Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 07, 1893, Image 7

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    NEBRASKA STAATS - ANZEIGER, Lincoln, Neb.
Drei JUasficn in dchmarz.
Raunn ton tu fltfltT.
.".
(Fortsetzung.)
.celupersunMici)!' Aber ich i)te
ihn beim eintritt in die Vogr, als ich
nur die taiue allein fand, seitwärts
den mir!) auf ci lS,citlId)cii an fcer
Wand, IcAuit ihn sicher ieniand lt
rilljren solle. Und dies ist auch die llr
sachr. naia::t ich il,n später vergaß.'
Und nie mit tiefem iidicr, dessen
?o!cli-c.ij.l!st I'.,ne:i allein bekannt
war, taun die (nafm jot'iiifci'f er
stochen un-i-deu konnte, darüber lialen
Sie feine i;CiinutIjunj V"
Sieine."
wieder sah sie der UitlersnchunqZ'
richter lan -e prnsend an. als vb er ii;r
Inneres dnrchdiingen wolle, und wieder
war ein leises iopjjchiitteln das gan;e
Resultat seiner ttclerleinnci. amt
snl,r er in seinem geschastO!iiaf,igeii
nquirciiternoiie jort: ii'oljiii begaben
Sie sich, als Sie die 'vge der (Gräfin
wieder Verliesen?"
,In da JVotjtr, versetzte Ellen ach
knr;em Besinnen.
Viel"), iirn verinntlilich sich dort an der
Hand zu verwunden?" frug Tauiniller
in sarkastischem Tone, welcher dem jutt
gen Mädchen eine bmtflc iJiOtfje iit'Ö 05c
stcht trieb.
Es ist Alles wahr, was ich Ihner.
faK," stieß, empfindlich durch seinen
Zweifel verlebt, Ellen mit Entrüstung
hervor. .Ich eing nicht, ,nm mich zu
venvundeu' sondern ich wollte mich im
Foyer durch den Augenschein über
zeuget:, ob ich n i.llich sämmtliche Äriefe
n)ieccaT!)d!c:i Kitte."
Tai war der ivall?"
vui," eitv.iör.tc Ellen mit gepreßter
Stimme. ,,-lki der Durchsicht der
Briese fiel mir ancr unter den Tisch
ich bückte ittith, üt ihn aufzuheben und
dabei ereignete sich das Mißgeschick, daß
ich meine linse V'ano an den unter dem
Tische liegenden Scherbett verletzte.
,Daö ist allerdings sehr bedauerlich,"
schaltete ?a,uiller ein. Und wie
lange blieben cic dann im Foyer?"
, pätesteni! um elf Uhr brach ich auf."
Sie begaben sich aber doch noch nicht
nach Hause, denn cS ist nachgewiesen,
daß Sie erst gegen cinvierlel zwei Uhr
in hrer elrnusttitg wieder eintrafen."
Aeitt, ich begab mich erst zur MaS
kenverleiherin." Auch das dürfte nicht feine Nichtig
seit haben," wnif Dattmiller ein. In
Ihrer Gegenivart hat Frau wiesle au3
gesagt, daß Sie erst um dreiviertel ein
Uhr den Domino abgeliefert haben."
Es ist mir sehr peinlich, darüber
sprechen zu müssen versetzte nach einem
längeren Schweigen Ellen, von Weitem
lebhaft erröt hend. .Aber wenn es fein
muß Ich wollte, als ich das Äall
lokal verlassen hatte, einen Wagen nci
men. aber es war keiner zu bekommen.
Die laugen Reihen der dastehenden 0c
fährte waren sämmtlich bestellt, und
mehrere Rutscher, die ich ansprach, wie'
cn mich zurück. Nun, mein Herz war
o freudig bewegt ich wußte jenen ent
etlichen Druck von mir genommen, der
mich die letzten Tage über gequält hatte,
und da dachte ich, daß mir ein Gang
durch die frische i'ttft nicht schaden
konne Den Domino trug ich nebst
der antnietlarvc unter meinem Pelz
mantel. Eiligen Schrittes ging ich
durch die nächtlichen Straßen, um mich
zur Makenverleiheri zu begeben.
Aber der schmerz in meiner Hand ver
stärkte siel), ich ging langsamer, weil ich
mich bemühte, den Perband fester an
zulegen. Plötzlich hörte ich, daß man
mir etwas zurief. Ich verdoppelte
meine Schritte, aber da waren auch
schon zwei, drei junge Männer an mei
ner Seile. Sie schienen aus einem
Wirthshanse zn kommen und lachten
roh und ausgelassen. Mein Gott, da
fiel mir erst die Unvorsichtigkeit ein. die
ich begangen hatte, mich schutzlos Nachts
auf die Straße zu begeben. Ein Ge
fühl des Unrechts überkam mich, das ich
an dem Manne begangen, der mir da?
malö noch nahe stand, und ich floh, so
rasch meine Füße mich tragen wollten.
In meiner Angst hatte ich den rich
tilgen Weg verfehlt ich glaubte noch
immer die höhnenden. lachenden Stim
men der jungen Vcutc jtt vernehmen.
Endlich aber, als ich ganz erschöpft und
unfähig, noch einen Schritt weiter zn
thun, inne hielt, da sah ich mich ganz
allein. Nur mit Mühe fand ich mich
zurecht. Ich befand mich in einem ganz
anderen Sladttheil. den ich meines
Wissens kaum jemals betreten habe,
und da schlug es von den Kirchthurm
uhrcn efuch schon zwölf Uhr. Nirgends
war ein Wagen zu erspähen, so sehr ich
auch Umschau hielt. Zaghast schritt
ich bis zur nächsten Straßenecke, um
mich wenigstens zu vrientirett, wo ich
eigentlich war. Wohl begegneten mir
mehrere dicht vermummte Männer,
aber ich wich ihnen angstvoll ans, immer
mich auf der Mitte des traßettdam
meS haltend, denn noch immer zitterte
mir der Schreck durch alle Glieder. An
der Straßenecke aber angelangt, sprach
mich ein ältlicher Herr an, der wohl
meine Verlegenheit und JUnsuitieititniin
Iimci'fr Im int timrtifiv irr nnnm lim
Mttnaymovott meiner an uns kragte
gütig und liebevoll, ob ich mich wohl
verirrt habe und wohin ich wolle ? Ich
schämte mich, eiuzngesteheu, waS mir
begegnet war. und so gab ich ihm die
Adresse der Makkenverleiherin an, und
der Herr begleitete mich bis an daA
HxuS derselben. Dort nun gab ich den
Domino ab, iino als ich wieder ans die
Straße gelangle, fuhr gerade ein leerer
Wagen vorüber, der mich ach Hause
brachte. Das ist die Wahrheit die
volle Wahrheit, so wahr mir Gott
helfe."
Mit unbeweglichem GesichtSauSdrucke
schaute sie der Untersuchungsrichter an.
Wir werden natürlich sofort einen
Aufruf erlassen, um den Herrn, der
Ihnen so freundlich Ritterdienste er
wiesen hat, ausfindig zu machen. Ich
fürchte nur, daß wir ihn nicht ermitteln
werden," bemerkte er.
Elle erschrak. Wie. Sie glauben
mir nicht ?" rief sie in bebendem Tone.
.Nein," versetzte Daumiller trocken.
Dann, als er den angstvollen Blick des
jungen Mädchens aus sich gerichtet sah,
begann er plötzlich in gutigem Tone :
Wollen Sie nicht lieber der vollen
Wahrheit. die Ehre geben, Fräulein Nib-
von? Ich wieoerlivr noq einmal, iq
oin fest davon überzeugt, daß ti Ihnen
gelingen wird, die ganze Angelegenheit
m milderem Vidtc darzustellen. Neh
men wir an. daß sie Aug' in Äuge jener
Äbschkultcheu gegenüberstanden, von ihr
ins auf AlMut gereizt worden sind,
ie konnte die anSbedungene Erpres'
sungssuutme utcht zahlen. Sie hatten
nur knapp die Halste derselben aufzu
! reibe vermocht. Die Abenteurerin
:l;cr bestand unerbittlich auf ihrem
schein. Ein Wort gab das andere.
!. ieueicht e'ar die Gräfin irbarmungS
rs schon im Äctisie, die dünnen Sei
denxapier?. an welchem die Freiheit und
die Ehre IlireS Schwager?, der Schwe
ster und Ihr eigenes VebenSgliick hin
gen, zn zerreißen. Da hielt eS Sie
nicht länger die bis dahin mühsam
ausrecht erhaltene Selbstbeherrschung
verließ Sie, und Sie, einem dunklen,
übermächtigen Dränge gehorchend, nicht
wissend, was 2it thaten, machten von
Ihrem Dolchfächer einen vcrhängnin
tollen Gebrauch."
Er hielt inne. Er war bis an die
Grenze des ihm Möglichen gegangen,
und fein innerliches Herzklopfen sagte
ihm schon, daß er eigentlich durch diese
goldene Ärücke, die er der seiner Mei
nung nach Schuldigen zu bauen ge.
dachte, seine richterliche Pflicht bereits
verletzt halte.
Unbeweglich hatte Ellen ihm zuge
hört. Jetzt wandte sie blaß bis in die
Kippen den Blick nach ihm uttd sagte :
Wenn Sie Allem nicht glauben, was
ich Ihnen vorhin sagte, was, um Got
teS willen, soll ich jetzt noch sagen, um
Sie zn überzeugen? I"
Die Wahrheit, Fräulein Nibbon."
kutgegnete der Untersuchungsrichter
ernst und würdevoll. Gott ist mein
Zcngc, wenn ic meine eigene Toch
ter wären, wüßte ich Ihnen, als Bater
und als Untersuchungsrichter zugleich,
keinen besseren und liebevolleren Rath
schlag zu geben, ls den, unbekümmert
und unerschrocken die lautere volle
Wahrheit zu sagen l"
Aber, mein Gott, ich habe sie Ihnen
ja gesagt martern Sie mich ich weiß
nicht mehr," stammelte Ellen verzweif
lungSvoll mit neu hervorbrechenden
Thränen.
Doch, Sie wissen- mehr. Fräulcit:
Nidboul" versetzte Daumiller nach
drücklich. Sie haben vorhin der ilci
nehmnttg des Logenschließers beige
wohnt Sie haben angehört, wie er be
eidigt hat, daß nach seiner Ueberzeugung
Sie um zehn Uhr und um zwölf Uhr
NachtS die Vogc der Gräfin betreten
haben. Ich habe Ihnen das Protokoll
über die durch mich bewirkte Bcnici
mutig Sternsdorfs vorgelesen. Er hat
bekundet, daß in jener Nacht zn vorge
rückler Stunde seine Hansglocke in h'ef
tige Bewegung gesetzt worden ist. Die
Bermnthung spricht dafür, daß Sie,
abgewiesen von der Gräfin, nochmals
zu Stertisdorf geeilt find, um einen letz
tett Appell an dessen Herz zu wagen.
Als Ihnen nicht geöffnet wurde, siud
Sie unverrichteter Dinge nach dem
Balllokale zurückgekehrt und dort in
die l'ogc der Gräfin wieder eittgetre
ten."
Mein Gott, mein Gott, was für
Beschuldigungen häufen Sie da an!"
rief Ellen an allen Gliedern zitternd.
Wollen Sie mich denn durchaus zu
einer Berbrecherin stempeln ? Ich habe
Ihnen ja bereits die volle Wahrheit
eingestanden."
Nein, da haben Sie nicht gethan!"
widersprach Danniiller in energischem
Tone. Ich habe bereits Erkun
diguugen einziehen lassen, ob Jemand
während des Balles mit angesehen, wie
eine junge Dante sich an der Hand ver
wnudet hat. aber Niemand ist etwas
bekannt. Ist es im Foyer geschehen,
so mußte wenigstens einer der zahlreichen
dort beschäftigt gewesenen Kellner etwas
beobachtet haben. Also diese Attöredc
kann Ihnen nichts nützen, sie ist nur
dazu angethan, die Sympathie ihrer
Richter für Sie vollends zu uutergra
den."
Er hatte diese Worte in ernstem, un
freundlich klingendem Tone gesagt. -
Ich habe keinen der Kellner um Bei
stand jitr die geringfügige Verletzung
angerufen," sagte Ellen, nun auch ihrer
seils erbittert. Die Glasscherben wer
den am audern Morgen beim Auskehren
achtlos weggeworfen worden fein. Dar
aus einen Beweis für die Unwahrheit
meiner Aussage zu machen, ist doch haar
sträubend I"
Ich sehe keinen Grund, warum Sie
dann die Wahrheit nicht sofort attögc
sagt haben," hielt ihr Dattmiller vor.
Ich werde, um eS nochmals zn wieder
holen, nichts unversucht lassen, Ihren
freundlichen Beschützer zn entdecken ich
werde von AnttSwegen einen Aufruf in
den Zeitungen an denselben erlassen;
wettn er überhaupt efistirt, wird er sich
melden. Ich glaube aber nicht, daß er
sich einfindet, denn zu jener Stunde
haben Sie nicht aus der Straße, sondern
in der Voeje 17 bei der Gräfin jlorsakofs
geweilt !"
Ellen fuhr heftig aus : Nein, das ist
nicht wahr!"
Das ist wahr !" widersprach Dau
miller, der nun vollends alle Geduld
verlor, in rauhem Tone, während sie
in Thränen aufbrach.
TaS Verhör wurde hier plötzlich un
tkrdrochcn. Ein Gerichtödiener trat
in das Zimmer ein und brachte dem
Untersuchungsrichter eine Depesche.
Daumiller öffnete sie und warf einen
Blick auf den Inhalt. Sie 'war aus
ttaschau datirt und kam von deut dor
tigk Grenzpolizeiamt:-
Soeben angeblicher Baron Zernikow
angehalten, da übereinstimmendes Sig
nalement mit steckbrieflich verfolgtem
Edward For. Bei demselben sind un
ter Anderem einundzwanzig Tausend
guldennotcn, vierzehn Hundertgulden
scheine, sowie zwölf Fünfziggttlden
jcheitte vorgefunden, welche die gester
in Untersuchnugöfachcn Ribbon avisir
tett Nummern tragen. Erbitten mei
lere Verhaltungsmaßregeln oder Beam
teiiabsendung behufs RekognoSzirung,"
las Daumiller.
Als Rath Daumiller die Depesche
gelesen hatte, leuchtete es freudig in
feinen Augen auf. Ah, daS ist in
Wahrheit ein überaus glücklicher Zn
fall," versetzte er, sich von seinem Sitze
trhebend. Sie werden ohnehin nicht
inehr im Stande sein, ein längeres Ver
I;ör bestehen itj können," wendete er sich
an Ellen. Ich werde ic in qrt
Zelle zurücksuyren lasse. Weiucu 2u
ruhig mögen die ThrSnei Ihr Herz
erweichen, o'ott ist mein Zeuge, ich
habe e: gut und ehrlich mit Ihnen ge
meint." Er verbeugte fich kurz nd
sörmlich vor dem ausstehenden, heftig
zitternden jungen Mädchen, und wollte
schon die Siliert ziehen, um dem Ge
richtSdiener zu beschien, sie nach dem
UntetsnchungSgefängniß zurückznfuh
rcn.
Noch eine Frage. Fräulein Ribbon,"
wendete cr sich abermals an Ellen,
haben Zik gewiß und wahrhaftig der
Gräfin 5!orsakosf die Summe von fünf
undziranzigtausend Gulden und zwar
in eben denselben Werthen, wie Sie sie
von Steruodorf erhalten haben, über
geben ?"
.selbstverständlich!' antwortete El
len, mühsam ihre Thränen trocknend.
Aber es ist doch kein Geld bei der
Leiche gefunden, und auch in Ihrem
Besitz ist. wie ich hinzufügen muß, keine
einzige Banknote, deren Nummern ja
sämmtlich zu unserer Kenntniß gelangt
sind, entdeckt worden! Seien 2it
doch offen, Fräulein Ribbon, haben Sie
die Summe vielleicht nicht der Gräfin,
sondern Edward Fox ausbezahlt?"
Aber Ellen sah ihn so verwundert und
betroffen an, daß er die Verneinung
feiner Frage schon von ihren Mienen
ablas.
Also nicht," meinte cr in enttäusch
tcm Tone. Wie nun aber, wenn ich
Ihnen sage, daß die von Ihnen, Ihrer
Aussage ach, der Gräsin öiorsakoff
übermittelte Summe im Besitz des
Herrn Fox vorgefunden ist ?"
Da blitzte es in Ellen Augen auf.
Dann ist er und kein Anderer der
Mörder!" rief sie. Gott ist mein
Zeuge, ich habe die ganze Snmme der
Gräsin eingehändigt sie gab mir dafür
die Papiere zurück, und seit jenem
Augenblicke habe ich sie nicht wieder ge
sehen."
Der Untersuchungsrichter begnügte
sich damit, die Achseln zu zucken.
Während sein GcsichtSanSdruck große
Enttäuschung auswies, zog er die Min
gel und befahl dem eintretenden Diener,
das junge Mädchen nach der Zelle
zurückzuführen und auf feinem Rück
wegc den Kommissar Sauer zu bitten,
ungesäumt in seinem Amtszimmer vor
zusprechen.
12. Kapitel.
Noch an demselben Tage brach Kom
missar Sauer, begleitet von einem sei
er besten Kriminalbeamten, nach der
russischen Grenze auf. Er befand sich
während der langen Eisenbahnfahrt in
fieberhafter Eruegnng, seiner Ungednld
schien der Lauf des Kurierzuges viel zu
langsam, während dieser in Wahrheit
schnaubend und pustend mit rasender
Schnelligkeit dahinflog.
. In Kaschau angekommen, wandte sich
Satter sofort an die dortige Polizeibe
Horde. Wir haben Sie kaum so früh crwar
tct," sagte man ihm. Aber es ist uns
um so angenehmer, daß Sie bereits cr
schienen sind, denn dieser Baron v.
Zernikow, alias Edward Fox, ist ein
gar unbändiger Patron und hat uns
schon Arbeit in Hülle und Fülle gc
macht. Er behauptet, russischer Unter
thau zu sein und verlangt sowohl mit
der russischen Gesandtschaft, wie auch
mit der Regierung in Petersburg tele
graphisch in Verbindung gesetzt zu wer
den."
Was ie natürlich doch nicht zugc
geben haben?" fiel ihm Sauer in die
Rede.
Der Grenzkommissar lächelte. Wir
wollten uns erst über Ihre Ansicht in
dieser Angelegenheit unterrichten."
Sauer ließ sich nun ausführlich die
Art und Weise der Gefangennahme
mittheilen. Nach dem Bericht des
GreuzkommissarS hatte dieser am Vor
Mittage des letztvergangenen Tages sei
ner Pflicht gemäß den auödemIulande
kommenden Zug, denselben, mit wel
chem heute Kommissar auer auf der
Grenzstation eingetroffen war, rcvidirt.
Unter der nur mäßig großen Zahl der
Ansteigenden war ihm die schlanke und
trotz des dicht verhüllenden Paletots
doch zierliche Gestalt eines Herrn ans
gefallen, der. unter der Last zweier
Handkoffer keuchend, das Gesicht bis
zur Unkenntlichkeit hinter einem roth
seidenen Halstuche verborgen und, ob
wohl es nicht sonderlich kalt gewesen,
auch den Mantelkragen bis über den
Hutrand aufgeschlagen gehabt hatte.
Unwillkürlich durch dieses Gebühren
mißtrauisch gemacht, hatte der Koinmis
sar ihm den Weg vertreten und ihn in
höflicher Art und Weise ersucht, ihm
nach dem Bureau zu folgen, um sich
dort zn ligitimireu. Davon hatte in
dessen der Passagier zuerst nichts wissen
wollen. Er habe Eile und mache den
Beamten dafür verantwortlich, wenn cr
nicht zur festgesetzten Zeit ili Peters
burg eintreffe, hatte er hochtrced er
widert, cr sei der Baron v. Zernikow
und der russischen Gesandtschaft in
Wien atlachirt. Jedoch trotz dieser
herrischen Redensarten hatte der Grenz
kommissar sich nicht abhalten- lassen,
eine Pflicht zu thun. Höflich, aber
ehr- entschieden, hatte er den Passagier
veranlaßt, in das Bahnpolizeibureau
einzutreten. Don war ihm die ganze
Gestalt sowohl, wie das Gesicht des au
geblichen Baronö verdächtig vorgekom
nictt. Unauffällig hatte cr die Steck
briefe dcr letzten Zeit durchgesehen und
schou in der uäch,.cii Minute hatte für
ihn kein Zweifel mehr bestanden, daß er
den sigttalisirten Edward Fox vor sich
habe. Der angebliche Baron v. Zei
ttitow hatte indessrn einen Paß und Pa
picrc bei sich, die äus den angegebenen
Namen lauteten und deren Giltiqleil
nicht bezweifelt werden konnte. Eine
Anfrage des Grcnzkoiumissars, ob cr
nicht einen Doppelgänger Edward Fox
habe, hatte Zernikow nur mit einem
hochmüthigen Kopfschüttelu deantwor
tet und dabei geäußert, cr kenne eine
solche Persönlichkcit durchaus nicht und
wünsche anch nicht, mit derselben ver
wechselt i werden ; er sei der Baron
v. Zernikow. wie durch seine sich in
Ordunng befindenden LegütmaiionS
Papiere bewiesen werde.
Um ciiteS Haare Breite hätten wir
den Patron eütwischxn lassen müssen."
meinte der Kouuitiüfcr, denn es lag kci
stichhaltiger Griin siir eine fernere
Zurückhaltung uc eutf eine flüchtige
UebcrcimtilNMta. dcr PcriöuliÄlei
kannte ich Angesichts deS vifirtc.i Pas
seS nichts gelen da siel mei.i Vlick.
als der angebliche Baren die Leiiima
tionSpapikre wieder seiner Tasche ein
rerleibcn wollte, auf deren übrigen In
halt. Ich sah eine stattliche Anzahl
Banknoten und ersuchte, einer plrnichen
Eingebung folgend, bosltcq den Pseudo
baron, vb ich einen Blick in die Brief
tasche werfen dürfe. Seine heftig ver
einende Entgegnung machte mich von
Neuem stutzig, und der bereits ki!igc
schlummerte Verdacht wachte wieder
aus. Was mir nicht erlaubt wurde,
nahm ich alö ein Vorrecht meines
AtnlcS in Anspruch. Ich hatte mich
nicht getauscht, sondern trotz aller Bc
theuerungen und trotz des PaßauS
weiscS dennoch den steckbrieflich verfolg
ten Edward Fox vor mir. denn cr war
im Besitz von Banknoten, welche die
selben Nnmmern auswiesen, die uns
telegraphisch kurz vorher von Ihnen,
a!S in Verbindung mit der Korsakoss'
schen Mordasfaire stehend, übermittelt
worden waren. Unter diesen Umsiän
den hielt ich es natürlich für meine
Pflicht, den Passagier, feines Sträuben
ungeachtet, vorläufig in Haft zn lieh
nten und Sie von dem Vorgefallenen
sofort zu benachrichtigen."
Nun, so lassen Sie nttS ungesäumt
nach dem seltenen Vogel schauen,"
meinte Sauer lächelnd. Edward Fox
ist ein aller, guter Bekannter von mir."
Ein Hochstapler?" forschte sein
Dienstkollege.
Ja, mit diesem Namen wird mau
ihn wohl bezeichnen müssen," bestätigte
Sauer. Er ist anscheinend Ameri
kaner und ein internationaler Aben
teurer schlimmster Sorte. Bei uns hat
er nur vorübergehend eine kleine Gast
rolle gegeben. Er debütiere mit großem
Geschick als Falschspieler nnd Bank
haltcr vor ungefähr zwei Jahren. Wir
wurden nur durch einen Zufall ansmerk
sam aus ihn, denn cr machte ganz dcn
Eindruck cincS gut sitnirtcn Mannes.
Auch konnte ihm falsches Spiel wenig
ftens nicht derart nachgewiesen werden,
daß die Gerichte Grnttd zum Einschreiten
fanden. Edward Fox zog indessen vor,
den ihm zn heiß gewordenen Boden mit
einem anderen zu vertauschen, chon
auS Paris, wo cr später weilte, wurden
wir benachrichtigt, daß er in inniger Ge
meinschaft mit einer sattsam bekannten
Gräfin Korsakoff lebte; dasselbe Ver
hältniß setzte sich in Berlin fort, und
auch bei uns sind die Herrschaften zu
sammcn eingetroffen. Sie können sich
denken, daß ich cö an Ucberwachnng
nicht habe fehlen lassen, indessen Fox
war nichts nachzuweisen. Er bewohnte
ein elegantes Iunggeselleuquartier, be
zahlte seine Bedürfnisse pünktlich, und
seine LebenSgcivvhnheiten schienen für
den flüchtigen Beobachter unverfäng
licher Natur zu sein. Aber der Krug
geht so lange zum Brunnen, bis er
bricht, und wenn mich nicht Alles trügt,
dann hat sich der Herr trotz all' seiner
natürlichen Schlauheit und Geriebenheit
endlich auch einmal in den Netzen seiner
eigenen Anschläge gefangen."
Während des Berichtes des Kommis
sars waren die beiden Herren, gefolgt
von dem aner begleitenden Kriminal
beamten, vor dem AmtSgebäude angc
langt, in welchem der Gefangene einst
weilen untergebracht worden war.
Fünf Minuten fpÄer trat Kommissar
Sauer mit liebenswürdiger, verbind
licher Miene in die enge, stark vcrgit
terte Zelle ein, in welcher der Verhaf
tete bis dahin gleich einem gefangenen
Löwen mit gereiztem Gcfichtöauödruck
auf nnd nieder geschritten war, wie
Sauer zuvor durch daö Beobachtung
loch in der Thür bemerkt hatte.
Ah. sieh da, Mr. Edward Fox, daö
ist ja eitte sehr angenehme Begegnung,"
begattn dcr Kommissar, dcn Gesänge
nett, der jäh seinen Spaziergang unter
brach und sich sichtlich verfärbte, die
Haud zur Begrüßung hinreichend.
ie irren sich in der Person schou
zu wiederholten Malen ist mir dieser
abscheuliche Name vorgehalten worden,"
cntgegnete der Gefangene jetzt in hoch
fahrendem Tone. Mein Name ist v.
Zernikow.' Ich bin russischer Unter
thau uttd protcstirc energisch gegen das
Unrecht, das mir angethan wird."
Aber bester Herr Fox, wozu diese
nutzlose Verstellung ?" versetzte Sauer
vor wie nach in artigem Tone, während
er den Gefangenen immer mehr nach
dem Fenster zn drängte, so daß sein
verstört darein schauendes Angesicht
vom Tageslichte hell beschienen war.
Wir hatten vor ungefähr zwei Iahren
eine dienstliche Unterredung miteinan
der. Herr Fox. Ich habe ein sehr gutes
Gedächtniß und darf mich wohl rühmen,
daß ich einen Menschen, dcn ich cinmal
zchn Minuten fixirt habc, in meinem
späteren Leben nicht mehr vergesse, sott
dcnt ihn unter hundert anderen Perso
nen jederzeit heranözufiuden vermag."
Und doch läßt Sie in diesem Falle
Ihr Gedächtniß im Stich," meinte der
Gcfangcne offenbar in höhnischem Tone,
während er es doch nicht vermeiden
konnte, daß ein nervöses Zittern feine
Mundwinkel umzucktc. Ich protestirc
nochmals gegen die mir angethane
Schmach. Ich verlange in telegra
phischc Verbindung mit dem russischen
Ministerium und der diesseitigen Ge
sandtschaft gesetzt zu werden."
Dann haben 'Sie wohl die große
Liebenswürdigkeit, mir znvor anzu
geben, wie ie in den Besitz von Bank
noten gekommen sind, die vor Kurzein
noch Eigenthum des Fräulein Ellen
Ribbon waren und an deren Händen
in den Besitz der Gräfin Kathinka Kor
sakoss, geboiene Baronesie v. E;cpo!?ka,
gelegentlich eines in den Wiener Bikto
riasäleu abgehaltenen Balles, der aller
dings für die vorgenannte Gräfin ci:i
recht trauriges Ende genommen hat.
übergegangen find ?"
Während dcr lctztcn Worte SancrS
hatte sich der Gefangene entfärbt. Was
ist daö für eine Frage?" cutgegueic er
aufbrausend. Als ob ich mich um die
Banknoten kümmerte, die ich zufällig
in meinem Besitze habc. Ich werde sie
bei einem Bankier, vielleicht anch im
Spiel, oder sonst anch irgendwo rrhr.l
ten oder eingewechselt haben."
Ja. ans diese AuSrcdc mußte ich
vorbereitet sein, verehrter Herr Fox,"
hielt ihm Sauer sarkastisch vor. und
sie würde auch gar nicht ungeschickt sein,
wenn ich. nicht erstens daö Vergnügen
gehabt hätte, 2k wieder zu erkennen,
und nicht zweitens im Wiener Unter
snchnngSgesängniß zur Zeit ein x:
Ribrasehk weilte, der daö driil'Bc
dut'snlg lilinr, Linien a möglichster
Bälde gegenübergestellt zu werden."
Der Gesangene zwang sich csscubar.
mit ehernem, undurchdringlichem Ge
s,cht!ankdr,ick danin y.i schauen, cba
gerade dieses Bemiüieu verdächtigte ihn
doppelt in den Augen des Kommissars.
Ich mochte Ihnen doch nahe legen,
die kostbare Zeit nicht durch unnützes
Leugnen zu vertrödeln," mahnte cr ern
ster und gemessener werdend. Ich
glaube Ihnen doch nichts, als die Wahr
heit, und diese weiß ich bereits. Ich
glaube keine Iudiokrektion zu begehen,
wenn ich Ihnen mittheile, daß Nibrajchk
uns in recht anssührlicher Weise über
die sauleren Anschläge orientitl bat, die
Sie in Gemeinschaft mit der Gräsi,
Korsakoss und einem Herrn Haliezki e:it
morsen nnd ausgeführt haben. ie
sehen also, daß ich sehr gut unterrichtet
bin."
Nun vermochte der Verhaftete ein ge
wisscs Erschrecken nicht mehr zu vktbcr
gctt, seine Pupillen vergrößerten sich
unheimlich, seine Mienen nahmen einen
seltsam gespannten Ausdruck an. und
ein leichtes Frösteln durchlief feine Glie
der. Aber dennoch blieb ein trotziger
Ausdruck um feine Lippen bestehen.
Sie inen sich, ich sage nochmals, cö
sind lauter mir unbekannte Namen,
welche Sie da nennen. Ich weiß von
nichts."
Sie werden mit dieser Ausrede nicht
weit kommen. Ja, wenn dieser Ni
braschk nicht wäre, wenn dieser unö
nickt von den drei Raubanfällcn erzählt
hätte. Sie lernten doch dcn Spanier
de EaftreraS. den Schweden Rasmnssen
und den unglücklichen Buchmacher Flci
schcr?" Auf daS hochmüthige Kopfschütteln
dc Verhastctcn fuhr Sauer ganz ge
lassen fort : O, daö ist recht bedaucr
lich. eS würde Sie sonst vielleicht itttc
ressirt haben, daß der Letztgenannte
infolge der gräßlichen Verwundung, die
immerhin eine seltsame Uebereitistitn
mutig mit derjenigen, welcher die Gräfin
Korsakoss erlegen ist. zn haben scheint,
wenige Stunden nach dem R'aubansalle
das Zeitliche gesegnet hat. Er spielte
in dcn SalouS dcr Gräfin Korsakoss
und gewann dort zehntausend Gnldeii.
ES ist doch sonderbar, daß er gleich
darauf überfallen wurde. Ja, die
glücklichen Gcwinncr in den piel
alons dcr Gräfin Korsakoss sind alle
arnmt besondere Pechvögel gewesen
oder meinen Sie nicht auch, daß man
Pech hat, wenn man wie der Spanier
de EastreraS süiifzchntauscnd Guldcn
gcwinnt und dann untcrwegs mittelst
cineö Schlages betäubt nnd bis anf dcn
lctztcn Pfennig ausgeraubt wird?"
Aber waS kümmert mich daö Alles ?"
Dem chivcdcn Rasmnssen ist cS
anch nicht schlecht gegangen," lachte
Satter anf, dabei aber doch den Anderen
fortwährend im Auge behaltend, er
ficl gar mit fünfzehntanscnd Gnldcn
den Banditen in die Hände eine leichte
Gehirnerschüttcrung hatte cr gratis,
aber er war froh, so billigen Kaufs da
vongckommcn zu sein, als cr von dem
traurigen Ende dcö unglücklichen Buch
machcrs hörte. Abcr nun sagen Sie
'mal die Wahrheit, licbcr Hcrr, wcr von
Ihnen Beiden hat den Messerstich ge
führt, Sie oder Nibraschk ? Nibrasckk
behauptet, Sic seien eö gewesen, wäh
rend er nur unbethciligt als Zuschauer
dem Auftritte bcigcwohnt habe."
Wieder vermochte der Verhaftete ein
leiseS Erzittern nicht zu verbergen.
Seine Brust arbeitete mächtig nnd seine
Nüstern blähten sich auf, wahrend seine
Blicke unruhig in der Zelle auf und
nieder irrten. ES find ja lauter Wun
derdinge, die ie mir da erzählen,"
keuchte er endlich mit gepreßter timme.
..Ich sage noch einmal: cö ist mir das
Alles nnbckannt. Ich bin der Baron
v. Zernikow, russischer Unterthan und
protcflire feierlichst."
Ja, ja, das wissen wir ja Alles, und
ich verspreche Ihnen, Ihr Protest soll
feierlichst zu Protokoll genommen wer
den," enigegnete der Kommissar, in
dessen werden ie mir gestatten müßen,
dieses Protokoll erst ansznnehmen, nach
dein ich das Vergnügen gehabt habc,
ic diesem Nibraschk entgegenzustellen."
Ich protestire nochmals," brauste
der Gefangene auf. Es entsteht mir
unberechenbarer Schaden, wenn ich nidjt
schon morgen in Petersburg bin. Sie
haben kein Recht, mich zurückzuhalten."
Ich bedaure sehr, Herr Edward
Fox, die Fortdauer Ihrer Verhaftung
anordnen und Ihre werthe Persönlich
kcit mit nach Wien nehmen zu müssen,
vo man über Ihr Eintreffen ersichtlich
erfreut sein wird," sagte Sauer mit
freundlicher Miene. Sie sind ja viel
zu vernünftig, um nicht einzusehen, daß
Sie durch nutzloses Leugnen Ihre ohne
hin verfahrene Sache tinr noch mehrfchä-'
digett müssen. Indessen ehe wir weiter
verhandeln, haben Sie wohl die Güte,
mich zn begleiten, um Zeuge der durch
mich bewirkten Durchsuchung Ihrer
Effekten zn sein."
In den Augen des Verhafteten leuch
tete es auf, und als er aus der Zelle
trat, wobei ihm der Kommissar groß
müthig den Vortritt überlassen hatte,
warf cr einen raschen Blick um sich, wie
um auszuspähen, ob nicht eine Flucht
gelegeuheit vorhanden sei. Er schrak
ordentlich zurück, als dcr vor der Zelle
stehen gebliebene Kriniinalbcauitc ihm
mit anscheinender Verdaulichkeit dcn
einen Arm unter seinen eigenen schob,
nnd dann raschen Schrittes mit ihm den
schmalen Gang entlaug schritt. Das
vollzog sich AlleZ ohne jegliches Aus
sehen, kaum ein Eingcwctbtcr mochte cr
kennen, daß cö sich um dic Fortsckafsnttg
eines Gesangcncu handelte. So et
reichten die beiden Beamten mit dem
Verhafteten daö Bahnhofsgebäude und
begaben sich in das Dtenstzimmer der
Grenzpolizei.
In Gegenwart des Verhafteten wurde
nun durch Sauer bei verschlossenen
Thüren eine genaue Durchsuchung fei
er Effekten bewirkt. Es stellte sich
heraus, daß der Baron v. Zernikow
nur über einen nothdürftigcn Wäfche
nnd Kleiderbestand verrusste. Die bei
den Koffer, unter deren Last er anschei
nend am gestrigen Vormittage so sehr gc
keucht hatte, wzrru tu Wir! lichtest leicht,
aber sie enthielten anüer allerhand nicht
in Betracht kommenden 5!lei:iigkctten
einen schr wcrtlivoilcn Bc'tandtkeil.
nämlich offenbar nu3 ihrer sriiheren.
Fassung gewaltsanl hcrauSgkbrochcnt
größere und kleinere Edelsteine, die,
sorgsam in Watte eingehüllt, in einer
winzigcti Pappschachtel sich öesanden.
Nach bewirkter T'urclisuchunz wollte
dcr Kommisiar schon Auftrag geben,
den Verhafteten nach keiner Zelle zurück
zuführen, dann abcr besann ersich plötz
lich und trat dicht an ihn heran. Noch
ein Wort. Herr Fox," sagte er in ge
dämxftem Tone. Sie nahmen doch
auch an dem Balle in den Viktoria
sälcn Tbcil-um wie viel Uhr weilten
Sie in dcr Loge 17 des erste Ran
gcs ?"
Unwillkürlich erbleichte der Gefangene
und senkte dcn Blick zu Boden. Aber
daS datierte nur eine Sekunde, dann
hielt er scheinbar gelassen den Blick des
Beamten aus.
Ich verstehe Sie nicht," sagte er mit
leiie lebenden Vippen.
Daö thut mir leid, denn ich glaube
den Nachweis sülzten zu können, daß
Sie schlag zwölf Uhr in die Loge der
Gräfin aetreten sind," sagte der Komutis
sar. jedes seiner Worte scharf betonend.
Unsinn -ich -ich-' stammelte der
Verhaftete.
Jawohl, Sie," wiederholte Saner,
unverwandt den ihm Gegenüberstehen
den fixircnd. Eine junge Dame, deren
Name hier nichts zur Sache thut, dcn
ich übriacus vorhin auch schon erwähnte,
hat nachgcwtesenermaßen kurz zuvor an
jenem Abende dcr Gräfin Korsakoss eine
Summe in Baitkttvtcn und Gold auö
bezahlt, und die Nummern dcr ersteren
stimmen mit den in Ihrem Besitze gc
fundenen überein."
Pah. das muß erst nachgewiesen
werden -es ist doch sonst nicht Damen
art. sich die Nummern der Banknoten
aufzuschreiben," höhnte dcr Gefangene,
während er cs doch nicht verhindern
konnte, daß sein Blick mit scheuem Ans
drucke über die Gestalt deS Kommissars
glitt.
Ihr Einwtirf zeugt von Menschet,
kcnntniß," pflichtete der Kommissar bei.
Indessen Sie vergessen, daß die Dante
ja durch Sie wie cin gehetztes Wild in
die Enge getrieben worden ist; sie
mußte sich, um Ihren maßlosen Er
Pressungen begegnen zu können, mit
eiuem Wucherer schlimmster Art in Ver
bindung setzen und ihm ihr gesammtcS
Hab und Gut verschreiben. Dieser
Ehrenmann nun war vorsichtiger, als
seine Klientin, er hat dic Banknoten
nummer sorgsam notirt. Sie sehen,
ich bitt offenherzig und sage Ihnen
Alles, was ich weiß und nun machen
Sic keine weiteren Umstände mehr
Sie sind Edward Fox und vor zwei
Jahren einer Spielasscjire wegen vou
niir verhört worden. Seitdem sind
Sic der unzertrennliche Genosse der
Gräfin Korsakosf gewesen und, irre ich
mich nicht, auch ihr Mörder!"
Die letzten Worte hatte er plötzlich in
drohendem Tone gesprochen, unver
wandt den Anderen dabei anschauend.
Er war jedoch selbst überrascht, als cr
die furchtbare Wirkung seiner Worte in
den Gesichtöziigen des Verhafteten
wahrnahm. Bisher hatte der Gefatt
gette für einen jeden feiner Verdachts
gründe einen Entwurf voll kaltblüti
gen, überlegenen Hohnes gehabt ; dies
mal aber schien ihn seine ruhige Geistes
gegeinvart verlassen zu haben. Mit
fahlen, erloschenen Blicken starrte er
den Kommissar an. Was sagten Sie
da?" stammelte er. Dieser Ver
dacht"
Wird bewiesen werden," meinte
Saner bedeutungsvoll.
Da raffte sich der Gefangene mit An
strengiing all feitterKräfte zusammen und
lachte gezwungen auf. Ach was, fra
güt Sie, was Sie wollen," meinte er,
ich rede kein Wort mehr."
Wirklich blieb er feinem Vorsatz gc
treu. Dcr Kommissar beabsichtigte tndesscn
auch gar nicht mehr, ein weiteres Ver
hör mit Fox anzustellen ; dessen Kon
frontation mit Nibraschk mußte aller
Erwartung nach das Ueb'rige hcrbeifüh
rcn. Gern hätte cr zwar sofort cin
Protokoll ausgenommen, abcr bci dcr
Halsstarrigkeit dcö Verhafteten, der
nunmehr jede Antwort verweigerte,
mußte cr von dessen' Heranziehung Ab
stand nehmen. Er beschränkte fich dar
anf, einen erschöpfenden Bericht abztt
fassen nnd ihn von den dortigen Beam
ten mit unterzeichnen zu lassen. Dann
ließ cr Fox in die Zelle zurückführen.
AIS dies bewerkstelligt war. verpackte er
sorgsam die beschlagnahmten Effekten
des Gefangenen nnd sandte sie nebst
den Banknoten als Werthsachen vor
auS nach Wien.
Einige Stunden später brach Sauer
in Begleitung deS Kriminalschntzman
nes Holtau auf, um die Ueberführung
des Gefangenen selbst zu bewirken.
Scheinbar ergebungSvoU. mit bleichem,
verbissenem Gesicht stand Fox, welchen
seine beiden Begleiter hüben und drü
den beim Arme untcrgcsaßt hatten, auf
dem schon nachtbcdecktcn, nur durch
wenig zahlccichc Gaölalcrnen mäßig cr
hellten Bahnsteig, als pfeifend, ken
chend und schnaubend der Zug mit
donnerndem Gerasscl in dic Bahnhofs
Halle einfuhr. Sauer war im Gcfan
gcncntransport cin altcr Praktikns;
er hatte keine Vorsichtsmaßrcgclu vcr
absäumt und dcm Gefangenen, trotz
feiner flehentlichen Bitten, Handschellen
angelegt, die allerdings wegen dcr anf
fallend zierlichen Handknöchel des Ver
brechcrs nicht sonderlich fest anschlössen,
Fox aber an jeglichem freien Gebrauch
der Glicdmaßcn verhinderten.
Der Zug, wclcher die beiden Tranö
portcurc mit ihrem Gefangenen nach der
Hauptstadt zurückführen sollte, bcstand
auö durchgehenden, nach amerikanischem
System gebauten Wagen. Vvrsichts
halber ließ dcr Kommissar zuerst dcn
Krimiualschu,;matt auf die Plattform
des Wagens steigen. Holtau stellte sich
hinter der gcofsnctcn Thür auf, so daß
dcr Gcfangcne nicht etwa, cincn vcr
zweifelten Fluchtversuch wagend, über
die Plattform hinwegschnellen und als
dann jenseits vom Zug abschwingend
in der dunkeln Nacht verschwinden
konnte.
Steigen Sie jetzt auf." befahl dcr
Kommissar, die Hand nicht vom Arme
dcö Gefangenen lassend, dcmsclbcn. Er
mußte laut sprechen, denn bei dcm ge
fchäftigen Hin und Hcrrrcnnen der
Passagiere, dem lauten Rufen der
Schasjucr und dcm schrillen Läuten der
socbcn das zweite Zeichen gcbcndcn Ab
fahttsgloeke, war eine Rede schwer zn
verstehen.
(Fortsetzung folgt.)
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. Attleilzen
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Grnnd - Gigcntlinm
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Cnltivirte Karnren.
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Richard, ?I, T? T? MoOrf.
cincoln, litt. c" UU1C'
Un(cn Arbeit emichkhlt
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