Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 07, 1893, Image 11

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    INenschenglück.
fon f. H 0 l
Umgeben von uru und Rsafort saß
ia inem der elezantestei, Zimmer de
Hotel .Krr'pnnj zu B. Arthur Helm
ßtdt. ein reicher Gutibesitzer. Aber der
Ärmst leglöhner in der grehen Stadt
mochte wohl heute bevkideaimer'her sein,
all der vnwkhnte. mit Glück Sgutet aller
Art gesegnet Mnn. (Im schmerer
Schlag halte iha getroffen, ein noch
schwererer drohte ihm. Seine junge von
ihm abgöttisch geliebte Frau war ganz
xiötzlich a,s der Reise erkrankt und zwar
s, heilig, daß offenbar höchste Gesahr
für ihr eben bestand. Nun saß er an
ihrem Krankenlager, die heiße fieber.
glühende Hand der Phintaflrenden in
sein haltend nnd harrte mit qualvollster
Unruhe der Ankunft de Arzte, ach
dem sofort geschickt worden war. Wa
zögert der so langel Wie wird sei Ur
theil latev? Leben oder Tod? O, welche
arter. die Leiden, die Gefahr einer
un theuren Person sehen zu müsst und
nicht lindern, nicht helfen zu können, ver.
dämmt zu sein zu müßiger Ohnmacht!
Doch da pochte 8 nicht eben? Der
rzt l Gott sei Dank!
Mit schnellen und doch leisen Schritt
eilte Helmftedt in den Salon hinau und
öffnete die Thür zum Corridor. Drau
ßev stand der langersehnte, ein hochge
wachsener Mann mit durchgeistigten, tief
ernßtn Zögen. Dr. Random war, ob
wohl erst in der Mitte der dreißiger
Jahre stehend, schon der bedrutendste
graueaart der Stadt. ' Gediegene
Wissen, besonnene Ruhe auch in den
schwierigsten Fällen, richtiger Blick in
der Diagnose und nicht zum wenigsten
jene gluckliche Nachgiebigkeit welche der
'Individualität jede Kranken Rechnung
zu tragen versteht, hatten schnell seinen
Ruf begründet und ihn nicht blo zum
Helfer, sondern auch zum Freunde so
mancher Familie gemacht. Er war einer
von den seltenen Aerzten, die neben dem
körperlichen auch den Gemüthözuftand de
Leidenden in Betracht gezogen und nicht
da Mixturen verordnen, wo Trost und
vd Hoffnung nöthig sind. Deshalb
liebte er eS auch, sich stet genau über
die begleitenden Umstände der Krankheit
unterrichten zu lasten.
S that er auch jetzt, als er dem Ge
mahl seiner neue Patientin gegenüber
and. Wag er da vernahm, war freilich
so charakteristisch, daß er über da Wtsen
d KrankheU. noch ohne die Leidende ge,
sehen zu haben, keinen Augenblick im
Zweifel sein konnte. Rasch traf er darum
seine Anordnungen.
.Eine tüchtig Wärterin ist unbedingt
nöthig und vor Allem Ei, damit wir da
Fieber mit Erfolg bekämpfen können.
Während Helmstedt klingelte, dann
der, von üngftttcher Ungeduld geineven,
hinaus, dem Zimmermädchen entgegen.
eilt, um die nöthige Befehle zu erthei
len. trat der Arzt in da Schlafzimmer,
au dem die haftigen Athemzüge der
ranken ertönten. Leise wollt er ftch
nähern, da fuhr er zusammen, peinlichste
Bestürzung in den Mienen.
Sah er recht?! täuschte ihn in
frappante ehnlichkeu ?! Haylgen sqru
tS trat er zur Kranken ein Schrei
und wie vom Schlag getroffen wankte
der starke Mann zurück. Lein Gesicht
war leichenblaß geworden, der ganze
Körper bebte, unsicher taftend suchten
seine Hände nach inem Halt, in kurzen
Möge leuchte tin lyem vurcy sie viui,
leeren Lippen.
.Sietäi!
Et Wiedersehen! Aber ein Wieder.
sehen, wie e nur der Zufall in seiner
bittersten Zrome öder uns verhangen
r8l
Die da vor ihm las, in wildem Fieber,
träum besangen, die hatte er einst innig
geliebt, mit der malt) eine schwarmeru
schen JünglingSherzen geliebt ohne
Hoffnuug! Denn wu so st im Leben,
waren auch seiner Neigung die Verhält
nig hindernd ia den Weg getreten. Daß
er, ver Sohn armer Eltern, die Tochter
dS reichsten Manne seiner Batcrftadt
nie freien konnte, war gewiß, um so ge
!ger. als seine Liebe von der, welcher
sie galt, nicht einmal bemerkt zu werden
schien. Tausenosaq hatte er sieh tu jener
Zeit gesagt, wie unglücklich sie ihn noch
machen müsse umsonst ! Sie wuchs
und wuchs, als hab sie an der Aus,
ftchtölosigkeit gerade die ornehmfteOuelle
ihre Gedeihen. Zu ftolz, irgend Je,
mande die Kämpfe seines Innern auch
nur ahnen zu lassen, in gleicher Weife der
Möglichkeit beraubt, zu vergessen, wie
glücklich zu werden, litt er unsäglich.
Wie eine Erlösung hatte er e deshalb
begrüßt, al ihm nach Vollendung seiner
humanistischen Studien durch da Wohl
olle eine entfernten Verwandten die
Möglichkeit zum UnisersitätSbesnche sich
lt. Dort in der große Stadt und
unter den viele neuen Eindrücken hoffte
vergessen zu könne. E gelang ihm
auch wenn man Milderung, Ab
ftumpfung dS Schmerze auf Kosten
jeder Lebensfreude .Vergessen" nennen
kann. Seme ganze Zeit, all' seine
Kräfte hatte er dem erwähnte Berufe
gewidmet, Genesung suchend, indem er
Andere eine Genesung brachte.
Mehr al zehn Jahre waren so ver
strichen, seine Eltern gestorben, er selbst
ein berühmter Arzt geworden. Alle
guyiung mit seiner aiernaoi oane er
verloren und nur höchst selten, da er die
Quäle der Erinnernng scheute und sie
mit aller Willenskraft sich fern zu halten
suchte, gedachte er seiner ersten, seiner
einzigen Liebe.
Und nun nach so langer Frist, nach
Jahren bitteren Ringen, die ihn ernst
und alt gemacht vor der Zeit, tun
mußte er die Geliebte wiederfinden,
mußte sie so wiederfinden! All' die
Schmerzen, die r in seiner Bruft be
grabe Lhnte, da ganze stürmisch.
iide Sehnen seiner Jugend mit
einem Schlag erwachte ei nun aus
Neue ! E war, al ob die Leidenschaft,
so lange unterdrückt, nur Kraft gesam
weit habe, um jetzt mit dcppelter Ge
walt hervorzubrechen, lähmend, sinn
verwirrend. Die Aufregung, in die
ihn ein Wiedersehen auch unter normalen
Verhältnisse gebracht hätte, so wurde
nun verzehnfacht durch die begleitenden
Umstände: Da lag sie, todlkrank und
da Weib eine Anderen!
Mit jenem eigenthümlichen Ausdruck,
den man im Auge geistig Gestörter findet,
hestete der Arzt seinen Blick ans die un
ruhig Schlummernde; ganz nahe trat er
heran und beugte sich über sie: .Wie
schön sie ist, wie schön ! Selbst ia dieser
schweren Krankheit schön! Der Tod
ist nahe da geringste Versehen, da
kleinste Versäumniß, und sie ist verloren,
unrettbar! Und wenn die Versehe be
gangen, daß e absichtlich begangen
wurde? Wer vermag dem Arzt hier nach
zuweise, daß er gefehlt? Und a
sür mich, wa dann für mich? O, da
wäre leicht! Eine unbedeutend Wunde
bei der Sektion, ein vernachlässigter
Hautriß Leichengift tödtet schnell! Und
Niemand denkt an Selbstmord!"
Errichtete sich auf, da Gefühl voll
finsterer Entschlossenheit. .Leben konnte
ich nicht mit Dir, aber sterben, sterben,
da kann ich mit Dir! D durch mich,
ich durch Dich!'
Einen scheuen Blick warf er rückwärts
zur Thür, dann beugte er sich schnell zu
dem Weibe herab und berührt in langem
Kusse die heißen Lixx.
Da ging eine merkwürdige Beränd,
rung mit dr Krank vor: dr Fieber
träum schien von ihr zu weichen und einem
ruhige Schlummer Platz zu machen; in
glückliche Lächeln verklärte da liebliche
Gesicht, der kleine Mund öffnete sich und:
.Arthur, mein lieber Arthur!'
klang in zärtlichem Flüsterton durch
las Vemach.
,O Gott!' Schaudernd preßte der
Unglückliche seine Hände aus die Bruft.
als wollte er damit da wild Schlag
seine Herzen besänftigen; jähe Rölhe
schoß ihm in' Gesicht, dann wandte er
sich stöhnend ab:
.Sie träumt!', murmelte er, .sie
träumt von ihrem Gatten! Sie liebt
ihn und ist glücklich in dieser Liebe! Und
Du, Elender, wa haft Du vor? Ein
schändliche Verbrechen, inen Mord!
Da Vertrauen eine guten Menschen
mu ) lau chen, haft schon ae
täuscht und gemißbraucht, indem Du die
Willenlose in sündigem Verlangen küß
teft! Weil Du selbst nicht glücklich wer
den kannst, willst Du da Glück Anderer
vernichten? ! Rein sie soll le
denn"
Wieder ruhten fein Blicke auf der
Leidenden, diesmal aber forschend unter,
suchend; dann nahm er ihr zart Hand.
um die Pulsschläge zu zählen. Er schien
e gar nicht zu bemerken, daß fein letzt
bevorzugter Nebenbuhler eintrat; erst
al oe er besorgt Tone sich eckun,
digte, gab er mit kurze Worten Bericht
und fügte hinzu: .Momentan ist nicht
zu thun, da die Kranke schläft; sobald sie
erwacht, lassen Sie ihr Eisumschläge
aus Kops und Brust geben. Kaupt
erfordernd ift natürlich vollkommenste
übe. Ich weid in der nächsten eit
täglich zweimal kommen, überhaupt so
viel als möglich die ganze Pflege in
eigene Hano nehmen.
Und so geschah e.
Randow überwacht mit peinlicher Ge
vauigkeit den Verlaus der schweren
Krankheit; mit seiner impnrendev
Ruhe, die schon jede Willen dienstbar
machte, ertheilte er seine Befehle, ftets
selbst zeigend nnd unterweisend, wo e
nöthig war. selbst da Umbetten ae
schah meist in seiner Gegenwart; da
nahm er jedesmal die zarte Gestalt in
leine rme und hob sie, ängstlich sorg
sam. wie man ei Kind trägt.
Wa er dabei fühlte, wen die so heiß
Geliebte in seinen Armen ruhte, wenn er
die Schläge ihre Herzens an dem seinen
spurte, wenn er sie pfleg! und wartete.
um sie einem Andere zu retten welche
Feder könnte da beschreiben? Täglich
war er Zeuge der liebevollen Worte, der
zärtlichen Blicke, welche du Kran! mi.
ihrem Mann tauschte ihn, ihren Ret
ter, hatte sie nicht erkannt, hatte sich sei
ver erft erinnert, al st seinen Namen
hör,!
Drei Wochen, eine Zeit der furcht,
barste Seelenqual für den Arzt, waren
oeraanaen, da konnte er seine Besuche
einstellen: seine Patientin war gcret
tet. Etwa einen Monat später weilten die
einander wiedergeschenklen Gatten in
einem süddeutschen Kurort. Da brach-,
te die Zeitungen au B. eine Tage
folgend Notiz: ,Dr. Random, einer
unserer bedeutendste Aerzte, ist wie wir
mit innigem Bedauern vernehmen, ein
Opfer seine Berufe geworden. Eine
klkin Verletzung, die er sich am Sezir
tisch zugezogen und die er augenscheinlich
vernachlässigte, brachte ihm einen frühen
Tod. Er starb an Blutvergiftung.
An diese Mittheilung waren im hastigen
Reporter ll ewige Satze gesagt, welche
die wissenschaftliche Bedeutung de Ver
ftorbenen würdigen sollte.
AI Helmstedt, ttes erschüttert denn
er hatte den ernsten, rennlniszretchen
Mann liebgewonnen die Trsuerbot,
schaft seiner Gattin mittheilte, starrte
diese einen Moment wie grübelnd vor
sich hin, dann schlug sie die Hvnde vors
Gesicht und weinte bitterlich.
Sie hatte den Zusammenhang rra-
then.
Belohnung.
So, mein Karlche, wenn Du ganz
artig bist, darfst Du wieder an ken
Musikpavillon Herangehen und den Ka
xellmeister mit 'ner Nadel in die Bein
stechen!'
Ein Craum.
Zui dem Polni'chkn bei Sienkiewi l von
Ianko.
Ja einer Gesellschaft wurde einst viel
von wunderbaren Vorkommnissen, von
Ahnungen, von Erscheinungen Verstor
bener und ähnlichen Dingen erzählt, di
jetzt immer mehr die Gedanken Berufener
und Unberufener beschäftigen.
Auch der HauSarzt war dort zugegen,
der offiziell die Rolle ine Skeptiker
spielte; gegen Schluß der Unterhaltung
nun wandt sich eine von den Dame an
iha mit der Frage: ob ihm auch schon im
Leben etwa vorgekommen sei, da er sich
nicht erklären könnt?
.Ich hatte i meinen jüngeren Iah
ren,' erwiderte der Doctor. .einen
Traum, der vielmehr eine Reihe von
Träumen, so außergewöhnlich, daß sie an
Seltsamkeit Alle übertreffen, wa ich
eben gehört habe; auf allgemeine Ver
langen wäre ich bereit, sie zu erzählen.'
.Da allgemeine Verlangen wurde fo
fort kundgegeben, und der Arzt begann
rua sie zu erzählen:
,E sind jetzt zwölf Jahr her, wie ich
in Biarritz weilt, um Seebäder zu neh
men. Zugleich war ich in ine Englän
derin verliebt, die ein geflickte Fisch,
schuppenkostüm al Badeanzug hatte.
Die Miß war Lußerft originell, voll
phantastischer Einfälle. Einmal hielt sie
mich und ihr anderen Verehrer bi drei
Uhr Nacht in einem Boote fest. Wir
hatten die Sterne betrachtet und un über
die wahrscheinliche Wanderung der S
le von einem Planeten zum andern un
terhalten. Furchtbar erschöpft war ich
nach Hause gekommen und beim Lesen
eines Briefes, den ich auf meinem
Schreibtische gefunden, im Lehnstuhl ein
geschlafen. Kaum war ich eingeschlum
mert, schien rt mir, daß ich in irgend
einer große Stadt au einem mir unbe
kannten Hause hinaustrete nd einen Lei
chenmage vor dem Thor sehe. Ich will
zu näherer Erläuterung, sür die Un
gereiften, hinzufügen, daß man im
Auslande dir Leute nicht auf so wer Art
Pvramide oder Trauergerüst, wie bei
un, hinausfährt.
Die dortigen Leichenwagen (corbil
lard) haben die Gestalt einer länglichen,
an de Seiten verglasten Earosse, hinten
mit einer kleinen Thür versehen, durch
welche der Sarg in' Innere hineinge
schoben wird. Solch einen Leichenwagen
eben erblickte ich im Traume. Doch
damit ist nicht alle gesagt. An dem
Leichenmagen stand ein junger, etwa fünf
zehnjähriger Bursche, in einem schwarzen,
kurze Rock mit schmalem Besatz nnd
einer Reihe ou kleinen Metallknöpfen
läng? der Verbrämung. Bei meinem
Anblick öffnete er die kleine Thür des
Leichenwagens, und sich verneigend, lud
er mich mit einer höflichen Handbewegung
ein, in das Innere hineinzugehen, oder
aber mich hineinzuschieben. Obwohl
uns im Traume verschiedene ungewöhn
liche Dinge gewöhnlich erscheinen, so er
innere ich mich doch, daß ich derartig er
schrak, daß mein Kops an di Stuhllehne
stieß. Natürlich wachte ich auf.
Nach zwei Tagen war der Traum, in
Gesellschaft unserer Engländerin, ver
gessen, doch in der dritten Rocht wieder
holte er sich mit erstaunlicher Gleichför
migkeit. Dann kehrte er in unregel
mäßigen Zmischenräumen wieder alle drei
oder vier Tage. Schließlich wurde mir
die zur Qual. Da Wunderbare daran
war eben jene Unoeränderlichkeit des
Hauses, de Leichenmagen, nnd vor
allem der Kleidung und des Gesichte des
Knaben, der mich immer mit gleicher
Höflichkeit zu sich lud.
Ganz genau war mir sein kurzer Reck
erinnerlich, der Besatz, die kleinen Metall
knöpfe, ferner sein helle Haar nnd die
grauen, weit von einander abstehenden
Augen, die ein wenig Ähnlichkeit mit
Fischaug hatten.
Uebeihaupt müssen Sie zugeben, meine
Herrschaften, daß bei einem fo hartnäcki
gen Wiederholen de Traumes ich wohl
Grund hatte, beunruhigt zn sein.
Nach ewigen Wochen reiste ich nach
Paris und flieg in demselben Hotel ab,
wie meine Engländerin. Wir waren in
ziemlich zahlreicher Gesellschaft von Be
kannten am Abend angekommen, unge
fähr zur Stunde deö Hauptmahls. Ich
kleidete mich schnell um und ging dann
zum Fahrstuhl, um in den Speisesaal
hinadzufahrev.
Im Korridor bemerkte ich meine Be-
kannten, die gleichfalls zum Fahrstuhl
eilten, ich kam aber zuerst n die Thür
heran und drückte den elektrischen Knopf.
Räch einer Weile hörte ich das dumpfe
Gerassel des Fahrstuhl, dann wurde die
Thür zurückgeschoben, und ich prallte er
schrecken zurück, als ob ich den Tod ge
schaut hätte. In der offenen Thür war
ein fünfzehnjähriger Bursche sichtbar
mit Hellem Haar und Fischauge, in
einem schwaize, kurzen Rock, mit Ber
brämunge uid metallene Knöpfen,
ganz so, wie ich ihn im Traum gesehen
hatte.
Aus dem noch schwankenden Fahrstuhl
ia der offenen Thür stehend, lud er mich
mit einer höflichen Handbewegung ein,
hineinzukommen.
Ich muß gestehen, daß ich, zum ersten
Male in meinem Leben, sühlte, daß
einem die Haare thatsächlich zu Berge
stehe können vor Schrecken. Seldftoer
ftändlich taumelte ich wie geistesabwesend
zurück und rannte im Fluge die Treppen
hinab in den Saal.
m Fahrstuhl wurde offenbar aus eine
größere Anzahl Gäste gewartet; indessen
saß ich in der Vorhalle auf einem
Schaukelstuhl, um mich ein wenig zu er
hol, denn ich fühlte, daß ich bleich war
wie ein Tuch.
Und.... ich weiß nicht ob in
paar Sekunden oder ein paar Minuten
vergangen sind, plötzlich hörte ich ein
furchtbares Geschrei, dann ei Krachen,
und ich urd voa einer Schwach be
fallen.
A! ich zu mir gekommen war, r
blick: ich in der Hall menschliche kör
per, die in der Eile ia blutige Laken ge
hüllt waren.
Der Knabe war auch umgekommen.
Ich habe e später erfahren.
Und jetzt mag e erklären, wer will
Mich nenne Sie mit Recht eine
Skeptiker denn, wenn die einem Ande.
ren passirt wäre, würd ich' nimmer
glauben.
ttlisch Teft,.
Viel vglifchk Testamente zeichne sich
durch Sonderbarkeiten au, so auch die
folgenden: John Hodge vermachte 20
Schilling jährlich einem armen Teufel,
dessen Dienst darin bestand, die Leute
während de Gottesdienste nicht ein.
schlafe zu lassen und die Hunde au der
Kirche zu jagen.
Henrn Green au Melbourne verord
nete, daß man jede Jahr vier mit Seide
gefütterte grün Weste an vier Arm
de Königreichs geb.
Joha Richolfon, Paxiersabrikant in
London, vermachte sein ganze Vermögen
allen Personen in Großbritannien und
Irland, die seinen Namen trugen.
David Martine au Ealcutta wollte,
daß man seinen Leichnam in seinen Geld
safte packe, um die Kosten zu ersparen.
Weiter sagte er: .Meinem liebe Neffen
John Smith vermache ich all mein
Schulden und meinem Kamerade West
meath meinen Segen.'
Ein Edelmann zu Lancashir ver
machte dem Redakteur de .London Jor
nal und Kre Briton' eine Ume Be
scheidende it.
Ein Änderer gab seinem Freunde zehn
tausend (hier mußte da Blatt um-
geschlagen werden) Mal seine Dank
ür ,c.
Ein Onkel hinterläßt seinem Reffen
elf silberne Löffel, mit der Bemerkung,
er werd wissen, warum r nicht in volle
Dutzend gebe. Der Neffe hatte nämlich
den zwölften schon geflohle.
Joseph Jekyll schenkte sein Vermögen
dem Staate, um die Ratwnalschuld da
von zu bezahlen. Die veranlaßte Lad
Manifield zu dem Ausruf: Da ist ae
rade so, als wenn Joseph Jekyll den
Laus der Themse mit seiner Schlafmütze
aushalten wollte!
Die Schatzkammer Rsdsterre'.
Ein Leser der kölnische BolkSzeitnng
schreibt au London, 21. Oktober: Es
war etwa im Jahre 1850, al ich ge,
leaentlich eine Besuche bei dem Mufti
lehrer meines Bruder unter andern
Merkwürdigkeiten auch Assignate sah,
welche bekanntlich zur Zeit der sranzofl
schen Revolution aus die Kirchengüter
ausgegeben waren. Aus meine Frag an
den Musiklehrer (e war Herr Grast,
Violinist an dem Hamburger Stadt
Theater), aus welche Weife er in den
Besitz dieser Assignate gekommen sei,
theilte er mir Folgende mit. Ein naher
Verwandter von ihm, ein Maler (Wohn-
ort und Name wird nicht angegeben),
habe zur Zeit der großen franzöflschen
Revolution eine Bettstelle und altes Zeug
zur Aufbewahrung von RobeSpierre aus
Paris erhalten. Er habe diese Sachen
auch gewissenhaft viele Jahre ausbe
wuhrt in der Erwartung, daß dieselben
noch von irgend einem Berechtigten zu,
rückgefordert werden würden. Endlich
habe er aber die Bettstelle aus Mangel
an Platz zerschlagen, um sie IS Feuerung
zu benutze. Bei dieser Gelegenheit habe
er zu seinem Erstaunen gesunden, daß die
Wandungen der Bettstelle, doppelt und
die hohlen Räume mit Assignaten fest
ausgefüllt warm. Die Assignate seien
in zusammenhangenden Bogen gewesen,
und die einzelnen Bogen hätten so fest
auseinander gehaftet, daß eS einiger
Müde bedurft hatte, sie zu trennen
Der Gefammtwerth (nominal) fei Irr
Millionen Francs gewesen. Einen Theil
derselben habe er al Merkwürdigkeit an
Bekannte verschenkt. Die meisten hätte
er jedoch in ganzen Bogen (da la
Papier stark nd dünn gewesen) zum
Einwickeln benutzt. Ich e, hielt damal
auch eines dieser Assignate.
Der deutsch, Wald
ist unbezahlbar; er ift der Liebling der
Ration. Dichter haben ihn unzählige
Male verherrlicht und politische Kämpfe
wurde um den Waldbesttz und die .Wald
fteiheit' geführt. Wir wollen trotzdem
versuchen, den Werth desselben in klingen
der Münze zu berechnen. Natürlich kann
dabei nur von einer annähernden Summe
die Rede sein. Von den 311 Millionen
Hektar (778 Acre) Wald, welche in Eu
ropa noch stehen, besitzt das deutsche Reich
13,9 Millionen Hektar (34j Acres)
Waldbode. Hier und dort wurde der
Kapitalwerth einzelner Waldftrecken be
rechnet, und für die königlich sächsischen
Staatsforften würd da Sümmchen von
292 Millionen Mark ermittelt. Legen
wir dasselbe al Wertschätzung für den
Wald in alle deutschen Staate zu
Grunde, so erhalten wir die runde
Summe von 24 Milliarden Mark, die
den Kapitalmerth des deutsche Walde
darpellt. Das ist ein hübsche National
vermögen, welches Dank der füisorglichen
modernen Forftwirthschaft noch den Ur.
enkeln erhalten bleiben wird.
Wann werden wir alt?
Winn eigentlich das Altr beginne,
wird in den Spalten des Londoner
Standard' seit einiger Zeit aus das
Lebhafteste erörtert. Eine Zuschrift weist
daraus hin. daß nach dem englischen Ge
setz das Alter mit fünfzig Jahren an
fange. Ein anderer führt die .Gesetze
de 5kukZinian' an. nach welchen die
Jugend von fünfzehn bi fünfzig, da
Mannesalte? von sunszig vis siebzig
dauert und da Greisenelten mit siebzig
ansingt. Ein Athlet von einundsünszig
ei klärt, für inen Siegerpreii von ö
Pfund wülte rr mit der Hälft aller
junger Männer vcn fünfundzwanzig den
Kampf im Boren, Schwimmen und im
Wettlaus ausnehmen. Roch letzten Sem
mer sei er bei einem schwierigen Wettlauf
a! der Sieger an' Ziel gekommen. Er
führt allerdivg nicht an, ob mehr al
Einer an demselben sich bethätigte.
,,v,r,i si,l,n ahlköpse."
Dieser originelle Berliner Verein feierte
umlängft in höchst launiger Weise sein
vierte Stiftungsfest. Sehr gelungen
waren die Feftlieder, von denen wir hier
einige besonder treffende Verse wieder
geben:
Ihr Brüder wollt Euch nur nicht grämen,
Daß schwach da Haar und kurz der Zopf :
Sobald wir unsren Hut abnehmen,
So heißt'S: .Ist da ein heller Kops I'
Selbst Biömerck war noch unerfahren,
So lang' r Jünglingslockea trug;
Bi später erst in reij're Jahren
Er sie verlor, und wurde klug I
Wir sind auf di Frisur nicht itel,
Wie man di Haare theilt und reiht:
Der ganze Kopf bei unS ift Scheitel
Vom Scheitel kommt da Wort .ge
fcheit' !
Schrsfini Art htimer orre,
spondenz.
Sympathetische Tinten sind ja ein zu
kindliche Mittel zu gegenseitigen gehei
men Mittheilungen, wenigsten wenn ein
scharse Auge die Korrespondenz über
macht, wie e ja mit der von Gefangenen
der Fall ist. In Frankreich hat ein
findiger Kopf e aber doch fertig ge
bracht, au dem Gefängniß Mittheilun
gen zu machen, die keine Beamten Auge
entdeckte. Seine der Durchsicht unter
liegenden Briefe hatten nämlich stet den
unschuldigsten Inhalt; der Schlauberger
stellte sich aber al einen hin, der nicht
orthographisch zu schreiben verstand
gerade di von ihm falsch geschriebenen
Buchstaben ergaben aber, in gewisser
Reiher.folgc ar,einanderg setzt, die gehet,
men Mittheilnngen. die er nach außen
gelangen lassen wollte.
in einfache Baromtter
soll man sich in folgender Weise herftel-
len können: man süllt eine Glasvachse,
wie man sie zum Einmachen von Konfer,
ven verwendet, bis 2 Zoll unter dem
Half mit frischem Wassr; dann stülpt
man eine kleinere Flasche, z. B. ein gut
gereinigte Provcnceröl - Flasche, völlig
leer und mit der Mündung nach unten in
das Wasser, so tief sie gehen will. Bei
gutem Wetter soll daS Wasser in dem
FlSfchchen höher als die Mündung der
GlaSbüchfe ift steigen, bei nassem und
windigen Wetter bis Zoll unter der
Mündung fallen. Bei heftigen Sturme
soll das Wasser mindesten 8 Stunden
bevor der Sturm seine Höhe rreicht,
sich au dem Fläschchen ganz zurück
ziehen.
lkirizit al Rattengift.
In Paris muß die Raturkrast die
Rolle eines Rattengifte übernehmen,
zur Bekriegung der Millionen Ratten,
von denen die Pariser Kloaken bevölkert
sind. Man legt in denselben Drähte von
etwa 100 Meter Länge, die durch Gla
süße von Boden isolirt sind und mit einer
starken galvanischen Batterie, m Verdin
duna stehen. An den Gröhlen Und sluc!
chen gebratene Fleisch in kurzen Abstän
den befestigt, Leckerbissen, über welche die
Ratten begierig herfallen, ohne je zum
Genusse zu gklangtn, denn schon di erste
noch so leis Berührung zieht ihnen eine
elektrischeEntladung, zu die sie nicht über
leben.
Die rft Umschiffung Afrika,
fand unter dem egyptischen Könige Necho
statt (10595 o. Ehr.), der Phöntzi,
schen Schiffern befahl, vom Rothen
Meer aus zu sayren und durch die Tau,
len de Herkules (Meerenge von Gibral.
tar) zurückzukehren. Im dritten Jahre
nach ihrer Abfahrt kamen sie wirklich auf
dem vorgeschriebenen Wege wieder nach
Egyxten und da sie, nach ihrer Erzählung
bet Herodot, aus ihrem kühnen Zuge dt,
Sonn zur Rechten gehabt haben, so
müssen sie auf jeden Fall den Acquator
überschritten haben.
Gewiffenhaft.
Tante (nachdem sie daS Tagebuch ihrer
Nichte durchgesehen): ,Co. so oae
ift also Dein Tagebuch! Davon aber,
daß Du mit dem Vetter Gustav im
Mondschein spazieren gingst und r Dir
in Ständchen brachte, steht Nicht darin
nenl' Nichte: .Natürlich! Wa Nacht
geschieht, gehört doch in kein Tage
buch I'
Ans der penne.
Erster Strolch: .Du, Lude, mi geht
denn Deintm Bruder?'
Zweiter Strolch: .Sehr gut, er macht
jetzt BSrskngeschäfte.'
Erster Strolch: .Was? IS er denn
Bankier geworden?'
Zweiter Strolch: vltt, T a s ch u-
diebl'
Bit kennt ihn.
Mann (oon der Jagd heimkehrend):
rieh' mal die beiden Kapital-Hasen:
sind sie nicht ihre zehn Mark werth?'
ffrau: Zehn maxi nnv davon ha t
Du nichts abgehandelt?'
Mit vorbekalt,
err: .Haben Sie Vertrauen zu mir,
mein Fräulein?'
räulein: ,O gewiß.... as heißt.
wenn Si wirklich rnsteAbstchten haben!'
aserndosblü!,.
Unterosfiiier: .Btischk, Si sind
schon der Alleidümmfle! .-. Sie hätten
da Pulver nicht einmal funden
selbst wenn S, der Beithold Schwarz
gewesen wären I'
(Quitt ?
Herr Kandis, ein reich gewordener
Kolonialwaaren, nebst Wein-, Tabak
und Cigarren-Händler, hat an den Re
staurateur Panschmann in Forderung
von 70 Mark, die er aber trotz eifrtgeu
Mahnen nicht betreiben kann. Schließ
lich kommt er aus den Gedanken: Wol
len' absaufen! Mit in paar Freunden
geht er zu Panschmann in di .süße Hei
math' und läßt Sekt ansahren, eine
Flasche nach der andern. AI er merkte.
daß die 70 Mal! voll sind, ruft er: .Du,
Panschmann l'
.Jawohl!'
.Wie viel hab' ich?'
.Siebzig Mark!'
.So viel bist Du mir j, schuldig!'
.Jawohl !'
.Dann sind wir also quitt !'
.Jamohl!'
Der Sekt war aber gut!'... Sag'
'mal, wo haft Du de her?'
.Den hab' ich von Dir 'rüberholen
lassen!'
,Wa'..? Anschrkiik lasskn?!!'
.Juhll'
Zn still.
Berliner (auf einem neu angelegten
Kirchhof, der erft wenige Gröber ent
hält): .Na, wissen Sie, lieber Dodten
jräbcr, hier steht' man recht troftlo
au: Hier möchte mm sich irklich bejra
den lassen, blo um 'n Biökev Leben
in die Bude zu bringen!'
Das erste Mittagessen.
Junger Ehemann: .Aber sage mir
doch, mein Herzchen, wag hat denn dieser
Rostbraten sür wen eigenthümlichen
Geruch?'
Junge Frau (ängstlich): .Da begreis'
ich wirklich nicht, ich habe doch selbst die
Zwieden, um ihnen den widerwärtigen
Geruch zu nehmen, mit Lau de Cologne
abgebrüht !'
Entführung.
Braut: .Hier ist ein Telegramm von
Papa!'
Bräutigam (erregt) : .Wa schreibt er?'
Braut (lieft): .Kommt nicht zurück
und Alles ist vergeben!"
Zoologisches.
Lehrer: .Haase, Sie Esel, stieren Sie
mich nicht so an mit Ihren Kalbsaugen
ochsen Sie lieber!'
Berg-Romantik.
Tourist: .Mädel, Du siehst wirklich
aus wie die Rose, die der Thau geküßt
hat!'
Rosl: .Der Thau nöt. aber der
HanSl.'
Rasfinirt
A: .Sehen Sie nur wie Fräulein
Elsa ihren Hund dressirt hat!'
B: .Wieso denn?'
A: .Na, der Köter muß immer hinter
ihr he, laufen, damit si sich ungenirt
nach den ihr folgenden Herren umsehen
kann!
sonderbare logik.
Vertheidiger: .Der Angeklagte ift
allerdirigz schon 42 Jahr alt; abr da
sein Großvater noch lebt, er also doch
noch Er,kU ist, so darf ich Sie wohl auf
fordern, seine Jugend in Betracht zu
ziehen, um ihm milderride Umstände zu
erwirken !'
Lrommer r7nsä.
Mann: .Siehst Du, Frau, ich habe
für Dich gesorgt und mein Leben mit
zweitausend Dollar versichert.'
Frau: .Du guter Mann, ach, hätte
ich doch erst daS Geld in Händen l'
Neue Uebersehung.
Reisender (auf einem Rheindampfer):
.Merkwürdig I Die englischen Misses
können ver Ooerngvck.r seien, wie der
Most Heuer sein wird. Sobald sie auf
daS Ufer schauen, sagen sie : Most beau
tifull Tröftlicd.
Reisender (im Gebirge) : .Also Ihr
Vater ist abgestürzt und Ihr Großvater:
demnach scheint das GechSft eine Füh
re, s doch recht gefährlich zu sein!'
Wdrer: .U, o chlimm ist' halt
doch nicht; auf warzig Reifende kommt
immer erst ein Führer!'
Boshafte jrag.
A: .Was, Docior. Sie dichten jetzt
auch?'
B. (Arzt): .Na. wissen Sie. um die
Zeit zu todten.'
: Ja, haben &te denn an de
Patienten nicht genug?'
Angeführt,
Auktionator: Hier, meine öerren.
dieses Buch ift ganz besorder werthvoll.
weil eS eigenhändige Randglossen Aleran,
der v. Humboldts enthält.
100 Mark zum ersten, zum tweiten
und zum dritten ! Zugeschlagen ! '
(Die iqenhändige Rundglosse des be-.
rühmten Gelehrten lautete: .DieS Buch
ist nicht des Lesens werth!')
Ein unpraktisches lieb.
Ein junger Komvonisi batt ill? ein.
Sopranftimme in wirklich wunderschö,
ne Lied geschrieben, da den Titel
führte: .Ach, wär' ich doch noch einmal
jung!'
Trotz glänzender Rezensionen fand daS
Weikchen aber keine Abnehmer.... e
fand sich keine Dame die 8 fingen wollte.