen zu Hilf eilen kann, wa in einem Böchlein nicht möglich ist.' Ein anderer schrieb bei einer Rcpetition der deutschen Geschichte: .Franz war der letzte deutsche Kais, weil im Römer zu Frer.ksurt für kei Kaiserbild mehr Platz war.' Ueber .Winterfrcudcn' wußte ein Quartaner unter anderem zu berichten: .Nur der Greis sitz! hinter dem Ofen, raucht seine Pfeife und schaut öfter um die Ecke, ob der Tod noch nicht kommt. S hat jeder Mensch sein eigenes Vergnügen.' Auf die Frage eines Lehrer, warum da Quecksilber in die Höhe steige, wenn man das Thermometer in heißes Wasser stelle, gab ein Schüler deS Wiener PSda goaiums die s'hr einfache Erklärung: ,'Äeil es ihm unten zn heiß wird. UeberMsar schrieb ein Gymnaflafl: ,CS sar war ein stattlicher Mann vom Kopf bis zur Zehe, welchen Eindruck wir schon auS der trefflichen Büste im Schulsaal gewinnen.' Ei Paris-Urthttl. Zwei Damen auS der Londoner Ge fellschaft stritten darüber, welche di schönstgebaute Hand habe. Da sie sich nicht einigen konnten, gingen sie Thackeray um fein ilrth.il an. Der Dichter erfaßte beide ihm entgegengestreckte Händchen und sagte: .Wer von Ihnen, Moladtes, di schönst Hand besitzt, kann ich nicht cnt, scheiden. Jedenfalls ist die schönste die am meisten giebt!' Ausrede. .Aber, Lina, Sie haben ja einen Sol baun in der Küche!' .Ach, gnädige Frau, die Kinder haben die Soldaten so gnn, und da hab' ich ihnen einen zum Spielen mitgebracht !" Abkühlung. . . . .So, Sie wollen eine Wcltumfeg, lung machen?' .In der That, mein gnädige Fröu leinl' .Dann, bitte, schreiben Sie mir recht flttßigl' .Ich fühl mich shr geschmei chtlt, Ihnen schreiben zu dürfen... aber ich glaube kaum, deß Sie besonl ren Werth darauf legen I' .Doch, doch . . , ich sammle ja Post marken!' Gemüthlich. Beamter (einem Hrn einen Paß au fertigend): .Ach, da schreibe ich jetzt irrthümlich .Haar schwarz', anstatt .blond'! Hm, was machen wir jetzt da!.. Halt, ich hab's: Sie müssen sich das Haar färben!' Lpeculatio. Erster Dienstmann: ....Was, D kaufst Dir ein Blumenbouquct?' Zweiter Dienflmann: .Ja, aber da brmg' ich hinauf zu der ältesten Geheim rathstocht. Wenn ich Der sage, ein junger Herr hat eö mir sür sie gegeben, da schenkt sie mir gleich fi, viel Trinkgeld, daß das Bouquet dreimal bezahlt ist!' Macht der Gewohnheit. Student (auf Ferien daheim): ...Die Thurmuhr ist ja fort I ' Bürgermeister: .Wir mußten si ripariren lassen!' Student: .Wie viel haben Sie dnn d'rauf gkkrikgt?' Aus Erfahrung. Mutter (während der Soiree, zu ihrer Tochter): .Ich habe eben den Gästen angekündigt, daß du nachher etwas flngm wirst, Else!' Tochter: .Aber, Mama, das hattest Du nicht vorher thun sollen ... Paß' auf, da ist, bis ich finge, sicher wicdcr der Kloierschlüssel verschwunden!' Einfachster Ausweg. . . .Diese Keckheit ! Hat mir der Amt mann heut auf dem Markte wieder den schönsten Fasan abgejagt I Dieß ist r,u schon das dritte Mal, daß ich durch ihn um einen besonderen Leckerbissen geksm men bin!' .Sie sind aber doch sein Hau? arztl' .Allerdings!.. Aber was thut das?' .Nun, warum verbieten Sie ihm denn nicht einfach das Wilvpret?!' Ein Praktiker. Richter: .Sie sind verurtheilt zu einem Tage Hast. Geben Sie ftch damit zu frieden oder wollen Sie Berufung etv legen?' Angeklagter: .Was, Berufung um einen Tag? Da müßte ich ja länger draußen aus'm Corndor stehen ! verschnappt. .Köchin, ist noch ein Stück Braten vom Abendessen da?" .Nein, gnädige Frau I' .Wa ist denn noch in der Küche?' .Nur noch mein Schatz!'